Beziehung als adipöse Frau

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Herzeleide
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 15:56

Mondin hat geschrieben:Schau hin - die halbe Bevölkerung ist dick. Es ist im Grunde längst kein Problem mehr, es sei denn, man macht es zu einem.
Dein Beitrag ist beeindruckend - ABER: in dem hier Zitierten spiegelt sich meiner Meinung nach das Problem der sog. "Fat Acceptance": dass nämlich in dem ganzen "Seit du selbst"-Kram gerne ausgeblendet wird, dass so starkes Übergewicht Krankheit und Einschränkung bringt. Dass wir es mit einer knallharten Sucht zu tun haben und mit den Folgen von globaler industrieller Überernährung. Für mich IST das ein Problem. Und ich kann ein neues Essverhalten nur lernen, wenn ich diesen Fakten auch mal ins Gesicht sehen kann. Zu Heroin-Süchtigen sagt man ja auch nicht, dass Junkie-Sein "kein Problem" ist.

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Mondin
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 16:41

Huhu Herzeleide! Ich ging davon aus, dass jeder weiß, dass starkes Übergewicht ungesund ist. Nur muss ich mir nicht tagtäglich selbst Angst machen, vor eventuellen Gesundheitsproblemen, um das zu wissen. Um abnehmen zu können muss man sich entspannen und sich anderen Dingen zuwenden. Ich bin dick - gut. Das ist nicht gesund - gut.

Sonst noch ein Problem?
Ich mache mir keine mehr. Sonst hätte ich nämlich wieder Frust und damit Essdrang.

Tu ich mir nicht mehr an. Fertig. Man kann es nun einmal nicht von heute auf morgen ändern, was, würde man es mittels Rosskur versuchen, mindestens genauso ungesund, wenn nicht lebensbedrohlich wäre.

Kein Stress, alles in Ruhe und mit Genuss. So, dass ich es den Rest meines Lebens werde beibehalten können und somit auch kein Opfer des Jojos werde. Und nur so funktioniert das für mich. Denn ständige Gewichtsschwankungen sind noch weitaus schädlicher als konstantes Übergewicht.

LG
Mondin

PS: Ich bekomme auch mit Übergewicht immer mal wieder Komplimente. Vermutlich weil ich mich wohlfühle in meiner Haut. Ich sehe auch dick gut aus und habe ein schönes Gesicht. Ein bisschen wie das Blog das ich verlinkt habe, ich bin ein ähnlicher Typ, nur fast 20 Jahre älter. Man darf sich auch dick schön finden.

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Nico
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 16:56

Die Frage ist halt nur wie lange der Rest deines Lebens noch dauern wird und wie er verlaufen wird.
Ist aber natürlich deine Sache Mondin.
Es ist ja ok wenn du dein Gewicht ok findest, aber ich finde es auch ok wenn andere dicke Menschen nicht gar so prickelnd finden.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Mondin
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 17:04

Missverständnis, Nico! Ich strebe einen langfristigen Gewichtsverlust an (ca. 20 Kilo sind bereits weg). Nur geht das nicht mittels sich selbst verrückt machen (mit Angst vor gesundheitlichen Folgen u. ä. Kasteiungen mehr) oder rigidem Diätgedöns. Eine Essstörung ist etwas anderes als ein paar Kilos zuviel. Eine Esstörung ist die absolute, übermächtige Fixierung auf das Essen und das eigene Essverhalten. Und so lange diese übersteigerte Fixierung nicht gelöst ist, bleibt das Problem übermächtig und damit unlösbar.

So lange ich mir sage: Ich bin fett, das ist schrecklich und ungesund, ich bin hässlich und muss abnehmen! - So lange werde ich keine Energie dazu haben das Leben zu genießen und dann ganz automatisch Gewicht zu verlieren, weil der Fressdruck verschwindet. Wenn ich jedoch das o. g. stets zu mir sage, steigt besagter Fressdruck ins Unermessliche.

So funktioniert das nun einmal nicht bei Essgestörten.

LG
Mondin

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Nico
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 17:17

Ja das ist gut möglich, ich glaube du kennst dich selbst sehr gut und weißt wie du mit dir umgehen musst um Erfolg zu haben. Du hast das ja auch schon bei anderen Situationen geschafft.
Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass diese Taktik bei manch anderem dicken Menschen einfach dazu führt, dass er sich mehr oder weniger zufrieden zurücklehnt und weiter zunimmt.
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Schnuckmuck
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 17:24

Also ich achte extrem auf meine Gewicht und verpasse dadurch viel an Lebensglück. Wir waren in Italien und ich habe ein kg zugenommen. Jetzt bin ich nochmal allein mit den Kids im Urlaub und entsage vielem, nur damit nicht noch ein kg dazu kommt. Und das bei einer grossen von 1,76 mit 60 kg.

In meinen Augen esse ich immer noch zu viel und werde das kg in dieser Woche nicht abnehmen, das ist schon ein Problem für mich. Wer hat da wohl mehr vom Leben.

Hackt nicht immer auf den genussmenschen herum. Ich wäre froh, könnte ich gewichtstechnischer lockerer sein. Ich glaube, man könnte sich eine Scheibe Genuss abschauen!

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Mondin
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 17:40

Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass diese Taktik bei manch anderem dicken Menschen einfach dazu führt, dass er sich mehr oder weniger zufrieden zurücklehnt und weiter zunimmt.
Ich denke, Nico, dass die wenigsten Menschen gerne dick sind. Man merkt ja die Nachteile recht deutlich wenn man nicht gegensteuert. Das fängt bei Gelenkschmerzen an und hört beim übermäßigen Schwitzen auf, wenigstens wenn wir von sehr starkem Übergewicht reden. Man kann sich das schönreden, das ist aber nicht das Gleiche wie eine Selbstakzeptanz, die ein freundschaftliches Verhältnis mit sich selbst pflegt. Eine Freundschaft mir sich selbst beinhaltet auch den Wunsch gut für sich zu sorgen.

Das bedeutet ganz selbstverständlich auch den Wunsch sich ohne Schmerzen bewegen zu können, sich im Freien und in der Hitze auch draußen bewegen zu können um Spaß zu haben. Es impliziert den Wunsch nach einer gewissen Fitness, die einem ein aktives Dasein gestattet. Kurzum, wenn man mit sich selbst Freundschaft und Frieden schließt, kommt der Wunsch nach Gesundheit von ganz allein.

Ist das nicht so, dann helfen auch keine Drohszenarien und die Adipositaschirurgie, die jedes Jahr X Tote produziert, wird weiter lukrativ sein. Es wird auch ein Geschäft damit gemacht den Leuten einzureden, sie müssten unbedingt schlank sein, am besten gestern.

LG
Mondin

PS@Schnuckmuck, bist Du essgestört? Es liest sich fast so.

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Nico
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 17:54

@ Schmuckmuck

Extreme - egal in welche Richtung sind niemals wirklich gut.
Ich bin nicht dünn, aber auch nicht dick, hab bei 1m 85 meine 82 kg ziemlich konstant, Höchstgrenze 85 kg.
Wobei ich mich selten auf die Waage stelle.
Genießen kann ich Essen ungemein, Kalorien zählen kenne ich nicht aber so richtig sündigen ( mit gutem Gewissen) kann ich wenn ich gerade sehr viel Sport mache. Dann darf es ruhig einmal ein echt riiiiesen Eis mit Sahne sein oder 15 Schwedenbomben auf einen Sitz.
Das kann ich sehr genießen ( gutes Essen sowieso) aber ich kann diese " Ausreißer" auch problemlos weglassen wenn ich gerade mal weniger Bewegung mache.
Es ist also nicht immer nur entweder - oder, es geht auch beides.

Wenn man eine Essstörung hat geht das wohl eher nicht.
Ich kenne das nur vom Alkohol, da geht bei mir nur NULL weil ich Alkoholiker bin.
Ich habe da so wie Mondin meine ganz eigene Strategie um ohne Alk auszukommen, würde die einem anderen mit Alkoholproblemen jedoch nie empfehlen sondern höchstens als Anregung erzählen denn jeder muss seine eigene Strategie entwickeln wenn er Erfolg haben will.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Schnuckmuck
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 18:25

Ich gebe xur recht, alles extreme ist negativ. Ob katzenzucht, Hobbys, putzwahn....

Ich bin viel zu sehr diszipliniert in allem und ich würde mir echt wünschen, ich könnte mal fünfe gerade sein lassen. Auch beim gewicht. Und ich glaube dass man mit einem genussmenschen auch sehr viel Spaß hat. Daher kann ich mir eine Beziehungen zwischen schlanken und fülligeren Menschen durchaus als sehr glücklich vorstellen. Weil man auch profitiert.

Ich gönne mir abends meinen aperol und ich sage dir, die krisen die ich wegen dem bisserlAlkohol hatte haBen mich arg beschäftigt. Ging es doch gegen meine Prinzipienirgendwann von überhaupt irgendwas abhängig zu sein. Ich habe das Problem mit alkfreiem Sekt gelöst., aber das ist ein Kompromiss, nur damit ich Kontrolle habe.

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Nico
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Beitrag Mo., 25.07.2016, 18:52

Nun Kompromisse sind so lange in Ordnung solange man gut damit Leben kann.
Ich trinke heute alkoholfreies Bier und entalkoholisierten Wein den ich seeeehr genieße.
Allerdings ist das für mich eigentlich gar kein Kompromiss sondern meine ganz innerste Überzeugung.

Ich glaube nicht, dass dicke Menschen mehr oder besser genießen können.
Was die machen ist kein Genuß mehr sondern viel mehr Zwang und Gewohnheit.
Versuche einmal etwas was du genießen kannst jeden Tag zu machen, dann ist nix mehr mit Genuß egal was es ist.
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Nico
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Beitrag Di., 26.07.2016, 06:28

Leben Dicke wirklich länger?

http://www.faz.net/aktuell/wissen/mediz ... 46905.html
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Mondin
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Beitrag Di., 26.07.2016, 08:33

Nico - einer reinen Dickendiskussion (Pro oder Kontra) sollte man mAn ein eigenes Thema gönnen. Hier im Thread geht es ja um Beziehungen und die dafür nötige Selbstakzeptanz. Wir sind eh bereits ziemlich weit auf Abwege geraten, thematisch, fürchte ich.

LG
Mondin

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Nico
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Beitrag Di., 26.07.2016, 09:13

Ja schon.
Also zurück zum Thema.
Was soll also an Beziehungen für Dicke anders sein als an Beziehungen für Dünne, Große, Kleine, Alte,Junge, Gerade und Schiefe ?
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Mondin
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Beitrag Di., 26.07.2016, 09:50

Gar nichts. Die Frage könnte auch lauten: Wie funktioniert Partnersuche mit Selbstunsicherheit? Bzw. wie überwindet man diese?

Dicksein ist also so oder so hier nur untergeordnetes Thema. Aber auch das war erst einmal zu klären, wenn man sich das hier so durchliest.

LG
Mondin

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Thread-EröffnerIn
Dengue
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Beitrag Mi., 27.07.2016, 00:11

Öhm, ich lese den Begriff "Fat acceptance" und sehe mal wieder, wie er falsch verstanden wird. Es geht nicht darum - mMn - die eigene füllige Figur zu glorifizieren, sondern darum, dass einfach akzeptiert wird - ich hoffe Nico, dass du weißt, was Akzeptanz bedeutet - dass ein Mensch übergewichtig ist. Für mich bedeutet das, eine Umwelt zu schaffen, in denen Übergewichtigen erlaubt ist zu existieren. Man muss Übergewicht nicht toll finden und kann seine eigene Meinung dazu haben. Aber man sollte den Betroffenen einräumen, dass sie das Recht haben, sich tot zu fressen. Und man sollte ebenso akzeptieren, dass "wir" unser Leben mit dem Zuviel selbst gestalten, ohne falsch gut gemeinte Ratschläge (ich habe mal gelesen, dass ein User eines Forums Dicke bewusst herabwürdigt, damit sie verstehen, dass ihr Lebensstil schlecht ist und sie die Motivation gewinnen abzunehmen) oder sonstiges.
Ich habe mein eigenes persönliches Problem mit meinem Übergewicht und ich möchte die Chance haben auf meine Weise damit umzugehen. Mein positives Beispiel dazu: Ich war die Tage im Fitnessstudio (im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes, welches ich gerade begonnen habe zu absolvieren) und keiner hat sich um meine Ausmaße geschert. Der Trainer hat mich sehr gut eingewiesen und mir Tipps zm Training gegeben, mich einfach ernstgenommen und eine Person gesehen, die ihre körperliche Belastbarkeit steigern möchte und Gewicht verlieren will.
So möchte ich behandelt werden.

Mondin, ich danke dir wieder, denn um eine gesamtgesellschaftliche Diskussion geht es mir hier nicht.
Ich glaube, dass ich momentan an dem Punkt stehe, den du in deinem ausführlichen Beitrag genannt hast: Ich fühle mich sehr schnell verletzt, wenn Dicksein negativ benannt wird. Die Gelassenheit würde ich gern in Zukunft entwickeln, weil sie mir die Daumenpresse entfernen könnte, die ich mit Abnehmprozessen verbinde.
Ich brauche aber auch ein besseres Selbstbild oder auch für den Anfang eine bessere Selbstakzeptanz. Ich mache wohl meine Meinung von mir selbst noch zu sehr von den Meinungen anderer abhängig. Ich finde es aber sehr schwer, das zu entkoppeln. Wenn dir immer wieder zu verstehen gegeben wird, dass du nicht richtig bist, so wie du bist, ist es ein härterer Weg, sich selbst gut zu finden, wie man ist.
Ich bin nicht in einem Vakuum, andere Menschen reagieren auf mich und das bestimmt mein Bild von mir selbst.

Ich bin froh darum, dass ich die Bewilligung für meine stationäre Therapie fast durch habe, denn all die Themen kann ich dorthin mitnehmen und bearbeiten. Dort kann ich auch besprechen, wie ich mein Ich-sein wieder aufbauen kann, nachdem es mir systematisch genommen wurde.

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