Therapeutin bricht Behandlung ab

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 00:37

Zumal Therapie nicht nur Arbeit, sondern auch Erleichterung mit sich bringt - im positiven Fall.

Und ich bezweifle, dass Beiträge in einem Forum ausreichen, um die Belastbarkeit festzustellen.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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mio
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 00:50

Erst mal ist Therapie ein "zusätzlicher Termin". Und bei einem derart "engen" Zeitplan darf dann schon die Frage nach dem "wann denn"? gestellt werden. Und nach dem Termin ist es ja noch nicht "vorbei", wenn es anfängt zu wirken...

Ab und zu mal (wenn es halt gerade "reinpasst") - das wäre keine wirkliche Therapie. Das wäre ein gelegentliches "Auskotzen" und das gibt es auch umsonst, hat die TE ja selbst festgestellt. Von daher dürfte es wohl in der Tat ratsam sein mal zu schauen, wie sich der "Zeitplan" generell entzerren liese.

Das Problem mit "Erwartungshaltungen" ist ja oft, dass sie nicht nur an andere gerichtet werden sondern auch an sich selbst. Die Therapeutin hat "wunschgerecht" zu handeln und zu funktionieren. So wie man selbst es eben auch tut... Nur dass das eben ein (um nicht zu sagen DER) Trugschluss ist.

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Möbius
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 05:52

Fairlady hat geschrieben: Fr., 10.03.2017, 00:30
Lockenkopf hat geschrieben: Fr., 10.03.2017, 00:12 Dir ist bereits das Lesen von 2 Wikipedia Seiten zu viel.
Ich finde, in einem Forum wie diesem ist Polemik fehl am Platz.
Gewöhn' Dich dran, wenn Du hier "bleiben" willst: nicht alle hier sind narzistisch-aggressiv gestört, aber einige dann und wann ziemlich narzistisch-aggressiv drauf und auch für narzistisch ausgeglichene Menschen ist das Rechthaben eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung. (Und ich bin auch beileibe kein Heiliger!) Ausserdem reichen manche Animositäten unter userInnen zurück bis in die Regierungszeit Helmut Kohls.

Es empfiehlt sich m.E., Beiträge oder userInnen, die man für destruktiv hält, zu ignorieren. Das kann man sogar technisch mithilfe der "Liste ignorierter user", die über den "persönlichen Bereich" zu verwalten ist. Das technische oder rein kommunikative Ignorieren anderer wird hier von der Obersten Heeresleitung gutgeheißen, wird also keineswegs sanktioniert.

Zur Sache:

Ich gestehe, vom heutigen Schulalltag keine Ahnung zu haben - insofern ging meine Empfehlung des Mittagsschlafes ins Leere.

Eine weitere Möglichkeit die Arbeitseffizienz zu steigern ist: extrem früh anzufangen - in meiner Assistentenzeit an der Uni habe ich um sechs, spätestens um sieben an meinem Schreibtisch am Lehrstuhl gesessen und in der Regel um die Mittagszeit das Tagwerk einer nominellen 67,5 h - Woche (Referendardienst + Examensvorbereitung, halbe Stelle, 2 Lehraufträge) beendet gehabt. Das Geheimnis liegt darin, daß man frühmorgens ausgeruht und ungestört arbeiten kann. In 1 h am frühen Morgen bekam ich mehr geregelt, als am ganzen Nachmittag (wenn ich im Büro geblieben bin).

Auch wenn es organisatorisch in Deinem Tagesablauf nicht zu stemmen ist, frühmorgens zu arbeiten, ist es eine Erfahrung, daß man auch Frühmorgens eben diese wichtige "Freizeit" haben kann, in der man "für sich" ist und in Ruhe nachdenken, "sich sortieren" und einen "Feldzugsplan" für den kommenden Chaostag machen kann. Das ist der Sinn dieser "Frei-Zeit", die nicht im landläufigen Sinne der Zeitrumbringung durch Unsinnsaktivitäten - sogen. "Hobbys" - mißzuverstehen ist.

In meiner Zeit als Wirtschaftsanwalt war ich "von zehn bis zehn" in meinem Büro oder unterwegs, hinzu kamen 1-3x wöchentlich die so beliebten Geschäftsessen in Spesenrittertempeln, die sich dann gernne endlos zogen. Dafür habe ich meinen Mandanten und sonstigen Geschäftspartnern beibringen können, daß ich vor zehn morgens nicht erreichbar bin. Das war so meine "goldene Stunde" gewesen - am Frühstückstisch mit Zeitung ein paar Büchern und "compi". Einer meiner Geschäftsfreunde - ein Bankvorstand - hat das lustigerweise genauso gehalten. Er hat frühmorgens eine Stunde in seinem Garten verbracht - im Winter oder bei Schlechtwetter im Gartenhaus.

Damit wäre ich aber mit meinen organisatorischen Ratschlägen am Ende.

Eine verhaltenstherapeutische Psychotherapie, vielleicht eher im Sinne eines "Coachings" wäre sicherlich angebracht bei Dir: der Kern der Materie liegt vielleicht darin, daß es Dir schlecht gelingt, Dich gegenüber "chaotischen Inanspruchnahmen" abzugrenzen, Du kaum noch agieren kannst, nur noch reagieren. Aus dieser Situation kommt man ohne professionelle Hilfe in der Tat nur schwer heraus. Das muß aber vielleicht nicht unbedingt eine Psychotherapie sein - ein Coaching im engeren Sinne des Wortes könnte es vielleicht auch tun ? Indessen stellt sich hier zunächst das Problem der Finanzierung - reine "Coachs" haben meist keine "Kassenzulassung" und sind wohl auch nicht beihilfefähig. Und es ist natürlich auch schwierig, einen passenden Coach aufzutreiben, gerade im ländlichen Raum.

Gruß
Möbius

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Fairlady
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 07:33

Ich bin eher ein Nacht- als ein Morgenmensch. Egal, wie man's dreht, mir bleibt meistens viel zu wenig Zeit zum Schlafen.
Du magst Recht haben, dass letztlich auch Coaching helfen könnte. Ich will ja auch keine Psychotherapie um ihrer selbst willen (wer will das schon, und insofern mögen die gestrigen Vorwürfe mangelnder Motivation sogar gerechtfertigt sein), ich brauche "einfach nur" Hilfe in meiner Lebenssituation.

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Sprachlos.
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 08:22

Hallo Fairlady,
ich habe in meiner Verwandtschaft einige Lehrer, bekomme also den Stress, den Lehrer haben, oft hautnah mit.
Wenn es gerade zu viel ist, du gerade eine Trennung hinter dir hast, alleinenerziehend bist, der Hauptverdiener der Familie bist, so dass dein Ex mit Unterhaltsforderungen kommt, warum kürzt du dann nicht deine Stelle um ein paar Stunden für die nächste Zeit, bis die Kinder älter sind? Es kann ja nicht sein, dass ihr euch trennt, aber alle Aufgaben bei dir bleiben. Er kann auch mal die Kinder nehmen. Oder du reduzierst die Stundenzahl, dass er mehr verdient und dir Unterhalt zahlen muss. Oder den Kindern. Wieso musst du alles machen?
Wenn du bis 16:30 in der Schule bleiben musst, hast du garantiert einige Freistunden dazwischen. Mit reduzierter Stundenanzahl vielleicht sogar einen ganzen freien Tag. Kannst du nicht einen Teil der Unterrichtsvorbereitung in der Schule machen und die Freistunden nutzen?
Oder genau andersrum. Mein Freund hat sich für Freistunden eine Isomatte und ein Kopfkissen mitgenommen, sucht sich einen freien Raum und legt sich kurz hin.

Zu deiner Therapeutin: ich habe eine Therapie angefangen bei einer Therapeutin, deren Bauchgefühl ihr gesagt hat, dass sie nicht die richtige für mich ist. Dass sie nicht weiß, ob sie mir helfen kann. Aber sie wollte mir helfen und hat es probiert. Ihr Bauchgefühl hatte aber leider recht.
Sei froh, dass deine Therapeutin es so früh gemerkt hat, dass ihr nicht zusammen passt, und dass sie so verantwortungsbewusst war, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Letztlich ist das gut für dich.
Ich würde an deiner Stelle jetzt die Zeit investieren, eine wirklich passende Therapeutin zu finden. Schau dir mehrere an. Auch wenn es zeit kostet. Aber das ist so wichtig, dass es gut passt und es gibt so riesige Unterschiede zwischen den Therapeuten.

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stern
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 11:46

Ich überlege auch, ob ein fokussiertes Coaching oder eine reine Beratung nicht die bessere Alternative (für dich) ist. Eine Krankenversicherung ist dann zuständig, wenn es um die Behandlung einer bereits existenten psychischen Störung geht (und nicht zur Burnout-Prophylaxe oder zur Unterstützung bei Belastungen). Wahrscheinlich kann ein Therapeut das notfalls als Depression etikettieren (oder vllt. ist es auch schon eine). Mir geht es im den Zusammenhang mehr um den Aspekt:
Ich hab schon eine Fortbildung zum Zeitmanagement gemacht, aber wenn's zu viel ist, gibt es nichts mehr zu optimieren. -- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=38713&start=60
Das leistet eine Psychotherapie nicht... bzw. eine PT kann nicht Belastungen nehmen. Wenn hier eine wesentliche Ursache deiner Überlastung liegt, kommt du auf kurz oder lang nicht drumherum kürzer zu treten. Insofern stellt sich vllt. schon die Frage, welche Erwartungen du hast und ob eine PT das wirklich leisten kann. Eine PT kann (einem psychischen kranken) Menschen höchstens nochmals bestätigen, dass das evtl. zu viel ist, evtl. emotionale Rückendeckung geben, aber dann bist wieder du gefragt. Ich glaube auch nicht, dass man sich unendlich optimieren kann... sondern es gibt Grenzen. Die kann man vielleicht etwas anheben, aber das war es dann schon. Ein Mindestmaß an Schlaf und Pausen braucht man, um dauerhaft fit zu sein und zu bleiben. Oder kurz: Eine Psychotherapie therapiert "nur" die/eine (kranke) Psyche... ist eine Heilbehandlung (wenn eine Krankenkassen einspringen soll). Und ein Coaching geht mir in Richtung, fokussierter Problemlösung von Lebensproblemen.

Und wie gesagt: Absagen sind eigentlich (gerade in den Probesitzungen, die noch gar keiner Behandlung entsprechen) recht normal... kann also tatsächlich vorkommen (dafür ist es ja auch gedacht). Unschön war eher die Art und Weise der Absage. Erwartungen darf und sollte man haben... aber vielleicht sind diese (in Anbetracht deiner Umstände) tatsächlich recht hoch... und das ist der Punkt: PT ist evtl. nicht für alles das Mittel der Wahl. Für mich ist jedenfalls nicht erkennbar, was die psychische Störung ausmacht, die zu Beeinträchtigungen führt.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Fairlady
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 12:11

Sprachlos. hat geschrieben: Fr., 10.03.2017, 08:22 Wenn es gerade zu viel ist, du gerade eine Trennung hinter dir hast, alleinenerziehend bist, der Hauptverdiener der Familie bist, so dass dein Ex mit Unterhaltsforderungen kommt, warum kürzt du dann nicht deine Stelle um ein paar Stunden für die nächste Zeit, bis die Kinder älter sind? Es kann ja nicht sein, dass ihr euch trennt, aber alle Aufgaben bei dir bleiben. Er kann auch mal die Kinder nehmen. Oder du reduzierst die Stundenzahl, dass er mehr verdient und dir Unterhalt zahlen muss. Oder den Kindern. Wieso musst du alles machen?
Die Trennung ist schon 5 Jahre her (!), aber es kommt nicht zur Scheidung, die natürlich lange eingereicht ist, wegen der Klage auf Unterhalt. Jetzt muss das Gericht entscheiden, und das dauert endlos! Daher ist es auch nicht erst "gerade" zu viel, sondern das Ganze zieht sich schon über Jahre hin. Mein Noch-Mann ist arbeitslos, da gibt es also nichts zu holen, Natürlich arbeite ich Teilzeit (habe zurzeit eine 3/4 Stelle), komme aber auf weit über 40 Wochenstunden mit Vorbereitung, Korrekturen und Konferenzen, und nicht, weil ich "selbst schuld" bin oder mich ausnutzen lasse, sondern weil es in diesem Job eben so ist. Wir sind Beamte und müssen quasi rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Es gibt Klagen gegen Kollegen, weil auf Klassenfahrten nachts um 3:00 was passiert ist und sie ihre Aufsichtspflicht versäumt haben, weil sie geschlafen haben. Bei mir ist es immer ein Abwägen zwischen zu wenig Zeit und zu wenig Geld, habe aber aus gegebenem Anlass fürs kommende Schuljahr noch weiter reduziert.
Ab und zu nimmt auch mal der Vater die Kinder, aber das ist sehr zweischneidig. Er hat keine eigene Wohnung, teilweise wollen sie nicht hin oder kommen total aufgehetzt zurück, ab 14 kann man auch niemanden mehr zwingen (und das liegt mir auch fern), irgendwo gegen seinen Willen zu sein.
Ich lasse mich natürlich anwaltlich vertreten, arbeitsmäßig ist alles optimiert, soweit es eben geht, aber niemand kann die Belastung ermessen, die dadurch ensteht, wenn ein Sohn total gegen mich aufgehetzt wird oder der andere, der das Asperger-Syndrom hat, stundenlang Wutanfälle hat.

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Fairlady
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 12:22

stern hat geschrieben: Fr., 10.03.2017, 11:46 Ich überlege auch, ob ein fokussiertes Coaching oder eine reine Beratung nicht die bessere Alternative (für dich) ist. Eine Krankenversicherung ist dann zuständig, wenn es um die Behandlung einer bereits existenten psychischen Störung geht (und nicht zur Burnout-Prophylaxe oder zur Unterstützung bei Belastungen). Wahrscheinlich kann ein Therapeut das notfalls als Depression etikettieren ... Eine Psychotherapie therapiert "nur" die/eine (kranke) Psyche... ist eine Heilbehandlung (wenn eine Krankenkassen einspringen soll). Und ein Coaching geht mir in Richtung, fokussierter Problemlösung von Lebensproblemen.
Für mich ist jedenfalls nicht erkennbar, was die psychische Störung ausmacht, die zu Beeinträchtigungen führt.
Das stimmt sicher. Der Gedanke, den ich mit meinen Freunden und Verwandten in Psycho-Berufen, mit meiner Hausärztin und auch mit der besagten Therapeutin besprochen habe, ist der, dass die Therapie natürlich nicht die unveränderbaren äußeren Umstände beeinflussen kann, aber ggf. meine Haltung dazu und mich grundsätzlich stärken könnte. So ein Coaching klingt auch gut, aber teuer und wird bei meiner erneuten Stundenreduzierung finanziell kaum machbar sein. Ich werde aber recherchieren. Mein Leidensdruck ist hoch genug und ich muss mir einfach jede Hilfe suchen, die ich kriegen kann, wenn sie Aussicht auf Erfolg hat.

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Möbius
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 13:22

@ Fairlady

Mir ist doch noch etwas eingefallen: Syndrome, wie man sie heute mit "Burnout" etikettiert, kommen im Schuldienst doch mit einer gewissen Regelmässigkeit vor - das habe ich schon in meiner eigenen Schulzeit und später durch freundschaftliche Kontakte zu Lehrern (die allerdings schon mehr als 20 Jahre zurückliegen) mitbekommen.

Dabei habe ich auch mitbekommen, daß es zumindest seinerzeit die Möglichkeit für Lehrer gab, für eine gewisse Zeitspanne aus dem Schuldienst herauszugehen und in dieser Zeit etwa in der Schulverwaltung "verwendet" zu werden. So war es jedenfalls in meinem heimatlichen Saarland gewesen. Dort wurden "ausgebrannnte" Gymnasiallehrer seinerzeit regelmässig im "KuMi" auf "Schonarbeitsplätze" gesetzt - das Saarland ist ja recht überschaubar, das war nie ein unzumutbarer Weg ... Allerdings sind mir die genauen Voraussetzungen dafür nie bekannt geworden - ein "formloser Antrag" reicht dafür wohl kaum aus - und ich weiß auch nicht, was das für Konsequenzen haben kann. Wenn man auf dem Lande wohnt, gerade in Niedersachsen, dann kann die nächste Dienststelle der Schulverwaltung 2 Autostunden entfernt sein. Es kann mit finanziellen Einbußen verbunden sein und am Ende dieser "Schulverwaltungs-Auszeit" wird man womöglich an eine neue Schule versetzt. Auch die "subjektiven" Folgen können wohl erheblich sein, wenn man an seinem Beruf, seiner Schule und seinen Schülern hängt. Man wird ja schließlich nicht Lehrer, um dann als stellvertretende Aushilfssachbearbeiterin für Bleistiftanspitzungsmaschinenwartungsstatistik an einem Schreibtisch im Regierungspräsidium zu versauern.

Aber es könnte doch vielleicht eine Option sein, über die man nachdenken und sich sachkundig machen könnte ? Alleine schon das Gefühl, diese "Reserve" vielleicht "einreichungsreif" in der Schreibtischschublade liegen zu haben, könnte vielleicht schon eine gewisse Entlastung produzieren ?

Gruß
Möbius


Alyssa
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 13:31

Fairlady hat geschrieben: Do., 09.03.2017, 23:50 Ich weiß jetzt gar nicht mehr, wer was geschrieben hat, und beantworte mal aus dem Gedächtnis:
Nicht genug Therapiemotivatiom: Was soll das? Hältst du das für konstruktiv?
Arbeitspensum runterfahren: Job kündigen, Kinder zur Adoption freigeben?
Mittagsschlaf: Ich arbeite an einer Ganztagsschule, die 10. Stunde geht bis 16:30. Der größte Teil des Jobs spielt sich zu Hause am Schreibtisch ab. Was ich nachmittags nicht schaffe, weil ich mich um die Dinge zu Hause und vor allem um meine Kinder kümmern muss, spielt sich nachts ab.Pädagogische Konferenzen dauern manchmal bis 22:00, nicht planmäßig, aber so lange wird oft überzogen. Die sind nicht ständig, aber es gibt in jeder Woche Zusatzveranstaltungen, manchmal mehrere. Von den Korrekturen in der jetzt bevorstehenden Abi-Zeit will ich gar nicht sprechen. Ich weiß, dieser Job ist für Außenstehende schwer zu verstehen. Viele glauben immer noch, man geht mittags nach Hause und hat Freizeit. Ich muss beruflich unheimlich viel lesen. Hier habe ich ein ganzes Bücherregalbrett mit wichtigen Büchern, die ich gern lesen möchte, aber nicht kann. Nachts zwischen 3:00 und 4:00? Klar!
Da sind solche schlauen Kommentare, ich sei nicht motiviert oder selbst schuld, wenig konstruktiv.
Ich hab schon eine Fortbildung zum Zeitmanagement gemacht, aber wenn's zu viel ist, gibt es nichts mehr zu optimieren.
Bei einer Beratungsstelle bin ich schon wegen der Probleme mit meinem pubertierenden Sohn. Wegen des anderen stehe ich in Kontakt mit dem Autismuszentrum. Dass Klinik nicht geht, habe ich schon erklärt. Zusätzlich steh ich mitten in einer Scheidungsauseinandersetzung mit Unterhaltsforderungen und muss auf Anwaltsschreiben reagieren. Zu einer Therapie wurde mir geraten, um mich für das alles zu stärken.
Reicht das?
Das liest sich für mich so, als wenn du in allen Bereichen 200% geben willst, weil du meinst, du musst es so machen, du musst alles schaffen, du musst es so perfekt wie möglich schaffen.
Das klappt nur bedingt und nicht auf ewig, und letztendlich zahlst du drauf. Merkst du jetzt ja selber.
Geh auf eine 3/4 oder 1/2 Stelle runter, dass muss als Lehrer (verbeamtet?) doch machbar sein? Begründung hast du doch auch eine: Betreuung deines Kindes mit Autismus.
Und: Sei dir nicht zu schade, dir selber in Beratungsstellen Hilfe zu holen. Für deine Kinder tust du das doch auch. Und deinen Kindern ist wenig geholfen, wenn sie zwar gut beraten und evtl. von Fremden betreut werden, die Mutter aber nicht gut für sich selber sorgt.
Und wenn es gar nicht mehr geht, dann zieh die Reissleine und geh für einige Wochen/Monate in eine Kur. Die Erklärung, dass es nicht geht, glaube ich dir nicht. Wenn es so arg ist wie du hier schreibst, dann wird es gehen.
Du wirst nichts an deinen Problemen ändern können, wenn du nichts in deinem Leben ändern willst.
Und für das Ändern bist du zuständig, ein Therapeut kann da nur den Schubs in die richtige Richtung geben.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Fr., 10.03.2017, 14:55

Das habe ich anders erlebt, mio.

Aber so hat halt jeder seine Ansicht.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Lockenkopf
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Beitrag Sa., 11.03.2017, 01:35

Fairlady hat geschrieben: Fr., 10.03.2017, 07:33 Ich bin eher ein Nacht- als ein Morgenmensch. Egal, wie man's dreht, mir bleibt meistens viel zu wenig Zeit zum Schlafen.
Du magst Recht haben, dass letztlich auch Coaching helfen könnte. Ich will ja auch keine Psychotherapie um ihrer selbst willen (wer will das schon, und insofern mögen die gestrigen Vorwürfe mangelnder Motivation sogar gerechtfertigt sein), ich brauche "einfach nur" Hilfe in meiner Lebenssituation.
Psychotherapie aber funktioniert nur, wenn man sie um seiner selbst willen macht.

Und ich unterstelle mal, das die aller meisten hier Psychotherapie um ihrer selbst willen machen, oder gemacht haben.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Möbius
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Beitrag Sa., 11.03.2017, 09:57

Noch ein Wort zur Teilzeit: im Schuldienst kann das gerade für verbeamtete Lehrer ein Schuß sein, der nach hinten losgeht, eben wegen gewisser Eigenarten des Dienstrechts.

In den 90ern hatte ich freundschaftlichen Kontakt mit einer Lehrerin meines ehemaligen Gymnasiums. "Dienstlich" hatten wir nie miteinander zu tun gehabt, wir haben uns in der Kneipe kennengelernt. Diese Lehrerin hatte ein sehr bequemes Leben: sie war so eine jener pädagogischen Naturtalente, die ihre Schüler leicht in den Griff bekam, sehr beliebt war. Sie sagte - im Freundeskreis - offen, ihre Vollzeit-Stelle sei eigentlich nur ein besserer Halbtagsjob für sie. Ihr Mann hatte eine gutgehende Diskothek betrieben und mit gutem Gewinn verkauft, war "Hausmann", sie waren "glücklich kinderlos". Wenn diese Lehrerin also nachhause kam, war der Boden gewischt, der Kühlschrank voll, die Wäsche gewaschen und das Essen stand auf dem Tisch. Wir waren alle immer ein bischen neidisch auf diese Frau.

Und dann, in einem Anfall von besonderer Faulheit, hat sie auch mal für 2 Jahre Teilzeit - 50% - beantragt und auch für sie überraschend schnell und glatt bewilligt bekommen - und in diesen 2 Jahren Teilzeit hat sie zum ersten und wohl einzigen Mal in ihrem Lehrerleben so richtig Stress gehabt: weil nämlich die verbeamteten Teilzeit-Lehrer von der Schulleitung ausgequetscht werden, wie eine Zitrone: keine Krankheitsvertretung, keine Sonderaufgabe, die nicht an ihr hängenblieb. Wenn ein Unterstufen-Mathelehrer ausfiel - die Teilzeitkollegin (Deutsch und Englisch) kann sich ja einarbeiten, den Vollzeit-Kollegen kann man das ja nicht zumuten. Die Teilzeitkollegin kann auch 3 Monate lang 2x wöchentlich abends zum Rumänisch-Crashkurs ans Fortbildungsinstitut fahren, um dann 2 Wochen lang die ersten rumänischen Austauschschüler, die gerade mal 1 Jahr Deutschunterricht gehabt hatten, rund um die Uhr zu betreuen - den Vollzeitkollegen kann man das ja nicht zumuten ... undsoweiter undsoweiter. Für diese Frau war die Teilzeit doppelt soviel Stress und Arbeit - für halb soviel Geld. Sie hat dann auch sofort versucht, wieder auf Vollzeit zu gehen, bekam aber nur ein hämisches Grinsen zur Antwort, und wurde weiter ausgepresst und war am Ende dieser zwei Jahre "völlig fertig". Eben weil sie praktisch kaum noch "geregelte" Arbeit hatte, sondern sich alle paar Wochen in neue Fächer, neue Klassen und Klassenstufen einarbeiten durfte und zudem noch ständig solche "Extrawürste" braten durfte wie jene rumänischen Austauschschüler.

Gut - das war ein anekdotenhaftes, einzelnes Erlebnis und die Verhältnisse im Saarland in den 90ern können auf das heutige Niedersachsen sicherlich nicht so salopp übertragen werden.

Wenn ich den thread richtig im Kopf habe, ist Fairlady jetzt schon auf Teilzeit und überlegt eine weitere Reduzierung. Das könnte man vielleicht nochmal überdenken ? Ein nominelles "weniger" an Unterrichtsstunden bedeutet gerade im Schuldienst nicht automatisch weniger Arbeit und Stress.

Wenn - im willkürlichen Beispiel - Vollzeit 20 Unterrichtsstunden in der Woche sind, die man aber seit Jahren "drauf hat", kaum noch vor- und nachbereiten muß, dann kommt man effektiv vielleicht mit 30 Gesamtarbeitsstunden aus, die relativ stressarm verlaufen. Wenn man dagegen 10 Unterrichtsstunden ständig neu vor- und nachbereiten muß, und dazu noch allerlei Sonderaufgaben "gedrückt" bekommt - dann können da 40-50 Stunden Effektivbelastung draus werden, die obendrein sehr stressig sein können. Die Zeitangaben sind, wie gesagt, willkürlich. Von den tatsächlichen "Deputaten" weiß ich nichts, habe auch keine konkrete Vorstellung über den Vor- und Nachbereitungsaufwand in der Schule.

Fairlady - wenn diese meine "teilnehmende Beobachtung" an einem Fall von beamtenrechtsspezifischen Teilzeit-Stress für Lehrer eine heute noch im Grundsatz richtige Einschätzung ermöglichen könnte, dann könnte das vielleicht der Kern Deine Überlastung sein ? Eben wegen der Teilzeit: keine "geregelte" Arbeit mehr, ständig Hochbelastung durch neue Fächer, neuen Unterrichtsstoff, Klassen und Klassenstufen usw usw ? Kämest Du mit Vollzeit vielleicht sogar besser mit Deinem Leben klar - eben weil Vollzeit "geregelt" ist, der Arbeitsaufwand planbar und damit auch die Familienbelastung besser auf die Reihe zu bekommen ?

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Kaonashi
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 19:46

Es ist eben nur schade, dass es jetzt etwas dauern wird, denn ich brauch ja dringend Hilfe. -- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=38713&start=30
Falls du zufällig bei der Debeka versichert bist, da gibt es eine Kooperation mit "prevent on", die helfen bei der Therapeutensuche. Du findest es, wenn du nach "debeka" und "Wegweiser" oder "prevent on" googelst.

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Fairlady
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Beitrag Mi., 15.03.2017, 21:29

Möbius hat geschrieben: Sa., 11.03.2017, 09:57 Noch ein Wort zur Teilzeit: im Schuldienst kann das gerade für verbeamtete Lehrer ein Schuß sein, der nach hinten losgeht, eben wegen gewisser Eigenarten des Dienstrechts.
Diese Lehrerin hatte ein sehr bequemes Leben:
{...]
. Für diese Frau war die Teilzeit doppelt soviel Stress und Arbeit - für halb soviel Geld. [...] Eben weil sie praktisch kaum noch "geregelte" Arbeit hatte, sondern sich alle paar Wochen in neue Fächer, neue Klassen und Klassenstufen einarbeiten durfte und zudem noch ständig solche "Extrawürste" braten durfte wie jene rumänischen Austauschschüler.
...
Wenn ich den thread richtig im Kopf habe, ist Fairlady jetzt schon auf Teilzeit und überlegt eine weitere Reduzierung. Das könnte man vielleicht nochmal überdenken ? Ein nominelles "weniger" an Unterrichtsstunden bedeutet gerade im Schuldienst nicht automatisch weniger Arbeit und Stress.
Wenn - im willkürlichen Beispiel - Vollzeit 20 Unterrichtsstunden in der Woche sind, die man aber seit Jahren "drauf hat", kaum noch vor- und nachbereiten muß, dann kommt man effektiv vielleicht mit 30 Gesamtarbeitsstunden aus, die relativ stressarm verlaufen.
...
Fairlady - wenn diese meine "teilnehmende Beobachtung" an einem Fall von beamtenrechtsspezifischen Teilzeit-Stress für Lehrer eine heute noch im Grundsatz richtige Einschätzung ermöglichen könnte, dann könnte das vielleicht der Kern Deine Überlastung sein ? Eben wegen der Teilzeit: keine "geregelte" Arbeit mehr, ständig Hochbelastung durch neue Fächer, neuen Unterrichtsstoff, Klassen und Klassenstufen usw usw ? Kämest Du mit Vollzeit vielleicht sogar besser mit Deinem Leben klar - eben weil Vollzeit "geregelt" ist, der Arbeitsaufwand planbar und damit auch die Familienbelastung besser auf die Reihe zu bekommen ?
Hallo Möbius,
danke für den gut gemeinten Rat, aber so ist es nicht!
Ich hatte nie ein bequemes Leben, war immer die alleinige Ernährerin unser Familie.
Bei Teilzeit habe ich genauso geregelte Arbeit, ich werde damit ja nicht automatisch zur Vertretungs- oder Springerkraft. Gerade wenn man wegen der Betreuung minderjähriger Kinder reduziert hat, gibt es gesetzliche Regelungen, auch wenn die Schulleitung die gern vergisst und man immer wieder mal erinnern muss. Was mein Schulleben aber zurzeit schwer macht ist, dass nach meinem geregelten Stundenplan meine Stunden, so viele wie bisher, mit dem korrekturintensivsten meiner Fächer gefüllt sind, und das macht gefühlt und real doppelt so viel Arbeit aus, da damit ein Vielfaches an Vor- und Nachbereitung und vor allem das Zentralabitur verbunden ist.
Und man hat nichts seit Jahren drauf, durch das Zentralabitur wechseln fast jährlich die Themen, und man bereitet immer wieder neu vor.
Bei einer halben oder 3/4-Stelle arbeitet man zwar tatsächlich prozentual etwas mehr, da zum eigentlichen Unterricht ein festes Kontingent an Konferenzen dazu kommt, das Voll- und Teilzeitkräfte gleichermaßen ableisten müssen, und wenn ich als Teilzeitkraft auf Klassenfahrt fahre und genauso viel arbeite wie mein Vollzeitkollege, bekomme ich für diese Zeit natürlich auch nur mein Teilzeitgehalt, aber Aufstocken geht einfach nicht. ich würde zwar prozentual etwas mehr verdienen als ich mehr arbeite, aber ich kann mir eben keine Mehrarbeit mehr zumuten, so oder so!

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