ungewolltes Grinsen - Psychologische Ursache?

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Krang2
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ungewolltes Grinsen - Psychologische Ursache?

Beitrag Do., 17.07.2014, 01:01

Ich hätte gern eine psychologische Erklärung für ungewolltes Grinsen in eigentlich ernsten Situationen. Es liegt jedenfalls nicht an Schadenfreude, Gehässigkeit, Verlegenheit oder erheiternd "entwürdigenden" Geschehnissen.
Ein Problem ist es deshalb, weil mir falsche Motive unterstellt werden (z.B. ich würde das Gesagte lächerlich finden oder anderer Meinung sein). Und es stört mich, daß ich nicht rauskriege, WARUM ich grinsen muß, denn sonst kann ich die Ursachen meiner Affekte "zurückverfolgen", wenn ich mich bemühe. Wie könnte ich herausfinden, woher das Grinsen kommt? Es geht schneller, als ich reagieren (es unterdrücken) kann, und ist bewußt mit keinem Gefühl oder Gedanken verbunden.
Über die Googlesuche konnte ich keine richtige psychologische Erklärung dafür finden, deshalb frage ich mal hier, vielleicht kennt jemand das Phänomen.

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lonely69
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Beitrag Do., 17.07.2014, 09:22

Also ich kenne das auch. Ich denke, es handelt sich dabei um Scham.
LG
Lonely

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neele
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Beitrag Do., 17.07.2014, 16:30

Hallo Krang!

Es ist ein Selbstschutz um seine wahren Gefühle nicht preisgeben zu müssen.

Ich arbeite mit Kindern und da erlebe ich das auch recht häufig, dass einige Kinder ,bei ernsten Gesprächen oder wenn geschimpft wird, grinsen.

LG neele

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Christine_Walter
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Beitrag Fr., 18.07.2014, 04:17

ich kenne eine, die hat eine zeitlang immer gelacht, wenn man ihr peinliche dinge sagte - wohl um vorzugeben, es wäre ihr egal. ihre tante zb sagte ihr einmal, da war sie wohlgemerkt schon anfang 20, sie würde beim essen schmatzen. jedem anderen wäre das unangenehm, aber sie hat gelacht.

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Krang2
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Beitrag So., 20.07.2014, 21:22

Hallo,
zunächst vielen Dank für eure Antworten! Scham oder Selbstschutz wäre möglich, weil ich oft bei sexuellen Gedanken grinse. Wie finde ich denn heraus, welches in einer Situation meine wahren Gefühle sind? Wieso müßte ich mich vor Freunden oder meinem Psychologen schützen? (In der Therapie mußte ich oft grinsen und wurde jedesmal gefragt wieso...meine Vermutung: Verlegenheit - wurde nicht angenommen)

@Neele, Erinnerst du dich an ein Beispiel und weißt noch, was vermutlich das wahre Gefühl des Kindes gewesen sein könnte? Und wieso mußte es das verbergen, durfte es seine Meinung nicht offen sagen? Ich sage sie wenn möglich immer offen.

Oft finde ich mein Grinsen genauso unpassend wie mein Gegenüber oder der Situation völlig unangemessen, reichlich kindisch.

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MissX
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Beitrag So., 20.07.2014, 21:34

Krang2 hat geschrieben:Wieso müßte ich mich vor Freunden oder meinem Psychologen schützen?
Vielleicht weil irgendwann einmal wahre Gefühle nicht genug wertgeschätzt, wahr-/ernstgenommen wurden. z. B. in der Kindheit.
Irgendwann ist es dann einfach ein Automatismus, der auf alle Menschen übetragen wird, um sich vor Verletzungen durch die Anderen zu schützen.

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Krang2
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Beitrag So., 20.07.2014, 22:44

@MissX, du meinst, ich nehme meine Gefühle in dem Moment selbst nicht so ernst?

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Krang2
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Beitrag So., 20.07.2014, 22:47

Christine_Walter hat geschrieben:ich kenne eine, die hat eine zeitlang immer gelacht, wenn man ihr peinliche dinge sagte
Das ist vermutlich Verlegenheit, das habe ich auch schon beobachtet, aber diese Reaktion meinte ich nicht. Ich meine kein unsicheres, überspielendes Lachen, sondern ein plötzliches Grinsen, dabei schaue ich dann schnell weg.

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ShadowOfTheVoid
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 01:56

Krang2 hat geschrieben:
Christine_Walter hat geschrieben:ich kenne eine, die hat eine zeitlang immer gelacht, wenn man ihr peinliche dinge sagte
Das ist vermutlich Verlegenheit, das habe ich auch schon beobachtet, aber diese Reaktion meinte ich nicht. Ich meine kein unsicheres, überspielendes Lachen, sondern ein plötzliches Grinsen, dabei schaue ich dann schnell weg.
Bei welchen Situationen zb.?
Hast du Fallbeispiele?

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Krang2
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 12:23

Ja, zwei sind mir besonders in Erinnerung geblieben:

Im ersten diskutierte ich mit meinem Freund über *Totenruhe*. Er wollte veranschaulichen, warum das für Angehörige so wichtig ist und wählte mit Absicht das Beispiel unserer Väter, die früh gestorben sind und die wir beide sehr liebten und noch heute vermissen. Ich verstand ihn, aber ich mußte plötzlich breit grinsen, als er meinte, ich solle mir mal vorstellen, jemand hätte in der Trauersituation seinen Vater als "Sexobjekt" betrachtet. Daraufhin behauptete er, ich würde seine Gefühle mißachten, lächerlich finden, nicht verstehen. Das war so traurig, weil ich ihn genau verstand und seine Gefühle sehr berechtigt fand, aber er wollte mir meine Beteuerungen natürlich nicht glauben.

Die zweite Situation war bei meinem Therapeuten. Er meinte, ich würde meine Neigung und mögliche Folgen bagatellisieren und wählte dann drastische Worte, wohl um mich wachzurütteln. Ich wußte, daß er das nicht als "Moralpredigt", sondern aus echter Sorge tat, und das merkte man ihm auch an. Aber da mußte ich schon wieder grinsen. Ich glaube, er fühlte seine Botschaft nicht ernst genommen, aber ich nahm sie ernst.

Das Grinsen entsprach also keineswegs meinen "wahren" Gedanken und Überzeugungen und führte zu Unverständnis....auch bei mir selbst. Und keiner glaubt mir, daß ich für das Grinsen einfach nichts kann. Es ist leichter, Rülpsen, Niesen oder Furzen zu unterdrücken, das kann ich euch versichern.

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Krang2
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 12:28

Noch was, wenn ich grinsen muß, senke ich sofort den Blick, drehe meist den Kopf nach rechts unten.


Feenya
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 13:27

... aber ich mußte plötzlich breit grinsen, als er meinte, ich solle mir mal vorstellen, jemand hätte in der Trauersituation seinen Vater als "Sexobjekt" betrachtet.
Da ich inzwischen auch schon Vollwaise bin, kann ich sehr gut erfühlen, worauf dein Freund mit dem Beispiel hinaus wollte.
Dein breites Grinsen in dieser Situation interpretiere ich als "Das ist doch sowas von absurd!", und da kann ich mir ein reflexartiges Grinsen, als Reaktion auf diese Absurdität, durchaus vorstellen.

Nekrophilie ist auch schwer zu begreifen.


Ich bin auch schon manchmal in ein Fettnäpfchen getreten, wenn ich nicht so bestürzt reagiert habe, wie man von mir erwartet hatte.
Bei mir ist es kein "ungewolltes" Grinsen, sondern ich "verharmlose" eine eher traurige Situation durch "Späßchen machen". Wenn man mich dann streng, pikiert, entrüstet, ... ansieht, dann sage ich immer: "Wenn es nicht zum Lachen wäre, dann wäre es zum Weinen!"

Ich weiß nicht, ob es bei mir daran liegt, dass ich schon soviel Leid einstecken musste. Jedenfalls denke ich, dass ich mich psychisch bis jetzt nicht so gesund halten hätte können, wenn ich immer das Weinen statt dem Lachen gewählt hätte.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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Krang2
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 23:20

@Feenya, das Lachen über etwas Absurdes oder auch über sich selbst kenne ich auch, aber das war es nicht. Dazu ist anzumerken, daß ich tatsächlich nekrophil bin und er das Beispiel deshalb nannte. Aber es ist eben nicht so, daß ich nicht mitfühlen könnte, denn ich habe meinen Vater auch verloren (und mein Lieblingskaninchen, auch wenn das für manche nicht zählt) und weiß, was Trauer ist. Es tut mir leid, daß du viel Leid einstecken mußtest, aber du scheinst eine starke Persönlichkeit zu sein, wenn du dir trotzdem das Lachen bewahren konntest.

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hope_81
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 23:30

Hi Krang,
also ich habe mich jetzt mal in etwa in diese Gesprächssitation eingefühlt und dann auch gegrinst und nach rechts unten
geschaut. Ich würde sagen, dass es tatsächlich Scham/ Verlegenheit ist. So fühlte sich die Kombination zumindest bei mir an.

Wahrscheinlich bezieht sich die aber nicht auf deine sex. Präferenz sondern schlicht auf die Äußerungen deines Gegenübers. Vielleicht so in etwa "na, wie können Sie denn so etwas sagen, dass gehört sich doch nicht".

Sag mal, haben sich Deine Schultern dabei nach oben gezogen?
Wenn, dann könntest Du Dich auch "ertappt" gefühlt haben.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Krang2
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Beitrag Di., 22.07.2014, 21:25

Ouu das ist für mich echt schwer nachzuspielen und die Reaktion bewußt herbeiführen zu wollen, weil sie immer spontan und unbewußt kommt. Ich glaube, ich ziehe die Schultern nicht nach oben, aber nach vorn.
Gepaart mit dem Wegschauen erscheint es mir fast wie ein Ducken, so als könnte ich damit dem Blick des Gegenübers entgehen.

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