Wann antworten Analytiker auf Fragen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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neko
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Beitrag So., 24.10.2010, 20:56

gute fragen, norma.

ich glaub, die sache mit der überprüfung meiner wahrnehmung ist schon auch wichtig. ich finde die vorstellung, dass ich bei anderen angst auslöse ganz fürchterlich, gleichzeitig hatte ich immer angst davor, dass ich genau das tue. da hätte ich gerne eine rückmeldung von jemandem, von dem ich weiß dass er mir keinen reinwürgen wird.

ein bisschen hab ich auch den - zugegeben etwas naiven - kinderglauben, dass ich von ihr lernen kann, weil ich glaube bei ihr zeichen von ansgt zu sehen, die ich auch kenne und gleichzeitig sehr beeindruckt von ihrem umgang damit bin.

ja, ich will auch was. und ja, ich möchte nicht zu kurz kommen. gut erkannt. hat wieder mal viel mit meiner mutter zu tun.

und gleichzeitig: verfluche ich diese asymmetrie, die ich unendlich schwer zu ertragen fand und manchmal auch noch finde. ich weiß, auch das ist bestandteil meiner macke. ein bisschen ist da aber auch neugier: wie wär es, wenn es mal nicht mehr so wäre? ich weiß nicht einmal so genau, ob ich damit klar kommen würde. aber wie gesagt: neugier

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charlotta
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Beitrag So., 24.10.2010, 21:28

neko hat geschrieben:und gleichzeitig: verfluche ich diese asymmetrie, die ich unendlich schwer zu ertragen fand und manchmal auch noch finde. ich weiß, auch das ist bestandteil meiner macke. ein bisschen ist da aber auch neugier: wie wär es, wenn es mal nicht mehr so wäre? ich weiß nicht einmal so genau, ob ich damit klar kommen würde. aber wie gesagt: neugier
Ja, das finde ich auch ziemlich problematisch! Aber ich finde es wichtig, sich vor Augen zu halten, wie es wäre, wenn der/die Therapeut/in anfangen würde, zuviel von sich zu erzählen, so dass diese mehr in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Genau das würde bewirken, dass man sich wunderbar von sich ablenken könnte. Ich habe in einem therapeutischen Buch gelesen, wenn die Patienten anfangen, mehr über den Therapetuen erfahren zu wollen, hat dies meist den Charakter eines Widerstandes, nämlich ein Thema, bei dem man gerne von sich ablenken will, weil es einem zu heikel erscheint.

LG Lotte

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neko
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Beitrag So., 24.10.2010, 21:49

ja, ich kenne die theorie. und ich glaube nicht an sie - diesmal nicht. ich glaube nämlich, dass dieser wunsch mich in das zentrum meiner macke mitten hineinführt. er ist also alles andere als eine ablenkung. ich finde es ziemlich unerträglich, nur zu nehmen und nichts geben zu können. nicht weil ich ein ach so altruistischer mensch wäre. nein, sondern, weil ich dann dazu neige, mich unendlich klein und verletzlich zu fühlen. ist nich schön, ist aber so - nicht mehr so stark, wie am anfang, aber es ist noch da. was ich also eigentlich will, ist auch mal in die rolle des zuhörers zu kommen, desjenigen,der sagen kann, ja ich spüre sie haben manchmal angst, aber hej, ich spüre auch wie wundersam sie das bewältigen. irgendwie so....ach ne, das wär wirklich schön.

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*Norma*
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Beitrag So., 24.10.2010, 22:08

neko hat geschrieben:ich finde es ziemlich unerträglich, nur zu nehmen und nichts geben zu können.
das ist eine illusion von dir, neko, da bin ich mir sicher...
kürzlich sagte mein psychoanalytiker, als er über seinen berufsstand sprach: "wir alle haben diesen beruf gewählt, um etwas über uns selbst zu erfahren. da bin ich ganz ehrlich. das ist ja das spannende an unserem beruf."

du bist hier keineswegs die nehmende. deine therapeutin erfährt in jeder stunde auch etwas über sich selbst. es ist ein geben und nehmen. und ausserdem zahlst du ja auch...

auch hier wäre es interessant zu fragen: wie kommst du auf die idee, dass du nur nimmst? und warum fühlst du dich beim nehmen klein? hast du evtl. das gefühl, dass wenn du geben würdest, dass du dann mehr kontrolle über die situation hättest?
geben = kontrolle haben und nehmen = sich klein fühlen, kontrollverlust, verletzung?

lg, norma

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Dunkle
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Beitrag So., 24.10.2010, 22:17

neko hat geschrieben:was ich also eigentlich will, ist auch mal in die rolle des zuhörers zu kommen, desjenigen,der sagen kann, ja ich spüre sie haben manchmal angst, aber hej, ich spüre auch wie wundersam sie das bewältigen. irgendwie so....ach ne, das wär wirklich schön.
Das klingt, als fantasiertest Du einen Rollenwechsel...
Nur einmal, wenigstens einmal in dieser Therapie möchtest du die Starke sein und Deine neu erworbene Stärke einsetzen...um ihr zuzuhören....
Ach, seufz, wie ich das kenne......!
Darf ich das mal sentimental die "Wehen der Abschiedszeit" nennen....?
Es ist ein wenig so, als ob man sich damit mal "ausprobieren" will, probehalber die Rolle der Patientin zu verlassen und den/die Thera als Mensch mit AUCH Angst und mit AUCH Zweifeln... anzusprechen.
Und einmal selbst trösten zu dürfen, zu können, nicht immer in der absoluten Nehmer-Rolle festgezurrt....

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neko
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Beitrag So., 24.10.2010, 22:23

ja, klar hat das auch mit kontrollverlust zu tun. va. mit meinem sicherheitsbedürfnis. wenn ich die gebende bin, dann braucht man mich, dann verlässt man mich nicht, dann bin ich nicht abhängig ... so meine milchmädchenrechnung, von der ich schon lange weiß, das ich sie aufstelle und die ich gerne mal engültig zerreißen würde. ich wusste deshalb auch von anfang an, dass die therapeutische situation mit all der asymmetrie für mich ein echt harter brocken ist. an dem brocken kaue ich nun schon lange rum. und mit der zeit ist es einfacher geworden. ab und zu konnte ich die asymmetrie sogar genießen, konnte es als ungeheuer entspannend und wohltuend erleben, mir mal keinen kopf darum machen zu müssen, was ich dem anderen geben kann. das ist nämlich auf die dauer uneimlich anstrengend. will heißen - ein bisschen hat sich was geändert. aber jetzt, auf den letzten metern würde ich es irgendwie doch gerne noch mal umdrehen....

ja, den gedanken, dass wir trotz alledem unseren therapeuten auch was geben - außer geld - den hatte ich auch schon mal. hat mir über manche krise mit der asymmetrie hinweg geholfen. ich kann ihn nur nicht immer denken.

ich merke, wie mir eins immer deutlicher wird, während ich hier so schreibe und zwischendrin darüber nachsinne, welche der vielen spuren, die ich hier verfolge, denn nun wirklich trägt: in mir ist im moment so unendlich viel dankbarkeit für das, was bei mir in den letzten wochen und monaten passiert ist an nie für möglich gehaltenem wandel. ich möchte dafür was zurückgeben...und das dumme ist, ich weiß nicht was....ich...geben kann...zu geben habe

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neko
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Beitrag So., 24.10.2010, 22:27

ach Dunkle - wie schön verstanden zu werden. weißt du, auf eins hat mich mein ganzes leben trotz all seiner schmerzen und narben und zumutungen und verwirrungen wirklich gut vorbereitet: ich kann gut trösten. mich trösten zu lassen war für mich am anfang der reine horror. das hab ich nun gelernt bei ihr - unter schmerzen zunächst und dann mit wachsendem wohlbehagen. jetzt möchte ich noch mal zeigen, was auch meins ist, was ich auch immer schon an mir mochte: das trösten können.

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Dunkle
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Beitrag So., 24.10.2010, 22:34

neko hat geschrieben:ich möchte dafür was zurückgeben...und das dumme ist, ich weiß nicht was....ich...geben kann...zu geben habe
Das konnte ich auch nicht. Und das nagt jetzt, 2 1/2 Monate nach Ende, immer noch an mir. Ich konnte nichts finden, keine Worte, kein Geschenk (war nicht möglich, na, weißte ja...), keine andere Geste...
So musste ich meine Dankbarkeit ihrem Schicksal überlassen.
Glaub mal, Deine Analytikerin hat auch von Dir genommen.
Denk nur mal an ihr berufliches Ego. Sollte sie nicht "Mutterstolz" entwickeln auf ihre Patientin neko, der es jetzt so viel besser geht?

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neko
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Beitrag So., 24.10.2010, 22:38

ach dunkle, jetzt wo du es sagst...ich würde so gerne zumindst ein winzig kleines stück von dem mutterstolz zu sehen, zu spüren bekommen. hast du deine prise vaterstolz gespürt?

und von wegen dankbarkeit ihrem schicksl überlassen: ielleicht ist es pfeifen im walde. aber manchmal denke ich auch, ich bin so voll davon, da tropft bestimmt was raus und findet seinen weg. die haben ja in der regel echt gute antennen, diese therapeuten...

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Dunkle
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Beitrag So., 24.10.2010, 22:44

neko hat geschrieben:.ich würde so gerne zumindst ein winzig kleines stück von dem mutterstolz zu sehen, zu spüren bekommen. hast du deine prise vaterstolz gespürt?
Hmm, ehrlich gesagt, am Ende nicht so, da hat er sich sehr verhüllt, aber auch das war wahrscheinlich Absicht. Sonst - während der vier Jahre - schon!
neko hat geschrieben: manchmal denke ich auch, ich bin so voll davon, da tropft bestimmt was raus und findet seinen weg. die haben ja in der regel echt gute antennen, diese therapeuten...
Davon bin ich überzeugt....!!
Ein "gelungenes Ende" ist bestimmt auch Teil davon.

Gute Nacht wünscht D.

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carö
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Beitrag Mo., 25.10.2010, 12:02

liebe neko,

ich möchte mich norma anschliessen. auch ich denke, dass du sehr wohl etwas zurückgibst... die zusammenarbeit gibt nicht nur dir, sondern auch deiner analytikerin die möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und über sich selbst dazu zu lernen. ich habe auch manches mal unter dem gefühl gelitten, als stünde ich mit leeren händen da, als sei ich ausschliesslich die bedürftige, die immer nur nimmt und nichts zu geben hat. das empfinde ich inzwischen anders.

und: dankbarkeit.. empfinden können und ausdrücken... ein schwieriges thema, wenn (wie bei mir zumindest) dazwischen auch gefühle aufkommen, die nicht so recht dazu passen wollen.

ich versuche mehr, die stunden... den moment zu nehmen. gefühlen raum geben, wenn sie da sind. danke sagen, wenn ich es fühle. .. und ein ungeheures geschenk im herzen empfinde, zu keiner danksagung verpflichtet zu sein, wenn andere gefühle die oberhand gewinnen... das zu spüren ist für mich gerade sehr wesentlich... so sein zu dürfen, wie es gerade geht.

es "tropft" ganz sicher durch, wie viel dir die gemeinsame arbeit bedeutet - auch ohne es explizit zu sagen....

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)


montagne
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Beitrag Mo., 25.10.2010, 12:18

ein bisschen ist da aber auch neugier: wie wär es, wenn es mal nicht mehr so wäre? ich weiß nicht einmal so genau, ob ich damit klar kommen würde. aber wie gesagt: neugier
Vielleicht auch der Wunsch sich irgendwann abzunabeln, unabhängig von ihr werden. nicht von jetzt auf gleich, aber sich so langsam auf den Weg machen. Und dazu gehört die Asymmetrie auflösen wollen, Mutterstolz spüren wollen, Dankbarkeit zeigen wollen. So stelle ich mir das zumindest vor, wenn ein Kind erwachsen und flügge wird. und so ähnlich stelle ich es mir bei meiner eigenen Therapie vor (in der Zukunft).
Die Asymmetrie bezüglich wer gibt was von sich Preis, um wen geht es in den Gesprächen wird sicher immer da sein. Aber es kann (sagte meine Therapeutin und ich stelle mir vor, dass es gut sein wird) so werden wie eben ein kind das erwachsen wird. Die Tochter bleibt immer Tocher und die Mutter, Mutter. Aber irgendwann stehen sich bei doch, wenns gut geht, als gleichberechtigte Frauen gegenüber. Auf dem Weg dahin, ist es vielleicht nicht ungewöhnlich, dass man sich bewusst beginnt zu interessieren für das Sein und die Vergangenheit der Mutter, der Eltern, hier der Therapeutin.
Auch weil es ja ein Stück von einem selbst ist. Denke das auch bei einer langjährigen Therapie so, dass Teile des Seins der Therapeutin zu eigenen Teilen werden und klar da fragt man sich schon: Wie und warum ist sie so geworden, wie sie nun ist? Was sind ihre Themen, ihre Probleme? Wie genau geht sie damit um?

Ähm ja, das ging mir grad im Kopf rum, als ich deinen Thread las.
amor fati

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Elena
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Beitrag Mo., 25.10.2010, 12:23

Hallo vallée,

das hast Du aber schön und treffend beschrieben! Genauso sehe ich es auch!

LG Elena


montagne
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Beitrag Mo., 25.10.2010, 12:28

Danke Elena.
amor fati

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*Norma*
Helferlein
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Beitrag Mo., 25.10.2010, 12:36

was mir auch gerade noch durch den kopf geht... und vielleicht liege ich da auch völlig falsch, neko:

interessant ist, wie sich das anliegen im thread etwas verändert hat: von
- ich möchte meine t fragen, wie sie selbst mit ihrer angst umgeht zu
- ich möchte mehr über die ängste meiner t erfahren, um sie dabei trösten zu können.

trösten, um zeigen zu können, dass ich etwas gelernt habe oder um zeigen zu können, dass ich das auch kann. hmm. brauchst du von ihr die bestätigung: "ja, ich sehe, wie sie sich verändert haben und was sie jetzt alles können", weil du vielleicht selbst noch nicht ganz davon überzeugt bist? sozusagen eine rückversicherung? eben wie das kind, das erst im glanz der augen der mutter bestätigung und ermutigung erfährt.

lg, norma

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