Berührung in der Therapie/Umarmung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Solage
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 19:29

Genau Anna-Luisa, DAS meine ich!
Solange die Identifizierung mit dem Täter noch besteht und dadurch die Schuldgefühle des Täters übernommen werden, wird der Täter entlastet.
Das sollte in einer Therapie meiner Meinung nach bearbeitet werden und nicht wiederholt, indem z. B. die Therapeutin oder wer auch immer in Schutz genommen wird: Weil ich so bedürftig bin, wurde das mit mir gemacht!
Oder, sie hat es doch nur gut gemeint, ich wollte das doch auch!
Das Angebot der Berührung kann ich doch nicht ablehnen, weil so gut gemeint. Was passiert, wenn ich wirklich NEIN sage, werde ich dann abgelehnt?
Und jetzt wurde es gemacht und was macht das mit mir? Bin ich selbst- oder fremdbestimmt?

Ich bin der Meinung, dass Therapie hilfreich ist, wenn eine Vertrauensbasis erarbeitet wurde, die auch Kritik und ein deutliches NEIN verträgt.

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Solage
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 19:44

Philosophia hat geschrieben: Fr., 05.10.2018, 19:05 Hätte mich auch gewundert, Solage, wenn du es anders gemeint hättest. Du bist da ja sehr klar in deiner Haltung.
Was Übergriffigkeit angeht - letztendlich entscheidet der, dem "es" passiert ist, ob es ein Übergriff ist. Ich denke, es gibt zwar objektive Kriterien, aber ich kann auch nur sagen, dass ich es übergriffig empfinde - muss ein anderer nicht so empfinden. Hier hätte ich mich längst ausgeklinkt, wenn nicht lifeislife selbst Zweifel angebracht hätte.
Das ist ja das Verzwickte!
Derjenige entscheidet, ob ein übergriffiges Verhalten für ihn ein Übergriff ist!
Nur, wenn die Person so konditioniert ist, vielleicht aufgrund übergriffiger Erfahrungen in der Vergangenheit, diese nicht zu erkennen, weil damals für sie normal! Dann ist die Person darauf angewiesen, dass ihr in einer Therapie eben anders begegnet wird.


mio
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 19:47

Die Begründung für solche "therapeutischen" körperlichen Berührungen ist dass sie quasi den "vorsprachlichen" Bereich berühren, also ganz frühe Erfahrungen/Gefühle angesprochen und damit deutlich gemacht werden können (bevor es die Sprache überhaupt gab für den Patienten) die verbal niemals erreichbar wären. Und das ist auch in "modernen" Analytikerkreisen durchaus Thema, ob und wann das Sinn macht und wann nicht.

Aber es ist natürlich immer leichter die "bösen Therapeuten" ins Visier zu nehmen.

Nur mal so...


mio
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 19:59

Für die die sich dafür näher interessieren:

https://www.lptw.de/archiv/vortrag/2006 ... en2006.pdf

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Solage
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:01

Mio,

Du kannst selbst finanziert bewusst eine Körpertherapie in Anspruch nehmen, weil Du das Vorsprachliche bearbeiten möchtest, so Du daran glaubst.

In der ambulanten analytischen Therapie gehört das nicht zur kassenfinanzierten Therapie. Da ist Körpertherapie nicht zugelassen. Heißt ja nicht, dass das nicht helfen kann.

Nur, die Begründung geht von wem aus?
Wer bestimmt was mir gut tut?
Dem einen mag es sehr helfen und den anderen irritiert das vielleicht.

Genauso gibt es Stimmen, die sagen, dass die körperliche Berührung von sich wegführt und den Körper des Therapeuten in den Fokus stellt.

Nicht die BÖSEN Therapeuten, sondern vielleicht ihre Fehleinschätzung im Einzelfall!


mio
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:03

Lies Dir den Link durch, dann verstehst Du etwas besser wovon ich spreche...


mio
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:11

Solage hat geschrieben: Fr., 05.10.2018, 20:01 Dem einen mag es sehr helfen und den anderen irritiert das vielleicht
Ich fand übrigens gerade Irritationen - egal welcher Art - immer ausgesprochen hilfreich. Da ging der Weg in der Regel längs...und zwar MEIN Weg.

Ich finde es einfach ein bisschen arg war ihr hier teils aus dem Erlebnis macht, ihr versucht lifeislife ja regelrecht einzureden dass sie missbraucht wird von der Therapeutin... Ob das so zielführend ist?

Mag ja sein dass Dein Thera tatsächlich missbräuchlich drauf war und sonstwelche Übergriffe vorgenommen hat denen Du hilflos ausgeliefert warst. Aber ein klein wenig anders gelagert scheint mir die Situation hier schon zu sein... Es wird ja auch reflektiert was da alles so an widersprüchlichem zu Tage gekommen ist und DAS ist der Sinn einer Analyse.

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Solage
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:17

Mio, ich kenne den Artikel. Ist halt die Meinung von Scharff.

Ich finde Irritationen überhaupt nicht hilfreich, sondern schwammig.

Der Sinn einer Analyse ist NICHT, dass der Therapeut übergriffig wird!


mio
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:21

Du scheinst ja auch mehr einen Verantwortlichen (DIE Antwort) zu suchen als wirklich selbst Verantwortung übernehmen zu wollen (und damit DEINE eigene Antwort selbst finden zu wollen woher diese "Irritationen" kommen könnten).

Fakt ist: Was uns irritiert ist immer ne "interne" Geschichte, keine "externe". Kein Mensch kann Dir da von außen eine verbindliche Antwort drauf geben, die wird immer "schwammig" bleiben, weil sie NIE vollumfänglich stimmen kann. Das ist simpelste Logik.

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Sausewind
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:25

Hallo lifeislife,

ich finde es schön, dass du deine Situation hier so ruhig und differenziert beschreiben kannst.

Zwei Sachen sind mir aufgefallen: A) Du schreibst, vorher habest du eine ganz schlimme Therapieerfahrung gehabt. Ich weiß jetzt nicht, worum es da geht (habe es ev. überlesen, dann sorry!), aber von demher finde ich es eher ungünstig, wenn eine Therapeutin in einer neuen Therapie (wieder) etwas tut, was potentiell als Grenzverletzung aufgefasst werden kann.
B) Wahrscheinlich suchst du in dir drinnen nach vielerlei Argumenten, war das gut, war das schlecht, darf sie das usw.. Egal, was du dazu denkst: Was offensichtlich ist, es hat dich verwirrt. So sehr, dass du dich nach außen (Forum) gewandt hast.

Etwas strange finde ich auch, dass sie - wenn ich richtig verstanden habe - , die Umarmung dir gegenüber als etwas Positives "verkauft" hat, Motto: "Das ist ja auch schön, wenn da nun alte (sehnsüchtige?) Gefühle kommen, und bitte äußern Sie, wenn Sie es wieder möchten."
Das heißt, auch die Therapeutin hat offenbar SELBST ein Bedürfnis nach dieser Nähe. Von demher würde ich das
Anna-Luisa hat geschrieben: Do., 04.10.2018, 19:27Ich halte den Gedanken nicht für abwegig, dass es eher deine Therapeutin ist, die ihr Bedürfnis nach Nähe befriedigen will.
ebenfalls so sehen.

Und was ist dabei deine Rolle? Wie hier schon mehrfach geschrieben wurde, es ist ein Unterschied, ob der Therapeut das anbietet oder man selbst fragt. Wirst du irgendwann denken, die Arme, ich habe sie seit Wochen nicht mehr danach gefragt, ist sie nun womöglich in ihrem Selbstwert angekratzt? Dabei soll es ja um dich gehen. Und nun hast du hier einen dicken fetten Nebenschauplatz, zusätzlich zu deinen eigenen Problemen, die gerade, wie du beschreibst, ins Hintertreffen geraten.
Und was du real ja gespürt hast, war, dass du innerlich auf Distanz gegangen bist. Es hat also was mit dir gemacht, auch wenn du vielleicht mit dem obersten Anteil denkst: Alles ok, war nicht übergriffig. Vermutlich kommt da nicht alles im Inneren hinterher. Und wie integrierst du den Anteil in dir, der denkt: Eigentlich ist es übergriffig, so sehr, dass zumindest der Gedanke auftaucht, sie zu melden, da sie ihre Abstinenzpflicht verletzt? Diese Kognition mag ja winzig klein sein, aber sie ist da und sorgt für Unruhe.

Eine Umarmung einer Therapeutin ist nicht das Gleiche wie die Umarmung einer Freundin, da sich Therapeutin und Patientin in einem hierarchischen Verhältnis befinden. Das ist m. E. ein Grund (u. a.) für die Verwirrung.

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Solage
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:36

mio hat geschrieben: Fr., 05.10.2018, 20:21 Du scheinst ja auch mehr einen Verantwortlichen (DIE Antwort) zu suchen als wirklich selbst Verantwortung übernehmen zu wollen (und damit DEINE eigene Antwort selbst finden zu wollen woher diese "Irritationen" kommen könnten).

Fakt ist: Was uns irritiert ist immer ne "interne" Geschichte, keine "externe". Kein Mensch kann Dir da von außen eine verbindliche Antwort drauf geben, die wird immer "schwammig" bleiben, weil sie NIE vollumfänglich stimmen kann. Das ist simpelste Logik.

Mio,
das halte ich für Quatsch!
Ich brauche doch nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn jemand übergriffig wird! ist doch seine Verantwortung.
Würde ich auf den Karren springen, dann bleibe ich in meiner Schuld und Überverantwortung stecken.
Du hast doch selbst schlechte Erfahrungen mit einem Narzissten gemacht. Hättest das doch rechtzeitig erkennen können.

Besser spät, als NIE!

Nein, wenn uns jemand schwammig begegnet und uns irritieren möchte, keine klare Aussagen macht, manipuliert, dann kommt das von außen und versucht unser Inneres zu beeinflussen.

Gibt sehr klare Menschen in der Kommunikation!


mio
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:47

Solage hat geschrieben: Fr., 05.10.2018, 20:36 Du hast doch selbst schlechte Erfahrungen mit einem Narzissten gemacht. Hättest das doch rechtzeitig erkennen können.
Ja, ich hab selbst Erfahrungen mit Menschen die im weitesten Sinn aus dem manipulativen Spektrum kommen gemacht, aber ich habe diesen Menschen zu KEINEM ZEITPUNKT meines Erwachsenenlebens die Verantwortung für MICH und MEIN HANDELN zugewiesen.

Die hatte ich immer selbst. Als erwachsener Mensch. (In Bezug auf meine Kindheit sehe ich das anders.)

WARUM ich darauf überhaupt reingefallen bin, Sachen mitgemacht habe, die an sich gegen mich gingen, dass war MEINE Frage/mein Thema. Nicht der Vorwurf: Wie scheiße die doch sind...sowas mit mir zu machen...den DIE hätte mir NULL weitergeholfen. Dat is deren Pott.

Klar, sie sind scheiße und hochmanipulativ und egoman in bestimmten Teilbereichen (gar nicht mal zwingend in allen), aber für mich selbst bin und bleibe ich verantwortlich. Da kann ich auch dem größten Arschloch wenn mich das nicht wirklich zu etwas ZWINGT (und damit meine ich mit realer Gewalt) oder faktisch gegen Recht und Gesetzt betrügt keinen Vorwurf machen. DEN muss ich mir dann schon selbst machen, mein Handeln, meine Nase.

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Solage
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:49

mio hat geschrieben: Fr., 05.10.2018, 20:47
Solage hat geschrieben: Fr., 05.10.2018, 20:36 Du hast doch selbst schlechte Erfahrungen mit einem Narzissten gemacht. Hättest das doch rechtzeitig erkennen können.
Ja, ich hab selbst Erfahrungen mit Menschen die im weitesten Sinn aus dem manipulativen Spektrum kommen gemacht, aber ich habe diesen Menschen zu KEINEM ZEITPUNKT meines Erwachsenenlebens die Verantwortung für MICH und MEIN HANDELN zugewiesen.

Die hatte ich immer selbst. Als erwachsener Mensch. (In Bezug auf meine Kindheit sehe ich das anders.)

WARUM ich darauf überhaupt reingefallen bin, Sachen mitgemacht habe, die an sich gegen mich gingen, dass war MEINE Frage/mein Thema. Nicht der Vorwurf: Wie sch*** die doch sind...sowas mit mir zu machen...den DIE hätte mir NULL weitergeholfen. Dat is deren Pott.

Klar, sie sind sch*** und hochmanipulativ und egoman in bestimmten Teilbereichen (gar nicht mal zwingend in allen), aber für mich selbst bin und bleibe ich verantwortlich. Da kann ich auch dem größten a*** wenn mich das nicht wirklich zu etwas ZWINGT (und damit meine ich mit realer Gewalt) oder faktisch gegen Recht und Gesetzt betrügt keinen Vorwurf machen. DEN muss ich mir dann schon selbst machen, mein Handeln, meine Nase.
Und da verkehrt sich was für mich ins Gegenteil.
Du bist kein A.rsch, lässt Dich aber zum A.rsch machen!


mio
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:51

War ja auch so, da verkehrt sich gar nix...das ist die Realität gewesen.

Ich wusste es, habs aber trotzdem mitgemacht.

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Solage
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Beitrag Fr., 05.10.2018, 20:52

mio hat geschrieben: Fr., 05.10.2018, 20:51 War ja auch so, da verkehrt sich gar nix...das ist die Realität gewesen.

Ich wusste es, habs aber trotzdem mitgemacht.
Und kannst Dir verzeihen?

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