Neid und Missgunst in Freundschaften

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kirschkompott
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Neid und Missgunst in Freundschaften

Beitrag Do., 03.03.2016, 20:42

Hallo

ich versuche mich kurz zu halten. Es geht um eine gute Freundin - nennen wir sie A. Wir sind zusätzlich noch in ähnlichen Berufen zu gange. Neben unseren Jobs machen wir noch beide dieselbe Weiterbildung. Ich habe die Weiterbildung mittlerweile abgeschlossen - sie nicht, weil sie stundentechnisch mehr arbeitet und etwas überfordert ist. Meine Eltern haben meine Ausbildungskosten übernommen, sie muss für ihre selbst aufkommen. Ist aber nicht so viel Geld.

Zusätzlich war ich immer die, die Beziehungen hatte - ich habe mit zwei Männern zusammen gelebt und war nie lange alleine. Sie ist schon seit Jahren single, gerät meistens an Männer, die sich nicht binden wollen. Aktuell unterhält sie eine "F+", meine Einschätzung - sie wäre gerne mit ihm zusammen, er aber nicht. Über Beziehungsleben spricht sie nicht. Meine letzte Beziehung ist übrigens vor wenigen Wochen in die Brüche gegangen.

Was ist nun das Problem? Ich merke, dass sie absolut damit hadert, dass ich meine Fortbildung vor ihr abgeschlossen habe und dass meine Eltern mich unterstützt haben. Sie hat auch mal gesagt, dass sie das schlecht ertragen könnte - und ich spüre es absolut. Ich weiß, sie fühlt sich als Versagerin. Seit diesem Zeitpunkt ging die Freundschaft bergab. Und auch was die Männer angeht - kaum lief es in meiner Bez. schlechter, bekam ich ständig die tollsten Erlebnisse mit ihrer F+ aufs Brot geschmiert. Mir scheint, als könne sie mir Glück einfach nicht gönnen - sei es beruflicher Erfolg oder eben eine glückliche Beziehung. Mir wurden eher immer die negativen Seiten meiner Männer präsentiert, anstatt dass sie sich mal für mich gefreut hätte...

Für mich sind diese Dinge absolut kein Thema. Ich freue mich für jeden Erfolg, den sie hat - und ich beneide sie auch nicht um das Haus, das sie geerbt hat. (Ist ja mehr wert, als meine Ausbildungskosten). Und ich freue mich, wenn sie einen Mann kennenlernt... (was selten passiert). Ich habe das Gefühl, mir wird einfach gar nichts mehr gegönnt und die Freundschaft leidet sehr. Objektiv betrachtet, hatte sie es im Leben leichter als ich, sie hat eine nette Familie... Ich habe aus meiner Familie eine PTBS und Depression davongetragen, alles was ich bekomme ist halt das bisschen Geld. Also ich bin jetzt nicht auf Rosen gebettet und sie ist das Aschenputtel.

Grad letztens hatte ich eine wehmütige Phase wegen meines Ex - ich habe gesagt, manchmal wünschte ich einfach nur er käme zurück... Und sie klatscht mir um die Ohren "Ich will dich ja nicht verletzen, aber das wird nicht passieren".

Mir tut sowas einfach weh. Was würdet ihr tun, (wie) würdet ihr das ansprechen? Die Freundschaft erstmal kaltstellen, sich distanzieren?

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Speechless
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Beitrag Do., 03.03.2016, 21:00

Ich würde das ansprechen, wenn dir die Freundschaft wichtig ist. Ich habe solche Probleme auch und kann es schlecht nachvollziehen, weil ich überhaupt kein neidischer Mensch bin. Neid bzw Missgunst ist eine unglaublich schwierige Eigenschaft, weil sie dazu führt, dass sich engste Bezugspersonen dadurch so fühlen wie du jetzt und auch für einen selbst ist das anstrengend und schwer, weil es eben immer Leute gibt, die mehr haben werden oder in etwas besser sind und man so nicht wirklich glücklich werden kann.
Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass man diese Eigenschaft kaum ändern kann, aber vllt wenn du es ansprichst kann sie sich ab und zu zusammen reißen, denn es ist wirklich verletzend was du beschreibst.
Insbesondere das mit den Kosten der Ausbildung ist natürlich auch noch absolut sinnlos, wenn sie viel geerbt hat. Das ist fml nicht mal nur Neid, weil sie es auch gerne hätte sondern wirklich Missgunst, denn schließlich hat sie mehr Geld.
Ich bin mit meiner Freundin, mit der das so läuft noch befreundet, aber von meiner Seite ist das schon auch abgekühlt

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kirschkompott
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Beitrag Do., 03.03.2016, 21:08

Ja, also sie musste einen Kredit aufnehmen, weil am Haus was zu machen war. Aber es sind (gemessen alleine am Grundstückswert) wirklich Peanuts.... Das Haus ist sehr sehr wertvoll, es steht in einem Luxus-Urlaubsort. Ich habe von meinen Eltern vor 8 Jahren ein neues Auto (Kleinwagen) bekommen. Sie hat nach wie vor kein Auto, braucht aber auch keins. Also ich bekam halt mehrere "kleine" Dinge (verglichen mit ihrem Haus), aber bekommen haben wir beide. Sie ist einfach sehr unzufrieden mit sich selbst, das weiß ich. Aber langsam gehen uns die Gesprächsthemen aus - Beziehungen sind tabu, Job ist tabu - aber das sind doch auch Hauptthemen im Leben?

Ich komme damit wirklich sehr schlecht klar. Ich hatte es wirklich nie einfach im Leben und mal abgesehen von Geld wurde mir echt "nix geschenkt". Und ich werd da halt so hingestellt, als wär mein Leben ein Traum auf rosa Wolken und alles flog mir zu. Ich drück's so aus - mein Leben war (bis vor ca. 1-2 Jahren) eine einzige Katastrophe und ziemlich besch...eiden. Sie weiß das alles. Von meinen Suizidgedanken, von meiner Familie... Mir tut das einfach weh, dass jemand auf mein Leben neidisch sein kann. Und mir gemessen an meiner Geschichte, den Dreck unter den FIngernägeln nicht gönnt. Das einzige, was ich ganz gut hinbekommen hab ist, mich aus dieser Sch*** rauszuarbeiten. Ich bin seit längerer Zeit in Therapie und arbeite echt hart an mir selbst. Aber ansonsten, was hab ich schon?

Es werden auch alle möglichen Interventionen meinerseits (hab mich letztens spaßhalber auf ner Partnerbörse angemeldet zum schauen) sofort schlecht gemacht. Ich könnte ja nen neuen kennenlernen und wieder glücklicher sein...

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Danica
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Beitrag Fr., 04.03.2016, 07:53

Hallo Kirschkompott,

ich denke, niemand ist ganz frei von Neid und Missgunst. Diese entspringen wohl dem Gefühl, zu kurz zu kommen, ungerecht behandelt zu werden und vor allem auch aus zu geringem Selbstwertgefühl. Deine Freundin scheint insbesondere mit ihrem Selbstwert ein Problem zu haben und dieses auf dich zu verlagern, um sich nicht selbst schlecht fühlen zu müssen. Sie hat es ja viel schwerer als du. Hätte sie so "günstige" Voraussetzungen wie du, hätte sie das auch alles geschafft usw. Diesen Mechanismus müsste sie sich erst einmal selbst bewußt machen.

Ich finde es sehr schwierig, mit solchen Menschen umzugehen. Ich bin schließlich weder Therapeut noch verantwortlich für deren Probleme. Meiner Erfahrung nach lässt sich auch schwer über solches Verhalten reden. Man müsste sie dazu bringen, erst einmal auf sich selbst und die eigenen negativen Gefühle zu schauen. Der Weg dahin ist jedoch meist hoch explosiv und voller Risiken, sich gegenseitig unnötig zu verletzen. Erst wenn die Person ein gewisses Maß an Selbstreflexion aufbringen kann, wäre es für mich möglich, eine wirkliche Freundschaft aufrecht zu erhalten. Grundsätzlich ist mir das mittlerweile zu mühsam. Eine Freundschaft, in der ich mich schlecht und schuldig fühle, ist für mich keine ehrliche Freundschaft.

Ich distanziere mich innerlich von solchen Menschen und korrigiere meine Einstellung zu der Beziehung von "Freundschaft" auf "Bekanntschaft". Damit kann ich eigene Emotionen weitgehend aus dem Kontakt fern halten und so neutraler mit dem Gegenüber umgehen. Manchmal ist es so sogar schon vorgekommen, dass die jeweilige Person durch meine durchaus spürbare Distanzierung selbst auf ihr problematisches Verhalten zu sprechen kam und so der Kontakt wieder intensiviert werden konnnte.

Viele Grüße
Danica

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kirschkompott
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Beitrag Fr., 04.03.2016, 08:14

Vielen Dank für deine Antwort (natürlich auch an Speechless)

Das mit dem Selbstwert stimmt ganz sicher, dessen ist sie sich auch bewusst. Seit einigen Monaten ist sie (u.a. deshalb) in Therapie. Es kommt mir ein bisschen vor wie "solange es uns beiden gemeinsam schlecht geht ist alles ok, aber wehe du überholst mich irgendwann..."
Eine Freundschaft, in der ich mich schlecht und schuldig fühle, ist für mich keine ehrliche Freundschaft.
Genau. Ich traue mich kaum noch, irgendetwas zu erzählen - weil ich ständig spüre, wie es ihr die Nackenhaare aufstellt. Ich fühle mich schuldig, weil ich meine Ausbildung vor ihr fertig habe. Ich fühl mich schuldig, weil ich von meinem Onkel zu Weihnachten eine neue Uhr geschenkt bekommen hab. Ich fühl mich schuldig, weil ich mehr Freizeit habe als sie. Eigentlich sind/waren wir beste Freundinnen... Im Nachhinein betrachtet hat sie auch immer versucht, mich für sich alleine zu haben. Sie war lange Zeit meine einzige Freundin hier in der Stadt, und durch meinen neuen Job habe ich neue Leute kennengelernt. Da haben wir auch öfters was zu dritt oder viert unternommen - manchmal hat sie nett über die anderen Mädels geredet, aber oft kamen auch unterschwellige Attacken. Genau wie bei meinem Freund wurde ich öfters drauf hingewiesen, ob es nicht einfach besser wäre zu den Mädels den Kontakt abzubrechen....? Oder ich wurde durch "na, nach der Aktion bräuchten die Mädels sich bei mir nicht mehr melden..." manipuliert. Sie selbst hat hingegen mehrere Freundschaften und Bekannte.

Ich habe das Gefühl, ich darf am besten nix haben, nix "gewinnen", wenn's bei mir nicht läuft dann geht es ihr besser.

Ich möchte sie jetzt nicht schlechter darstellen als sie ist. Sie hat viele positive Seiten, aber das macht mir gerade echt zu schaffen.

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Danica
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Beitrag Fr., 04.03.2016, 13:10

kirschkompott hat geschrieben:Ich habe das Gefühl, ich darf am besten nix haben, nix "gewinnen", wenn's bei mir nicht läuft dann geht es ihr besser.
Das mit der Selbstreflexion ist natürlich keine Einbahnstraße. Du könntest auch schauen, was diese starken Gefühle mit dir selbst und deiner eigenen Lebensgeschichte zu tun haben. Durftest du dich über deine Erfolge freuen, bekamst du dafür Zuspruch oder wurdest abgewertet und für dein "Eigenlob" getadelt und deine Erfolge klein geredet? Musstest du dauerhaft Leistung erbringen, um nicht abgewertet zu werden? Haben sich andere mit dir gefreut? Welche Erlebnisse hattest du in dieser Hinsicht?

Ich will damit das Verhalten deiner Freundin nicht gut heißen. Aber so könntest du überprüfen, ob deine Gefühle der heutigen Situation angemessen sind oder ob hier evtl. noch alte Verletzungen arbeiten.

Wie auch immer, ich halte mich heute lieber von Beziehungen und Personen fern, die bei mir alte Trigger aktivieren. Ist mir einfach zu anstrengend, weil ich mittlerweile festgestellt habe, dass es auch Kontakte gibt, die von selber weitgehend konflikt- und verletzungsfrei ablaufen und wo einfach ein gegenseitiges Wohlwollen und Grundverständnis vorhanden ist.

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kirschkompott
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Beitrag Fr., 04.03.2016, 13:36

Ja, das war immer schon so, dass meine Erfolge nicht gezählt haben bzw. dass ich mich nicht drüber freuen durfte. Und aktuell ist das Thema bei mir ohnehin ziemlich am brodeln... Auch ohne sie. "Bild du dir ja nix ein" ist in meiner Familie stark verankert.

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kirschkompott
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Beitrag Fr., 11.03.2016, 14:46

Ich habe letzte Woche auch mit meiner Therapeutin drüber geredet. Sie meint auch, dieses Problem muss erstmal die Freundin lösen, es hat weniger mit mir zu tun als mit ihrem Selbstwert. Und sie sagt es ist gut möglich, dass wir uns einfach auseinanderentwickelt haben - wir waren sehr ähnliche Menschen. Ich sitze nun seit mehreren Jahren in Therapie und ich habe schon bemerkt, dass das langsam etwas auseinandergedriftet ist. Meine Th. meint, ich agiere nicht mehr ganz so aus meinen alten Mustern heraus (die sie aufgrund der Ähnlichkeit wohl auch hat) und deswegen geht uns gewissermaßen das Verständnis füreinander verloren...

Vor ein paar Tagen haben wir noch über eine Radtour gesprochen, die wir eigentlich mal machen wollten. Ich hab für diese Woche abgelehnt - die Antwort war "Faule Sau". Somit hat sich die Freundschaft für mich erledigt - so hat sie nie zuvor mit mir gesprochen. Ich hab keine Ahnung, was bei dieser Frau aktuell abgeht, aber ich will es auch nicht wissen. Kein Verständnis.

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