Wo bleibt das Leben während einer Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Schneerose
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Wo bleibt das Leben während einer Therapie

Beitrag Di., 20.06.2017, 07:50

Guten Morgen!

In den letzten Tage war ich ja auch selber wieder vermerht im Forum, ... ja ich bin mir besusst, dass auch jeder für sich an seinem ganz persönlichem Punkt in der Therapie steht, manche beginnen erst, manche haben schon lange aufgehört, manche sind mitten drin... verliebt unglücklich oder glücklich, wie auch immer...

draußen ist Soooommmmer, richtig Sommer-Feeling...

und hier sind soviel traurige ratlose Herzen...

da frag ich mich nicht erst zum erstenmal,

WO BLEIBT EIGENTLICH DAS LEBEN - SEIN EIGENES LEBEN -
WÄHREND EINER LANGEN LANGEN THERAPIE???

ist es das wert, dass man Jahre an einen unerreichbaren Menschen verschwendet?
Sollte Therapie, wenn überhaupt, nicht anders sinnvoller, wertvoller genutzt werden, VON BEIDEN SEITEN...
vielleicht ein Denkanstoß, an alle Betroffenen...
an Patienten, wie Therapeuten, und auch an mich selbst..

ich jedenfalls, finde habe in sechs Jahren Therapie genug an unglückicher Verliebtheit gelitten,
ich geh jetzt leben und den Sommer genießen! :born: :hallo:

Adios "eure" Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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Sprachlos.
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Beitrag Di., 20.06.2017, 08:26

Wenn die Therapie einen vom Leben abhält, quasi das eigene Leben ersetzt, läuft doch etwas ziemlich falsch. Mir ist meine Therapie auch sehr wichtig und ich denke viel daran und an meine Therapeutin, aber ich lebe und erlebe viel mehr als vor der Therapie. Das ist doch auch mein Ziel.
Wieso bemerken eure Therapeuten das denn nicht und steuern dann nicht dagegen?

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willowtree
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Beitrag Di., 20.06.2017, 08:28

Hi Schneerose,

ich glaube die Frage nach dem Leben während der Therapie hat sehr viel mit der von dir angesprochenen Phase der Therapie zu tun. Meine Th hat mir zu anfangs erläutert, dass sie geringe Abstände zwischen den Stunden nur wählt, wenn der Klient gerade in einer akuten Krise steckt, ansonsten hatte sie das "normale" Leben damals als stabilisierend bezeichnet, weswegen meine Abstände so sind wie sie sind.

Anfangs habe ich dies nicht verstanden gehabt, jedoch mittlerweile weiß ich was sie meint. Bei mir ist es so, dass ich zwei bis drei Tage brauche bis ich die Stunde verdaut habe, bzw. deren Inhalt. Nach drei Tagen kann ich im Normalfall meinen Alltag normal leben ohne an den Therapieinhalt zu denken. Allerdings zwei bis drei Tage vor der nächsten Stunde fange ich wieder an daran zu denken und mich damit zu beschäftigen was kommt, bzw. was ich erzählen sollte.

Wäre meine Therapie wöchentlich wäre ich demnach also dauernd mit Therapie beschäftigt, was wirklich irgendwie schrecklich wäre. Durch den zwei wöchentlichen Abstand habe ich immer eine Woche in der ich fernab von der Therapie bin und kann dementsprechend mittlerweile auch zustimmen, dass dies stabilisierend wirkt.

Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn ein Thema angesprochen wurde, was mir sehr nahe geht, dann beschäftigt es mich länger und ich würde mir kürzere Spannen wünschen. Allerdings merke ich meistens das auch die Pause dazu führt, dass ich im Laufe der Tage das Problem anders sehe und es seine Gestallt verändert, auch wenn es weiterhin schwierig bleibt.
Schneerose hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 07:50 ist es das wert, dass man Jahre an einen unerreichbaren Menschen verschwendet?
Sollte Therapie, wenn überhaupt, nicht anders sinnvoller, wertvoller genutzt werden, VON BEIDEN SEITEN...
Ich glaube wenn ich das über meine Therapie sagen würde, würde ich sie abbrechen. Die Therapie ist ja nicht da um Zeit mit dem Therapeuten zu verbringen, sondern mit dem Therapeuten ein Problem, dass zum Start der Therapie geführt hat zu bearbeiten. Natürlich passiert es, dass man eine Art Abhängigkeit/ Liebe was auch immer zu dieser Person entwickelt, aber das ist ja nicht der Selbstzweck der Therapie. Irgenwie ist mir bei dieser Aussage der Fokus zu stark von der Therapiemotivation entfernt.

LG Willow

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Schneerose
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Beitrag Di., 20.06.2017, 10:19

Was ich nun mit Aussenblick betrachten kann. .. es ist verherrend, wenn Therapie so unglaublich abhängig macht. Der Patient ist da machtlos. ..

Ich habe die Therapie Jahre teils so erlebt und könnte im Nachhinein aufschreien, was da an Fehler passieren, die bagatelisierT werden...

Ich wünsche mir für die leidenden Patienten, die unglücklich verliebten, dass sie erwachen und das Leben spüren können. ..
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Scout
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Beitrag Di., 20.06.2017, 10:41

Also ich persönlich sehe mich auch keineswegs als traurige, verlorene, unglückliche Patientin. Ich bin im Moment abhängig von meiner Therapeutin, ja, ich bin ja auch noch nicht allzu weit und ich habe schlechte Phasen, in denen ich sehr unglücklich bin. Aber nicht wegen meiner Therapeutin oder wegen der Therapie.

Und ich denke auch, wenn Therapie beinhaltet, dass es als verschwendete Jahre an einen unerreichbaren Menschen angesehen wird, dann läuft gewaltig was schief, was aber leider auch öfter passiert als einem lieb ist.

Ich finde auch, es ist ein riesengroßer Unterschied, ob man für (hoffentlich überschaubare) Zeit unglücklich verliebt ist, oder ob das Zusammensein mit dem Thera nur unglücklich macht und man aus den Augen verliert, um was es eigentlich geht, weil der oder die Thera aus welchen Gründen auch immer nicht schafft den Fokus von "Ich mache wegen dem Therapeuten Therapie" zu "Ich mache mit dem Therapeuten an meiner Seite die Therapie" zu legen
Zuletzt geändert von Scout am Di., 20.06.2017, 10:44, insgesamt 1-mal geändert.
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isabe
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Beitrag Di., 20.06.2017, 10:43

Du deutest ja an, dass man nicht so viel vom Leben hat, wenn die Beziehung zum Therapeuten wichtiger ist als z.B. ein Sonnenbad. Das ist doch aber nicht so. Und ausserdem schreiben viele hier während ihrer Arbeit am PC.

Ich glaube, da gehst du zu sehr von dir aus.

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escobarion
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Beitrag Di., 20.06.2017, 11:00

Ich finde, unglückliche Verliebtheit ist für Körper und Seele ein richtig doller Belastungsfaktor. Keine Ahnung, welche konkreten Hormone da ausgeschüttet oder unterdrückt werden. Ist aber vergleichbar mit einer Depression, würde ich meinen. Wenn man mehrere Jahre damit lebt, egal ob jetzt mit einem Therapeuten oder einem anderen Mitmenschen tut man sich wirklich nichts Gutes. Die Seele kann meiner Erfahrung nach nur heilen, wenn Vertrauen und Entspannung da ist.

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Scout
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Beitrag Di., 20.06.2017, 11:08

escobarion hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 11:00 Ich finde, unglückliche Verliebtheit ist für Körper und Seele ein richtig doller Belastungsfaktor. Keine Ahnung, welche konkreten Hormone da ausgeschüttet oder unterdrückt werden. Ist aber vergleichbar mit einer Depression, würde ich meinen. Wenn man mehrere Jahre damit lebt, egal ob jetzt mit einem Therapeuten oder einem anderen Mitmenschen tut man sich wirklich nichts Gutes. Die Seele kann meiner Erfahrung nach nur heilen, wenn Vertrauen und Entspannung da ist.
Ich musste bei deinen Worten gerade darüber nachdenken, dass ich dieses Gefühl auch kenne, bzw. eine tiefe Traurigkeit, Verzweiflung bei nicht erwidertem Verliebtsein. Aber in der Therapie erlebe ich das komplett anders. Sehnsucht, ja, Nähewunsch, ja. Aber Traurigkeit und Verzweiflung darüber, dass meine Thera nicht meine Partnerin wird? Nein, eindeutig. Aber ich persönlich sehe mich auch nicht als verliebt im "klassischen Sinne", wie ich das bei anderen Menschen, außerhalb der Therapie erlebt habe und erlebe
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Schneerose
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Beitrag Di., 20.06.2017, 11:15

isabe hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 10:43 Du deutest ja an, dass man nicht so viel vom Leben hat, wenn die Beziehung zum Therapeuten wichtiger ist als z.B. ein Sonnenbad. Das ist doch aber nicht so. Und ausserdem schreiben viele hier während ihrer Arbeit am PC.

Ich glaube, da gehst du zu sehr von dir aus.
Ne, ich deute an, dass es eine unglaubliche Belastung ist, wenn die Zeit zwischen den Therapie Stunden aus Sehnsucht zum Thera besteht.
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Beitrag Di., 20.06.2017, 11:20

Völlig wertfrei: Aber dass man Sehnsucht zwischen den Stunden hat ist ja erstmal nichts ungewöhnliches, da gibt es schon ein ziemliches Spektrum von Sehnsucht über "Ich kann an nichts anderes mehr als meine Thera denken" bishin zu einer durch Übergriffe und schädigendes Therapeutenverhalten gescheiterten Therapie (angelehnt an schafis Thread und darin aufkommende Erfahrungen verschiedener User), und dazwischen gibt es ja so viele Zwischenstufen
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Beitrag Di., 20.06.2017, 11:26

Dito!

Und ich schreibe aus meiner Erfahrung, die der eine nachvollziehen kann und der andere nicht, weil er andere Erfahrungen macht.
So fühlt sich manch einer angesprochen und der andere nicht.

Es gibt nur auch hier schwer abhängige Patienten in die ich mitfühlen kann und denen ich Mut machen will , über die vielleicht zu abhängige Therapie Beziehung zu reflektieren. ..
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Beitrag Di., 20.06.2017, 11:33

Schneerose hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 07:50 ist es das wert, dass man Jahre an einen unerreichbaren Menschen verschwendet?
Therapie ist nicht dazu da, sich hals über kopf in den analytiker zu verlieben. bei vielen ist das ein nebeneffekt, mit dem man dann in der therapie arbeitet, wenn der therapeut dazu fähig ist.

Die Zeit, die du da zu verschwenden meinst, in der geht es UM DICH! Wenn du denkst, das sei verschwendete Zeit, dann ist das mehr als schade.
:axt:

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Beitrag Di., 20.06.2017, 11:52

In meinem Leben habe ich gelernt für andere dazusein, mir war garnicht klar, dass das so ist. ..
ich dachte es wäre völlig normal so.
In Therapie sollte man dann dieses Muster erkennen lernen und umformen anstatt dass es fortgeführt wird ..

Hm?!
ich habe da sehr spezielle Erfahrungen gemacht.
Und ich möchte gerne anderen Patienten die möglicherweise in ähnliche Fallen tappen, meine Erfahrungen erzählen. ..

Und leider,
Ist das verschwendete Zeit. Damit muss man erst mal leben lernen.
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Beitrag Di., 20.06.2017, 12:01

Hm. Ich denke, ich verstehe was du meinst. Wenn du die verschwendete Zeit mit den falschen Therapeuten im Nachhinein betrauerst, dann denke ich dass das ein guter und sinnvoller Erkenntnisschritt ist.

Könnte mir vorstellen, dass viele Menschen ausgenutzt haben, das was du bist und wie du bist. Therapeuten sind auch nur Menschen und manche sind leider nicht in der Lage, wirklich therapeutisch zu arbeiten. Sie verstricken sich mit Patienten in eigene Wünsche und Bedürfnisse und fördern auftretende Abhängigkeiten und Liebesgefühle sogar noch, weil sie sich dann toll und bewundert fühlen.

Das ist menschlich, sehr sogar! Aber therapeutisch ist es nicht. Es tut mir leid, dass du so viel Zeit verschwenden musstest mit falschen Therapeuten.
:axt:

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Schneerose
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Beitrag Di., 20.06.2017, 12:06

Was ich für mich jetzt draus lernen kann,
herauszuarbeiten wie ich im Leben handle, damit ich in allen möglichen Lebenssituationen ähnliche Menschen anziehe. ..

Wenn einem der Therapeut leid tut, ich meine das ehrlich,
Dann ist gehörig was schiefgelaufen. ..

Und das ist bei mir nicht nur ein Therapeut. ..
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