Was versteht ihr unter 'Arbeitshaltung'

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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Beitrag Do., 15.04.2010, 21:06

Hallo Candle,

ich weiß jetzt nicht, wer mit deiner Frage gemeint war, MrN oder ich?
"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegard

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candle
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Beitrag Do., 15.04.2010, 21:29

Du bist selbstverständlich gemeint.

candle
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MrN
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Beitrag Fr., 16.04.2010, 08:43

candle hat geschrieben:Was hast Du denn Dein Leben lang gemacht? Ich denke, da wird auch etwas Positves bei rumkommen.
Rotkarierte hat geschrieben:ich weiß jetzt nicht, wer mit deiner Frage gemeint war, MrN oder ich?
candle hat geschrieben:Du bist selbstverständlich gemeint.


Auch wenn ich nicht gefragt bin - mit einem Satz könnte ich das so zusammenfassen:
Ich hab vergeblich versucht, eine Übereinstimmung zwischen Beruf und Berufung herzustellen...
Hallo Rotkarierte,
Deine Fragen treffen voll ins Schwarze bei mir. Da gibt es sehr viel Widersprüchliches, wo mir die Therapie hoffentlich bald hilft, es zusammenzupuzzlen.

Jedenfalls habe ich vor 20 Jahren die Wendezeit frisch verheiratet mit Kind erlebt. Ich war Berufsanfänger, wir hatten keine nennenswerten Ersparnisse, und da war ich heilfroh, daß meinen Schreibtischjob uns wenigstens ein sicheres Einkommen bot. Also habe ich meine persönlichen Neigungen und Interessen zurückgestellt, um für die Familie da zu sein.

Meine Berufung wäre eine akademische Karriere gewesen. Seit der fünften Klasse war mein Berufswunsch "Professor" gewesen. Ich hatte im Ausland studiert, hatte in Deutschland keinerlei akademische Kontakte, da wäre das wirtschaftlich der blanke Hasard gewesen. Und es gab kaum Aussicht eines der Themen fortzuführen, die mich als Student interessiert hatten.

Es gibt also durchaus eine Reihe von Gründen, weshalb ich mich weiter an den "Schreibtisch" gekettet habe. In den ersten Ehejahren hat das auch ganz gut funktioniert. Ich fand dafür Ausgleich in anspruchsvollen Hobbies, hatte viel Zeit, mich mit meinem Sohn zu beschäftigen und meine Angetraute war in alle meine Aktivitäten mit eingebunden. Damals, glaube ich, war ich wirklich glücklich.

Erst als ich eine Stelle im Westen annnahm, begannen unsere Probleme. Meine Frau fühlte sich in der neuen Umgebung nicht wohl und verschloß sich mir immer mehr. Ich fühlte mich von ihr allein gelassen und verlor die Freude an meinen Hobbies. Gleichzeitig stachelte sie meinen Ehrgeiz an, ich solle Karriere machen. Zeitweilig mußte ich ihr zuliebe sogar mit Schlips und Kragen ins Büro. Vermutlich habe ich in der Zeit nicht besonders authentisch gewirkt, jedenfalls fand ich kaum Freunde und kollegialen Rückhalt.

Die letzten 10 - 15 Jahre hat mich eigentlich nur noch mein Pflichtgefühl am Laufen gehalten. Seit ca. 10 Jahren brauche ich es, daß mich jüngere Damen anschwärmen. Seit ca. fünf Jahren denke ich darüber nach, wie es mit einer anderen Frau wäre. Seit drei Jahren steht das Wort "Trennung" im Raum.

Aber ich sehne mich immer noch am meisten nach der Frau, die ich vor über zwanzig Jahren einmal kennengelernt habe.
In den gesamten letzten Jahren habe ich nur eine einzige andere Frau getroffen, welche ihr das Wasser hätte reichen können. Und die war/ist nicht verfügbar.

Inzwischen reagiere ich auf jede weibliche Bekanntschaft mit der bangen Frage, ob es nicht sie sein könne, die mich aus diesem Gefühls-Wirrwarr befreit. Manchmal verliere ich dabei regelrecht den Kopf. Meine Frau weiß und akzeptiert das. Allerdings haben wir uns geeinigt, daß sie keine Einzelheiten von mir wissen will. Das ist auch gut so, weil dann wird sie eifersüchtig und beginnt meine Gefühle zu manipulieren. Und dann weiß ich gar nicht mehr, was ich will. Denn bisher hab ich immer von selbst festgestellt, daß ich mich da wieder in eine Wunschvorstellung verrannt habe, welche keine Zukunft hat.

Und dann komme ich jedes mal meiner Frau auch wieder etwas näher...

Ich weiß nicht, ob das jetzt eine Antwort für Dich war.
Jedenfalls ist momentan noch alles offen...
MrN

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Beitrag Fr., 16.04.2010, 10:27

Hallo Candle,

du triffst genau ins Schwarze mit deiner Frage...An guten Tagen kann ich sehen, dass ich wirklich viel gemacht habe in meinem Leben, ja, dass ich in mancher Hinsicht sogar extrem viel tun musste.
Das ist nur zu einem geringen Teil Berufliches gewesen, aber die familiäre Arbeit war in meinem Falle alles andere als nichts.

Ich merke nur, dass ich es oft nicht schaffe, mir dafür selbst ein Stück weit Anerkennung zukommen zu lassen und dass ich tagtäglich mit dem Gefühl des Ausgebranntseins hadere.
Ja, da könnte sicher "Positives rumkommen", wenn ich in Sachen Selbstannahme weniger destruktiv wäre, wenn ich es nun schaffen könnte, von der altruistisch gesteuerten Mutter und Ehefrau zu mir selbst zu finden.
Und wenn ich nicht jeden Tag die extreme Diskrepanz zwischen meinem eigenen Fast-Nichts-Mehr-Leisten-Können und dem erfolgreichen und leistungsstarken Wirken meines Mannes spüren würde....

Rotkarierte
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candle
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Beitrag Fr., 16.04.2010, 10:32

Es ist auch wohl nicht einfach als "Nur Hausfrau" Anerkennung zu bekommen, die einen gebührt. Weder leider durch die Familie selbst noch durch den Staat. Ist leider immer noch so, ABER Du könntest Dir das beruflich langsam (nach-) holen.

Ich rate Dir einfach, den Popo zu heben und wirklich einfach mal etwas zu suchen, was Spaß macht, ehrenamtlich oder auf Minijobbasis.

Ich sehe gerade bei mir wie gut es Frauen tut mit uns zuammenzusein, die Jahrzehnte teilweise nur Mutter waren. Es lohnt sich alle mal für Dich, aber in die Hand nehmen mußt Du es schon.

candle
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Beitrag Fr., 16.04.2010, 11:46

Hmmm, wegen einer ehrenamtlichen Tätigkeit hatte ich mich schon ziemlich viel im Netz informiert und sogar einen winzigen Funken Mut in mir gefunden, mich in so einer Beratungsstelle vlt. mal vorzustellen und in Erfahrung zu bringen, was möglich und passend sein könnte.
Doch dann habe ich im Vorfeld meinen Mann in meine Gedanken einweihen wollen, auch, um mir ein feedback von ihm zu holen, was ER mir z.Bsp. zutrauen würde, wo er evtl. Stärken von mir sehen würde usw...(weil ich selbst in dieser Hinsicht voller Selbstzweifel bin und echt nirgends Stärken spüre)

Doch er reagierte daruf mit riesiger Wut, was mir einfallen würde, Gedanken an eine unbezahlte Tätigkeit zu haben, wo er in seiner Arbeit oft nicht wüsste, was er zuerst machen soll vor lauter Arbeit und wo er meine Hilfe brauchen würde. (Die ich jedoch in den letzten Jahren etwas zurückgefahren habe -in erster Linie aus Erschöpfung,aber auch weil es nichts Eigenes ist und auch, weil ich mich überfordert fühlte und fehl am Platz. Das ist ein Gefühl, dass ich in jedem meiner Jobs hatte, egal, was es war.

"SEINS" hat immer so immens viel Raum, wir reden fast jeden Abend drüber, in jedem Urlaub...
Tja, ich habe mich mein Leben lang immer nur durch ihn identifiziert, habe ihm oft Unterstützung gegeben (bin auch minijobmäßig bei ihm dabei-aber ich gehöre nicht wirklich "dazu", hab nur mein kleines Terrain der Buchhaltung), aber das war alles mehr oder weniger Hintergrundarbeit und ein Dazutun, damit seine Maschinerie gut läuft.

Ich hab meine Gedanken jetzt mit meiner Freundin besprochen. Die meinte dazu, so wird das nichts, du willst das Pferd von hinten aufzäumen, wenn du versuchst, zuerst wieder etwas "zu geben", damit es dir besser geht. Sie meint, man kann nur geben, wenn man etwas übrig hat. Und das sei erst der Fall, wenn man mehr Selbstannahme hinbekommt und Selbstfürsorge. Wenn es einem mit sich selbst gut geht.
Ach, keine Ahnung.
Manchmal denke ich auch, sei endlich mal zufrieden, lass es so wie es ist und gib Ruhe. Doch dann spüre ich auch oft einen riesigen inneren Druck, irgend etwas ändern zu müssen und habe das Gefühl, so kann ich nicht weitermachen, sonst gebe ich mich auf und gebe meinen dunklen Gedanken eines Tages nach.

LG. Rotkarierte
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Beitrag Fr., 16.04.2010, 12:23

Ich denke beide sind falsche Ansprechpartner. Dein Mann hat vielleicht gar kein Interesse, dass Du in Arbeit gehst. Und Deine Freundin? Naja, geben mußt Du immer was: Deine Arbeitsleistung. Nur beim Ehrenamt hast Du kein Arbeitsdruck. Wenn Du da nicht klarkommst, machst Du eben eine Pause oder hörst auf.

Frage tausend Leute, Du kriegst tausend Anworten. Auf welche solltest Du da wohl am besten hören?

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