Schlagfertig werden

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.

Waldschratin
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Beitrag So., 31.10.2021, 07:12

Tränen-reich hat geschrieben:Sie ist nie ausfällig oder so, aber ihre Tonlage und Queenhaltung nervt mich sehr. Mir gegenüber hat sie auch schon mal andere Kollegen als "Dummbrote" bezeichnet. Auch wenn ich so einzelne auch nicht mag, sowas würde mir nicht einfallen. Sie teilt in "schlau" und in "dumm" ein. Find ich äußerst krass.
Ich auch! :eek: :verziehmich:
Lässt mich aber auch drauf schließen, dass ihr nach außen gezeigtes Selbstbewusstsein auch mehr Schein als Sein sein dürfte. Weil : Ein tatsächlich selbstbewusster Mensch hätte sowas doch gar nicht nötig.

Mir hilft das auch manchmal, wenn ich mir so was "Faktisches" dann klarmachen kann. Weil ihre vermeintliche "Dominanz" mich ja dazu bringen würde, unsicher ihr gegenüber zu sein. Weiß ich aber : Ach, auch nur Schall und Rauch!
Kann ich besser trotz nicht oder nur spärlich vorhandenen Selbstbewusstseins in mir wenigstens etwas sicherer ihr gegenüber auftreten.

Für mich ist auch manchmal hilfreich, wenn ich mal ganz genau mir klar mache, was mich an so jemanden so dermaßen auf die Palme bringen kann (Mal abgesehen von der fiesen Tour, die so jemand fährt). Was mich also so "anspringen" kann, dass ich nicht nur wütend werde, sondern unsicher, mich "ausgehebelt" erleb. Sind meist Wiederholungen aus alten Erfahrungen. Aber es hilft mir in meiner Haltung so jemanden gegenüber, doch mehr bei mir bleiben zu können, weil ichs ein bissl besser zuordnen kann, und mich nicht so "aufregen" zu lassen durch so ne aufgeblasene Art.

Apropos Körpersprache: Das find ich auch immer ein gutes Anfangs-Übungsfeld für mich, wenn ich am Selbstbewusstsein rumknabbere. Da löst meine eigene Körperhaltung schon mal bei mir selber andere Gefühle und mit der Zeit Haltungen in mir aus. Das ist manchmal regelrechtes "Reinwachsen" in mein Authentisches damit.

Ganz zu schweigen vom Gegenüber. Manchmal braucht es dann gar keine Schlagfertigkeit in Worten mehr, weil meine Körperhaltung schon alles "mitgeteilt" hat. :-)

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lisbeth
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Beitrag So., 31.10.2021, 11:15

Tränen-reich hat geschrieben: Sa., 30.10.2021, 13:55 Noch nie gehört und mal grob gegoogelt. Ich kann mir das echt gut vorstellen, dass das einem helfen kann.
Ich hoffe für mich, dass ich mit ner Gruppentherapie weiterkomme.
Ich glaube, da gibt es durchaus Gemeinsamkeiten... :lol:

Das was Waldschratin zu Körperhaltung usw schreibt finde ich auch ganz ganz wichtig. Darüber kann man "Dominanz" ausdrücken, ohne dass man groß verbal werden muss. Ich habe viele Jahre Kampfsport gemacht und das drückt sich immer noch in meiner Körperhaltung aus, oder wie ich mich positioniere, den anderen anschaue usw. Das führt tatsächlich immer wieder dazu, dass das Gegenüber mich als wesentlich "selbstsicherer" wahrnimmt als ich mich selbst erlebe.... Ich wirke auf den anderen oft viel "größer" als ich tatsächlich bin... :anonym:

Und gleichzeitig führen auch so Dinge wie sich bewusst aufrichten, ruhig und tief in den Bauch atmen, die Schultern nicht hängen lassen usw dazu, dass die Körperhaltung sich auch auf der Gefühlsebene niederschlägt, dass ich mit meiner Haltung meine Emotionen beeinflussen kann. Denn wir nehmen unsere Gefühle ausschließlich über Körperreaktionen wahr.

Wobei ich bewusste Körperhaltung usw. nochmal unterscheiden würde von "so tun als ob" oder "Selbstbewusstsein faken".
Für mich geht der Weg eigentlich dahin, dass ich versuche, die innere Aktivierung in solchen Situationen abzubauen. Dann sinkt die innere Anspannung, ich bin lockerer und kann dann auch besser aus dem Bauch heraus und spontan reagieren. Es hilft mir klar zu machen, dass es nicht die eine "richtige" Reaktion gibt. Dass es viele 1000 Möglichkeiten gibt zu reagieren und dass es vor allem darum geht, die zu finden, die zu mir passt und die sich für mich stimmig anfühlt. Dann bin ich auch für die anderen überzeugend, ohne dass ich meinen Worten groß Nachdruck verschaffen muss.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


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Tränen-reich
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Beitrag So., 31.10.2021, 17:02

Waldschratin hat geschrieben: So., 31.10.2021, 07:12 Lässt mich aber auch drauf schließen, dass ihr nach außen gezeigtes Selbstbewusstsein auch mehr Schein als Sein sein dürfte.
Das habe ich auch schon überlegt. Aber das ist eher unwahrscheinlich. Sie kann auch mit der höchsten Stelle arbeitstechnisch sperren, wenn es rechtlich einwandfrei ist.
Waldschratin hat geschrieben: So., 31.10.2021, 07:12 Für mich ist auch manchmal hilfreich, wenn ich mal ganz genau mir klar mache, was mich an so jemanden so dermaßen auf die Palme bringen kann
Ja, und das habe ich mich auch gefragt. Ich kenne da irgendwie nur eine einzige Antwort "ich sollte an meinen eigenen Selbstbewusstsein arbeiten" nur eben halt der freundliche...
Waldschratin hat geschrieben: So., 31.10.2021, 07:12 Da löst meine eigene Körperhaltung schon mal bei mir selber andere Gefühle und mit der Zeit Haltungen in mir aus.
Hab ich mal ausprobiert. Gerade laufen, gerader Blick. Kommt mir zwar irre gespielt vor, aber es löst in der Tat so etwas wie inneren Schutz "nicht mit mir" aus. Ich kann auch irre arrogant schauen, damit ich ja nicht vollgequatscht werde. Arroganter Blick fiel mir schon immer leichter. Für "normal" Selbstbewusste müsste es nur umgekehrt sein: offene, freundliche Körperhaltung.

@libeth,
d'accord. Ja, mir ist meine Körperhaltung auch wichtig, dass das mit meinem Inneren vereinbar ist.
Ich mach zwar nur Fitness. Aber nach meiner Runde laufe ich regelrecht aufrecht, weil ich mich einfach gut fühle.

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Solage
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Beitrag So., 31.10.2021, 22:11

Also ich bin jetzt tatsächlich sehr schlagfertig.
Trotzdem habe/hatte ich ein Selbstwertproblem.

Diese Schlagfertigkeit sprudelt unkontrolliert aus mir heraus. Was nicht immer gut ist.
Gepaart mit Sinn für Humor bin ich dann tatsächlich „unschlagbar“

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Solage
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Beitrag So., 31.10.2021, 22:13

Heißt, dass ich mich dabei nicht so bierernst nehme


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Beitrag Mo., 01.11.2021, 12:41

Das wäre jetzt nicht so mein Ziel :-D

Dein Gegenüber könnte das jedoch ernst nehmen.
Anders ist es bei (Selbst)ironie. Aber das versteht auch nicht jeder.

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candle.
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Beitrag Mo., 01.11.2021, 13:40

Ich finde es hier wirklich interessant, da ich das in Therapie mal angesprochen hatte, weil mir das fehlt. Ich erinnere mich nicht genau, nur dass diese Schlagfertigkeit als nicht notwendig erachtet wurde. In etwa so, dass ich mich nicht rechtfertigen müsse. Ist es das? Rechtfertigung?

LG candle
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Waldschratin
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Beitrag Mo., 01.11.2021, 13:45

Nö, finde ich nicht, dass Schlagfertigkeit gleichzusetzen ist mit Rechtfertigung.

Wenn man keine hat : Dafür braucht man sich nicht rechtfertigen, im Sinne "Da fehlt mir was, ich bin nicht normal".

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candle.
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Beitrag Mo., 01.11.2021, 13:53

Waldschratin hat geschrieben: Mo., 01.11.2021, 13:45 Nö, finde ich nicht, dass Schlagfertigkeit gleichzusetzen ist mit Rechtfertigung.

Wenn man keine hat : Dafür braucht man sich nicht rechtfertigen, im Sinne "Da fehlt mir was, ich bin nicht normal".
Da ich noch darüber nachdenke, ist jetzt die Frage was jemand wo jemanden schlagfertig entgegenwirft. Und wenn ich so nachdenke, ist es beruflich vielleicht schon eine Rechtfertigung, privat vielleicht weniger. Und noch eine Frage: Ist es vielleicht auch altersabhängig?

LG candle
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Beitrag Mo., 01.11.2021, 14:53

Ich betrachte das auch nicht als Rechtfertigung.
Es geht um Dialog, meist bei persönlichen hitzigen Momenten, wo der andere versucht, verbal die Grenze seines Gegenübers zu überschreiten. Und wenn es einen passenden Satz gleich gibt, dann lässt es den anderen nachdenken oder still werden. Respektebene irgendwie


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Beitrag Mo., 01.11.2021, 14:58

Im Beruf kann es gut dazu dienen, Konflikte, die ins Persönliche zu kippen drohen, mit augenzwinkernder Schlagfertigkeit abzufangen. Dann muss nicht gleich bierernst "was geklärt" werden. Diese "Klärungen" enden ja eh meist in Aussprachen mit stark angezogener "Handbremse", man tut so, als ob man miteinander wieder einverstanden ist - und dann gärt der Groll im Untergrund weiter.
Sowas mit ner schlagfertigen Bemerkung frühzeitig abzufangen, fand ich immer angenehmer. (V.a. dann, wenn nicht ich selber schlagfertig sein "musste" dabei. ;-) )

Im Privaten find ich "schlagfertiges Streiten" meist recht unterhaltsam und weitaus entspannter, als ernste Beziehungsklärung auf "Basisniveau". Da kennt man sich ja auch besser, ist aber auch eher bereit, sich gegenseitig was nachzusehen.

Wobei mir Schlagfertiges oft auch dann "passiert", wenn ich schnell ne Grenze ziehen und dabei vermeiden möchte, dass an der dann noch lange rumgenörgelt wird, ich in "Verhandlungen" verstrickt werden soll oder mich rechtfertigen muss für meine Grenzziehung.
Da fällt das "Augenzwinkern" dabei oft recht deftig aus bei mir.

Mit dem Alter hat das bei mir sicher zu tun. :ja:
Je älter ich werde, desto "wurschtiger" ist es mir, was einer von mir denkt. Desto mehr getrau ich mich, aus dem Bauch raus zu agieren. Desto "lockerer" wird auch mein Mundwerk.


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Beitrag Mo., 01.11.2021, 16:33

Waldschratin hat geschrieben: Mo., 01.11.2021, 14:58 Mit dem Alter hat das bei mir sicher zu tun.
Ich glaube, das ist bei den meisten so. Ich bekomme heute auch viel mehr hin als früher. Erfahrungswerte und so, spielen da sicher ne große Rolle.
Für mich aktuell allerdings noch zu wenig, um verbal gerade zu stehen.
Mein Chef sagt, ich sei selbstbewusst und setze auch durch. Gut, er ist ne Person, die viel aushält, auseinander hält und ich merke, dass ich akzeptiert werde. Dennoch hapert es manchmal. "Alphatiere unter sich" oder sowas ähnliches. Das kann er ja so betrachten, aber ich empfinde es nicht bei jedem so. Also, es ist nicht gleichbleibend. Und ich bin nicht daran interessiert, mir da nur bei "Schwächeren" zu erlauben. Sondern ganz allgemein.


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Beitrag Mo., 01.11.2021, 16:52

Und ja, es ist in der Tat so, selbst eine Kollegin, die bei weitem nicht das Wissen hat (weil kaum Erfahrung und eigene Regeln), meint, einen besonders guten Job zu machen und mit der ich schon etliche Diskussionen hatte, selbst da schaffe ich es nicht. Klingt bekloppt, aber wenn sie argumentiert und ich das Quatsch finde, dann hemmt mich das trotzdem.
Mag auch daran liegen, dass sie sich angepisst oder ständig korrigiert fühlt. Das bremst mich auch, ihr freundlich ne Grenze zu geben, die schon arbeitstechnisch Voraussetzung ist. Ich glaube, ich will nicht als Klugschei.ßer rüber kommen? Also wirklich freundlich und möglichst so, dass sie sich nicht wieder angegriffen fühlt. An sich nervt sie auch das ganze Haus mit ihrer ausufernden Logik, die mit dem Ist-Zustand überhaupt nichts zu tun hat. MMenschen,fdie sich oft angepisst fühlen, finde ich so ziemlich anstrengend.

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Wurstel
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Beitrag Do., 28.07.2022, 12:31

Wurstel

Tränen-reich hat geschrieben: Do., 28.10.2021, 20:02 Hat jemand nen Plan, ob man sich Schlagfertigkeit aneignen kann oder ist man es oder ist man es einfach nicht?
Nein, das erlernt man.

Ich war als Kind und Jugendlicher sehr schlagfertig. Das habe ich von diversen Schallplatten und Fernsehsendungen, in denen Conférenciers auftreten (Beispiele: Die 3 Spitzbuben, Die 3 Lauser, Muckenstruntz & Bamschabl). Ich war auch ein guter Witze-Erzähler. (Die Witze wurden mir zum Teil erzählt, zum Teil habe ich sie von Witzplatten und zum Teil aus Büchern und Heften; ich las damals auch die Witzheftserie "3mal kurz gelacht", in der es eher schlüpfrige Witze gab.)
Tränen-reich hat geschrieben: Do., 28.10.2021, 20:02 Und wenn man es nicht ist, was könnte es für Gründe geben? Am negativen Selbstbild?
Das hat sicher nichts mit dem Selbstbild zu tun.
Wahrscheinlich hast Du Dir als Kind bzw. Jugendlicher keine solchen Sachen angehört.
Tränen-reich hat geschrieben: Do., 28.10.2021, 20:02
Mir fehlte das schon immer und Argumente kommen in der Regel erst im Nachhinein. Das ist oft ärgerlich.
Vielleicht kannst Du etwas aus solchen Conférenciers herausnehmen. Hier einige Beispiele:

Die 3 Spitzbuben - 1967 - 07 Blaublütige Doppelconference


Heinz Erhardt - Doppelkonferenz


Der Wurstsalat--Herbert Hisel


Und hier steht, daß man Schlagfertigkeit auch erlernen kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlagfertigkeit


Wurstel

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Hiob
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Beitrag Do., 28.07.2022, 13:13

Wer mit dem Schlagen fertig ist und die unterschwellige Aggressivität im Gemeinschaftsleben ablehnt, kommt zwar nicht mehr überall zurecht, er kann sich jedoch friedlichere Haifischbecken suchen. Oder Forellenbecken.

Dieses reflexartige Erwidern gewöhnen sich viele so sehr an, dass man von außen recht gut erkennen kann, dass sie eigentlich garnicht denken können, sondern immer nur fertige Denkbausteine wiederholen. Ich nenne sie Reflexdenker.

Ja klar! Kenn´ ich schon! War´ ich schon! Mein Nachbar hat vier davon!
*kopfschüttel*

Ich muss meist erstmal nachdenken. Später kann es sein, man hört mich aus irgend einer Ecke laut über meinen eigenen Witz lachen.

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