Depression oder bloß faul?

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heissundkalt
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Depression oder bloß faul?

Beitrag So., 13.07.2014, 20:00

Hallo!

Ich wusste nicht ganz, ob ich das hier richtig einordne... aber ich versuchs mal hier...

Mein Freund stellt sich seit einiger Zeit die Frage, ober nicht depressiv sein könnte. Die Sache ist allerdings die, dass er, soweit ich das richtig wiedergebe, weder traurig, noch besonders unruhig, auch nicht aggressiv ist (wie sich bei Männern eine Depri ja auch bemerkbar machen kann).

Es ist nur enorm antriebslos. Nach einem Abi von 1,4 hat er im Grunde nichts gemacht... Er hat gejobbt und ist immer durchgekommen, aber er hat sein erstes Berufsziel nur unzureichend verfolgt und hängt jetzt, mit 28 total in der Luft. Das wäre ja alles ok, wenn ihn das nicht doch ganz tief in ihm stören würde...

Er meint, ja, irgendwann hätte er gerne Haus und Kind und nen guten Job. Aber dieses Fernziel reicht nicht, um ihn zu motivieren. Im Grunde lenkt er sich immer schnell ab (vll verdrängt er nur) und es ist immer alles ok. Aber regelmäßig erlebe ich eben, wie er dann doch wieder unzufrieden ist, wenn er Pläne , die er hatte (das geht schon bei kleinen Tagesaufgaben los) wieder und wieder nicht umgesetzt hat.

Er ist allerdings auch nie richtig wütend auf sich... oder er lässt die Gefühle nciht zu, das kann er selbst nicht sagen (ich würde zu letzterem tendieren).

Er hat Angst, dass er nur ein "Luxuxproblem" hat, was im Endeffekt ja stimmt, denn irgendwie gehts kja immer...nur wird er auf Dauer evntl. immer unglücklicher... und er denkt, vll sollte er sich doch an einen Therapeuten oder zuminest einen Coach wenden...ich bin selbst seit Langem in Therapie (kur vor dem Ende) und weiß: Es muss eine Symptomatik erkennbar sein...und es ist die Frage, ob ein Therapeut ihn Ernst nimmt...Denn es ist schon eine seltsame Sache... man denkt...hey, ist doch alles ok bei dir, aber so auf Dauer merke nun auch ich (wir sind seit 2,5 Jahren zusammen), dass da was nicht stimmt...ob allerdings wirklich eine Störung vorliegt...

Klar, mir kann das hier keiner beantworten, aber ich wollte mal ein paar Meinungen hören...
Haltet ihr so etwas für "therapierwürdig"??

LG und und ich freue mich auf jeden Kommentar!
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Tyrael
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Beitrag Sa., 19.07.2014, 22:07

Er hat Angst, dass er nur ein "Luxuxproblem" hat, was im Endeffekt ja stimmt, denn irgendwie gehts kja immer...nur wird er auf Dauer evntl. immer unglücklicher... und er denkt, vll sollte er sich doch an einen Therapeuten oder zuminest einen Coach wenden.
Auch Luxusprobleme sind ernstzunehmende Probleme. Die Gefühle kennen da keinen Unterschied, oder?
Vielleicht hilft es ihm etwas zu suchen was ihm Spaß macht, was ihn begeistert.

Es hört sich so an als könne er sich nur schwer für etwas begeistern und verliert schnell das Interesse.?
Ich kenne dieses Gefühl sich für nichts begeistern zu können. Nichts ist einem gut genug, es gibt immer Makel. Man sucht Perfektion. "Wenn es nicht von Anfang an perfekt ist oder die Aussicht hat perfekt zu werden ist es nicht Wert verfolgt zu werden" so denke ich oft, aber ich fange an zu erkennen, dass es nicht perfekt sein muss um einen glücklich zu machen. Vieles stellt sich auch erst später als gut genug herraus.
Und ganz wichtig dabei ist neues auszuprobieren, was berufliches anbelangt.

Ob das Therapiewürdig ist weiß ich leider nicht, da ich selbst mich auch drücke (denke, dass ich keine benötige).

Liebe Grüße,
Tyr
"I´m just a soul whose intentions are good, oh Lord please don´t let me be misunderstood"

"It´s not always black,
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Solage
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 48
Beiträge: 2858

Beitrag Sa., 19.07.2014, 22:20

Also einer meiner Söhne ist jetzt 20 Jahre alt geworden. Hat Abi gemacht und hängt in der Luft!!! Find ich jetzt auch nicht so erquicklich!
Würde ihn jetzt aber wegen seiner Bequemlichkeit nicht in Therapie schicken. Das ist ja nicht krank.
Mein Mann und ich haben ihm gesagt, dass wir ihn nicht ewig durchfüttern. Er hat für sich einen Plan, den er verwirklichen möchte. Wir lassen ihm da Zeit. Er hat Hobbys und brennt dafür. Aber, er muss ALLEINE seinen Weg finden. Wenn ihm immer irgend jemand die Kohlen aus dem Feuer holt, finde ich das nicht gut....Warum soll jemand Veränderung anstreben, wenn es auch ohne irgendwie geht....??? Also nach einem gewissen Zeitrahmen, dem wir ihm noch einräumen, ist einfach Schluss. Auch finanzieren wir seine Privatvergnügungen nicht mehr. Nicht weil wir ihm das alles nicht gönnen und ihn nicht lieben, sondern ganz im Gegenteil! Dass er sich selbst so wichtig wird, um sich darum auch selbst zu kümmern.

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annamirli
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Beiträge: 9

Beitrag Mo., 21.07.2014, 20:11

Hallo heißundkalt

Ich habe diese Seite heute erst entdeckt und mich direkt gleich mal registriert, weil ich es ganz aufbauend finde mich mit Gleichgesinnten auszutauschen

Ich selbst leide an Dempression und ich kann dir mitteilen, das du herausfinden kannst, ob dein Partner depressiv oder faul ist.
Bei einer Depression ist man eigentlich zu nichts mehr zu gebrauchen. Man möchte nur seine Ruhe haben und will nix sehen,hören oder gar etwas unternehmen.

Bis dahin kônnte es auch Faulheit sein,
Aber wenn er seine absoluten Lieblingsbeschàftigungen nicht mehr nachgehen mag und sich liebet im Bett verkriecht, statt einem geliebten Hobby nachzugehen,
dann ist er definitiv depressiv. In solchen Fällen hilft kein " Reiß dich doch mal zusammen" oder Bestechungsversuche " Wenn du mich lieb hast hilfst du mir bei der Hausarbeit"...
Dann sollte er Wirklich Hilfe bekommen.
Von selbst kommt man aus diesem Tief leider nicht mehr heraus und es wird immer schlimmer...

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen und würde mich freuen,wenn du weiterberichtest, was du herausgefunden hast.

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Tyrael
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Beiträge: 231

Beitrag Di., 22.07.2014, 01:02

Wie sieht es aus mit nur im Bett liegen und Videospiele spielen und Sex, aber sonst nur mit sanfter Gewalt zu seltenen Auswärtsaktionen zu bewegen. Hört sich das auch nach depressivem Verhalten an?

Liebe Grüße,
Tyr
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annamirli
sporadischer Gast
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Beiträge: 9

Beitrag Di., 22.07.2014, 08:33

Nein, wenn man im Bett liegt und Games spielt oder Sex hat, geht man ja einer Tätigkeit nach, hat also Lust darauf und Spaß daran. Bei einer Depression wäre überhaupt nicht an solche Aktivitäten zu denken! Man ist wie gelähmt und man hat an nix mehr Freude. Man ist totunglücklich und weiß meist nicht mal warum. Es ist , als ob man in ein riesengroßes schwarzes Loch fällt und aus dem kommt man leider nicht mehr allein raus.
Deshalb ist medizienische Hilfe unausweichlich !

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Tyrael
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Beiträge: 231

Beitrag Di., 22.07.2014, 09:40

Hmm, verstehe.
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Kaltblüter
Helferlein
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Beiträge: 49

Beitrag Di., 22.07.2014, 18:59

Hallo heissundkalt,

ob dein Freund eine Depression hat oder nicht, kann ich dir nicht sagen. Was ich aber weiß ist, dass ein Zustand wie seiner wahnsinnig quälend sein kann. Immer wieder Ideen zu haben, dann aber sofort die Energie zu verlieren ist unheimlich frustrierend und kann auch jede Menge Selbsthass auslösen. Man spürt das Leben an sich vorbeiziehen und weiß nicht, wem außer sich selbst man die Schuld dafür geben soll, aber auch das gibt einem nicht mehr Energie. Eher noch mündet es in einen Teufelskreis.

Die Ablenkungen, mit denen man sich dann befasst, sind auch nicht das, was man wirklich tun will. An Tagen, an denen ich nur durch verschiedene Websites klicke, genieße ich das keineswegs. Ich hatte mir tausend andere Dinge vorgenommen, aber mir fehlt völlig der Antrieb und das ist so quälend, dass ich mich irgendwie ablenken muss. Sicher, es gibt Depressionsgrade, da ist nicht einmal mehr das möglich. Soweit will man es aber vielleicht gar nicht erst kommen lassen. Insofern - wenn dein Freund unter seiner Situation leidet und sich daraus trotzdem kein Antrieb ergibt, etwas zu ändern, wäre zumindest professionelle Beratung irgendeiner Art vielleicht angebracht. Falls die Therapeuten ihn nicht ernstnehmen, kann er sich ja immer noch an einen Coach werden.

P.S.: Ich sehe gerade, dass er auch mit kleinen Tagesaufgaben Probleme hat. Sind damit alltägliche Sachen wie Wäsche waschen gemeint? Falls ja, dann würde ich sagen: Auf jeden Fall mal abklären lassen!

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AnnaNym
sporadischer Gast
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Beiträge: 19

Beitrag Fr., 01.08.2014, 04:53

Ich selbst bin weder traurig noch niedergeschlagen, sondern extrem müde, antriebslos, gereizt und aggressiv (u.v.m). Bei mir wurde über Monate hinweg u.a. die Diagnose Erschöpfungsdepression (Burnout) erstellt.

Man kann auch nicht sagen, dass man während einer Depression überhaupt keiner Alltagsaktivität nachgeht/nachgehen kann, denn man unterscheidet ja auch die Schwere der Erkrankung: leichte/mittlere/schwere Episode.

Vielleicht findest du deinen Freund unter diesen Begriffen wieder:
Erschöpfungsdepression - Burnout-Syndrom - Helfersyndrom - Betriebsneurose - Erschöpfungsreaktion - Erschöpfungszustand - Konfliktreaktion - Angststörung - Versagensängste - Zeitnot - Stress - Lärm - gehetztes Arbeitsmilieu - Existenzkampf - Konkurrenzkampf - Beförderungskampf - Aufstiegskampf - Partnerprobleme - Familienprobleme - sexuelle Konflikte - Haushaltsstress - finanzielle Sorgen - mangelnde Aussprachemöglichkeit - Vereinsamung - Entwurzelung - Übergewissenhaftigkeit - krankhafter Ehrgeiz - Entäußerungsschwäche - Frustrationen - Kränkungen - Demütigungen - Mobbing - Erholungs-Unfähigkeit - chronische Müdigkeit - Tagesmüdigkeit - reizbare Schwäche - Schmerzempfindlichkeit - Gefühlslabilität - Wetterfühligkeit - innere Emigration - innere Kündigung - Ironie - Sarkasmus - Zynismus - neurotischer Grundcharakter - psychosoziale Belastungen - Sandwich-Position - Delegations-Unfähigkeit - Überempfindlichkeit - Angst - Resignation - Misstrauen - Unsicherheit - Abschaltstörung - Einschlafstörung - Traumbelastung - Konzentrationsschwäche - Vergesslichkeit - Impulsivität - Unbeherrschtheit - Gefühlsausbrüche - Reizbarkeit - Aggressivität - psychosomatische Störungen (Kopf, Herz-Kreislauf, Atmung, Magen-Darm, Wirbelsäule und Gelenke u. a.) - hypochondrische Befürchtungen - Krankheitsangst - doctor-hopping - doctor-shopping - Selbstbehandlungsversuche - Alkoholmissbrauch - medikamentöse Betäubung - Unfallneigung - Examensstress - Gerichtsverfahrens-Stress - Entschlusslosigkeit - Versagensgefühle - Unfähigkeitsgefühle - Lärmempfindlichkeit - Schmerzempfindlichkeit (Quelle: psychosoziale-gesundheit.net)
>>> schon länger im Forum, leider alte Zugangsdaten vergessen <<<

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Thread-EröffnerIn
heissundkalt
Forums-Gruftie
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Beiträge: 536

Beitrag Sa., 03.01.2015, 21:49

So lange habe ich mich nicht mehr gemeldet, aber ich danke euch für eure Beiträge!!!!

Kurz nachdem ich den Beitrag hier erstellt hatte bekam mein Freund ein Jobangebot (über einen älteren Kontakt). Es scheint ihm momentan ganz gut zu gehen.

Es ist nicht so, dass ich mich mit Depressionen nicht auskenne...leider recht gut sogar. Ich war (habe noch ca 9 Sitzungen offen) lange in Therapie. Da kam einiges zusammen...aber leichtere bis mittelgradige Depressionen waren auch dabei....

Ich habe mich nur gefragt, ob eine Depression sich so sehr " verstecken" kann (lavierte Depri?), dass die Symptome nicht klassisch sind. Es ist ja so...auch wenn er jetzt einen Job hat (übrigens immer mal ein paar Tage prob Woche, dann wieder ne Woche nicht. Aber recht gut bezahlt) heißt das nicht, dass er diesen bis zum Lebensende machen will bzw er kommt nicht weiter und das sagt er, wäre sein Fernziel. Ich habe ein bisschen Angst, das er sich immer wieder kurzfristig zufrieden gibt um sich schließlich zu fragen, wo die Zeit geblieben ist. Ihm fehlt einfach der Antrieb und Durchhaltevermögen. Nun ja. Aber momentan existiert zumindest oberflächlich betrachtet kein Leidensdruck. Insofern hoffe ich das Beste.
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Tyrael
Forums-Insider
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männlich/male, 21
Beiträge: 231

Beitrag So., 22.02.2015, 17:52

Depressive Verstimmungen können denke ich alle möglichen Ausprägungen haben.

Ich "reiße mich dann immer zusammen" und mache etwas was mir sinnvoll erscheint und lenke mich ab, aber habe zu wenig Energie um es kontinuierlich zu machen, bin dann frustriert und gebe es auf, nur um mir dann etwas Neues zu suchen "was ich mehr mag, was ja eigentlich auch viel besser zu mir passt, das andere war wohl ein Fehltritt, aber auch garnicht so wichtig."


Klingt blöd, ist es auch.

Wie Kontinuität gewinnen, weiß ich nicht, aber ich bleib hier Ohr und schreibe dir, wenn ich was gutes gefunden habe.

liebe Grüße
Tyrael

P.S.: Tritt ihm in den Arsch, wenn er morgens nicht hingehen will oder faul wird. Ich wünsche mir, dass ich Jemanden hätte der das für mich macht.
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