Die menschlichen Qualitäten des Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Thread-EröffnerIn
Miesel
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Die menschlichen Qualitäten des Therapeuten

Beitrag Fr., 10.01.2014, 21:15

Die menschlichen Qualitäten des Therapeuten übertragen sich auf den Klienten.

Das habe ich in Bezug auf die Therapie gelesen.
Könnt Ihr das bestätigen?
Wie erlebt Ihr das?

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pandas
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Beitrag Fr., 10.01.2014, 21:30

Na, hoffentlich nicht.

Mir wurde aber kürzlich im Alltagsleben gesagt, ich sei "zu dominant". Früher wurde mir manchmal eher gesagt, ich sei zu zurückhaltend (also vor der Therapie).

Nun möchte ich durchaus dominanter sein, aber nicht zu dominant (wie mein Therapeut). So werde ich mich wohl nach der Therapie selbst (oder mit neuer Unterstützung) an den Feinschliff machen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Mirjam
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Beitrag Fr., 10.01.2014, 21:36

Haha, nein, meine Therapeutin war definitiv ein äußerst netter, freundlicher und sozialer Mensch. Hat nicht abgefärbt.

lg
Mirjam
Sieh dich nicht um.
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Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.

(I.Bachmann)


pandas
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Beitrag Fr., 10.01.2014, 21:38

@ Mirjam

Hier im Forum bist Du aber schon zumindest überdurchschnittlich freundlich
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Fify
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Beitrag Fr., 10.01.2014, 21:43

@ Miesel: Woher hast du diese Informationen? Gibt es dazu Internetquellen?

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Dilemma
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Beitrag Fr., 10.01.2014, 22:13

Gelesen habe ich das auch schon mal, bestätigen kann ich es leider nicht.

Zu gerne hätte ich diese enorme Gelassenheit meines Therapeuten, bin aber noch sehr weit davon entfernt.

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Thread-EröffnerIn
Miesel
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Beiträge: 289

Beitrag Fr., 10.01.2014, 22:20

Fify hat geschrieben:@ Miesel: Woher hast du diese Informationen? Gibt es dazu Internetquellen?
Oh...das spukt mir seit einer Weile im Kopf, weil ich das gelesen habe, aber wo genau das war, weiß ich nicht mehr.

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hope_81
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Beitrag Fr., 10.01.2014, 22:56

Mhh,
darüber habe ich nachgedacht. Ich weiß nicht genau ob es seine menschlichen Qualitäten sind..
Aber ich habe meinen Therapeuten genauso internalisiert, wie meine Eltern und ein paar andere Menschen.
Ich merke sehr deutlich wann welcher Teil aus mir spricht.
Immer öfter ertappe ich mich dabei so zu sprechen wie er, weil ich einiges scheinbar unreflektiert aufgesogen habe.

Jetzt habe ich die Mühe diese Inhalte so zu modifizieren, dass sie sich nach mir anhören.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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stern
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 02:05

Miesel hat geschrieben:Die menschlichen Qualitäten des Therapeuten übertragen sich auf den Klienten.

Das habe ich in Bezug auf die Therapie gelesen.
Könnt Ihr das bestätigen?
Was versteht du bzw. der Autor unter "menschlichen Qualitäten"?

Wenn wir das gleiche meinen, so würde ich schon behaupten, dass manches (auf mich) abfärbt - natürlich nicht in dem Maße, das man zum Klon des Thera mutiert. Z.B. den eigenen Charakter kann man kaum oder nur extrem schwer um 180 Grad ändern.

Ich denke auch nicht, dass das Phänomen auf Therapie beschränkt ist.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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sadmaso67
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 02:31

Nun, ich vermag nicht zu beurteilen, ob ein Thera ein besonderer Schlag Mensch sein muß,
um a.) der zu bleiben, der er ist und b.) gleichtzeitig nicht nur das Leid des Klienten ab-/aufzufangen, sondern eigentlich die ersten Schritte Richtung "Heilung" einzuleiten.

Die menschliche Psyche ist nun mal was anderes als ein Beinbruch,
und das, was bei Klienten a"A" prima anschlägt... kann bei Patient "B" total daneben gehen - Lehrbücher hin, oder her.

Ich denke, es ist wie so oft im Leben, daß es das richtige "G´spühr" braucht, um mit Menschen zu arbeiten/umzugehen,
und da trägt der Thera die Bürde der Verantwortung.

Es ist wohl eine Sache, ob ich jemanden wegen eines falsch angelegten Gips belangen kann,
aber ne ganz andere, ob ich "jemanden" folge, der mich führt/leitet, und das zu etwas führt.... ja, was vlt. nicht im Sinne des Erfinders ist.
Und wie so oft in der Wissenschaft/Medizin: Erkenntnisse, die gestern noch gut waren, können morgen schon total überholt werden.

Und dann bleibt die Frage über: Was erwartet man sich von nem Thera

Ist´s nicht eigentlich jemand, der eigentlich "bester Freund" einerseits ist, wo aber... ja, ne natürliche Distanz da ist?

Erinnert mich ein wenig an Kindertage, wo man dem Tagebuch alles anvertraute, das nie widersprach, und dennoch Lösungen bot - weil man sich mit dem Ganzen auseinandersetzte; irgentwie... und ist Thera ja nicht sowas ähnliches, irgentwie?
(Meine Sicht der Dinge)

Ich will den Beruf des Therapeuten nicht überbewerten, aber auch nicht abwerten,
aber, wenn ich auf menschlicher Ebene mit demjenigen nicht zurechtkomm, sei es, weil ich Ansichten nicht teile, sei es, weil ich die Art nicht abkann, dann heißt das noch lange nicht, daß seine menschlichen Qualitäten nicht gut sind.

Wie so oft im Leben: Dem einen kann derjenige total zusagen, wem anderen nicht

Und dann gibt es welche, wo ich aus patienten/Klientensicht sage... Die haben den Beruf verfehlt...
Das heißt aber gar nichts;
denn es gibt auch Leute, die brav als Barkeeper ihr Handwerk verstehen... nur Spirit...Spirit kommt keiner rüber.

Ich weiß nicht, ob manchmal nicht die Erwartungshaltung einfach zu hoch, und/oder gar die falsche ist...
auf beiden Seiten.

Just my2c
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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Fify
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 09:04

Also ich merke so etwas überhaupt nicht, bin aber auch noch nicht ganz ein Jahr bei meiner Therapeutin. Ich weiß doch über meine Therapeutin so gut wie gar nichts und was in meinem Kopf rumgeht, das sind eher Vermutungen, wie sie denn so ist.

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Atara
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Beiträge: 394

Beitrag Sa., 11.01.2014, 13:23

Es färbt ab. In bestimmten Situationen übernehme ich ihre Art, höre sie,
denke drüber nach was sie sagen/wie sie reagieren würde.
Sie nimmt das emotionale, impulsive von mir und tauscht es ein gegen eine sachlichere,
überlegtere, evtl. distanziertere Möglichkeit, also so fühl ich das, wenn bestimmte Reaktionen von mir verlangt werden.
Schwierig zu erklären.
sie ist in mir, ich krieg sie auch nicht mehr los^^
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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CrazyChild
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Beitrag Sa., 11.01.2014, 14:16

Meine Thera ist mein Vorbild. Ich weiß einiges von ihr privat. Finde es interessant wie SIE verschiedene Situationen löst. Und habe versucht es auf mich zu übertragen und ähnliche Situationen versucht so zu lösen wie sie das gemacht hätte. Und es hat funktioniert.

Ich habe von ihrem Verhalten gelernt. Das finde ich super. Es hat mir weiter geholfen.
LG, CrazyChild

***stay strong***


pandas
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Beiträge: 4613

Beitrag Sa., 11.01.2014, 15:42

Fify hat geschrieben:Also ich merke so etwas überhaupt nicht, bin aber auch noch nicht ganz ein Jahr bei meiner Therapeutin. Ich weiß doch über meine Therapeutin so gut wie gar nichts und was in meinem Kopf rumgeht, das sind eher Vermutungen, wie sie denn so ist.
Na, aber Charaktereigenschaften bekommt man doch mit? Wie geht das, 50 Minuten ohne etwas vom Charakter des Therapeuten mitzubekommen?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Fanja
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Beiträge: 49

Beitrag Sa., 11.01.2014, 15:45

Wenn sich überhaupt etwas "übertragen" hat, dann vielleicht die annehmende Grundeinstellung meiner Therapeutin.
Eine zeitlang habe ich mich stark identifiziert, das hat mir aber nicht gut getan, da ich mich für mich (und mein anderes Leben) fast geschämt habe, weil ich gemerkt habe wie anders ich bin. Seit ich sie als "fremden" Menschen wahrnehme, geht es mir gut mit mir. Ich kann mich und sie getrennt akzeptieren. Wir haben beide "menschliche Qualitäten" und auch Fehler, jeder auf seine Art.

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