Alexithymie - wie gehe ich als Angehöriger damit um?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.

Eureka
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Beitrag Di., 15.03.2016, 10:58

Liebe Gruppe,

es ist sicher kein Zufall hier gelandet zu sein ... hat nur Jaaaahre gedauert. Vor 8/9 Jahren hätte mir das schon ein kräftiges AHA-Erlebnis beschert. But it´s never too late :o)
Eure Geschichten berühren mich sehr und ich finde einige Parallelen wieder ...

Nun zu meiner Story. Ob sie jemals Jemand liest oder ich mir das Ganze mal von der Seele schreibe ...

Ok. Ich beginne 2006. Beim Anfang.
Im Juni 2006 (ich war kurz vor meinem 26. Geburtstag) lernte ich im Park mit meiner Freundin ein paar (für uns damals "Küken", 19/20, logen uns dbzgl. jedoch an) junge Burschen kennen. Eigentlich wollten wir nur ein bisschen Gras und waren übermütig, so nahm ich meinen Mut zusammen und sprach sie dbzgl. an. Wir kamen ins Gespräch, rauchten etwas miteinander, es war ungezwungen, hatte für mich nicht die Wahnsinnsbedeutung. Aber ich gab dem Frechsten (großer, bäriger, lockiger Typ) meine Nummer. Ich hatte keinerlei Hintergedanken, da ich mich Monate vorher von meinem Freund aus Erasmuszeiten trennte und dem immer noch nachheulte. Der Frechdachs, nennen wir ihn Alex , rief mich an meinem Geburtstag an und überraschte mich im Park mit Picknickdecke, Sekt und Knabbereien. Das war eine sehr nette Geste. Aber das war´s. Er war recht stämmig, aus gutem Elternhaus ... irgendwie nicht so mein Typ, denn ich war damals recht freaky ... buntes Haar, alternativ, weltenbummlerisch, im Sozialbereich tätig. Das genaue Gegenteil. Gerade das dürfte ihm gefallen haben.
Aus einer Laune heraus bot ich ihm keck irgendwann die nächsten Tage oder Wochen ein Sexabenteuer an. Er war begeistert und holte mich ab. Wir verbrachten die Nacht miteinander, schwammen, tranken, rauchten und vögelten wie die Kanickel.
Dennoch dürfte ich mich immer recht "cool" verhalten haben, überlässig, nicht nahbar, machte auch keinen Hehl daraus, dass ich jemand anders liebte (den wollte ich barfuß in Marokko heiraten). Die Sache mit Alex nahm ich nicht ganz ernst ... er kam aus gutbürgerlichem Haus (ich aus zerrütteten Verhältnissen), lebte noch zu Hause (ich musste früh auf eigenen Beinen stehen und mich durchbeißen), er war noch Lehrling (ich studierte bereits, lebte in einer WG), hat noch nicht viel von der Welt gesehen (ich war ständig unterwegs, hatte einen internationalen Freundeskreis), er hatte wenige Kiff-Kontakte (ich war ein bunter Hund, gern unter Menschen), er wurde noch von zu Hause finanziert (ich musste hart arbeiten für mein Überleben).
Aber wir trafen uns immer wieder, fuhren mit dem Auto durch die Gegend, fotografierten, kifften, vögelten, lebten in den Tag hinein. Bei meinen Freunden kam er nicht besonders gut an. Er präsentierte sich ein bisschen überheblich.

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Eureka
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Beitrag Di., 15.03.2016, 10:59

Es wurde intensiver, aber ich vermied jegliche Verbindlichkeit... Als ich den berüchtigten Ex nach Monaten traf (sie lernten einander kennen), verwirrte mich das so sehr. Er wollte mich zurück. Dass ich zu ihm den Kontakt abbrach und mich von Alex trennte. Der wollte mich zurück, tauchte immer wieder in der WG auf, schlief in meinem Bett, während ich arbeitete.
Es war eine sehr ungesunde Verbindung und so viel Drama. Ich war selbst so sehr auf der Suche nach mir, hatte so viele Baustellen (unaufgearbeitete Vergangenheit, Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend).
Er flog mit seinen Eltern nach Kuba, wo ich hätte mitfliegen sollen (Papa zahlt), war allein unterwegs und fickte eine Prostituierte. Sowieso war sein erster sexueller Kontakt mit einer Prostituierten (Onkel meint: "Jeder gute Geschäftsabschluss wird im Bordell belohnt."). Ich war seine erste Freundin. Mir war diese Welt des Konsumierens sehr fremd.
Wir blieben uns nichts schuldig. Hatten aber irgendwann eine Aussprache, versöhnten uns. Bei mir hatten sich nach und nach tiefere Gefühle für ihn entwickelt. Es begann wieder eine turbulente Achterbahnfahrt und ich wünschte mir ein Kind von ihm. So kam es ...
Wir zogen in seine erste Wohnung (Eigentumswohnung,die er bekam) und die Tragödie begann. Ich wurde nach und nach sesshafter und nicht mehr so angetrieben und ständig auf der Flucht. Meine Freundschaften und Bekanntschaften verloren sich (er konnte niemanden leiden, "lauter Looser"). Ich ging, womit ich bis dato Schwierigkeiten hatte, eine Bindung ein. Die (seine) Familie rückte in den Vordergrund. Ständige Treffen, wo ich dabei sein "musste". Von der Schwangerschaft informierte er die Familie ohne meines Beiseins. Bei Konflikten, haute er stundenlang ab und war nicht erreichbar. Mittlerweile erbte er und wollte sich damit selbstständig machen. Außer Ausgaben war leider Nichts, da er sich Tag und Nacht zudröhnte. Ich ging nach wie vor arbeiten. Er erwartete, dass ich den Haushalt machen sollte. Ein richtiger Pascha präsentierte sich mir. Ein Albtraum.
Er hatte nur Sex im Kopf, Emotionen waren ihm fremd. Gespräche nur über seine Projekte. Kind war kein Thema. Ich richtete hochschwanger das Kinderzimmer ein. Bis zum Zeitpunkt der Geburt ....
es war eine lange, schwierige Geburt, mit Notkaiserschnitt nach 2Nächten. Er filmte, machte Scherze, empfahl der Ärztin mir Placebo zu geben, damit ich mich beruhige. Ich war sehr verzweifelt. Während des Kaiserschnitts und kurz danach war er abwesend (rauchen, telefonieren). Ich war sehr erschöpft , aber unfassbar glücklich; die ganze Nacht beobachtete ich liebevoll das kleine Bündel Leben auf meiner Brust und streichelte es. Alex legte sich hin und schlief.

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kirschkompott
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Beitrag Di., 15.03.2016, 11:03

Nur kurz dazu: unsere Partner dienen uns als Spiegel. Wenn man mit so einem gefühlsarmen, beziehungsunfähigen, [beliebiges Adjektiv einsetzen] Mann zusammen ist - dann gehören diese Eigenschaften alle auch zu uns.

Ein Mensch mit großer Beziehungsfähigkeit wird mit so einem Partner nie zusammenkommen. Da muss es passen.


Eureka
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Beitrag Di., 15.03.2016, 11:05

Ich war allein mit dem Säugling. Am zweiten Tag nach der Geburt sagte er mir, er könne nicht immer hier sein, hätte auch andere Dinge zu erledigen. Nach 5Tagen kehrte ich zurück in ein wahrliches Chaos. Er schlief tagsüber und war Nachts wach. Kiffte und trank nun unentwegt. Ich blieb allein und zog drei Monate nach der Geburt in eine Übergangswohnung (quasi Notunterkunft). ...den Teil muss ich auslassen, denn es war Belastung ohne Ende. Finanziell, energetisch. Aber ich liebte mein Baby unendlich und schaffte den Alltag eigentlich ganz gut. Freundschaften kamen zu mir zurück. Es klärte sich nach und nach. Aber Alex blieb abwesend ... War oft tagelang telefonisch nicht erreichbar. Vergass sein Kind von der Kinderkrippe abzuholen, während ich bereits wieder arbeitete. Ich war sehr pflichtbewusst, brachte endlich mein Studium zu Ende, arbeitete daneben, war für mein Kleines da. Der nächste Umzug folgte. Und irgendwann bekam ich Panikattacken. Ich nahm psychotherapeutische Hilfe an. Hatte wieder eine Beziehung. Das Kind ist mittlerweile 4Jahre alt.
Alex hatte regelmäßigen Kontakt, jedoch immer im Beisein seiner Mutter (Oma). Alleine konnte ich ihm das Kind nicht anvertrauen. Er stabilisierte sich jedoch auch. Sein Suchtproblem bekam er in den Griff. Er hatte mittlerweile einen Bezug zu seinem Kind und zeigte Bemühen. Nebstbei ... er hatte in den 4Jahren keine andere Beziehung. Interessierte sich sowieso wenig für andere Menschen. Ein Kindheits"freund" beging Suizid und seine Reaktion war "so ein Trottel". Es hat mich immer wieder erschreckt wie kühl er war, auch wenn es um Menschen in seinem engsten Umfeld ging. Nur zum eigenen Kind hatte er mittlerweile eine enge Beziehung. Dann hätte sich eine Beziehung zu einer Frau ergeben können und ihm wurde bewusst "ich habe Frau+Kind" und er wollte mich zurück. Wir versuchten es . Ich zog mit Kind bald wieder bei ihm ein (was für ein Dodelvertrauen ich doch hatte). Und der Alltag bröckelte wieder. Wir waren ihm "zu intensiv", "anstrengend" wie ich und Kind blödelten, waren "zu laut". Ich würde besitz ergreifen über seine gesamte Gedankenwelt, das würde er nicht aushalten und er begann wieder sich zurückzuziehen. Nahm keinen Anteil an unserem Leben. Ich übernahm eine neue Stelle, wo es mir gar nicht gut ging und wurde depressiv und ständig krank. Seine Reaktion war "du bist nicht krank, geh selbst einkaufen", "du bildest dir das nur ein", "du redest dir das ein" ... Null Anteilnahme. Bald schlief ich im Kinderzimmer, er und Kind im Schlafzimmer. Das Ganze steigerte sich in regelmäßige Heulattacken meinerseits und Rückzug seinerseits bis ich einen Nervenzusammenbruch hatte und in der Klinik landete. Trennung, Therapien, viele Entscheidungen. Ich nahm das Kind und zog weiter weg von ihm.
Mittlerweile sind weitere Jahre vergangen und die einstige Wut, Verzweiflung und Trauer konnte sich beruhigen. Ich nahm unser Leben wieder gut in die Hand, wobei ich seit zwei Jahren mit einem schweren Burn-out kämpfte. Und wer tritt wieder in unser Leben ....?

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Beitrag Di., 15.03.2016, 11:07

Natürlich. Alex und ich verstanden uns wieder besser. Unser Kind ist mittlerweile 7. Er zog uns nach, in unsere Nähe.
Vor ein paar Tagen vertieften wir uns in ein Gespräch, tranken erstmals nach Jahren Bier, er wurde nervös (so wie ich es nur von damals kenne, als er mich zurück wollte), redete um den heißen Brei ... Worte waren nie seine Stärke, aber er wird motorisch dann sehr unrund und zittrig. Er hätte sich verliebt. ... Ich dachte "bitte nicht in mich". ... In seine Mitbewohnerin. Erleichterung.
Ich freute mich für ihn. Wir umarmten uns. Unterhielten uns gut. Dann habe ich einen partiellen Filmriss. Aber Fakt ist, dass er am nächsten Morgen auf unserem Sofa schlief. Und die Erinnerungen kamen zurück ... Wir sagten einander, dass wir uns liebten. Wüssten aber, dass das mit uns nicht funktionieren würde. Es folgten Küsse und wir liebten uns.
Tja, ich - der emotionale Typ, der Alles zerreden und analysieren muss -, er - rational, nüchtern, kühl - .
Meine Freundin kam am nächsten Morgen auf einen Kaffeetratsch und er war noch hier. Er wollte unbedingt mit ihr zurückfahren. Somit hatten wir keinerlei Möglichkeit unter 4 Augen über die Geschehnisse zu reden.
Er sagte ihr, er würde uns (mich und unser Kind) sehr lieben. Schon damals war ihm bewusst, dass er "Frau und Kind hätte", somit konnte er keine andere Beziehung eingehen, aber es funktioniere nicht zwischen uns.
Sie war überrascht über seine Worte, da sie ihn bis dato kühl und distanziert erlebt hatte.
Es sind Tage vergangen und er weicht aus.
Ich gehe auch nicht mehr auf ihn zu.
Er macht komplett zu. Ich flippe emotional schon wieder komplett aus.
Google, versuche Antworten zu finden. Rationaler und emotional Typ in einer Beziehung. Kann das funktionieren.
Ich hatte schon damals, im Zusammenleben, autistische Züge an ihm wahrgenommen. Und ich schmeiße nicht mit Pseudodiagnosen um mich. Aber ich begleitete über Jahre vorwiegend Kinde rund Jugendliche aus dem autistischen Spektrum. Privat, zur Therapie, sie beschrieben ihre Wahrnehmung und Gefühle.
Und so verhielt es sich mit Alex. Bei Emotionen macht er komplett dicht. Alles was nicht rational erklärbar ist, kann man nicht ernst nehmen. Ich hatte immer einen riesigen Leidensdruck, da ich sehr sensibel bin. Tw. auch zu sehr. Übernehme die Schmerzen anderer etc. Das tat mir in meiner Arbeit nicht immer gut. Thema Abgrenzung.
Ich habe das Gefühl wir gehören zusammen, wünsche mir eine intakte Familie mit ihm. Bin berührt, dass er nie aufgehört hat mich zu lieben. Andererseits interessiert er sich einfach nicht sehr für andere Menschen. Auch mit uns kann er niht zusammen sein. Es ist ihm zu "intensiv".
Es geht mir nicht darum seine Persönlichkeit zu verändern ... er kann rational sein. Ist ok. Aber er hat tatsächlich keinen Zugang zu seinen Gefühlen. Ist manchmal auch mit unserem Kind sehr nüchtern. Und, wenn er ... sei es Autismus, Alexithymie, whatever ... für sich nicht hinschauen möchte und etwas verändern möchte, ist das ok. Auch für mich muss er es nicht tun. Aber für unser Kind. Denn ich will keinen unterkühlten Vater für mein Kind!!!
Ob wir als Familie eine Zukunft haben??? Ich weiß es nicht. Momentan bin ich einfach traurig und verletzt. Und ich will nie wieder in diesen emotionalen Defizitzustand. Wo ich immer das Gefühl haben, meine Gefühle werden nicht wahrgenommen, erwidert.
Pffff. Ich kenn´ mich nicht aus.
Wow. Das war lang.


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Beitrag Di., 15.03.2016, 11:20

kirschkompott hat geschrieben:Nur kurz dazu: unsere Partner dienen uns als Spiegel. Wenn man mit so einem gefühlsarmen, beziehungsunfähigen, [beliebiges Adjektiv einsetzen] Mann zusammen ist - dann gehören diese Eigenschaften alle auch zu uns.

Ein Mensch mit großer Beziehungsfähigkeit wird mit so einem Partner nie zusammenkommen. Da muss es passen.
"Dann gehören diese Eigenschaften alle auch zu uns" ... ja, das gibt mir jetzt zu bedenken. Die letzte Beziehung hab´ ich beendet, weil ich seine Anhänglichkeit und Weichheit nicht aushielt ...

Aber das andere Extrem is´ halt auch sehr anstrengend ...

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kirschkompott
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Beitrag Di., 15.03.2016, 11:24

Vielleicht fehlt es dir selbst an Zugang zu deinen Gefühlen?
Vielleicht gehst du mit dir selbst so abweisend um, wie er es tut?
Vielleicht kannst du dich selbst ebensowenig für dich entscheiden, wie er?


Eureka
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Beitrag Di., 15.03.2016, 11:33

kirschkompott hat geschrieben:Vielleicht fehlt es dir selbst an Zugang zu deinen Gefühlen?
Vielleicht gehst du mit dir selbst so abweisend um, wie er es tut?
Vielleicht kannst du dich selbst ebensowenig für dich entscheiden, wie er?

Oh Mann, das haut rein
Ja, is´ im Grunde eh schon jahrelanges Therapiethema, so am Rande halt.
Bin da eh extrem ambivalent. Sehr emotional, dann wieder kühl distanziert, depressiv ... Ja, ich habe einen Vogel :D
Hab´ mich grad im Forum umgesehen, da gibt es extra einen Thread für überlange Beiträge. Das tut mir jetzt leid, dass ich das so da rein gekotzt hab´.

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Beitrag Di., 15.03.2016, 11:36

Reinhauen wollte ich dir keine. War für mich auch total doof als ich mich in der Therapie über meinen superunfähigen, beziehungsunfähigen Ex ausgelassen habe und dann kam raus tja, dein Partner ist nur dein Spiegel...

Aber man kann viel draus machen, wenn man das mal begriffen hat. Das funktioniert nämlich mit so ziemlich jeder Person, die einem nahesteht. Und so kann man sich stetig umsehen und schauen, was man noch zu tun hat


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Beitrag Di., 15.03.2016, 11:59

Ja, ist eh klar Nur, hauen Erkenntnisse nun mal rein. Is´ auch gut so, sonst sieht man sich ja nicht veranlasst etwas zu verändern.
Mein Selbstbild (eh so sozial, emotional, sensibel blabla) erweitert sich mittlerweile nach und nach. Nämlich hab ICH diesen Mann drei Mal verlassen, zwei Mal davon hab´ ich unser Kind genommen und bin abgehauen. Und empfunden habe ich mich als Opfer, alleingelassen, abgelehnt etc. Is´ halt auch eine recht einseitige Sicht.
Zu meiner Freundin sagte er, er würde es halt nicht noch einmal ertragen verlassen zu werden.
Da ging mir ein Licht auf, irgendwie.

So ein feiner Zug war das von mir auch nicht, aber ich sah keine andere Möglichkeit als gehen. War damals trotzdem sicher besser, v.a. mit seinem Suchtproblem.

Also, ich hab´ selbst extreme Schwierigkeiten Nahbeziehungen einzugehen. Natürlich aufgrund meiner Vergangenheit und einigen traumatischen Erlebnissen.
Am besten mal allein bleiben, was ich eh schon lange tue.


Eureka
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Beitrag Di., 15.03.2016, 12:03

Nur, kleine Anm.: Das hat schon was, dass der Partner ein Spiegel ist. Nur ist es halt auch oft so, dass man gerade die Anteile, die man selbst an sich vermisst (Rationalität, Ordnung, Stabilität), durch den Partner ergänzt/kompensiert, whatever.
Was ja wieder das Gegenteilige wäre...?

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Beitrag Di., 15.03.2016, 13:39

Eureka hat geschrieben:Nur, kleine Anm.: Das hat schon was, dass der Partner ein Spiegel ist. Nur ist es halt auch oft so, dass man gerade die Anteile, die man selbst an sich vermisst (Rationalität, Ordnung, Stabilität), durch den Partner ergänzt/kompensiert, whatever.
Was ja wieder das Gegenteilige wäre...?
Stimmt. Aber vielleicht solltst du dann diese Anteile die du vermisst, an dir selbst ausbauen bzw fördern dann bist du nicht mehr auf irgendwas angewiesen, was dir ein anderer gibt, sondern kannst es genießen. Aber du brauchst es von ihm nicht mehr hast du das gemeint?


Eureka
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Beitrag Di., 15.03.2016, 14:42

Nicht ganz. Im psychotherapeutischen Kontext geht man oft davon aus, dass man den Komplimentärpart wählt ... Is´ ne These...

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Beitrag Di., 15.03.2016, 15:35

Ja, aber warum? Weil diese Teile einem fehlen. Ordnungsfanatiker sind manchmal mit Chaoten zusammen, Freigeister mit Klammerern... Und warum? Weil sich innerlich die Teile nach dem Komplementärteilen sehnen - die Chaoten wünschen sich n' bisschen Ordnungssinn, die Freigeister ein bisschen Nähe...


Eureka
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Beitrag Di., 15.03.2016, 19:12

Genau richtig! Nur bei zu starker Gegensätzlichkeit wird es, denke ich, schwierig, weil der Mensch ja auch das Vertraute (Spiegel, wie du es nennst) sucht.

Er total rational, nüchtern, reduziert, ruhig vs. chaotisch, kreativ, verspielt, sensibel, kommunikativ etc.
Auch äußerlich.

Nur, wo das richtige Maß liegt, muss jeder selbst abwägen. Bei so viel Unterschiedlichkeit braucht es auch viel Toleranz und Kompromissfähigkeit.
Und, so sehr ich immer dachte tolerant zu sein, habe in Wirklichkeit total klare Erwartungen und Bilder im Kopf WIE Familienleben ausschauen soll bspw. Weil ich mir dann schon einen gemeinsamen Alltag, allerdings mit viiiiel Freiraum, wünsche und Gespräche. Das ist doch total vorgekaut, gesellschaftlich. Mein Kind und ich kommen wirklich gut zurecht. Ich habe meine Freunde für Gespräche. Ein Mann im Haus, habe ich in der letzten Beziehung gemerkt, nervt mich sehr schnell. Also wieso nicht so, dass er in der WG lebt und ich mit dem Kind, wir unternehmen zwischendurch etwas zusammen. Lieben einander. Die Partnerschaft kann ja auch nicht Alles abdecken.

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