Zweifel an der Therapie bzw. Therapeutin

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Sprachlos.
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 09:24

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass mir eine Therapeutin gesagt hat, dass sie nicht weiß, ob sie mir helfen kann. Eigentlich wollte sie mir absagen und mir andere Anlaufstellen nennen. Für mich war diese Aussage furchtbar. Ich wollte bei ihr Therapie machen. Ich hatte vorher schon ein Erstgespräch bei einer anderen Therapeutin und das lief gar nicht. Sie hat es abgebrochen und mich rausgeschmissen. Danach kam von der nächsten die Ansage oben. Sie hat sich letztlich dafür entschieden, dass ich bei ihr Therapie machen darf. Ich war froh, dass mich nicht noch eine zweite Therapeutin ablehnt. Ich glaube, ich hätte danach nicht mehr weitergesucht. ABER: sie hatte leider recht mit ihrer ersten Einschätzung. Sie wusste nicht so wirklich, wie sie mir helfen kann. Sie hat einfach mal drauflosgemacht, wie sie selber meinte, dass es gut sein könnte. Nicht so, wie sie es in der Ausbildung gelernt hat, sie fand ihren Ansatz besser. Erfahrungen mit meiner Problematik hatte sie nicht. Manches war gut. Aber manches auch nicht. Eigentlich habe ich immer gemerkt, dass sie mit mir nicht zurecht kommt. Dass sie keine Ahnung von meinem Problem hat.
Irgendwann musste ich dann aus anderen Gründen die Therapie abbrechen und habe bei einer anderen Therapeutin weiter gemacht. Dort bekam ich als erstes die richtige Diagnose. Schon nach der ersten Stunde. Und es war klar, dass sie Erfahrung mit dieser Diagnose hat, weiß, wie sie damit umgeht, schon anderen damit geholfen hat.
Die Therapie dort ist etwas ganz anderes. Den Punkt, an dem ich jetzt stehe, hätte ich bei der vorigen auch mit zig Verlängerungen nicht erreicht.
Was ich sagen möchte: nimm das ernst, wenn sie sagt, dass sie nicht weiß, ob sie dir helfen kann. Schau dir noch andere Therapeuten an. Es gibt so große Unterschiede.
Ich bin so froh, dass ich wechseln musste. Ansonsten wäre ich aus der Therapie gegangen mit dem Glauben, dass ich so krass bin, dass man mir nicht helfen kann. So ist es aber nicht. Nicht jeder Therapeut hat von jeder Störung Ahnung.

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Sunna
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 09:52

Hallo Maili!

Es ist ohnehin sinnvoll, sich mehrere Therapeuten anzuschauen. Dabei geht es nicht einmal darum, nach jemanden zu suchen, der sympathisch ist, sondern auch darum, verschiedene Methoden kennenzulernen. Der direkte Vergleich ermöglicht erst eine Bewertung. Z.B. war es für mich lehrreich, von einer Therapeutin gar nicht angeschaut zu werden (wenn ich das wollte, könnte ich mich auch gleich auf die Couch legen).
Beim Sympathie-Kriterium solltest du dich auch fragen, ob du es anfangs überhaupt realistisch einschätzen kannst. Bei dir scheinen viele Gefühle aus anderen Beziehungen in die aktuelle Beziehung hineinzuspielen. Das versperrt dir womöglich einen halbwegs klaren Blick. Natürlich sollte keine eindeutige Antipathie vorhanden sein.
Ohne zu erklären, wie das genau war, kann ich von mir erzählen, dass ich, obwohl ich meine Therapeutin in der ersten Sitzung unsympathisch fand, wegen der Methode zu ihr zurückkehrte - und es nicht bereute. Du sollst nicht genau so vorgehen, aber du sollst wissen, dass es auch individuelle Kriterien gibt. Ich war mir im Klaren darüber, warum ich das entgegen der üblichen Meinung machen muss, und hatte Recht. Wobei du, wenn du echte Sympathie wahrnehmen kannst (ich kann es anfangs nicht), darauf auch vertrauen solltest. Wenn echte Sympathie da ist, ist das sehr viel Wert.

(PS: Ich hatte dir gestern eine private Nachricht geschickt, ich weiß nicht, ob du das mitbekommen hast)

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Maili
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 10:33

Speechless hat geschrieben:Das ist ja aber auch ein bewährtes Konzept und vllt was du brauchst.

Ich finde du hast nach so kurzer Zeit ein ganz tolles Gefühl für das, was du brauchst.

Alleine schaffen..hmm. Das ist immer das, was vermittelt wird. Meine Thera vermittelt mir das nicht so. Sie sagt, wenn man sich richtig einlassen kann können andere Menschen eine tolle Stütze sein und einem auch so sehr viel geben und man selbst Ihnen auch. Wenn für dich der Weg ist, das über Zuwendung der Thera zu bekommen, hör auf dein Gefühl. Es ist übrigens auch keinesfalls falsch oder ein Behandlungsfehler. Die therapiebücher zu Traumastörungen sind voll davon, dass eben genau das hilft..plus eben Exposition etc, aber das kommt später. Das hat übrigens auch gar nichts damit zu tun, sich bedienen zu lassen und nicht selbst an sich arbeiten zu wollen. Es erfordert erstmal enorm viel Vertrauen und Einlassen und dann auch Mit- und Weiterarbeit.

Immerhin toll wie verantwortungsvoll deine Thera ist und merkt, dass sie das nicht leisten kann.

Aber du hast recht damit, dass alles auf das Thema Selbstliebe hinläuft. Aber ich finde das Gefühl zur Therapeutin sollte schon passen. Ich hab zum bsp ewig gebraucht, bis meine Thera und ich uns nah waren und sie hat es anfangs auch nicht angeboten, weil es zu dem Zeitpunkt zuviel für mich gewesen wäre. Aber das Grundgefühl hat gestimmt.

Natürlich kann und muss ich mir letztendlich selber helfen und das tue ich ja immer wieder. Ich möchte mich auch gar nicht abhängig machen von einem Therapeuten. Sich aber mal anlehnen zu dürfen (bildlich gesprochen), wäre schön und mit Sicherheit gut für mich. Ich hatte halt nie dieses Gefühl im Leben. Ich war schon als Kind im Alter von 4 Jahren täglich für drei Std. am Nachmittag mit einem Baby (mein Bruder) alleine zu Hause, weil meine Eltern beide arbeiteten. Ich bin mittags allein zu Fuss vom Kindergarten heim und musste mir mit 4 bzw fast 5 Jahren selber mein Essen warm machen und nach meinem kleinen Bruder schauen bis meine Mutter dann um 16.30 Uhr heim kam. Mein Vater hat damals nur Spätschicht gemacht und war vormittags für meinen Bruder da bis ich vom Kiga kam. Auch als ich mit 14 magersüchtig wurde, was eigentlich ein Hilfeschrei nach Zuwendung war, musste ich mir letztlich ohne Therapie selber helfen als ich an den Punkt gelangte wo nicht mehr viel fehlte um den Löffel abzugeben. Gleichzeitig habe ich mich aber (aus guten Gründen) dagegen gewehrt, eine Frau zu werden und "falsche Signale" auszusenden. Was Männer angeht habe ich immer nach einem Beschützertypen gesucht. Nunja mein Mann meinte mal zu mir "Du bist keine Frau die beschützt werden muss, dazu bist du viel zu stark!" Damit hat er sich quasi aus der Affäre gezogen Ich brauche einfach eine Therapeutin, die mir zeigt, dass ich ihr (als Patient) wichtig bin und die für mich da ist bzw mir nahe ist im Rahmen der Therapie. Alles andere würde dazu führen, dass ich irgendwann den Frust den ich bzgl. meiner Mutter hege (weil sie ihrer Verantwortung als mutter mir gegenüber nicht nachgekommen ist) auf die Therapeutin projeziere und das tue ich ja schon jetzt irgendwie. Ich habe nun zb das Bedürfnis selber die Therapie zu kontrollieren und hinterfragen und stelle ja quasi die Kompetenz der Therapeutin in Frage und gleichzeitig will ich doch nur, dass sie mir nahe ist. Der gleiche Misst wie bei meiner Mutter und total kontraproduktiv. In meinem Anamnesebogen, den ich gestern abgegeben habe, hatte ich geschrieben bei dem Punkt "Es fällt mir schwer zuzugeben, dass....", dass ich mich manchmal wie ein kleines hilfloses Mädchen fühle, dass einfach nur mal in den Arm genommen werden möchte. Naja, das kleine Mächen hat zwar inzwischen erste Falten, aber die haben auch nicht geholfen.

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Maili
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 10:43

mondlicht hat geschrieben:Hallo Maili,
ich glaube, es wäre sehr produktiv, wenn Du Deine Vorstellungen und Wünsche der Therapeutin so deutlich wie möglich vermitteln würdest. Sie hat von ihrer Seite schon ein paar Akzente gesetzt, indem sie Dich so schnell auf Dich zurückgeworfen und Dir die Verantwortung übertragen hat. Ich finde es fragwürdig, wenn sie sagt, sie ist nicht qualifiziert für frühe Traumatisierungen, dann aber doch weitermacht mit Dir. Ich stelle mir vor, dass sie damit eine Grenze gezogen hat, genauso wie mit ihrem Verhalten am Telefon und in der darauf folgenden Stunde. Sie macht deutlich, was sie nicht "übernimmt". Jetzt liegt es an Dir, gemeinsam mit ihr zu klären, was möglich ist und ob Dir das reicht.

Es gibt durchaus Therapeuten, die mit dem Konzept des Nachnährens arbeiten und ihre KlientInnen an die Hand nehmen. Und auch solche, die Kontakt zwischen den Stunden bei Bedarf ermöglichen etc. Ob das für Dich heilsam wäre, ist eine andere Frage. Aber dazu könntest Du sie ja auch befragen. Eine professionelle Einschätzung wäre ja interessant für Dich.

Die anderen Details aus Deiner Beschreibung, wie sie Dich zum Beispiel abhackt am Stundenende, würden mich auch stören. Ich verstehe übrigens auch gar nicht, warum sie sich nach ein paar Stunden auf Deine Frage nach einer Diagnose einlässt!! Ist sie Hellseherin oder was? Das könnte sich doch, wenn überhaupt erwünscht, sinnvoll, gefragt, erst im Laufe Eures gemeinsamen Proezesses herausschälen.

Neigst Du allgemein dazu, das "erste beste" zu nehmen? So ticke ich nämlich. Das gilt es jetzt auch zu berücksichtigen. Nicht, dass Du da kleben bleibst, weil Du schon mal angefangen hast.

Lieben Gruß!
Ja ich muss es wohl einfach mal konkret ansprechen alles in der nächsten Std., denn sonst bringt das alles nichts. Nützt ja nichts, wenn ich jetzt anfange negative Gefühle ggü. der Therapeutin habe und auf dieser Basis dann mit ihr meine Vergangeheit verarbeiten soll bw möchte. Ich werde ihr auch nicht näher kommen, wenn ich mich von ihr distanziere, was ich aber zwangsläufig tue nach der (für mich so empfundenen) Zurückweisung.

Und ja, das hast Du trotz der Anonymität gut erkannt, ich neige dazu das erst beste zu nehmen aus Angst sonst nichts mehr zu bekommen.... ist in vielerlei Hinsicht so.

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Speechless
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 10:44

Ich glaube so fühlt sich jeder mal, sogar Menschen ohne Traumata.

Bei deinem Mann würde ich vermuten, dass er sich gar nicht aus der Affäre gezogen hat, sondern das vllt wirklich so vermutet?

Ist bei mir zumindest so, ich zeige nie Schwäche außer bei meiner Thera. Daher meint sie können andere Leute sich gar nicht vorstellen, dass ich mich auch mal gerne anlehnen würde. Aufgrund dem Erlebten ist mir das leider nach wie vor zu gefährlich. Und auch in der Therapie ging es sehr lange, bis ich all das Gute annehmen konnte, was sie mir immerhin wieder angeboten hat.

Und jemandem nahe zu sein heißt ja nicht zwingend, abhängig von jemandem zu werden.

Und ich kriege auch langsam Falten, das Alter ändert aber am Gefühl leider gar nichts. Meine Thera meinte mal zu mir :"Sie können den Schmerz auch Ihr ganzes Leben lang in sich tragen" und dass es eben Leute gibt, die das auch tun. Daher werden diese doofen Verhaltensweisen und Traumatisierungen manchmal ja auch von Generation zu Generation weitergegeben.

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Maili
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 11:02

Sunna hat geschrieben:Hallo Maili!

Es ist ohnehin sinnvoll, sich mehrere Therapeuten anzuschauen. Dabei geht es nicht einmal darum, nach jemanden zu suchen, der sympathisch ist, sondern auch darum, verschiedene Methoden kennenzulernen. Der direkte Vergleich ermöglicht erst eine Bewertung. Z.B. war es für mich lehrreich, von einer Therapeutin gar nicht angeschaut zu werden (wenn ich das wollte, könnte ich mich auch gleich auf die Couch legen).
Beim Sympathie-Kriterium solltest du dich auch fragen, ob du es anfangs überhaupt realistisch einschätzen kannst. Bei dir scheinen viele Gefühle aus anderen Beziehungen in die aktuelle Beziehung hineinzuspielen. Das versperrt dir womöglich einen halbwegs klaren Blick. Natürlich sollte keine eindeutige Antipathie vorhanden sein.
Ohne zu erklären, wie das genau war, kann ich von mir erzählen, dass ich, obwohl ich meine Therapeutin in der ersten Sitzung unsympathisch fand, wegen der Methode zu ihr zurückkehrte - und es nicht bereute. Du sollst nicht genau so vorgehen, aber du sollst wissen, dass es auch individuelle Kriterien gibt. Ich war mir im Klaren darüber, warum ich das entgegen der üblichen Meinung machen muss, und hatte Recht. Wobei du, wenn du echte Sympathie wahrnehmen kannst (ich kann es anfangs nicht), darauf auch vertrauen solltest. Wenn echte Sympathie da ist, ist das sehr viel Wert.

(PS: Ich hatte dir gestern eine private Nachricht geschickt, ich weiß nicht, ob du das mitbekommen hast)

Ich muss mal schauen wegen der privaten Nachrichten, habe mich ja erst gestern hier angemeldet und noch nicht so ganz den Durchblick.

Ja Du hast womöglich Recht, dass ich da anfangs zu viel Sympathie reininterpretiert habe, wobei tatsächlich ein sehr positves Gfühl vorhanden war. Auch sie sagte mir gleich in der zweiten Std, dass sie sich gut vorstellen kann mit mir zusammen zu arbeiten. In der 3. Std. fiel ihr sogar auf, dass ich nicht gut aussah. Ich war so positiv überrascht, dass jemand sowas wahrgenommen hat (mir ging es sowieso nicht gut wegen der ganzen Fragebögen und so, weil das so viel in mir ausgelöst hatte und außerdem hatte ich eine Erkältung). Ich erzählte ihr ja in dieser 3. Std von meiner Kindheit und dann in der 4. Std teilte sie mir ihre Bedenken mit und seitdem empfinde ich sie als viel kühler und distanzierter.
Ich werde sie nächste Woche mal darauf ansprechen, auch wenn es mich Überwindung kostet.

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Maili
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 11:13

Speechless hat geschrieben:Ich glaube so fühlt sich jeder mal, sogar Menschen ohne Traumata.

Bei deinem Mann würde ich vermuten, dass er sich gar nicht aus der Affäre gezogen hat, sondern das vllt wirklich so vermutet?

Ist bei mir zumindest so, ich zeige nie Schwäche außer bei meiner Thera. Daher meint sie können andere Leute sich gar nicht vorstellen, dass ich mich auch mal gerne anlehnen würde. Aufgrund dem Erlebten ist mir das leider nach wie vor zu gefährlich. Und auch in der Therapie ging es sehr lange, bis ich all das Gute annehmen konnte, was sie mir immerhin wieder angeboten hat.

Und jemandem nahe zu sein heißt ja nicht zwingend, abhängig von jemandem zu werden.

Und ich kriege auch langsam Falten, das Alter ändert aber am Gefühl leider gar nichts. Meine Thera meinte mal zu mir :"Sie können den Schmerz auch Ihr ganzes Leben lang in sich tragen" und dass es eben Leute gibt, die das auch tun. Daher werden diese doofen Verhaltensweisen und Traumatisierungen manchmal ja auch von Generation zu Generation weitergegeben.
Naja ich versuche mich, gerade bei Männern, schon etwas zerbrechlicher zu zeigen, bin aber gleichzeit auch schon in Abwehrposition bzw Kampfbereitschaft, nur für den Fall.... Ich bin nunmal sehr misstrauisch und ja ich weiss, dass das sehr paradox klingen mag alles. Eigentlich möchte ich nicht misstrauisch sein müssen, ich bin aber auch nicht bereit ein Risiko für mich einzugehen was mich zu sehr verletzen könnte. Bei Frauen versuche ich auch hin und wieder sowas wie einen Beschützerinstinkt zu wecken, einen Mutterinstinkt oder sowas in der Art, aber da weiss ich von Anfang an, dass ich schlechte Karten habe.

Ich habe kürzlich auch gelesen, dass sich die Dinge auch auf die nächste generation übertragen können. Das bereitet mir wirklich Sorgen, da eines meiner beiden Kinder tatsächlich etwas auffällig ist. Allerdings bin ich selber als Mutter das Gegenteil von meiner Mutter, was auch nicht immer gut ist, weder fürs Kind noch für einen selber.


Sunna
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 14:47

Maili hat geschrieben:Ja Du hast womöglich Recht, dass ich da anfangs zu viel Sympathie reininterpretiert habe, wobei tatsächlich ein sehr positves Gfühl vorhanden war.
Das meinte ich gar nicht. Ich glaube, dass deine Sympathie schon echt ist. Ich bezog mich eher auf andere Wahrnehmungen, z.B. dein Gefühl, ihr völlig egal zu sein. Das Gefühl kommt wahrscheinlich ganz woanders her und zwängt sich jetzt auf. So etwas verunsichert dann und sorgt für ein Gefühlschaos. Habe für den Anfang dieses Gefühlschaos ein wenig im Blick, es könnte sonst im Wege stehen. In der Therapie hast du gute Chancen, alles näher anzuschauen.
Wenn du eine Therapeutin magst, dann magst du sie. Wenn du sie nicht magst, magst du sie vielleicht doch. Es ist auch ein bisschen kompliziert, was ich da erklären möchte

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 15:30

MariJane hat geschrieben:Ich denke, es ist unerheblich, was du für eine Diagnose hast, denn du bist individuell und so wird eine gute Therapeutin auch mit dir arbeiten. Du bist ja am Ende nicht die Diagnose und jeder Mensch hat eine individuelle Biografie, die zu seinen Symptomen führt. Das wäre mein erster Gedankenanstoß...
.
Das sehe ich ganz und gar nicht so.

Depression oder die Borderlinestörung sind zwei völlig verschiedene Störungsbilder, welche vollkommen unterschiedliches therapeutisches Vorgehen erfordern.
Wenn ein Psychotherapeut Depression diagnostiziert, wählt der das therapeutische Vorgehen zur Therapie der Depression. Liegt aber eine Borderlinestörung vor, therapiert er am Problem des Pat. vorbei.
Folglich wird das Problem des Pat. nicht gebessert, die Therapie kann sogar schaden.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist immer eine fundierte Diagnostik.
Wer nicht diagnostizieren kann, kann auch nicht erfolgreich therapieren.
Liebe Grüße
Lockenkopf


MariJane
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 15:40

Lockenkopf hat geschrieben:
MariJane hat geschrieben: Das sehe ich ganz und gar nicht so.

Depression oder die Borderlinestörung sind zwei völlig verschiedene Störungsbilder, welche vollkommen unterschiedliches therapeutisches Vorgehen erfordern.
Wenn ein Psychotherapeut Depression diagnostiziert, wählt der das therapeutische Vorgehen zur Therapie der Depression. Liegt aber eine Borderlinestörung vor, therapiert er am Problem des Pat. vorbei.
Folglich wird das Problem des Pat. nicht gebessert, die Therapie kann sogar schaden.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist immer eine fundierte Diagnostik.
Wer nicht diagnostizieren kann, kann auch nicht erfolgreich therapieren.

Na, mein Therapeut ist zum Beispiel kein Diagnosenfreund, weil das die Individualität des Menschen und seiner Probleme beschneidet. Er diagnostiziert für die Krankenkasse, aber er sieht den Menschen mit seinen individuellen Problemen.

Selbst eine Borderlinestörung ist was individuelles, weil jeder andere Symptome innerhalb dieses Krankheitsbildes hat. Das heißt, du behandelst nicht die Störung sondern die einzelnen Probleme, die das Individuum hat. Und welche einzelnen Probleme vorliegen, wird ein Therapeut hoffentlich sehen, dabei spielt es dann meines Erachtens nach nicht so eine große Rolle, was als Oberbegriff bei der Krankenkasse landet... Oder eine Psychose: Der eine hört Stimmen, der andere nicht. Es geht also weit weniger um die Diagnose als um die einzelnen Probleme, die real vorliegen.

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 16:12

MariJane hat geschrieben:
Lockenkopf hat geschrieben:

Na, mein Therapeut ist zum Beispiel kein Diagnosenfreund, weil das die Individualität des Menschen und seiner Probleme beschneidet. Er diagnostiziert für die Krankenkasse, aber er sieht den Menschen mit seinen individuellen Problemen.

Selbst eine Borderlinestörung ist was individuelles, weil jeder andere Symptome innerhalb dieses Krankheitsbildes hat. Das heißt, du behandelst nicht die Störung sondern die einzelnen Probleme, die das Individuum hat. Und welche einzelnen Probleme vorliegen, wird ein Therapeut hoffentlich sehen, dabei spielt es dann meines Erachtens nach nicht so eine große Rolle, was als Oberbegriff bei der Krankenkasse landet..
Wenn der Th. eine Depression diagnostiziert, aber eine Borderlinestörung vorliegt, hat er die einzelnen Probleme des Pat. nicht verstanden und kann sie somit auch nicht therapieren.
Erkennt er die einzelnen Probleme des Pat., kann er sie beschreiben und mit den offiziellen Namen benennen (das ist dann die Diagnose). Somit ist er dann auch in der Lage das passende therapeutische Vorgehen zu wählen.

Der Satz, das Diagnosen nicht so wichtig sind, entspringt oftmals dem Bedürfnis den Th. sich über das Thema nicht mit dem Pat. unterhalten zu wollen. Einige Th. sind der Ansicht, das das Wissen den Pat. um die Diagnose dem Therapieprozess schadet.
Liebe Grüße
Lockenkopf


MariJane
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 16:20

Mein Therapeut geht da wesentlich weiter: Diagnosen sind ein Machtinstrument von Therapeuten um sich den Patienten emotional vom Hals zu halten. Aber das nur am Rande. Ich will mich nicht mit dir streiten- ich hab das Gefühl, dass wir uns angenähert haben. Natürlich hat ein Borderline-Klient andere Probleme als eine Person, die ausschließlich depressiv ist.

Die TE schreibt übrigens selber, dass die Borderlinestörung auch nicht voll zutrifft. Und auch Borderline-akzentuierte Menschen haben Depressionen... Wie willst du in kurzer Zeit ne Persönlichkeitsstörung diagnostizieren? Sie findet sich erstmal einfach nur nicht in der Diagnose Depression wieder und eine Userin hat hier ja schon einen Einwand gebracht, warum die Depression doch zur TE passen könnte.

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 16:41

Liebe Marijane,

Du kannst die von mir genannten Diagnose beliebig ersetzen, sie sind nur Beispiele.

Ich finde, das die TE ein richtig gutes Gespür dafür hat, in welche Richtung ihre Probleme gehen. Sie sollte ihrem Gespür vertrauen. Aber auch Ihrer Psychotherapeutin glauben, wenn diese der Meinung ist, das ihre Probleme ihre Kompetenz überschreiten.

Also sollte Sie sich einen Psychotherapeuten suchen, dessen Ansicht (inkl. Diagnose) der Problemlage sich mit ihrer Ansicht größtenteils deckt. Und dieser Psychotherapeut sollte zusätzlich glauben ihre Probleme therapieren zu können.

Zur Diagnostik, es gibt Testinstrumente welche ziemlich zuverlässig sind. Und ein erfahrener Psychotherapeut merkt recht flott, in welche Richtung das Problem geht, auch ohne Test.
Die bei Borderline genannte depressiven Stimmungslagen werden übrigens Dysphorien genannt, sind im Gegensatz zur Depression nicht anhaltend, sondern stark schwankend.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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werve
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 16:54

Lockenkopf hat geschrieben:Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist immer eine fundierte Diagnostik.
Das ist richtig. Diagnostik ist jedoch nicht mit Diagnose gleichzusetzen.
Lockenkopf hat geschrieben:Wer nicht diagnostizieren kann, kann auch nicht erfolgreich therapieren.
Dieser Satz stimmt insofern, als das die Fähigkeit sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapie in Fachkenntnis und umfangreicher (Selbst)Erfahrung beruht.


MariJane
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 17:32

Danke werve, der Unterschied war mir gar nicht geläufig, aber ich finde ihn sehr wichtig.

@ Lockenkopf: Ich streite mich nicht über medizinische Diagnosen, was weiß ich denn, was die TE nun wirklich hat? Nur: Eine Diagnose schließt die andere nicht aus.

Ich denke, der TE hilft ein offenes Gespräch mit ihrer Therapeutin, wo sie ihre Wünsche formuliert. Vielleicht geht die Therapeutin darauf ein, vielleicht erklärt sie ihr, warum sie diesen Ansatz für nicht tauglich hält. Dann kann die TE entscheiden, wie sie damit umgeht.

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