PT-Blog: Islam und Gewalt - die 'Charlie Hebdo'-Morde

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stern
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Beitrag Mo., 12.01.2015, 21:42

pandas hat geschrieben:stern,

ja, eben, - eine Frage der Auslegung.
Und diese wiederum liegt in der Verantwortung der Person.
Und die Person zeigt dir dann vielleicht die Bibel, Koran oder was weiß ich... und sagt, da steht doch xy.

Ein Extremist, der von seinen Einstellung bzw. seinen Werten überzeugt ist, sieht sich eben nicht unbedingt als jemand, der Gewalt ausübt, sondern von einer höheren Macht sozusagen dazu berufen ist. Und persönlich bin ich verhalten optimistisch (ja, vielleicht noch nicht einmal optimistisch). Die katholische Kirche hängt doch z.B noch immer an traditionellen Sichtweise zur Homosexualität fest. "Man" hofft ja immer, dass ein neuerer Papst mal etwas weniger konservativ ist, aber...

Als Entschuldigung verstand ich das auch nicht.
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pandas
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Beitrag Mo., 12.01.2015, 21:53

stern,

so wie ich es in Erinnerung habe, geht im Koran kein einziger direkter Aufruf zur Gewalt hervor.
Die Scharia gehört wohl nicht zum Koran, sondern ist eine Auslegung einer Richtung.

Es wird nicht so sein, dass einem jemand dafür den Koran zeigen kann.
Es gab jetzt wohl auch Stimmen, die gesagt haben, es sei auch nicht legitim, den islamischen Gott zu "rächen", indem man tötet. Man kann sich verbal dagegen positionieren etc., aber nicht deswegen töten.

Deswegen werden sich solche Gewalttäter auf irgendwelche "Führer" aus ihrer Strömung berufen, wie es jetzt wohl auch geschehen ist.

Ich glaube in der Bibel steht auch nichts davon, dass man andere Menschen aus religiösen Gründen töten soll.
Das ist auch alles Auslegung.
Nur deswegen konnte das Christentum ja reformiert werden.

Es ist ja auch etwas anderes, wenn sich die Kirche gegen Homosexualität positioniert, welches sie aber auch als Auslegung tut, explizit steht es so auch nicht in der Bibel, mE. Nichtsdestotrotz ist dies kein Aufruf für Gewalt gegen Homosexuelle.

Es ist wohl so, dass geübte Theologen beider Glaubensrichtungen gerade aufgrund der Schriften Gewalttätern ihre Legitimation entziehen können, wenn diese bestimmte Stellen vorzeigen. Diese können dann auch so ausgelegt werden, dass sie keine Gewalt erlauben ...
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stern
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Beitrag Mo., 12.01.2015, 22:11

pandas hat geschrieben:so wie ich es in Erinnerung habe, geht im Koran kein einziger direkter Aufruf zur Gewalt hervor.
Müsste ich genauer recherchieren... ich nehme die Aussagen uneinheitlich wahr.
Ich glaube in der Bibel steht auch nichts davon, dass man andere Menschen aus religiösen Gründen töten soll.
Das ist auch alles Auslegung.
In der Bibel finden sich jedoch sehr wohl Passagen, die Homosexualität mit Todesstrafe sanktionieren:
Lev 20,13 EU: Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen.
Oder schau doch den Rechtsextremisten an? Wie leicht ändert ein solcher Mensch seine Einstellung. Der Zulauf zu Pegida, zu AfD. Dass ich neuerdings im Supermarkt 2 Männer bei einer Unterhaltung höre, die von Ausländern reden und sich beschweren, dass es gar keine vernünftige rechte Partei gäbe, usw.

Wenn dann kann man die Religion auch auch noch dazu benutzen, die eigene Einstellung zu legitimieren... sagtest du ja, glaube ich, selbst, dass die Religion dazu genutzt wird. Und diesem überzeugten, gewaltbereits Menschen willst du nun sagen: Hör' mal zu, das siehst du falsch? Hmm.
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stern
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Beitrag Mo., 12.01.2015, 22:23

Das ist ein Artikel vor den Anschlägen... und das sind in der Tat die (doch etwas gegensätzlichen) Positionen, die ich immer mal wieder vernehme:
Quelle: http://www.katholisches.info/2014/09/09 ... und-islam/

Einerseits:
Schönreden „des Islam“ in allen interreligiösen Dialog-Gremien

In den letzten Jahren haben kirchliche Dialog-Gremien auf allen Ebenen den Islam und seine Glaubensrichtungen schöngeredet – und nun werden sie abrupt aus ihren interreligiösen Träumen gerissen. Schnell wird die Behauptung nachgeschoben, dass die Muslime des „Islamischen Staats“ (IS) nicht den wahren oder authentischen Islam praktizieren würden. „Ich weiß“ – so Kardinal Reinhard Marx, „der Islam ist nicht das, was IS ist.“ Bisher hieß es regelmäßig, ‚den Islam’ gibt es nicht. Und nun maßt sich das kirchliche Lehramt an, sogar ‚den wahren Islam’ zu kennen.
Und der Islam ist eine Religion des Friedens, usw.

Andererseits dann auch wieder folgendes:
Ein Resümee:

▪ Die IS-Muslime können sich bei ihren kriegerischen Gewaltakten gegen Christen und Heiden auf zahlreiche Anweisungen Mohammeds im Koran stützen. Ihre „ideologischen Grundlagen“ sind die gewalthaltigen Suren im Koran.
▪ Die vielfachen Versprechungen Mohammeds an seine Krieger über irdisches Beutemachen und himmlische Paradies-Belohnungen sowie „schmerzliche Strafen“ bei Kriegsdienstverweigerung wirken bis heute als Gewaltverführung für junge Leute und kriegerischer Brandbeschleuniger bei Konflikten.
(...)
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pandas
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Beitrag Mo., 12.01.2015, 22:31

stern,

da interpretierst Du jetzt aber schon Sachen, die ich so nicht geschrieben habe.

Ich sagte, dass religiöse Experten jemanden aufzeigen können, dass solche Gewaltlegitimationen eben nicht im Koran stehen.
Oder schau doch den Rechtsextremisten an? Wie leicht ändert ein solcher Mensch seine Einstellung. Der Zulauf zu Pegida, zu AfD. Dass ich neuerdings im Supermarkt 2 Männer bei einer Unterhaltung höre, die von Ausländern reden und sich beschweren, dass es gar keine vernünftige rechte Partei gäbe, usw.
Ähm, was hat das jetzt mit dem Thema zu tun? Rechtsextremismus wird ja (glücklicherweise) nicht mit Religion legitimiert. Im Gegenteil, "traditionelle" Rechtsextreme lehnen Religion ab, da es in ihrer präferierten Zeit auch so war. Die Kirche wurde da unterdrückt, auch das Christentum. Es gab in der katholischen Kirche auch eine Bewegung, die Widerstand geleistet hat und die Juden versteckt hat.

Dass es einen Zulauf zur Pegida per se gibt, ist ja unstrittig. Das ist allerdings auch ein Problem von vor den Paris-Attentaten.
OB Pegida deshalb MEHR Zulauf hat, wird sich erst noch zeigen.
Ich habe den Eindruck, für die grösseren Bevölkerungsteile war es eher sofort abschreckend, dass Pegida nunmehr versucht hat, die Attentate in einem "hammas doch gesagt" für sich zu instrumentalisieren.
Und, wie gesagt, es bestreitet ja niemand, dass es Rechtsextremismus gibt.
Nur, ob und wie er in Zusammenhang mit den Attentaten steht, kann sich doch erst zeigen.

Man kann aber doch nicht den jeweils anderen Menschen im Vorab verdächtigen, dass er es so sieht.
Man muss doch da erstmal seinen Mitmenschen soviel eigene Meinungsbildung zutrauen wie sich selbst.
stern hat geschrieben:Wenn dann kann man die Religion auch auch noch dazu benutzen, die eigene Einstellung zu legitimieren... sagtest du ja, glaube ich, selbst, dass die Religion dazu genutzt wird.
Ja, aber es geht doch darum, das alles auseinander zu differenzieren.
Da ist doch nicht die Religion per se dran schuld, sondern der jeweilige Akteur. Und sein Hintergrund.
Deshalb: eigentlich nicht die Religion.
Sondern eine Auslegung der Religion, das sagte ich.
Und das ist zu differenzieren von der Religion.
Und die Verantwortung dafür bleibt bei dem sich legitimierenden Menschen.
Auch, wenn es ihm selbst schlecht ging im Leben.
Religionsausübung kann er ja anders betreiben, eben in einer gewaltfreien Ausübung.
Und in gewaltfreier Ausübung kann Religion ja auch Trost spenden und das ist ja auch gut so.
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pandas
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Beitrag Mo., 12.01.2015, 22:36

stern hat geschrieben:Das ist ein Artikel vor den Anschlägen... und das sind in der Tat die (doch etwas gegensätzlichen) Positionen, die ich immer mal wieder vernehme:
Quelle: http://www.katholisches.info/2014/09/09 ... und-islam/
Nun, in den beiden Zitaten zeigt sich aber, dass es um Auslegungen geht.
Dass die terroristischen Gruppierungen den Islam dazu benutzen, ihn so auszulegen.
Es gibt aber keine Stellen, die direkt dazu aufrufen.
Notwendig sind die "Führer", die das so verbreiten.

Das widerspricht ja nicht dem, was ich bisher schrieb.

Und natürlich wird darüber geschrieben. Es soll und kann ja differnziert werden. Das ist ja gerade das Wichtige:
Es gibt ganz viele verschiedene Strömungen des Islams.
Die meisten davon sind friedlich geprägt.

Nur wenn man darüber spricht, verhindert man ja Vorurteile.

Und man soll ja auch keinesfalls negieren, dass es die IS gibt.
Nur soll man auch niemand andes vorab unterstellen, er könne nicht zwischen IS und den Islam an sich unterscheiden.
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stern
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Beitrag Mo., 12.01.2015, 22:40

pandas hat geschrieben:Ich sagte, dass religiöse Experten jemanden aufzeigen können, dass solche Gewaltlegitimationen eben nicht im Koran stehen.
Und darauf erwiderte ich, dass ich das recherchieren muss... ich nehme Stellungnahmen uneinheitlich war... u.a. (nur exemplarisch ergänzend zu oben):
▪ Es gibt einige friedlich-versöhnliche Stellen im Koran, aber mehr noch aggressiv-kriegerische Aufrufe zu Gewalt und Krieg, erpresserische Bekehrung oder Unterdrückung von Andersgläubigen im Namen Allahs. Von daher sind alle Versuche, den Islam als allein friedlich hinzustellen, unglaubwürdig.
Ähm, was hat das jetzt mit dem Thema zu tun? Rechtsextremismus wird ja (glücklicherweise) nicht mit Religion legitimiert.
Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es m.M.n. nicht so leicht sein dürfte, jemanden von einer anderen Einstellung zu überzeugen... umso mehr, wenn erschwerend hinzukommt, dass jemand glaubt, sein Tun durch Religion legitimieren zu können.
Man kann aber doch nicht den jeweils anderen Menschen im Vorab verdächtigen, dass er es so sieht.
Tue ich ja nicht... aber es gibt ja auch auch Umfragen, dass erhebliche Teile der Bevölkerung den Islam als bedrohlich erleben.
Ja, aber es geht doch darum, das alles auseinander zu differenzieren.
Und das ist die Frage, ob man das wirklich vollständig entkoppeln kann. Die Sichtweisen, die das (vollständig) versuchen (à la hat doch alles nichts mit dem Islam zu tun), sind auch nicht ganz unumstritten. Und zur Trennung von Religion und Staat, die nicht in allein Ländern gegeben ist, schrieb Hawi auch schon was. Alles nicht so leicht.
Und die Verantwortung dafür bleibt bei dem sich legitimierenden Menschen.
Auch, wenn es ihm selbst schlecht ging im Leben.
Religionsausübung kann er ja anders betreiben, eben in einer gewaltfreien Ausübung.
Und in gewaltfreier Ausübung kann Religion ja auch Trost spenden und das ist ja auch gut so.
Das mag das Ziel sein... aber dürfte eher nicht dem faktischen Stand entsprechen.
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stern
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Beitrag Mo., 12.01.2015, 22:53

Selbst bin ich nicht so firm, was dem Koran angeht ... ich "muss" mich daher informieren... und stoße dabei wirklich auf uneinheitliche Sichtweisen:
Quelle: http://www.idea.de/nachrichten/detail/t ... 82897.html

Einerseits:
Der Islam fordert die Unterwerfung Andersgläubiger

Nach Einschätzung der Leiterin der persischen Gemeinde „Neuer Bund“ in Frankfurt am Main, Mahin Mousapour, tritt der Islam so lange als friedliche Religion auf, wie er in der Minderheit sei. Sobald er die Oberhand habe, zeige er sein wahres Gesicht: Er fordere die Unterwerfung Andersgläubiger. Nach der islamischen Lehre werde so lange Blut vergossen, bis der Islam die Weltherrschaft übernommen habe. Und so verteidigten Moslems im Westen ihren Glauben als friedlich und beriefen sich dabei auf die Sure 2,256: „Es gibt keinen Zwang im Glauben.“ Wo sie dagegen die Mehrheit stellten, komme es nicht zufällig zu Übergriffen. Ein radikaler Islamlehrer der Boko Haram in Nigeria oder des IS im Irak werde daher seinen Anhängern andere Verse lehren, um aus ihnen stolze Mörder zu machen. Mousapour verweist dazu auf die Sure 9,5: „... tötet die Ungläubigen, wo ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf!“
Andererseits:
Islamischer Religionspädagoge: Barmherzigkeit steht im Mittelpunkt

Anderer Auffassung ist der am Centrum für Religiöse Studien der Universität Münster tätige Dozent für islamische Religionspädagogik, Prof. Mouhanad Khorchide. Es sei bitter, dass die Terrormiliz IS sich bei Massenhinrichtungen von Zivilisten auf den Islam und den Koran berufe. Die Extremisten rissen dabei die Verse aus dem textlichen und historischen Zusammenhang, um ihr Vorgehen religiös zu begründen. Khorchide: „Der Koran, ähnlich wie die Bibel, wurde in einem bestimmten historischen Kontext verkündet und spricht bestimmte Ereignisse an, darunter auch kriegerische Auseinandersetzungen im 7. Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel.“ Wer diesen Zusammenhang nicht beachte, missbrauche den Koran.
Ich müsste mich selbstredend vertiefter einlesen...
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pandas
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Beitrag Mo., 12.01.2015, 22:56

Jaaa, einheitlich ist selten etwas .... es ist ohne Frage ein sehr komplexes Themenfeld.

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stern hat geschrieben:
Man kann aber doch nicht den jeweils anderen Menschen im Vorab verdächtigen, dass er es so sieht.
Tue ich ja nicht... aber es gibt ja auch auch Umfragen, dass erhebliche Teile der Bevölkerung den Islam als bedrohlich erleben.
Es ist halt die Frage, was in diesen Umfragen, die vor einiger Zeit gemacht wurden, unter Bedrohlich verstanden wurde. Es lässt sich daraus nicht folgern, dass gemeint war, dass man Angst vor Anschlägen hätte und diese so mit dem Islam an sich in Verbindung setze.

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Hier etwas zu der Frage auf die Wirkung der Ereignisse auf die Bevölkerung hierzulande:
Unter dem Eindruck der islamistischen Anschläge in Frankreich sind in mehreren deutschen Städten Zehntausende Gegner und Anhänger der islamkritischen "Pegida"-Bewegung auf die Straße gegangen. In fast allen Städten gab es eine überwältigende Mehrheit der "Pegida"-Gegner. Lediglich in Dresden versammelten sich mehr "Pegida"-Anhänger denn je.

In Leipzig stellten sich nach Angaben von Oberbürgermeister Burkhard Jung etwa 30.000 Menschen dem ersten Aufmarsch des "Pegida"-Ablegers "Legida" entgegen, zu dem laut Polizei 5700 Menschen kamen. Die Teilnehmer der insgesamt sieben Gegendemonstrationen trugen Plakate mit Aufschriften wie "Für eine bunte Welt" und "Vielfalt und Toleranz". Die "Legida"-Anhänger schwenkten schwarz-rot-goldene Fahnen und riefen immer wieder "Wir sind das Volk". Die Demonstrationen wurden durch mehrere Hundertschaften Polizei begleitet, um Übergriffe zu verhindern.
http://www.tagesschau.de/inland/pegida-229.html
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stern
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Beitrag Di., 13.01.2015, 02:47

pandas hat geschrieben:Dass es einen Zulauf zur Pegida per se gibt, ist ja unstrittig. Das ist allerdings auch ein Problem von vor den Paris-Attentaten.
OB Pegida deshalb MEHR Zulauf hat, wird sich erst noch zeigen.
Nun, Trends können sich ja fortsetzen.

In Dresden gab es angeblich schon Zulauf, vgl.:
"Nach den Anschlägen von Paris hat die islam- und asylkritische Pegida-Bewegung deutlich mehr Zulauf erhalten. An der Kundgebung in Dresden nahmen 25.000 Menschen. Mehr als jemals zuvor."
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... ebens.html

Allerdings bringt das auch Gegenbewegungen hervor... Aufrechnung ist zwar schwer, aber in Leipzig waren es immerhin 30.000 dagegen (Gegendemonstration), in Dresden 7.000.
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stern
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Beitrag Di., 13.01.2015, 02:51

Jaaa, einheitlich ist selten etwas .... es ist ohne Frage ein sehr komplexes Themenfeld.
Ganz unwesentlich finde ich den Punkt jedenfalls nicht... je einheitlicher etwas auftritt, desto weniger kann man sich das herauspicken, was beliebt.
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kaja
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Beitrag Di., 13.01.2015, 06:46

Religiöser Fundamentalismus unter Muslimen ist in Westeuropa kein Randphänomen.

Zu diesem Ergebnis kommt Migrationsforscher Ruud Koopmans vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in seiner Auswertung einer repräsentativen Befragung von Einwanderern und Einheimischen in sechs europäischen Ländern.

Zwei Drittel der befragten Muslime halten demnach religiöse Gesetze für wichtiger als die Gesetze des Landes, in dem sie leben. Drei Viertel von ihnen finden, es gebe nur eine mögliche Auslegung des Korans.Diese Werte sind deutlich höher als die Anteile der entsprechenden Antworten unter einheimischen Christen.

Von diesen stellen nur 13 Prozent religiöse Regeln über staatliches Recht, und knapp 20 Prozent bestreiten, dass die Bibel unterschiedlich ausgelegt werden kann.

Die starke Tendenz zu religiösem Fundamentalismus unter Europas Muslimen ist für Ruud Koopmans alarmierend. „Fundamentalismus ist keine unschuldige Form strenger Religiosität“, erklärt der Soziologe. „Unsere Untersuchung zeigt vielmehr, dass Menschen mit fundamentalistischer Haltung gleichzeitig Gruppen, die von ihrem Standard abweichen – wie Homosexuellen oder Juden –, feindselig gegenüberstehen.“

Fast 60 Prozent der befragten Muslime lehnten Homosexuelle als Freunde ab, 45 Prozent denken, dass man Juden nicht trauen kann, und ebenso viele glauben, dass der Westen den Islam zerstören will. Die entsprechenden Werte unter christlichen Befragten im Vergleich: Immerhin 9 Prozent sind offen antisemitisch, 13 Prozent wollen keine homosexuellen Freunde, und 23 Prozent glauben, dass die Muslime die westliche Kultur zerstören wollen.

Im Six Country Immigrant Integration Comparative Survey wurden in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Österreich und Schweden 9.000 Menschen mit türkischem oder marokkanischem Migrationshintergrund sowie jeweils eine einheimische Vergleichsgruppe befragt. Erstmals kann auf dieser Basis die Frage nach Ausmaß und Auswirkungen des religiösen Fundamentalismus in Europa empirisch bearbeitet werden.
http://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/i ... verbreitet
Den Artikel fand ich sehr interessant.
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hawi
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Beitrag Di., 13.01.2015, 08:56

R.L.Fellner hat geschrieben:Der Artikeltitel verbindet bewußt die 3 Reizwörter - im Artikel selbst wird (was glaube ich, an sich nicht schwer herauszulesen wäre) differenziert. Und es wird versucht, darzustellen, wie wichtig aber durchaus auch herausfordernd es ist, "dem Islam" als Religion nicht generalisierend Unrecht zu tun, obwohl seit vielen Jahren Gewalttaten, darunter auch gezielte Auslöschungen zigtausender Andersdenkender im Namen dieser Religion verübt werden. Der Artikel weist darauf hin, dass diese Gewalt ihre Ursache möglicherweise in generationenlanger Unterdrückung, Perspektivenlosigkeit u.dgl. hat, mitunter wohl auch in Persönlichkeitsstörungen, sie aber eben auch nicht völlig von der Religion entkoppelbar ist.
Dass der Artikel dies tut, „Islam“, „Gewalt“, „Charlie-Hebdo-Morde“ thematisiert, finde ich gut.
Aber bewusst solche Reizworte für einen Artikel verwenden?!
Nicht ohne! Problematisch! Mittlerweile wimmelt es davon. Ganz bewusst nehmen die verschiedensten Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen diese Worte, und machen dann was draus.
Gar nicht so sehr beim Blog hier, aber bei einigem, das ich nun lese, geht mir schon der Hut hoch.
(bei wem oder was lass ich mal weg, würde nur zu Diskussionen führen, die nix bringen, aus meiner Sicht nicht).

Lieber stell ich mich mal ganz dumm, und frage mich, ob diese Reize eigentlich wirklich zusammen gehören (müssen)?
Mein Ergebnis: NEIN!

Ja, im Namen des Islam wurden und werden Tausende Andersdenkende getötet, umgebracht.
Gleichzeitig aber auch – wenn man nur Islam als „Menge“ nimmt – zig Tausende Gleicher.
Noch dazu findet dieses töten nicht hier, nicht in unseren Regionen statt, bisher mit ganz geriungen Ausnahmen, zu denen auch die „Hebdo Morde“ gehören. Die betroffenen Regionen? Wie offiziell anerkannt auch immer, aus meiner Sicht alles Kriegsregionen. Bürgerkriege, Völkerkriege, Kriege von Staaten, Religionsgruppen, auch Ethnien, auch Kriege verschiedener Weltanschauungen, und zu dem auch zum Teil Kriege um Rohstoffe, Macht, Einfluss ganz global. Ein ziemliches Durcheinander von Motiven, sich gewalttätig zu verhalten.

Islam? Der spielt dabei zwar eine Rolle, aber Islam als Gewaltursache? Seh ich nicht.
Seh ich auch sonst bei Religionen eher nicht. Schon gar nicht seh ich den Islam im Vergleich zu anderen Religionen bezogen auf das Thema Gewalt als bemerkenswert anders an.
Dass Religionen in der Theorie alle friedfertig sind, sein wollen, dies praktisch nie auf die Reihe kriegen? Normal!

Gewalt?
Steht für sich, hat Gründe.
Ein wenig davon klingt im Artikel an. Aber mir schon zu wenig, und eben auch zu sehr auf Islam fixiert. Wer in dies Thema einsteigen möchte?
Gäbe dazu viel, ein Angebot von mir:
https://www.youtube.com/watch?v=gtbPMlj-R7E
Etwas, das auch hier reinspielt, einerseits womöglich zu den Hebdo-Morden führte, andererseits aber
Jetzt auch bei der Auseinandersetzung mit gedacht werden kann/muss/sollte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenbe ... ndlichkeit
Zitiert zwar bezogen auf Deutschland, soweit ich weiß, aber nichts, bei dem Deutschland was besonderes wäre, auch da sehe ich die Welt grundsätzlich recht ähnlich, gleich.

Im zitierten Video zur Gewalt wird dies näher ausgeführt, finde ich mich jedenfalls wieder.
Ich bin froh, dass ich mich in Deutschland sicher fühle, sicher fühlen kann, bin auch froh, dass sich andere vor Deutschland sicher fühlen können. War es schon mal so friedlich hier, wie nun grad?
Wenn, dann bestimmt nicht oft und nicht lange.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell


chaosfee
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Beitrag Di., 13.01.2015, 11:55

kaja, solche Studien würde ich aber nicht so wichtig nehmen, siehe die jetzt veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung, nach der 90% der hier lebenden Muslime sich für die Demokratie aussprechen. Das widerspricht ja nun mal direkt der von dior zitierten Studie. Wenn ich mir jetzt Mühe gäbe, fände ich wohl zu jeder These - Mehrheit der Muslime integriert oder nicht integriert - eine Studie, die dies mit angeblichen Daten untermauert.

Ich finde es da doch viel bezeichnender, dass die negativsten Meinungen im Land über den Islam von dort ausgeht, wo die wenigsten Muslime leben, spricht wo die wenigsten Menschen Kontakt zu Muslimen haben. Über eine Pegida-Demo in Kreuzberg habe ich hingegen noch nichts gehört.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


kaja
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Beitrag Di., 13.01.2015, 12:12

Ich finde die Studie insofern sehr interessant da es, meines Wissens nach, bisher keine andere Studie gibt die sich auf Befragungen von Personen in mehreren westeuropäschen Ländern beziehen kann und eine entsprechende Vergleichsgruppe aufweist.

Es gab hier eine PEGIDA Demo, die bestand aus 400 Leuten und war nicht sehr erfolgreich. Für heute haben mehrere muslimische Verbände zu einer Mahnwache am Brandenburger Tor aufgerufen. Ideal um sich mal mit den Leuten zu unterhalten.
After all this time ? Always.

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