Therapie beenden - auf anderer Ebene fortsetzen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lisbeth
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 10:28

LuciaEtoile glaubt halt, dass sie das Spiel des Therapeuten auf Augenhöhe mitspielen kann und merkt nicht, dass sie im längst auf den Leim gegangen ist, dass er sie schon lange in sein Spinnennetz eingewickelt hat, auch wenn sie sich noch ein wenig bewegen kann. Schon allein dass sie Angst hat, dass er aus ihrem Leben verschwinden könnte, sagt alles. :roll:

Dass Sterne auch verglühen können, wenn sie der Sonne zu nahe kommen, anstatt heller zu strahlen, diese Erfahrung fehlt ihr. Ich würde sagen, man muss nicht jede Erfahrung unbedingt selbst machen. Viel Glück LuciaEtoile, ich hoffe, du schaffst es noch mit einem blauen Auge da raus zu kommen.
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― Anne Lamott

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reddie
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 10:44

Vor 30 Jahren: Meiner hatte auch so eine kranke Frau (er war nicht mein Therapeut, sondern mein Professor).

Sie wird mich wahrscheinlich überleben und ist heute 85.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 11:23

meiner hatte eine Frau die ihn nicht versteht.
Auch so ein Klassiker. Ich war jung und dumm und hab das erstmal echt geglaubt

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reddie
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 11:32

Es ging am Ende so auseinander (nach 7 Jahren), dass ich mit der Frau ein Gespräch führte. Wir haben sogar über ihn gescherzt.

Sie sind wohl immer noch zusammen.😉

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LuciaÉtoile
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 11:42

Tja Leute,

mir geht es wirklich nicht gut mit der Situation.
Ich merke dass es viel mit mir macht und irgendwie fühlt es sich, trotzdem ich gut Grenzen setzen kann und weiß, was ich nicht will, doch nach einer Abhängigkeit an.

Das wir an vielen Punkten nicht auf Augenhöhe sind, das ist so.
Ich werde nur den Gedanken nicht los "Was ist, wenn ich es heute beende und es mir hinterher schlechter damit geht, als vorher? Was wäre wenn es doch eine Freundschaft hätte werden können und es nur Zeit gebraucht hätte?"

Und gleichzeitig komme ich mir dabei dumm und naiv vor...

Angst vor ihm und seinen Reaktionen habe ich tatsächlich nicht. Ob das jetzt gut ist oder zu blauäugig, das kann ich gerade nicht beurteilen.
Mir ist aber sehr wohl bewusst, dass ich auf mich aufpassen muss.

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LuciaÉtoile
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 11:51

Ich bin mir ziemlich sicher dass er wirklich eine totkranke Frau hat und das nicht erfunden und auch nicht erzählt hat, um ein Spiel zu spielen.
Er hat es schon vor Monaten erwähnt und dann erst zögerlich, zu dem Zeitpunkt, als ich die Gesundheitsfürsorge für meinen Papa hatte und entscheiden musste, wie es mit ihm weitergehen soll.
Deswegen hat er mir seine Situation geschildert, damit ich verstehe dass er bestimmte Gefühle nachvollziehen kann und auch ähnliche Erfahrungen gemacht hat.

Lisbeth, deine Aussage mit dem Spinnennetz macht mich wirklich nachdenklich.
Vielleicht bin ich ihm tatsächlich auf den Leim gegangen, aber das ist erstens schwer mit meinem Selbstkonzept zu vereinbaren und es würde jedes (Therapie-) Gespräch in Frage stellen.
Alles was er gesagt hat, weil er dann hauptsächlich eigene Ziele verfolgt hätte und das würde sich dann wirklich missbräuchlich anfühlen.

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amorfati
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 11:54

Lucia, hier schreiben dir teilweise Leute mit ganz ähnlichen Erfahrungen. Ja, es wird wehtun. Wird es aber so oder so. Je länger, desto schlimmer.
Du hast doch hier im Forum gelesen, bevor du dich angemeldet hast. Hast du ein Happy End in Erinnerung...? Ich auch nicht.
Wollte ich aber auch nicht wahrhaben. Ich habe auch gedacht "na, bei uns ist das aber dich ganz was anderes".
Aber jede(r) muss eigene Erfahrungen im Leben sammeln. Ich wünsche dir, dass du da halbwegs heil ganz bald wieder rauskommst.

PS.: im Grunde ist doch nun wirklich egal, ob die Frau tatsächlich todkrank ist oder nicht. Er nutzt seine Position und dich aus. Und die Frau wird eh schon emotional betrogen.

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lisbeth
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 12:05

LuciaÉtoile hat geschrieben: Sa., 09.03.2024, 11:42 Ich werde nur den Gedanken nicht los "Was ist, wenn ich es heute beende und es mir hinterher schlechter damit geht, als vorher? Was wäre wenn es doch eine Freundschaft hätte werden können und es nur Zeit gebraucht hätte?"
Sich aus einer Abhängigkeit zu befreien fühlt sich im ersten Moment nie toll an. Das tut höllisch weh und ich glaube viele hier können nachvollziehen, dass du davor zurückzuckst.

Gleichzeitig: Willst du wirklich eine "Freundschaft" mit diesem Menschen, der - anstatt dich lege artis zu behandeln - nach seinem eigenen Vorteil Ausschau gehalten hat und auf Krankenkassenkosten nett mit dir plaudert? Der - anstatt dir dabei zu helfen deine eigene Trauer zu verarbeiten - sich bei dir ausheult, wie schwer ER es doch hat mit seiner schwerkranken Frau und dich in einer astreinen Rollenumkehr festnagelt? Der die Therapie mal so Knall auf Fall beendet, damit ER eine Freundschaft (Freundschaft plus?) zu dir aufbauen kann - ohne Rücksicht auf DEINEN Therapiebedarf der ganz sicher weiter da ist?
Bist du dir wirklich so wenig wert, dass du das als Grundlage für eine lohnenswerte Freundschaft siehst? Du bist mit deinen Bedürfnissen in eurer bisherigen Interaktion schon viel zu kurz gekommen, obwohl es sogar sein Job gewesen wäre und er dafür bezahlt wurde, dass er vor allem nach deinen Bedürfnissen schaut. Das Muster wird sich weiter fortsetzen und verfestigen, egal ob mit oder ohne Sex.

Dass du dich geschmeichelt und aufgewertet fühlst, weil ein vermeintlich "wichtiger" Mensch wie dieser Therapeut/Prof deine Nähe sucht, dich "interessant" findet, ist verständlich. Aber da hakt er sich auch nur in einer alten Wunde bei dir ein, weil du vermutlich eine tiefe Sehnsucht nach Gesehenwerden und Beachtung finden in dir herum trägst. Er nutzt deine Wunden und Sehnsüchte schamlos aus. Das sollte in einer Therapie bearbeitet werden und nicht in einer "Freundschaft".

Wenn du Angst vor dem Loch hast, das die Beendigung des Kontaktes für dich reißen würde, dann sorge vor: Kümmere dich um einen neuen Therapieplatz. Oder gehe - um überhaupt erstmal eine Anlaufstelle zu haben - zur psychologischen Beratung an deiner Uni oder zu einer anderen Beratungsstelle. Und fang JETZT an, deine anderen Kontakte zu aktivieren und auszubauen.
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― Anne Lamott

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lisbeth
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 12:08

LuciaÉtoile hat geschrieben: Sa., 09.03.2024, 11:51 Vielleicht bin ich ihm tatsächlich auf den Leim gegangen, aber das ist erstens schwer mit meinem Selbstkonzept zu vereinbaren und es würde jedes (Therapie-) Gespräch in Frage stellen.
Alles was er gesagt hat, weil er dann hauptsächlich eigene Ziele verfolgt hätte und das würde sich dann wirklich missbräuchlich anfühlen.
Ich glaube dass es Teil des Erwachsenwerdens und -seins ist, sein Selbstkonzept immer wieder hinterfragen zu müssen. Kann sein, dass Vieles von seiner Seite unbewusst gelaufen ist. Aber spätestens an diesem Punkt wo ihr jetzt seid, weiß er ganz genau was er tut. Er könnte das auch einfach beenden, weil ER persönlich zu verstrickt ist, und dir dabei helfen, einen neuen Therapieplatz zu finden. Punkt. Stattdessen nutzt er dich und deine Bedürftigkeit aus, und ja, das fühlt sich eklig-klebrig an.
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― Anne Lamott

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LuciaÉtoile
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 12:17

Ja, Lisbeth.
Ich gehe jetzt mal los. Wünscht mir Kraft, Klarheit und alles, was es erfordert, um verantwortungsbewusst für mich zu sorgen.
Hab jetzt schon ein bisschen Angst vor der Situation.

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lisbeth
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 12:19

Spürst du vielleicht auch ein kleinwenig Wut auf ihn? Vielleicht hilft dir das, damit du deine Grenzen gut wahren kannst.
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Kirchenmaus
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 12:28

Jetzt bist du schon unterwegs. Alles Gute!

Ich möchte dir nur noch schnell mitgeben, dass mir mein ehemaliger Religionslehrer Briefe geschrieben hat, in denen er von der wunderbaren und tiefen Freundschaft zwischen uns, zwischen Mann und Frau, sprach.
Ich war damals 14, er etwa 60. Ach, und er war geweihter Priester. Und als ich im Pfarrhaus übernachtete … – den Rest kannst du dir denken.

Ebenso wie ein über alle Zweifel erhabener ehrwürdiger alter Priester ein Kind missbrauchen kann, so kann ein über alle Zweifel erhabener ehrwürdiger alternder Professor seine ehemalige Patientin missbrauchen. Nur weil es nicht sein darf, kann es doch sein.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Pantoffeltierchen
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 12:28

Liebe Lucia!

Erstmal muss ich dir sagen, dass ich es toll finde, dass du hier weiter liest und nicht alles abblockst. Ich konnte das damals nicht. Das zeugt schon von einer gewissen inneren Reife. Gleichzeitig sind da ganz viele Gefühle des nicht wahrhaben Wollens und Verlustängste, die ich auch kenne. Es ist furchtbar schwierig sich dem alleine zu stellen. Such dir bitte einen Folgetherapeut/eine Folgetherapeutin, damit du eine/n WegbeleiterIn hast. Nur dadurch habe ich es schließlich geschafft diese Abhängigkeiten zu überwinden.

Ganz ehrlich, die meisten von uns, die ähnliches erlebt haben würden wohl am liebsten zu dir fahren und dich davon abhalten zu ihm zu fahren. Nicht weil wir dir nicht glauben, nicht weil wir gemein sind, sondern weil du (leider) nicht die erste bist die das durchmachen muss(te) und nicht die erste die es nicht wahrhaben will. Aber ich war halt auch so eine die es nicht wahrhaben wollte und nichts was hier geschrieben wurde hat mich überzeugen können. Jahre später habe ich mich in meinem alten Thread bedankt und entschuldigt, aber es hat Jahre gedauert um aus dieser emotionalen Abhängigkeit raus zu kommen. Ich wünsche dir so sehr, dass es bei dir nicht so weit kommen muss und so wie du dich hier präsentierst, glaube ich dass du das schaffen kannst. Aber bitte hol dir Hilfe! Du musst diesen Weg nicht alleine gehen :heart:
Zuletzt geändert von Pantoffeltierchen am Sa., 09.03.2024, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Pantoffeltierchen
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 12:30

Ich wünsche dir alles Gute und die nötige Klarheit im Gespräch und dass du bei dir bleiben kannst. Wir würden uns freuen, wenn du nachher berichtest. Und: wenn du nachher was brauchst, wir sind da ❤️
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Charlie Foxtrott
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Beitrag Sa., 09.03.2024, 13:02

Hej,
auch ich vermisse väterliche Freunde, weil mein Vater meist mit seinen eigenen Problemen beschäftigt war. Die hole ich mir im Sportverein und im Ehrenamt. Meist ist dann auch die Frau bzw. dessen Partner dabei.
Auch Dein Bedürfnis nach einem Mentor kann ich verstehen. Als ich mit meinem Prof. mal auf Dienstreise war (der war schwer in Ordnung) hat sich das ganz anders angefühlt als Du es hier beschreibst.
Du hast Dir ein Denkverbot auferlegt: bei Profs gibst das nicht. Doch, auf dem Weg dahin muss mensch viel anderes zurückstecken, bei manchen sinds die sozialen Kompetenzen. Haben wir in der eigenen Familie (ich rede von dem mit seiner Praktikantin...)
Viel Kraft beim Finden der richtigen Ersatzeltern!

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