Warum nur verherrliche ich die Nazi-Zeit?

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hawi
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Beitrag So., 29.08.2010, 16:36

Hallo x_alone_x,

du sympathisierst (in Gedanken?!) mit rassistischen Massenmördern, mit einem menschenverachtenden Regime, das einmal war?!

Warum?

Nach dem, was ich gelesen habe, womöglich, weil du dich selbst so siehst, so behandelst, wie die Nazis Anne Frank behandelt haben. Heimatlos hat es schon geschrieben: Hass zerstört!
Hass erzeugt immer weiteren Hass.

Und ich denke, du hast zu viel davon in dir! Das ist der Feind, deiner! Du kannst ihn nur in dir, durch dich besiegen. Nicht in dem du dich mit Wirrköpfen gemein machst, die noch nicht mal cool sind. Andere herabwürdigen ist nicht cool. Auch nicht, wenn der Grund dafür ist, dass es einem selbst mies geht.

Was du tun kannst? Lernen! Dass all das, was du so negativ siehst, so schwarz wahrscheinlich gar nicht ist, dass sich alles mögliche, vor allem die Sicht auf dich selbst, deine Einstellung zu dir, dass sich das ändern lässt und dass all das kein Grund ist, zu hassen, egal wen.

hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Lanzalotta
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Beitrag Di., 31.08.2010, 13:41

Hallo,

ich bin sehr erleichtert über die vielen klugen Antworten hier.
Leider ist das ja nicht die Norm.Schaut man z.B. bei gmx "Meinungen" zu bestimmten Themen, wieviel antisemitische Ansichten geäussert werden, in dem wieder einmal die Ausländer für die ganzen Probleme des Landes ihren Arsch herhalten müssen ohne, dass diese vom Administrator gelöscht werden und wieviel "Daumen hoch" solche abgelutschten an Idiotie nicht zu übergbietenden Auswürfe auch noch erhalten, möchte man zeitweise wieder einmal auswandern.Ausländerfeindliches Gedankengut herrscht noch in mehr Deutschen als man das glauben mag.Sicher, es ist ja auch einfacher seine eigenen Probleme auf etwas Fremdes zu projizieren, dann muss man sich selbst nicht verändern.

Selbst eine meiner engsten Freundinnen äusserte sich hin und wieder rassistisch.Wobei sie aber nichts dagegen hat, sich einen schönen Abend in einem italienischen Restaurant zu machen oder ihren Urlaub ausserhalb Deutschlands zu verbringen.Auch gegen exportieres Obst und Gemüse hat sie so gar nichts einzuwenden.Auf diese Dinge möchte sie nicht verzichten.Da gäbe es noch viele Beispiele dafür, wie selbst scheinbar selbstreflektierte Menschen in diesem Bereich merkwürdige Ansichten verzeichnen.

Wenn ich mir dann auch noch anschaue wie gastfreundlich Deutsche größtenteils in fremden Ländern aufgenommen werden und wie ablehnend Nicht-Deutsche im Gegensatz dazu in Deutschland aufgenommen werden, ja, dann denke ich wohl mit Recht, dass nicht nur die Ausländer Schuld an fehlender Integration sind...

Ich finde es schade, dass sooft immer wieder nur nach den Unterschieden geschaut wird, ohne danach zu suchen, was uns alle verbindet.



Liebe x_alone_x,
ich finde es richtig, dass Du Deine Ansichten selbst zu hinterfragen versuchst.Deine Verachtung den Juden und Schwarzen gegenüber drückt vermutlich deine Verachtung, die Du hast, gegenüber Deinen eigenen Schwächen aus.

@Saul
Vielen Dank für Deine Beiträge!

LG

Lanzalotta
Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende.

Woody Allen

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Saul
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Beitrag Di., 31.08.2010, 22:42

Lanzalotta hat geschrieben:[...]möchte man zeitweise wieder einmal auswandern.

Ausländerfeindliches Gedankengut herrscht noch in mehr Deutschen als man das glauben mag.
Wo soll`s denn hingehen?

Ausländerfeindlichkeit oder Antisemitismus ist keine typisch deutsche Gesinnung. Hierzulande ist dieses Denken zwar nicht unerheblich - aber überall anders noch viel, viel ausgeprägter. Nicht nur in Europa, sondern wahrscheinlich in jedem Land der Welt gibt es Ethnien, die glauben, sich über andere Ethnien erheben zu können bzw. sich abgrenzen zu müssen - oder eben auch einzelne Individuen.

Nicht zuletzt aufgrund der "besonderen" deutschen Geschichte und der (politischen) Aufklärung hierzulande, ist unsere Kultur mittlerweile größtenteils sensibilisiert und offener für das Fremde als anderswo. Das ist erstmal mein Empfinden und nicht zuletzt auch statistisch belegt.
Lanzalotta hat geschrieben:Sicher, es ist ja auch einfacher seine eigenen Probleme auf etwas Fremdes zu projizieren, dann muss man sich selbst nicht verändern.
Das ist tatsächlich wohl meistens das Problem.
Lanzalotta hat geschrieben:Ich finde es schade, dass sooft immer wieder nur nach den Unterschieden geschaut wird, ohne danach zu suchen, was uns alle verbindet.
Das hast du schön gesagt! Da haben wir ja gerade wieder eine aktuelle Debatte in Deutschland - angestoßen durch die unsinnigen Äußerungen eines Thilo Sarrazin. Solange es solche Menschen gibt, wird es keine "harmonische" Interkultur geben. Irgendeiner will den Nationalstaat immer zurück - wohlgetrennt nach Rasse und Kultur, damit bloß die Übersicht nicht verlorengeht.


Hamna
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 00:03

Nicht zuletzt aufgrund der "besonderen" deutschen Geschichte und der (politischen) Aufklärung hierzulande, ist unsere Kultur mittlerweile größtenteils sensibilisiert und offener für das Fremde als anderswo.
Gott sei Dank! Wobei diese Meinungsäußerungen, die Lanzalotta ansprach, tatsächlich auf den ersten Blick etwas anderes vermuten lassen. Aber sind wir nicht mittlerweile das Land mit dem liberalsten Einwanderungsgesetzt?

Woher kommt eigentlich diese Angst um die eigene Kultur, wie ist die begründet? Sie scheint mir nicht anerzogen zu sein, kriegt man sowas mit den Genen mit? Liegt also das Streben nach dem Erhalt der "deutschen Rasse" (würg) uns allen im Blut oder wo auch immer? Bzw. das Streben der "Rassenreinheit" (boah, ich kann nicht gut mit solchen Begriffen ) scheint ja irgendwie jeder Nationalität innezuwohnen. Frag mal einen Griechen, ob seine Tochter einen Türken heiraten darf , es ist also auf keinen Fall nur ein deutsches Phänomen.

Ich habe mir über sowas noch nie den Kopf zerbrochen, denn für mich sind Menschen eben Menschen, unabhängig ihrer Herkunft. Was stört also tatsächlich daran, dass in deutschen Städten z. B. es Stadtteile gibt, die vom Straßenbild her nicht unbedingt urdeutsch sind
Ich finde, es ist eine große Bereicherung für das Leben aller. Menschen, die in Deutschland leben, um mal thematisch bei Sarrazin zu bleiben, sind eben Menschen in Deutschland. Wem genau und warum ist es denn wichtig, welcher Herkunft sie sind und wieviele Kinder sie haben???

(Geht vielleicht hier am eigentlichen Thema vorbei, aber mich juckt es schon seit Tagen in den Fingern, zu den Thesen Sarrazins mal einen Thread zu eröffnen, denn eine Diskussion um so ein aktuelles hochbrisantes Thema fehlt mir. Ich lese und schaue zwar darüber alles mögliche, aber mir fehlt dazu einfach die Meinungen und der Austausch mit ganz normalen Menschen.)

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Gast
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 00:13

Rilke hat geschrieben:mich juckt es schon seit Tagen in den Fingern, zu den Thesen Sarrazins mal einen Thread zu eröffnen
Ich halte den ja für einen begnadeten Selbstvermakter. Dabei ist er nicht mal eloquent - wie vorgestern bei "Beckmann" zu beobachten war. Der scheint ja viel Zeit neben seinem Spitzenjob (220.000 € + 800.000 € fürs Buch) zu haben, Beachtung lohnt eigentlich nicht.


Hamna
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 00:26

Sir hat geschrieben:Beachtung lohnt eigentlich nicht
Na, dafür kriegt er mir aber ein bisschen zuviel Aufmerksamkeit. Und wenn seine Äußerungen schon Volksverhetzung genannt werden, guck ich da zumindest mal drauf um wenigstens zu wissen, warum demnächst wieder Ausländer durch die Stadt getrieben werden. Gott und der gesunde Menschenverstand mögen es verhindern, aber auf letzteren verlasse ich mich nur ungern. Ich finde nur solche Meldungen, dass sich gerade junge Leute davon wieder aufhetzen lassen werden, sehr alarmierend. Man sollte zumindest vorgewarnt sein, um sich (im Idealfall rechtzeitig) dagegen zu stellen.

Beckmann habe ich leider verpasst und online war es vorhin noch nicht verfügbar, werde es mir aber morgen früh ansehen.
Edit: morgen Abend ist er bei "Hart aber fair", wenn ich nicht irre.

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visual_quicksteps
Helferlein
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 06:21

hi x-alone,

deine familie ist eher links? du verherrlichst das rechte gedankengut? und du spürst haß?
was ist passiert?

gruß
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Saul
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 08:26

Sir hat geschrieben:Beachtung lohnt eigentlich nicht
Zarrazin ist nicht nur nicht eloquent - er ist eine richtig arme Wurst; wie er da sitzt und sich an seinen Zahlen festklammert. So jemand kann einem schon leidtun. Andererseits kann ich nicht nachvollziehen, dass so ein einseitiger, blutleerer Typ und herzloser Mensch in solch "begehrten" Spitzenpositionen steht. Und dazu ist er noch SPD-Mitglied - ausgerechnet SPD.
Rilke hat geschrieben:aber mich juckt es schon seit Tagen in den Fingern, zu den Thesen Sarrazins mal einen Thread zu eröffnen, denn eine Diskussion um so ein aktuelles hochbrisantes Thema fehlt mir
Ja, das hatte ich auch schon überlegt. Wir können ja gleich hier weitermachen. Das ist ja mal wieder so ein Thread, der eröffnet wurde, ohne dass die TE sich wieder blicken läßt. Wäre auch mal interessant zu erfahren, warum Leute manchmal um "Hilfe" bitten und dann nicht mehr wiederkommen.

Zarrazins Buch habe ich allerdings nicht gelesen (und das werde ich auch nicht). Meine Eindrücke von ihm beschränken sich auch nur auf "Beckmann" und andere Medienberichte. Aber ich glaube, es reicht, ihn einmal gesehen und gehört zu haben. Es lohnt tatsächlich nicht, sich "vertrauter" mit ihm zu machen. Da investiere ich meine Zeit und Muße lieber in konstruktivere Angelegenheiten.

Rilke, ich kann dein Unbehagen sehr gut nachvollziehen: Auch ich sehe in den Unterschieden der Menschen keine verschiedenen "Rassen". Es gibt nur unterschiedliches Denken, unterschiedliche kulturelle Prägungen. Die machen doch überwiegend den "Clash" der Kulturen aus, nicht die Hautfarbe oder Kopfform. Fremdes Denken macht Angst um die eigene Kultur, die Vielfalt des Denkens.

Daher neigten die Menschen wohl auch immer wieder zu Diktaturen, kommunistischen Staaten, Religionskriegen.... Man will sich abschließen, eine übersichtliche Umwelt haben - mit klaren Vorgaben und Zielen...

Nein, nein -es ist auf keinen Fall nur ein deutsches Phänomen. Ich glaube, es ist tatsächlich so, dass es in den Genen liegt, dass es zum Menschen mit dazugehört, sich abgrenzen zu wollen (und mitunter zu müssen). Wir sind eben auch nur Tiere. Da soll mal eine Ameise einen fremden Ameisenhaufen betreten. Das wird sie nicht überleben.

Trotzdem bin ich ganz zuversichtlich, dass unsere nächsten Generationen viel, viel toleranter sein werden - denn sie wachsen ja gleich von Anfang an in das "Fremde", in die kulturelle Vielfalt hinein. Eine Welt als "globales Dorf" läßt es ohnehin nicht mehr zu, sich allzu sehr zu versperren. Und das ist auch gut so!


Gast
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 10:05

Saul hat geschrieben: Wäre auch mal interessant zu erfahren, warum Leute manchmal um "Hilfe" bitten und dann nicht mehr wiederkommen.
Warum bleiben so viele Threadersteller nicht am Ball?

@ Rilke, durchaus interessante Gäste heute bei Plasberg.

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Lanzalotta
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 11:37

@Saul
Saul hat geschrieben:Ausländerfeindlichkeit oder Antisemitismus ist keine typisch deutsche Gesinnung. Hierzulande ist dieses Denken zwar nicht unerheblich - aber überall anders noch viel, viel ausgeprägter.
Ich frage mich wie Du zu der Aussage kommst, dass es in anderen Ländern noch viel viel ausgeprägter sei?Oder setzt Du Patriotismus mit Ausländerfeindlichkeit gleich?

Für mich ist das ein emotionales Thema, da ich selbst zwar Deutsche bin, aber mit ausländischen Wurzeln und daher vielleicht auch sensiblisierter bin als die meisten Deutschen.Ich spreche hier nicht vorrangig von offensichtlicher Ausländerfeindlichkeit, sondern vielmehr von Unterschwelligkeiten, die durchaus keiner Wahrnehmunsstörung meinerseits unterliegt.Und ich bin da nicht die einzige, die das so wahrnimmt.Ich habe genug Deutsche kennen gelernt, die das genauso empfinden.


Hast Du schon einmal davon gehört, dass bei der Mallorca-Invasion der Deutschen ein Deutscher angezündet wurde oder zu Tode geprügelt wurde, bloß, weil er Deutscher ist?

Wenn man z.B. in der Türkei lebende Deutsche befragt, wie sie aufgenommen wurden, erzählen sie oft von der Gastfreundlichkeit der Einheimischen.
Saul hat geschrieben:Nicht zuletzt aufgrund der "besonderen" deutschen Geschichte und der (politischen) Aufklärung hierzulande, ist unsere Kultur mittlerweile größtenteils sensibilisiert und offener für das Fremde als anderswo. Das ist erstmal mein Empfinden und nicht zuletzt auch statistisch belegt.
Wenn ein Freund von mir zum wiederholten Male nicht in Discos hereinkommt, weil er ausländisch aussieht, während seine deutsch aussehenden Freunde überhaupt keine Probleme damit haben;
Wenn ein ausländisch aussehender junger Mann an der Bushaltestelle von einer deutschen Frau mit hasserfüllten rassistischen Ausrufen attackiert wird, bloß, weil er da steht;
(um nur die allerjüngsten Erlebnisse aufzuzählen!) dann kann ich doch über Deine Aussage
Saul hat geschrieben:ist unsere Kultur mittlerweile größtenteils sensibilisiert und offener für das Fremde als anderswo.
nur lachen.Und das sind nicht bloß Ausnahmen, die alle Jahre mal vorkommen.

Und dann wäre es noch interessant, ob in Deiner erwähnten Statistik auch alle eingeschlossen sind, die bei der Frage, ob sie ausländerfeindlich seien mit "Nein" antworten würden wie meine erwähnte Freundin ganz klar ebenso verneinen würde, aber selbst durchaus unterschwellig ausländerfeindliches Gedankengut vertritt, was sie selbst aber als Solches gar nicht empfindet?!Traurig, aber wahr, die Kurve würde vermutlich in aller Eile nach oben schnellen.
Saul hat geschrieben:Wir sind eben auch nur Tiere
Ja, mit dem kleinen Unterschied, dass wir die Fähigkeit der Selbstreflektion besitzen.

Nicht, dass es nun so rüberkommt, ich sei gegenüber Deutschen feindlich eingestellt.Ich bin selbst mehr deutsch als so mancher Deutsche deutsch ist.Meine beste Freundin ist Deutsche.Ich habe mich sogar Nazis angenähert und mich mit ihnen ausgetauscht, um zu verstehen, woher dieser Hass herkommt.Ich versuche seit ich denken kann als Brücke zwischen Ausländern, die sich unterschwellig diskriminiert und abgelehnt fühlen und
Deutschen, die sich darüber beklagen, dass sich die Ausländer nicht genügend integrieren, bzw. sie sich bedroht fühlen bei sovielen Aus-Ländern in ihrem Land.

Ja, die erfreuliche Tendenz ist, dass vorwiegend die jüngeren Generationen einen mehr als erheblichen Beitrag leisten, uns vorzuleben, dass wir am Ende alle Menschen sind und uns gegenseitig bereichern können, anstatt zu diskrimieren.

LG

Lanzalotta
Zuletzt geändert von Lanzalotta am Do., 02.09.2010, 00:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Goldbeere
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 12:20

Hallo Lanzalotta,

ich glaube, das ist immer so. Ich lebe im Ausland, und meine Guete, sind die Leute hier xenophob. Auslaendische Freunde von mir, die hier arbeiten, die Sprache fliessend sprechen und die selbe "Ethnizitaet" haben, werden auf der Strasse angepoebelt, dass sie doch nach Hause gehen sollen, dass es "Krieg" gaebe, das man sie hassen wuerde. Das Auto (auslaendisches Nummernschild) wurde beschaedigt und solche Geschichten. Und dann die selben langweiligen und schaedlichen Klischees ohne Ende.

Ich glaube nicht, dass die Deutschen da irgendwie speziell sind. Ich vermute nur, man muss im Ausland leben, um die Welt als Auslaender zu erleben. Ich jedenfalls habe oft das Gefuehl obwohl die meisten meiner Begegnungen sehr sehr positiv sind, es vergehen nur wenige Tage im Jahr, wo ich nicht darauf gestossen werde, dass ich Auslaender bin.


Viele Gruesse
Goldbeere
Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack in everything
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Saul
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 12:22

@Sir
Danke für den Hinweis. Der Thread war mir doch glatt entgangen. Und: "Hart aber fair" steht auch auf meiner Tagesordnung.

@Lanzalotta
Oh, oh - das sind ja jetzt schon ganz andere Töne, die du da anschlägst. Du verwendest nicht mal mehr Smilies ... Ich hoffe, ich habe dich nicht allzu sehr erzürnt.

Dennoch: Nichts für Ungut - aber ich finde, du bist bei dem Thema eine Spur zu emotional dabei. Du blickst auf vereinzelte Ereignisse zurück, an denen du direkt beteiligt warst bzw. die du irgendwie mitbekommen hast. Ich sagte ja auch nicht, dass es Fremdenhass in Deutschland nicht gibt; aber die von dir erwähnten Beispiele sind nicht die Regel und passen auch nicht zu folgender Aussage:
Ich spreche hier nicht vorrangig von offensichtlicher Ausländerfeindlichkeit, sondern vielmehr von Unterschwelligkeiten
Und folgende Aussage steht ebenfalls in krassem Widerspruch zu obiger:
Hast Du schon einmal davon gehört, dass bei der Mallorca-Invasion der Deutschen ein Deutscher angezündet wurde oder zu Tode geprügelt wurde, bloß, weil er Deutscher ist?
Wenn wir über dieses Thema diskutieren wollen, dann laß uns besser sachlich bleiben und mehr auf die "Unterschwelligkeiten" zu sprechen kommen, als diese Ausnahmefälle anzuführen, bei denen tatsächlich mal jemand zu Tode gekommen ist. Soetwas kommt anderwo bei Weitem öfter vor, als hierzulande. Darüber brauchen wir gar nicht zu reden.

Welche ausländischen Wurzeln hast du denn? Vielleicht können wir dann ja mal dein Herkunftsland auf Ausländerfeindlichkeit und antisemitische Tendenzen beleuchten.
[Oder setzt Du Patriotismus mit Ausländerfeindlichkeit gleich?
Einen allzu ausgeprägten Patriotismus sehe ich ebenso als potentielle Gefahr, wenn es darum geht, dem "Fremden" offen zu begegnen. Für mich ist Patriotismus ebenfalls ein Indiz dafür, dass Nationalstaaten bestehen bleiben bzw. wiederhergestellt werden sollen. Aus meiner Sicht ist dieser Wunsch ein altmodischer und zeigt mir Intoleranz und Angst hinsichtlich kultureller Bereicherung. Soviel dazu.
Ja, mit dem kleinen Unterschied, dass wir die Fähigkeit der Selbstreflektion besitzen
Das stimmt. Aber viele Menschen haben es bekanntlich nicht so sehr mit der Selbstreflexion. Sonst wäre die Menschheit sicherlich in vielen Bereichen (und vor allem in nicht-technischen) weitaus fortgeschrittener. Obwohl "Fortschritt" ja relativ ist.


Hamna
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 12:54

als diese Ausnahmefälle anzuführen, bei denen tatsächlich mal jemand zu Tode gekommen ist. Soetwas kommt anderwo bei Weitem öfter vor, als hierzulande. Darüber brauchen wir gar nicht zu reden.
Na ich weiß nicht, ich erinnere mich noch gut an die bürgerkriegsähnlichen Zustände damals in Köln-Ehrenfeld, als die Opfer eines Brandanschlags auf ein Asylbewerberheim, darunter auch Kinder, beerdigt wurden.

Warum sollten wir nicht darüber reden?

Oder dieser Block in Magdeburg wo Asylbewerber untergebracht waren, der nach nächtelangem Terror von "normalen Bürgern" mit Molotowcoctails beworfen wurde - die wollten die da ausräuchern, wollten sie raustreiben auf die Straße, um sie wegzujagen oder sie sich zu "schnappen". Und die Polizei traute sich da nicht hin, die haben die da zwei Stunden oder so toben lassen.

Ich könnte - aber will nicht - diese Liste jetzt fortsetzen, aber das sind so Bilder, die mir im Moment durch den Kopf gehen und ich habe eine Scheiß-Angst, dass dieser Hass jetzt wieder geschürt wird, so dass es wieder zu solchen Ausschreitungen kommt.

Saul, dann nenne doch mal Beispiele, in welchen Ländern sowas öfter vorkommt als hier. Ich habe eher den Eindruck, dass sowohl Frankreich als auch Südafrika und USA mittlerweile da alle weiter sind als Deutschland.

Man könnte den Eindruck bekommen, dass viele hier nur die Klappe gehalten haben aus Angst davor, dass es sonst von überall wieder heißt "Deutsch = Nazi", dass aber dadurch, dass einer sich jetzt 'traut', es mal wieder öffentlich zu sagen, jetzt eine Welle losgetreten wird, so dass auch Otto Normal sich jetzt wieder traut, seinen Fremdenhass zur Abwechslung mal wieder öffentlich zu Schau zu tragen, denn der Herr von der Bundesbank sagt das ja schließlich auch.


Hamna
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 13:01

Von den Unterschwelligkeiten, die Lanzalotta anspricht, ganz zu schweigen, die gibt es wirklich hier an jeder Ecke. Ich sehe doch täglich, wie respektlos z. B. Menschen mit Migrationshintergrund hier im Supermarkt an der Kasse behandelt werden, noch dazu wenn sie mit Einkaufsgutscheinen vom Amt bezahlen.

Edit: Ich finde es auch ein Unding, dass z. B. Deutsche, die auf der Straße interviewt werden, sich darüber beschweren, das z. B. Türken sich nicht integrieren, die würden immer nur zusammen hocken. Das ist doch der reine Hohn! Die wollen die doch gar nicht in ihre Mitte lassen, was bleibt denen also anderes übrig, als unter ihren Landsleuten zu bleiben? Allein solche Aussagen finde ich schon total verachtend! Das ist aber eher bei den älteren Generationen so, die jüngeren finden ja zum Glück in der Schule schon recht leicht Anschluss zu deutschen Kindern.

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Lanzalotta
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Beitrag Mi., 01.09.2010, 13:25

Hallo Goldbeere,
Goldbeere hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass die Deutschen da irgendwie speziell sind. Ich vermute nur, man muss im Ausland leben, um die Welt als Auslaender zu erleben. Ich jedenfalls habe oft das Gefuehl obwohl die meisten meiner Begegnungen sehr sehr positiv sind, es vergehen nur wenige Tage im Jahr, wo ich nicht darauf gestossen werde, dass ich Auslaender bin.
Nein, das habe ich auch nicht geschrieben, ich habe auch nicht gesagt, dass die Deutschen diesbezüglich alle anderen Länder übertreffen würden.
Das Positivbeispiel sollte nur die folgende Aussage entkräften:
Saul hat geschrieben:Hierzulande ist dieses Denken zwar nicht unerheblich - aber überall anders noch viel, viel ausgeprägter.
Lieber Saul, vorerst:das war keine Kriegserklärung an Dich
Saul hat geschrieben:Dennoch: Nichts für Ungut - aber ich finde, du bist bei dem Thema eine Spur zu emotional dabei.
Da stimme ich Dir zu.
Saul hat geschrieben:Du blickst auf vereinzelte Ereignisse zurück, an denen du direkt beteiligt warst bzw. die du irgendwie mitbekommen hast.
Worauf soll ich denn sonst schauen?Auf Statistiken?
Saul hat geschrieben:Ich sagte ja auch nicht, dass es Fremdenhass in Deutschland nicht gibt; aber die von dir erwähnten Beispiele sind nicht die Regel und passen auch nicht zu folgender Aussage:

Zitat:
Ich spreche hier nicht vorrangig von offensichtlicher Ausländerfeindlichkeit, sondern vielmehr von Unterschwelligkeiten
Ich sehe da keinen Widerspruch, den Du anzudeuten versuchst.
Saul hat geschrieben:Wenn wir über dieses Thema diskutieren wollen, dann laß uns besser sachlich bleiben und mehr auf die "Unterschwelligkeiten" zu sprechen kommen, als diese Ausnahmefälle anzuführen, bei denen tatsächlich mal jemand zu Tode gekommen ist. Soetwas kommt anderwo bei Weitem öfter vor, als hierzulande. Darüber brauchen wir gar nicht zu reden.
Sprichst Du hier von Ausländerfeindlichkeiten aufgrund der Herkunft oder von Religionskriegen?Doch, mich würde es interessieren, wo es bei ""Weitem öfters" vorkommt?Das ist keine rethorische Frage, ich kann auch noch viel dazulernen.

Weißt Du, das ist ein wenig, was mich stört, dass Du mit Deinen Aussagen, vermutlich ungewollt, den Anschein erweckst, dass Deutschland diesbezüglich fast schon vorbildlich ist.Ich spreche hier auch nicht von dem, was unser Staat an Bemühungen unternimmt um für mehr Toleranz aufzurufen, auch nicht von Zeitungen oder Medien, sondern von hautnahen Erfahrungen, die der Realität viel näher sind.
Saul hat geschrieben:Einen allzu ausgeprägten Patriotismus sehe ich ebenso als potentielle Gefahr, wenn es darum geht, dem "Fremden" offen zu begegnen. Für mich ist Patriotismus ebenfalls ein Indiz dafür, dass Nationalstaaten bestehen bleiben bzw. wiederhergestellt werden sollen. Aus meiner Sicht ist dieser Wunsch ein altmodischer und zeigt mir Intoleranz und Angst hinsichtlich kultureller Bereicherung. Soviel dazu.
Ja, aber ich denke, dass alles, was extrem ist ,grundsätzlich nicht förderlich ist.Aber wenn Patriotismus im Sinne beispielsweise der der Fussball-Weltmeisterschaft ausgelebt wird, glaube ich nicht, dass dies Ausländerfeindlichkeit verstärkt.
Ich denke, da es ein menschliches Bedürfnis ist sich irgendwohin zugehörig zu fühlen, könnte man es auch als eine psychologische Kausalität ansehen, wenn Menschen sich mit ihrer Tradition und ihrem Land verbunden fühlen.
Das schließt aber nicht automatisch mit ein, dass solche Menschen dann auch ausländerfeindlich sind, wenn sie zugleich doch auch eine Offenheit kultivieren.
Saul hat geschrieben:Zitat:
Ja, mit dem kleinen Unterschied, dass wir die Fähigkeit der Selbstreflektion besitzen

Das stimmt. Aber viele Menschen haben es bekanntlich nicht so sehr mit der Selbstreflexion. Sonst wäre die Menschheit sicherlich in vielen Bereichen (und vor allem in nicht-technischen) weitaus fortgeschrittener. Obwohl "Fortschritt" ja relativ ist.
Ja, die Fähigkeit zu besitzen, impliziert nicht, dass diese auch oft zum Einsatz kommen muss.

Also hier noch zwei Smileys für Dich:



LG Lanzalotta
Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende.

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