Durch neue Diagnose verunsichert

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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spirit-cologne
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Beitrag Mo., 02.09.2019, 12:54

Zunächst einmal einige allgemeine Anmerkungen zum Thema psychiatrische Diagnosen:

Psychiatrische Diagnosen unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt von den meisten somatischen Diagnosen (dazu gehören auch neurologische Erkrankungen): Sie sind nicht ätiologisch, erklären also nicht die Ursache einer Erkrankung, sondern sind rein deskriptiv, beschreiben also nur die sichtbaren vorhandenen Symptome. Dadurch sind diese Diagnosen multicausal und multifinal. Multifinal bedeutet, dass die gleiche Ursache völlig verschiedene Symptome verursachen kann. Z.B. kann das Aufwachsen mit einem alkoholkranken Elternteil sowohl Ängste, Depressionen, aber auch oppositionelles Verhalten bei deren Kindern auslösen - oder eben auch nichts davon. Multicausal bedeutet, dass das gleiche Symptom durch vollkommen verschiedene Ursachen zustande kommen kann, z.B. kann eine Bindungsangst genauso durch eine frühkindliche längere Trennung von der Mutter wie durch eine negative erste partnerschaftliche Beziehung entstehen.

Das ist der Grund, warum, Diagnosen in der psychiatrischen Behandlung oft weniger Bedeutung beigemessen wird, als in der somatischen Medizin. In der somatischen Medizin ist es elementar wichtig, die richtige Diagnose zu stellen, weil mir die Diagnose einen Hinweis auf die Ursache der Erkrankung gibt, die ich dann beeinflussen oder entfernen kann. Wenn ich z.B. weiß, dass ein Tumor für ganz bestimmte Symptome verantwortlich ist, dann kann ich ihn im besten Fall entfernen und die Symptome sind weg.

Das ist bei psychiatrischen Diagnosen leider nicht so. Selbst wenn ich sorgfältig alle Symptome zusammengetragen und analysiert habe und zu dem Schluss gekommen bin, dass die ICD-Diagnose einer mittelgradigen Depressiven Episode zutreffen ist (Achtung: Manche, vor allem forschungsorientierte Psychiater orientieren sich auch am DSM, das teilweise andere Dianosekriterien hat), sagt das erstmal noch nichts darüber aus, was diese Symptome auslöst und dementsprechend auch nichts darüber, wie die Ursachen beseitigt werden können. Die Diagnose hilft also erstmal nur dabei, die Symptome zusammenzutragen.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Symptome bis auf einige psychosomatische Dinge wie Blutdruck, Cortisolspiegel usw. micht objektiv messbar sind. sondern sich auf das subjektive Empfinden des Patienten beziehen. Die Diagnose kann daher nur so gut sein, wie der Patient in der Lage ist, seine Symptome differenziert zu benennen. Das trägt zur Unsicherheit bei der Diagnosestellung bei. Auch scheinbar "objektive" Messungen durch Fragebögen usw. geben letztlich nur das Selbstbild bzw. subjektive Empfinden des Patienten wieder und sind damit keinesfalls aussagekräftiger als ein diagnostisches Interview.

Ein letzter Punkt, der wichtig ist zu beachten, ist dass die meisten psychischen Symptome und Diagnosen nicht dichotom sind, also keine sich gegenseitig ausschließenden Kategorien von krank und gesund, sondern dass sie extreme Ausprägungen eines kontinuierlichen "normalen" Merkmals sind. Beispiel Stimmung: Bestimmte Schwankungen in Stimmung und damit verbundener Risikobereitschaft sind normal, es gibt Menschen die mehr oder weniger schwanken, manche haben vermehrt negativere Stimmung mit verminderter Risikobereitschaft, andere habe häufiger positive Stimmung und stärkere Risikobereitschaft. Alles normale Schwankungen die als "gesund" eingeordnet werden. Lediglich Menschen, bei denen eine der beiden Stimmungen extrem stark ausgeprägt sind (negativ: depressiv, positiv: manisch) oder die extrem zwischen beiden Stimmungen schwanken (bipolar) werden als krank eingestuft. Das führt dazu, dass es keine genau scharf abgrenzbaren Grenzen gibt, was noch normal ist, und was schon krank. Meist wird zur Beurteilung der Leidensdruck des Patienten herangezogen. Aber selbstverständlich entstehen da viele Interpretationsspielräume, die dazu führen, dass der eine Diagnosiker, die eine Eigenschaft/Verhaltensweise noch als "gesund" einstuft, die der andere schon als "krank" betrachtet und damit als Symptom erfassen würde. Dass macht psychiatrische Diagnosen anfällig und ungenau, lässt sich aber nicht vermeiden und hat nix mit der Kompetenz der Behandler zu tun.
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spirit-cologne
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Beitrag Mo., 02.09.2019, 12:55

Nun zu deinen Diagnosen:
"schwere kombinierte Persönlichkeitssörung" gibt's nicht. Die kombiniert Persönlichkeitsstörung ist sogar im Gegenteil eine Diagnose, wo keine der Persönlichkeiten im Vollbild ausgeprägt ist. Wenn jemand z.B. eine voll ausgeprägte emotional instabile PS vom Borderline-Typ und eine vollausgeprägte narzisstische PS hätte, würde er auch beide Diagnosen bekommen und nicht eine kombinierte PS. Davon abgesehen sind PS immer "schwere Diagnosen", die relativ schwer von einander sauber abgrenzbar sind, insbesondere, wenn sie zum gleichen Cluster gehören. Außerdem ist auch die PS-Diagnose nicht kategorial, also es gibt auch Menschen, die eine Akzentuierung der Persönlichkeit bzw. eine Persönlichkeitsstruktur in einem Bereich haben (bzw. Bordeline-Persönlichkeitsstruktur), ohne dass diese das Ausmaß einer PS hat. Aber das ist halt wiederum Ermessenssache, was noch Akzentuierung und was schon PS ist.

In jedem Fall ist eine PS immer eine Ekrankung die schon in der Kindheit oder heranwachsendem Alter ensteht und daher sehr hartnäckig zu behandeln ist. Meist wird also auch nach einer erfolgreichen Therapie eine Akzentuierung in diesem Bereich bleiben, die Symptome werden halt nur gebessert und im besten Fall in den normalen Schwankungsbereich zurückgeführt. Das erfordert beim Patienten einen langen Atem und viel Motivation, unabhängig welche PS jetzt diagnostiziert ist. Auch Komorbidität mit anderen Diagnosen, insbesondere Angststörungen und Depressionen sind eher die Regel als die Ausnahme.
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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 02.09.2019, 14:09

Psychiatrische Diagnosen unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt von den meisten somatischen Diagnosen (dazu gehören auch neurologische Erkrankungen): Sie sind nicht ätiologisch, erklären also nicht die Ursache einer Erkrankung, sondern sind rein deskriptiv, beschreiben also nur die sichtbaren vorhandenen Symptome.
Diese Erklärung stimmt nur wenn man psychische Erkrankungen als ausschließlich psychisch verursacht ansieht und die genetischen Risiken und somatischen Ursachen einer psychischen Erkrankung außen vorlässt.
Zieht man die genetischen Risiken und somatischen Ursachen einer psychischen Erkrankung mit ein, dann werden auch psychische Erkrankungen ätiologisch.
(...)
»Psychiatrische Störungen teilen sich einen beträchtlichen Anteil ihrer genetischen Risiken, besonders Schizophrenie, depressive Episoden, bipolare Störung, Angststörung und ADHS.« Nicht aber das Tourette-Syndrom sowie Autismus-Spektrum-Störungen: Sie hatten wenig mit den übrigen psychiatrischen Syndromen gemein. Neurologische Erkrankungen unterschieden sich genetisch grundsätzlich stärker voneinander, ebenso wie von den psychiatrischen Störungen, mit einer Ausnahme: Migräne. Ein Teil ihrer genetischen Architektur fand sich auch bei ADHS, Tourette-Syndrom und depressiven Episoden.
(...)
Für die beobachtete Verwandtschaft psychiatrischer Störungen diskutieren die Forscher mehrere mögliche Erklärungen. Darin könnten sich gemeinsame genetische Risikofaktoren spiegeln, die sich dann manifestieren, wenn noch weitere, nichtgenetische Faktoren hinzukämen. Die Erbanlagen könnten sich aber auch direkt auswirken, zum Beispiel neurokognitive Defizite verursachen, wie sie bei ADHS und Schizophrenie auftreten.
»Risikogene überlappen sich über die traditionellen diagnostischen Grenzen hinweg«, stellen die Autoren fest. Umgekehrt mündeten auch unabhängige genetische Pfade in ähnliche klinische Erscheinungsbilder, etwa im Fall von Psychosen, die sowohl im Rahmen von Schizophrenien als auch bei Alzheimerdemenzen auftreten. »Die spezifischen genetischen Krankheitsursachen spiegeln sich in der gängigen klinischen Diagnostik nicht widerDas unterstreiche die Notwendigkeit, die psychiatrische Diagnostik weiterzuentwickeln, und liefere zugleich das Gerüst dazu.
(...)
Diagnosen: Psychische Störungen sind teils eng miteinander verwandt
https://www.spektrum.de/news/psychische ... dt/1572184

Psychische Erkrankungen weisen wichtige molekulare Gemeinsamkeiten auf, die sich in den aktuellen diagnostischen Kategorien nicht widerspiegeln.
(...)
Die Ergebnisse der Untersuchung würden weitreichende genetische Überschneidungen bei verschiedenen psychischen Erkrankungen belegen, besonders zwischen ADHS, bipolarer Störung, schwerer Depression und Schizophrenie.
(...)
Psychische Erkrankungen haben eine gemeinsame genetische Basis
https://www.aerztezeitung.de/medizin/kr ... basis.html
(...)
Nach Ansicht der Wissenschaftler deutet die ausgeprägte genetische Überlappung zwischen den psychiatrischen Störungen darauf hin, dass die aktuellen klinischen Diagnosekriterien die zugrunde liegende Biologie nicht genau widerspiegeln. „Die Ergebnisse der Studie könnten daher dazu führen, dass die diagnostischen Kategorien von psychischen Erkrankungen in der Zukunft neu strukturiert werden müssen
(...)
Psychische Erkrankungen haben gemeinsame genetische Basis
https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/ ... sis-12437/

Umgekehrtes gilt für neurologische und andere somatische Erkrankungen. Die Diagnose Narkolepsie (unter der ich leide) sagt nichts über die Ursache aus. Sie ist nicht ätiologisch. Ursache können Influenzaviren, Streptokokken, Hypocretinmangel, (starker) psychischer Stress, Schädel-Hirn-Traumen, Operationen, Narkosen, entzündliche Erkrankungen (Enzephalitis, Multiple Sklerose), Tumore, Erkrankungen des ZNS, Schweinegrippeimpfung usw. sein. Auch bei der Narkoleosie kann man nur Symptome beschreiben, nicht aber sagen, was genau die Narkolepsie ausgelöst hat. Was die Narkolepsie bei mir im kindesalter ausgelöst hat, vermag keiner zu sagen. Ich auch nicht.
Hier gilt das gleiche wie für psychische Störungen und andere körperliche Erkrankungen: genetische Veranlagung + Auslöser = Erkrankung.

Ähnlich ist es bei Krebs und anderen Erkankungen. Was einen Krebs genau ausgelöst hat lässt sich oft nur schwer sagen. Man kann nur die Symptome beschreiben aber nicht zuverlässig sagen, was ursächlich ist.
Auch körperliche Erkrankungen sind somit multicausal und multifinal.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 02.09.2019, 14:33

Das ist der Grund, warum, Diagnosen in der psychiatrischen Behandlung oft weniger Bedeutung beigemessen wird, als in der somatischen Medizin. In der somatischen Medizin ist es elementar wichtig, die richtige Diagnose zu stellen, weil mir die Diagnose einen Hinweis auf die Ursache der Erkrankung gibt, die ich dann beeinflussen oder entfernen kann.
Auch in der Psychotherapie ist die richtige Diagnose wichtig. Die Diagnose beeinflusst die Behandlung. Ein Bordi kommt auf eine Bordi Station, ein PTBS-Klient erhält eine Traumatherapie, ein Schizophrener bekommt Antipsychotika, mit einem Angstpatienten wird eine Angstkonfrontation gemacht, ...
Therapeuten die sagen "Die Diagnose ist doch egal" sagen eigentlich nur eins, nämlich dass sie nicht kompetent sind, die richtige Diagnose zu stellen. Sie sind eher bereit eine Fehlbehandlung in Kauf zu nehmen, als sich ihrer eigenen Diagnose-Schwäche zu stellen.

Natürlich spiegeln Fragebögen nur die subjektive Wahrnehmung des Klienten wider. Aber Therapeuten können diese Fragebögen mit dem Klienten besprechen und ihn fragen, wie genau sich die Symptome genau äußern. Wenn man sich nur an den Schreibtisch setzt und die Fragebögen durch ein Statistikprogramm jagt und sich die Diagnose ausspuken lässt, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn ein bejahtes Symptom eigentlich zu einer ganz anderen Störung / Krankheit gehört.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Frühlingsblume
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Beitrag Mo., 02.09.2019, 15:24

Hallo

Ja, ich dachte auch schon öfters, daß meine Ängste ein wesentliches Problem sind.
Und ich vl da ansetzen sollte.
Tw war das auch schon ein wenig Thema in der Klinik u ambulant, also wie man mit so Angst Dingen umgehen kann.

Manches habe ich ja auch schon umgesetzt, also Dinge zu machen, vor denen ich Angst habe oder zb zu überlegen was im allerschlimmsten Fall passieren kann.
Und ich hatte da auch schon Erfolgserlebnisse sozusagen.
Aber immer wieder gerate ich in die "Angstspirale".
Ich habe da im Gehirn ganz stark verknüpfte Pfade und diese zu überschreiben ist mega schwierig.
Die Verlockung die alten Pfade wieder zu betreten ist oft riesig. Und dann werden sie wieder breit getreten.
Und der Strudel geht los.

Die Ängste vor Fremdbestimmung in den Griff bekommen 🤔
Da gibt es viele "Programme" die automatisch bei mir abrennen.
Es kostet irrsinnig viel Energie auszusteigen.
Und die Angst kann sehr überwältigend werden.
Und wenn ich da drinnen bin, bleibe ich lieber im alten Verhalten sage ich jzt mal anstatt das ungewisse, unbekannte zu wagen.
ZB lieber Stress provozieren anstatt Langeweile zu erleben oder Leere oder Panik alleine zu sein oder verschlungen.
Dann laufen ganz essentielle Programme ab und der Drang da weiter zu machen wird größer und irgendwann wird nur mehr gehandelt anstatt zu hinterfragen.

Öfters sagt man mir, es wäre am wichtigsten an den Ängsten zu arbeiten.
In der Therapie angesprochen fehlt mir oft die Struktur, ein Leitfaden.
Meist rede nur ich und hab keinen Plan was zu tun ist.

Kontrolle der eigenen Lebensgestaltung klingt gut, das ist greifbar irgendwie.

Ich denke da bin ich auch immer wieder dran, Struktur in den Alltag bringen versuchen, Aufgaben, Haushalt versuchen ok zu halten, mal mehr mal weniger, nützliches machen, zu schauen, was mir gut tun könnte und das versuchen auch zu integrieren.
Also da arbeite ich dauernd immer wieder daran.

Das langweilt manchmal sehr und ich will nimma.

Danke für deine Einschätzung bzgl trigger, ev ist das ja so 🤔 ich werde gedanklich darauf zurück kommen.

Ich muss über mich lachen bzgl der diagnosen, da es anscheinend so rüber kommt, dass ich mir die diagnosen aussuchen möchte welche ich habe und welche nicht.
Und ja ich verstehe total, dass das so tw wohl rüber kommt.
Und vl wünscht dass das Kind in mir, das recht groß sein kann, ja tatsächlich.
Jedoch ist das Blödsinn.

Gerne hätte ich gar keine psychische Erkrankung und ein einfacheres und auch erfülltes Leben.

Dz habe ich mich aber zu sehr in so Dinge verstrickt und weiß noch nicht so recht warum und was am Besten zu tun wäre usw.

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Frühlingsblume
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Beitrag Mo., 02.09.2019, 15:26

Sry,

Ich weiß noch nicht so recht, wie ich Texte markiere, um darauf Bezug zu nehmen.
Allgemein finde ich es recht mühsam vom Handy aus im Forum mivh auszutauschen. Also auf die Antworten einzugehen, bei so einer "langen Wurscht".

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Frühlingsblume
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Beitrag Mo., 02.09.2019, 15:44

"Aber sich auf etwas einzulassen heißt ja nicht völlig die Kontrolle verlieren zu müssen, sich dem anderen ausliefern zu müssen, blind werden zu müssen. Man kann sich einlassen und trotzdem bei sich selbst bleiben und zwischendurch bei sich selbst nachspüren, wie es einem geht."

Das fällt mir irgendwie schwer.
Wenn ich mich auf wem einlasse, kommen oft diese BL Symptome später dazu.
Also Grenzen verschwimmen, Angst verschlungen zu werden, aber selber sehr einnehmen sein, schnell beleidigt, abgelehnt fühlen, sprunghaft, von einem ins andere Extrem, Fordernd etwas sofort zu bekommen,..
Kritisch, misstrauisch aber auch

"Ein Stück weit kann ich deine Angst verstehen. Wenn selbst Ärzte und Therapeuten von einer Diagnose zur anderen und wieder zurück wechseln, dann trägt das nicht gerade dazu bei, dass eine Diagnosenangst verschwindet.
Hier finde ich die Haltung deiner Therapeutin, nicht über über Diagnosen zu reden, fragwürdig. Vielleicht brauchst du genau das Gegenteil nämlich Diagnosesicherheit. Das setzt voraus, dass die ein Therapeut genau erklärt warum du die und nicht die andere Diagnose hast.
Solange sich deine Therapeutin nicht zu Diagnosen äußert, so lange hängst du in der Luft und bleibst auf deinen Ängsten sitzen, vermute ich."

Ja, könnte sein, dass ich gerne mehr diagnosesicherheit bekomme.
Ich hab zB einen Befund mit
Kombinierte Persönlivhkeitsstörung: emotional instabil und dissoziative Identidätsstörung

Das 1. Hab ich schon lange als Diagnose, das 2. war was neues vor einiger Zeit.
Und das wollte ich auch nicht akzeptieren, weil ich dachte mir wird unterstellt eine multiple Persönlichkeit zu haben, also das es das bedeuten soll??!!
Habe versucht das in d Therapie aufzuschl<sseln.
War da sehr verärgert u die Diagnostik ein gab mir keine Rückmeldung mehr.
Es ist angeblich keine multiple Pesönlichkeitsstörung gemeint und die gibt es ja auch nicht in unserer Klassifikation.

Und jzt eben nur mehr als Diagnose, schwere kombinierte Pers önlichkeitsstörung
Pffffff

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stern
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Beitrag Mo., 02.09.2019, 15:50

Frühlingsblume hat geschrieben: Mo., 02.09.2019, 15:24
Ich muss über mich lachen bzgl der diagnosen, da es anscheinend so rüber kommt, dass ich mir die diagnosen aussuchen möchte welche ich habe und welche nicht.
Ups... das wollte ich damit nicht sagen. Mein Eindruck war eher, dass die unterschiedlichen Diagnosen dich verunsichern und auch Ängste auslösen... ohne dass für mich gut ersichtlich war, was genau der Punkt ist (z.B. können Diagnosen auch stigmatisierend empfunden werden und als so vieles mehr... oder man empfindet die Diagnose als grundlegend unzutreffend,... Ängste vor Fehlbehandlung,...).

Mit der Aussage, dass man sich Diagnosen nicht direkt aussuchen kann, wollte ich dir eher beipflichten, dass die Diagnostik tatsächlich ein erheblich "fremdbestimmter" Akt ist (in dem Sinne, dass der Arzt die Diagnose stellt und nicht der Patient). Aber (und das ist eine Einschränkung): Dass du das aufgrund deiner Ängste vielleicht noch ein gutes Stück bedrohlicher erlebst als es eine Diagnose Wert wäre. Und wenn du auf Behandlungen verzichtest, können dir (wenn ich dich richtig verstanden habe) tatsächlich Sanktionen blühen.
Die Ängste vor Fremdbestimmung in den Griff bekommen 🤔
Da gibt es viele "Programme" die automatisch bei mir abrennen.
ja, das ist anzunehmen, das hieran einiges mehr hängst. Deswegen nahm ich an, dass deine Diagnose-Sorgen vllt. nicht das Kernproblem sind. Oder so formuliert: Selbst wenn du mit deinen Diagnosen im Reinen wärst, würde sich die vielen Ängste mglw. nicht auflösen... sondern anderweitig zeigen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Beitrag Mo., 02.09.2019, 15:59

"Auch scheinbar "objektive" Messungen durch Fragebögen usw. geben letztlich nur das Selbstbild bzw. subjektive Empfinden des Patienten wieder und sind damit keinesfalls aussagekräftiger als ein diagnostisches Interview. "

Das sehe ich auch so.
Und bezüglich Unsicherheit bei Diagnosestellung, war ich sehr bemüht alle Infos zu geben, wie es eben in meinem Erleben und Verhalten so ist.

Übrigens Biofeedback ist auch interessant zur Veranschaulichung gewesen, was da so abläuft im Körper.
Also quasi es schwarz auf weiß zu sehen.


"Meist wird zur Beurteilung der Leidensdruck des Patienten herangezogen."

Ja danke, das habe ich alles schon mal gehört, gelesen.
Vergesse aber auch sehr vieles.

Ich habe auch körperliche Erkrankungen und da wird auch manchmal der Leidensdruck, in dem Fall Schmerzen, herangezogen, um zu entscheiden, ob operiert wird.
Also solange se nicht in den bedrohlichen Bereich für Organe geht nur OP, wenn Leidensdruck zu groß.
Schmerzen gehen auch sehr auf die Psyche und ja auch umgekehrt.

Mit wurde auch schon mal eine Somatisierungsstörung ausgesprochen, wenn man keine organischen Auffälligkeiten fand.

Man kann aber eben auch beides haben und Dauerstrrss macht auch körperlich krank uswusf

Und wegen Kompetenz der Behandler,
ja in diesen Bereichen kann man wohl nicht von mangelnder Kompetenz sprechen.

In anderen Bereichen ist Zweifel manchmal auch gar nicht so schlecht meine ich.

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Beitrag Mo., 02.09.2019, 16:11

@spirit-cologne,

Danke nochmal für den Hinweis, dass es die Bezeichnung schwere kombinierte PS nicht gibt!

Ich denke auch manchmal ich bin narzistisch..... Hilfeeeee 😩

Jap,
langer Atem und Motivation unterschreibe ich bzgl Psychotherapie

Die Komorbidität sehe ich als sehr problematisch, erschwerend.

Und ja, es hat schon in der Kindheit angefangen, habe alles schon mehr oder weniger beleuchtet und kann mich tw erinnern, dass da schon die psychischen "Knackse" losgingen bzw Auffälligkeiten...

In der Pupertät dann richtig,
ich aber so machen musste, um "es zu überleben"

Die Psyche hat halt Schaden davon genommen.
Aber es war ein Schutzmechanismus.

Nur es hält vieles an, was ich ev nicht mehr bräuchte zum Schutz.

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Beitrag Mo., 02.09.2019, 16:22

@jenny doe

Danke für die eingestellten Infos!

Mir gefällt, wie du die Dinge kritisch betrachtest und umfassend betrachtest, also auch in d. Wissenschaft,
wenn ich das so nennen kann.

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Beitrag Mo., 02.09.2019, 16:32

@stern

Oje, ich interpretiere wohl wieder zu viel.

Ja, stigmatisiert werden möchte ich auch nicht.

Danke für die nochmalige Erklärung, wie du das meintest.

Ja, es könnten Sanktionen folgen, also nicht nur aus einen meiner vielen Ängste zusammen gesponnen, sondern tatsächlich gibt es diese Option.
Wie wahrscheinlich das ist, weiß ich aber nicht.
Wohl Auslegungssache.

Will darüber aber nicht nachdenken, da schwanke ich zu leicht ins Paranoide.

Ok, ich glaube ich habs verstanden.
Ich verlagerte sozusagen nur das Problem.

Also ein anderer Schauplatz, selbes Problem 🤔

Also wenn das gemeint ist, ja das wäre gut möglich 😳

Vor den ganz unangenehmen, bedrohlich anfühlenden Dingen mag ich mich immer drücken.

Fluchtreaktion 🤺🏃‍♀️☠️ 😵🤯🤕

Phu Pause vom Handy brauche

Danke jedenfalls für die zahlreichen Inputs!


Jenny Doe
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Beitrag Di., 03.09.2019, 07:11

Frühlingsblume: Ich hab zB einen Befund mit
Kombinierte Persönlivhkeitsstörung: emotional instabil und dissoziative Identidätsstörung
spirit-cologne: "schwere kombinierte Persönlichkeitssörung" gibt's nicht.
F 61: ICD-10-GM Version 2017: Kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen
Diese Kategorie ist vorgesehen für Persönlichkeitsstörungen, die häufig zu Beeinträchtigungen führen, aber nicht die spezifischen Symptombilder der in F60.- beschriebenen Störungen aufweisen. Daher sind sie häufig schwieriger als die Störungen in F60.- zu diagnostizieren.
Beispiele:
Kombinierte Persönlichkeitsstörungen mit Merkmalen aus verschiedenen der unter F60.- aufgeführten Störungen, jedoch ohne ein vorherrschendes Symptombild, das eine genauere Diagnose ermöglichen würde.
Störende Persönlichkeitsänderungen, die nicht in F60.- oder F62.- einzuordnen sind, und Zweitdiagnosen zu bestehenden Affekt- oder Angststörung sind.
https://www.dimdi.de/static/de/klassifi ... 60-f69.htm

Frühlingsblume: Ich hab zB einen Befund mit
Kombinierte Persönlivhkeitsstörung: emotional instabil und dissoziative Identidätsstörung
Das könnte natürlich eine Erklärung für das Diagnosechaos bei dir sein und auch ein Grund dafür, warum dich der eine Therapeut auf die Bordi-Station schickt, der anderen hingegen das nicht so richtig verstehen kann. Du gehörst nirgends richtig rein. Das macht es natürlich auch schwer klar zu sagen "Sie haben das und das".
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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