Manisch - Depressiv Aufklärung?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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atirb
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Beitrag Di., 08.01.2008, 00:09

hallo angel_friend,

vielen dank für deine nachricht, die mich sehr aufgebaut hat. was du über maniker schreibst, trifft 100% ig auf meinen mann zu.

heute gings bei mir wieder rund. mein mann hat an einem einzigen tag
- meinem vater die polizei geschickt, da er sich von ihm bedroht fühlt, - den vater des kindermädchens auf die verlorenen 150.000,- verklagt und wegen sexuellen missbrauchs am kindermädchen verleumdet
- den schlüsseldienst bestellt, um die schlösser in unserem haus auszutauschen
- mir etliche emails geschickt, in denen er das matthäus evangelium verkündet
- die mutter des kindermädchens als hexe bezeichnet
- mich darüber informiert, daß bei meiner rückkehr aus prag bereits alles für meine einweisung in die psychiatrie vorbereitet ist, da ich an einer paranoia leide

Alles was er bisher tut, fällt leider nur unter Bedrohung und nicht unter Fremd- oder Eigengefährdung. Ich kann daher nichts tun, als zuzusehen, wie er unser Leben und vor allem sein Leben ruiniert. Denn wenn er aufwachen wird, hat er nichts und niemanden mehr.

Seine Tochter aus erster Ehe hat mir heute vorgeworfen, mich mit einer Scheidung billig und schnell aus der Affäre zu ziehen, da ich bei der Heirat schließlich über seine Krankheit Bescheid gewußt hätte....

Wasser auf den Mühlen meiner Schuldgefühle.

Und es ist ja tatsächlich so, daß er niemanden mehr hat. Keine Freunde . nie gehabt, da er ein wirklich schwieriger Kerl ist. Keine Familie. Keine Arbeit, da sein Geschäftspartner sich von ihm getrennt hat, weil mein Mann sich in den letzten 4 Monaten nicht mehr in die gemeinsamen Projekte eingebracht hat.......was bleibt ist ein einsamer 61jähriger, der Haus, Familie und Arbeit verloren hat.....und ich fühl mich immer noch dafür verantwortlich.

Die Scheidung reiche ich dennoch ein. Da wird nicht dran gerüttelt. Und meine Schuldgefühle arbeite ich mit meiner Therapeutin auf.

Allerdings habe ich heute erstmals über eine Zwangseinweisung nachgedacht, um weiteren größeren Schaden zu verhindern. Soviel ich weiß, entscheidet darüber der Amtsarzt. Wenn aber nun ein maniker und begnadeter manipulator wie mein mann einen amtsarzt trifft, der ihn zuvor noch nie gesehen hat, kann er diesen doch 100% ig täuschen und glauben machen, er sei kerngesund, oder? Was also kann man in so einem fall tun? Muß ich tatsächlich weiter tatenlos zusehen, wie mein Mann sich und unsere familie und unser leben zerstört?

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Angel_friend
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Beitrag Di., 08.01.2008, 16:17

also, dass die tochter deines mannes dir vorwirft dich schnell und billig davonzumachen find ich ein starkes stück.
soll doch sie sich um ihn kümmern.
du musst (auch) auf dich schauen.

du hast ihn wohl nicht wegen der krankheit geheiratet - sondern trotzdem.
du kannst ja nicht dafür, dass sich sein krankheitsbild verschlechtert.
er muss sich behandeln lassen, solange er dies nicht tut ist er für sich und sein verhalten alleine verantwortlich.

selbst wenn du dich scheiden lässt, kannst du immer noch ein freund von ihm bleiben (falls das dann möglich ist). du musst ihn ja nicht ganz alleine lassen.

eine zwangseinweisung könnte wirklich das beste sein. bei den schrägen aktionen, die er sich leistet kann ein amtsarzt vielleicht nicht mehr darüber hinwegsehen.
ausserdem ist dies doch ein versuch ihm zu helfen, oder?
es tut ihm dort ja niemand etwas böses an, es wird nur versucht ihm bestmöglich zu helfen.

LG
AF

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atirb
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Beitrag Mi., 09.01.2008, 00:33

hi AF,

zwangseinweisung war nix. unser hausarzt hat ihn besucht und hätte auch amtsärztlich handeln können.
er hat sich dem arzt gegenüber ganz ruhig verhalten und angeblich total normal gewirkt.
du hast wirklich recht, mit dem begnadeten manipulieren.
trotzdem war er heute den ersten tag erstaunlich ruhig - ich habe zum ersten mal nicht 20 sms hintereinander wirren inhalts bekommen.
bin neugierig, was er da in der zwischenzeit stattdessen ausgeheckt hat.

es tut so gut, nach den weihnachtsfeiertagen, wo sich alles um dieses problem gedreht hat, wieder im büro zu sein. mit der arbeit gelingt es mir, mal an was anderes zu denken, als an meinen mann und was er angerichtet hat.

morgen 13.00 hab ich das gespräch mit der scheidunsanwältin. und freitag bin ich bei meiner therapeutin.

ich finde, ich mach das eingentlich ganz gut, oder?:)

lg, atirb

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Angel_friend
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Beitrag Mi., 09.01.2008, 07:53

Hallo atirb,

ich find auch, wie du das gut machst.

vielleicht verhält sich mann deshalb ruhiger weil er (ein bißchen) zu besinnung kommt. man soll die hoffnung nie ganz aufgeben.

es kann natürlich auch nur eine verschnaufpause sein (braucht auch ein maniker manchmal damits ihm nicht die patscherl aufstellt)

viel glück für die nächsten tage

lg
AF

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atirb
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Beitrag Mi., 09.01.2008, 19:23

lieber Angel_Friend,

in einem der vorangegangenen Postings schreibst Du, Du seist auch Maniker und daß Du Dich derzeit gerade in einer manischen Phase befindest. Dennoch klingen Deine Mails ruhig und überlegt, gar nicht so wirr, wie die meines Noch-Mannes...Zuletzt hat er mich ja bereits mit SMS und Emails zu Schuld/Sühne/Buße bombadiert, das Mattähus-Evangelium verkündet, meinem Vater - den er zum Feindbild auserkoren hat - die Polizei geschickt und die Schlösser unseres Hauses ausgetauscht...

Dennoch sagen die Menschen, die ihn nur oberflächlich kennen, daß er völlig normal sei. Er hat sich anderen gegenüber also durchaus unter Kontrolle.

Nun meine Frage: ab wann ist etwas manisch und wann ist es einfach nur gemeines, bösartiges Verhalten? Ist mein Mann vielleicht einfach nur durch seine Verliebtheit in das junge Mädchen zu einem ganz normalen Charakter-Arsch geworden, wie so viele Männer, die ihre Ehefrau nach 20 Jahren fallen lassen? Vielleicht ist es ja gar keine manische Phase, sondern er ist einfach nur ein mieser Kerl ? Denn die Aggression geht ja offensichtlich nur gegen mich, meine beste Freundin, meine Eltern und die Eltern der Freundin (nach dem Stalkingschreiben von ihrem Anwalt nun auch gegen sie) - nie aber gegen Unbeteiligte oder andere Menschen seines Familien- und Bekanntenkreises.

Vielleicht kannst Du mir dazu was aus Deiner Perspektive als Betroffener berichten? Wie lebst Du mit der Krankheit? Und vor allem Deine Frau/Familie? Merkst Du, wenn ein manischer Schub sich nähert? Woran? Steuerst Du dann dagegen oder genießt Du es bloß? Ist man während einer Manie bewußt böse, wenn man seine Angehörigen verbal furchtbar verletzt, lügt und betrügt? Weiß man, daß man da ununterbrochen Scheiß baut und soziale Normen übertritt oder merkt man das nicht?

Das würde mich wirklich brennend interessieren, um meine eigene Situation besser zu verstehen.

Freue mich auf Deine Antwort,
atirb

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Angel_friend
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Beitrag Do., 10.01.2008, 08:15

ich bin kein maniker sondern in einer manischen phase.
vor weihnachten war meine fachärztin auf urlaub. mir ist ein medikament, das ich einer hohen dosis nehmen muss/soll fast ausgegangen (lithium - spricht bei mir schlecht an) ich musste mir bei einem anderer psychiater ein rezept holen. ich wollte auch noch was anderes gegen die manie (er gab was ähnliches wie beruhigungsmittel) er meinte auch, "sie wirken gar nicht wie ein maniker".
vorgestern war bei meiner psychiaterin. andeutungsweise meinte sie ich sei eher nur "hypomanisch". ich bekam ein neues medikament dazu (lithium schlägt offensichtlich bei mir schlecht an - die werte im blutbild sagen, dass für eine wirkung gegen die manie zu wenig aufgenommen wird / lithium ist ein sogenannter moodstablizer - als sowohl gegen depression als auch gegen manien).
ich bin nicht von haus aus aggressiv in der manie. nur wenn ich mich (stark) provoziert fühle reagiere ich aggressiv - zt sehr heftig verbal.

ob dein noch-mann einfach nur ein a***h ist kann ich nicht sagen.
was ich sagen kann ist, das ich zb ein mensch bin, der seinen freiraum um sich braucht. ich lasse manche menschen (zt sehr) nahe an mich ran, aber das letzte stück kommt fast niemand mehr (ausser mein kleinerer sohn, 8j). irgendwie auch meine frau nicht immer - das merkt sie natürlich gefühlsmässig, und wie trotzdem ganz zuwi - und dann wehr ich mich ein bißchen - was sie verstört.
das mann durch eine verliebtheit zum a****loch wird, hab ich so noch nie erlebt.
ist mir auch schon passiert, dass ich mich in eine andere verliebt habe, als die mit der ich zusammen gelebt hab - aber ich versuchte immer nett und fair zu bleiben (sie hat mir ja nichts getan).
ich glaub bei deinem mann ist die manie sehr stark und möglicherweise noch was anderes beteiligt (schizophrenie, psychose, ... was weiss ich was es noch alles gibt?)
macht die sache nicht leichter
aber kaum gegen nahe angehörige oder freunde (maximal "bestrafe" ich sie durch nichtbeachten - fällt aber kaum auf)

erkennen tut diese phase eigentlich nur meine frau, zt. glaub ich meine mutter gefühlsmässiig (aber die wollen ich/wir absichtlich raushalten - sie hat selber genug gesundheitliche probleme).

das das was sich nähert ein manischer schub ist erkenn ich nicht.
der schub den ich jetzt habe wurde durch die einnahme von antidepressiva ausgelöst. ich hatte eine kleine tiefphase (motivationslos, wurschtigkeit), die
vom der ärztin als beginnende winterdepression interpretiert wurde. (meine frau hat mich von der einnahme von antidepr. gewarnt - braucht du nicht warte noch). ich hab dann doch adjuvin genommen, und schon ging die rakete nach oben.
(es ist schwer jemand mit bipolarer störung aus einer depression zu bringen, hat bei mir einmal fast 2 monate [ca. glaub ich] gedauert, es dürfte leichter sein jemand medikamentös von der manie runterzubringen - ich werd bald wissen obs wirklich so ist)

nochmal: ihr (alle beteiligten - so viele kann ein arzt nich mehr ignorieren) solltet versuchet, deine mann zu einer behandlung zu bringen.
am besten vielleicht stationär.
ihr werdet ihn sonst möglicherweise verlieren.

weiters: bitte schau zuerst auf dich und deine kinder.
dir muss es gut gehen - wenns dir (auch) nicht gut geht ist alles nur mehr sch****.
du bist nicht schwach, du bist stark - so wie ich das empfinde - kümmer dich (auch) um dich selbst, ok?

LG
A_F

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atirb
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Beitrag Do., 10.01.2008, 14:45

mach ich. und wuensche dir, dass sich deine hypomische phase schnell eindaemmen laesst.
vieles klingt aehnlich zu meinem mann - er laesst auch kaum jemanden an sich ran.

heute abend geht er mit seiner tochter zu seinem psychiater. nach unserem gespraech hat sie wohl doch gespuert, dass ich die verantwortung fuer ihn nicht mehr alleine tragen kann.

unsere putzfrau hat mir erzaehlt, dass er sich seit drei tagen nicht mehr waescht und stundenlang im sessel sitzt. die manie ist wohl zu ende und die depression beginnt. hat schon mal ein halbes jahr gedauert. ich lass mich aber trotzdem scheiden - auch wenn ich ihn / und hier kommt der wahre wahnsinn zu tage / noch immer liebe.

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Beitrag Do., 10.01.2008, 15:40

auch wenns nicht nachvollziehbar ist:
ich kanns trotzdem verstehen, dass du ihn (noch) liebst.
obwohl nachdem was er dir/euch angetan hat wunderts mich doch ein wenig.

aber wies schon in einem sehr alten buch steht:
"die liebe hört nie auf"
(NT - das hohelied der liebe)

falls er jetzt wirklich in eine depression fällt, wird er jedenfalls jemanden brauchen. wenn du dann noch zu ihm stehen kannst, wär ihm sicher geholfen.
viele menschen können mit einem depressiven viel leichter umgehen als mit einem maniker. depressive verstimmungen kennen viele. manische phasen eher nicht. es wird nicht als problematisch empfunden, wenn es jemandem (zu) gut geht.

LG A_F

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atirb
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Beitrag So., 13.01.2008, 23:28

hi,

das mit dem Lieben ist so eine ambivalente Sache. Ich lieben den, den ich kannte - den Gesunden. Der ist verschwunden. Zurückblieb der Maniker, der auch noch stolz darauf ist, mir am Freitag mitzuteilen, dass er seine Medikamente schon länger nicht mehr nähme, da er sich von mir "nicht mehr kontrollieren und ruhigstellen lassen will". Und überhaupt würden solche Medikamente ja nur von den Nazis und afrikanischen Diktatoren verschrieben.

Er besteht nach wie vor darauf, die Tage, die ich beruflich im Ausland bin, mit den Kindern zu verbringen. Als Selbständiger kann er sich seine Zeit frei einteilen. Seit September hat er kein reales Projekt mehr verfolgt, außer seiner Fernsehserie.

Am Donnerstag nun war seine Tochter mit ihm bei einem sehr renommierten - allerdings auf Schizophrenie spezialisierten Arzt - des AKH. Dieser hält ihn angeblich für völlig gesund, findet, daß er das Lithium absetzen soll, weil er nur anlaßbezogen Bipolar ist, und will ihn nur für die bevorstehende Scheidung beratend begleiten.....

Mein Sohn sagt mir heute Abend beim Einschlafen, daß er sich schon direkt fürchtet, wenn ihn der Papa morgen wieder von der Schule anholt, weil er dann wieder so viel Unsinn quatscht und alles durcheinander bringt.

Ich kann ihm das Sorgerecht nicht entziehen, solange die Scheidung nicht durch ist, und das kann noch ewig dauern. Muß ich denn mit Folgeschäden bei meinen Kindern rechnen? Mein 11jähriger Sohn hat mir gestern gesagt, er fühle sich, als müsse er den Papa beschützen, anstatt umgekehrt, darauf vertrauen zu können, saß sein Vater ihn beschützt.

Ich bin so stinkwütend, daß man bei der heutigen Rechtslage nichts machen kann, um die Kinder zu schützen. Ich kann echt zusehen wie mein Mann in seiner Manie, alles um sich zerstört, und habe keine Handhabe dagegen.

Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als daß diese verdammte manische Phase endlich aufhört, und er wieder ZUGÄNGLICH wird. Mit ihm ist im Moment einfach nicht zu reden.

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Angel_friend
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Beitrag Mo., 14.01.2008, 09:29

Leider muss ich es aus meiner erfahrung so sagen: jemand mit bipolarer störung wird nie "gesund" werden. man kan nur versuchen die spitzen oder extreme der höhen und tiefen zu kappen.

das jemand anlassbezogen manisch ist, davon hab ich noch nicht gehört.
ist dein mann auch nur anlassbezogen depressiv?.
auch bei mir ist es so, dass es meist in beide richtung kicks/anlassfälle gegeben hat, die einen phase ausgelöst haben.

bei manisch wars fasst immer beruflich (plötzlich liefs sehr gut, probleme lösen sich fsat von alleine nur durch meine anwesenheir / mein zutun) und zusätzlich ein bisschen durch das kennenlernen von neuen menschen.

bei depressiv wars fast eine gescheiterte liebesbeziehung.


lithium kann in einer manischen phase oft nicht ausreichen (ist bei mir dzt. so - der spiegel ist einfach nicht hoch genug), es bedarf dann (noch) eines anderen medikaments.

über mich haben sich meine kinder (13 und 8j) (hoff ich) noch nicht beschwert. ich find dass schon ätzend, wenn dein sohn es so empfindet, dass er sich um seinen vater kümmern muss.

(ich schick dir mal ein PN - es ist jetzt schon sehr persönlich)

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