Therapieabbruch - Negative Erfahrung überschattet alles

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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ChaosImSystem
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Therapieabbruch - Negative Erfahrung überschattet alles

Beitrag Mi., 27.07.2016, 02:41

Guten morgen,

ich bin ratlos.

Ich bin 22, schwer krank und nehme diverse Tabletten die bei mir eine Depression ausgelöst haben - dazu kommt, das meine jetzige Situation (Ständig zuhause, nicht in der lage zu arbeiten durch gesundheitliches) nicht wirklich hilft.

Ich hatte letztes Jahr eine psychosomatische Kur die mir helfen sollte mit all dem klarzukommen und hatte eine furchtbare Erfahrung mit der Therapeutin gemacht, die mich so kaputt gemacht hat, das ich bis jetzt (das ca. 1 Jahr her) nicht in der Lage war, mich auch nur Therapiepraxen zu nähern.

Kurz zur Situation:
Während ich auf Kur war musste ich zum Frauenarzt. Der hat meine Grenzen nicht gewahrt und mir furchtbar wehgetan, bis ich blutete und weinend zurück zur Klinik rannte. Es hat sich angefühlt wie eine Vergewaltigung.
Ich hatte mit meiner Therapeutin immer darüber gesprochen, das ich schwierigkeiten habe, mir Hilfe zu holen wenn es mir schlecht geht, aus Angst, das man mich verletzt und mir vorwürfe macht. Also hab ich in dem Zustand wie ich war, mein Herz in die Hand genommen und bin zu ihr gegangen.
Was soll ich sagen. Das war der größte Fehler meines Lebens.
Sie hat genau das gemacht. Mir Vorwürfe. Wieso ich während ich beim Frauenarzt war, nicht früher stopp gesagt habe.
Wieso ich danach ihn nicht zur Rede gestellt hätte.( Zu letzterem war ich garnicht mehr in der Lage, ich hatte so furchtbare schmerzen. Ich wollte einfach nur in mein Zimmer, zusammennbrechen, und weinen.)
Ich hab nur noch "ja" gesagt und bin in einem dissottiation Zustand abgerutscht und nach der Sitzung wie ein Roboter in mein Zimmer gegangen. 1 Woche danach habe ich die Kur abgebrochen.
Im Endgespräch hat sie sich von mir nur angegriffen gefühlt, als ich ihr geschildert habe, wie sehr mich das verletzt hat. Und wie sehr ich mir gewünscht hätte, das sie mich einfach auffängt. Sie soll mich nicht bemuttern, oder gar wie ein Baby behandeln. Ich wollte einfach nur unterstützung und die habe ich nicht bekommen.
Lange Rede kurzer Sinn - ich bin nachhause gefahren, und im Abschluss bericht stand, das ich borderline hätte und keine eigenen Entschiedungen treffen könnte.
Super.

Ich hab die Sache bis jetzt abgehakt. Natürlich macht es mich wütend, aber sie praktiziert weiter und hat mich nach 3 Tagen eh wieder vergessen.
Ich brauche nur Hilfe und kann mich nicht dazu bringen, mich an einen Therapeuten zu wenden, aus Angst, das ich wieder so hängen gelassen werde.
Habt ihr eine Idee wie ich da herumkomme? Brauche ich mehr Zeit das die "Wunden" heilen?


LG
Chaos im System

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charlotta
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Beiträge: 236

Beitrag Mi., 27.07.2016, 06:09

Hallo,
tut mir erst mal leid, dass es dir so schlecht geht!
Meine GEdanken zu deinem Beitrag, es war für dich zwar nicht schön, wie die Therapeutin reagiert hat, aber sie hat dir die Frage gestellt, warum es dir nicht möglich war, früher Stop zu sagen? Denn im Grunde genommen,wird dir ein Übergriff immer widerfahren können, sobald du selber die Grenze nicht setzt. Daher würde ich versuchen, dass du gedanklich wieder etwas runterschraubst und es als Ziel ansiehst, dass du lernst, dich ganz klar abzugrenzen.
Alles Gute!

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saffiatou
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Beiträge: 3612

Beitrag Mi., 27.07.2016, 09:44

Hallo Chaos,

es tut mir leid, zu lesen was Dir angetan wurde! Die Übergriffe des Arztes sind schon schlimm, aber die Thera hätte Dich unterstützen müssen. Ich habe ebenfalls beides erlebt, diese Übergriffe bei Ärzten und auch ganz schreckliche Reha-Erfahrungen.

Laß Dich bitte nicht entmutigen, nicht alles Theras sind so. Es gibt sicher gute Theras auch bei Dir in der Umgebung.

Diese Diagnose, die Dir angehängt wurde, dazu kann ich natürlich nichts sagen. Ich persönlich finde es toll, daß Du es geschafft hast, einfach nach Hause zu fahren (mein Thera hat damals nach der Reha gefragt, warum ich nicht einfach nach Hause fuhr - ich hatte nicht den Mut).

Die Theras, die ambulant arbeiten sind besser! Du hast doch für jeden Thera fünf probatorische Gespräche, versuche es einmal. Wenn es nicht geht, kannst Du jederzeit wieder gehen - niemand darf Dich halten!

Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


isabe
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Beitrag Mi., 27.07.2016, 21:39

Ich denke, die Entscheidung für oder wider eine Therapie kann dir niemand abnehmen oder erleichtern. Therapien sind immer irgendwie und irgendwann schmerzhaft, und das ist zunächst mal nicht dasselbe wie "hängengelassen werden". Vielleicht war die Therapeutin in der Klinik nicht empathisch und vielleicht habt ihr nicht zusammengepasst, aber ein Hängenlassen würde ich darin nach deiner Beschreibung nicht sehen. Das soll definitiv kein Vorwurf sein, aber: Gegangen bist ja du selbst.

Vielleicht wäre es erst mal gut für dich, wenn du für ein paar Stunden einen Therapeuten aufsuchst, der mit dir das Geschehene mal anguckt, ohne dass sofort an eine langfristige Therapie deiner ursprünglichen Krankheit / Störung gedacht wird. Es kann sein, dass du wirklich an unempathische Ärzte geraten BIST (kenne ich auch, und es fühlt sich erniedrigend an); es kann aber auch sein, dass du in dieser Hinsicht besonders "anfällig" bist und dass deine Wahrnehmung dir "einreden" will, dass man dir etwas Böses will, obwohl der Andere seine Arbeit gar nicht mal schlecht macht (dass man nach einer Untersuchung blutet, kann sein; das muss nicht Ausdruck von Gewalt sein ("es hat sogar geblutet") - vielleicht ist auch die Frage, wie du dir ein Achten deiner Grenzen gewünscht hättest und ob dies möglich gewesen wäre). Und es kann sein, dass diese Untersuchung medizinisch notwendig war. Natürlich kann es auch sein, dass du an einen "Metzger" geraten bist, der dachte, er hatte ein Stück Fleisch auf der Arbeitsplatte. Möglich wäre aber beides, und die Wahrheit sieht oft so aus, dass es eine Mischung aus beidem ist: dass der Andere ein bisschen grob und unsensibel ist - dass du aber auch besonders empfindlich bist. Und da wäre es vielleicht gut, sich mit einem Dritten mal anzugucken, was vorgefallen ist und ob bzw. was du dazu beitragen kannst, dass ähnliche Situationen nicht eskalieren; dass du also nicht eine Therapie abbrechen musst oder dass du vorher feststellst, ob der Behandler dir gut tut.

Die Frage, warum du beim Frauenarzt nicht weggegangen bist, verstehe ich übrigens nicht. Ich konnte das auch nicht; wenn man entsprechend vorbelastet ist, dann neigt man u.U. dazu, die Dinge über sich ergehen zu lassen, weil man es nicht anders kennt. Und wenn man es anders kennte, bräuchte man keine Therapie...

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Flowfalls
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Beiträge: 293

Beitrag Do., 28.07.2016, 21:56

Oh je, @chaos! Da hast Du aber was beschissenes hinter dir. Borderline hin und her scheint voll im Trend zu sein. Ich hab den Eindruck, dass sie die Diagnose wie warme Semmeln verteilen.
Vielleicht macht dir ambulante Therapie eher Mut wie @Safi bereits schrieb als das stationäre. Und es besteht die Möglichkeit das Erlebnis örtlich zu differenzieren?

Gute Besserung &

Liebe Grüße

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Komentenstern
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Beitrag Do., 28.07.2016, 22:31

Liebe Chaos, ich habe auch ungute Terapieerfahrungen hinter mir und ich weiß, wie verstörend das sein kann. Ich habe aber auch (nach Abbruch) sehr hilfreiche Erfahrungen gemacht. Meine Reha-Erfahrung war ebenfalls durchwachsen. Das Suchen der richtigen Therapie kann ausnehmend mühsam sein. Gibt es eine psychologische Beratungsstelle (zB. auf die somatische Krankheit bezogen) die dich bei dem Suchprozess begleiten könnte? Alles Liebe, Kometenstern

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ChaosImSystem
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Beiträge: 3

Beitrag Mo., 01.08.2016, 01:05

Erstmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten und ein Sorry, das ich nicht früher antworten konnte.

@Charlotta
Hallo Charlotta,
das stimmt. Aber ich war in dem Moment einfach nicht in der Lage dazu. Es war durch den Reha Arzt medizinisch notwendig, er hat mich mehr oder weniger dorthin getrieben um etwas körperliches bei mir auszuschließen. Das finde ich völlig in Ordnung. Nur ich war in Therapie und aktuell mit ganz anderen Dingen beschäftigt, unteranderem, mich zusammenzureißen für die Therapie.
Du kennst das sicherlich. Man fühlt sich wie ein umgeschmissenes Kartenhaus das man erstmal wieder aufbauen muss. Ich hatte einfach nicht die mentale Stärke "Stopp" zu sagen, eben auch weil es medizinsich notwendig war.
Danke dir.


@saffiatou

Hallo Saffia,

stimmt, sind sie. Und ich will mich ungern dagegen wehren, denn ich weiß ich brauche ja die Hilfe. Aber irgendwie passiert das automatisch.

Ich bin mir auch sicher das es welche gibt, ich hab momentan einfach nicht den Mut einen zu suchen. Meine Familie hängt mir da schon im Nacken, wieso ich denn mich so vernachlässige, etc. obwohl sie von dem Übergriff wissen..

Das nachhause fahren war einfach nur eine Fluchtreaktion, um ehrlich zu sein. Ich hab mich in der Klinik nicht mehr wohlgefühlt, und der einzige Platz den ich kannte war mein zuhause. Aber danke

Ich hoffe, ich werde irgendwann mal in der Lage sein, mir einen zu suchen. *seufz*

Danke dir!

@isabe

Kann natürlich sein - es gibt zwei seiten zu jeder Gesschichte, das streite ich ja auch nicht ab. Aber das ist die Seite wie sie bei mir eben ankommt und ich sie verarbeite. Ich war danach einfach nur verletzt, emotional sowohl als auch körperlich und wollte einfach nur meine Ruhe und weg.
Ich weiß auch selber das es bluten kann, von den wenigen Frauenarzt behandlungen die ich hatte, aber ich bin mir da sicher das er sehr rabiat vorgegangen ist... ich hatte wirklich noch nie solche schmerzen nach der Behandlung.
Und selbst wenn sie medizinisch notwendig war, erwarte ich doch ein wenig unterstützung des Theras - nicht weil ich das einfach so von ihr erwarte. Sondern weil ich ihr das explizit gesagt habe. Ich habe versucht wirklich fair zu sein.

@Flowfalls

Huhu,
also kommt es nicht nur mir so vor, zwei freundinnen von mir haben die selbe Diagnose und wir sind einfach der Meinung das das nicht stimmt. Aber gut, passiert.
Möglichkeiten gäbe es, ich muss nur wirlich mal den Mut haben, mich dorthin zu begeben. Das ist eben mein größtes Problem. Das Forum hier kann das nicht lösen. Aber ich bin eben so ratlos das ich nicht wirklich weiß wohin.

@Komentenstern

Hallo Kometenstern (was für ein schöner nickname, übringens.),

Allerdings. Das alles sist nun länger her und betrifft mich immernoch wie am ersten Tag. Gibt es bestimmt...ich werde mich mal umhören, hier in Kiel sollte es sowas ja geben.

Danke dir!

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