Und sie dreht doch alles ... - Psychoanalyse 'schlägt' alle anderen Therapien

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Lockenkopf
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Beitrag So., 03.09.2017, 16:16

Schlendrian hat geschrieben: So., 03.09.2017, 08:35 Also hier im Forum befinden sich vor allem Psychoanalyse-Patienten, die abhängig sind, seit ewigen Jahren Psychoanalyse machen, denen es nie irgendwie besser geht...könnte noch viel aufzählen. Ich bezweifle, dass die Psychoanalyse so herausstechend ist.
Eine Psychoanalyse findet 2 bis 3 mal wöchentlich statt. Mal ehrlich, diesen Modus wird nur ein kl. Minderheit haben.
Nur 1-3 % (je nach Region) aller Psychotherapiepatenten macht in Deutschland eine Analytische Psychotherapie und hier soll es eine sehr große Mehrheit sein. Sehr unwahrscheinlich.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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sandrin
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Beitrag So., 03.09.2017, 16:19

Wobei ich auch sagen muss, dass das bei mir zeitlich schon völlig ausgeschlossen wäre. Nicht, weil ich keine Lust habe, sondern weil ich ja Vollzeit arbeite. Und so wird es vielen Leuten gehen.


Jenny Doe
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Beitrag So., 03.09.2017, 16:42

Hallo Sandrin,
Ich glaube, eine gute Kindheit kann einen gut aufs Leben vorbereiten, aber sie ist leider auch kein Garant dafür, dass man später alles irgendwie schafft.
Das und, ... die Kindheit kann einen nicht auf alle Probleme des Lebens vorbereiten. So hat meine Mutter es "versäumt" mich darauf vorzubereiten, dass ich eines Tages einen Darmdurchbruch erleben werde und knapp dem Tod entkommen werde. Sie hat mir auch nicht beigebracht wie ich damit umgehen soll, wenn ich eines Tages die Schweinegrippe bekomme und das Bewustsein verliere. Auf die Rente haben mich meine Eltern auch nicht vorbereitet. Selbst wenn eine Kindheit gut war, so entstehen dennoch im Erwachsenenalter neue Probleme, mit denen man umgehen lernen muss. Das ganze Leben bedeutet Entwicklung und Problemlösung. Die Kindheit verlässt "man" nicht als fertiger Mensch, der den Rest seines Lebens mit allen Problemen problemlos umgehen kann.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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sandrin
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Beitrag So., 03.09.2017, 16:53

Absolut. Ich glaube zwar schon, dass es die viel beschworene Resilienz gibt (und dass durchaus etwas mit der Kindheit zu tun hat). Aber es gibt Dinge im Leben, die hauen einfach auch den Stärksten um. Oft ist es ja auch so, dass es manche Menschen irgendwie besonders erwischt. Da denkst du dir, das gibt es ja gar nicht, das hört ja gar nicht mehr auf bei dem.

Das, was du schreibst, weist darauf hin, dass es bei dir auch so war. Das tut mir leid, wollte ich dir nur mal sagen.

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mio
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Beitrag So., 03.09.2017, 16:59

sandrin hat geschrieben: So., 03.09.2017, 16:19 Und so wird es vielen Leuten gehen.
Als ich damals entscheiden musste nach was ich suche war das auch eines der entscheidenden Kriterien für mich: Ich hätte gar nicht gewusst wie ich das zeitlich in meinen Alltag integrieren soll. Da ist schon ein fester Termin die Woche zeitweise nicht möglich, bei zwei oder drei würde ich vollkommen rotieren bzw. müsste mein ganzes Leben für die Therapie umstellen....bevor ich das tue muss es mir eindeutig noch schlechter gehen als es mir bisher ging. Da habe ich einfach andere Prioritäten.

Abgesehen davon wurde mir damals ausdrücklich von einer Analyse abgeraten (von jemandem der auch Analytiker ist) aufgrund meiner Symptomatik, ist also nicht so, dass die Analyse wirklich alle Therapien "schlägt", wenn selbst Analytiker bei bestimmten Problematiken klar was anderes empfehlen.

Und das hatte nichts mit meiner Unfähigkeit mich auf die Beziehung einzulasssen oder mangelndem Intellekt oder oder oder zu tun sondern was mit der Methodik.

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stern
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:03

Ach, ich nehme keine wirkliche Konkurrenz zwischen den Verfahren wahr... und wenn dann eher unter Usern ;) (wer ist erfolgreicher... wer hat länger Therapie... arbeitet härter an sich, usw. :gaehn: ) als unter Therapeuten unterschiedlicher Fachrichtungen. Oder unter Kostenträgern: Was ist effektiv und am günstigsten für uns. Da es eh weniger Plätze als Patienten gibt (siehe Wartezeiten), braucht auch keiner Angst haben, leer auszugehen, weil Patienten andere Verfahren bevorzugen. Und es gibt auch Therapeuten, die Verfahren empfehlen, die vom eigenen abweichen.

Ich sehe tatsächlich eher einen Trend zur Annäherung der Verfahren, den der Artikel übrigens auch ausführt. Annäherung ist vielleicht nicht so zutreffend. Sondern dass man (über den eigenen Tellerrand hinaus) schaut, was nützlich ist... und abwägt, in welcher Form, man das evtl. auch anbieten kann.

Und so definiert die Psychoanalyse womöglich als einziges Verfahren das "Unbewusste"... aber z.B. Dissoziationen (oä) sind genauso ein Thema in der VT oder Traumatherapie (falls das für einen Patienten relevant ist)... und das nicht nur symptomatisch bzw. oberflächlich. Will heißen: In anderen Verfahren hat man für das gleiche evtl. nur einen anderen Namen u/o Modell. Ob man etwas so nennt oder anders, finde ich persönlich nebensächlich. Es waren oft selbst Analytiker, die Schwachstellen der PA bei der Traumabearbeitung orteten und versuchten, diese durch Modifikation auszuräumen und zu einer Traumatherapie weiterzuentwickeln. Auch Verhaltenstherapeuten leisteten dazu einen Beitrag. Und das ist doch (zumindest für mich) das wesentlich: Dass man (als Therapeut) schaut, was bestimmten Patienten nützt oder evtl. sogar schadet... und dass man das aufgreift. Und dass nicht die Dogmatik über allem steht.
Zuletzt geändert von stern am So., 03.09.2017, 17:08, insgesamt 3-mal geändert.
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sandrin
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:04

@ mio: Also in meinem Fall hat das gar nichts mit Prioritäten zu tun. Ich kann ja nicht meinen Job für eine Therapie aufgeben ;-). Da kann es mir so schlecht gehen, wie es will, das zu tun, käme für mich niemals in Frage. Wenn es mir so schlecht geht, dann bin ich eh nicht mehr arbeitsfähig. Ich hoffe, das es nie so weit kommt.

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sandrin
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:07

Zum Thema Unbewusstes: Die Lerntheorie kennt das so genannte implizite Gedächtnis.

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stern
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:15

Genau. Wenn man sich nicht von Bezeichnungen blenden lässt, erkennt man (so geht es zumindest mir) eben doch öfters auch gewisse Ähnlichkeiten (sei es in der Vorgehensweise oder in dem, was beschrieben ist). Und gerade im Bereich der Psychotherapie sind das doch oft "nur" Symbole bzw. Umschreibungen. So ist z.B. ein Schienbein psychische greifbar... aber eine Verdrängung, ein Unbewusstes, Es, Über-ich, Anteil. Dissoziation und so weiter und so fort existiert psychisch so nicht, sondern ist eher bereits Teil eines spezifischen Modells (!!) bzw. soll etwas symbolisch beschreiben.
Zuletzt geändert von stern am So., 03.09.2017, 17:18, insgesamt 1-mal geändert.
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mio
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:15

sandrin hat geschrieben: So., 03.09.2017, 17:04 Also in meinem Fall hat das gar nichts mit Prioritäten zu tun.
Das ist doch eine Priorität ;-) (Übrigens die gleiche wie bei mir.)

Mir ist mein "autonomes Leben" (zu dem halt auch mein/ein Job gehört für mich) einfach wichtiger als eine Therapie bzw. eine Therapie muss für mich damit zu vereinbaren sein, sonst ist es keine für mich passende Therapie. Und was das angeht bin ich sehr froh an eine "flexible" Therapeutin geraten zu sein, die auch kein Problem damit hat, wenn ich mal für ein paar Wochen aufgrund des Jobs gar nicht kann, obwohl wir einen festen Termin haben.

Da bekäme ein Analytiker wahrscheinlich schon aufgrund seiner Termingestaltung ein Problem, wobei sich das mit den neuen Regelungen geändert haben könnte, da ja auch die "flexiblere" Termine zur Beratung und so jetzt mit anbieten müssen und so auch Lücken besser gefüllt bekommen dürften, wenn diese entstehen. Aber das sind ja "pragmatische" Gründe die beide Seiten haben und die vereinbar sein müssen.

Wenn es mir so schlecht gehen würde, dass das eh nicht mehr möglich wäre - und damit meine ich wirklich GAR NICHT und nicht "manchmal nur sehr mühsam und unter hohem Kraftaufwand", dann würde ich sicher noch mal neu und anders denken, aber solange das nicht der Fall ist hat meine Selbstständigkeit für mich da Priorität.


ziegenkind
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:21

Ich hatte und hab eine 60 stundenwoche, einen Freundeskreis, der klein, aber rege ist und hab 3 mal Analyse hingekriegt. War anstrengend, ging aber. Bei mir hat die Analyse sogar zur entschleunigung beigetragen. 3 unverschiebbare, heilige Termine in der Woche, nur für mich. Hat mir gutgetan irgendwie, und mir gezeigt, kann ich mir Zeit nehmen fürmich, stimmt es gar nicht, dass dann die Welt untergeht. Ich kenne eine Chirurgin im schichtdienst, der das ähnlich ging. Ich allerdings hatte den Luxus weitgehend selber bestimmen zu können, wann ich arbeite
Zuletzt geändert von ziegenkind am So., 03.09.2017, 17:32, insgesamt 2-mal geändert.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


shesmovedon
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:27

ziegenkind hat geschrieben: So., 03.09.2017, 13:23 Das Problem mit dem Forum scheint mir zu sein - unabhängig von der therapieform - dass die Häufigkeit des hier Schreibens umgekehrt proportional zu einem glücklichen Therapieverlauf ist.
Och, meine Therapie hat ein sehr positives Ende jetzt gefunden und ich schreibe hier auch regelmäßig. Das kann's also nicht sein.


mio
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:31

Also ich hätte weniger das Problem dass ich nicht bereit bin mir Zeit für mich zu nehmen, sondern dass es sich eben nicht mit dem Job vereinbaren lässt und ich um die Termine dauerhaft zuverlässig halten zu können an diesen Tagen gar keine Jobs annehmen dürfte und das geht für einen Tag die Woche mal, aber nicht für zwei oder drei. Und auch "Ausnahmen" im Job gehen da "mal" aber eben nicht dauerhaft.

Zumal ich gemerkt habe dass es besser/therapeutisch effektiver für mich ist an Therpietagen nicht zu arbeiten, anders bin ich im Zweifel einfach noch zu sehr im "Alltagsmodus" und ich kann da nicht "zack" hin- und herschalten sondern brauche dafür ein gewisse Zeit.

Ich finde es aber ehrlich gesagt auch immer wieder erstaunlich dass manche Menschen Therapie als "Entspannung" zu empfinden scheinen, ich empfinde Therapie als Anstrengung. Wenn auch mit "gutem Ergebnis", also lohnenswert, aber es ist schon klar Anstrengung und Arbeit für mich, die ich nicht auf mich nehmen würde, wenn ich nicht "müsste".


ziegenkind
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:38

Nee, entspannend fand ich die Therapie auch nicht nur. Ging eher um an- und Abfahrt. Ich hab vorher nie so lange Pausen mitten am Tag gemacht. Einen ganzen Tag nicht arbeiten, ist in meinem Beruf nicht drin. Und manchmal war es für mich ganz gut nach den Stunden an anderes denken zu müssen. Hat mir geholfen mich regulieren zu lernen. Absaufen war bei Strafe des Verlustes eines mir sehr teuren Jobs nicht möglich.

Schlendrian, gibt es zu jeder Theorie Ausnahmen. Aber vielleicht ändert das sich bei dir ja auch noch. Ende ist ja eher frisch, oder?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Solage
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Beitrag So., 03.09.2017, 17:42

Psychoanalyse soll ja "Gold" sein.
Es ist nicht alles Gold, was glänzen will.
Ich muss trotzdem eingestehen, dass ich mich durch diese Theorien beinflussen lasse, eben auch narzisstisch gefüttert.
Jetzt bei einem Psychoanalytiker nach Freud, der davon auch überzeugt ist, lasse ich mich wiederum überzeugen.
Bis zu einem gewissen Punkt!: Wenn unser beider Menschsein mit den jeweiligen Unzulänglichkeiten zusammenkrachen, dann flutschte auch mal die Methode weg. War aber nicht schlimm, weil klärbar.
Psychoanalytiker sind meiner Meinung nach trotz langer Ausbildung und sehr intensiver Lehranalyse trotzdem auch in ihrer Subjektivität gefangen. Die menscheln halt auch, das mag der eigenen Erkenntnis nicht immer zuträglich sein, aber in der gemeinsamen Dynamik kann gerade dadurch was Wirksames entstehen. Allerdings für mich nur dann, wenn BEIDE sich reflektiert ansehen können.
Hat bis jetzt gut geklappt.

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