Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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petrapan
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Beitrag So., 05.01.2014, 00:07

Liebe V,
das mit den Alternativvorschlägen kenne ich auch, sowohl von zu Hause aus als auch vom Rest meines Umfelds. Dies ist auch ein grund dafür weswegen ich nichts wirklich erzählen mag z.B. bei der Arbeit, weil jeder gleich seinen Senf, Ratschläge und unerbeten Alternativlösungen zu etwas geben will, das gar kein Problem war. Von der Familie ist es ja "nur gut gemeint", aber eigentlich geht es glaube ich um Macht, darum dass man es am Ende doch so macht wie sie vorgeschlagen haben. Ich habe bei mir gemerkt, dass ich zu lange warte bis ich mich gegen etwas wehre, nämlich eigentlich erst wenn der Schaden in mir schon massiv angerichtet wurde. Dein "18 Vorschläge über sich ergehen lassen" klingt ganz ähnlich. Andere Leute würden sich soviele Vorschläge gar nicht erst anhören, sondern denjenigen wahrscheinlich unterbrechen und dort hingehen wo er hinwollte. Wenn ich mir vorstelle meine Mutter würde mir 18 Alternativvorschläge machen, damit ich nicht aus dem Haus gehe und ich würde sie mir bis zu Ende anhören und dann am Ende tatsächlich nicht in den Tante-Emma-Laden gehen, so wäre mein Grund sicherlich, dass ich innerlich (unbewusst) das "Einverständnis" der Mutter abwarte und da das nicht kommt, ich dann auch nicht gehe. Ich kämpfe auch bei (größeren) Entscheidungen mit mir, dass ich innerlich eigentlich gerne das Einverständnis meines Vaters hätte und mich ohne dieses nicht wohl fühle. Meine Therapeutin sagte, ich müsse auf solche Gefühle gefasst sein und versuchen sie auszuhalten, wenn ich aus der innerlichen Abhängigkeit rauskommen will.
Übrigens habe ich auch wahnsinnige Schwierigkeiten aus dem Haus zu kommen wenn es nicht unbedingt sein muss, obwohl ich weiß dass ein Spaziergang mir gut tut.

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lauramaus
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Beitrag Mi., 08.01.2014, 11:13

Ich kann dir auch etwas Mut machen. Ich habe die gleiche Störung, wurde mit 20 diagnostiziert und man hat mir damals auch nicht so viel hoffnung gemacht bzw. eine lange therapiekarriere vorausgesagt. habe mich auch sehr lange gequält und für mich stand sehr lange innerlich fest, dass ich an meinem Leben nichts ändern kann. Zu festgefahren war alles und es hat sich trotz Therapien und großem Willen nichts bewegt. Aber jetzt mit 33 und nach 4 Jahren unendlich harter Therapie (analyse, fühlte mich dort nach fast jeder stunde regelrecht wie "geschlagen/getreten") merke ich doch dass sich etwas bewegt hat. Die Erfolge sind klein aber sie sind da. Sicherlich werde ich mich immer beeinträchtigt fühlen und es ist immer noch ein langer weg. Aber heute würde ich nicht mehr sagen, dass es nicht möglich ist etwas zu ändern. Es ist bloss einfach sehr hart und dauert lange.
Das Ziel ist auf jeden Fall Selbstakzeptanz, du musst mit Hilfe eines Therapeuten lernen dich erstmal so zu sehen wie du bist (mir fällt es immer noch schwer mein Eigenes Bild und das Fremdbild zusammen zu bringen, "Ich wäre so gerne anders…" ). Dann kommen die Erfolge nach und nach. Ich fühle mich immer noch sehr oft abgelehnt, vor allem bei der Arbeit aber es gibt auch Bereiche wo es besser geworden ist.
Die Verstrickung mit den Eltern kenne ich auch und es ist echt grausam zu sehen, wie sehr sie meinem hart erkämpften Erfolg entgegen arbeiten weil sie mich immer noch als hilfloses Kind haben wollen. Das ist aber auch ein Bereich für die Therapie, mittlerweile kann ich sie auch so sehen wie sie sind, dass sie selbst ungünstige Bedingungen hatten und letztendlich nur aus Angst so handeln. Ich kann mich gedanklich öfter von ihnen frei machen.
wünsche dir alles gute.

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petrapan
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Beitrag Do., 09.01.2014, 16:52

Inzwischen hat sich für mich eine wahnsinnig schwere Situation ergeben. Ich würde ja gerne erst einmal an kleinen Dingen arbeiten und jetzt muss sich gleich sowas großes ergeben. Die Sache ist die: Ich habe momentan einen befristeten Job, der leider in einigen Monaten endet und nicht verlängert wird. Nun ist ein anderes Institut an mir interessiert, bzw. die Geschäftsführerin des Unternehmens, und will mich lieber heute als morgen für ein neues Projekt einstellen, das extrem chaotisch und unorganisiert ist. Das schlimme ist, dass die Frau, mit der ich bisher 2x gesprochen habe, teilweise recht unverschämt wird bzw. ihre Angestellten behandelt als würde sie sie "besitzen". Ich habe das Gefühl, dass sie mich wie eine "Leibeigene" behandeln wird, so als würde sie mich besitzen und müsse jede Sekunde meines Lebens in die Firma investieren. Nun kann man natürlich denken, dass das mal eine gute Gelegenheit sei zu "üben" meine eigenen Bedürfniss durchzusetzen. Diese Frau ist die meiste Zeit sowieso nicht im Institut, sondern in einer anderen Zweigstelle 2 Stunden entfernt. Sie ist auf jeden Fall eine sehr schwierige Persönlichkeit. Meine jetzige Chefin mag ich sehr und "opfere" mich deswegen auch gerne beruflich auf (für ihre Anerkennung..), was wahrscheinlich sogar ein größeres Problem ist bei meiner Persönlichkeitsstörung. Bei meinem alten Job werde ich zudem sehr schlecht bezahlt, es macht mir jedoch Spaß und ist für mich auch machbar, sprich ich bin nicht gerade überfordert. Der Job wird aber sowieso nicht verlängert, es ist also keine Entscheidungsfrage. Bei dem mir nun angebotenen Job würde ich fast das Doppelte (!) verdienen, müsste mich aber wahrscheinlich hin und wieder unangemessen anpflaumen lassen bzw. der Frau ganz deutliche Grenzen aufzeigen, was für mich ja schon bei Kleinigkeiten ein Problem ist. Die Frau kommt mir vor wie ein "Diktator". Auf jeden Fall hat mich das Treffen mit dieser Frau innerlich sehr erschüttert, ich weiß nicht genau wieso.. Ich hab seitdem ständig das Gefühl ich müsste mich übergeben und fühle mich als müsste ich weinen. Vielleicht fühle ich mich auch überfordert von dem plötzlichen Angebot und der Tatsache, dass das Projekt noch so chaotisch ist. Eigentlich dachte ich, dass wenn mein Vertrag bei meiner jetzigen Firma ausläuft in einigen Monaten, ich mich dann erstmal intensiv mit meiner Psyche beschäftige und eher eine einfache Arbeit mache. Aber selbst da kann man ja auch nen miesen Chef haben und muss überhaupt erstmal ne Arbeit finden..
Ich versuche mir nun die ganze Zeit zu sagen: Nimm den Job erstmal, Du kannst immer gehen wenn Du willst. Schlimm ist allerdings auch, dass sich die Jobs um 2,5 Monate überschneiden und die Frau es irgendwie nicht so recht annehmen will, dass ich dann noch nicht anfangen kann. Warum muss es gleich so eine "lebensverändernde" Herausforderung sein um zu lernen mich durchzusetzen, ich hätte viel lieber ganz klein angefangen meine Interessen durchzusetzen. Nicht gleich unter chaotischen Bedingungen mit einer "Diktatorin" als Vorgesetzten.

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leise
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Beitrag Mi., 22.01.2014, 21:49

Liebe petrapan,

ich gehöre auch zu jenen mit dieser Persönlichkeitsstörung. Und vieles von dem was du schreibst trifft auch auf mich zu.

Jetzt hat mich allerdings besonders berührt, wie auch du in Arbeitssituationen ausgenützt wirst.

Ich denke das trifft einfach unser Krankheitsbild. Bei mir ist es halt so, dass ich unbedingt meine Arbeit tadellos erledigen möchte. Das muss einfach hinten und vorne alles stimmen, alles durchdacht und logisch und umsichtig geordnet sein, so schaffe ich mir jenen sicheren Boden, den ich einfach brauche um mich auch ein wenig wertvoll fühlen zu dürfen.

Die Angst etwas vergessen, übersehen oder falsch gemacht zu haben ist da aber ständig dabei und wird natürlich auch heftig geschürt, weil ich Vorgesetzte habe, die ganz genau hinsehen und nicht den kleinsten Fehler übersehen. Tagelang darauf herumzutreten ist die Folge davon, in welche Dunkelwelten mich das reißt, muss ich dir nicht beschreiben, du kennst das sicher.

Es hilft mir dann mit den anderen darüber zu reden, gemeinsam zu schimpfen, das erleichtert und wir toben alle manches Mal gemeinsam und übertreiben es mächtig, so lange bis es komisch zu werden beginnt. Darin sind wir inzwischen Meister!

Das ist es, was mich noch durchhalten lässt, und dass ich meine Arbeit sehr gerne mache, ich daraus doch so viel Sicherheit gewinnen kann, jene Sicherheit die ich eben brauche.

Das Problem dabei ist halt, dass wir ängstlich vermeidende Exemplare, da wir ja ganz schnell mehr geben als für uns selber gut ist, sehr schnell von den anderen durchschaut und ausgenützt werden! Sich da abzugrenzen und auch mal ruhig und freundlich nein zu sagen fällt halt extrem schwer, meist geht das erst, wenn es keinen Ausweg mehr gibt. Da kommt dann halt noch dazu, dass da mit ruhig und freundlich nix mehr ist. Und das ist etwas, das aber auch nicht geht, also wie da rauskommen? ERst mal gar nicht, abwarten, aushalten, sich weiter quälen lassen, endlos, endlos ist das. Also mir geht es jedenfalls so und ich bewundere immer meine Kolleginnen, dass sich die recht deutlich wehren trauen und sich damit ganz gut ihre Freiräume erkämpfen. Irgendwie muss ich das noch lernen!

Bitte überleg es dir gut, ob du dich auf diesen Job einlässt. Es ist eben NICHT so einfach zu sagen, so und jetzt geh ich! Genau daran scheitert man dann, weil man es sich nicht traut! Arbeit wird ganz schnell zu einem Gefängnis, also Vorsicht.

Du hast da ein sehr gesundes Gespür dafür, dass dieser neue Job dich in Schwierigkeiten bringen wird. Ja, es klingt verlockend, das Doppelte verdienen, aber um welchen Preis! Wir geben von uns aus viel mehr als nötig ist, da braucht es ein Arbeitsumfeld das das nicht ausnützt! Bei einem "Diktator" wirst du das nicht finden. Bitte pass auf, das klingt so, gar nicht gut.

Ich wünsche dir ein ruhiges Überlegen ohne Panik!

herzlich
leise

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LovisTochter
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Beitrag Do., 23.01.2014, 21:46

Ihr Lieben,

ganz strange, ich wurde (leider) zwar ganz anders diagnostiziert, nämlich auf Borderline, was sich mir nie erschlossen hat und ich es noch nie so gefühlt oder erlebt habe, aber in den Beschreibungen von Dir, petrapan, finde ich mich so wieder, dass ich es schon traurig finde. Traurig deshalb, weil ich meine Therapeutin eigentlich wirklich super finde, sie auch für sehr kompetent halte, ausser in dem Punkt Diagose.
Ich habe mich vor dem Lesen des Beitrags noch nie mit dieser Form der Persönlichkeitsstörung auseinandergesetzt, aber ich finde mich in Deinen Erzählungen so wieder...
Grade der Punkt: Verabredungen, ich muss sie kurz vor knapp absagen, leide aber eigentlich unter der Vereinsamung, die ich ja selbst herbeiführe
Kritik ist für mich auch ein ganz sensibles Thema. Ich kann dir gut nachfühlen wie vernichtend sich diese für Dich anfühlt. Mit Job ist das natürlich schwer, ich knapse oft daran. Ich würde so gerne, aber mir fehlt oft einfach die Konzentration, und so kann ich meinen Job nicht so perfekt erledigen wie ich es mir eigentlich wünsche.
Vielleicht ein kleiner "Trost", du schreibst, dass Du die Jüngste in der Geschwisterkonstellation bist, die ällteste zu sein macht es scheinbar auch nicht besser
Ich frage mich grad, ob es Sinn macht, in der Therapie anzusprechen, dass ich mich in dieser Diagnose sehr viel mehr wiederfinden kann. Wir sprechen eigentlich nicht über Diagnosen. Ich habe mich echauffiert, weil ich Borderline so unpassend finde, da hieß es nur: Wenn Sie sich nicht mehr selbstverletzen kann ich die Diagnose rausnehmen. Fand ich damals schon bescheuert, weil es bei Borderline ja noch um viel mehr geht. Hatte aber nicht die Kraft das weiter auszudisskutieren. Hab mich lieber untergeordnet.
Deshalb kann ich Dir, liebe petrapan, auch grade keine wirklich hilfreichen Tipps oder Gedankenanstöße liefern. Ich bin grad nur dankbar für Deinen Thread.

Liebe Grüße,
LovisTochter
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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petrapan
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Beitrag Mo., 03.02.2014, 00:03

Hallo Ihr Lieben,
ich habe auch keine offizielle Diagnose bekommen von meiner Therapeutin. Ich weiß auch, dass viele Therapeuten dagegen sind ihren Patienten überhaupt eine Diagnose wie einen Stempel aufzudrücken, sondern sagen, man ist so wegen dem was man in der Kindheit durchgemacht hat.
Ich leide auch sehr an der Vereinsamung, vor allem an meinem Geburtstag, oft bin ich mir auch nicht sicher ob ich sie wirklich selbst herbeigeführt habe. Früher (während des Studiums) habe ich mir immer sehr viel Mühe gegeben und trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - keine Freunde gefunden. Von einem Partner ganz zu schweigen. Am liebsten hätte ich eine Arbeit bei der ich mich irgendwo in einer hinteren Ecke verstecke und nicht im "Mittelpunkt" stehe. Leider ist meine Arbeit manchmal komplett das Gegenteil, da ich häufig vor vielen (kritischen) Leuten sprechen muss, was genau gegen mein Naturel arbeitet und mich unendlich stresst. Keine Ahnung warum ich ausgerechnet in so einem Job gelandet bin. Wahrscheinlich weil ich mich selbst nicht gut genug kenne oder gekannt habe. Seit einigen Tagen bekomme ich auch Blutdruckmedikamente, weil die Anspannung meinen Blutdruck in die Höhe treibt. Vielleicht muss ich mich auch einige Zeit nur auf mich konzentrieren und auf keine Arbeit, oder "umschulen" oder so.

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Der Ha$$
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Beitrag Di., 18.02.2014, 22:37

Was mich an diesem Störungsbild verwirrt, sind die Formulierungen, die ich dazu wiederholt im Internet gefunden habe. Und zwar bezüglich der Bereitschaft von Betroffenen persönliche Kontakte oder Freundschaften einzugehen:

"persönliche Kontakte nur, wenn Sicherheit besteht, gemocht zu werden"

"lässt sich nur widerwillig mit Menschen ein, sofern er/sie nicht sicher ist, dass er/sie gemocht wird"

Was ist daran denn bitte nicht normal? Ist das nicht selbstverständlich, dass man nur Freundschaften eingeht, sofern man sich sicher sein kann, dass man auch charakterlich gemocht und geschätzt wird? Oder kommen Nichbetroffene gar nicht erst auf den Gedanken, dass sie ein Gegenüber negativ beurteilen könnte bzw. nur in den seltensten Fällen oder nur wenn dies absolut offensichtlich wird?

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petrapan
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Beitrag Sa., 22.02.2014, 21:18

Es geht wohl eher um eine Art von Aufgeschlossenheit anderen Menschen gegenüber. Es gibt Leute, die sind erst mal allen Leuten die sie treffen gegenüber aufgeschlossen (kann ich z.B. in der Schulzeit), würden sich auch ohne weiteres mit jemandem den sie interessant finden öfter mal treffen, ohne dass das gleich bedeutet man ist befreundet. Solche Leute kennen viele Menschen und haben viele Kontakte (von Freunden würde ich da noch nicht reden, aber das definiert vielleicht auch jeder anders). Sie freuen sich einfach neue Leute kennenzulernen.
Bei mir ist es jedoch so, dass ich ersteinmal misstrauisch bin. Wenn jemand mich persönliche Dinge fragt sehe ich das eher als Neugierde als Interesse und denke meistens eher wie es mir schaden könnte, wenn ich die und die Information "herausrücke". Ich habe leider auch schon einige sehr negative Erfahrungen mit Leuten gemacht, die "Informationen" gegen mich verwendet haben, rumgetratscht haben, usw. Ich muss schon jemandem wirklich vertrauen, damit es zu näherem Kontakt kommt. Ich denke auch, dass das gemeint ist in den Formulierungen.

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(V)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 23.02.2014, 00:33

Solche Leute kennen viele Menschen und haben viele Kontakte (von Freunden würde ich da noch nicht reden, ....
Hier möchte ich widersprechen.

Ich, ebenfalls ängstlich-vermeidend, habe überhaupt gar kein Problem BEKANNTSCHAFTEN einzugehen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich viele Kontakte hätte. Im Gegenteil. Ich habe auch überhaupt kein Problem auf sehr offene Weise z.B. mit Kollegen umzugehen, aber auch das sind eben keine Freundschaften.

Was ich sagen möchte: man kann Bekanntschaften und Menschen allgemein gegenüber OFFEN sein, aber a) dennoch einsam sein, und b) dennoch FREUNDSCHAFTEN gegenüber verschlossen. Das hat meiner Meinung nach wenig damit zu tun, wie viel man über sich erzählt oder nicht, sondern wie nah man den Gegenüber an sein Herz heranlässt. Ich habe z.B. überhaupt kein Problem, selbst relativ intime Details preiszugeben, weil es mir schlichtweg nichts bedeutet bzw. ich zu meinen früheren Fehlern oder Macken stehe. Es ist mir auch egal, was mein Gegenüber mit diesen Infos macht. Aber trotzdem bedeuten mir diese Menschen nichts. Nada. Würden sie morgen aus meinem Leben verschwinden, würden sie kaum mehr in mir auslösen als ein bedauerndes Schulterzucken.

Mit Menschen offen reden zu könne oder offen mit ihnen umzugehen bedeutet nicht, dass man auch EMOTIONAL offen für sie ist, indem man sie z.B. in das Herz hineinlässt. Das sind sehr verschiedene Arten von Offenheit.

Komisch, was diese Zitat angeht, so fühle ich mich einerseits "ertappt" und anderseits halte ich es für Schmarn. Ja, ich gehe nur widerwillig Freundschaften ein, und tatsächlich kommt es mir vor allem auf den Punkt darauf an, ob mein Gegenüber wirklich MICH mag oder ob er nur irgendwelche Projektionen und eigene Muster bedient. Aber ich halte das alles für viel zu allgemein formuliert. Ich vermute, "normale Menschen" gehen erst mal spontan Freundschaften ein, frei Schnauze und nach subjektiver Sympathie und überlegen dann erst HINTERHER ob die Sympathie und das Vertrauen angebracht sind oder nicht... wie blöd ist das denn?! Aber genauso kann man es überall beobachten. Bisschen wie in der Liebe, hmm? Zuerst ohne Sinn und Verstand verlieben, dann erst hinterfragen, wenn man schon mitten drin steckt. Ach, was weiß ich.

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petrapan
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Beitrag Di., 25.02.2014, 23:46

Aber ich halte das alles für viel zu allgemein formuliert.
Das ist denke ich auch der Knackpunkt, in den Nuancen ist dann doch jeder anders, auch wenn der gemeinsame Nenner "sich auf Freundschaften einlassen" ist. Bei mir ist es z.B. auch ein Problem, dass wenn ich jemandem mal vertraue und derjenige "geht" dann (z.B. Freundin zieht in ein anderes Land, Therapie läuft aus und Therapeut verschwindet aus meinem Leben, Freund macht Schluss, Arbeitsverhältnis läuft aus (ok, das ist keine "Freundschaft")), dann zerbreche ich innerlich regelrecht.
Ich vermute, "normale Menschen" gehen erst mal spontan Freundschaften ein, frei Schnauze und nach subjektiver Sympathie und überlegen dann erst HINTERHER ob die Sympathie und das Vertrauen angebracht sind oder nicht... wie blöd ist das denn?!
Genau das vermute ich auch, Du hast jedoch besser formuliert!
Jetzt möchte ich noch einmal etwas zu meinem Post vom 22.1. sagen. Ich habe diesen mir angebotenen Job inzwischen abgesagt. Und die "Dame" ist darüber recht erbost. Das wird auch noch einiges nach sich ziehen. Ich erwarte, dass sie mich in den nächsten Tagen telefonisch terrorisieren wird, aus mir herauspressen will "warum" und mich von nun an in der Branche schlecht machen wird. Dabei hatte ich ja noch nichts unterschrieben, es gab nicht mal ein konkretes Angebot wie der Vertrag aussähe. Muss ich mich da vor ihr rechtfertigen "warum" ich nun ablehne? In der Therapie bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich ihr den Grund nicht sagen muss. (Es könnte ja auch etwas sehr persönliches sein). Der wahre Grund ist, das ich mit der Frau nicht arbeiten möchte und das ganze Projekt viel zu schlecht, zu spät und unprofessionell organisiert ist. Ich brauche möglichst geregelte Bahnen, das Leben stellt auch dann schon genug Herausforderungen, und selbst dann tue ich mich sehr schwer im Leben. Momentan kämpfe ich auch wieder sehr stark mit Depressionen, trotz Medikamente. Ich habe das Gefühl ich muss mich schützen und mich um mich kümmern und dass ich als Mensch wieder auf den Damm komme und mich selbst nicht vernachlässige, weil ich alle Kräfte (aus Angst zu versagen) in die Arbeit stecke. Ich bin momentan nicht stark genug um mich in einem chaotischen Arbeitsumfeld gegen eine Diktatorin zu behaupten. Ich will den Job nicht. Das sind die wahren Gründe, aber sagen will ich der Frau das so natürlich nicht. Ich muss jetzt stark bleiben, mich nicht verunsichern, erpressen oder überreden lassen zu etwas, was ich nicht will. Ich muss mir stattdessen auf die Schulter klopfen, dass ich die Entscheidung getroffen habe und nun standhaft bleiben, egal wie oft und mit welchen Manipulationen die Frau mich kontaktiert.

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Bina
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Beitrag Mi., 26.02.2014, 02:00

Hallo petrapan,

ich habe vor nicht all zu langer Zeit ein Buch gelesen - ein Roman von einer Patientin mit Borderline-Syndrom, finde jedoch, dass der Inhalt bzw. die Thematik des Buches auch dich ansprechen könnte. Es geht darin nicht pausenlos um Selbstverletzung, etc. sondern viel um die Gefühlswelt und die Bekannschaften, Vergangenheit der Patientin und was daraus erwachsen ist. Ich für meinen Teil war recht mitgenommen von dem Buch. Hatte noch nie ein Buch, bei dem mir die Tränen kamen...außer bei diesem. Es ist so super geschrieben, dass man wirklich das Gefühl hat, diese Patientin zu sein und das zu durchleben, was sie durchlebt. Auch sie wurde viel kritisiert, ignoriert, niedergemacht, etc. Dann landete sie irgendwann in einer Klinik und es ergaben sich Stück für Stück Freundschaften, die sie zuvor in der Form nie hatte. Durch diese Freundschaften lernte sie, ihre Familie (die ihr Hauptproblem war) aus Distanz zu betrachten und sich ein eigenes Leben zu entwickeln...

So möchte aber nicht alles verraten. Jedenfalls hat mir dieser Roman mehr die Augen geöffnet als jegliches Sachbuch über meine Problematik!

Das Buch heißt "Auf der Spur der Schattenschwester"

Vielleicht bringt es dir ja auch 'was


KatiMar
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Beitrag So., 21.12.2014, 06:47

Hallo Petrapan,
Seit 10 Jahren bin ich in einer Partenrschaft, und erst jetzt habe ich herausgefunden, dass mein Partner an der "Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung" leidet. Ich wusste bis jetzt nicht, was mit ihm nicht stimmt, bis ich zufällig daraufgekommen bin. Ich weiss es nicht, ob auch ihm das bewusst ist, dass er diese "Störung" hat. Er leidet wahnsinnig unter dem Leben, vor allem, wenn er Kritik von mir bekommt- obwohl für alle andere würden das nicht als Kritik empfinden- aber er ist hypersensibil. Ich muss ihn deshalb immer schonen, und aufpassen, was ich ihm sage. Er liebt mich überalles, und ich liebe ihn auch so. Trotzdem will er mich immer verlassen, und ich wusste bis jetzt nicht, warum. Nun jetzt denke ich, die Erklärung dafür ist, seine "vermeindende-Persönlichkeitsstörung*.
Du kennst ja das auch.
Meine Frage an Dich: Was meinst Du, soll ich ihm sagen, dass ich weiss, dass er unter dieser psychischen Persönlichkeitsstörung leidet, oder wäre das noch schlimmer? Unsere Beziehung ist ständig unter Gefahr- damit meine ich, dass er die Beziehung jedesmal beenden will, wenn ich ihn kritisiere (die sind aber, wie gesagt nicht richtige Kritike, nur sehr sehr leichte). Vielleicht wird er von mir völlig abwenden, und mich deshalb verlassen, wenn er weiss, dass ich weiss über seine "Störung". Es kann aber sein, dass es ihm nicht bewusst ist. Vielleicht in diesem Fall wäre das gut, wenn ich ihm aufklären würde. Fragen über Fragen- und ich würde gern die Antwort von jemanden bekommen, der unter dieser Persönlichkeitsstörung leidet. Vielen, vielen Dank im voraus!


highlow
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Beitrag Di., 03.02.2015, 16:05

Hallo katimar,
Keine einfache Frage aber schnell beantwortet:)
Erst mal kann dein Partner froh sein das er dich hat, ein Mensch mit diesem Problem ist nicht wirklich beziehungsfähig da er sich immer klein und wertlos fühlt..... in meinem fall ist es so, dass ich in meiner letzten Beziehung zeigen wollte daß ich beruflich erfolgreich sein kann genug zu verdienen um eine Familie ernähren zu können. ... immer kleiner gefühlt und im Endeffekt hatte ich Sie ihr Kind und einen Freund bzw. 2 Freunde verloren. .. bin wieder aufgestanden und habe dann versucht mein ganzes Leben wieder auf die reihe zu bekommen. ... lief erst mal wieder etwas besser und bin direkt wieder in alte Verhaltensweisen zurück gefallen. ....... fragte mich immer selbst woran es liegt was mach ich falsch. ......
Ich wäre froh gewesen wenn meine exfreundin mir dass mitgegeben hätte, um die Beziehung oder auch mich zu retten) wenn du jetzt auch noch ein extrem ausgeprägtes Helfer Syndrom hast, stellt sich noch die frage ob es tatsächlich liebe oder abhängigkeit gegenüber dem anderen ist. ....
Ich würde dir raten ihm die Symptome in schriftlicher Form zum durchlesen zu geben damit er es
selber erkennt. .....
Da daß vor einem Jahr war wirst du wahrscheinlich irgendwann gehandelt haben und mich interessiert der weitere Verlauf seit ihr noch zusammen oder nicht. ......

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emilyerdebeere
Helferlein
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Beiträge: 38

Beitrag So., 15.05.2016, 17:32

Hallo endlich habe ich die richtige diagnose nach mehreren fehldiagnose ich leider unter der Störung seit der kindheit. Bin beruflich und soziale dadurch seit Jahren eingeschränkt. traue mich jetzt nicht mehr zu arbeiten . Würde mich nur noch verkrichen.
. War 6 Wochen auf reha und kann dort nochmal hin. Aber ich isoliere mich ständig . Würde mich freuen mich auszutauschen der auch selbstunsicher vermeidend ist. lg

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Hiob
[nicht mehr wegzudenken]
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männlich/male, 78
Beiträge: 2303

Beitrag Mo., 16.05.2016, 13:32

Was hat sich denn für dich jetzt dadurch geändert, dass du die richtige Diagnose hast, im Vergleich zu früher, als du falsche Diagnosen bekommen hattest?

Fragt
Hiob

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