Fehlende Krankheitseinsicht vs. Fehldiagnosen

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 09:27

Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, wie man sich so manipulieren kann, dass man das glaubt, was andere Personen über einen sagen?
Oder anders gefragt, wenn man schonmal das geglaubt hat, was andere über einen gesagt haben und das seit einiger Zeit hinterfragt, wie kommt man wieder dahin, dass es man es nicht mehr hinterfragt?

Weil ich es nämlich anstrengend finde, dass ich nicht mehr das über mich denke, was andere über mich denken. Als ich einfach unreflektiert die Meinungen der anderen über mich übernommen hatte, war mein Sozialleben einfacher. Ich hatte bei weitem nicht so viel Streit. Und da ich Streit hasse, will ich die Meinungen der anderen über mich übernehmen.

Wie komme ich da wieder hin?
Irgendwie muss ich ja mein Gehirn austricksen. Muss​ so tun, als wüsste ich nicht, was ich wirklich fühle. Ich bräuchte also eine Art Gehirnwäsche.

Kann mir jemand sagen, wie man sowas hinkriegen kann?

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shesmovedon
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 09:41

Naja, ich denke mit Ehrlichkeit kommst du da am weitesten. Was hindert dich daran jetzt mit den Ärzten und so ehrlich zu sein. so kannst du das am ehesten aufklären. Und vielleicht hast du auch die Diagnosen, die sie dir unterstellen und dir passen die einfach nur nicht oder es mangelt an Krankheitseinsicht.

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Noenergetik
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 09:50

Wenn Du mit Deinem sozialen Umfeld nicht zurecht kommst und Du mit Deinen "Freunden" in zu vielen Dingen nicht einer Meinung bist (in jeder Freundschaft gibt es natürlich auch verschiedene Meinungen und das ist auch gut so), also wenn es einfach nicht passt, dann würde ich Dir empfehlen Dir doch ein anderes soziales Umfeld zu suchen mit dem es besser für Dich passt.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 10:36

Hallo Kimba&Blacky,
Und da ich Streit hasse, will ich die Meinungen der anderen über mich übernehmen.
Du hast die Wahl: Wenn du zu dir selber finden möchtest, dann muss Du bei dir bleiben, ehrlich bei dir selber gucken, ehrlich Hinterfragen, sowohl dich selbst als auch das, was andere sagen, Interpretationen anderer über die Dich ehrlich überprüfen. Das bedeutet in der Konsequenz, dass Rückmeldungen derart "Du liegst falsch mit deiner Interpretation über meine Person" bei manchen Menschen zu Unmut führen werden. Wenn du diese Auseinandersetzung nicht magst, dann musst du es so lassen wie es ist, Fehlinterpretationen über deine Person schweigend hinnehmen der Harmonie zu liebe. Oder du lernst Streitgesrpäche zu führen, Streit auszuhalten und mit Streit umzugehen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 11:41

Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 10:36Das bedeutet in der Konsequenz, dass Rückmeldungen derart "Du liegst falsch mit deiner Interpretation über meine Person" bei manchen Menschen zu Unmut führen werden.
Das ist genau das, was mich so stört. Ich kann nicht mehr. Früher gelang es mir leichter, mir selbst nicht zu glauben.
Streitkulturen beherrsche ich schon, aber das bringt nichts, weil die anderen das nicht ausdiskutieren möchten, sondern einfach das Gespräch beenden.

Wenn es sich wirklich um fehlende Krankheitseinsicht handeln sollte, warum habe ich diese erst jetzt entwickelt und hatte sie vorher?
Ist das sonst nicht eher umgekehrt, also dass man zuerst krankheitseinsichtig ist und dann (im besten Fall) begreift, dass man doch krank ist und im günstigsten Fall Behandlung annimmt?
Warum ist es bei mir umgekehrt?
Ich kann doch nicht ernsthaft so stur sein?

Früher habe das geglaubt was andere gesagt haben, jetzt weiß ich, dass es anders ist, aber warum weiß ich das?
Weiß ich es wirklich oder denke ich nur, dass ich es weiß?


Dieses Thema schlägt mir extrem auf die Psyche. Mir geht es wirklich richtig schlecht.
Aber ignorieren kann ich es auch nicht, weil ich bestimmte Handlungen machen muss, um mich wohlzufühlen, die andere mir untersagen wollen, mit der Begründung, es seien Zwangshandlungen.
Ich will]diese Handlungen aber ausführen.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 11:48

Schlendrian hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 09:41Und vielleicht hast du auch die Diagnosen, die sie dir unterstellen und dir passen die einfach nur nicht oder es mangelt an Krankheitseinsicht.
Und warum sollten mir diese Diagnosen nicht passen? Es sind keine Diagnosen, für die ich mich schämen wurde. Zumal ich früher ja immer selbst gesagt habe, dass ich diese Diagnosen habe.
Und warum sollte ich dafür Streit inkauf nehmen, wo ich Streit doch so hasse?

Wenn ich diese Diagnosen wirklich hätte, würde ich mich sehr gerne behandeln lassen. Warum sollte ich mich mit solchen Symptomen quälen, wo es doch Behandlungen dagegen gibt?

Ich bin nicht dumm und mir geht es nicht um Rechthaberei.

Mich macht das wirklich fertig.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 11:49

Hallo Kimba&Blacky,

vielleicht solltest Du im ersten Schritt erst einmal selber klarheit kriegen und selber eine Antwort auf deine vielen Fragen finden. Je mehr Klarheit du bzgl. Dir selber und deiner eigenen Person hast, desto leichter wird es dir fallen, Streitgespräche zu führen, in denen es um dich und deine Person geht. Solange du so selbstunsicher bist, so lange kannst du dich auch nicht glaubhaft anderen präsentieren. Wenn du zu Dir selber gefunden hast, wer weiß, vielleicht ist es dir dann nicht mehr so wichtig, was andere über dich sagen und denken.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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candle.
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 11:50

Kimba&Blacky hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 11:41 Warum ist es bei mir umgekehrt?
Ich kann doch nicht ernsthaft so stur sein?
Naja, irgendwas scheint ja bei dir nicht zu stimmen in deiner Persönlichkeitsstruktur im Jetzt. Es ist doch egal wie es war als du Kind warst. Und die Fragen, die du permanent stellst, kann dir offenbar kaum jemand beantworten, weil wohl kaum jemand in deiner Situation steckt. Dazu bist du wiederholt kryptisch.

Mit gesunden Menschenverstand könntest du deine Situation besser beschreiben und Schritte einleiten. So, weiß ich nicht was bei dir los ist, da geht nur: Butter bei die Fische! Ohne eine gewisse Offenheit hier und ein paar Fakten, weiß ich dir gar nichts zu sagen.


So wie ich das verstanden habe bist du mal kriminell aufgefallen und dann als "Strafe" oder weil du als krank eingestuft wurdest in diese Einrichtung gekommen per (richterliche?) Anordnung? Ist das denn aufgehoben worden? Warum mußt du dort bleiben bzw. was mußt du erfüllen um "rauszukommen"?

Warum nutzt du dann keine therapeutischen Hilfen ggf. auch Medikamente?

Und kürzlich hast du ja offenbar "etwas angestellt", was alles wieder etwas umgeworfen hat?! Was war das denn? Wie schädigst du Menschen? Ist das kriminell oder moralisch nicht OK gewesen? Welchen Bedürfnissen mußt du zwangsweise nachgehen?

Wenn du zu all den Fragen nichts sagen kannst, dann sorry, aber dann nervt deine Gefrage tatsächlich, weil in deinem Kopf Sachen vorgehen, die für andere Menschen nicht nachvollziehbar sind.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 14:40

Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 11:49Je mehr Klarheit du bzgl. Dir selber und deiner eigenen Person hast, desto leichter wird es dir fallen, Streitgespräche zu führen, in denen es um dich und deine Person geht. Solange du so selbstunsicher bist, so lange kannst du dich auch nicht glaubhaft anderen präsentieren. Wenn du zu Dir selber gefunden hast, wer weiß, vielleicht ist es dir dann nicht mehr so wichtig, was andere über dich sagen und denken.
Im Prinzip habe ich ja bereits zu mir gefunden, aber wer weiß, ob das, was ich über mich denke, nicht wahnhaft ist.
Also, dass ich quasi in einer Fantasiewelt lebe, ohne es zu merken.

Sollte dies nicht der Fall sein, dann habe ich zu mir gefunden und kann mir glauben.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 14:54

candle. hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 11:50So wie ich das verstanden habe bist du mal kriminell aufgefallen und dann als "Strafe" oder weil du als krank eingestuft wurdest in diese Einrichtung gekommen per (richterliche?) Anordnung? Ist das denn aufgehoben worden? Warum mußt du dort bleiben bzw. was mußt du erfüllen um "rauszukommen"?
Ja, das stimmt und es ist aufgehoben. Ich habe jetzt also nur noch Angst, dass ich wegen mangelnder Krankheitseinsicht nicht gehen darf.
Und wegen der neu hinzugekommenen Sache.
candle. hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 11:50Warum nutzt du dann keine therapeutischen Hilfen ggf. auch Medikamente?
Für Therapie bin ich zu erschöpft (körperlich) und Antidepressiva sind bei mir kontraindiziert. Neuroleptika halten die Ärzte nicht für notwendig.
candle. hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 11:50Und kürzlich hast du ja offenbar "etwas angestellt", was alles wieder etwas umgeworfen hat?! Was war das denn? Wie schädigst du Menschen? Ist das kriminell oder moralisch nicht OK gewesen?
Was genau passiert ist, will ich nicht öffentlich schreiben, weil die Sache noch nicht abgeschlossen ist. Nicht, dass das irgendwie Einfluss darauf hat, wenn das jemand liest.
Mir wurde aber gesagt, dass ich mir wahrscheinlich keine Sorgen machen muss. Wenn es nochmal vorkommt, werde ich aber definitiv eine Strafe dafür bekommen.
Hinzu kommt noch eine andere Sache, die nicht strafbar ist, aber trotzdem nicht so schön ist.
candle. hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 11:50Welchen Bedürfnissen mußt du zwangsweise nachgehen?
Ich muss mich häufig waschen und duschen und außerdem manche Räumlichkeiten meiden, weil ich Allergien habe, aber ohne Ursache bzw. ohne Diagnose. Diese Symptome habe ich erst seit ein paar Jahren, aber wegen meiner Vorgeschichte werden diese Waschhandlungen und das Vermeidungsverhalten als Zwangsstörung eingestuft und mir wird vorgeworfen, dass ich dagegen keine Psychotherapie mache.
Ich muss mich dafür rechtfertigen und die Leute behaupten, dass meine Empfindungen, also Juckreiz nicht echt sein kann, weil man nichts sieht.


Ich hoffe, die Antworten waren zufriedenstellend.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 15:23

Hallo Kimba&Blacky
Im Prinzip habe ich ja bereits zu mir gefunden, aber wer weiß, ob das, was ich über mich denke, nicht wahnhaft ist.
Also, dass ich quasi in einer Fantasiewelt lebe, ohne es zu merken.
Wenn du noch nicht weißt ob das was du über dich denkst wahnhaft ist oder nicht, dann hast du dich auch noch nicht gefunden ;-) Wenn du da Klarheit reinkriegen könntest, dann wäre auch deine Frage beantwortet, ob Fehlende Krankheitseinsicht oder Fehldiagnosen vorliegt.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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candle.
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 15:24

Kimba&Blacky hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 14:54 Ich muss mich häufig waschen und duschen und außerdem manche Räumlichkeiten meiden, weil ich Allergien habe, aber ohne Ursache bzw. ohne Diagnose. Diese Symptome habe ich erst seit ein paar Jahren, aber wegen meiner Vorgeschichte werden diese Waschhandlungen und das Vermeidungsverhalten als Zwangsstörung eingestuft und mir wird vorgeworfen, dass ich dagegen keine Psychotherapie mache.
Ich muss mich dafür rechtfertigen und die Leute behaupten, dass meine Empfindungen, also Juckreiz nicht echt sein kann, weil man nichts sieht.
Deswegen ist es ja eine psychische Störung! Da würde ich mal rangehen, denn wenn du alleine leben willst, ist Wasser auch ein Kostenfaktor, den du auch in geregelten Bahnen halten solltest- mal ganz pragmatisch gedacht.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 16:34

Hallo Jenny Doe,
Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 15:23Wenn du noch nicht weißt ob das was du über dich denkst wahnhaft ist oder nicht, dann hast du dich auch noch nicht gefunden ;-)
wenn man einen Wahn hat, merkt man es nicht mehr. Woher soll ich es also wissen? Mein Gefühl sagt mir, ich habe keinen Wahn und kann das beurteilen.
Ich würde sagen, ich kann mir vertrauen, aber meine Umwelt denkt halt was anderes als ich.


@candle: Nein, das ist kein Beweis, dass es psychisch ist. Nur weil körperlich noch nichts gefunden wurde, sollte man nicht solche Rückschlüsse ziehen.
Dann soll man lieber sagen, dass es "ideopathisch" ist, das bedeutet, ohne bekannte Ursache. Nur weil man nichts findet, sollte man nicht einfach behaupten, dass es psychisch ist.
Ich weiß, das ist die gängige Praxis, die bei Menschen angewandt wird, die Symptome haben, die sich nicht diagnostizieren lassen. Dann müssen psychische Diagnose dafür herhalten.
Wehrt man sich dagegen, wird das nur noch mehr als Beweis dafür gesehen.
Das ist schon fast ein Automatismus.

Die Ärzte denken, damit wären sie aus dem Schneider.
Den Patienten ist damit aber nicht geholfen, wenn ihre Symptome wirklich nicht psychosomatisch sind. Sie fühlen sich frustriert und alleine gelassen.
Will man das als Behandler wirklich?
Es wäre besser, praktische Hilfen anzubieten und ein offenes Ohr zum Zuhören anzubieten, wo es dann natürlich nicht darum gehen sollte, dem Patienten seine Sicht der Dinge einzureden. Gespieltes Mitgefühl ist auch fehl am Platz. Oder wenn man dazu keine Zeit und Lust hat, dann das auch so sagen und nicht so tun, als wolle man helfen, um sein Gewissen zu bereinigen.

Was das mit dem Wasser angeht, gebe ich dir recht, dass muss ich so oder so in den Griff kriegen. Es sind nicht nur die Wasserkosten, sondern auch Schimmelbildung ist ein Problem.
Das ist mein Ziel hier im Wohnheim, bevor ich in einer Wohnung lebe. Denn dort können solche Sachen im Extremfall zu einer Kündigung führen.

Ich ärgere mich nur darüber, dass mir vorgaukelt wird, es gäbe eine Therapie dagegen, dabei ist diese Therapie für eine andere Erkrankung.
Also bleibt mir übrig, diese Probleme mit viel Disziplin zu lösen.

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candle.
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 17:54

Kimba&Blacky hat geschrieben: Mo., 17.09.2018, 16:34 @candle: Nein, das ist kein Beweis, dass es psychisch ist. Nur weil körperlich noch nichts gefunden wurde, sollte man nicht solche Rückschlüsse ziehen.
Dann soll man lieber sagen, dass es "ideopathisch" ist, das bedeutet, ohne bekannte Ursache. Nur weil man nichts findet, sollte man nicht einfach behaupten, dass es psychisch ist.
Ich weiß, das ist die gängige Praxis, die bei Menschen angewandt wird, die Symptome haben, die sich nicht diagnostizieren lassen. Dann müssen psychische Diagnose dafür herhalten.
Wehrt man sich dagegen, wird das nur noch mehr als Beweis dafür gesehen.
Das ist schon fast ein Automatismus.
Ist es nicht egal wie man das am Ende nennt?
Ich sehe schon, dass du kein Vertrauen zu medizinischen Personal hast. Aber bedenke, dass du dich selber da reingeritten hast!
SO wird das nichts, wenn du ständig rumdiskutierst und nichts annehmen kannst.

Was soll ein Waschzwang denn sonst sein?

Natürlich gibt es auch mal körperliche Probleme, die nicht sofort erkannt werden, was schade ist. Aber wenn sich über Jahre nichts ändert und es nach wie vor nicht physisch ist, was soll es dann noch sein? Für den Fall gibt es doch schon gute Verhaltenstherapien, meine ich?!

Was würdest du denn gerne für Vorschläge hören?

Klingt insgesamt schon therapieresistent, wenn dir vermeintlich keiner helfen kann und will und Medikamente auch nicht gehen.

candle



Die Ärzte denken, damit wären sie aus dem Schneider.
Den Patienten ist damit aber nicht geholfen, wenn ihre Symptome wirklich nicht psychosomatisch sind. Sie fühlen sich frustriert und alleine gelassen.
Will man das als Behandler wirklich?
Es wäre besser, praktische Hilfen anzubieten und ein offenes Ohr zum Zuhören anzubieten, wo es dann natürlich nicht darum gehen sollte, dem Patienten seine Sicht der Dinge einzureden. Gespieltes Mitgefühl ist auch fehl am Platz. Oder wenn man dazu keine Zeit und Lust hat, dann das auch so sagen und nicht so tun, als wolle man helfen, um sein Gewissen zu bereinigen.

Was das mit dem Wasser angeht, gebe ich dir recht, dass muss ich so oder so in den Griff kriegen. Es sind nicht nur die Wasserkosten, sondern auch Schimmelbildung ist ein Problem.
Das ist mein Ziel hier im Wohnheim, bevor ich in einer Wohnung lebe. Denn dort können solche Sachen im Extremfall zu einer Kündigung führen.

Ich ärgere mich nur darüber, dass mir vorgaukelt wird, es gäbe eine Therapie dagegen, dabei ist diese Therapie für eine andere Erkrankung.
Also bleibt mir übrig, diese Probleme mit viel Disziplin zu lösen.
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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 17.09.2018, 19:54

Ein Waschzwang ist, dass man sich ohne Grund schmutzig fühlt. Darüber hinaus gibt es auch noch andere Gründe für einen Waschzwang.
Zwänge bedeuten, dass die Handlungen im eigentlichen sinnlos sind und nur der seelischen Beruhigung diesen. Im Normalfall ist das den Betroffenen bewusst.

Ich wasche mich, wenn es juckt oder kratzt und dann auch nicht übermäßig lange, sondern normal. Nur manchmal häufiger als wenn ich das nicht hätte.
Das ist notwendig, damit mich die Symptome nicht zu sehr quälen. Eine normale Handlung in Bezug auf die Symptome.

Wenn dir die Nase läuft, wischt du sie dir doch auch ab.

Um Zwänge zu haben, gehört noch einiges mehr dazu, als sich nur einfach zu häufig zu waschen.
Man leidet unter innerer Anspannung, oftmals auch Ritualen, Handlungen werden nach einer bestimmten Häufigkeit ausgeführt, also z.B. 3x hintereinander Hände waschen, es kommt zu Schuldgefühlen, wenn Handlungen nicht ausgeführt werden, manchmal auch in Verbindung mit Zwangsgedanken, also dass man denkt, die geliebte Oma stirbt, wenn man z.B. nicht alles Kante an Kante ausrichtet (bei Ordnungszwängen).

Hinter Zwangserkrankungen stehen in der Regel innerpsychische Konflikte, die die Betroffenen verdrängen oder die ihnen (noch) nicht bewusst sind. Um den Betroffenen diese Zusammenhänge klar zu machen, ist die tiefenpsychologische Therapie da, um die Zwänge zu reduzieren/loszuwerden, die Verhaltenstherapie. Manchmal werden Therapieformen kombiniert.
Ein innerpsychischer Konflikt kann z.B. daraus bestehen, dass der Betroffene Probleme mit bestimmten Mitmenschen hat, dazu aber nicht steht oder Angst vor einer Konfrontation mit diesen hat und seine Anspannung versucht mit - für ihn beruhigenden und Sicherheit vermittelnden - Zwangshandlungen oder -gedanken zu reduzieren.
Dies muss ihm nicht bewusst sein bzw. er kann es verdrängt haben.
Bei fortschreitender Erkrankung werden die Zwangshandlungen immer wichtiger und drängen den ursprünglichen Konflikt in den Hintergrund, sodass sich das Leben immer mehr um die Zwänge dreht.

Konflikte mit anderen Menschen aufgrund der Zwangshandlungen, können die Handlungen verschlimmern und eine Eigendynamik entwickeln.
Der Zwangserkrankte nimmt (wahrscheinlich unbewusst) seine Zwangshandlungen als "Waffe" und "Verteidigungsmittel" für sich selbst und gegen die Umwelt wahr und dies sorgt dafür, dass er sie "braucht".
Werden die Zwangshandlungen von anderen Menschen kritisiert, nimmt der Betroffene das zum Teil als persönlichen Angriff wahr, obwohl er gleichzeitig seine Zwänge als irrsinnige Handlungen sieht. Er weiß um die eigentliche Sinnlosigkeit seiner Handlungen, ist also nicht verrückt im eigentlichen Sinne, kann sie aber trotzdem nicht einfach so weg lassen.

Oft haben Zwangserkrankte Probleme damit, Dinge, die sie an anderen Menschen stört, zu äußern. So werden z.B. Menschen, mit denen sie Probleme haben, die sie sich nicht zu lösen trauen, als "schmutzig" wahrgenommen. Das kann dazu führen, dass im Verlauf diese Menschen nicht mehr die Wohnung des Erkrankten betreten dürfen, später dann auch nicht mehr Personen, die die "verschmutzen" Personen getroffen haben usw...

Zwänge weiten sich oftmals immer weiter aus, vor allem, wenn man nichts dagegen tut. Meistens ist Therapie nötig, oftmals auch Medikamente (Antidepressiva). Letztere vermindern die seelische Anspannung, sorgen dafür, dass man mal eher "fünfe gerade sein lässt". Sie reduzieren das allgemeine Angstlevel, man wird lockerer, macht sich nicht mehr soviel Gedanken, hat weniger Schuldgefühle, auch in Bezug auf soziale Situationen.

Die Psychotherapie macht in der Regel aber die Hauptarbeit, denn es geht darum, hinter die Zwänge zu gucken und wieder normale Handlungen zu erlernen.
Einige Therapeuten arbeiten auch mit Konfrontationstherapie, was aber nicht alle Patienten wollen. Soweit ich gelesen habe, ist diese wohl mittlerweile auch teilweise umstritten.

(Gekürzt, da zu lang, Teil 2 kommt gleich)

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