Woke

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stern
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Beitrag Do., 20.07.2023, 07:04

Ich denke, in der heutigen Zeit ist es völlig ünmöglich nach jedermanns und -fraus Befindlichkeit unter eineh Hinzu bringen und es allen recht zu machen. Zu anderen Zeiten hängt dort vllt. die Weihnachtsbeleuchtung, die auch immmer wieder Kritiker hat (aus etwas anderen Gründen). O.k., bei Rewe hängen die Flaggen hier schon etwas länger, aber ansonsten begegnen sie mir höchstens zu CSD Zeiten. Und dann auch nicht so wuchtig, wie auf dem Bild in London anl. 50 Jahre Pride.
Der einzige Ort, wo sich mich bislang störten, waren Querdenkerparaden.^^ Für die Träger*innen war es vllt. eher ein symbolischer Akt, der Freiheit bzw. Antiautorität verkörpern sollte?

Ich würde es so sehen, dass man es TROTZDEM macht. Obwohl man mit der üblichen Kritik (von begründet bis unbegründet) rechnet, davon ausgehen muss. Die Kritik gäbe es sowieso, egal was man macht... und auch wenn er unter Keuscher Hannes auftreten würde oder unter seinem Klarnamen (Eric).
Ich würden annehmen, dass Beate Uhse (man nannte sie die Mutter Courage des Tabubruchs) nicht weniger gesellschaftlichen Widerständen ausgesetzt war (vllt sogar noch ein paar mehr?), sich aber trotzdem nicht einschüchtern ließ. (Ursprünglich weniger für schmuddelige Sex Shops bekannt, sondern mehr fur Aufklärungsarbeit.)

Der Name spricht auch mich nicht an. Aber heute beschimpfen sich selbst Kinder als Hurensöhne. Wie kommt das?
Ist Rap auch Frühsexualisierung? Gibt ja recht heftige Texte.

Zu Olivia Jones habe ich mal die Suchmaschine bedient. Einer der neueren Beiträge:
Rapper Fler postet ein Foto mit Dragqueen Olivia Jones und erntet dafür homophobe Hass-Kommentare. Beide zeigen klare Haltung gegen diese Posts und finden deutliche Worte.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/ha ... -1.5927769

Offensichtlich reicht bereits die bloße Existenz. Ich denke, was sich vor einiger Zeit noch mehr auf Homosexuelle fokussierte, verlagert sich jetzt mehr auf Transgender, nachdem die sich nun nicht mehr verstecken und z.B. auch an Misswahlen oder bei GNTM teilnehmen oder auf dem Laufsteg auftreten (wollen), usw. (wobei Oliva Drag ist, also Verkleidung/Rolle. Oliver sieht sich selbst als Mann).

Wenn die Kritiker wirklich denken, sie schaden sich damit nur selbst, dann würden sie auch ans Ziel kommen, wenn sie das einfach laufen lassen. Warum lassen sie es dann nicht einfach laufen? Vllt. weil es nicht so ist?
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peponi
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Beitrag Do., 20.07.2023, 08:08

stern, noch mal: die einzelne Flagge kritisiere ich gar nicht. Ich komm z.B. öfter an einem Containerhafen vorbei, da stehen seit Monaten zwei Container in Regenbogenfarben. Das finde ich sogar schön, wobei sich auch hier die Frage stellt, von wem und wie man sich vereinnahmen lässt und wie progressiv progressiver Neoliberalismus noch ist. Aber das ist eben eine ganz andere Dimension. Autoritarismus und ideologischer Dogmatismus sind kein Monopol der politischen Rechten.

Kritik kommt so oder so, das ist klar. Man kann einen rechten Shitstorm aber befeuern, indem man provokativ eine Person vor Kindern auftreten lässt, bei der sich der Vorwurf der Frühsexualisierung schon am Namen festmachen lässt, oder man schickt eine Person, bei der man sehr klar und ohne Widersprüche zeigen kann, hey, das ist nur jemand, der sich aufwändig verkleidet und den Kindern etwas vorliest, das hat nichts mit Frühsexualisierung zu tun und die Kritik ist unbegründet. Wie gesagt, bei einer Olivia Jones hat sich niemand aufgeregt, als sie Kindern vorgelesen hat.
stern hat geschrieben: Do., 20.07.2023, 07:04 Ich denke, was sich vor einiger Zeit noch mehr auf Homosexuelle fokussierte, verlagert sich jetzt mehr auf Transgender, nachdem die sich nun nicht mehr verstecken und z.B. auch an Misswahlen oder bei GNTM teilnehmen oder auf dem Laufsteg auftreten (wollen), usw.
Ich denke, das greift zu kurz. Die gesellschaftliche Akzeptanz für Homosexuelle und trans Menschen ist jahrelang gestiegen. Meinungsumfragen zeigen aber, dass sich das mittlerweile umkehrt und die Akzeptanz sinkt. Man kann sich das einfach machen und darauf verweisen, dass eben alle homophob und transfeindlich sind. Oder man schaut, woher kommt das und wie hat man vielleicht selbst zu dieser Entwicklung beigetragen.
Ein aggressiver Duktus ist sicherlich wenig hilfreich, aber diesen nehme ich in der ganzen Diskussion wahr, von allen beteiligten Seiten. Wenn eine Person, die wegen schwerer Gewalt jahrelang im Gefängnis saß, auf der Londoner Pride zu Gewalt gegen Feministinnen aufruft, dafür bejubelt wird und es zu Solidaritätsveranstaltungen kommt, wenn die Polizei diese Person nach öffentlichen Druck in Gewahrsam nimmt. Naja, dann läuft da etwas grundlegend falsch, meiner Meinung nach.

Und ähnliches gilt für das Selbstbestimmungsgesetz, das ich ein unglaublich schlecht gemachtes Gesetz finde, halb ausgegoren, in sich widersprüchlich. Das wird der Ampel auf die Füße fallen und es wird einen rechtskonservativen Backlash befeuern, der mir große Sorgen bereitet. Gut gemeint und gut gemacht und so...
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stern
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Beitrag Do., 20.07.2023, 08:13

peponi hat geschrieben: Mi., 19.07.2023, 17:42
Ebenso die Überbetonung dieser Labels. Weder geschlechtliche Identität noch sexuelle Orientierung sagt irgendetwas über jemanden als Mensch aus.
Spätestens bei der Partnerschaftswahl oder dem Kinderwunsch ist es vllt. doch nicht so ein unwichtiges Detail.
Aus psychologischer Sicht sieht man das auch als Teil der Persönlichkeit an. Marginalisierung würde ich die Bedeutung als anderseits auch nicht
Aber darauf will ich jetzt gar nicht hinaus. Sondern:

Wer sich seinen Busen von Normal- auf Übergröße vergrößern lässt, betont Geschlechtsmerkmale nicht minder. Bodybuilding, Schlauchbootlippen, whatever. Ich glaube, es gibt eine riesige Palette, Männlichkeit oder Weiblichkeit (oder Teilaspekte der Identität?) zu unterstreichen. Scheint einigen Menschen jedenfalls wichtig zu sein - wenn auch nicht allen. Das ist gesellschaftlich anerkannt. In manchen Kontexten wird das vllt. auch gesellschaftlich erwartet?

Gesellschaftlich weniger akzeptiert ist aus meiner Sicht, wenn Grenzen überschritten werden: Trans Gender: Verwischen von Geschlechtsgrenzen (bzw. was die Gesellschaft als männlich bzw. weiblich definierte) bzw. bei der Partnerwahl, die von Mann und Frau abweicht.


(Den letzten Beitrag muss ich noch lesen. Erstmal noch dazu.)
Zuletzt geändert von stern am Do., 20.07.2023, 08:16, insgesamt 1-mal geändert.
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hawi
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Beitrag Do., 20.07.2023, 08:14

peponi hat geschrieben: Mi., 19.07.2023, 23:31 ich denke, worauf ich hinaus will, ist dass ich vieles in Zusammenhang mit queerer Politik und Aktivismus einfach kontraproduktiv finde. Wenn ich einen Drag King mit dem Namen BigClit zu einer Veranstaltung mit kleinen Kindern einlade, dann bediene ich doch gezielt den (inhaltlich unbegründeten) Vorwurf der frühkindlichen Sexualisierung. Bei einer Olivia Jones, die Kindern vorliest, hat sich niemand aufgeregt. Und ja, das gesellschaftliche Klima war ein anderes. Aber die Frage, warum sich das so verändert hat, ist ja auch wichtig.
Hallo peponi,
sehe ich eigentlich ähnlich.

Auch weil stern mir hier vor kurzem in Sachen „Ziel, Zweck“, in dem Fall zum von mir erdachten Ziel des Genderings widersprochen hat,…? Vielleicht ist zumindest meine (Betrachter)Perspektive zu eng, oder gar falsch, ganz sich ist sie nicht die einzig wahre.
Die Aktionen, die zunehmende Vielfalt sichtbarer Identitäten?
Als Werbeaktionen vielfach wohl nur begrenzt geglückt.
Aber…
Wer verhält sich warum so, nimmt z.b. an Paraden u.ä. teil, zeigt sich so, wie er/sie/es sich sieht, so, wie er/sie/es sich zeigen möchte?
Bis hin zum Übermaß (in meinen Augen)? Dass das grad zunehmend geschieht, auch zunehmend auffällt, vielleicht auch mal im Übermaß? Vielleicht kein Wunder. Bis vor kurzem waren auf den diversen Töpfen ja noch Deckel drauf. Nun, die Deckel nach und nach abgenommen.
Die, die es selbst betrifft, die nutzen jetzt erst mal die Gelegenheit, etwas eigentlich ganz normales, das ihnen aber lange verwehrt war. Und wer lange seine Identität gar nicht zeigen konnte, vielleicht ganz normal, dass der übertreibt, seine Identität (fast schon) karikiert, sie „auslebt“, für sich selbst, und für/mit all denen, denen es ähnlich ging, geht. Also vorrangig gar nicht, gar nicht so sehr etwas, das „Eigenwerbung“ für die Allgemeinheit sein soll.
So gesehen braucht es wohl eine Zeit, bis sich alle dran gewöhnt haben, dass diese Identitäten nun sichtbar sind.
Nichts genaues weiß ich nicht, aber vielleicht normalisiert sich das alles mit der Zeit. „Schräge Vögel“ gibts wohl immer mal, egal um welche (geschlechtliche) Identität es geht. Dass eine dieser Identitäten nur aus „Schrägen Vögeln“ besteht, ich glaub das eher nicht.

Und all das bezogen auf junge, noch suchende Menschen?
Mehr „Orientierung“ bot sicherlich die Begrenzung, Einengung von sexuellen Identitäten.
Aber war/ist das für die jungen wirklich unkomplizierter, unproblematischer (gewesen).
Für all die, deren „Identitätswunsch, Identitätsneigung“ gar nicht zulässig, vorgesehen war, bestimmt nicht. Für die, für die eine der Identitäten passte? Ja, für die war es in gewissem Sinne sicher einfacher. Das frag ich mich aber, ob das nicht ein wenig so ist, wie in (anderen) Konsumbereichen. Ist die Auswahl begrenzt, fällt die Auswahl nicht allzu schwer. Bei größerer Auswahl findet sich aber viel mehr, findet sich mehr, das ganz individuell noch besser passt, als es bei geringer Auswahl scheint.

Und dass es bei der Identitätssuche, - findung, auch zu Fehlern, Verirrungen kommt, dürfte menschlich schlicht dazu gehören. Die Art der Fehler mag sich zum Teil bei mehr Identitätsvielfalt ändern. Ob die Fehlerquote höher wird? Zumindest fraglich.

Größtes Problem heute vielleicht immer noch die tradierten „Schubläden“. Dies und das ist „männlich“, dies und das „weiblich“. Je mehr der Inhalt dieser Schubläden raus genommen und individuell passend zusammengestellt, ausgewählt wird, werden kann, desto unwichtiger wird hoffentlich, ob das eine nun (eher) männlich, das andere (eher) weiblich ist, und was anderes weder noch.
Da sind wir aber wohl lange noch nicht. Im Moment versucht wohl jeder noch so zu tun, als sei er selbst besonders m, w, und und und.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 20.07.2023, 09:09

stern hat geschrieben: Do., 20.07.2023, 08:13
Gesellschaftlich weniger akzeptiert ist aus meiner Sicht, wenn Grenzen überschritten werden: Trans Gender: Verwischen von Geschlechtsgrenzen (bzw. was die Gesellschaft als männlich bzw. weiblich definierte) bzw. bei der Partnerwahl, die von Mann und Frau abweicht.


Also zumindest wo ich lebe ist offene Homosexualität so normal dass da eigentlich niemand mehr ein Problem damit hat. Und daran kann man sehen, dass der ganze Aufruhr und die Befürchtungen die manche Leute an verschiedenen Orten auf der Welt damit haben, weil sie glauben dass die gesellschaftliche Ordnung untergeht wenn Leute homosexuelle Beziehungen haben ganz einfach völliger Nonsens ist. Die offen lebenden homosexuellen fallen im Grunde überhaupt nicht auf.

Und genau das selbe wäre der Fall wenn Leute aufhören würden so ein Drama rund um Trans-Personen zu machen. Die wollen auch einfach nur ihr ganz normales Leben leben, die belästigen niemanden, die wollen keine Cis Personen "bekehren", und das Pseudoargument dasss Transfrauen angeblich auf Damentoiletten eine Gefahr für die dort verkehrenden Cis Frauen wären, tut mir leid, aber die haben einfach zu viel schlechte Thriller gesehen oder gelesen.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 20.07.2023, 09:14

hawi hat geschrieben: Do., 20.07.2023, 08:14 Größtes Problem heute vielleicht immer noch die tradierten „Schubläden“. Dies und das ist „männlich“, dies und das „weiblich“. Je mehr der Inhalt dieser Schubläden raus genommen und individuell passend zusammengestellt, ausgewählt wird, werden kann, desto unwichtiger wird hoffentlich, ob das eine nun (eher) männlich, das andere (eher) weiblich ist, und was anderes weder noch.
Da sind wir aber wohl lange noch nicht. Im Moment versucht wohl jeder noch so zu tun, als sei er selbst besonders m, w, und und und.

Sieht man auch daran, dass sich zB Frauen in den letzten 150 Jahren das Recht erkämpft haben, die Kleidung anzuziehen die sie tragen wollen, inclusive jede Art von vorher als "männlich" angesehene Kleidung, während ein Mann der als weiblich klassifizierte Kleidung tragen will, auffälligeres Makeup tragen will etc erhebliche Probleme bekommt.

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stern
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Beitrag Do., 20.07.2023, 09:24

Einen Backslash gibt es ja in gewisser Weise längst. Z.B. Meloni stellvertretend für Viele (auch mit ihrer LGBTI+ Politik). Nur: Meloni hat politische Macht, die Regenbogenfahne ist hingegen kein Parteisymbol.
Die Ampel hingegej handelt als politische Institution. Und speziell was das Selbstbestimmungsgesetz angeht, das einigen zu weit geht, anderen zu wenig weit: Was würdest du anders machen? Einigkeit besteht vllt. insofern, dass das alte Transsexuellengesetz in ZAHLREICHER Hinsicht verfassungswidrig ist und das höchste. dt. Gericht daher eine Änderung verlangt.

In dem u.g. Link einer kleiner Überblick verfassungswidriger Vorschriften bzw. was bereits die Verfassung verlangt...
Das Bundesverfassungsgericht stellt inzwischen entscheidend darauf ab, welchem Geschlecht sich eine Person psychisch zugehörig fühlt, dokumentiert durch eine Anpassung des Vornamens und des Personenstands. Das biologische Geschlecht erscheint dagegen zweitrangig, mit allen praktischen Konsequenzen.[16] Rechtlich abgesicherte Beziehungen wie die Ehe und die eingetragene Lebenspartnerschaft hingegen bleiben von einer rechtlichen Änderung der Geschlechtszugehörigkeit unberührt.

Zur Begründung verweist das Gericht auf wissenschaftliche Erkenntnisse über die Transsexualität. Danach seien der Wunsch und die Durchführung geschlechtsangleichender Operationen – anders als zuvor angenommen – nicht kennzeichnend für das Vorliegen von Transsexualität. Es komme vielmehr auf die Stabilität des transsexuellen Wunsches an, der individuelle Lösungen erfordere, von einem Leben im anderen Geschlecht ohne somatische Maßnahmen über die hormonelle Behandlung bis hin zur weitgehenden operativen Geschlechtsangleichung.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Transsexuellengesetz
Zuletzt geändert von stern am Do., 20.07.2023, 09:30, insgesamt 1-mal geändert.
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ziegenkind
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Beitrag Do., 20.07.2023, 09:29

Die Zahl von Übergriffen gegen LQBTQ-Personen steigt in Deutschland seit Jahren kontinuierlich an.

https://www.lsvd.de/de/ct/3958-Alltag-H ... eutschland
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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peponi
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Beitrag Do., 20.07.2023, 10:18

stern, ich schreib nicht, dass geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung unwichtig seien, sondern dass sie nichts über jemanden als Menschen aussagen. Auch nicht in Hinblick auf Partnerschaft und Kinderwunsch. In dieser Hinsicht sagen sie nur aus, ob grundlegend eine sexuelle/romantische Kompatibilität bestehen kann. Über die Person an sich sagen sie nichts aus.

Änderungsbedarf beim Selbstbestimmungsgesetz sehe ich beim Thema SelfID, das mE mit Frauenrechten kollidiert und Konflikte verursacht, die die Ampel über das Hausrecht lediglich auslagert und die daher immer wieder aufkommen werden.
Mann und Frau sind keine willkürlichen Kategorien, sondern bezeichnen real existierende Gruppen, die gesellschaftlich an manchen Stellen getrennt und bewusst ungleich behandelt werden. Es gibt real existierende Unterschiede und wir tragen dem als Gesellschaft Rechnung, indem wir Frauen und Männer an ausgewählten Stellen ungleich behandeln, um Schutz und Fairness zu ermöglichen
(z.B. im Sport oder in Frauenräumen). Dahinter steckt mindestens implizit die Annahme, dass die Zugehörigkeit zu diesen Gruppen in irgendeiner Form auf objektiven, nachweisbaren Kriterien beruht.
Das sorgt insofern für ein Dilemma, denn wie soll man umgehen mit Menschen, deren geschlechtliche Identität nicht dem biologischen Geschlecht entspricht, ohne gleichzeitig diesen Grundgedanken von Fairness und Schutz zu untergraben?
Und eigentlich ist dieses Dilemma recht leicht zu lösen, meiner Meinung nach.
Das Bundesverfassungsgericht hat die Gutachtenpraxis ausdrücklich als zulässig anerkannt und ich halte es für grob fahrlässig, von dieser abzurücken. Über deren konkrete Ausgestaltung lässt sich diskutieren. Ich bin sehr dafür, dass niemand die Kosten für diese Gutachten selbst tragen muss, und ich spreche mich auch für eine Evaluierung und Reformierung der Praxis an sich aus, die die Würde und Integrität von trans Menschen bewahren muss.
Allein auf Selbstaussage zu setzen, halte ich jedoch für verheerend. Dass dies ein Missbrauchspotenzial birgt, gibt die Ampel mit dem Passus zum Militärdienst ja selbst zu. Das Missbrauchspotenzial, das dieses für Frauen birgt, wird jedoch verleugnet und Frauen, die dieses kritisieren, werden als hysterisch abgestempelt (waren wir da als Gesellschaft nicht auch schon mal weiter?). Und nein, das Problem sind keine trans Frauen, sondern cis Männer. Verurteilte Vergewaltiger, die sich plötzlich als trans identifizieren und ins Frauengefängnis verlegt werden (über einen solchen Fall ist Nicola Sturgeon gestürzt), um nur ein Beispiel zu nennen. Ich bin nicht bereit, dies hinzunehmen, und ich denke auch, dass man der trans Community damit einen Bärendienst erweist. Wenn der Gesetzgeber nicht klar trennt zwischen trans Menschen und Trittbrettfahrern, die das Gesetz in missbräuchlicher Absicht ausnutzen, wie kommt man bitte auf die naive Idee, dass die Menschen in einem Land, in dem die AfD in Umfragen bei 20% liegt, das tun werden? Jeder einzelne Fall wird auf trans Menschen zurückfallen.
Daher, Gutachten dazwischen schalten, dritte Räume da einführen, wo möglich und nötig, und gut ist. Ich denke, dass das viel eher dazu führt, dass trans Menschen in Ruhe leben können als diese Politik, die Frauen und trans Menschen gegeneinander ausspielt und Wasser auf die Mühlen von AfD und Co ist.
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stern
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Beitrag Do., 20.07.2023, 10:39

peponi hat geschrieben: Do., 20.07.2023, 10:18 stern, ich schreib nicht, dass geschlechtliche Identität und sexuelle Orientierung unwichtig seien, sondern dass sie nichts über die Identität eines Menschen aussagen.
Kapiere ich nicht? Du rechnest die Geschlechtsidentität bzw. sexuelle Orientierung nicht zur Identität? Ich habe vielmehr den Eindruck, dass diese als Unterscheidungsmerkmal für manche wichtig ist. Z.B. indem sie sagen, ich bin eine Mann, der mir Frauenkleidern nichts anfangen kann. Sagt nichts über denjenigen als Mensch aus? Mensch langt als identitätsstiftendes Merkmal?
Über die Person an sich sagen sie nichts aus.
Was macht eine Person/Persönlichkeit an sich dann vielmehr aus? Ich kann nur sagen, sowohl in psychologischer Hinsicht als auch rechtlicher Hinsicht rechnet man auch diese Merkmale zur Persönlichkeit eines Menschen (und knüpft in rechtlicher Hinscht auch manche Rechte/Pflichten daran an).
Höchstens findet das nicht jeder gleichermaßen bedeutsam.
Mann und Frau sind keine willkürlichen Kategorien, ...
Dass das willkürliche Kategorien sind, sagt niemand. Wie gesagt: Geschlecht ist nicht deckungsgleich mit Geschlechtsidentität.
Woran knüpfst du bei der Unterscheidung von Mann und Frau an?
Ist eine trans Frauen eine Frau oder ein ein intersexueller Mensch?
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peponi
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Beitrag Do., 20.07.2023, 11:22

Ich schreibe am Handy, daher antworte ich ohne Zitate:

Zu deiner ersten Frage, da habe ich mich doof ausgedrückt, hatte meine Formulierung auch editiert und präzisiert. Natürlich ist das Teil der Identität. Aber es sagt halt nichts über einen Menschen aus. Mir ist ziemlich egal, wie jemand sich definiert, wen er liebt, wie er sich kleidet, welche Religion er ausübt, welche Hautfarbe er hat, etc. Das sagt nichts über seine Persönlichkeit aus oder etwas darüber, wie er andere Menschen behandelt, welches Weltbild er hat etc - was ich viel wichtiger finde als all diese identitären Merkmale. Deren starke Betonung und Überhöhung kann nämlich auch eine Reifizierung von diesen Kategorien bewirken, deren Relevanz man ja eigentlich mindern möchte.

Zu deiner zweiten Frage: Mit dem SelfID Ansatz wird Geschlecht aber zu einer willkürlichen, subjektiven Kategorie gemacht. Dass Geschlecht und Geschlechtsidentität identisch seien, habe ich nie behauptet und wirst du von mir auch nicht lesen.
Bei der Unterscheidung von Mann und Frau knüpfe ich an sex, also biologisches Geschlecht an. Dieses wird bei der Geburt auch nicht zugewiesen, sondern festgestellt. In 99% der Fällen korrekt. Intersexualität wird mit dem dritten Geschlechtseintrag bereits abgedeckt, für den ich mich auch klar ausspreche.
Eine trans Frau ist eine trans Frau. Natürlich müssen ihr die Möglichkeiten offen stehen, ein Leben als Frau zu führen, geschlechtsangleichende Operationen zu bekommen, wenn gewünscht, und als Frau anerkannt zu werden. Z.B. im Sport bin ich trotzdem dagegen, trans Frauen in dieselbe Kategorie zu stecken wie cis Frauen. Körperliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen und damit verbunden auch Vorteile beschränken sich nicht allein auf Geschlechtsorgane und Hormone. Herz und Lunge von biologischen Männern sind leistungsfähiger, die Fett- und Muskelverteilung ist eine andere, z.B., und das sind Unterschiede, an denen auch Hormontherapien nichts verändern. Aus Gründen der Fairness sollte es hier einfach dritte Kategorien geben.
Der Punkt ist aber, dass der grundsätzliche Zugang zu dem rechtlichen Status Frau nicht einzig und allein auf subjektiver Wahrnehmung basieren sollte. Denn das führt zu den beschriebenen Konflikten zwischen den Interessen und Bedürfnissen von cis Frauen und trans Menschen, von denen außer der radikalen Rechten niemand profitiert.
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Beitrag Do., 20.07.2023, 11:48

peponi hat geschrieben: Do., 20.07.2023, 10:18 . Es gibt real existierende Unterschiede und wir tragen dem als Gesellschaft Rechnung, indem wir Frauen und Männer an ausgewählten Stellen ungleich behandeln, um Schutz und Fairness zu ermöglichen
In manchen Sportarten gibt es m.W. Testosteronlimits.
Manche Frauen haben von Haus aus höhere Werte. Ist das fair, diese auszuschließen? Sollte man diese Frauen umklassifizieren? Was würde sie vllt. doch wieder als Frau durchgehen lassen?
Will heisen: Die Thematik ist eben komplex.

Und der verurteilte Vergewaltiger, der wurde offensichtlich schon vor seiner Transition auffällig. Wie du sagst: Über das Hausrecht oder Sonderregeln kann man bei Bedenken, Zugang in best. Bereiche auch wieder verhindern.

Und was Gutachten angeht: Sollte man Befragung dann -aus Gründen der Fairness- nicht besser für alle einführen, ob Menschen.wirklich passend kategorisiert ist? Z.B. ob man Pornos schaut, Fantasien bei der Masturbation, whatever.

Zugegeben etwas provokant gefragt, aber durchaus mit ernsten Hintergrund.
Ich fürchte, die Geschlechtsidentität ist bei jedem Menschen eine solche innere Gewissheit, dass ein Gutachten daran eh nicht viel ändert. Außer dass eine Reihe von Institutionen daran verdient.
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Hiob
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Beitrag Do., 20.07.2023, 11:55

Ihr macht es euch wirklich kompliziert. Man merkt, dass ihr euch damit schon einige Jahre beschäftigt. Ich hab meiner Frau (nach kurzem Googeln) grad mal erklärt, dass sie eine cis Frau ist. Führt denn all dies komplizierte Unterscheiden und es den Beteiligen Recht machen, dazu, dass die Einzlpersonen (EP) zufriedener leben und die Gemeinschaft einträchtiger miteinander lebt?

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stern
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Beitrag Do., 20.07.2023, 12:01

peponi hat geschrieben: Do., 20.07.2023, 11:22

Natürlich ist das Teil der Identität. Aber es sagt halt nichts über einen Menschen aus.
Du löst quasi das Geschlecht aus dem Menschen heraus... weil es über diesen nichts aussagt?

Ich fürchte, an dem Punkt kommen wir nicht weiter, weil andere, wie auch ich, die Geschlechtsidentität sehr wohl als einen Teil der Persönlichkeit ansehen. Als einen Teil von vielen, die die Persönlichkeir prägen. Warum es dann oft heißt, es wird überhöht, verstehe ich nicht. Es ist eine Facette, bei manchen eine bedeustamere, bei manche einer weniger bedeutsamere.
Bei der Unterscheidung von Mann und Frau knüpfe ich an sex, also biologisches Geschlecht an.
Und an welche biologische Merkmale genau? Hiob wollte das auch nicht beantworten. Phänotyp, Karyotyp, Genotyp, sichtbare Geschlechtsorgane, Hormonwerte? Da kann es ja Überlappungen geben.
Man hat immerhin erkannt: Das, was bei Geburt festgestellt wurde, erweist sich bei einigen Menschen als unzutreffend.
Z.B. im Sport bin ich trotzdem dagegen, trans Frauen in dieselbe Kategorie zu stecken wie cis Frauen.
Hier gibt es, wie gesagt, Testosteronlimits. Aber auch das wird teils kritisiert, weil das zum Ausschluss von Frauen führen kann, die z.B. von Haus aus höhere Werte haben und denen man den Fraustatus ansonsten nicht absprechen würde.
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Beitrag Do., 20.07.2023, 12:24

Eigentlich ist es auch ganz einfach angedacht: Jeder weiß selbst am besten, was er bzw. sie ist. ;)
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