Warum bin ich auf der Arbeit eine andere?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 23.05.2022, 22:08

Susi99 hat geschrieben: Mo., 23.05.2022, 21:44 Ja so war es, ich denke das es besser wäre wenn ich alles erzählt hätte, denn dann hätte man das mit mir verarbeiten können. Das ich mir einreden wollte dass das nicht real ist hat mir am ende nichts gebracht.
Nun, ich habe eine andere Erfahrung gemacht.
Ich habe einen Tag später nach einem Übergriff darüber gesprochen. Und die ersten 3-4 Wochen waren alle ziemlich sensibel und achtsam. Danach sollte es weitergehen wie vorher. Weil eben niemand verstehen konnte, was es in mir ausgelöst hat.

Das heisst also nicht, dass wenn Du darüber gesprochen hättest, es anders raus gekommen wäre.
Will man etwas finden was nicht gut ist, wird man das so oder so finden. Ob du nun vermeidest, verdrängst oder offen darüber sprichst
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Kellerkind
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Beitrag Di., 24.05.2022, 06:14

Hallo Susi,

hast du schon mal in Richtung "autitische Symptome" nachgedacht?

Meine Tochter verhält sich ähnlich und ist auf Arbeit/in Ausbildung regelrecht autistisch. Nach jahrelanger Odysee und Diagnostik wurde Asperger allerdings verneint, sie wäre gerade so am Cut-Off-Wert, aber v.a. mit dem Argument, dass sie zuhause ja auch ganz anders sein kann. Ein "echter Autist" kann nicht situationsbedingt switchen, aber nichtsdestotrotz gilt es dann als eine Störung aus dem Autistismus-Spektrum, das ist vielen nicht bekannt.

Dass solche Kinder v.a. je kleiner sie sind, bereits im KiGa und erst recht schon ab der Grundschule unter Mobbing anderer Kinder leiden, bleibt nicht aus. Was dann natürlich für weitere Symptome, dieses in sich eingesperrt sein noch massiv verschlimmert oder PBTS sorgen kann.Die Frage ist in diesem Fall: was war zuerst?

Für ein autistsches Kind ist die Schule echt die Hölle. Von sich aus, sich dazu überwinden, und dann eben die Mitschüler per se und wenn die dann noch mobben... und ja, das werden sie, definitiv, man kommt mit so Symptomen niemals nie nicht 10 oder 13 Jahre unbehelligt durch die Schulzeit... plus Lehrer, die einen nicht verstehen, der Sportunterricht, die ständigen Anrufe bei den Eltern und Stress deswegen zuhause...
Da muss es nicht mal ein spezielles, schlimmes Ereignis gehabt haben, dass einem die Schulzeit traumatisiert.

Die Diagnose ist sehr langwierig und schwer und es gibt nur sehr, sehr wenige Experten auf dem Gebiet und noch weniger Therapeuten, die sich damit auskennen. Jahrzehntelange (!) Diagnose-Odyseen sind da keine Seltenheit!
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lisbeth
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Beitrag Di., 24.05.2022, 06:40

Susi99 hat geschrieben: Mo., 23.05.2022, 21:44 Es ist immer besser man sucht sich Hilfe, es wird immer irgendwo jemand sein der bereit ist einen zu helfen denke ich.
Und was hält dich davon ab, dir heute die passende Hilfe zu suchen?
HIer zu schreiben ist ja ein erster Schritt, es wäre sicherlich gut für dich, wenn dem weitere Schritte folgen könnten oder dürften.
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Susi99
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Beitrag Di., 24.05.2022, 10:37

Hallo Kellerkind,

Das tut mir total leid was deine Tochter mitmachen musste nur weil sie Autismus hat , das tut fast schon weh beim lesen :-(

Autismus hat man doch seit der frühen Kindheit!? Also ich war ein ganz normales glückliches Kind, ich hatte zwar die PTBS aber die hat mich als Kind nur in wenigen Situationen beeinträchtigt, vor allem weil ich auch viel Amnesie hatte was das betrifft.
Asberger haben sobald ich weiß auch Probleme damit sich in andere Menschen hineinzuversetzen und deren Gefühle zu verstehen und da habe ich bei mir eher das Gefühl das ich überdurchschnittlich gut bin was dies betrifft.

Eigentlich wollte ich nicht darüber schreiben, aber bei mir ging das seit dem 5ten Schuljahr auch in diese Richtung. Und es wurde auch nie ein Geheimnis draus gemacht warum sie das tun. Also es lag nicht an meinen Verhalten.
Viele nennen es Mobbing, aber ich glaube da wird einfach vieles in einen Topf geworfen.

Bei mir gab es eine Person die mich Jahre lang versucht hat zu zerstören und dadurch wurde ich einfach total verstört. Ich glaube nicht das es Mobbing war, es ging schon massiv darüber hinaus. Und als ich mich dann so verstört fühlte hat sie immer weiter gemacht, hin und wieder hat sie andere mit einbezogen.
Es gab einen Tag, an dem ich das Gefühl hatte das sie in mir etwas für immer zerstört hat. Das schlimme ist, das ich damit leider nicht falsch lag :-(

Mein Beitrag kommt bestimmt so rüber als würde ich wollen das man mit mir Mitleid hat, aber dann kommt es nur falsch rüber. Ich wollte das einfach nur erzählen, also nicht falsch verstehen :)

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Kellerkind
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Beitrag Di., 24.05.2022, 12:04

Susi99 hat geschrieben: Di., 24.05.2022, 10:37 Autismus hat man doch seit der frühen Kindheit!?
Genau DARAUF wollte ich hinaus mit meinem Beispiel:

Autist zu sein ist die eine Sache, da hat man tatsächlich IMMER; aber Störungen aus dem autistischen Spektrum hingegen können durchaus situativ bedingt sein und in der Kindheit entstehen, ähnlich wie eine Persönlichkeitsstörung.

Kennst du die Serie BigBand-Theory?
Ich meine nun nicht den Klischee-Asperger Sheldon, sondern den Inder mit dem sog. "selektiven Mutismus". Mutismus... das nicht reden können/verstummen... ist auch eine Form von Autismus-Spektrums-Störung und... wie der Begriff schon sagt... selektiv. Also von den Umständen abhängig.

Man kann also durchaus eine "autistische Störung" haben, die sich in der Kindheit entwickelte, ohne Autist zu sein!
Da dies wenige wissen bzw. bedenken, wollte ich dir als Gedanken mit den auf den Weg geben.
Also ich war ein ganz normales glückliches Kind, ich hatte zwar die PTBS aber die hat mich als Kind nur in wenigen Situationen beeinträchtigt, vor allem weil ich auch viel Amnesie hatte was das betrifft
Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber ich finde, dass sich das AKUT widerspricht: GLückliches Kind mit PTBS und Amnesie?! Wohl kaum.
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candle.
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Beitrag Di., 24.05.2022, 12:36

Ich habe so gar keinen Plan was mit dir ist und kann es auch nicht nachvollziehen wie es ist, wenn man sich plötzlich verändert. Ich weiß nicht wie man sich das vorstellen muß? Du fährst zur Arbeit und dort passiert die Verwandlung? Und die hält dann den ganzen Arbeitstag und ist danach wieder weg im Feierabend?

Ich finde den Einwand von Kellerkind da ganz interessant.

Ansonsten hätte ich fast gesagt, dass es schon leicht paranoid ist zu glauben, dass einen Menschen auf der Arbeit (Und nur dort?) zerstören wollen.

Für mich beschreibst du da eine Menge unterschiedlicher "Problemfelder", die sich gerade an nichts festmachen lassen und sich wohl nur für dich mit einem Psychiater oder Psychologen klären lassen.
Susi99 hat geschrieben: Di., 24.05.2022, 10:37 Also ich war ein ganz normales glückliches Kind, ich hatte zwar die PTBS aber die hat mich als Kind nur in wenigen Situationen beeinträchtigt, vor allem weil ich auch viel Amnesie hatte was das betrifft.
Wurde das denn damals schon so konkret diagnostiziert oder meinst du das jetzt im Nachgang, dass es so gewesen sein könnte?
Eigentlich wollte ich nicht darüber schreiben, aber bei mir ging das seit dem 5ten Schuljahr auch in diese Richtung. Und es wurde auch nie ein Geheimnis draus gemacht warum sie das tun. Also es lag nicht an meinen Verhalten.
Viele nennen es Mobbing, aber ich glaube da wird einfach vieles in einen Topf geworfen.
Du mußt hier gar nichts schreiben, wenn du es nicht möchtest, aber deine Anmerkungen finde ich außergewöhnlich. Also du bist gemobbt worden, siehst das aber nicht so oder wie muß man das verstehen?
Bei mir gab es eine Person die mich Jahre lang versucht hat zu zerstören und dadurch wurde ich einfach total verstört. Ich glaube nicht das es Mobbing war, es ging schon massiv darüber hinaus. Und als ich mich dann so verstört fühlte hat sie immer weiter gemacht, hin und wieder hat sie andere mit einbezogen.
Es gab einen Tag, an dem ich das Gefühl hatte das sie in mir etwas für immer zerstört hat. Das schlimme ist, das ich damit leider nicht falsch lag :-(
Ist das auch in der Schule passiert oder meint das eine andere Person? "Zerstörung" ist schon eine ganz harte Vokabel, die ich nie so verwenden würde und würde ich nicht gerade einer Mobbingsituation zuweisen eher jemand dir näher stehenden.
Warum hat dir niemand geholfen?
Mein Beitrag kommt bestimmt so rüber als würde ich wollen das man mit mir Mitleid hat, aber dann kommt es nur falsch rüber.
Nein überhaupt nicht habe ich das Gefühl, dass du Mitleid willst. Aber deine Beiträge sind für mich schwierig und fast kryptisch. Ich verstehe nicht wirklich was du sagen willst.

LG candle
Zuletzt geändert von candle. am Di., 24.05.2022, 13:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Susi99
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Beitrag Di., 24.05.2022, 13:14

Hey, Entschuldigung ich weiß selber wie komisch das alles ist und ich empfinde das selber nicht anders. Das ist auch der Grund warum ich micht nicht mehr in Therapie traue. Also mich dort wirklich traue alles zu erzählen! Weil ich glaube das kein Mensch mich und meine Probleme verstehen kann. Ich glaube das liegt auch daran das ich das nicht richtig rüber bringen kann!?
Ich kann das was mir in der Schule insbesondere durch eine Person angetan wurde nicht Mobbing nennen, da es eher darüber hinausging. Ich bin kein Mensch der übertreibt, oft ganz im Gegenteil. aber ich denke das ich mit dem Wort "zerstören" das schon richtig benenne.

Und ich weiß selbst das ich irgendwie etwas paranoid geworden bin :-(

Nochmal zurück zu der Idee mit dem Autismus. Ich hatte ja die Kindheit über diese Probleme nicht. Das kam erst und NUR durch diese Person in der Schule die mir das angetan hat. Und da war ich schon ein Teenager. Das war der EINZIGE Auslöser warum ich so reagiert habe bzw auch heute noch in bestimmten Situationen reagiere.

Wegen dem was in der Schule war hatte ich schon Therapie (ich hatte insgesamt zwei Therapien zu unterschiedlichen Zeiten) gehabt, aber ich habe diese leider nach einer Zeit abgebrochen weil mir das so schwer fiel über all meine Probleme zu sprechen. Ich wünschte ich hätte das nicht getan, denn ich hatte so eine nette Therapeutin gehabt. Eine Diagnose hatte ich aber bekommen gehabt. Nur von dem Problem mit dem Gefühl das ich plötzlich "weg" bin habe ich ihr nicht erzählt gehabt.

Candle@ ja ein bisschen so ist es :-)
Komme ich zur Tür rein bin ich "diese Person" und gehe ich zur Tür raus bin ich wieder "vollständig. Das klingt irgendwie lustig und sehr harmlos, aber das klingt detinitiv leider nur so. Auch wenn es evtl das falsche Wort ist, aber ich sage dazu ich spalte mich ab.

Lg

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Susi99
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Beitrag Di., 24.05.2022, 15:49

Kellerkind@ entschuldigung ich muss mich korrigieren.
Wenn du mit der Annahme meinst ob ich das "sich nicht bewegen und vor sich hinstarren +Angst" meintest das hatte ich in der Tat schon als Kind gehabt. Jedoch nicht oft und nur in manchen Situationen. Und das genau auf die gleiche Art und Weise, das fiel mir aber jetzt selber erst auf das es genauso war. Ich hab da vorher nicht so drüber nachgedacht.
Aber das ich das Gefühl habe eine andere zu sein hatte ich nie als Kind.

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peppermint patty
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Beitrag Di., 24.05.2022, 16:56

Susi99 hat geschrieben: Di., 24.05.2022, 13:14 Komme ich zur Tür rein bin ich "diese Person" und gehe ich zur Tür raus bin ich wieder "vollständig. Das klingt irgendwie lustig und sehr harmlos, aber das klingt detinitiv leider nur so. Auch wenn es evtl das falsche Wort ist, aber ich sage dazu ich spalte mich ab.
Hallo Susi,

ich denke nicht, dass es lustig ist was du erlebst. Im Gegenteil, es muss sehr schlimm sein, wenn es sogar die Kollegen/Chefs mitbekommen und du deswegen krank geschrieben bist.

Ich bin mir nicht so sicher, ob Abspaltung nicht vielleicht doch der richtige Begriff ist. Ich vermute mal (kann natürlich auch ganz anders sein), dein Erleben mit dieser "bestimmten Person" hat dich traumatisiert, weil es, so wie du es beschreibst, mehr als Mobbing war, also eine "Zerstörung".
Nun hast du natürlich Angst, dass sich dieses Schreckliche wiederholen könnte - was am Arbeitsplatz (die Schule war ja damals quasi dein Arbeitsplatz) am wahrscheinlichsten ist. Von daher könnte der Arbeitsplatz für dich ein heftiger Trigger sein, der jedes mal diese Ereignisse von damals aktualisiert. Und dann gehst du als traumatisierte Jugendliche, die voller Angst ist, zur Arbeit.

Weil du deine Erlebnisse selbst als "Zerstörung" definierst, sieht man den hohen Grad der Angst, die diese bei dir auslöst. Ich denke, es ist wirklich gut, dir einen Therapieplatz zu suchen. Und dir zu sagen, dass dein Erlebtes vorbei ist, und dass die zugehörige Angst ins damals gehört. Ich weiß selbst wie schwer das ist - übe selbst immer wieder das Damals und Heute auseinander zu halten, wenn sich bei mir traumatisches Material "emotional bemerkbar" macht.

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Susi99
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Beitrag Di., 24.05.2022, 20:36

Hallo peppermint patty,,

das kann auch sein, obwohl ich das Erlebte nicht mit der Arbeit verbinde, aber das kann ja unbewusst stattfinden.
Wenn mich eine Situation bewusst an die Schule erinnert dann bekomme ich diese Derealisation und Panik und diese anderen Symptome die ich beschrieben habe (dieses sich nicht bewegen etc.). Auf der Arbeit bekomme ich das zwar auch, aber viel abgeschwächter, dort ist mehr mein Problem das ich das Gefühl habe dort anders zu sein und keinen Zugang mehr zu mir zu haben. Ich hatte ja schon zwei Therapien und in der zweiten Therapie habe ich das mit der Schule mal angesprochen. Ich habe das nicht sehr vertieft, aber ich habe ihr davon und von meinen Problemen erzählt gehabt.
Sie meinte das ich davon ein Trauma und eine Traumafolgestörung hätte.
In der ersten Therapie früher konnte ich nicht erzählen was mir passiert, zu dieser Zeit wäre es aber noch am einfachsten gewesen es zu verarbeiten. Die dachten dann das ich eine Angststörung entwickelt habe und alles andere eine Folge davon wäre, was aber nicht stimmt. Die Angststörung ist bei mir durch diese Ereignisse erst entstanden.
Ich weiß selber das ich wieder dringend in eine Therapie müsste, aber wie gesagt, ich weiß nicht ob ich mich traue endlich tiefer davon zu erzählen. Dann denke ich halt noch, das sie mit mir nicht weiter weiß, weil sie auch nicht weiß warum ich mich "abspalte" und was das wirklich bedeuten soll. Wie schon gesagt, meine erste Therapeutin konnte damit nichts anfangen.
Und das gibt es noch etwas was mich abhält mir wieder Hilfe zu suchen, das ist der gleiche Grund was mich lange davon abgehalten hat mir hier in einem Forum Hilfe zu holen. Es ist der Grund das die Leute (und das kann ich niemanden verübeln!) nach meinem Gefühl bestimmt denken das ich einfach nur übertreibe und in alles zu viel hinein interpretiere,
Aber ich kann nur sagen das es so wirklich nicht ist! Ich spreche nicht von "ein bisschen angst" "ein bisschen vor sich hinstarren" "ein bisschen Panik" "ein wenig das Gefühl abgespalten von sich selber zu sein". Nein. Das ist schon extrem, ansonsten würde ich gar nicht das Bedürfnis haben darüber zu berichten. Und das suche ich mir nicht aus so zu reagieren, das kommt automatisch. Was meine Probleme angeht oder was das angeht was mir so passiert neige ich eigentlich eher dazu massiv zu untertreiben anstatt zu übertreiben.
Ich weiß das man sich nicht anstellen sollte, das versuche ich zu vermeiden, klappt oft, aber auch nicht immer.

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lisbeth
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Beitrag Di., 24.05.2022, 21:49

Susi99 hat geschrieben: Di., 24.05.2022, 20:36 Ich weiß selber das ich wieder dringend in eine Therapie müsste, aber wie gesagt, ich weiß nicht ob ich mich traue endlich tiefer davon zu erzählen. Dann denke ich halt noch, das sie mit mir nicht weiter weiß, weil sie auch nicht weiß warum ich mich "abspalte" und was das wirklich bedeuten soll. Wie schon gesagt, meine erste Therapeutin konnte damit nichts anfangen.
Und das gibt es noch etwas was mich abhält mir wieder Hilfe zu suchen, das ist der gleiche Grund was mich lange davon abgehalten hat mir hier in einem Forum Hilfe zu holen. Es ist der Grund das die Leute (und das kann ich niemanden verübeln!) nach meinem Gefühl bestimmt denken das ich einfach nur übertreibe und in alles zu viel hinein interpretiere,
Liebe Susi,
als Außenstehende bleibt für mich vieles von dem was du beschreibst kryptisch - und vielleicht trägt das dann auch zu deinem Gefühl des Nicht-Verstandenwerdens bei, oder dass das Gegenüber ratlos ist und damit nichts anfangen kann? Das ist kein Vorwurf an dich, ich denke mal, dass du gute Gründe hast, dich so bedeckt zu halten.

Aber was ich auch sagen will: Vielleicht ist die Ratlosigkeit eine Reaktion darauf, dass du ziemlich vage und abstrakt bleibst in dem was du berichtest. (Ich gehe jetzt davon aus, dass das bei deinen früheren Therapien auch so war...) Das heißt jetzt nicht, dass du dich hier entblößen sollst. Aber dass du vielleicht mal überlegst, was es für dich bräuchte, dass du dich in einer Therapie etwas mehr öffnen könntest? Und das muss ja auch nicht alles auf einmal sein, sondern ist ein Prozess.

Deine Angst, dass dir Übertreibung oder sowas vorgeworfen wird - ist das vielleicht auch etwas Altes, was du früher schon mal erlebt hast? Und ganz ehrlich, im Grunde ist es vielleicht egal, ob andere finden dass du übertreiben könntest. FÜR DICH ist es schlimm, und dann brauchst du entsprechend auch Hilfe im Umgang damit.

Als ich in der Klinik war hat mir einer der Ärzte immer wieder gesagt: "wer spricht, dem kann geholfen werden. Wir können aber nicht in Ihren Kopf reinschauen." Nach meiner Erfahrung waren sowohl die Ärzt*innen als auch die Therapeut*innen eigentlich immer auf meiner Seite und haben mich unterstützt. Aber ich muss es auch zulassen, und ihnen soviel Einblick gewähren, dass sie mich auch unterstützen können. Ich würde dir wünschen, dass du auch diese Erfahrung machen kannst.
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― Anne Lamott

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candle.
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Beitrag Di., 24.05.2022, 22:14

Susi99 hat geschrieben: Di., 24.05.2022, 13:14 Candle@ ja ein bisschen so ist es :-)
Komme ich zur Tür rein bin ich "diese Person" und gehe ich zur Tür raus bin ich wieder "vollständig. Das klingt irgendwie lustig und sehr harmlos, aber das klingt detinitiv leider nur so. Auch wenn es evtl das falsche Wort ist, aber ich sage dazu ich spalte mich ab.
Nein, das ist wohl schon dramatisch, aber vorstellen kann ich mir das eben leider nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass du das nicht genau beschrieben hast, aber da will ich auch nicht drängeln.

Von deiner Arbeit gab es da aber noch keine Hinweise, dass du deiner Arbeit nicht richtig nachkommst? Das muß eigentlich ziemlich schwierig sein, wenn man da "weg" ist? Oder wurdest du aufgefordert dich krankschreiben zu lassen? Würdest du solche Gespräche im Kopf behalten können oder ist der Arbeitstag danach auch weg?

Und wie kommst du jetzt im Alltag zurecht?

LG candle
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Susi99
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Beitrag Do., 26.05.2022, 19:46

Hallo :->

Zu der Frage ob ich schon öfter erlebt habe nicht ernst genommen zu werden kann ich zustimmen. Aber nur aus dem Grund weil ich nur grob erzählt habe was gewesen war. Ich habe nicht erzählt wie intensiv das alles war und für wie viele Jahre das stattfand.
Früher während der Zeit als ich das alles erlebt habe habe ich von den Leuten die zum Teil mitbekamen was war nur blöde Sprüche gehört "man muss bei sich die Schuld suchen", "du warst nicht nett genug zur Person XY und jetzt bestraft dich Gott", "sei JA nett und freundlich dann hört das auf". Diese Personen die mir sowas sagten waren enge Verwandte.

Ich dachte eigentlich ich hätte mich etwas genauer und verständlicher ausgedrückt, in welchen Prunkt genau wäre es besser wenn ich mehr über Details schildere?

Ich glaube mittlerweile dass das was ich habe alles durch die Angststörung ausgelöst wurde, die ich durch dieses Trauma entwickelt habe. Und immer wenn in meinem Kopf oder auch in der Wirklichkeit ein oder mehrere Personen in meiner nähe sind, Personen, die mir in meiner Fantasie oder auch in der Tat psychisch schaden wollen, "spalte" ich mich ab um mich vor NOCH weiteren Schäden zu schützen! Ich schrieb ja schon das mich andauernd das Gefühl begleitet das die Leute mir was böses wollen, damit meine ich keine körperliche Gewalt sondern nur Psychische Gewalt.

Genauso war das auch damals in der Schule. Ich habe nur sehr wenig körperliche Gewalt erlebt, aber sehr intensive langjährige psychische Gewalt. Und meine Reaktion darauf war irgendwann ein "Schutz" mich vor weiterer Zerstörung zu schützen (in der Schule). Ich habe mir irgendwann eingeredet dass das alles nicht mir passiert und habe so gut wie möglich versucht, keinerlei Gefühle mehr zuzulassen. Das ich irgendwann nur noch da saß und mich nicht mehr bewegt habe, habe ich unbewusst getan um nicht mehr "bemerkt" zu werden und das hat auch geholfen. Warum das heute noch manchmal auftritt weiß ich jedoch nicht. Und seit wann dann genau dieses Gefühl aufkam das der größte Teil von mir "abgespalten" ist kann ich nicht genau sagen, nur, das alles so etwa um den gleichen Zeitraum geschehen ist. In der Schule glaube ich ist das passiert, damit nicht mehr ICH (zumindest nach meinem Gefühl!) das erleben muss. Und ich bin mir sicher das es mich wirklich vor noch tiefgreifenderen "gerettet" hat.

Und jetzt bin ich an dem Punkt, an dem viele von euch gehofft haben ich könnte es genauer erklären.
Ich versuche es mal. Es geht um dieses Gefühl "abgespalten" zu sein.
Es ist nicht so etwas wie die Multiple Persönlichkeit, bei der man sich als Fremde Person wahrnimmt und hinterher keinerlei Erinnerungen daran hat. Ich habe nacher komplett alle Erinnerungen daran wenn ich das Gefühl habe verändert gewesen zu sein!
Und es ist auch nicht! eine Situation die in einem Unsicherheit auslöst und die dann verursacht das man sich ganz klein und schüchtern fühlt. Denn diese Situationen kenne ich zu genüge , aber dabei fühle ich mich aber trotzdem "vollständig", auch wenn ich mich gerade komplett anders verhalte. (Die gerade beschriebene Situationen ist eine Situation in der ich keine ernste Bedrohung wahrnehme, mich aber trotzdem unsicher fühle.)

Ich glaube dieses Gefühl "gespalten" zu sein hat bei mir ganz viel mit neuronalen Verbindungen im Gehirn zu tun. Ich glaube ich habe früher in den Situationen in der tatsächliche Bedrohung stattfande bestimmte neuronale Verschaltungen "erlernt", die mir so gut wie nur möglich dabei halfen Dinge auszuhalten die ich aber nicht mehr aushalten konnte. Und dazu gehörten auch andere "Denk und Verhaltensweisen", weil diese mir zu dieser Zeit einfach am besten geholfen haben das psychisch durchzustehen. Und immer wenn mich eine Situation wieder daran erinnert oder auch dann wenn ich eine tatsächliche oder eingebildete neue "Bedrohung" wahrnehme, schaltet sich mein Gehirn so um, das ganz automatisch diese alten neuronalen Verschaltungen wieder "abgespielt" werden. Und zu vielen anderen neueren Verschaltungen im Gehirn scheine ich in diesen Momenten keinen richtigen Zugang mehr zu haben, diese scheinen blockiert zu sein. Und deshalb nehme ich mich als abgespalten wahr. Und dazu kommt noch, das in Stresssituationen die Amygdala aktiver ist und der Hippocampus plus Verstand inaktiver werden und das tut sein übriges dazu.
Das ist mittlerweile meine Annahme. Aber wie und was man daran ändern kann weiß ich auch nicht.


Vielleicht habe ich das jetzt etwas verständlicher erklären können? Falls ich immer noch zu ungenau bin könnt ihr mir das gerne sagen. Vielleicht fällt mir das auch einfach nur schwer das alles so per Text anderen zu erklären. Dinge die ich selber kaum verstehe.

Liebe Grüße
Susi

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Susi99
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Beitrag Do., 26.05.2022, 20:03

Und noch kurz zur Erklärung (ich versuche es)

Das fühlt sich an, als sei ein ganz kleiner unsicherer ängstlicher Teil von mir übrig und zum anderen Teil habe ich keinen Zugang mehr. Dieser andere Teil ist auch nicht!! irgendwo im Hintergrund und bekommt alles mit.
Meine Gedanken sind auf einmal verändert, auf einmal lasse ich mir auch alles gefallen und will mich gar nicht wehren falls irgendwas ist. Ich kann plötzlich keine Wut mehr spüren, es fühlt sich an als sei ich eine ganz andere Version von mir selbst, die diese Gefühle gar nicht fühlen kann. Ich verhalte mich extrem lieb und nett und freundlich und ich kann dann auch nur nett und freundliche denken. Ich lasse alles zu weil ich auf einmal so anders denke. Es ist so schwer zu erklären. Denn mein wirkliches ICH ist doch ein Mensch, der sich wehrt und keinen Grund darin sieht zu Leuten freundlich zu sein die nicht freundlich zu mir sind.
Meine Gedanken und mein Handeln sind nicht mehr stark sondern ´sehr viel schwächer, ohne das der "stärkere" Teil irgendwo bewusst im Hintergrund schlummert.
Das hört sich an als verhalte ich mich einfach nur aufgrund der Angststörung sehr unsicher und traue! mich nicht mich selbstbewusster zu handeln. Aber das ist falsch. Ich will und kann in dem Moment nicht anders handeln weil meine Überzeugungen irgendwie auf einmal völlig verändert sind.
Aber nochmal, ich fühle mich nicht!! wie eine ganz fremde Person und ich fühle mich in solchen Situationen auch etwa gleich alt und nicht auf einmal wie ein kleines Kind. Und ich habe hinterher ALLE Erinnerungen daran.

Hoffentlich komme ich jetzt nicht noch kryptischer rüber :-) Aber ich habe es so gut wie möglich versucht zu erklären.

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candle.
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Beitrag Do., 26.05.2022, 20:28

Ich verstehe nicht, dass niemanden aufgefallen ist was dir an der Schule passiert. Kein Mitschüler, kein Lehrer, keine Freundin, keine Eltern? Hast du nirgendwo dein Herz ausgeschüttet oder um Hilfe gebeten?

LG candle
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