Nebenwirkungen einer Therapie: Keine Freunde mehr?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Alyssa
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 40
Beiträge: 871

Beitrag Mo., 06.03.2017, 17:16

RafaelaSpaeth hat geschrieben:Und ich denke ich habe mich verändert, ich war früher einfach anders. Und ich frage mich, ob Beziehungen und Freundschaften oft so ein Schlüssel-Schloß-Prinzip haben wie es hier auch schon angedeutet wurde. Den der Ratschläge erteilt und der der den Rat sucht. Und wenn der Suchende nun auch mal zum Ratgebenden werden könnte...passt das Schema vielleicht nicht mehr?
Hm, ich denke, das könnte auch der nächste Schritt sein. Du veränderst dich, weisst dich besser einzuschätzen, und kannst das dann auch deinem Gegenüber besser und deutlicher mitteilen. Dein Gegenüber braucht erstmal Zeit, deine Veränderungen zu verdauen, du solltest dem Gegenüber diese Zeit gewähren. Dann kann man versuchen, sich wieder aneinander anzunähern. Und wenn das klappt, dann kann die Freundschaft auf einem anderen Niveau fortgeführt werden, und dann kann auch so ein Rollenwechsel stattfinden, ohne dass es (zer)störend wirkt.

Meine wirklich guten Freundschaften (von denen ich sehr wenige habe) funktionieren inzwischen nach dem Prinzip, dass jeder mal Ratsuchender und auch mal Ratgebender ist. Nicht immer im steten Wechsel, aber halbwegs ausgeglichen. Dahin zu kommen hat aber viel Einsicht auf beiden Seiten gebraucht.

Werbung

Benutzeravatar

Sprachlos.
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 150

Beitrag Mo., 06.03.2017, 18:15

Mein Freundeskreis hat sich im Laufe der Therapie sehr verändert. Er ist größer geworden.
Aber mit einer alten Freundin hat es auch sehr gekracht. Immer wieder. Bis ich den Kontakt abgebrochen habe für ein Jahr. Langsam nähern wir uns wieder etwas an.
Sie ist mit meiner Veränderung nicht zurecht gekommen. Sie hat mich ziemlich stumm kennengelernt. Ich war der Zuhörer (sie braucht viel Aufmerksamkeit) und dankbar, dass sie mich dabei sein ließ, obwohl sie quasi das Gegenteil von mir ist. Ich dachte, durch meine Therapie verbessert sich auch unsere Freundschaft. Sie lernt endlich mal MICH kennen. Ich erzähle mehr von mir, sage meine Meinung... Aber das war von ihr nicht gewollt. Sie wollte mich lieber wieder als stummen, dankbaren Zuhörer Haben und wollte mir vorschreiben, was ich sagen darf und was nicht. Aber das wollte ich nicht mehr. Für mich ging nur ein Kontaktabbruch, da sie massiv gegen das gearbeitet hat, was ich für mich möchte.
Jetzt haben wir wieder vorsichtigen Kontakt. Aber nur soweit, wie es mir gut tut. Und als richtige gute Freundin kann ich sie nicht mehr sehen, wenn sie mich gar nicht näher kennenlernen möchte und versucht, mich wieder stumm zu machen.
Ich glaube, durch eine Therapie ändert sich immer sehr viel und manche im Umfeld wollen diese Veränderung einfach nicht, so dass es oft eine Belastungsprobe für Freundschaften ist und sich zeigt, wer wirklich ein Freund ist und sich über Veränderungen FÜR den Freund freut und nicht am für sich bequemen festhalten möchte.


MariJane
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 28
Beiträge: 998

Beitrag Mo., 06.03.2017, 18:34

RafaelaSpaeth hat geschrieben:
Und ich denke ich habe mich verändert, ich war früher einfach anders. Und ich frage mich, ob Beziehungen und Freundschaften oft so ein Schlüssel-Schloß-Prinzip haben wie es hier auch schon angedeutet wurde. Den der Ratschläge erteilt und der der den Rat sucht. Und wenn der Suchende nun auch mal zum Ratgebenden werden könnte...passt das Schema vielleicht nicht mehr?

ich würde meine Freunde an sich gerne behalten, deswegen macht mir die Entwicklung Sorgen.
Naja, Alyssa hat es ja auf meinen Beitrag hin geschrieben: Richtige Freunde verlierst du so wahrscheinlich nicht. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie du dich verändert hast. Meine Freunde haben sich eben mit mir entwickelt; die Beziehungen haben sich verändert, aber nicht nachteilig. Ich war allerdings eben nie diejenige, die Rat gesucht hat, sondern die, die Rat gegeben hat. Und mittlerweile rede ich eben offener über meine Schwachpunkte, hole auch mal Rat ein. Die Beziehungen sind zu einem Geben und Nehmen geworden, was ich schön finde. Und ich denke, dass das mit meinen Freunden nur funktioniert hat, weil die wirkliche Freunde sind.

Ich hab vor meiner Therapie viele Freundschaften beendet. Man kann ja Depressionen usw. verteufeln- ich fand, ich hab da ziemlich düster aber auch klar gesehen und einige sogenannte Freunde in die Wüste geschickt. Die, die geblieben sind, waren eben die wirklich guten Freunde- und das zeigt sich wahrscheinlich auch darin, dass sie mir die Therapie-MariJane durchgehen lassen.

Ich fand den Beitrag von Alyssa sehr gut: Man kann auch neue Freunde gewinnen, Bekanntschaften vertiefen etc.- ganz natürlich. Es ist zwar schade, wenn Freundschaften auseinander gehen, aber da kann man sich auch mal fragen, ob das richtige Freunde waren?! Zumindest wenn ich mir mein Umfeld angucke, würde ich sagen: Die wahren Freunde bleiben- selbst in chaotischen Zeiten und auch, wenn man sich verändert. In meinem Fall, wenn man auch mal schwach ist- in deinem, wenn man auch mal keine Hilfe braucht. Ich halte Beziehungen, die auf einem Schlüssel-Schloß-Prinzip basieren für sehr ungesund... letztlich benutzen sich dabei beide Seiten. Das heißt ja wahrscheinlich, dass man gesundet, wenn man solche Beziehungen nciht mehr führt...


MariJane
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 28
Beiträge: 998

Beitrag Mo., 06.03.2017, 18:38

Alyssa hat geschrieben: MaryJane:
Wenn man im Laufe der Therapie erkennt, dass diese "Freunde" einen nur runterziehen, einengen und behindern, dann fände ich es gut, am Ende der Therapie ohne Freunde dazustehen.
Ich habe ein paar Freundschaften abgesägt, ein paar einschlafen lassen, dafür lose Bekanntschaften vertieft, und auch neue Freundschaften geschlossen in den 2 Jahren der jetztigen Therapie.
Naja, ich betrachte sowas einfach nicht als Freundschaft- sowas hab ich schon vor meiner Therapie beendet. Das ist wahrschienlich das Problem, was ich hatte als ich den Beitrag beantwortet habe. Ich definiere Freundschaft sehr eng, hab da ein theoretisches Konzept und dazu gehört, dass die Beziehung auf Augenhöhe stattfindet und man sich gegenseitig stützt, füreinander da ist etc. Nicht, dass mich jemand beengt etc.

Werbung


Alyssa
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 40
Beiträge: 871

Beitrag Mo., 06.03.2017, 19:36

Ich denke, man merkt oft gar nicht sofort, dass die Freundschaft irgendwann mal beengend wird. Man lernt sich kennen, mag sich, ist auf besagter Augenhöhe, tauscht sich aus. Dann verändert man sich (vielleicht nur der eine, vielleicht beide Parteien), das geht meist schleichend, und dann kommt eben das Gefühl auf, dass es einengt. Und dann muss man auch was tun, sonst wird es ungesund. Und manche Freundschaften werden eben erst beengend, wenn man in der Therapie sich selber und die Beziehungen, die man zu anderen hat, durchleuchtet.

So wie du das für dich beschreibst, scheint Freundschaft für dich wirklich unter sehr engen Bedingungen abzulaufen. Das kann ich im Grossen und Ganzen nachvollziehen. Ich habe aber inzwischen für mich gelernt, dass eine so strikte Sicht auch ein Hindernis sein kann, was Freundschaften angeht. Ich musste lernen, Dinge lockerer, entspannter zu sehen. Ich kann jetzt auch mit Leuten befreundet sein, die nicht 100% dem entsprechen, was ich für eine Freundschaft will. Da bleibe ich dann etwas auf Abstand und investiere eben auch nur soviel wie mein Gegenüber. Trotzdem ist auch das eine Freundschaft.

Benutzeravatar

Kieselberg
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 36
Beiträge: 81

Beitrag Mo., 06.03.2017, 21:51

@Alyssa, ich zerpflücke jetzt nicht wieder alles in Zitate, ist so anstrengend, glaube du interpretierst auch ein bißchen was in meine Antworten, was einfach nicht ist. Ich bin nicht neidisch auf Menschen die mir zu egoistisch vorkommen, und bitte nicht falsch verstehen, ein bißchen Egoismus braucht jeder, aber Menschen die nur noch über sich selbst sinnieren und die kleinste Gefühlsregung ausgiebig diskutieren möchten weil sie das nun in Therapie gelernt haben, nerven mich. So möchte ich nicht werden und lehne es bei anderen ab, daher kann ich da keinen Neid erkennen.
Und warum ich exakt weiß welche Vorschläge die Therapeuten von "Therapie Freundinnen" gemacht haben? Weil ich praktisch live dabei war, mir wurde immer alles ausgiebigst erzählt. Man kann übrigens auch für sich etwas machen ohne dass man sich in Therapie begibt, zumal Therapien auch negative Wirkungen haben können, ebenfalls schon bei ehemaligen Freunden beobachtet, hatte hier vor ein paar Wochen einen längeren Thread zum Thema "Eingebildete Symptome" und meiner kritischen Meinung zu Therapie, es hat also natürlich Gründe warum ich hier bin, heißt ja aber nicht zwingend dass man sich in Therapie begeben muss


Alyssa
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 40
Beiträge: 871

Beitrag Di., 07.03.2017, 00:06

Kieselberg hat geschrieben:@Alyssa, ich zerpflücke jetzt nicht wieder alles in Zitate, ist so anstrengend, glaube du interpretierst auch ein bißchen was in meine Antworten, was einfach nicht ist.
Wenn du das meinst, dann ist das wohl so. Ich kann ja nicht in dich reinsehen, und habe nur das zur Verfügung, was du schreibst.
Kieselberg hat geschrieben:Ich bin nicht neidisch auf Menschen die mir zu egoistisch vorkommen, und bitte nicht falsch verstehen, ein bißchen Egoismus braucht jeder, aber Menschen die nur noch über sich selbst sinnieren und die kleinste Gefühlsregung ausgiebig diskutieren möchten weil sie das nun in Therapie gelernt haben, nerven mich.
Und warum genau nerven sie dich? Weil sie nur noch von sich reden? Weil sie es schaffen, über ihre Gefühle/Schwächen/Ängste zu reden? Weil sie sich die Freiheit und das Recht herausnehmen, (zeitlich befristet) sehr auf sich selbst bezogen zu sein?
Kieselberg hat geschrieben:So möchte ich nicht werden
Warum willst du nicht so werden? Was wäre so erschreckend daran, sich mal ausgiebig mit sich selber zu beschäftigen?
Kieselberg hat geschrieben:und lehne es bei anderen ab, daher kann ich da keinen Neid erkennen.
Ich schon.
Kieselberg hat geschrieben:Und warum ich exakt weiß welche Vorschläge die Therapeuten von "Therapie Freundinnen" gemacht haben? Weil ich praktisch live dabei war, mir wurde immer alles ausgiebigst erzählt.
Das heisst, du kennst es aus der Sichtweise und Erzählung deiner Freundin. Nicht aus der Sichtweise und Erzählung des Therapeuten. Etwas erzählt bekommen ist nicht live dabei sein.
Kieselberg hat geschrieben:Man kann übrigens auch für sich etwas machen ohne dass man sich in Therapie begibt,
Klar kann man. Kommt auf die persönlichen Beschwerden an, ob das dann ausreicht.
Kieselberg hat geschrieben:zumal Therapien auch negative Wirkungen haben können,
Natürlich. Wie alles im Leben gibt es auch bei Therapien Nebenwirkungen - der positiven und der negativen Art. Aus Angst vor Negativwirkung keine Therapie zu machen, wäre ja fast so wie niemals aus dem Haus gehen, weil man sich verlaufen könnte.
Kieselberg hat geschrieben:hatte hier vor ein paar Wochen einen längeren Thread zum Thema "Eingebildete Symptome" und meiner kritischen Meinung zu Therapie, es hat also natürlich Gründe warum ich hier bin, heißt ja aber nicht zwingend dass man sich in Therapie begeben muss
Nein, muss man nicht. Ich verstehe jetzt bloss nicht, was für dich dann das Problem ist, dass du mit Freunden in Therapie nichts mehr anfangen kannst, oder warum es dich ärgert, dass die so selbstbezogen werden, oder nicht auf deine Ratschläge hören, oder es keine Gemeinsamkeiten mehr gibt. So wie du schreibst, möchtest du vermitteln, dass dich das gar nicht kratzt. Aber irgendwie kratzt es dich ja schon?

Du wilst für dich keine Therapie, du brauchst für dich keine Therapie, du bist genausogut beim Ratgeben wie irgendein Therapeut, du weisst, dass und was du dir selber gutes tun kannst. Damit ist doch alles prima in Butter. Du kannst stolz auf dich sein, dass du alleine so viel für dich erkannt und geschafft hast!

Benutzeravatar

Kieselberg
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 36
Beiträge: 81

Beitrag Di., 07.03.2017, 01:31

@Alyssa, ich schrieb doch nun mehrmals was mich an einigen Freunden die eine Therapie begonnen hatten so gestört hat, das extrem selbstbezogene, ständige beschäftigen über kleinste Gefühlsregungen usw. Ich kann auch über meine Probleme reden, ich kann auch meine Gefühle zum Ausdruck bringen, aber ich muss das nicht non stop tun. Viele die eine Therapie anfangen machen das dann aber eben extrem, gut möglich dass das mit der Zeit wieder verfliegt, aber ich ziehe es vor mich zu distanzieren weil ich einfach keine Lust habe mich mit Menschen zu beschäftigen die für mich eben "nervig" sind und ich habe denke ich viel Geduld, so dass die Person schon wirklich nervig sein muss^^Was ist so schlimm daran wenn man sehr selbstbezogene Menschen nicht mag und nicht so werden will? Ich mag eher Menschen die nicht nur um sich selbst kreisen, die viele Interessen haben, ausser nur sich selbst und ihre Therapie. Ich denke dass ich auch sehr wohl einschätzen kann ob das stimmt was die jeweiligen Therapeuten gesagt haben oder nicht, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen wenn ich auf diesen einen Fall detaliert eingehen würde um es verständlicher zu machen. Ich habe auch zu einem Familienmitglied den Kontakt eingeschränkt, bzw kam es an dass ich mit solchen Themen eben nicht mehr belästigt werden will und somit gibt es andere Themen bei Kontakt, was vollkommen ok ist, für beide Seiten, so kann es eben auch laufen.
Und ja ich bin auch stolz darauf was ich die letzten Jahren allein für mich gelernt und geschafft habe, man findet auch viele nützliche Infos für sich selbst in Foren wie zb diesem hier^^


Alyssa
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 40
Beiträge: 871

Beitrag Di., 07.03.2017, 14:43

Ich hab deinen anderen Faden gelesen. Ich verstehe deine Sichtweise und wo sie herkommt jetzt besser. Weiter will ich mich nicht äussern. Du wirst schon wissen, was fuer dich gut und richtig ist.

Btw., bei langen Texten sind Absätze sehr hilfreich, ist sonst fuer den Lesenden sehr nervig und anstrengend.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag