Psychotherapie - Ein gutes Ende finden

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Miesel
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 289

Psychotherapie - Ein gutes Ende finden

Beitrag So., 31.07.2016, 13:01

Viele Berichte hier handeln von problematischen Beendigungen.
Manchmal wird zu schnell beendet und der Patient fühlt sich noch gar nicht bereit, manchmal wird beendet, weil entweder Patient, oder Therapeut vorzeitig abbrechen.

Mich würde interessieren, was wäre oder ist denn ein gutes Ende für euch?
Was kann, oder sollte der Therapeut tun, um die Übertragungen gut zu lösen?
Kann auch der Patient zu einem guten Ende beitragen und wenn ja wie?

Was würdet ihr euch wünschen, bzw. was habt ihr als gut empfunden?

Werbung

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15076

Beitrag So., 31.07.2016, 15:28

Hallo Miesel!

Ich weiß gerade nicht, ob das Thema geschickt gewählt ist wo es gerade in einem anderen Thread gerade nur so dampft. Und ganz offenbar geht die Frage hier wieder an eine bestimmte Personengruppe im Forum.

Davon auszugehen, dass jeder in einer Psychotherapie einer Übertragung anheim fällt ist schlicht falsch. Jedenfalls stimmt es für mich gar nicht.

Und ich bin auch nicht in der Lage Therapiestunden selber zu zahlen, ergo hört Therapie bei mir immer beim Höchstsatz möglicher Stunden auf.

Und ob ein Klient zu einem guten Ende beitragen kann, hängt dann eher mit den individuellen Möglichkeiten zusammen. Hier im Forum sehen wir ja auch nur minimale Teilausschnitte, so gehe ich schon davon aus, dass ein hoher Prozentsatz zufrieden und normal wie ich aus einer Therapie geht mit einem ganz normalen Abschied.

Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 31.07.2016, 16:34

Das Ende nach jahrelanger Psychotherapie bei meinem Psychotherapeuten kam recht plötzlich, weil ich mich über sein Vorgehen in der letzten Sitzung per Mail beschwert hatte und eine Wiederholung der Sitzung forderte. Ab da verweigerte mein Psychotherapeut die Kommunikation und die Therapie war somit zu ende.
Ich werde all das was in dieser Psychotherapie schief gelaufen ist sicher nicht vergessen, aber die positiven Seiten dieser Psychotherapie werde ich immer besonders im Gedächtnis behalten.

Und ich vermisse den Kontakt zu diesem Menschen und das ist auch vollkommen in Ordnung so.

Ich habe recht schnell einen Nachfolger gefunden, da ich es mir leisten kann Psychotherapie selber zu bezahlen. Somit habe ich keinen Nachteil durch die Arbeitsverweigerung des alten Psychotherapeuten.
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Miesel
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 289

Beitrag So., 31.07.2016, 17:02

candle. hat geschrieben:
Ich weiß gerade nicht, ob das Thema geschickt gewählt ist wo es gerade in einem anderen Thread gerade nur so dampft. Und ganz offenbar geht die Frage hier wieder an eine bestimmte Personengruppe im Forum.


Viele Grüße!
candle
Ich lese hier nur einzelne Themen, deshalb weiß ich nicht, was genau du meinst und die Frage geht an alle, weil mir das Thema momentan an einigen Stellen begegnet.
Das hat mit einzelnen Personen von hier nur in soweit zu tun, als dass es mir hier eben auch schon aufgefallen ist, ohne dass ich jetzt an eine bestimmte Person denke.

Das mit der Übertragung weiß ich.
Ändert aber nichts an der Fragestellung.

Werbung

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15076

Beitrag So., 31.07.2016, 17:17

Miesel hat geschrieben: Das hat mit einzelnen Personen von hier nur in soweit zu tun, als dass es mir hier eben auch schon aufgefallen ist, ohne dass ich jetzt an eine bestimmte Person denke.
Eine Handvoll User, immer die selben User, wobei es dann ja immer um die Therapeutische Beziehung geht. Das wird hier zigfach hin- und her gedreht. Und bei den Personenkreis gibt es ja offenbar kein Ende, weil sie es sich leisten können.

Möchtest du nochmal von den problematischen Therapieenden lesen oder lesen wie es anders "geht".

Besser wäre natürlich, wenn du deine eigenen Gedanken schildern würdest. So laufe ich dir höchstens in die Falle wie so oft hier: Bei mir ist alles anders.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 55
Beiträge: 4873

Beitrag So., 31.07.2016, 17:28

Hallo Miesel
Mich würde interessieren, was wäre oder ist denn ein gutes Ende für euch?
Ein gutes Ende ist für mich das, was ich gerade erlebe, nämlich das Gefühl, dass meine Therapie auf ihr Ende zugeht und eine Therapeutin zu haben, die das genauso sieht. Ein gutes Ende bedeutet für mich das Gefühl "ich weiß nicht mehr worüber ich noch reden könnte, ich habe meine Ziele erreicht, den Rest des Weges muss ich alleine gehen, mehr kann eine Therapie mir nicht geben, mehr kann ich in der Therapie nicht lernen".
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Miesel
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 40
Beiträge: 289

Beitrag So., 31.07.2016, 19:05

candle. hat geschrieben:
Möchtest du nochmal von den problematischen Therapieenden lesen oder lesen wie es anders "geht".
Nein, ganz und gar nicht.
Im Gegenteil, ich möchte jetzt am liebsten gar nichts von problematischen Therapieenden lesen, sondern nur davon, was ihr ein schönes Ende nennen würdet, wie ihr euch ein für euch schönes, oder passendes Ende wünschen würdet, oder aber Erfahrungen, die ihr schildern könnt, wenn ihr ein für euch gutes Ende erlebt habt.


isabe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 3066

Beitrag So., 31.07.2016, 19:27

Für mich wäre ein schönes Ende eines, das vollkommen unabhängig von der künstlich festgesetzten Grenze durch die Kassen frei vereinbart wird. Egal, ob das nach zwei Jahren, nach vier Jahren oder nach sechs Jahren ist. Ich denke mir, dass das ideale Bedingungen für ein gutes Ende sind, wenn beide relativ frei darin sind, dieses Ende zu wählen. Wenn z.B. auch der Patient das Gefühl hat, der Therapeut hat keine Angst vor dem Ende oder der Endlosigkeit. Und wenn der Therapeut die Zuversicht ausstrahlt, dass ein Ende nicht gleichbedeutend sein muss mit Angst und Schmerzen und dass er dem Patienten zutraut, in der Lage zu sein, zu gehen, wenn es so weit ist.

Ich vergleiche das mit dem Auszug eines Kindes aus dem Elternhaus. Würde nicht wirklich funktionieren, wenn es eine Regel gäbe, dass zum 19. Geburtstag jedes Kind ausziehen müsste. Wie sollte man sich so frei entscheiden können und an der Entscheidungsfindung reifen können?

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass eine KZT genauso beendet wird wie eine sechsjährige Therapie. Ist also sehr individuell.

Ich glaube, dass es gar keine anderen Bedingungen braucht als diese Frage nach der freien Entscheidung. Ich persönlich würde davon abraten, auf die letzte Stunde zu viel Gewicht zu legen. Ich hatte eine sehr dramatische Endphase, in der sehr viel passiert ist, und ich war gespannt, ob wir das in der letzten Stunde noch "toppen" würden... Mein Geschenk samt Brief hatte ich ihm schon vorher gegeben; die letzten beidseitigen Bekenntnisse waren auch schon ausgetauscht, und die letzte Stunde selbst war dann echt hohl, fast wirkte sie wie ein "bloß jetzt keinen Zusammenbruch hervorrufen". Es folgte eine letzte Verabschiedung, die weniger intensiv war als die vor seinen Urlauben, und dann war ich weg.

Wie es woanders ist, weiß ich nicht, aber wenn es etwas Superwichtiges zu besprechen gibt, würde ich empfehlen, dies nicht in der letzten Stunde zu tun

Benutzeravatar

Lockenkopf
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 52
Beiträge: 2400

Beitrag So., 31.07.2016, 20:58

Miesel hat geschrieben:
candle. hat geschrieben:
Möchtest du nochmal von den problematischen Therapieenden lesen oder lesen wie es anders "geht".
Nein, ganz und gar nicht.
Im Gegenteil, ich möchte jetzt am liebsten gar nichts von problematischen Therapieenden lesen, sondern nur davon, was ihr ein schönes Ende nennen würdet, wie ihr euch ein für euch schönes, oder passendes Ende wünschen würdet, oder aber Erfahrungen, die ihr schildern könnt, wenn ihr ein für euch gutes Ende erlebt habt.

Aha, reines Idealbild ohne Anpassung an die Realität.
Und wozu soll das gut sein?
Liebe Grüße
Lockenkopf

Benutzeravatar

Mondin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1142

Beitrag So., 31.07.2016, 21:04

Ich kopier mein "gutes Ende" mal fix noch (leicht abgewandelt) rüber:

Mir hat beim selbstständigen Beenden von Beziehungen (auch der therapeutischen) ein Ausspruch sehr geholfen, den mein Analytiker tätigte. Er sagte (sinngemäß): "Früher, als Kind, da standen sie vor der Tür und weinten und bettelten um Einlass, doch niemand tat ihnen auf und das schmerzte. Heute jedoch, sind sie die Herrin aller Türen und entscheiden selbst was ihnen weh tun darf, weil sie die Türen öffnen oder schließen können, wie es ihnen beliebt. Sie müssen sich nur konsequent entscheiden."

Erst dachte ich: der spinnt! Dann stellte ich mir die Türen bildlich vor und arbeitete damit. Und..... wow, was hat mir das geholfen. Das führte auch dazu, dass das Ende der Therapie von mir ausging, als ich das Gefühl hatte, nun wäre ich damit fertig. Ich sagte ihm also, dass ich nicht möchte, dass er weitere Stunden beantragt (die sicherlich drin gewesen wären), sondern es so versuchen wolle.

Er sagte mir, dass er mir alles Gute wünscht und nun auch bald in seinen (wohlverdienten) Ruhestand gehen würde. Aber, dass er mich auf einem guten Weg sieht und mir deshalb keine Empfehlung für einen Kollegen mitgibt.

So verblieben wir.

Es war in Ordnung so.



Loslassen können, im Guten und mit einem guten Gefühl, einen Lebensabschnitt gemeistert zu haben.
Das ist für mich ein "gutes Ende".

LG
Mondin


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 31.07.2016, 21:08

candle. hat geschrieben:Und ich bin auch nicht in der Lage Therapiestunden selber zu zahlen, ergo hört Therapie bei mir immer beim Höchstsatz möglicher Stunden auf.
Geht mir auch so, also das mit dem selbst zahlen. Aber es gibt ja noch die Möglichkeit der Quartalsstunden? War das nie Thema? Ich finde das ganz prima und mir hilft es eben genau dabei: Ein gutes Ende (für mich) zu finden.


ziegenkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3449

Beitrag So., 31.07.2016, 21:35

miesel, mir hat es in der abschlussphase gut getan, noch einmal ausführlich über wichtige momente der therapie zu sprechen - um zu gemeinsamen erzählungen zu kommen (fast immer, in manchem auch nicht, aber auch das war dann okay) und um das erlebte noch einmal zu verankern.

für mich war auch wichtig, noch einmal deutlich zu fragen, ob ich wiederkommen kann und zu hören, dass und wie das geht. mit der zusicherung war ganz viel angst weg und als die angst weg war, habe ich gemerkt, ich brauch das gar nicht.

meine letzte stunde war dann irgendwie ganz typisch. ich habe natürlich einen brief geschrieben. sie fragte, ob sie den jetzt und hier lesen darf. aber just in dieser stunde hatte sie ihre lesebrille nicht mit. ich hab kurz versucht, das laut vorzulesen und gemerkt, nee geht nicht, zu viel emotion grad. dann hat meine therapeutin alle lampen zusammengekramt, sich viel licht gemacht und mit zusammengekniffenen augen und meiner hilfe buchstabiert. das war schön, bewegend und berührend, aber wir haben auch gut gelacht.
Zuletzt geändert von ziegenkind am So., 31.07.2016, 21:39, insgesamt 1-mal geändert.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15076

Beitrag So., 31.07.2016, 21:38

mio hat geschrieben: Geht mir auch so, also das mit dem selbst zahlen. Aber es gibt ja noch die Möglichkeit der Quartalsstunden? War das nie Thema? Ich finde das ganz prima und mir hilft es eben genau dabei: Ein gutes Ende (für mich) zu finden.
Ich habe nun nicht so das Problem mit Abschlüssen in Therapie. Von daher mache ich mir auch nicht so viele Gedanken. Wobei natürlich am Ende der Therapie die Überlegung kam, dass so manches noch nicht für mich geklärt ist, aber das wird es auch nie sein. Und ja, ich könnte Quartalsstunden nehmen, aber ich wüßte nicht wozu, weil ja in dem Sinne Interventionen nicht mehr so möglich sind. Das war natürlich einfacher, wenn ich regelmäßig ein oder zwei Stunden die Woche hatte.

So laufe ich ja einigermaßen, große psychische Ausfälle habe ich zum Glück nicht mehr im Moment um das besprechen zu müssen.

Die Frage ist ja auch was ein glückliches Ende bedeutet? Bei mir ist es in erster Linie Stabilität um im Alltag etwas klar zu kommen. Beziehungsprobleme, Abhängigkeiten entwickle ich ja nicht so wahnsinnig und bin recht autonom.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 31.07.2016, 21:43

candle. hat geschrieben:Und ja, ich könnte Quartalsstunden nehmen, aber ich wüßte nicht wozu
Um auf das zu schauen, was noch nicht so ganz geklärt ist? Aber eben auch keiner "intensiveren" Bearbeitung mehr bedarf im Moment?

Aber das muss natürlich jeder für sich selbst wissen, hab mich nur gefragt, warum das entweder nicht angeboten wird oder aber eben nicht gewünscht, weil ich es als gute Möglichkeit empfinde.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15076

Beitrag So., 31.07.2016, 21:53

mio hat geschrieben:
Um auf das zu schauen, was noch nicht so ganz geklärt ist? Aber eben auch keiner "intensiveren" Bearbeitung mehr bedarf im Moment?
Und dann? Ja, das ist manchmal blöde, aber Therapie ist für mich immer ein Faß ohne Boden. Sehr komplex, wo etwas abgeschlossen ist, tut sich dann irgendwann ein neues Loch auf.
weil ich es als gute Möglichkeit empfinde.
Möglichkeit wofür? Irgendwann kann man ja wieder eine Therapie machen. Ich muß auch sagen, dass ich es schon auch genieße mal von dieser harten Arbeit befreit zu sein.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag