Wie kämpft man für Frieden?

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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blade
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Beitrag So., 24.01.2016, 04:57

an dem Dialog beteilige ich mich nicht weiter, keine Austauschmoral.
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Möbius
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Beitrag So., 24.01.2016, 13:11

Nun Blade, ich muß Ihnen zugeben, daß ich zuweilen etwas frivol bin. Gleichwohl halte ich daran fest, daß Sie, anstatt sich in die Niederungen der Praxis knien zu wollen, was man tun müßte um "für den Frieden zu kämpfen", auch weiterhin im Abstrakten bleiben. Sie schildern zwar isoliert ein Theorem spezieller Aggression, das nahezu allen hier, die unter traumatisierenden Gewalterfahrungen leiden und nicht gerade völlig bildungsfern geblieben sind, sehr wohl bekannt ist: beileibe nichts Erschütterndes oder Weltbewegendes - "buisness as usual" für Gewalterfahrene.

Sie stellen die Frage nach der Ursache - aber auf der Suche nach der Antwort fischen sie in der Gegend des "Kathegorischen Imperativs" herum. Diese Gegend ist seit 200 Jahren schon als wenig ertragreich bekannt. Trotzdem wirft man dort, wie unter einer Art Wiederholungszwang, auch heute noch die Netze aus und wundert sich, daß sie leer bleiben.

Die Ursache von Übergriffen, Aggression und Destruktion, Gewalt und Krieg habe ich zwar nicht erklärt, aber ihnen die Erklärung Freuds in die Hand gegeben, die sie gelangweilt wieder beiseite geklickt haben.

Das Prinzip ist einfach: jede organisierter Gesellschaft beruht darauf, daß ein erheblicher Anteil von Libido und Aggression ihrer Mitglieder "frei bleibt", dh nicht in individuellen "Besetzungen" gebunden ist. Dieses freie Potential steht dann "gesellschaftlichen Zwecken" zur Verfügung, kann auf den unterschiedlichsten Wegen für makrosoziale Instanzen rekrutiert werden. Es entsteht sodann eine feste Libidiobesetzung - der Mensch wird zum Idealisten. Sie selbst, lieber blade, liefern mit ihrer innigen Liebe zum Frieden, das beste Beispiel dafür: ein Teil dieser freien Libidio von Ihnen, die nicht an konkrete Objekte ihrer Lebenswelt gebunden ist, wird an ein Abstraktum aufgehängt: dem Frieden, und zwar dem "ganz großen Frieden" nicht nur zwischen den Staaten und Völkern, nein auch zwischen Mensch und Natur, der Erde und dem Universum und überhaupt allem (jaja, ich werde schon wieder polemisch, schon gut!)

Der Frieden ist ein relativ junges Paradigma - noch im 19. Jahrhundert liebte man den Krieg noch viel mehr, und viel von der Liebe zur Destruktion ist auch heute noch in uns lebendig. Frieden wird "erkämpft", und der Friedensliebende blade sucht sich ausgerechnet eine Waffe als nickname !

Dies ermöglicht es denjenigen Instanzen, welche die Definitionsmacht über "Frieden" errungen haben, sich Ihnen, blade, ganz konkret zu bedienen. Wer Ihnen zu sagen vermag, was "Frieden" ist, und wie er errungen werden kann, hält ihnen erfolgreich seine Sammelbüchse vor den Geldbeutelt, "rekrutiert" Sie auch ganz konkret als Petenten für Unterschriftensammlungen, als Demonstrant und Aktivisten, am Ende gar für den "Friedensdienst mit der Waffe", wozu Ihr nick ja schon eine gewisse Bereitschaft erkennen lässt: für die "gute Sache" ist man bereit, andere zu töten (die einem nie etwas konkret Böses getan haben, die man niemals vor dem Tötungsakt auch nur zu sehen bekam!) bzw. sich umgekehrt: totschießen zu lassen. Dafür sind Soldaten ja schließlich, nach Metternich, da: die Rekruktierung geht soweit, daß sie bis zur Selbstaufgabe reichen kann. Blickten wir früher verehrungsvoll zu Kriegshelden auf, so himmelt der postmoderne Mensch die Helden auf, die sich für Gorillas im Nebel, die freie Presse, die Menschenrechte schlechthin aufgeopferrt haben.

Die Köpfe der Denkmäler und die Inschriften sind austauschbar angelegt - nur die Denkmalssockel und die Rituale sind stets die Gleichen geblieben, seit es soetwas wie Zivilisation, Kultur und Geschichte gibt.

Und so wird es auch bleiben, solange es homo sapiens sapiens in dieser Form gibt, wie wir sie heute kennen.

Und deswegen ist auch jeder Kampf für den Frieden vergebens - heizt nur neue Kriege an. Wenn Sie wirklich etwas für "den Frieden" tun wollen - dann hören Sie auf, für ihn zu kämpfen, und tun sie das, was schon die Bergpredigt empfiehlt: lieben Sie Ihren Nächsten ! Nicht "die Flüchtling", den Schutz des Weltklimas und solchen Kokolores, sondern ihre Frau, Ihre Kinder, Eltern, Anverwandte, Nachbarn, Kollegen, die Menschen, die Ihnen auf der Strasse begegnen !

Gruß
Möbius

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blade
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Beitrag Di., 26.01.2016, 05:02

Danke für Ihre Meinung Herr Möbius.
Das von Ihnen Geratene tue ich bereits.

Ich finde nicht, daß ich im Abstrakten mein Versteck gerichtet habe, sondern im Gegenteil sehr konkret bin.
Sie sind ein differenzierter und sehr gebildeter Denker, also frage ich mich schon wieso Sie die Triebtheorie Freud's zur absoluten Wahrheit erheben möchten? Das dürfte Ihnen keineswegs entgangen sein.
Es gibt so etwas wie Triebe, das kann jeder in der persönlichen Erfahrung bestätigen, aber was diese ihrer Natur nach sind und worauf Sie zurückzuführen sind, das bleibt meines Erachtens offen.

Auch der apostolische/Welt-erklärende Anspruch der Freudianer steht meines Erachtens auf virtuellen Füssen.

Es ist sicher nobel und nötig eine persönliche Ethik zu entwickeln, doch das als einziges Mittel zur Erreichung des Friedens zu entwerfen, geht an der Tatsache vorbei, daß es noch andere Mitspieler gibt (zT und Spiel-entscheidend solche, welche nicht müde werden immer wieder auf die andere Backe einzudreschen).
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Möbius
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Beitrag Di., 26.01.2016, 05:58

Die Lehre von Sigmund Freud ist wahr, weil sie allmächtig ist. Das Evidenzerlebnis ihres Funktionierens als Heilmethode ist es, was für mich als schieren Pragmatiker ausschlaggebend und auch gegen wissenschaftliche Kritik imun ist. Von Wissenschaft halte ich nicht viel - ich habe in den Wissenschaftsbetrieb gerade auch der Sozialwissenschaften Einblick nehmen dürfen oder müssen: nicht nur Juristen können alles beweisen, einschließlich des Gegenteils. Die Praxis ist daher für mich zum alleinigen Prüfstein geworden: gut, wahr und richtig ist: was uns bei der Bewältigung der ganz konkreten Aufgaben des einzelnen konkreten Lebens hilft.

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Hiob
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Beitrag Di., 26.01.2016, 12:46

Möbius: Die Lehre von Sigmund Freud ist wahr, weil sie allmächtig ist.
...und indem du ständig davon redest, bist du es auch.

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Möbius
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Beitrag Di., 26.01.2016, 14:58

Ich identifiziere mich bewußt und gezielt mit S. Freud: das ist der Versuch, eine Über-Ich-Prothese zu errichten.

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blade
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Beitrag Di., 26.01.2016, 16:53

Ich finde das steht Ihnen zu Herr Möbius,

dann ist das eben Ihr gewähltes Credo.
Daran ist nichts auszusetzen.

Wenn ich in Zukunft mit Ihnen schreibe, werde ich das im Hinterkopf bewahren.
Allerdings teile ich Ihre Auffassung diesbezüglich nicht und betrachte es eher als eine Art von Religion (welche sich gemäß Ihres diesbezüglichen Paradigmas nicht wissenschaftlich erklären lassen muss, ein Paradigma, das häufig bei Religionen angewandt wird; meine persönliche Ansicht ist, daß Religion und Wissenschaft in vielleicht gar nicht ferner Zukunft vollständig zur Deckung gebracht werden, sofern sich beide mit Wahrheit beschäftigen)
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blade
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Beitrag Di., 26.01.2016, 17:12

Und daß ich bereit sei Unschuldige zu töten für den "Frieden" das weise ich strikt von mir.

Meine Friedensliebe hat auch Grenzen.
Ich halte es da eher mit dem Avenger: No peace without justice.

Also ist meine höchste geistige Liebe nicht auf den Frieden sondern auf die Gerechtigkeit gerichtet.
Vielleicht sollten Sie Ihren Analyseversuch diesbezüglich anpassen?

Gerechtigkeit ist mE eine Conditio sine qua non für den Frieden.

Im übrigen habe ich schon eine Erklärung für all die Ungerechtigkeit anzubieten (die von Ihnen postulierte Libido-Überschuß-Verabwegungsthese hat in dieser Platz, als Teilmenge).

Es gilt, Sie als Hobbystratege müssten dieser Überlegung problemlos folgen können, zu fragen: Wem nützt es?

Letztlich nützt es keinem Menschen wirklich.

Wenn man aber wie ich nicht wirklich an Zufall glaubt, dann muss es jemanden geben, dem es nutzt.

Wenn es aber keinem Menschen nutzt, dann nutzt es jemandem, der oder die kein Mensch ist.
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Möbius
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Beitrag Di., 26.01.2016, 17:27

Zur Justiz passt ja auch das Schwert weitaus besser, als zum Frieden ! Ich glaube, es war Nietzsche, der schon darauf hinwies, daß: "ich bin gerecht" sich nur marginal unterscheidet von: "ich bin gerächt".

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blade
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Beitrag Di., 26.01.2016, 17:51

ich würde sogar sagen: es unterscheidet sich gar nicht.

Nur bevor Sie mir Eigennutz und Heuchlerei vorwerfen, bitte ich Sie über diese Idee nachzudenken:

Menschen wie Myhre zB sind bereit für andere zu tragen (eine noble und ehrenwerte Gesinnung) einerseits beinhaltet das aber auch die Möglichkeit die Last des Schicksals umzuverteilen und somit den Missbrauch per se (was ich Myhre niemals unterstellen möchte) aber auch folgende Möglichkeit, nämlich:

Eine Möglichkeit in der sich Eigennutz und Allgemeinwohl nicht widersprechen.

(es ist übrigens nicht nur Platon, der den Raum der Ideen als tatsächlich existent postulierte, es war auch
Burkhard Heim
ein Physiker, der ähnlich wie Moondog - ein genialer Musiker - durch eine Explosion in frühen Jahren weltlich stark beschränkt wurde....das war ein Schuss nach hinten aus der Sicht des Demi...und ein großer Sprung nach vorne aus göttlicher...)
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Beitrag Do., 28.01.2016, 12:17

Als nächstes müsste man den Nachschub des Gegners angreifen.

Leidet NICHT.
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blade
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Beitrag Do., 28.01.2016, 12:30

die Prägung auf dem Heft meines Schwertes lautet: 23
das ist keines Menschen Namen.
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Beitrag Do., 28.01.2016, 12:46

verdammt
ich warte vergeblich auf Verbündete...................
egal´
mit mir legt man sich nicht an. PUNKT
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blade
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 11:56

Zur Zeit tendiere ich zu folgendem Resümee:

Man kämpft am Besten für den Frieden indem man lernt immer wieder mal an diese Option zu denken.

Ich hoffe wirklich, das bleibt nicht der Weisheit letzter Schluss und wir werden uns dereinst einmal bewusst über die Luft, die wir atmen.
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Beitrag Fr., 17.06.2016, 12:01

Ein Spruch: Wenn Unrecht zu Recht wird, dann wird Widerstand zur Pflicht.
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