Mein Sohn wurde Opfer von räuberischer Erpressung

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
MixMax
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 46
Beiträge: 41

Mein Sohn wurde Opfer von räuberischer Erpressung

Beitrag Di., 26.04.2016, 15:49

Hallo!
Auf diesem Weg suche ich den Austausch zu Eltern, dessen Kind auch ein Opfer von räuberischer Erpressung über einen längeren Zeitraum wurde.
Mein Sohn war 14 Jahre alt, als es begann. Sein Kumpel aus der Clique, der ein schlechtes Elternhaus hatte (Schläge vom Vater) und nie Taschengeld, tat meinem Sohn leid. Er gab ihm Süßigkeiten ab, wenn er sich etwas kaufte. Als dann das Rauchen bekann, auch Zigaretten. Irgendwann fing sein Kumpel an, Dinge von ihm einzufordern und mein Sohn verweigerte es. Da fingen Schläge an, wenn er nicht abgab. Er hat sich einmal versucht zu wehren, doch sein Kumpel ist sehr aggressiv und skrupellos. Er hatte keine Chance. Mit der Zeit wurden die Forderungen mehr und auch höher und somit brutaler umgesetzt. Mein Sohn ging in die Lehre und ab da musste er sein Gehalt abdrücken, ihm Kleidung und Essen kaufen und diese in einer gewissen Zeit erledigen, sonst gab es Schläge. Im letzten Jahr bekam er alle zwei bis drei Tage Schläge, Tritte gegen den Kopf und wurde mit Gegenständen verhauen. Ständig unter Druck, permanent zu Diensten zu stehen, sonst Schläge.Ich habe ein Jahr lang vermutet, dass etwas nicht stimmt. Auf alle Fragen, ob er Schutzgeld bezahlen muss, oder Schläge bekommt, er erpresst wird verneinte er und log mich an. Angebliche Fahrradunfälle, er wäre überfallen worden, auf der Treppe ausgerutscht beim Rad raustragen usw. Er wollte oft alleine zuhause sein, da es ihm angeblich besser gehe, wennn ich nicht da wäre. (unsere Wohnung wurde auch erpresst, das weiß ich jetzt)Ich wendete mich ans Jugendamt, an die Psychaterin wegen seiner Depression und Angstzuständen. Zu guter letzt habe ich ihn im September 2015 in die Psychiatrie gebracht, da er sich umbringen wollte. Er sagte mir immer noch nix. Nur dass er nach der Psychiatrie nicht mehr in dieser Stadt leben wolle und woanders wohnen. Ich sagte ihm, dass es nur Menschen wollen, die bedroht werden und flüchten wollen. Was denn los sei? Er kann es mir erzählen. Es kamen nur ausflüchte. Er durfte sein Handy dort nicht behalten und ich nahm es mit. Ich hatte so ein ungutes Gefühl, dass ich in seinem WhatsAppverlauf nachschaute. Dort war das ganze Ausmaß ersichtlich. Nächsten Tag bin ich zur Polizei und hab Strafanzeige erstellt. Mein Sohn wusste es nicht. Nächsten Tag fuhr die Polizei zu ihm, wegen einer Ladendiebstahlsache (auch zu erpresst). Mein Sohn erzählte von sich aus der Polizei von der räuberischen Erpressung.
Er war dann 10 Tage in der Psychiatrie. Ich habe innerhalb von 5 Tagen ein Jugendwohngruppe gefunden, die auch mit Gewaltopfern arbeitet. 100km von seinem zuhause entfernt. Da fühlt er sich nicht erreichbar.
Er kann natürlich mich nicht besuchen kommen, da der Täter in der gleichen Straße wohnt. Auch ist in unserer Wohnung zu viel passiert. Ich fahre zu ihm. Leider treffen wir uns immer unter Leuten, Cafe, Restaurant, spazieren gehen. Ich ziehe jetzt um. Bleibe aber in dieser Stadt. Mein Sohn hat Mitte Februar das erste Mal mir alles erzählt. Wie es sich zugetragen hat. Es war sehr brutal. Er ist nicht mehr arbeitsfähig, geschweige den Belastbar. Posttraumatische Belastungsstörung mit Flashbacks. In der JWG läuft es nicht so gut, da sie eine andere Auffassung davon haben, wie man mit Opfern umgeht, als ich. Ich ertrage es nicht, dass ihm noch weiterhin Dinge angetan werden, die ihn unter Druck oder Streß stellen und damit seinen Zustand verschlechtern. Da stehen noch Gespräche aus. Mich verfolgt es jeden Tag, was ich von ihm erfahren habe. Die Puzzleteile setzten sich dann zusammen, was letztes Jahr alles hier passierte zwischen uns. Bin krankgeschrieben und meinen Beruf als Erzieherin kann ich nicht mehr ausüben. Ertrage keine Ungerechtigkeiten mehr an Kindern. Kann nicht mehr stark sein für sie. Wie geht man mit so etwas um? Wie bekommt man die Freude am leben wieder? Wem ist ähnliches Wiederfahren und tauscht sich mit mir aus? Im Internet gibt es sonst nichts für Angehörige von Gewaltopfern. Habe es vor Ort auch bei Selbsthilfegruppen versucht, Vertrauensstellen usw. niergends komm ich weiter. Daher versuche ich es hier.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
MixMax
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 46
Beiträge: 41

Beitrag Di., 26.04.2016, 17:47

Ich nochmal.

Es dürfen sich gerne auch Leute melden, die einfach gerne etwas dazu sagen möchten.
Danke!

Benutzeravatar

peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag Di., 26.04.2016, 18:15

Kleine Bitte: Unbedingt Absätze einfügen. Der Text ist grauenhaft schwer zu lesen....

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 11965

Beitrag Di., 26.04.2016, 18:17

Ok es ist derzeit anscheinend niemand hier dem ähnliches widerfahren ist wie dir.
Was würdest du denn gerne von nichtbetroffenen hier lesen ?

Ich könnte in erster Linie Unverständnis beitragen und eventuell lästige Fragen stellen, weil mir vieles an deiner Geschichte nicht verständlich ist.
Ich glaube das ist nicht das was du möchtest, oder ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Werbung

Benutzeravatar

peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag Di., 26.04.2016, 18:29

So, ich habe mich jetzt doch durch den Text gearbeitet...

Ich kann Nicos post verstehen - aber ist jetzt ein wenig zu spät darüber nachzudenken.

Für mich hört es sich so an als seist du sekundärtraumatisiert durch die Geschichte deines Sohnes. Dafür sind, so wie ich es kenne, auch Beratungsstellen für Gewaltopfer zuständig. In den meisten größeren Städten gibt es solche Einrichtungen.

Eine andere Frage, die ich mir stelle ist, ob es gut ist wenn du zwischen deinem Sohn und den Regeln der JWG stellst, denn er muss ja dort wohnen. Aber da ich nicht weiß von welchem Verhalten (Druck?) du schreibst - ist dies nur eine Vermutung von mir - Wissen ist was anderes.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
MixMax
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 46
Beiträge: 41

Beitrag Di., 26.04.2016, 18:41

An peppermint patty,

es ist schwieig, es in kurzer Form richtig rüber zu bringen. Es ist ja wesentlich mehr passiert. Und für mich ist es natürlich klar, was ich da schreib und vergesse dabei, ob es verständlich ist.


An Nico,

gerne kannst du lästige Frage stellen. Hilft evtl. für besseres Verständnis

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 11965

Beitrag Di., 26.04.2016, 18:54

Ok aber wenn du dich angegriffen fühlst sag es mir, dann bin ich weg.
Ich will dich nicht angreifen, verstehe aber vieles nicht.

Du bist Erzieherin, hast also eine Pädagogische Ausbildung und hast mit jungen Menschen zu tun.
Wie gibt es das, dass du das bei deinem Sohn nicht früher bemerkt hast ?
Warum ist er nicht am Anfang zu dir gekommen ?
Später war er völlig eingeschüchtert, das verstehe ich, aber am Anfang als es los ging hätte er kommen müssen wenn ihr ein gutes Verhältnis zueinander gehabt hättet.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
MixMax
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 46
Beiträge: 41

Beitrag Di., 26.04.2016, 18:57

Hallo peppermint patty,

leider gibt es Beratungsstellen hauptsächlich für Gewaltopfer. Für Angehörige von Gewaltopfern ist es eine schwierige Sache. Habe in der Stadt in der ich wohne, zuständige Beratungsstellen kontaktiert. Diese konnten mir nicht weiter helfen. Selsthilfegruppen gibt es auch nicht.

Zur JWG: ich stelle mich nicht zwischen meinen Sohn und der JWG. Mein Sohn erfährt nichts von den Gesprächen mit den Betreuern und Therapeuten. Das weiß ich zu trennen, da es kontaproduktiv wäre. In der JWG wird eine psychische Erkrankung mit einer körperlichen verglichen. z.B.: Heuschnupfen, Arm oder Beinbruch usw. Es wird wenig drauf geachtet, dass er, wenn er die Tat wieder mal in sich durchlebt, er nicht Handlungfähig ist bzw. belastbar oder sein Praktikum nicht gut schafft. Wenn er an diesem Tag nicht genug geschafft hat, oder nicht hin konnte, muss er die Stunden nacharbeiten. Es wurde auch von der JWG übersehen, dass am 11.2015 die posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert wurde. Auch Depression und Angststörung. Bislang hieß es immer, "der hat was". Zu guter letzt haben sie ihm gedroht, ihn nach Hause zu beurlauben und mich darüber informiert. Wegen einer Kleinigkeit, wohlgemerkt. Die Wohnung ist Tatort, auch die Straße und der Täter läuft hier noch rum. Dies fand ich unverantwortlich und zeigt mir, dass die Tat und dessen Folgen da nicht richtig gesehen werden. Obwohl sie davon wissen.


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4504

Beitrag Di., 26.04.2016, 19:02

Opfer von Gewalttaten schweigen meist aus Scham.
Das Selbstwertgefühl ist am Boden, die Erfahrung sich selbst nicht ausreichend schützen zu können hat teilweise massive Auswirkungen. Wenn man es schon selbst nicht hinbekommen hat sich zu schützen will man nicht auch noch Angehörigen schaden.
Das Gefühl und Logik da nicht konform sind ist nicht selten. Victim Blaming, auch bei den Angehörigen von Opfern, ist ja keine unbekannte Seltenheit und natürlich auch den meisten Opfern bekannt.

Gerade für einen pubertierenden Jungen muss das Unvermögen sich ausreichend zu wehren sehr schwer erträglich sein.
Machen wir uns nichts vor, gerade von den Männern wird doch erwartet das sie dem Gegener einfach mal richtig in die Fresse hauen.
Zuletzt geändert von kaja am Di., 26.04.2016, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
After all this time ? Always.

Benutzeravatar

simonius
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 36
Beiträge: 1206

Beitrag Di., 26.04.2016, 19:02

Das ist echt schlimm was Deinem Sohn und Dir widerfahren ist.
Leider kann ich Dir nicht wirklich etwas hilfreiches schreiben, aber Dir und deinem Sohn mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Ich hoffe er erholt sich bald wieder von diesem schändlichen Verbrechen (jawohl, ich nenne es mal so) an einer jungen Seele!

Versuche die bestmögliche psychologische Hilfe für deinen Sohn zu organisieren. Und wenn etwas in der JWG nicht richtig läuft, oder vielleicht sogar schädlich für deinen Sohn ist, dann sorge dafür dass es abgestellt wird, oder er irgendwo anders betreut wird. Ich finde es gut, dass du so aufmerksam bist und dir auch Gedanken machst, ob deinem Sohn dort auch wirklich geholfen wird. Könnte ja auch sein, dass du deinen Sohn dort einfach abgibst und dir dann denkst, naja, die machen das dort schon alles richtig. Ne, ist leider nicht so.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
MixMax
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 46
Beiträge: 41

Beitrag Di., 26.04.2016, 19:23

Hallo Nico,
hatte dir grad viel geschrieben und da wollte ich es abschicken und da musste ich mich nochmal anmelden und weg ist das ganze

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 11965

Beitrag Di., 26.04.2016, 19:28

Oje, immer vorher kopieren zur Sicherheit.
Mach dir keinen Stress, ich bin eh erst morgen in der Früh wieder online.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
MixMax
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 46
Beiträge: 41

Beitrag Di., 26.04.2016, 19:30

Hallo simonius,

danke für deine Anteilnahme.
Ich hätte gern einen JWG wechsel gewollt. Mein Sohn wollte es zuerst auch, doch dann bekam er bedenken, ob er sich damit nicht überfordert, da es in einem dreivierteljahr schon viel neues gab. In Obhutnahme 1.9.2015, da seine Angstzustände in der Wohnung zuviel wurden, Psychiatrie, nach 10 Tagen JWG. Hat Angst, dass es in der nähsten nicht besser ist. Ich bin ein probematischer Elternteil für die Betreuer, da ich selber in der Jugendhilfe tätig war und gute Kenntnisse im Verhaltensbereich habe. leider ht es mir bei meinem sohn nichts genützt. Wenn sie schweigen, dann schweigen sie.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
MixMax
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 46
Beiträge: 41

Beitrag Di., 26.04.2016, 19:51

Hallo Nico,

danke für den Hinweis.

Fühle mich nicht angegriffen. Alles gut.

Wir hatten ein gutes Verhältnis und auch sehr offen. Doch leider gibt es Situationen bei männlichen Jugendlichen, die es dann trotzdem alleine schaffen wollen und nichts der Mama erzählen. Ich habe es ja gemerkt und ihn behutsam damit konfrontiert. Einmal hatte ich ihn beinahe soweit, doch dann zog er sich wieder zurück. Es hat mich wahnsinnig gemacht. ich konnte ja schlecht mit einem Verdacht zur Polizei gehen. Solange mein Sohn nichts sagt, tun die auch nichts. Ich habe ihm immer öfter gesagt, was ich denke, was los ist. Doch keine Chance. Er schämte sich und dachte am Anfang, ich würde zu den Eltern gehen und damit würde alles schlimmer (das weiß ich erst jetzt). Es gab auch keine Beweise, die ich anführen konnte. Wendete mich an Psychiaterin und Jugendamt und schilderte meine Vermutungen. Mehr geschah nicht. ich dachte schon, ich hätte ne Macke und seh Gespenster. Dies wollte mein Sohn mir auch weiß machen.
ach ja, Polizei. Wären wir zur Polizei gegangen, wären die nur zu dem Täter gegangen und hätten dem gesagt, er darf nicht mehr in die Nähe meines Sohnes. Es hätte dann erst etwas passieren müssen, damit der Täter bis zur Verhandlung in U-Haft sitzt. (die ist übrigend immer noch nicht gewesen) Opfer muss fliehen, Täter bleibt.
Ich habe auch Gewalt erlebt und weiß, warum man nichts sagt. man möchte nicht wahr haben, dass man das mit sich machen lässt, man hat den Gedanken, es hört schon wieder auf. man bagatellisiert und schämt sich. Wie schon im Beitrag von Kaja beschrieben.
Ach ja und mein Sohn sagte mir auch, er wollte mich beschützen. Er wollte nicht, dass ich wegen ihm leide. Und erhatte Angst, dass auch mir was angetan wird. Damit wurde er auch bedroht.

Vielleicht war das hier ein wenig aufschlussreich und hat Fragen beantwortet.

Benutzeravatar

peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag Di., 26.04.2016, 19:58

Was mir noch so spontan einfällt - für dich als Erstversorgung: Diakonie, Krisenberatungsstelle, Sozialpsychiatrischer Dienst, oft hat auch eine Kirche öffentliche Beratungsstellen (zumindest hier bei uns) für alle möglichen Themen,...

Ich denke schon, dass es Hilfe gibt, aber vielleicht ist es nicht ganz einfach welche zu finden. Evtl sogar mal beim weißen Ring nachfragen. Eigentlich gibt es in fast allen Bereichen auch für Angehörige Unterstützung.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag