Innere Kündigung

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...

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chaosfee
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Innere Kündigung

Beitrag Mi., 11.05.2016, 10:53

Ich arbeite seit einigen Jahren in einem Job, der mich total unterfordert, langweilt und der zunehmend mit Konflikten beladen ist. Das einzig positive ist inzwischen die Bezahlung, die ist wirklich überdurchschnittlich. Nun bin ich schwanger, und das ist auch der einzige Grund, warum ich überhaupt noch hier bin. Ich werde voraussichtlich in einem halben Jahr aufhören zu arbeiten und frage mich, wie ich diese Zeit überstehen soll. Zu meinem Zustand und zu meiner Arbeitsmoral fällt mir nur der Begriff innere Kündigung ein.

Ich würde gerne meine Arbeitszeit reduzieren, um mich psychisch zu entlasten, aber das darf ich nicht. Home office geht auch nicht. Ich bin also 40 Stunden an meinem Arbeitsplatz festgekettet. Hat jemand Strategien, um das nächste halbe Jahr zu überstehen?

Ich habe in letzter Zeit so viel gekämpft, um Teilzeit, um meine Arbeitsbereiche, die immer weiter ausgedünnt werden, um vertragliche Details. Ich habe keine Kraft mehr. Ich würde gerne Bewerbungen schreiben, aber das hat jetzt ja gar keinen Sinn.

LG chaosfee
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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candle.
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 11:46

Hallo chaosfee!

Strategien habe ich leider nicht! Vor allem wird das ja auch von dem Verlauf deiner Schwangerschaft abhängen wie die kommende Zeit wird.

Liebe Grüße!
candle
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kaja
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 11:59

Ich würde mich auf Aktivitäten außerhalb des Jobs konzentrieren.
Hobby, Ehrenamt usw. Dinge die mir Spaß machen und ein guter Ausgleich zum Job sind.

Wenn es etwas gibt auf das man hinarbeiten kann (in dem Fall den Feierabend) und die Aussicht darauf etwas schönes ist, bekommt der Job an sich weniger Gewicht.

Die Zeit ist ja überschaubar und danach kannst du in ruhe etwas anderes suchen, wenn es unverändert für dich bleibt.
After all this time ? Always.

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luftikus
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 12:54

chaosfee hat geschrieben:Hat jemand Strategien, um das nächste halbe Jahr zu überstehen?
Mir geht es ja in meinem Job oft so ähnlich und treibe auch meistens in einem Gefühlsmix aus gleichzeitiger Überforderung, Unterforderung und Einsamkeit herum (für Außenstehende schwer nachzuvollziehen). Das leicht knastartig gestaltete Büro trägt auch nicht weiter zum Wohlbefinden bei (Untergeschoss, fast kein Tageslicht, Siebzigerjahre-Beton-Design, ab Mai viel zu warm).

Wie ich die Wochen überstehe? Unter anderem durch strategisch günstige Verteilung von Urlaubstagen, sowie eine möglichst ungleichmäßige Verteilung der vertraglich vorgeschriebenen Arbeitsstunden (lieber an manchen Tagen sehr lang arbeiten, um am Freitag bereits Mittags gehen zu können oder ganz frei zu nehmen). Wenn ich es schaffe, die 5-Tagewoche zu verkürzen (freier oder kurzer Freitag oder Montag), dann ist es schon mal nicht ganz so schlimm. Außerdem versuche ich, Schulungen abhalten zu dürfen (im Vergleich zu der üblichen Büro-Herumsitzerei sind diese Schulungen für mich wie ein halber Urlaub).

Kurz gesagt: ich versuche, die Eintönigkeit des Büro-Einerleis soweit wie möglich aufzulockern, und manchmal hilft es auch, sich freiwillig für Aufgaben zu melden, die bei den anderen Kollegen unbeliebt sind, oder eine schlechte Reputation haben (mir aber Abwechslung bringen). Beispielsweise habe ich mich für QM-Aufgaben (Qualitätsmanagement) gemeldet, die von den meisten Kollegen für überflüssig gehalten werden, mir aber ermöglichen, für einige Stunden das Büro zu verlassen und mit anderen Leuten zu kommunizieren. Außerdem gewinnt man dadurch Einblicke in andere Aufgabenbereiche.

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chaosfee
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 15:07

kaja hat geschrieben:Ich würde mich auf Aktivitäten außerhalb des Jobs konzentrieren.
Hobby, Ehrenamt usw. Dinge die mir Spaß machen und ein guter Ausgleich zum Job sind.

Wenn es etwas gibt auf das man hinarbeiten kann (in dem Fall den Feierabend) und die Aussicht darauf etwas schönes ist, bekommt der Job an sich weniger Gewicht.
Genau dafür wollte ich ja weniger arbeiten. Ich habe leider einen langen Arbeitsweg, sodass nicht mehr allzuviel Zeit bleibt nach Feierabend. Aber ich habe eigentlich schon fast jeden Abend einen Termin - Sport, Sprachkurs, Kultur. Mich stresst das leider auch, weil ich nur schwer abschalten kann und weil die Wege hier einfach echt lang sind. Ich komm einfach nicht richtig zur Ruhe. Ich brauche mehr Zeit und die kriege ich nicht.

@luftikus: Danke für die Tipps. Die Arbeitszeit ungleich zu verteilen, ist richtig gut. Freie Tage werde ich nicht kriegen, dad ist bei uns nicht gerne gesehen, aber zumindest hin und wieder mal 1-2 Stunden eher gehen, das ist drin. Gerade jetzt, bei dem schönen Wetter. Die Frage ist nur: Was machst du, wenn du länger arbeitest? Ich bin ja so schon nur zur Hälfte max. ausgelastet.
Zuletzt geändert von chaosfee am Mi., 11.05.2016, 15:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Sinarellas
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 15:08

ALso erstmal seh ichs auch von der anderen Seite: Das Unternehmen krigt bei solchen Mitarbeitern erstmal eine Krise, wenn derjenige eigentlich schon gekündigt hat aber noch da ist und letztlich nurnoch die Zeit absitzt.
Das Ding ist, Unternehmen tun nicht immer so viel wie es gut für das Unternehmen wäre seine Mitarbeiter zu stützen. Oftmals fehlts auch einfach an ganz vielen Dingen.

Normalerweise würde ich folgenden weg geh: ERsten Vorgesetzten zum Gespräch bitten (können sie nicht verweigern), dort sachlich aufzählen was gut läuft und was schlecht läuft, konkrete Verbesserungsvorschläge bringen (Reduzierung, vll erstmal auf 35 Stunden was wäre damit?? Geniale Stundenzeit, warum und wieso, wie vereinbar mit der Arbeit). Fruchtet das nicht ab zum nächsten Vorgesetzten, ggf. der Geschäftsführer. Ihm sagen du hast das gespräch gesucht hat nicht geklappt, du willst aber was ändern usw. Wenn auch das nicht fruchtet, hm... schwierig.

Eigeninitiative ist bei uns das Grundelement der Mitarbeiter. Jeder muß eigenständig seine AUfgaben suchen Alltagsgeschäft machen und weiterdenken.
Nimm dir die Aufgaben die du machen willst oder wo du denkst das wär was für dich. Warte nicht darauf dass sie dir wer gibt, sondern tu es schlicht. Chefs mögen das.
..:..

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luftikus
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 15:19

Sinarellas hat geschrieben:Chefs mögen das.
Naja, so verallgemeinert kann man das meiner Erfahrung nach nicht sagen. Ich habe schon etliche Gespräche mit meinen Vorgesetzten gehabt, aber meine Anliegen scheinen keinen bisher wirklich interessiert zu haben. Ich habe schon mehrfach konkrete Vorschläge gemacht, bzgl. Themen/Aufgaben, in die ich mich gern einarbeiten würde, um meine Zeit besser und interessanter ausfüllen zu können, aber das Interesse seitens der Vorgesetzten ist gering. Manchmal ist es geradezu paradox: einiger meiner Kollegen stöhnen über die zu große Arbeitsbelastung, aber wenn ich anbiete, ihnen einige Aufgaben abnehmen zu wollen, dann erzählt man mir, warum das (aus meistens nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen) nicht gehen würde. Oder man lässt die Angelegenheit so lange ruhen, bis man nicht mehr drüber redet.

Man könnte fast annehmen, es handele sich um eine sanfte Art Mobbing, aber abgesehen davon scheint man mich als Mensch schon zu mögen, und ich werde weder ausgegrenzt noch angegriffen (weder von den Kollegen noch von den Vorgesetzten). Aber irgendwie scheine ich durchs Raster gefallen zu sein.

Oft beschäftige ich mich eben selbst, erstelle zum Beispiel Schulungsunterlagen für eine mögliche Schulung, oder recherchiere etwas im Internet, installiere fachbezogene Software auf meinem Rechner etc.


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chaosfee
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 15:29

Ich habe das Gespräch mit dem direkten Vorgesetzten gesucht, es hat nichts gebracht. Im Gegenteil: Seit mir mit Rausschmiss gedroht wurde, halten hier alle die Klappe. Auch der Personalrat war schon eingeschaltet. Was ich tun konnte, habe ich also getan. Jetzt bin ich erschöpft von all dem. Das gleiche mit den Aufgaben: Ich habe um meine Aufgaben gekämpft, irgendwann aber resigniert.

Luftikus, das, was du schreibst, kann ich genauso unterschreiben. Ich bin in unserem Team die Höchstbezahlte, mir werden Aufgaben genommen mit der Begründung, dafür sei ich zu gut bezahlt.
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Joe-Cohen
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 15:54

Hallo Chaosfee,
Du bist schwanger, du bist gestreßt,gehetzt,genervt-all das ist nicht gut für's Ungeborene.
Sprich mit deinem Hausarzt und laß dich krank schreiben.
Warum nicht?


Eremit
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 16:12

Joe-Cohen hat geschrieben:Sprich mit deinem Hausarzt und laß dich krank schreiben.
Dann ist aber Job schnell mal weg, sowas sollte immer gut überlegt sein. Im Hintergrund warten Hunderte, um nachzurücken …

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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 16:34

Eremit hat geschrieben:
Joe-Cohen hat geschrieben:Sprich mit deinem Hausarzt und laß dich krank schreiben.
Dann ist aber Job schnell mal weg, sowas sollte immer gut überlegt sein. Im Hintergrund warten Hunderte, um nachzurücken …
Aber ihr kann ja erst einmal nicht gekündigt werden so lange sie schwanger und im Mutterschutz ist. Und wenn ich es recht verstanden habe, möchte chaosfee danach auch nicht länger dort arbeiten?
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh


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chaosfee
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 16:57

Leichtfertig hinschmeißen will ich aber auch nicht. Und nach der Krankschreibung hat sich nichts verändert. Ich kann mich ja nicht für ein halbes Jahr krank schreiben lassen, nur weil ich unglücklich im Job bin.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


Eremit
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 17:04

Marzipanschnute hat geschrieben:Aber ihr kann ja erst einmal nicht gekündigt werden so lange sie schwanger und im Mutterschutz ist.
Klar geht das, ein Grund findet sich immer, und wenn er erst "gebastelt" werden muss. Dann heißt es z.B. auf einmal, die Arbeitnehmerin hätte Firmenmaterial entwendet oder ähnliches. Die Chefs spielen auf Zeit, denn die wenigsten Arbeitnehmer haben Lust, Zeit und Geld genug, gegen die Kündigung monatelang, teilweise jahrelang zu prozessieren. Das ist nunmal so Usus.

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luftikus
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 19:22

chaosfee hat geschrieben: Luftikus, das, was du schreibst, kann ich genauso unterschreiben. Ich bin in unserem Team die Höchstbezahlte, mir werden Aufgaben genommen mit der Begründung, dafür sei ich zu gut bezahlt.
Das habe ich auch schon zu hören bekommen. Auch ein interner Jobwechsel ist aus eben diesem Grund meistens nicht drin, weil es dann heißt: "dafür sind Sie zu hoch eingruppiert" bzw. "da wären Sie überqualifiziert". Aber für wenig Arbeit und mich quasi im Nichts hängen zu lassen bin ich nicht überbezahlt? Manchmal verstehe ich es nicht so ganz.

Hatte schon alle möglichen Gespräche, auch mit einer Frau vom innerbetrieblichen Sozialbüro und mit dem Personalrat. Letztlich hieß es immer, da könne man nicht viel machen.


Eremit
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Beitrag Mi., 11.05.2016, 19:54

"Dafür sind Sie überqualifiziert" bzw. "Dafür sind Sie zu hoch eingruppiert" = Kündigungsgrund von morgen ("Sie haben sich zu wenig in die Firma eingebracht").

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