Trauriges Ende einer misslungener Therapie

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Jezabel
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Trauriges Ende einer misslungener Therapie

Beitrag Mi., 26.08.2015, 13:12

Hi Zusammen,
ich habe gestern meinem Therapeuten gefragt ob er denkt, dass die Verlängerung meiner Therapie einen Sinn macht. Er hat mir vor ein paar Wochen gesagt, dass er mir nicht helfen kann, dann hat er die Meinung geändert und hat doch eine Verlängerung beantragt und als ich ihn gefragt habe ob er jetzt denkt, dass er mir doch helfen kann, hat er meine Frage ignoriert.Wir hatten die letzte Zeit Probleme und Unstimmigkeiten und er war dann immer ein bisschen eingeschnappt. Ich habe dann meine Entscheidung getroffen, die Therapie zu beenden, da ich mich immer wieder verletzt gefühlt habe und nicht mehr wusste was ich jetzt wieder getan habe, dass er so reagiert hat.
Als ich gestern zu ihm kam da wusste er noch nicht, dass es der letzte Mal ist. Ich habe noch gezweifelt. Als er dann kam und mich fragte wie es so war... (ich habe normalerweise immer frei erzählt was ich auf dem Herzen hatte), ich habe ich aber diesmal gefragt: wie war was? Er wüsste nichts, er ist von einer Aussage zu andere gewechselt und sich noch mehr verstrickt, da er plötzlich nicht wüsste wer ich war was in meinem Job war etc. Das hat mich nur bestätigt, dass er nicht mal weist was wir letztens besprochen haben, wo es Probleme gab und was mich beschäftigt. Er hat sich nicht mal die Mühe gegeben etwas zu notieren oder zu lesen was wir letztes mal besprochen haben. Diesen Eindruck habe ich schon lange gehabt. Als ich ihn gesagt habe, dass ich daran zweifle, dass die Therapie verlängert werden soll, da hat er gesagt, dass ich eine Pause brauche weil ich ziemlich viel Stress habe und ich mich so in einem oder zwei Monaten wieder melden soll um ihm bescheid zu sagen was Sache ist. Er ist aufgestanden und ich auch und wir sagten uns Tschüß und dann bin ich gegangen. Das war's dann wohl mit dem therapeutischen Beziehung. Ich dachte, dass er wenigstens fragen wird, wie meine Eindrücke waren. Wie das jetzt kam, dass ich es nicht mehr will. Da kam aber nichts. Ich war enttäuscht, weil ich dachte, dass er als Therapeut sein verletztes Stolz doch einstecken kann und mit mir reden kann, was gelaufen ist und wie wir beide die Therapie empfunden haben. Was mir immer hinter seinem professionellen Zuwendung "durchgescheint" hat war ein großes Ego, dass mich daran gehindert hat ihm zu vertrauen und mich richtig einlassen. Meine Wahrnehmungen hat er gestern nun selbst, persönlich bestätigt

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Candykills
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 17:52

Hi Jezabel

Das tut mir sehr leid, dass deine Therapie so einen schlechten Ausgang genommen hat. Hast du denn nicht am Anfang der Therapie schon gemerkt, dass es mit ihm vielleicht nicht so passt - du schreibst ja, dass du ihm nicht vertrauen konntest? Es ist halt Schade um die vielen Stunden, die du dadurch vergeudet hast.

Lieben Gruß
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Jezabel
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 19:02

ja, du hast Recht Candy. Es war meine erste Therapie und ich wusste nicht, dass ich die Möglichkeiten hatte zu wechseln. Ich dachte bei so wenigen vorhandenen Plätzen muss ich da bleiben. Ich habe mich nicht rechtzeitig informiert und dadurch habe ich Fehler genacht.Ich habe mich jetzt von anderen Psychologen beraten lassen und er sagte, das ich meinem einen Email schreiben soll und ihn mitteilen wie ich mich gefühlt habe, wie sich das ganze auf mich ausgewirkt hat. Aber ich kann nicht, es ist für mich abgeschlossen.

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Sprachlos.
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 20:40

Hallo,
es tut mir leid, dass das Ende so mies war. Aber vielleicht kannst du es als Bestätigung für dich nehmen, dass deine Entscheidung zu gehen, die richtige ist. Dass dein Empfinden, ihm nicht wirklich vertrauen zu können, berechtigt war. Dass er einfach nicht der richtige für dich war.
Aber trotzdem schade. Ich habe selber gerade ein ganz schlechtes Ende einer Therapie, bzw. einen Abbruch/ Wechsel hinter mir. Ich finde, so ein schlechter Schluss lässt auch vieles, was vielleicht auch gut war, in einem anderen Licht dastehen. Unecht. Zumindest in meinem Fall.
Aber: du hattest doch überlegt, die Therapieform zu wechseln und weiterzumachen, oder? Ich habe durch meinen Wechsel gemerkt, dass manche Probleme, von denen ich dachte, es wären meine Probleme, bei der neuen Thera gar nicht erst auftauchen. Ich dachte, nach dieser ersten schlechten Erfahrung könnte ich noch schwerer Vertrauen. Ich hatte in der ersten Therapie so lange Schwierigkeiten zu glauben, dass sie echt ist. Dass sie wirklich verständnisvoll ist und nicht zu Hause über mich und meine Probleme ablästert. Dauernd waren da misstrauische Gedanken. Jetzt bei der neuen gar nicht. Keine Zweifel, ob sie echt ist. Sie vermittelt mir eine ganz andere Sicherheit in jeder Hinsicht. Jetzt im Vergleich merke ich erst richtig, was jetzt alles besser ist als bei der ersten. Dinge, die mir so gar nicht bewusst waren.
Das wünsche ich dir auch. Wenn du immer noch wechseln möchtest, dass du dann auch so eine gute Erfahrung machst. Vertrauen kannst.

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Jezabel
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 21:25

Liebe Sprachlos,
das genau habe ich auch die ganze Zeit gespürt. Dieses unechte Zuwendung und vor allem eine unechte Empathie, die eigentlich gar nicht da war. Ich finde es auch schmerzfrei, dass er am Ende gesagt hat: ja Sie haben viel Stress die letzte Zeit gehabt, Sie brauchen die Pause... Es fühlt sich so an, als hätte er mir den Ball zurückgespielt nach dem Motto: es war deine Schuld, dass es nicht funktioniert hat - Du warst im Stress.. (na klar, sonst wäre ich ja nicht in der Therapie).
Es ist bitter aber wenigstens habe ich erkannt, dass es mir nicht hilft und ich habe mich entschieden dies zu beenden. Ich werde jetzt nach einem anderen Therapeuten schauen aber erst warte ich auf die Entscheidung meiner KK. Mein Therapeut hatte die Therapie verlängert und ich warte jetzt. Wenn die weitere Stunden genehmigt werden, werde ich wo anderes meine Therapie machen. Die Frage ist aber ob man in den restlichen Verlängerungsstunden noch die Therapie "retten" kann bei einem anderen Thera?? Ich werde es jedenfalls versuchen.

Danke dir

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Sprachlos.
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 21:42

Wieviele Stunden hast du denn dann noch? Dazu kommen ja auch nochmal fünf probatorische Stunden.
Ich habe gerade bei mir das Gefühl, es geht jetzt im Schnelldurchlauf. Erst ewig keine Veränderung und jetzt bei der neuen in ein paar Stunden so viel mehr Fortschritte als vorher in einem Jahr. Hm. Eigentlich mehr. Auch wenn es irgendwie traurig ist, weil ich mir das bei der ersten doch auch gewünscht hätte.
Einmal musst du dich aber noch an deinen alten Therapeuten wenden. Du brauchst eine Bescheinigung, wieviele Stunden er abgerechnet hat, bzw. wieviele Stunden jetzt noch übrig sind.

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Jezabel
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 21:59

Ah ok, das mit dem Bescheinigung wusste ich nicht. Eine Stunde am Telefon mit einem anderem Psychologen hat bereits mehr geholfen als ein Jahr in der Therapie bei meinem ex-Therapeuten. Ich warte jetzt ob die Kasse die weitere Stunden genehmigt oder nicht. Ich schätze wenn ja, dann wären es 20 Stunden vielleicht, denke ich. Ich wollte ihn gar nicht mehr anschreiben, obwohl mir der andere Psychologe dazu geraten hat. Und wenn ich die KK frage wie viele Stunden er abgerechnet hat? Ich habe die KK noch gar nicht informiert

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Sprachlos.
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 22:14

Bei der Krankenkasse kommt die Abrechnung ca. ein halbes Jahr verspätet an. Die können dir nicht weiterhelfen. Der Therapeut rechnet mit der kassenärztlichen Vereinigung ab. Die prüfen die Abrechnung und geben das dann an deine Krankenkasse weiter. Dauert aber mehrere Monate, bis die Daten bei deiner Kasse ankommen.
Den Antrag auf Wechsel stellt dein neuer Therapeut. Ich habe vor den neuen probatorischen Sitzungen meiner Krankenkasse Bescheid gesagt, dass ich wechseln muss, aber wenn ich es richtig verstanden habe, hätte ich das nicht machen müssen. Aber schadet ja auch nicht und sicher ist sicher.
Im Nachhinein finde ich es erschreckend, wie groß die Unterschiede von Therapeuten sind, bzw. wie sehr unterschiedlich ich auf verschiedene reagiere. Ich glaube, das mit den probatorischen Sitzungen ist wirklich wichtig. Sich ein paar anzuschauen und zu vergleichen. Habe ich leider nicht gemacht damals. Ich war froh, dass da jemand einen Platz hatte.

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Jezabel
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Beitrag Mi., 26.08.2015, 22:43

Sprachlos da sprichst du meine Wörter, ich dachte auch, dass ich nichts anderes finde und dass ich sowieso Glück hatte, dass er mich aufgenommen hat. Ich werde ihn morgen anschreiben und ihn um diese Bescheinigung bitten. Ist dieses Bescheinigung für den neuen Therapeuten dann? Und wenn der ex-Thera es verweigert?

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Fruehlingsblume
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Beitrag Do., 27.08.2015, 18:45

Liebe Jezabel, da ich sehr ähnliches erlebt habe und da anfangs auch recht unwissend war, hier ein paar Gedanken:
Jezabel hat geschrieben:Hi Zusammen,
Er ist aufgestanden und ich auch und wir sagten uns Tschüß und dann bin ich gegangen. Das war's dann wohl mit dem therapeutischen Beziehung. Ich dachte, dass er wenigstens fragen wird, wie meine Eindrücke waren. Wie das jetzt kam, dass ich es nicht mehr will. Da kam aber nichts.
Das zeigt, wie sehr er um sich selbst kreiste. Schau, DU hast einen Abschied hinbekommen, der von beiden Seiten jetzt recht nüchtern erfolgt ist. Ich hatte bei der vorherigen Therapie am Ende noch Lobhudeleien aufgefahren, in der ständigen Hoffnung noch irgendwas hinzubiegen oder zu retten oder endlich die Wertschätzung zu bekommen, die ich mir die ganze Zeit gewünscht hatte...
Jezabel hat geschrieben:Es fühlt sich so an, als hätte er mir den Ball zurückgespielt nach dem Motto: es war deine Schuld, dass es nicht funktioniert hat - Du warst im Stress.. (na klar, sonst wäre ich ja nicht in der Therapie).


Das scheint ein Klassiker der Therapeuten, die die "Fehler" beim Patienten suchen. Verdrehen von Dingen ist eine gemeine Sache, ein wenig wie Gehirnwäsche. Du warst diejenige, die Unterstützung gesucht hat, seine Aufgabe wäre Professionalität gewesen. Z.B. eine Supervision anzubieten, z.B. auf deine Signale, Äußerungen, das was nicht passt, flexibel zu reagieren, z.B. eine vernünftige Ablösung aus der jetzigen Therapie anzubieten.

Wenn du das Verfahren wechseln möchtest, geht´s vielleicht auch anders: Bei mir wurde komplett neu beantragt seitens neuem Thera, irgendwelche Fakten aus der alten Therapie musste ich nicht erbringen, außer Anfang und Ende dem neuen Thera zu nennen. So habe ich eine vernünftige Anzahl an Stunden bekommen, vielleicht geht das bei dir auch?

Da bleibt sicher noch eine Weile ein bitterer Beigeschmack und vielleicht wirst du davon immer mal wieder etwas in der Folgetherapie aufarbeiten. Aber dein Bauchgefühl hat dich nun weitergebracht, sieh es als Fortschritt, diesem Bauchgefühl nun und in Zukunft mehr vertrauen zu können als vielleicht früher und zu merken, was dir guttut. Wie es ja schon im ersten Telefonat mit dem anderen Psychologen war.

Alles Gute!

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Jezabel
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Beitrag Do., 27.08.2015, 22:22

Fruehlingsblume,
vielen Dank, ja der bittere Geschmack ist da, um die Wertschätzung muss ich nicht mehr bangen, es war ja nie so wirklich da. Ich hätte mir gewünscht ihn nal einfach authentisch zu erleben und ohne diesen ganzen Theather. Mein Bauchgefühl musste jetzt einen Riesenlob bekommen dafür. Ich habe ihn heute geschrieben ob er mit mir einen Abschlussgespräch durchführen möchte. Ich!.. Ich als Laie soll den Anschied hinbekommen und er als Therapeut kann es nicht. Was für traurige Bilanz! Ich möchte ihm das alles sagen, aber ich weiss, dass mich mein Angst daran hindern wird. Egal, ich werde daraus lernen.
Ich danke dir!

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candle.
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Beitrag Do., 27.08.2015, 22:35

Jezabel hat geschrieben: Als ich ihn gesagt habe, dass ich daran zweifle, dass die Therapie verlängert werden soll, da hat er gesagt, dass ich eine Pause brauche weil ich ziemlich viel Stress habe und ich mich so in einem oder zwei Monaten wieder melden soll um ihm bescheid zu sagen was Sache ist.
Also Jezabel, ich weiß jetzt nicht worüber du so unzufrieden bist. Und wenn er sagt, dass du unter Stress bist, wird er ja wissen was bei dir los ist. Er hat dir nun Zeit gegeben die Sache zu überdenken und damit bist du nicht zufrieden???

Sind die zwei Monate denn schon rum für ein Abschlussgespräch?

VG candle
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Jezabel
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Beitrag Do., 27.08.2015, 23:17

Nein Candle, ich möchte keine zwei Monate warten. Was soll ich da noch überlegen? Um ihn nach zwei Monate zu sagen: nee ich möchte nicht mehr? Ich will es abschliessen und er wusste, dass ich es abschliessen und nicht noch überlegen will. Die ganze Therapie durch hat er sich so verhalten. Sachen die er mit mir wenigstens durchsprechen konnte, hat er ganz geschickt umgedreht oder unter dem Teppich gekehrt. Was gibt es da zu überdenken? Einen der nicht in der Lage ist über die Schwierigkeiten zu sprechen? Ich kann meinen Schmerz nicht direkt kommunizieren und ertrage schwiegend und akzeptierend alles. Er soll mir aber helfen aus diesem Muster raus zu kommen und nicht mit meine Unwirksamkeit sein eigener Ego zu füttern.

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