Suizidgedanken.. macht Therapie in meiner Lage Sinn?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.

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Widow
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Suizidgedanken.. macht Therapie in meiner Lage Sinn?

Beitrag Mi., 26.01.2011, 00:23

Hallo allseits,

habe hier einiges gelesen und wage mal den Schritt, mich Euch vorzustellen.

Ich habe vor mehr als zwei Monaten meinen Mann verloren, er starb nach einer grauenhaften (nur medizinische Unklarheiten und viele Komplikationen), 15 monatigen Krankheitszeit mit knapp 47 Jahren vermutlich an seinem Krebs (ich denke eher: "Angst essen Seele auf"), in einem Krankenhaus, in das wir einen Tag zuvor schweren Herzens (wie angedeutet: unsere Erfahrungen mit Ärzten waren eher traumatischer Art) gegangen waren, damit sie ihn dort aufpäppeln - dass er statt dessen die erste Morphiuminfusion seines Lebens verpasst bekommen und eine Atemdepression entwickeln würde, war uns nicht klar ... Er starb tatsächlich in meinen Armen.
Wir hatten uns versprochen, zusammen zu gehen.

Ich habe mittlerweile mehrfach versucht, ihm zu folgen. Es hat nicht geklappt (zweimal hätte es funktionieren müssen, doch durch absurdeste Zufälle wurde ich gefunden).

Er fehlt mir wie am ersten Tag.

Momentan habe ich aber einen ekelhaften, lächerlichen und jämmerlichen Schiss, einen neuen Suizid in Angriff zu nehmen (mit steigender Anzahl der Versuche verdeutlichte sich mir nach jedem mein "Glück", nämlich nicht als Pflegefall aufgewacht zu sein, mehr).

Außerdem ist in jenen 15 Monaten, die wir gemeinsam versucht haben, diese Scheißkrankheit zu überleben und unsere Liebe davon nicht fertig machen zu lassen, einiges zwischen meinem Mann und mir gar nicht gut gelaufen, woran ich die Schuld habe (z.B. habe ich bereits in dieser Zeit einige Parasuizide unternommen, u.a. weil ich seine Schmerzen nicht wirklich aushalten konnte - das war natürlich immer ein grausamer Verrat).- Ich würde noch wissen wollen, warum ich so viel falsch gemacht habe in diesen Monaten.

Ich bin, da meine Stelle im akademischen Sektor ausgelaufen (und mein Fachgebiet ohnehin abgewickelt worden) ist, nun auch arbeitslos (war in der Krankheitszeit meist krankgeschrieben).

Es geht nichts. Die Wohnung sieht noch so aus, als käme er jeden Moment zur Tür herein. In mir ist Eis und Leere und manchmal, wenn ich mich nicht 'ablenken' kann, eine schrankenlose Traurigkeit, die mich mit sich nimmt (nur leider nie ganz): Er fehlt mir so.

Da das alles nicht mehr auszuhalten ist (diese mir von meinem früheren Ich unbekannte Unentschlossenheit, dieses Festgefrorensein), habe ich mich immerhin dazu aufgerafft, zwei Therapeuten zu konsultieren. Beide boten mir eine Psychoanalyse an. Und so bin ich jetzt im Begriff, damit zu beginnen, wenn denn die Krankenkasse mitspielt (die probatorischen Sitzungen liegen hinter mir, ich auch schon das erste Mal auf der Couch - ist nicht so doll gelaufen).

Ich bin immer noch sehr im Zweifel, ob das die richtige Entscheidung war. (D.h., ob ich wirklich will - und dann gleich eine Analyse ...)

Meine Frage an Euch lautet nun: Gibt es hier jemanden, der/die ähnliche Erfahrungen gemacht hat, und vor allem: ähnlich ambivalent ist hinsichtlich der Therapie(sinnhaftigkeit)? Geht das dann überhaupt, ich meine: Muss man nicht grundsätzlich positiv und optimistisch und mitarbeitswillig sein, wenn man so etwas angeht?

Einen Gruß
Widow

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To_muse_about
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 01:10

Hallo Widow!

Ich habe so etwas nicht direkt erlebt, bisher bin ich "nur" Verwandte gewesen, wenn jemand von uns gegangen ist.
Ich möchte dir jedoch gern etwas hierzu sagen:
Widow hat geschrieben:Muss man nicht grundsätzlich positiv und optimistisch und mitarbeitswillig sein, wenn man so etwas angeht?
Nein, das muss man nicht.
Man kann eine Weile kämpfen, aber irgendwann muss man sich (evtl. , je nach Schweregrad) klar machen, dass man verlieren wird.

Ich erzähle dir etwas.
Mein Onkel hatte Krebs.
Eine Weile wurde dagegen angekämpft. Aber man sah, dass es schon zu spät war.
Er hatte immer gesund gelebt, hatte nie Auffälligkeiten...
Eines Tages wurde es dann festgestellt.

Wie schon gesagt, bemühten sie sich also, gegen die Tumore anzukämpfen.
Mit jedem Befund wurde die Hoffnung weniger.
Und dann wurde es eingesehen. Er wird sterben.

Mein Onkel ging danach nicht mehr ins Krankenhaus.
Er bekam ein Krankenbett nach Hause, meine Cousine gab ihm als ausgebildete Krankenschwester die Medikamente, und meine Tante lebte jeden Tag so, als wäre es der letzte.
Sie sahen sich Bilder an, tauschten Erinnerungen aus und waren über jeden Tag froh, den sie noch zusammen waren.

Der Krebs zerfraß ihn, und es ging auf Weihnachten zu. Sein letztes.
Die Familie war fast jeden Tag beienander, ebenso zu Weihnachten.
Früh morgens am zweiten Weihnachtstag lag er dann im Bett und starb langsam vor sich hin.
Das heißt, er war nicht mehr wach, er starb mit jedem Atemzug mehr. Also nicht, dass du denkst, es wäre eine abfällige Beschreibung.

Als alle versammelt waren, fing plötzlich an, die Glocke zu läuten. Er starb.

Meine Tante war froh über jeden Tag.
Das Weiterleben fällt ihr schwer, aber sie WILL leben.
Sie will so lange leben, bis sie friedlich stirbt.
Es ist schwer, weiterzuleben, wenn ein geliebter Mensch stirbt.
Aber es lohnt sich trotzdem.

Wenn ich mir euer Versprechen so ansehe, vermute ich eher, dass er Angst hatte, alleine zu sterben, denn was hat er von dir, wenn du auch stirbst?
Vielleicht wollte er nicht alleine gehen, wollte wissen, dass du dabei bist.

Aber offenbar hat dein Leben noch eine Aufgabe. Diese vielen Misserfolge... es sieht danach aus, als wäre deine Zeit noch nicht da.
Und ich finde, du solltest diese Zeit als ein Geschenk sehen. Dein Mann ist tot, du wirst ihm nur in den Tod folgen können, aber nicht dort hin, wo er jetzt ist.

Ich würde dir vorschlagen, dein Leben weiterzuleben.
Stell ein Bild auf von deinem Mann. Und wenn du was erlebt hast, dann sprich mit ihm. Sag ihm, was du erlebt hast.

Welchen Grund hat es, zusammen zu sterben?
Glaubst du, du wirst ihn treffen? Wenn du auch stirbst?

Würdest du dein Leben weiterleben, könntest du ihm viele schöne Sachen erzählen, wenn ihr euch wiederseht. Und er wäre dir sicher nicht böse, dass du weitergelebt hast, denn du hast ihn geliebt und er war immer in deinem Herzen.

Es ist dein Leben. Aber egal welches Leben... Jedes ist wertvoll!
Verschwende es nicht!

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TwoFace
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 07:25

Hallo Widow,mein Beileid!
Ich denke,Du hast Euer Versprechen bereits eingelöst.Du warst bei ihm,so dass er nicht alleine gegangen ist.Auch den Weg vorher habt ihr gemeinsam bestritten.
Hut ab!Die Geschehnisse zeigen doch,die Welt soll vorerst nicht ohne Dich sein.
Vertrau Dich einem Therapeuten an,mache eine Reha.Du brauchst jemanden der Dich über die Zeit weg begleitet.Dem Du sagen kannst,wie Du dich gerade fühlst,was Dir gerade durch den Kopf geht.Schreibe es auf.
Ich hoffe sehr Du verlierst Deine suizidalen Gedanken.Die Trauer über den Verlust ist eine Ehrenerweisung an Deinen Mann,so stark wie eure Liebe war/ist.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Ausdauer,suche Dir bitte einen Begleiter und gib nicht auf.
Ich verlass´ mich auf meine Sinne!
Irrsinn
Blödsinn
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MrN
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 09:32

Hallo Widow,
Deine Geschichte ist mir sehr nahe gegangen.
Vor fünf Jahren starb ein guter Freund und Kollege meiner Frau an Krebs. Sie hat ihn täglich im Krankenhaus besucht. Ich habe sie ein paar Male dabei begleitet. Es war schlimm, ich hab bei dem Kranken kaum ein Wort herausgebracht. Ich habe meine Frau dafür bewundert, mit welcher seelischen Kraft sie sich der Sterbebegleitung hingegeben hat, weil mir eine solche Kraft gefehlt hat...

Bitte verzeih mir, wenn ich mich, bei aller Anteilnahme, die Dir sicher ist, jetzt nicht in Mitgefühl ergehe, sondern Dir nur ein paar einfache Gedanken mitteile, welche mir beim Lesen gekommen sind:
Widow hat geschrieben: Er starb tatsächlich in meinen Armen.
Wir hatten uns versprochen, zusammen zu gehen.
Das klingt für mich wunderbar...
Er ging und konnte Deine Liebe spüren, bis zuletzt. Das ist ein großes Glück, was nur wenigen Menschen vergönnt ist!
Und er ging unerwartet, jedoch daher gerade mit dem Gefühl, daß es noch längst nicht vorbei ist...

Bei aller Grausamkeit des Sterbens - ich finde, das war ein schöner Tod, eine würdevolles Ende, wie man es sich nur wünschen kann.
Widow hat geschrieben: Ich habe mittlerweile mehrfach versucht, ihm zu folgen. Es hat nicht geklappt (zweimal hätte es funktionieren müssen, doch durch absurdeste Zufälle wurde ich gefunden).
...
Momentan habe ich aber einen ekelhaften, lächerlichen und jämmerlichen Schiss, einen neuen Suizid in Angriff zu nehmen (mit steigender Anzahl der Versuche verdeutlichte sich mir nach jedem mein "Glück", nämlich nicht als Pflegefall aufgewacht zu sein, mehr).
In meinem Verständnis würde ich solch einen Hergang einfach "Schicksal" nennen.
Ein deutlicheres Zeichen, daß es für Dich noch zu früh ist, kann ich mir nicht vorstellen...
Bitte, fordere Dein Schicksal nicht weiter heraus, sondern stelle Dich dem Leben, was es Dir bereitet:
Deine verbliebenen Lebensjahre sind nur ein kurzes Jetzt im Vergleich zu der Ewigkeit, in der er auf Dich wartet,
denn eine solch starke Bindung, wie Ihr sie hattet, eine solch starke Liebe währt wohl ewig...
Zumindest möchte ich daran glauben...
Widow hat geschrieben: Ich bin, da meine Stelle im akademischen Sektor ausgelaufen (und mein Fachgebiet ohnehin abgewickelt worden) ist, nun auch arbeitslos (war in der Krankheitszeit meist krankgeschrieben).
Das ist schlimm, weil Du dadurch zeitnah jeden Halt verloren hast. Man redet ja auch von "Trauerarbeit", d.h. eine sinnvolle Aufgabe, in die Du Dich vertiefen könntest wäre eine gute Stütze, besonders in der ersten Zeit danach...
Widow hat geschrieben: Es geht nichts. Die Wohnung sieht noch so aus, als käme er jeden Moment zur Tür herein. In mir ist Eis und Leere und manchmal, wenn ich mich nicht 'ablenken' kann, eine schrankenlose Traurigkeit, die mich mit sich nimmt (nur leider nie ganz): Er fehlt mir so.
Kann ich Dir nachfühlen. Deine Erinnerungen sind derzeit alles, was Dich noch ausfüllt...

Aber sieh es doch mal so:
Du hast nun alle Zeit der Welt und jede Freiheit, Dir Dein Leben neu einzurichten. - Wenn Du Dir jeden Tag nur ein Stückchen von Eurer Wohnung vornimmst, es aus- bzw. umräumst, so hast Du die einmalige Chance, ganz individuell und intensiv von allem Abschied zu nehmen, von dem, wie es einmal war, doch nun nicht mehr ist.
Das wäre ein schwerer, ein trauriger Weg - aber Du würdest dabei auch merken, daß ganz real etwas geblieben ist und bleibt, wofür es sich zu leben lohnt. - Wie gesagt, nur eine Chance... Es liegt allein an Dir, wie Du sie nutzt.
Widow hat geschrieben: Ich bin immer noch sehr im Zweifel, ob das die richtige Entscheidung war. (D.h., ob ich wirklich will - und dann gleich eine Analyse ...)
Diesbezüglich schließe ich mich meinem Vorredner an.
Eine Analyse ist ein langwieriger Prozeß, der Dir viel Kraft und Energie abverlangt. Wenn Du da selbst bereits Zweifel hegst, dann ist das im Moment gewiß nicht das Richtige für Dich.

Viel wichtiger wäre es jetzt, daß Du lebendigen Anschluß an Menschen findest, mit welchen Du Dein Leid teilen kannst.

Falls Du aber immer noch denkst, jetzt und auf der Stelle gehen zu müssen, dann wäre eine Klinik, wo Du rund um die Uhr betreut wirst, vorerst ein besserer Ort für Dich, solange, bis Du wieder Fuß gefasst hast im Leben und eigene Schritte wagen kannst.

Viele liebe Grüße
MrN

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Schneekugel
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 09:49

Also ganz kurz geantwortet, meine Motivation mich mit Therapie zu beschäftigen stand unter dem Motto: "Bevor ich mich erschiess kann ichs ja noch versuchen, schlimmer kanns ja auch nicht werden." Also nö, du musst kein langhaariger Esoterikjünger sein, damit eine Therapie funktionieren kann, es reicht auch wenn du dich in der Therapie selbst davon überzeugst, dass der Mensch da vor sich wirklich Ahnung hat wovon er redet.


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Widow
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 10:16

Herzlichen Dank für die Antworten (naja, für fast alle; einen besonderen Dank an Ted! Wie Du's im OT beschreibst, hat mich dieses andere posting getroffen: Mitten in den Magen),

zunächst an den Admin: Es tut mir leid, dass ich eine unpassende, weil zu unspezifische Threadüberschrift wählte, danke für die Präzisierung.

"Freiheit, sich sein Leben neu einzurichten" - ich verstehe ja, dass man das in einem solchen Falle so sehen kann. Doch ich war, bevor ich meinen Mann kennenlernte, keiner dieser Lebensenthusiasten (Leben hatte man sich nicht ausgesucht, doch da ich ein höflicher Mensch bin, hat man's halt gelebt; oft mit Zweifeln an der Richtigkeit dieser Entscheidung) und ich werde es, da alles tatsächliche Lebensglück mit ihm fortgegangen ist, erst recht nicht werden.

Dann: "jeden Tag sich ein Stückchen von der Wohnung vornehmen und umräumen" - es geht nicht, es geht auch physisch nicht: Ich bekomme so etwas wie Herzrasen und Flachatmung, wenn ich den Gedanken an die Altkleidersammelbeutel auch nur denke. Die Wohnung ist ohnehin ein Problem: Wir haben sie vor ein paar Jahren gekauft, der Kredit ist bald getilgt, doch dann ist weder Erspartes da (bekomme auch kein Arbeitslosengeld, da ich verbeamtet auf Zeit war; wer übrigens die Therapie zahlt, steht auch noch in den Sternen), noch ein Ort, an dem sich 'vernünftig' leben lässt - ist diese Wohnung doch viel zu groß für mich (ich werde sie also wohl verkaufen müssen, frage mich nur voller Panik, wie ich ausgerechnet das auf die Reihe kriegen soll, jetzt, da ich gar nichts auf die Reihe bekomme, noch nicht mal das Einkaufen).

Zu Eurem Rat, anstatt eine Therapie zu machen, (vorerst) eine Trauergruppe zu besuchen: Hm, ich bin so gar kein Gruppenmensch, aber auch gar nicht. Ich glaube nicht, dass mich das 'weiterbringt' (will ich das überhaupt?). Dass freilich eine Psychoanalyse, sofern ich mich wirklich darauf einlassen kann, ein ziemlich harter Ritt wird (aber nach der Wüstenwanderung wäre das wohl ein Klacks), das ist mir bewusst. Ich habe aber in jenen 15 Monaten mich selbst mitunter als derartig fremd erlebt, dass ich schon gern noch Klarheit gewönne, was da gelaufen ist. Vielleicht geht das in einer PA. Mit einer tiefenpsycholog. fundierten Psychotherapie habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht: 6 Monate lang rannte ich da während der Krankheit hin und musste mir Ratschläge anhören wie: "Gehen Sie mit Ihrer Freundin Kaffee trinken". - Das war nicht nur banal, das war für meinen Geschmack auch zu "lebensenthusiastisch" und auf reine Funktionalität ausgelegt (be happy, think positiv - und mach Deinen Job, die Wirtschaft wird's Dir danken).

--- Ich bin ziemlich verkorkst, ich weiß: weise letztlich alle Ratschläge ab und so, aber das liegt vielleicht auch mit daran, dass ich mir selbst nicht zu raten weiß (und das zermürbt). Ich danke Euch dennoch!

Kam gerade noch rein, die letzte Antwort von Schneekugel: Ja, so ähnlich dachte ich, als ich das mit der Therapie angeleiert habe, auch: Schlimmer kann's ja auch nicht werden, und 'erschießen' (würde anderen Weg präferieren) kann ich mich immer noch. - Ich weiß aber nicht, ob es nicht doch noch ein wenig schlimmer werden kann. (Z.B. wenn ich dann endgültig depraviere, weil ich gar nichts mehr auf die Reihe bekomme.) --- Sollte man vermutlich ausprobieren. (Auch diesen Tipp, jeden Tag ein Stückchen sich vorzunehmen, will ich umzusetzten versuchen.)

Einen Gruß,
Widow

PS: Nachher geht's das zweite Mal auf die Couch, da muss ich ihm dann verklickern, dass mich das erste Mal reichlich verstört hat - wird bestimmt auch toll!

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 13:17

Widow hat geschrieben: Beide boten mir eine Psychoanalyse an. Und so bin ich jetzt im Begriff, damit zu beginnen, wenn denn die Krankenkasse mitspielt (die probatorischen Sitzungen liegen hinter mir, ich auch schon das erste Mal auf der Couch - ist nicht so doll gelaufen).
Eine Analyse würde ich in deiner Lage überhaupt nicht empfehlen. Du brauchst im Moment was lebenspraktisches, aufbauendes, nach vorne schauendes und das kann eine Analyse von allen Therapieformen am allerwenigsten leisten. Eine Analyse ist gut, wenn festgefahrene Beziehungsmuster das Problem sind, die man anhand des Analytikers durcharbeiten und besser verstehen kann. Das ist im Moment überhaupt nicht deine Baustelle und wäre auch viel zu schmerzhaft und langwierig für dich im Moment.

Wenn du nicht wieder eine frustrierende Pleite und enttäuschte Erwartungen erleben willst, dann lass die Finger von einer Analyse.

Aber da du ja gerade keinen Job hast, warum suchst du nicht mal eine psychosomatische Klinik auf für eine stationäre Psychotherapie? Erstens kommst du unter Leute, die Verständnis für deine Lebenskrise haben, dann hast du Ablenkung und einen Tapetenwechsel und wenn es eine gute Klinik ist auch Therapie die dich weiterbringt, dabei auch Therapieformen die ambulant nicht angeboten werden.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 13:19

Widow hat geschrieben: Dann: "jeden Tag sich ein Stückchen von der Wohnung vornehmen und umräumen" - es geht nicht, es geht auch physisch nicht: Ich bekomme so etwas wie Herzrasen und Flachatmung, wenn ich den Gedanken an die Altkleidersammelbeutel auch nur denke. Die Wohnung ist ohnehin ein Problem: Wir haben sie vor ein paar Jahren gekauft, der Kredit ist bald getilgt, doch dann ist weder Erspartes da (bekomme auch kein Arbeitslosengeld, da ich verbeamtet auf Zeit war; wer übrigens die Therapie zahlt, steht auch noch in den Sternen), noch ein Ort, an dem sich 'vernünftig' leben lässt - ist diese Wohnung doch viel zu groß für mich (ich werde sie also wohl verkaufen müssen, frage mich nur voller Panik, wie ich ausgerechnet das auf die Reihe kriegen soll, jetzt, da ich gar nichts auf die Reihe bekomme, noch nicht mal das Einkaufen).
Ich würde wegen der praktischen Dinge zum sozialpsychiatrischen Dienst deiner Gemeinde gehen, die können dir auch wegen der Krankenversicherung und deinen Ansprüchen auf Leistungen helfen, ggf kann von der Seite auch jemand vor Ort vorbeikommen.

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MrN
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 13:20

Widow hat geschrieben: ... Ja, so ähnlich dachte ich, als ich das mit der Therapie angeleiert habe, auch: Schlimmer kann's ja auch nicht werden, und 'erschießen' (würde anderen Weg präferieren) kann ich mich immer noch. - Ich weiß aber nicht, ob es nicht doch noch ein wenig schlimmer werden kann. (Z.B. wenn ich dann endgültig depraviere, weil ich gar nichts mehr auf die Reihe bekomme.)
Ja, genau mit einer solchen Motivation habe ich mich die letzten zweieinhalb Jahre am Laufen gehalten. Es hat einige Versuche und fast ein Jahr gedauert, bis ich eine geeignete Therapie gefunden hatte.
Ob auch die Therapeutin geeignet ist, da bin ich auch nach über einem Jahr immer noch am Zweifeln. Ich mache eine Transference-Focused Psychotherapy (TFP). Beantragt ist es als Psychoanalyse, jedoch mit viel weniger Wochenstunden. Diese Therapieform legt besonderen Wert darauf, den Patienten zurück ins Realitätsempfinden zu holen und setzt dafür eine gewisse Grundstabilität voraus...
... welche mir anfangs gefehlt hat, ohne, daß ich mir das eingestehen konnte oder wollte. Ich bin einfach hingegangen und habe die Möglichkeit genossen, allen Unrat Revue passieren zu lassen, der mein Leben bisher versaut hat. Ob mich das weitergebracht hat, weiß ich nicht - genau, wie die Ratschläge der Therapeutin, welche ich zumeist völlig daneben empfand und nur widerwillig zur Kenntnis nahm - geschweige, daß ich kaum noch die Motivation fand, etwas davon umzusetzen.

Daher kann ich Dich soweit "beruhigen":
Bei einer Analyse kommt es mit ziemlicher Gewißheit "schlimmer".
Die Therapie allein macht's nämlich nicht, sondern es hat (zumindest bei mir) noch einige reale Tiefschläge gebraucht, um mich wieder ein wenig auf Trab zu bringen...
Aber es hat sich insgesamt gelohnt:
Inzwischen denke ich über alles mögliche nach, jedoch kaum noch daran, allem ein Ende zu setzen!
Widow hat geschrieben: --- Sollte man vermutlich ausprobieren. (Auch diesen Tipp, jeden Tag ein Stückchen sich vorzunehmen, will ich umzusetzten versuchen.)
Bei mir war es auch jeden Tag ein Stückchen ...
... aber zumeist etwas ganz anderes, als vielleicht nötig gewesen wäre. Ich hab mir die Zeit gegeben, zuerst einmal meine Gedanken und vor allem die Gefühle zu ordnen. Während dieser Zeit habe ich meine Alltagsprobleme, ja meine fehlende Alltagstauglichkeit, massiv verdrängt. Manches "Stückchen" hab ich hier im Forum hinterlassen. Es hat mich Zeit und Energie gekostet, mich mit fremden Problemen zu befassen; aber es hat mir einen Sinn verschafft, mit meiner Meinung und meinem Rat helfen zu können. Und ganz nebenbei hat es mir geholfen, meine eigenen wunden Punkte zu lokalisieren.
Nun erst, nach anderthalb Jahren Therapie, beginnt sich meine neu gewonnene Zuversicht auch darin zu äußern, daß ich meine äußeren Lebensumstände ordnen kann. Vielleicht alles ein bißchen langsam, aber ich habe diese Zeit benötigt, um wieder etwas Selbstsicherheit aufzubauen.

Ich glaube, Du kannst es auch schaffen...
LG
MrN

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chandelle
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 13:28

Widow, es tut mir Leid!

Das wollte ich nicht sagen. Ich wollte damit nur sagen, dass ich den Leidensweg kenne einen krebskranken Mann über lange Zeit zu begleiten und nicht zu wissen was wird. Es war ein sehr aggressiver Krebs. Und obwohl ich dies miterlebt habe und es Dir nachfühlen kann, kann ich nicht nachfühlen wie es ist, wenn der Partner stirbt.

Bei uns gab es im Falle des Falles keine Absprache. Ich hätte auch nie darüber nachgedacht mitzugehen. Jeder ist da anders.

Ich wünsche Dir, dass Du wieder Freude am Leben findest. Du darfst trauern, Du darfst diese Gedanken haben und Du darfst Dir so Hilfe suchen wie Du es brauchst.

Also nix für ungut, das konnte ja nur schiefgehen mit meinen Beitrag. Ich hoffe, Du hast verstanden was ich meinte?

chandlle

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Beitrag Mi., 26.01.2011, 16:18

PS: Nachher geht's das zweite Mal auf die Couch, da muss ich ihm dann verklickern, dass mich das erste Mal reichlich verstört hat - wird bestimmt auch toll!
Ist doch vollkommen in Ordnung, dass du in deiner Situation verstört bist. Denkst du ein Arzt der den ganzen Tag auf der Unfallstation Leuten frisch gebrochene Knochen zusammenflickt, wird erwarten das seine Patienten, die gerade in einer Ausnahemesituationen sind, nichts anderes im Kopf haben als fröhlich mit ihm Small Talk zu treiben?

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 26.01.2011, 16:31

Widow hat geschrieben: Mit einer tiefenpsycholog. fundierten Psychotherapie habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht: 6 Monate lang rannte ich da während der Krankheit hin und musste mir Ratschläge anhören wie: "Gehen Sie mit Ihrer Freundin Kaffee trinken". - Das war nicht nur banal, das war für meinen Geschmack auch zu "lebensenthusiastisch" und auf reine Funktionalität ausgelegt (be happy, think positiv - und mach Deinen Job, die Wirtschaft wird's Dir danken).!
Ich denke, egal mit welcher Therapieform musst du immer in den Vorgesprächen klären, was du für eine Therapie benötigst, und ob dieser Therpeut dies leisten kann.
Es ist klar daß du mehr an Einfühlungsvermögen und Akzeptanz benötigst als in einer "gehen sie unter Leute" dumme Sprüche Therapie. Wobei allerdings der Rat, unter Leute zu gehen und Hobbies etc nachzugehen sicherlich gut ist. Nur eben nicht ausreichend.


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Widow
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Beitrag Do., 27.01.2011, 00:24

Zunächst einmal nochmals meinen herzlichen Dank für all die Erfahrungen, Empfehlungen und Hinweise von Euch!

@Münchnerkindl: Das mit dem sozialpsychiatrischen Dienst werde ich im Auge behalten (die haben mich eh schon ihrerseits im Auge, jedenfalls bekam ich nach meinem bislang vorletzten - äußerst halbherzigen [habe dann selbst den Thera angerufen! Man, wie bekloppt kann man eigentlich sein?!] - Abgangsversuch von denen schon Post. Was den Klinik-Tipp anbelangt, so muss ich aber vollkommen passen: Durch die immer wieder mal nötigen Klinikaufenthalte meines Mannes (bei denen ich mich ab bald irgendwann immer mit einquartiert habe) hatte ich ohnehin schon eine ziemliche Krankenhaus-Phobie entwickelt, und da ich selbst jetzt 3x das höchst zweifelhafte Vergnügen hatte, jeweils rund 36 Stunden in der geschlossenen Abteilung verbringen zu dürfen (übrigens auch jeweils, ohne dass irgendetwas mit mir 'gemacht' wurde, kein therapeutisches Gespräch, kein Nix), erst recht eine Psychiatrie-Panik.
Und schließlich: Man merkt Dir vielleicht das herzhafte München an - Deine Hinweise auf lebenspraktische, handfeste, zukunftszugewandte Perspektiven, die ich mir (mit Hilfe) neu suchen solle ("ab unter die Leut"), sind zweifelsohne allesamt richtig. - Nur leider nicht für mich. Ich war so noch nie.

@MrN
MrN hat geschrieben: und setzt dafür eine gewisse Grundstabilität voraus...
... welche mir anfangs gefehlt hat, ohne, daß ich mir das eingestehen konnte oder wollte. Ich bin einfach hingegangen und habe die Möglichkeit genossen, allen Unrat Revue passieren zu lassen, der mein Leben bisher versaut hat. Ob mich das weitergebracht hat, weiß ich nicht - genau, wie die Ratschläge der Therapeutin, welche ich zumeist völlig daneben empfand und nur widerwillig zur Kenntnis nahm - geschweige, daß ich kaum noch die Motivation fand, etwas davon umzusetzen.
Diese "Grundstabilität" wollte auch der Thera von mir sozusagen 'bescheinigt' haben (versteh ich, nach unserer kurzen, aber heftigen Vorgeschichte ...) - ich hab, wie Du, sie ihm bestätigt (meingott, diese Sitzungen sind momentan alles an Struktur - und ich will sie und will sie nicht), zweifle aber manchmal auch daran, diese Stabilität zu haben. - Man wird sehen.
"Ratschläge" hat er bislang nicht erteilt und wird dies vermutlich auch nicht tun. Aber Manches indirekt empfohlen (you know, what I mean?), das schon einiges an Auseinandersetzung (in jeder Hinsicht) hervorgerufen hat. (Umgang mit dem Tod z.B., Schuldproblem u.s.w. - jau: der geht ran!)

Dieses Tage-Stückwerk, das Du empfiehlst, werde ich demnächst anzugehen versuchen (inklusive massiver Verdrängung der Alltagsuntauglichkeit - die ich aber nur noch zeitlich begrenzt werde leben können; wie also stellt man die bitte schön ab??? Wie hast Du es Dir 'leisten' können, diese Zeit fürs Gedanken-Ordnen Dir zu nehmen? Anders gesagt: Ich bekomme einfach nur Angst, wenn ich mir vorstelle, dass alles in 3 Monaten noch so ist wie jetzt, denn dann wird es langsam in anderer Hinsicht existentiell, nur leider nicht mehr selbstbestimmt. Und da alles so, wie's ist, nun schon seit fast 3 Monaten so ist, halte ich das nicht für unwahrscheinlich. - Aber vielleicht habe ich auch Glück und es wird doch alles noch schlimmer).

Dass ein Engagement in diesem Forum (und nicht nur ein
Das-eigene-Paket-hier-Abladen) helfen könnte (mir und andern!), ist mir bewusst, aber leider noch nicht umsetzbar.

Gerade deshalb bin ich Euch allen so dankbar!

Einen lieben Gruß,
Widow

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 27.01.2011, 11:44

Hm, es gibt psychotherapeutische Kliniken die überhaupt kein "Klinikflair" haben sondern eher wie Ferienanlagen angelegt sind. Wenn Klinik dich triggert, dann findest du da sicher etwas das diese unguten Erinnerungen nicht auslöst.


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Widow
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Beitrag Fr., 28.01.2011, 17:30

Hallo allseits!

Heute habe ich noch eine sozusagen therapie-'inhaltliche' Frage (bzw. ein Problem):
Jetzt ist mein Mann seit 11 Wochen und rd. einer Stunde tot - und ich habe, wie jeden Freitag, wieder ziemlich zu kämpfen (war vorhin draußen und musste das Einkaufen abbrechen, weil ich kaum noch einen Tränensturz verhindern konnte; manche Tage sind so).
Mich bewegt auch weiterhin der Gedanke an den Freitod (nicht nur an Tagen wie diesem, sondern auch, weil alles so perspektivlos ist: arbeitslos - keine Möglichkeit, im alten Job jemals wieder zu arbeiten [hätte beruflich in der Krankheitszeit ein Buch schreiben müssen, das hab ich nicht gekonnt, nun ist es vorbei mit diesem Beruf] - bald pleite - viel zu große Eigentumswohnung - Horror vor Harzt IV u.s.w.).

Andererseits (jaja, ganz schön ambivalent) habe ich nun ja gerade in Ansätzen begonnen, mein Leben neu zu organisieren, nämlich wenigstens noch diese Therapie (PA) zu machen, in der Hoffnung, da auch einiges darüber herauszufinden, warum ich (von außen oft unbemerkt) während der Krankheit meines Mannes manchmal 'dekompensierte' oder ihm das Leben mitunter noch schwerer machte, als es ohnehin schon war (und zur Klarstellung: Ich liebe ihn. Ich war sein Medizinlexikon, diejenige, die die Behandlungen recherchierte, organisierte und überwachte, die, die in allen Krisen immer an seiner [Krankenhaus-]Bettseite saß, diejenige, die Mut und Hoffnung lebte, diejenige, die ihn im Arm hielt, wenn er weinte - aber ich war manchmal auch ein Monster).

Das Problem, das ich jetzt mit dieser Therapie habe, ist das folgende: Bei meinem letzten Suizidversuch bin ich erneut 'dekompensiert' und habe, auch aufgrund eines Anti-Suizid-Vertrages, den kurz zuvor kennengelernten Thera angerufen, der dann (nachts u.s.w.) den Notarztwagen organisiert hat.
Danach war er dann - und ich kann es ihm nicht verdenken - ziemlich reserviert, hat mich, da das alles kurz vor Weihnachten sich begab, auf seinen Arbeitsbeginn im Januar vertröstet. Ich wusste also einige Zeit gar nicht, ob ich mich da überhaupt noch mal blicken lassen darf (sowas ist ja auch immer total peinlich). Das hat dann ja geklappt und ich habe mich entschuldigt für jenen Übergriff und den Vertragsbruch (aber es war sein Vertrag ..., ich musste ihn nur noch unterschreiben). Er meinte, dass er lange überlegt habe, ob er mich überhaupt noch mal sehen wolle, denn "so etwas will man nicht erleben". - Versteh ich.
Und dann sagte er, dass er nicht mein Todes-Therapeut sein werde, ich mir also überlegen solle, wie es mit der Suizidalität nun sei, denn wenn sie noch ein Thema (auf der Handlungsebene) für mich sei, dann solle ich keine PA bei ihm beginnen. Da er mir in dieser Sitzung auch alle andern Regeln der Therapie erklärte, bat ich mir Bedenkzeit aus. - Und sagte nach ein paar Tagen zu. (Meingott, ich bin ja selbst im Zweifel, doch das ist so ein bisschen mein letzter Strohhalm, im Moment. Und der Thera scheint auch zu passen.)
Aber natürlich ist das Nachdenken über und manchmal auch das Sehnen nach dem Tod keineswegs verflogen (s.o.).
Meine Frage lautet also: Kann ich ihm davon erzählen (eigentlich soll man ja alles erzählen, was einem durch den Kopf geht auf dieser Couch)? Ich habe Angst, dass er mich dann kurzerhand rausschmeißt, weil ich dann wieder eine Regel bzw. Vereinbarung gebrochen hätte (und dann noch eine solchen Inhalts).
Vorläufig werde ich dieses Thema gewiss nicht berühren. Aber wenn es wieder ganz drängend werden sollte, was ist dann?

Einen lieben Gruß,
Widow

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