Aktuellen Therapeuten zufällig getroffen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Darksheep
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Aktuellen Therapeuten zufällig getroffen

Beitrag So., 19.06.2016, 19:21

Hallo allerseits,
Vor ungefähr einer Woche war ich abends unterwegs zu einer Freundin und sah plötzlich meinen Therapeuten vor mir. Ich hatte das Gefühl das er mich erst nicht sehen wollte. Ich ging auf ihn zu, freute mich total und sah ihn an. Er sah mich an, sagte nur kurz,, hallo '' und ging einfach. Er ließ mich sozusagen einfach stehen... ich war sehr traurig und bin es auch immernoch. ich fande das sehr gefühlskalt.
War jemand in einer ähnlichen Situation?
Gruß dark
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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Candykills
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Beitrag So., 19.06.2016, 19:26

Hey

Finde das ist seitens deines Therapeuten eine normale Reaktion. Ihr habt ja lediglich eine therapeutische Beziehung und dazu gehört nicht Smalltalk zu betreiben, wenn man sich zufällig trifft.
Also ich kann dir versichern, dass meine Thera nicht anders reagiert hätte.

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sinarellas
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Beitrag So., 19.06.2016, 19:29

Was würdest du sagen, wenn du die Kassiererin vom Supermarkt zufällig treffen würdest? Hallo und das wars.
Warum interpretieren alle Patienten immer eine "besondere Verbindung und alles muß was ganz anderes sein, als eine GEschäftsbeziehung weil schließlich hört sich der Therapeut ja auch mein ganzes inneres an"- Beziehung rein!? Ich begreife das nicht. Es ist sein Job sich deine Sachen anzuhören, dafür hat er studiert, gelernt und krigt Geld dafür. Nix anderes.
:O
..:..


Jenny Doe
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Beiträge: 4843

Beitrag So., 19.06.2016, 19:47

Hallo Darksheep,

das ist die verwirrende und zuweilen schmerzhafte Diskrepanz zwischen der Wärme, Empathie, Aufmerksamkeit, ... die man in der Therapie von einem Menschen in der Therapeutenrolle bekommt und der Realität.
Eine Therapeutin sagte mal zu mir: Wenn sie mich zufällig irgendwo treffen würde, würde sie nicht mal grüßen, sondern weggucken.
Ich kann Dich total verstehen, dass Dir das jetzt weh tut bzw. dich verwirrt. Doch das ist die Realität der Psychotherapie und zeigt Dir jetzt deutlich, dass Psychotherapie eine Arbeitsbeziehung ist und kein Freundschaftsverhältnis.
Wenn ich Du wäre, ... ich würde dies in der nächsten Sitzung ansprechen, damit sich die Erfahrung jetzt nicht negativ auf die therapeutische Beziehung auswirkt.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Speechless
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Beitrag So., 19.06.2016, 20:03

Tut mir Leid, dass du dich dadurch zurückgewiesen fühlst. Ich kann die Reaktion des Theras verstehen und ich denke, meine würde auch so reagieren. Ich würde aber auch nicht zu ihr hingehen, sondern höchstens von weitem grüßen.

Ich fände es allerdings total daneben, wenn sie mich sehen würde und absichtlich wegschauen würde, es sei denn sie oder ich wären nicht alleine, um mich nicht in eine unangenehme Situation zu bringen. Aber ein bewusstes Ignorieren finde ich geht gar nicht. Fände ich von meinem Friseur, Ärzten, Geschäftspartner genauso nicht ok, weil einfach unhöflich.


montagne
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Beiträge: 4596

Beitrag So., 19.06.2016, 20:08

Wenn es doch beschäftigt, solltest du es ansprechen. Vielleicht wird es dir gut tun, wnen ihr drüber sprecht.

Ich gebe jedoch auch zu bedenken, dass sowas auch zum Schutz der Klienten sein kann. Viele Menschen wollen nicht, dass andere wissen, dass sie in Therapie sind. In kleineren Städten oder in sich geschlossenen Stadtbezirken besteht die Möglichkeit, dass jemand die Szene beobachtet.
Ich halte es für verantwortungsvoll, wenn ein Therapeut da diskret und damit zwangswiese eher unterkühlt, nicht-beachtend reagiert.
Letzlich... ist es ein Job für ihm. Und da war er aber Privatmensch. Sorgen würde ich mir machen, wenn er es nötig hätte, Kontakt in seiner Freizeit zu halten.
amor fati


Speechless
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Beiträge: 992

Beitrag So., 19.06.2016, 20:15

Das stimmt..vllt war es auch zu deinem Schutz.
ich finde auch, wenn man vorher weiß, dass man bewusst ignoriert wird und die Situation quasi besprochen und geklärt ist, wäre das für mich auch ok. Sonst würde ich mich ziemlich vor den Kopf gestoßen fühlen..
Welches Verhalten hättest du denn erwartet/dir gewünscht?

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connexa
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Beiträge: 32

Beitrag So., 19.06.2016, 20:57

ich glaube das ist ein ganz normales verhalten. stell dir vor du triffst deinen augenarzt, hausarzt usw... die würden wahrscheinlich auch nur hallo sagen und weiter gehen. ich hab das mal mit meinem therapeuten besprochen wie wir bzw. er sich verhalten soll wenn wir uns zufällig auf der straße treffen. dabei ist es allerdings darum gegangen wenn wir uns treffen und ich nicht allein bin. wir haben vereinbart, dass wir uns grüßen und einfach weitergehen.

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CrazyChild
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Beiträge: 942

Beitrag So., 19.06.2016, 21:21

Ich finde es ist auf alle Fälle ein Unterschied ob man die Kassiererin vom Supermarkt zufällig trifft oder seinen eigenen Thera. Immerhin habe ich zu meinem Thera eine wenn auch nur therapeutische Beziehung, zur Kassiererin gar nichts.

Wenn ich meinen Zahnarzt, den ich nur 2x im Jahr sehe, zufällig treffen würde, fände ich es normal zumindest ein freundliches Lächeln zusätzlich zum "Hallo" zu bekommen. Das ist für mich eine Sache des Anstands und der Wertschätzung den entsprechenden "Kunden" gegenüber.

Somit würde ich das gerade bei meinem Therapeuten, zu dem ich nochmal eine andere "Beziehung" habe als zu meinem Zahnarzt, einfach als selbstverständlich erachten, also zumindest einen freundlichen Gruß.

Anders ist es für mich schon ein rüpelhaftes No-Go, therapeutische Geschäftsbeziehung hin oder her.
LG, CrazyChild

***stay strong***


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag So., 19.06.2016, 23:03

Ich finde das Verhalten deines Therapeuten völlig ok.
Auch wenn es dir anders vorkommt, ihr habt keine Freundesbeziehung, sondern eine Arbeitsbeziehung (die natürlich auf sehr freundschftliche Art ablaufen kann).

Und wie schon jemand schrieb: Dein Therapeut wollte dich evtl. schützen. Stell dir mal vor, du wärst da mit einer Arbeitskollegin unterwegs gewesen, dein Therapeut grüsst dich ganz freundlich, und deine Kollegin will daraufhin genau wissen, wer der Typ denn sei. Könnte - je nachdem wie offen du mit dem Thema Therapie umgehst, und wie locker Dinge in deinem Alltag/Berufsleben gesehen werden - ja auch total nach hinten losgehen.
Manche Therapeuten umgehen solche Situationen, indem sie ihre Patienten auf der Strasse bewusst nicht erkennen oder grüssen.

Ich hab meinem mal bei einer Grossveranstaltung (mehrere tausend Menschen) getroffen. Er wusste, dass ich da hinwollte, ich wusste von ihm nur, dass er evtl. da sein könnte. Wir haben nie darüber geredet, was im Falles eines persönlichen Treffens in der realen Welt passieren sollte. Und ich hab nicht im Traum damit gerechnet, dass wir uns bei einer so grossen Veranstaltung überhaupt über den Weg laufen könnten. Tja, und der erste Mensch, den ich da vor Ort dann treffe, war er. Ich war völlig baff, er grüsste mit einem kurzen "Hallo", ich murmelte was zurück, dann ging jeder seines Weges. Im Laufe des Tages traf ich ihn dann noch ein zweites Mal, da fragte er, wie es geht. Ich antwortete kurz angebunden "Gut" und sah zu, dass ich weiterkam. Mehr als so einen Gruss wollte ich nicht, und ich hätte es komisch gefunden, da mit ihm dann Smalltalk zu machen. Zumal ich nicht alleine war, und kein Bedürfnis verspürte, meinen Begleitern zu erklären, wer er war und woher ich ihn kenne. Mich hat es anfangs auch aus der Fassung gebracht, ihn so privat zu sehen und erleben, und das Bild, dass er mir da geboten hat, hab ich immer noch im Kopf. Inzwischen kann ich da aber drüber schmunzeln. Und ich finde es schön zu wissen, dass mein Therapeut ein eigenes Freizeitleben hat.

Sag ihm doch nächste Mal, dass du über das Treffen auf der Strasse irritiert warst.
Wenn er das weiss, könnt ihr für das nächste Mal, sollte der Fall nochmal eintreten, gemeinsam eine Lösung finden, mit der Du, aber auch er, leben kann. Und nur weil er dich auf der Strasse kurz angebunden grüsst, heisst es doch nicht, dass er dir in deinen Stunden als Therapeut nicht mehr wohl gesonnen ist und dir nicht mit Mitgefühl, Herzlichkeit und ehrlichem Interesse begegnet.

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Broken Wing
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Beitrag So., 19.06.2016, 23:36

Ich würde nicht wollen, dass mich mein Thera auf der Straße grüßt. Das haben wir so abgemacht. Aus mehreren Gründen. Sie hält sich in der Therapie über ihre Dinge absolut bedeckt, sogar mit ihrer Meinung über mich. Draußen wäre es seltsam, sich bloß 'Hallo' zu sagen. Das tue ich sonst auch nicht.

Ich würde keine unbezahlte Aufmerksamkeit von ihr haben wollen. Sie könnte nicht plötzlich privat werden, weil ja die Therapie weiterläuft. Daher würde sie streng auf die Einhaltung der Abstinenz achten, was wiederum professionell und somit unbezahlte Therapie wäre.

Im übrigen meine ich auch, dass es etwas anderes ist, die Kassiererin zu treffen. Ein Thera weiß halt viel mehr und könnte mich ungewollt und ganz leicht in eine Peinlichkeit hineinmanövrieren.
Zudem muss man sich die Frage stellen, ob man als Therapeut mit dem Zusatzwissen über den anderen etwas mit ihm privat zu tun haben wollte.
Bei mir wäre die antwort ein klares Nein. Ich würde mit mir nichts zu tun haben wollen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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charlotta
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Beiträge: 236

Beitrag Mo., 20.06.2016, 21:07

Hallo Darksheep,
ich kann deine Irritation gut verstehen, war schon zweimal in dieser Situation, dass mein Thera mich offensichtlich gesehen hat, aber sich nicht zu erkennen gegeben hat. Ich sag dir, ich hatte daran total zu knapsen, weil ich ihn total mag, und meine Menschenkenntnis mir gesagt hat, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. Ich habe es mit mir selber ausgemacht, und dachte mir dann, dass vermutlich die "Ignoranz" einfach die beste Variante für den Therapeuten ist, damit deutlich gemacht wird, dass es kein privater Kontakt ist, und dieser auch nicht zustande kommen soll. Ich finde, es ist ein bisschen schwierig, dies emotional erfassen zu können, grad, weil es ein Mensch ist, dem man oft sein gesamtes Leben anvertraut und dann nicht gegrüsst wird.

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Tilda
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Beitrag Mo., 20.06.2016, 21:24

Ich sehe das so wie CrazyChild. Warum sollte man einander denn nicht grüßen (dürfen)? Das bewusste Ignorieren ist schon arg freudianisch und streng, find ich. Bei einem großen Teil der Patienten dürfte es der Arbeitsbeziehung auch nicht besonders gut tun. Aber mehr als ein Gruß ist halt auch nicht drin.


Widow
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Beitrag Mo., 20.06.2016, 21:37

Mein in vielem recht "freudianischer" Analytiker kam in einem Kino einmal auf mich zu und hat mich begrüßt, mit Handschlag, kleinem small talk und freundlichem Gesicht.
Ich hatte ihn noch nicht gesehen. Da stand er plötzlich da und war ganz 'normal', wie ein Nachbar oder sonstwie weit entfernter Bekannter sich in solcher Situation verhalten würde.
Bis heute bin ich mir sicher, dass er es mir ersparen wollte, nicht zu wissen, was zu tun sei, wenn ich ihn entdecken würde.

Es gibt für Therapeuten offensichtlich sehr unterschiedliche Arten, mit Patientenbegegnungen im Alltag umzugehen. Mit Freud (der seine Patienten übrigens auch zu gemeinsamen Urlauben einlud) hat das nichts zu tun.

Darksheep, mir tut's leid, dass Deiner Deinem Empfinden nach gefühlskalt reagiert hat. Aber er hat 'immerhin' Hallo gesagt. (Wir haben ja nun hier auch wieder erfahren, dass es da noch andere Varianten gibt.) Meiner hat damals auch nicht mehr als zweieinhalb Sätze mit mir gewechselt. Und vielleicht hätte er nur von Ferne genickt, wenn meine Freundin schon da gewesen wäre (manchmal müssen Therapeuten ihre Patienten ja auch schützen, indem sie sie z.B. nicht vor anderen als 'Patienten' 'bloßstellen').

LG
w

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Lockenkopf
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Beitrag Mo., 20.06.2016, 22:29

Ich habe meinen damals noch nicht Ex-Psychotherapeuten im Frühling im Supermarkt gesehen und ihn freudig begrüßt. Er sah mich erst da und grüßte überrascht zurück. Ich wandte mich dann aber ab, um ihn nicht in seiner Freizeit zu beanspruchen.
Auf dem Parkplatz kam er dann auf mich zu, als ich mein Auto mit den Einkäufen belud. Das verunsicherte mich, denn ich war nicht auf ein Gespräch gefasst. Er bemärkte es, und wandte sich dann doch ab.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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