Bei aktueller Therapeutin bleiben - ja oder nein?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sarana
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Beitrag Di., 29.08.2017, 22:51

Probatorische Sitzungen solltest du in Deutschland jederzeit in Anspruch nehmen können. Hab damals meinen Therapeuten gefragt. Auch wenn meine Erinnerung mal wieder herrlich schwammig ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mich da mehrmals versichert habe, und es ging ja ewig bei mir hin und her, ob ich da nun bleibe oder nicht und ob ich mir andere angucken soll.
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hummmel
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Beitrag Fr., 01.09.2017, 09:56

Ohne die Antwort von der Beratung (online) abzuwarten habe ich gestern der Therapeutin eine ausführliche Mail geschrieben. Über meinen aktuellen schwierigen Zustand, Über das unstimmige Bauchgefühl - mit all meinen Zweifel, all meinen Ängsten - eine sehr ausführliche Beschreibung und bat um untherapeutische, persönliche Antwort. Sie hat diesmal geantwortet. Einen Dank für meine mutigen Worte und das wir es zusammen ansehen werden nächste Woche. Auf den aktuellen Zustand ist sie nicht eingegangen - damit habe ich aber auch gerechnet. Ich soll es dann noch weiter ausführen und das ich ja nicht gerade abbrechen muss - sondern wir schauen was fehlt um es besser zu verstehen. Ich bin gespannt was sie dazu sagt, da ich nicht mehr dazu zu sagen habe - noch genauer, als ich schon geschrieben habe geht nicht.

Heute hab ich dann noch die Antwort von der Online-Beratung erhalten. Eigentlich war da nichts neues dabei aber doch eine weitere (objektive) Bestätigung. Dem Bauchgefühl trauen, mutig für mich mein Empfinden einstehen. Die Beratung schrieb noch - auch ohne die Situation vollumfänglich zu kennen - von erwecktem Misstrauen gegenüber der Therapeutin, da sie mir immer wieder in Jahren aufzeigt, wie lange mein Weg noch sein wird.
Und sie würden mich bei der Suche nach einer neuen Therapeutin unterstützen.

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Sarana
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Beitrag Fr., 01.09.2017, 11:22

Du bist mutig, liebe hummmel! :-) Dein letzter Beitrag freut mich durch und durch.
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hummmel
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 09:32

Ich versuche mal zu sammeln worüber wir heute in der Therapie gesprochen haben. Das Thema war also mein Bauchgefühl, dass mir in der Psychotherapie etwas fehlt. Die Therapeutin sagt, ich habe sehr gut beschrieben, dass mir etwas fehlt aber nicht was und ob wir das "Was" noch etwas näher betrachten wollen.

Ich hatte recht Schwierigkeiten damit, weil ich einerseits nicht genau weiss, was es ist und ich nichts "falsches" sagen wollte und andererseits fand ich es schwierig auszusprechen weil ich nicht Sie oder ihre Person in Frage stellen wollte. Sie sagte, es gehe wirklich nur darum, dass ich es benennen kann, auch wenn es vielleicht nicht ganz stimmt aber wir vielleicht in die Nähe dieses Gefühls kommen. Dass ich mir keine Gedanken darüber machen muss, ob sie danach gekränkt ist, ob sie sich deswegen danach Gedanken macht oder was auch immer. Es gehe um mich und mein Gefühl.

Irgendwann konnte ich sagen, dass es mit der Beziehungswärme, die mir fehlt, zu tun haben könnte. Sie fragte mich ob ich die Erfahrung schon gemacht habe bei jemandem anderem. - Ja in der Klinik. Sie sagte dass es an der Kliniktherapeutin liegen könnte, da ich mich bei ihr so gut aufgehoben gefühlt habe. ( Ich sagte, dass ich das bei allen Therapeutinnen in dort hatte) oder das der Umstand der Klinik es einfacher gemacht hat mich zu öffnen weil sie aufgrund der Struktur besser über die Gesamtsituation bescheid wussten als wenn ich an zwei Tagen in der Woche ambulant zur Therapeutin gehe. Dass sie dann auf meine Informationen dazwischen angewiesen ist, da ihr ja die Zeit dazwischen fehlt.

Das Bauchgefühl sei jedoch immer ernst zu nehmen; in diesem Fall soll ich mir überlegen ob ich eine Pause will, um mich umzusehen und ich aber, wenn ich merken sollte, dass die Therapie doch eigentlich ganz gut war auch zurückkommen darf. Sie fragt sich auch ob es an meiner Beziehungsstörung liegen könnte und ich bei jedem Therapeuten früher oder später an diesen Punkt kommen würde. Und ob ich es überhaupt aushalten könnte, wenn die Beziehung näher oder wärmer wäre oder ob ich mich aufgrund meiner Störung zurückziehen würde.

 

Sie sei nicht jemand, der eine symbiotische Beziehung und Verschmelzung anstrebe - (was ich weder so gesagt noch so gemeint habe und ihr das auch mittgeteilt habe) -weil sie glaube und davon ausgehe, dass jeder Mensch ein Individuum ist und sie sich auch therapeutisch immer danach richte, dass jeder Mensch zwar für sich allein ist (und es niemanden gibt, der einem total verstehen kann), dass genau das aber auch positiv sein kann.

Verblieben sind wir so, dass ich mir überlegen kann ob ich eine Pause möchte, ob ich sie jetzt möchte oder vielleicht im neuen Jahr. Persönlich empfiehlt sie, es nicht gerade jetzt zu machen, da ich nicht wirklich stabil bin und mich zusätzlich in der Umstellung der Medikamente befinde. Da noch einen Therapeutenwechsel vorzunehmen findet sie, sei zu viel. Wenn ich aber das Gefühl hätte, ich müsse jetzt alles ändern, dann solle ich es tun.

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Schnuckmuck
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 12:27

Und hat es dir das gebracht, was du wolltest?
Das fehlt in deinem Text. Irgendwie.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 14:47

hummmel hat geschrieben: Mo., 04.09.2017, 09:32 Sie fragt sich auch ob es an meiner Beziehungsstörung liegen könnte und ich bei jedem Therapeuten früher oder später an diesen Punkt kommen würde. Und ob ich es überhaupt aushalten könnte, wenn die Beziehung näher oder wärmer wäre oder ob ich mich aufgrund meiner Störung zurückziehen würde.

Sie sei nicht jemand, der eine symbiotische Beziehung und Verschmelzung anstrebe - (was ich weder so gesagt noch so gemeint habe und ihr das auch mittgeteilt habe) -weil sie glaube und davon ausgehe, dass jeder Mensch ein Individuum ist und sie sich auch therapeutisch immer danach richte, dass jeder Mensch zwar für sich allein ist (und es niemanden gibt, der einem total verstehen kann), dass genau das aber auch positiv sein kann.
Ähm - emotionale Wärme bedeutet nicht klebrige Symbiose! Finde ich anmaßend (von ihr) - das beinhaltet doch, dass du das mit ihr angestrebt hättest, laut ihrer Aussage... ist das so? (Konnt ich bisher nicht rauslesen). Es auf die Beziehungsstörung zu schieben, finde ich bedenklich - vielleicht ist es gar ein Zeichen der Gesundung, dass du das im Kontakt mit ihr fühlst. Im Übrigen - ein großes WOW für deinen Mut ihr das so zu sagen!
Also, wenn mir jemand sagt, warum er oder sie sich im Kontakt mit mir nicht wohl fühlt, dann nehme ich das ernst - und gucke, ob und wenn ja was ich ändern kann - oder die Wege trennen sich halt. Schade, dass sie nicht zugeben kann, dass auch die Möglichkeit besteht, dass sie einfach zu "kalt" für dich ist. Grüßchen zu dir
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


montagne
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 14:54

Hey Hummel,nur mal so. War mir schon bei vorherigen Posts in deinem Thread hier aufgefallen. Du beschreibst genau, was sie gesagt und gefragt hat. Aber du schreibst nicht, was deine Gedanken und Antworten dazu sind oder ob du welche hast oder drüber nachdenkst.
Du musst es ja nicht alles hier ausbreiten, nichtmal ihr sagen, aber wichtig finde ich, dass du deine Gedanken dazu hast. So blöd klingen ihre Fragen jetzt nicht, finde ich....
Antworten darauf würden dioch schon weiter bringen bei der Frage Auszeit, ja/nein, Wechsel ja/nein.
Und wenn du diese Fragen und andere eben nochmal mit einem Beratungstherapeuten betrachtest.
Sie fragt sich auch ob es an meiner Beziehungsstörung liegen könnte und ich bei jedem Therapeuten früher oder später an diesen Punkt kommen würde. Und ob ich es überhaupt aushalten könnte, wenn die Beziehung näher oder wärmer wäre oder ob ich mich aufgrund meiner Störung zurückziehen würde.
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doppelgängerin
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 21:11

Liebe hummmel,

nur noch so als Gedanke:
das, was Du in der Klinik an Beziehung zu den Therapeuten erlebt hast, wirst du ambulant so nicht haben können. Das geht aus vielerlei Gründen nicht und muss gar nicht nur an der therapeutin liegen.
Hat etwas mit der Intensität zu tun, mit der man sich emotional klinisch ganz anders einlassen kann - beidseitig.
Ambulant sind die Bedingungen anders - da musst du noch nen Alltag erledigen - sollst du auch.

Keine Ahnung, ob es hilft, das vielleicht mit zu denken?
Ich weiß ja nicht, was Du erhoffst und erwartest?

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Philosophia
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Beitrag Di., 05.09.2017, 06:22

doppelgängerin hat geschrieben: Mo., 04.09.2017, 21:11 das, was Du in der Klinik an Beziehung zu den Therapeuten erlebt hast, wirst du ambulant so nicht haben können. Das geht aus vielerlei Gründen nicht und muss gar nicht nur an der therapeutin liegen.
Hat etwas mit der Intensität zu tun, mit der man sich emotional klinisch ganz anders einlassen kann - beidseitig.
Ambulant sind die Bedingungen anders - da musst du noch nen Alltag erledigen - sollst du auch.
Das stimmt sicher, was aber nicht heißt, dass es ambulant nicht auch emotional intensiv sein kann, was unter Umständen einfach sehr heilsam sein kann. Und wenn es gerade daran fehlt, finde ich es nicht verkehrt, auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Grüßchen
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stern
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Beitrag Di., 05.09.2017, 07:36

Ich möchte nicht beeinflussen. Würde aber zu bedenken geben, dass du dam, was fehlt, gegenüberstellst, was du an ihr hast. Ob das, was fehlt, so stark ist, dass ein Wechsel sinnvoller ist, kannst natürlich nur du entscheiden. Mein Eindruck ist jedoch, dass du dich stark auf das konzentrierst, was fehlst. Und dabei ihre Vorzüge untergehen. Und es ist ja nicht so, dass man diese bei einem anderen Therapeuten als selbstverständlich voraussetzen kann. Als es kann dann wieder etwas geben, das fehlt. Es scheint also einiges gut zu laufen, was die Therapeutin wohl auch sieht. Das ist eben eine ganz andere Ausgangsbasis als der Normalfall eines Therapeutenwechsels: Wenn Therapeut u/o Patient unzufrieden sind (und es keine wirkliche Alternative dazu gibt). Das hat schon jemand anderes angesprochen.

Aber z.B. alleine, dass sie sich mit dir auseinandersetzt und wie, spricht für sie. Ich finde ihre Argumente konstruktiv und es ist meiner Meinung nach auch an vielem etwas dran. Auch ist durchaus etwas dran, dass es eine Rolle spielen kann, dass der Rahmen in einem stationären Setting durchaus von einem ambulanten Setting abweicht. Das macht es nicht nur aus, sondern in deinem Fall spielen auch persönliche Faktoren eine Rolle. Jedenfalls würde ich bei der Kliniktherapeutin auch gegenüberstellen, was für sich spricht und was evtl. dagegen. Um Idealisierung zu vermeiden. Ich denke, dass stationäre Setting begünstigt das noch etwas stärker => noch geschützerer Rahmen, Käseglockeneffekt o.ä.

Die Bemerkung mit der Beziehungsstörung finde ich auch nicht so toll. Ich kenne auch keine Hintergründe von dir. Aber grds. ist es natürlich so, dass das (sofern vorliegend) Entscheidungen beeinflussen kann. Insofern kann man das aus meiner Sicht als Therapeut in einer Therapie ansprechen.

Auch das halte ich für eine korrekte therapeutische Haltung:
Sie sei nicht jemand, der eine symbiotische Beziehung und Verschmelzung anstrebe - (was ich weder so gesagt noch so gemeint habe und ihr das auch mittgeteilt habe) -weil sie glaube und davon ausgehe, dass jeder Mensch ein Individuum ist und sie sich auch therapeutisch immer danach richte, dass jeder Mensch zwar für sich allein ist (und es niemanden gibt, der einem total verstehen kann), dass genau das aber auch positiv sein kann.
Dass man sich angenommen und verstanden fühlt, auch eine gewisse Wärme in der Therapie, finde ich durchaus wichtig (wobei ich die Art, wie sie auf dich eingeht, von außen nicht als kalt empfinde). Und es ist nicht so, dass das automatisch in einer sympbiotischen Beziehung münde muss. Du schriebst, das hast du auch nicht gemeint. Kannst du denn noch etwas genauer präziseren, was du meinst? Hilft vielleicht auch etwas, dir klarer zu werden. Jedoch würde ich schon sagen, dass Wünsche nach unbedingtem Verstehen, Annahme und Wärme, Symbiosen (evtl. auch Abhängigkeiten) ungemein begünstigen können... was dann bei vielen Patienten (siehe Forum) regelmäßig viel Leid erzeugen kann. Daher kann man die Aussage der Therapeutin auch so verstehen, dass es für Beziehungen (auch therapeutischen Beziehungen) normal ist, wenn nicht alles perfekt ist bzw. nicht alles genau passt. Und mir scheint, es ist ja auch nicht so, dass du sie kalt wahrnimmst, und dich gar nicht angenommen/verstanden fühlst: Auf einer Skala von 1-10: Was kann sie dir diesbzgl. bieten und welcher Teil fehlt dir?

Mein Eindruck (dier sich natürlich nur aus dem ergeben kann, was ich lese) ist, dass deine bisheriger Therapeutin auch berücksichtigt, dass ja einiges passt. Und das "vollkommener" zu machen, ist eine andere Ausgangsbasis. Zumal (wenn ich das richtig verstanden habe) die Kliniktherapeutin keine Alternative ist, sondern du jemand neuen suchen musst. Und um denjenigen einzuschätzen, hast du (sofern du aus D bist, habe ich mir jetzt nicht gemerkt) realistischerweise ein paar Probesitzungen.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Di., 05.09.2017, 07:42

Philosophia hat geschrieben: Di., 05.09.2017, 06:22Das stimmt sicher, was aber nicht heißt, dass es ambulant nicht auch emotional intensiv sein kann, was unter Umständen einfach sehr heilsam sein kann.
Geht es denn um "emotionale Intensität" oder nicht eher um eine konkrete Vorstellung, wie die Beziehung gestaltet sein sollte? Wie auch immer: Für mich ist beides nicht das gleiche... und vielleicht lässt sich das, was fehlt, ja noch etwas präzisieren. Ihre Argumente (die der bisherigen Therapeutin) haben nach meiner Ansicht in vielerlei HInsicht Hand und Fuß. Ohne dass ich damit eine Präferenz vorgeben möchte/kann. Aber es wirkt auf mich keinesfalls wie "Ausreden", so dass man im Sinne einer Entscheidungsfindung das auch überdenken kann.
Liebe Grüße
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isabe
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Beitrag Di., 05.09.2017, 07:54

Entschuldige, dass ich so reinplatze, aber von außen betrachtet, finde ich persönlich, dass sich das sehr gut liest, was sie sagt. Sehr interessiert und vorsichtig; nicht "eindringend" und nicht abweisend. Und das sind schon mal Vorzüge, die nicht jeder Therapeut mitbringt!

In Bezug auf "Wärme" / "Symbiose":
Auch hier finde ich es sehr gut, dass sie etwas benennt, was in vielen Therapien unter den Tisch fällt: Du bist ein Individuum, das Therapie macht, WEIL es nach Unabhängigkeit strebt. Manchmal verhalten sich Patienten aber so, dass sie an krankmachenden Nähewünschen festhalten, weil die Angst vor dem, was sie eigentlich wollen (Unabhängigkeit) zu groß ist. Wenn ein Therapeut das ist, was man i.a. unter "warmherzig" versteht, besteht - das liegt ja schon fast im Wort - die Gefahr, dass der Patient das Streben nach Unabhängigkeit noch mehr unterdrückt, weil es sich eben so "schön warm" anfühlt und man das nicht aufgeben will, indem man z.B. Trennungsimpulse aufsteigen lässt.

Das heißt natürlich nicht, dass der Therapeut kaltherzig sein soll; aber wenn man die Temperaturen mal außer Acht lässt, geht es doch um Anteilnahme und um aufrichtiges Interesse an deiner Person. Und das scheint, wenn ich das richtig verstehe, gegeben zu sein.

Ich war noch nie in einer Psychotherapeutischen Klinik, aber ich kann mir vorstellen, dass ein Therapeut dort ganz anders "rangehen" MUSS, weil ihm nur eine begrenzte Zeit mit dir bleibt, innerhalb derer er dich so weit haben muss, dass du dich öffnest; ein ambulanter Therapeut kann sich selbst und dir (!) Zeit geben, das zu entdecken, was wirklich in dir ist.

In Bezug auf die Intensität:
Meine Erfahrung nach sechs Jahren Analytischer Therapie (bei zwei Th.) ist: Wenn ich als Patient mich einlasse, dann kommt das auch vom Therapeuten zurück; wenn ich mich verschließe, entsteht keine Intensität; es bleibt dann bei meinem Wunsch, aber das ist m.E. nichts, was der Therapeut dem Patienten "serviert" - WARUM das so eigentlich ist, hab ich auch noch nicht herausgefunden; aber es scheint tatsächlich häufig so zu sein, dass der Patient sich oft verzweifelt nach Nähe sehnt und das Gegenteil ausstrahlt und dass DAS dann auch erst mal bearbeitet gehört, weil DAS ja das Krankmachende ist.

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alatan
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Beitrag Di., 05.09.2017, 18:36

hummmel hat geschrieben: Mo., 04.09.2017, 09:32 Sie sei nicht jemand, der eine symbiotische Beziehung und Verschmelzung anstrebe - (was ich weder so gesagt noch so gemeint habe und ihr das auch mittgeteilt habe) -weil sie glaube und davon ausgehe, dass jeder Mensch ein Individuum ist und sie sich auch therapeutisch immer danach richte, dass jeder Mensch zwar für sich allein ist (und es niemanden gibt, der einem total verstehen kann), dass genau das aber auch positiv sein kann.
Mit diesen Worten verrät die Therapeutin mehr über sich, als ihr möglicherweise bewusst ist, nämlich ihre eigene Angst vor Nähe (sonst müsste sie nicht eine therapeutische Selbstverständlichkeit der zu vermeidenden Symbiose/Verschmelzung betonen). Das ist eventuell das, was die TE als das gewisse Etwas, das fehlt, spürt, aber nicht klar ausdrücken kann. Es könnte quasi eine Kommunikation zwischen den Unbewussten der Therapeutin und der Patientin sein. Und auf bewusster Ebene tappen beide im Dunkeln.

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hummmel
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Beitrag Di., 05.12.2017, 10:54

Liebe Alle,

Vielen Dank für all die Rückmeldungen und die vielen Fragen, mit denen ich wirklich viel anfangen konnte, danke!

Wir haben diese Aussprache nicht wirklich fortgeführt. Für den Moment hat es mir geholfen, von ihr zu hören wie sie es sieht. Es gibt jedoch verschiedenene Kommunikationsprobleme zwischen uns.

Zum Einen hat sie für mich einfach keine gerade Linie. Heisst heute sagt sie dies, morgen etwas anderes. Damit kann ich nicht gut umgehen. Sie sagt z.B. bez der Klinik (die mir empfohlen hat nochmals stationär zu gehen), dass die Klinikleute mich sicher sympathisch finden und gerne solche unkomplizierten Patienten wie mich hätten und das sie die Aufnahme anhand von Sympathie entscheiden. Als ich sagte es gehe doch nicht darum bei der Beurteilung, sagte sie doch und nur darum. Und sie müssten auch schauen, dass die Betten gefüllt werden. (klar, es hat immer auch einen finanziellen Aspekt, aber ich finde nicht, dass sie mir das unbedingt so hätte sagen müssen.)als ich das bei der nächsten Sitzung nochmals angesprochen habe, sagte sie nur, dass es blöd von ihr gewesen wäre das ohne Hintergrundwissen zu sagen und das sie nicht wisse wie das beurteilt werde. Solche Situationen haben wir öfters. Das ist aber nicht der Hauptgrund, weil sie macht auch ganz viel ganz gut!

Zur Symbiose, die strebe ich auch nicht an. Aber emotionale Wärme, wie Philosophia schreibt ist nicht gleich Symbiose. Und ich brauche ein wenig emotionale Wärme um mich einlassen zu können. Und ja, sie ist glaube ich zu "kalt" für mich, was weder ihr noch mein Fehler ist.

Und klar, sie reflektiert sich gut und geht soweit gut damit um, aber sie ist ja auch Therapeutin und hat gelernt wie sie in solchen Situationen korrekt reagieren soll. Und das meine ich keineswegs negativ!

Ich mag sie sehr und ich habe so viel mit ihr erreicht und das wird immer so bleiben.

Und ich habe jetzt für mich entschieden. Eine Entscheidung für mich und nicht gegen sie.
Das war gestern und es fällt mir auch nicht leicht und tut mir auch weh - so eine lange Zeit. Nichts desto trotz glaube ich, dass unser gemeinsamer Weg hier zu Ende ist und ich einen Wechsel brauche. Und das habe ich ihr so geschrieben, gestern. In der Stunde hab ich mich das leider nicht getraut.

(letzte Woche hatte ich übrigens noch einen Termin mit der Psychiaterin. Da war ich noch nicht oft, vielleicht 5x. Da fühle ich mich so aufgehoben. Vielleicht weil sie für mich emotional wärmer ist und es genau das ist, was ich in der Therapie für mich brauche)

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Lissy03
Helferlein
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Beitrag Di., 05.12.2017, 16:04

Hi,
Das ist wirklich sehr mutig von dir.
Ich habe im Bezug auf einen zu „kalten“ Therapeuten schon so einiges mitgemacht. Ich konnte manchmal ein weinig oder auch gar nicht mit denen arbeiten.
Ich hoffe bei deiner nächsten Thera ist es besser für dich.

Ich wünsche dir viel Glück auf deinem weiteren Weg. Ebenso ganz viele Verständnisvolle Leute um dich, die für dich da sind.

VG
Lissy
~Life is meant for good friends and great adventures~

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