Dissoziiere ich wirklich?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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neele
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Dissoziiere ich wirklich?

Beitrag Do., 03.02.2011, 20:14

Hallo zusammen!

Ich hatte am Dienstag mal wieder eine Therapiestunde und dabei bin ich anscheinend dissoziiert.
Wir haben über mich und mein permantentes Gefühl des alleinseins gesprochen.
Während meine Therapeutin gesprochen hat, habe ich mich auf einmal nicht mehr bewegen und sprechen können.
Ich war wie versteinert. Ich habe sie reden hören (weiß aber im Nachhinein auch gar nicht mehr was sie gesagt hat) und gemerkt wie sie mir fragen stellt, aber ich konnte nicht nachdenken oder gar antworten. Meine Gedanken fuhren Achterbahn und dazwischen schrie es in meinem Kopf pausenlos: "sag doch was, rede endlich, sag was!!!"
Ich sah meine Thera nur die ganze Zeit mit großen Augen an, zwischendurch versuchte ich mich mit den Augen an der Wand "festzuhalten".
Irgendwann merkte ich, dass meine Therapeutin zu mir sagte: "Sie sind ja gar nicht richtig da! Fühlen Sie mal den Sessel unter ihnen, hören sie auf die Autos auf der Straße...!"

Nach der Stunde ist mir aufgefallen, dass ich solche Zustände schon öfter in einer Therapiestunde hatte.
Nun ist aber meine Frage, ist das wirklich dissoziieren?
Ich bin ja nicht "weg" oder starre nur auf einen Punkt...

Ich muss zugeben, ich kenne mich damit nicht so wirklich aus.
Weiß jemand rat?

LG neele

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Staubkorn
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Beitrag Do., 03.02.2011, 23:12

Hallo Neele

Kann dir nur schreiben, was ich denke. Ob es 100 %ig richtig ist, weiß ich nicht.
Ich würde es schon als dissoziieren einstufen, gerade auch deswegen weil du dich selbst nicht aus diesem Zustand "einfach so" befreien konntest. Beim träumen/nachdenken etc - wo man teilweise ja auch in Gedanken vertieft ist und nicht wirklich präsent für den Gesprächspartner - kann man sich schnell wieder herausholen, wenn man es will.
Was du beschreibst, klingt für mich nach einem Trancezustand.
Habe diese Zustände auch stets und ständig. Man fühlt sich im eigenen Körper gefangen, bekommt alles mit, aber kann nicht reagieren - egal auf welchem Weg ...
mich holen da meistens auch nur eindringliche Worte wieder zurück. Am besten hilft die Anwendung meines Vornamens .... auch wenn dies begleitet mit einem eigenartigem Gefühl ist.

Habt ihr euch denn mal genauer drüber unterhalten? Also du und deine Thera?

lg, Staubkorn
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neele
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Beitrag Do., 03.02.2011, 23:21

Hallo Staubkorn!

Danke für deine Antwort!
Nein, wir haben uns noch nicht ausführlich darüber unterhalten, da ich bisher nur drei-viermal während eines Klinikaufenthaltes dissoziiert bin - dachte ich bisher zumindest.
Sie weiß davon, aber da es seither nicht mehr zu passieren schien, war es kein Thema mehr.
Umso mehr beschäftigt es mich jetzt und beunruhigt mich auch ein wenig...
Ich möchte sie unbedingt nächstes mal darauf ansprechen und ihr vor allen Dingen sagen, dass ich glaube, dass mir das schon öfter mal in ihrer Stunde passiert ist, zwar nicht so heftig wie am Dienstag aber trotzdem.

Ja, bei mir ist es auch so, dass ich mich einfach nicht mehr rühren kann und auch sprechen wie eine unüberwindbare Hürde erscheint.
Was meinst du damit, dass das Aussprechen deines Vornamens mit einem eigenartigen Gefühl begleitet ist?

LG neele

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Staubkorn
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Beitrag Do., 03.02.2011, 23:37

Ja, Neele ... ich denke, es wäre gut, wenn ihr das mal thematisiert.
Es muss ja nichts schlimmes heißen ... es gibt viele Menschen, die in Trancezustände aufgrund von Überforderung geraten ... körperlich wie emotional.
Vllt lassen die genaueren Umstände eine evt Erklärung zu:
Gibt es bestimmte Themen, wo du dissoziierst?
Oder liegt es an den Umgebungsfaktoren/Umwelteinflüssen ... wie Stress in Familie, auf Arbeit oer allgemein etwas, was innerlich schonmal richtig aufbauschen kann und dann evt noch ein kleineres Thema (wo man denkt, es macht nicht viel aus) in der Therapie besprochen ... könnte dann schon zu einer Überforderungs-/Belastungsreaktion führen.

Bei mir liegts an Themen, Umwelteinflüssen (insbesondere Trigger, denen ich selten entgehen kann und einige immer wieder kennenlerne) ... und insbesondere beim Thema Gefühle ... etwas womit ich nicht wirklich kann.

Was ich meinte (um auf deine Frage zu kommen) ist, wenn meine Therapeutin oder wer anderes meinen Vornamen ausspricht ... manchmal mehrfach (irgendwann ja auch eindringlicher/auffordernder - insbesondere bei Verwandten und Bekannten, die denken, man hört nicht zu und diese aber eine Antwort wollen) ...
mehrfach, weil ich es höre, aber nicht "raus" kann. Es ist so, als ob man verschwindet und ausgenudelt wieder da ist .... klingt eigenartig, aber kann es schwer erklären.
Kennst du diese Pumpen, die man verwendet, um verstopfte Rohre zu befreien?
So ist grad meine Assoziation, wie man es erklären könnte.

lg, Staubkorn
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neele
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Beitrag Fr., 04.02.2011, 18:14

Hallo Staubkorn!

Ich weiß, dass manche Themen für mich sehr schwierig sind. In der Klinik bin ich einige Male bei Themen die meine Kindheit betreffen dissoziiert.
Ich glaube bei meiner Therapeutin passiert das auch, wenn sie mir einen langen Vortrag über etwas hält, das ich gar nicht so sehe oder mich verletzt.
Hmm...bin echt gespannt auf die nächste Stunde bei ihr und was sie dazu sagen wird.

Stimmt das eigentlich, dass man, wenn man dissoziiert das auch schon in der Kindheit gemacht hat? Dass es da also erlernt wurde und jetzt noch bei bedrohlichen Situationen angewandt wird?
Oder muss das nicht zwangsläufig so sein?

LG neele


Tipi tipi hoe
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Beitrag Fr., 04.02.2011, 18:30

Dissoziieren muss nicht zwangsläufig aus der Kindheit sein, aber da lernt mans besonders gut
Dissoziieren ist ein Schutzmechanismus, z.B. mit teilweisem oder völligem Verlust der normalen Integration der Erinnerung an die Vergangenheit, des Identitätsbewusstseins, der Wahrnehmung unmittelbarer Empfindungen sowie der Kontrolle von Körperbewegungen. Also auch das, was Du beschreibst.
Es ist besser, das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wach halten zu lassen, was du getan hast.
(Afrikanisches Sprichwort)

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neele
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Beitrag Di., 08.03.2011, 10:05

So, ich habe inzwischen mit meiner Therapeutin darüber gesprochen. ich habe sie gefragt, ob das, was mir bei ihr letzten passiert ist, schon unter Dissoziation fällt und sie bejate es sofort.
Ihr sei im Anschluss an diese Stunde auch aufgefallen, dass mir das wohl schon ab und zu - wenn auch in schwächerer Form - bei ihr passiert wäre.
Wir sprachen dann nochmal genauer über diese Situationen, wie es mir dabei geht, ob ich es vorher merke usw.
Sie wollte mir nächstes Mal noch Unterlagen dazu mitbringen, bin mal gespannt.

LG neele

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Corumbra Myosotis
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Beitrag So., 10.04.2011, 12:59

Achherrjeh, das habe ich auch desöfteren. Ich habe es immer vermutet, mein Therapeut damals auch, infolge eines Fragebogens... Hab halt von Leuten gehört, die so stark dissoziierten, daß sie nicht mal mehr wussten, welches Jahr wir haben und dachte "Dann kann das ja bei mir nicht so schlimm sein, bzw. das kann es ja dann nicht sein."
Es nimmt auch immer mehr zu bzw. passiert immer häufiger. Sitze in Gesprächen oft nur noch mit totalem Gedankenrasen da und nicht von dem, was mein Gegenüber sagt, kommt an oder so, daß es Sinn macht. Klar gibt es Maßnahmen, um einen da rauszuholen, aber kann man es auch vermeiden bzw. trainieren gar nicht in diesen Zustand zu kommen, eben nicht komplett "zu" zumachen?
-
"It is not nor it cannot come to good:
But break, my heart; for I must hold my tongue.“

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Symlink
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 21:17

@Corumbra Myosotis: Weisst Du um was fuer einen von Dir erwaehnten Fragebogen es da geht?

Danke!

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Sydney-b
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 23:38

Symlink: die letzte Nachricht war hier von 2011.
Ich denke also nicht, dass Corumbra dir noch antworten wird.
Nur, falls du dich wunderst.

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Beitrag Do., 13.10.2022, 22:12

@Sydney-b: Oh, danke fuer den Hinweis. Irgendwie bin ich da bei uralt-Threads gelandet, ja. Verzeihung also fuers Hervorkramen!
Gruss, S.

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