MS Verdacht-Ich habe schreckliche Angst!!

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Verocasa
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Beitrag Mi., 21.01.2015, 09:41

Hallo Nesta,

danke für Deine Antwort. Sie klingt gut.

Liebe Grüße, und Dir alles Gute.
Vero


Hallo leberblümchen,

kann ich verstehen und akzeptieren, wenn Du das so siehst; ich hatte auch nicht angenommen, dass Dir meine Betrachtung hilft - sollte halt nur darstellen, wie ich damit inzwischen umgehe, und dass es mir weitergeholfen hat, die Sache mit Krankheit und Tod ein bisschen philosophisch zu sehen. Aber Du hast es mir nun mitgeteilt - danke dafür, und gut ists. (Nur so "mit Herzblut" zu schreiben - denn ich hab mich selbst dahin durchgekämpft, das war auch für mich nicht so einfach, ich hatte mein Leben lang viel mit Ängsten zu tun - und es dann völlig übersehen zu finden, hat mich im Moment ein bisschen gekränkt. Aber nur einen kleinen Moment lang. )

Auf jeden Fall auch Dir alles Gute.

Vero
Zuletzt geändert von Verocasa am Mi., 21.01.2015, 09:47, insgesamt 1-mal geändert.

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leberblümchen
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Beitrag Mi., 21.01.2015, 09:47

Noch mal ganz kurz: Mein Ansatz ist halt ein anderer. Ich möchte herausfinden, warum ich diese Angst 'brauche'. Ich arbeite wirklich hart daran, und klar: Ich weiß natürlich auch, dass der Tod sein muss. Aber das tröstet mich nicht. Vermutlich ist die Todesangst ja auch nur ein Symbol für etwas anderes. Tja, keine Ahnung bisher.

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Chancen
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Beitrag Mi., 21.01.2015, 10:43

Hallo Leberblümchen, hallo Nesta, hallo Verocasa!

Ich kenne diese Angst (bzw. Ängste) nur allzugut.
Auch seit ich denken kann.

Einerseits die Angst vor dem Totsein selbst (so wie es Leberblümchen beschreibt), zum Anderen auch Angst vor einer tödlichen Diagnose und dem Leiden und Sterben an sich.

Ich kenne den Ärztemarathon und diese besch**** Ungewissheit.


Die Angst vor dem Totsein hat sich inzwischen etwas relativiert. Irgendjemand hat mich mal gefragt, was denn wäre, wenn das Gegenteil zutreffen würde - ewig leben. Wenn ich nun wüsste, dass ich ewig ewig ewig leben würde. Wie würde sich das anfühlen? Und zu meinem großen Entsetzen konnte ich in mir dann ebenso ganz deutlich diese Angst spüren. Die Vorstellung von ewig ist unendlich angstbesetzt, für mich. Egal ob ewig Totsein oder ewig Leben.

Drum hat diese Angst bei mir inzwischen nachgelassen. (Sofern ich mich nicht gedanklich intensiv darum drehe - was ich zu vermeiden versuche)


Die Angst vor der tödlichen Diagnose und die Angst vorm Sterben selbst taucht immer wieder mal auf. Meist in Stressphasen.

Ich hab' mal eine Studie gelesen, da stand drin, dass die sorgenvolle Beschäftigung mit Tod und Kranksein bzw. Unfällen etc. (sich Sorgen machen um sich und Andere) ein Bewältigungsmechanismus ist, um mit seinen (schlimmen) Gefühlen umzugehen.
Die Sorge sei also immer noch die beste Lösung für die Person, die sich Sorgen macht.

Ich habe versucht, das bei mir zu finden und hab' festgestellt, dass ich mir oft dann Sorgen mache (und irgendein Symptom oder eine vermeintliche tödliche Krankheit auftaucht), wenn es irgendwas anderes Stressiges in meinem Leben gibt. Manchmal ignoriere ich die Gefühle, die dann zum anderen Thema gehören und dann kommt die Angst.
Die geht dann weg, wenn ich die Gefühle richtig zuordne. Z.B. Wut in einer bestimmten Situation zu spüren oder auszudrücken löst die Angst.

Früher hatte ich an negativen Emotionen immer bloß Angst gespürt und nichts Anderes.

Seit ich auch Wut etc. zulasse, geht's mit der Angst besser.

Natürlich gibt's immer wieder mal Phasen, wo's nicht gelingt.
Aber ich nehme die Angst dann als Alarmzeichen her, zu sehen was denn grad schief läuft.


Manchmal hatte ich das Gefühl, dass wenn mir ein Arzt eine tödliche Diagnose stellen würde, dass ich erst dann wirklich anfangen könnte zu leben. Also, dass wenn er mir sagen würde: Sie haben noch 6 Monate zu leben, dass ich dann das Gefühl hätte, in diese 6 Monaten alles zu dürfen, was ich mir nun versage. So richtig nach meiner Facon zu leben.

Und da dachte ich mir dann, halt! Wo ist der Unterschied? Wenn mir jetzt ein Arzt sagen würde: "Sie haben noch 30 Jahre zu leben" (was ja sehr plausibel wäre) - warum erlaube ich mir dann nicht die nächsten 30 Jahre so unbeschwert zu leben?

Und das hat mir ebenfalls in den letzten Jahren geholfen. Die Vorstellung, bereits die Diagnose erhalten zu haben und zu wissen, noch ein paar Jahrzehnte zu haben und auskosten zu dürfen.

Das Spiel mit den Zeiträumen hat mich irgendwie beruhigt: "Sie haben noch 4 Jahre" oder "Sie haben noch 50 Wochen" oder "Sie haben noch 16 Jahre" oder "Sie haben noch 1,5 Jahre".

Keine Ahnung warum.

Zusätzlich, und das berührt Verocasas Antwort, hat's mir extrem gut geholfen (besser als irgendetwas je zuvor), mich mit Achtsamkeit und damit in Zusammenhang stehender buddhistischer Philosophie zum Thema Leiden und Tod auseinanderzusetzen.

Das (Achtsamkeitspraxis, MBSR) ist für mich der einzige Weg, der mir in irgendeiner Form Hoffnung geben konnte und gibt, selbst gut mit mir und der Angst und den Sorgen umzugehen.

Wenn mir das nicht über den Weg gerannt wäre, dann wär' ich schon lange sehr verzweifelt.

Chancen

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Verocasa
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Beitrag Mi., 21.01.2015, 13:00

Liebe Chancen,

Du bestätigst sehr viel von dem, wie ich es auch sehe.

Es ist eine Art Nebenkriegsschauplatz, den die hypochondrischen Ängste einnehmen; andere erleben aus dem gleichen Grund Zwänge und Süchte: als eine Ablenkung des Unbewussten von dem, was eigentlich ansteht - die Psyche sucht sich davon einen Ausweg, und meist besteht gleichzeitig auch Stress, mit dem man nicht fertig wird.

Zu dem anderen, was Du schreibst: Ich selbst hatte die größte Todesangst, als ich entgegen meiner Natur lebte und es keinen Ausweg gab! Also als ich gar nicht richtig lebte, eigentlich immer weg wollte und nicht konnte …

Aber heute bin ich der Meinung, dass - so unlogisch das auch klingt - unsere Psyche eigentlich einen Schutz schaffen möchte, sie möchte Schlimmeres verhüten. Bloß dumm, wenn dann die eigentlich gewünschte Ablenkung selbst zum Problem wird. Dann wird es vermutlich Zeit, sich dem zu stellen, was dahinter liegt.

LG Vero

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Chancen
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Beitrag Mi., 21.01.2015, 13:41

Es ist eine Art Nebenkriegsschauplatz, den die hypochondrischen Ängste einnehmen; andere erleben aus dem gleichen Grund Zwänge und Süchte: als eine Ablenkung des Unbewussten von dem, was eigentlich ansteht - die Psyche sucht sich davon einen Ausweg, und meist besteht gleichzeitig auch Stress, mit dem man nicht fertig wird.
Das ist auch meine Vermutung.

Todesangst als Symbol für etwas anderes (so wie es Leberblümchen schreibt) berührt den gleichen Punkt.
Aber heute bin ich der Meinung, dass - so unlogisch das auch klingt - unsere Psyche eigentlich einen Schutz schaffen möchte, sie möchte Schlimmeres verhüten. Bloß dumm, wenn dann die eigentlich gewünschte Ablenkung selbst zum Problem wird. Dann wird es vermutlich Zeit, sich dem zu stellen, was dahinter liegt.
Bloß, dass das nicht so einfach ist, weil man ja guten Grund hatte das Darunterliegende wegzudrücken.
Und das Offensichtliche (die Angst) einfach so überwältigend ist, dass sie volle Konzentration einfordert. Man kann sie nicht wegdrücken. Sie fordert die ganze Aufmerksamkeit, und alles Andere (Darunterliegendes) spielt in Phasen der Angst überhaupt keine Rolle.


Ich nehme wie gesagt, Angst als Alarmzeichen wahr, dass ich genau schauen muss, was gerade in mir passiert. Worüber denke ich nach, was beschäftigt mich (auch nur kurz - was drücke ich weg, weil ich das Gefühl gar nicht brauchen kann im Augenblick) etc.

Und da finde ich oft mehr als das, worum sich dann meine jeweilige Hauptangst dreht.


Weiters habe ich für mich erkannt, dass meine Angstgedanken unerschöpflich sind. Dass ich sie solange durchspielen kann, wie ich atme.

Und deshalb ist auch die Achtsamkeit (Achtsamkeitsübungen), die mir so gut tut, so wichtig geworden - um diesen unendlichen Fluss zu stoppen.

Chancen

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Nesta
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Beitrag Mi., 21.01.2015, 14:15

Hallo Leberblümchen!

Ich selber habe bei mir bemerkt, dass es keinen Sinn macht mich aufzumuntern, mir zu erklären oder mich anzubrüllen. Wenn der Modus Angst läuft, dann dringt nichts und niemand mehr zu mir durch.
Das mit den toten Berühmtheiten habe ich nicht in der Form. Vielleicht würde ich einen kurzen Gedanken daran verschwenden, dass das Leben vergänglich ist...aber das war es dann auch.
Bezieht sich deine Angst was die Kinder betrifft auch auf Krankheiten oder "nur" auf Unfälle etc? Wissen deine Kinder wie es dir geht? Oder Freunde?
Ich frage mich selber, welche Auslöser es bei mir gäbe. Nunja...mein Vater ist mit 49 Jahren tot umgefallen und mein 1. Mann starb innerhalb von 2 Tagen an einer Blutvergiftung. Beide Male habe ich von einem Tag auf den anderen einen geliebten Menschen verloren.
Es ist so eine Sache mit der Ungewissheit. Zumindest glaube ich, dass mir die Zeit davon läuft und ich nicht 1 Monat auf einen Termin warten kann. Dann "gönne" ich mir einen privaten Arzt, wo man bekanntlich sehr rasch einen Termin bekommt. Mein Mann ist natürlich wenig begeistert aber ich habe da solche Angst, dass ein anderer Weg nicht in Frage kommt.

Was den Krebs betrifft...hast du Angst vor Schmerzen und Leid oder die Tatsache, dass es dich nicht mehr gibt?

Liebe Grüße!
Nesta

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lemon
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Beitrag Mi., 21.01.2015, 20:43

Wieso hast du eigentlich so viel Angst Nesta und hängst so sehr an deinem Leben?

Ich kann mir das kaum vorstellen, denn so leben wie du mit all dem Krankheits-Angst-Stress stelle ich mir nicht erstrebenwert vor.

lemon
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ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

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leuchtturm
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Beiträge: 1998

Beitrag Mi., 21.01.2015, 20:53

@Nesta und Leberblümchen:
was müsste gegeben sein, damit diese Angst weg ist?
Welche Voraussetzungen bräuchte es?

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