Schaden durch Psychoanalyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Herr Schmidt
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Schaden durch Psychoanalyse

Beitrag Mo., 19.12.2011, 20:46



Die Methoden meiner Psychotherapeuten waren mir in der Vergangenheit nie besonders wichtig gewesen. In den 90er Jahren habe ich erfolgreich eine 3-monatige Rehabilitation abgeschlossen - eine Therapie, von der ich heute noch profitiere. Es ging dabei viel um 'Grenzen' und Kommunikation. Wahrscheinlich hat mir das geholfen, nach 7 psychoanalytischen Sitzungen den Ausstieg zu schaffen. Hier meine Erlebniserfahrung:

Der Therapeut wirkt sehr 'smart' und authoritaer. In der ersten Assessment-Sitzung frage ich nach seiner Ausbildung. Diese Frage beantwortet er mit einer Gegenfrage, also nicht direkt: "Warum willst Du das wissen?". Nach meiner kurzen Erklaerung beantwortet er meine Frage mit Fachjargon. Ich bin verunsichert, lasse es mir aber nicht anmerken.

Den Begriff Psychoanalyse verwendet er erst in der 2. Sitzung. Ich lehne nicht ab. Er fragt mich wiederholt "Was denkst Du von mir? Welche Gefuehle hast Du fuer mich?". Ich reagiere irritiert, gehe aber nicht darauf ein. Nach dieser Sitzung fangen die Phantasien mit ihm an. Ich denke nur noch an ihn (Liebesuebertragung). Ich fuehle mich manipuliert und ueber die Grenzen gelatscht.

In den naechsten Sitzungen macht er Deutungen, die mit meinem persoenlichen Empfindungen nichts zu tun haben. Ich wiederspreche nicht, da ich mich wieder manipuliert fuehle. Der Druck waechst, je mehr ich ueber die Psychoanalyse lese. Ich fuehle mich nach 7 Sitzungen wie nach einer Gehirnwaesche, und breche ab. Mein erster Therapieabbruch innerhalb von 10 Jahren.


Ich lese immer noch viel ueber das Thema, und bin froh, dass ich es geschafft habe aus einer Missbrauchsbeziehung aus Eigeninitiative auszusteigen. Ich bilde mich in Sachen Kommunikation weiter, weil ich das Gefuehl der Gehirnwaesche nicht mehr aus meinem Kopf kriege.

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candle.
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 20:51

Hallo Herr Schmidt!

Wo bist du denn therapiert worden?

Also ich weiß ja nicht, aber nach 7 Sitzungen schon von einer Gehirnwäsche zu reden, halte ich persönlich schon für übertrieben und rausgekommen bist du ja offenbar auch.

Was möchtest du denn dem Forum mit diesem Beitrag eigentlich mitteilen?

Viele Grüße!
candle
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leberblümchen
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 21:00

Her Schmidt, ich habe auch nicht so ganz verstanden, was die Intention ist: Nach 7 Stunden tastet man sich doch noch aneinander an, oder? Du schreibst so, als seiest du völlig passiv und als hättest du dich ausnahmslos von dem Analytiker zutexten lassen. War da kein Raum für dich, das Problem mal anzusprechen?

Ich finde das natürlich auch ungewöhnlich (mit meiner gigantischen Erfahrung von ca. 10 Stunden ), dass man schon in der 2. Stunde danach gefragt wird, was man über den Therapeuten denkt. Ich habe jedenfalls noch gar nichts gedacht. Ich frag mich halt nur, wieso du schon am Anfang verliebt warst? Da muss er sich ja mächtig ins Zeug gelegt haben.

Aber dein Beitrag ist trotzdem relativ wenig konkret, finde ich.

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(e)
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 21:06

@Schmidt: Also das Duzen des Thera finde ich daneben, oder warst Du da noch minderjährig?
Lieben Gruß
elana

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Lilly111
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 21:20

@Elana
Der Thera hat ihn geduzt.

@Herr Schmidt
Mir stellt sich die Frage, worin genau der Schaden besteht.

Lilly
... as stubborn as a mule.

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sofa-held
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 22:43

Herr Schmidt hat geschrieben: Die Methoden meiner Psychotherapeuten waren mir in der Vergangenheit nie besonders wichtig gewesen. In den 90er Jahren habe ich erfolgreich eine 3-monatige Rehabilitation abgeschlossen - eine Therapie, von der ich heute noch profitiere. Es ging dabei viel um 'Grenzen' und Kommunikation. Wahrscheinlich hat mir das geholfen, nach 7 psychoanalytischen Sitzungen den Ausstieg zu schaffen.
Was bitte war das für eine Rehabilitation? Und warum ist das jetzt ein Erfolg "den Ausstieg" aus den psychoanalytischen Sitzungen geschafft zu haben?


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(e)
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 23:16

Lilly111 hat geschrieben:@Elana
Der Thera hat ihn geduzt.
Lilly
Ja, das meinte ich. Ist das nicht ungewöhnlich? Also mich siezen die Ärzte und Theras.
Lieben Gruß
elana

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candle.
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 23:23

Elana hat geschrieben: Ja, das meinte ich. Ist das nicht ungewöhnlich? Also mich siezen die Ärzte und Theras.
Wenn er in Irland lebt, ist das wohl normal.

candle
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Lilly111
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 23:33

Yeah, because of 'you'.

Lilly
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candle.
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 23:35

Na, wenigstens ein Schlauschweinchen hier! lol

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Geheimgeheim
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Beitrag Di., 20.12.2011, 09:20

Hallo!
Ich verstehe die Intention als Suche nach Erfahrungsaustausch mit anderen, die auch Psychoanalyse gemacht haben. Ich würde vermuten, dass Du Dich über Themen wie Manipulation und auch den allgemeinen Ablauf einer Analyse austauschen möchtest. Bitte doch den Admin oder einen Mod den Titel Deines Threads dahingehend zu ändern.

Leider kann ich Dir nicht helfen, da ich eine Verhaltenstherapie mache. Zum Thema Manipulation kann ich aus meiner Therapie nur positives berichten. Es gab einige Momente, wo ich gedacht habe, wie hat er Dich denn jetzt überhaupt dahingebracht. Das waren aber gute Schritte, die er entwickelt hat, noch nie hat er meine Grenzen überschritten.

Du scheinst ja mit der Erfahrung nicht abschließen zu können, möchtest Du denn einen erneuten Therapieanlauf machen? Dein Problem, mit dem Du in die Analyse gegangen bist, wird sich ja sicher auch nicht in Luft aufgelöst haben und nun ist ja noch etwas hinzugekommen. Vielleicht gibt es die Möglichkeit diese Erfahrungen in einer für Dich geeigneteren Therapieform wieder aufzuarbeiten.
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Lisa Lyon
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Beitrag Di., 20.12.2011, 12:10

Hallo,

Herr Schmidt hat sich offensichtlich manipuliert gefühlt, da wäre ich auch mißtrauisch und würde mir einen zeitigen Abbruch überlegen.

Aber bei Dir Geheimgeheim, so wie du es schilderst, nämlich mit positiven Erfahrungen, sehe ich gar keine Manipulation. Er steuert dich in eine Richtung, vielleicht zu einem Perspektivwechsel, das ist ja auch genau sein Job, seine Hilfeleistung für deine Probleme.

Manipulation verstehe ich als etwas, was mir durchaus schaden kann. Wenn ich in eine Richtung gedrängt werde, die nur zum Nutzen des Anderen ist. Das scheinst du ja wohl, anders als Hr.Schmidt nicht erlebt zu haben.

Ich übrigens auch nicht, jedenfalls habe ich bisher nichts gemerkt. Aber mißtrauisch bin ich immer.

LG
Lisa

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Herr Schmidt
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Beitrag Di., 20.12.2011, 20:40

Vielen Dank fuer die Beitraege. In der Vergangenheit hatte ich meist klientenzentrierte Therapeuten und eine Gestalttherapeutin. Ich habe inzwischen in der selben Beratungsstelle zu einem klientenzentrierten Therapeuten gewechselt, und es geht mir bereits nach 3 Sitzungen besser.

Der Unterschied lag, meiner Meinung nach, in der Art und Weise der Kommunikation. Die Deutungen des Psychoanalytikers fand ich oft unangemessen persoenlich, eher wie Untersellungen. Ich wurde z.B. eingehend ueber meine Sexualitaet befragt: "Wie ist der Sexualtrieb momentan?", "Spuehren Sie viel Lust..?", "Bezieht sich der Sexualtrieb auf meine (Analytiker) Person?" . In einer Patientenbeschreibung im Internet las ich, das der Psychoanalytiker waehrend der Therapiestunden seinen Ehering nicht trug, um eine Uebertragung zu beguenstigen. Ich habe in der folgenden Sitzung bemerkt, dass auch meine Analytiker seinen Ehering nicht trug (den Schatten am Finger konnte ich aber erkennen). Ob solche Manipulationen sinnvoll sind, weis ich heute noch nicht.

Vor der Analyse war ich wegen eines Unfalls fast nur zu Hause. Ich fuehlte mich voellig isoliert als ich die Therapie bei ihm began. Seit 2 Jahren hatte ich keinen Partner und die sozialen Kontakte waren wegen meiner Verletzung sehr spaehrlich gewesen. Dazu hatte ich noch meinen Job verloren. Meine Einsamkeit hat natuerlich auch die 'Liebesuebertragung' noch beguenstigt. Muss aber ein Therapeut dann gerade da 'reinstechen', wo es am meisten wehtut?

Yvonne Bates hat mir mit ihrem Buch (leider nur auf Englisch) sehr viel geholfen, die moeglichen negativen Seiten einer Therapeutenbeziehung zu verstehen: "Shouldn't I be Feeling Better by Now?: Client Views of Therapy". Letztendlich kann der Therapeut nie ein Beziehungsersatz fuer eine 'echte' Beziehungen sein - ob freundschafltich oder leidenschaftlich. Nach Beendigung meiner 12 Sitzungen mit der klientenzentrierten Therapeutin will ich versuchen auf eigenen Fuessen zu stehen - nach all den Jahren Therapie.

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Beitrag Di., 20.12.2011, 21:56

@Schmidt: War das denn alles in Irland?

Also mein Psychoanalytiker hat mir keine indiskreten Fragen gestellt. Verallgemeinern kann man das nicht. Freud lehnte nach seinen einschlägigen Erfahrungen damit die Übertragung als störend ab. Von daher kann man nicht der Psychoanalyse alles in die Schuhe schieben. Das wäre zu simpel. Vielleicht war das ein Einzelfall in Irland.
Lieben Gruß
elana

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Lisa Lyon
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Beitrag Mi., 21.12.2011, 17:15

Hallo,

Ich kenne das aus meiner Analyse durchaus auch, diese bohrenden Fragen nach meiner Sexualität, allerdings nicht nach so wenigen Stunden.
Außerdem spürt mein Thera sehr gut, wenn mir die Fragen zu dicht werden, dann bremst er sich.
Wenn er doch mal zu direkt gefragt hat, habe ich total dicht gemacht, dann ging gar nichts mehr.
Ich lag da mit knallroten Ohren und das waren die Momente, wo ich auch dachte: "dieser unverschämte Kerl, was geht ihn das an?" und an Abbruch dachte.

Ich kann es immer noch nicht richtig greifen, aber ich glaube, dass das Thema Sexualität unbedingt in eine Therapie gehört.
Aber das ist vielleicht ein anderer Faden...

LG
Lisa

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