Nicht mehr ernst genommen, weil ich Angsstörung gebessert hat

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Anve
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Nicht mehr ernst genommen, weil ich Angsstörung gebessert hat

Beitrag Sa., 04.03.2017, 22:24

Hallo,

ich habe ein Problem. Und zwar litt ich relativ stark unter einer Angststörung, die zu einer Depression geführt hat. Generalisierte Angststörung, die sich in sehr vielen Sorgen im Alltag und auch in Bezug auf richtige Angst vor der Zukunft (Versagensängste) äußerte. Ich war lange in Therapie. Bei verschiedenen Therapeuten. Viel gebracht hat es mir nicht, aber ich habe irgendwie gelernt besser mit meinem Leben umzugehen. Ich probierte 2 SSRI aus, die aber leider beide sehr starke Nebenwirkungen mit sich brachten, sodass ich Wochen lang wirklich krank war (Übelkeit, schwindlig, nicht mehr schlafen können, herzrasen etc). Ich hab sie dann natürlich nicht mehr weiter nehmen können. Ich hab es dann ohne geschafft und führe ein glückliches Leben (größten Teils). Leider bin ich mitten im Studium und habe immer wieder Klausurzeiträume und in denen frisst mich der Druck wirklich fast auf. Und meine Therapeutin nimmt mich nicht ernst. Sie sagt das sei normal, dass man Angst hat. Aber mir geht es wirklich schlecht. Einige Tage davor habe ich Angstträume in denen ich Menschen ermorde (auf teilweise grausamste Art und wegen Nichtigkeiten, Leute und Tiere sterben) und ich werde jede Nacht mehrmals deswegen wach. Über Tag krieg ich richtige Lernblockaden, weil ich dieses enorme Angstgefühl in der Brust spüre und würde am liebsten nur noch weg rennen. Ich kann ständig nur an die kommende Prüfung denken und es ist auch egal wie gut ich dafür vorbereitet bin. Meist kann ich 2 Nächte davor kaum noch schlafen. Ich kriege Bauchshcmerzen und Durchfall.
Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und ziehe das trotz allem schon seit über 3 Jahren durch. Aber ich dachte auch es würde immer besser werden. Aber meine Therapeutin sieht keinen "verbesserungsbedarf". Sie hat mir mehr oder weniger gesagt, dass ich sie nicht mehr brauche. Das Therapievberhältnis ist auch beendet nun, da ich es ohnehin als sinnlos ansehe, wenn sie mir nicht glaubt, dass es mir nicht gut geht. Sie sagte ich solle dann noch weitere SSRI ausprobieren, was andres könne sie nicht mehr tun. Bin dann zu einem neuen Therapeuten, der mir direkt zu SSRI geraten hat.

Aber ich kann doch jetzt nicht dauerhaft SSRI die nächsten Jahre nehmen nur weil ich alles halbe Jahr Prüfungen habe.
Trotzdem hätte ich gerne irgendetwas, was mir in den Tagen davor hilft wenigstens halbwegs normal essen, schlafen und denken zu können.

Habt ihr eine Idee?
Übrigens, wenn ich in der Prüfung sitze krieg ich eigentlich nie einen Blackout, also das ist nicht das Problem. Es geht mir um die Tage vor der Prüfung. Maximal eine Woche.

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R.L.Fellner
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Beitrag So., 05.03.2017, 00:03

Liebe Anve,

ich kann Ihnen nur zustimmen: SSRI's können sicher keine Dauerlösung sein, insbesondere in Ihrem Alter!

Wenn man allerdings sehr stark durch die Ängste oder depressiven Phasen belastet ist, können sie eine Möglichkeit darstellen, zumindest soweit zu stabilisieren, dass die Psychotherapie besser greifen kann.

Ich möchte Ihnen daher empfehlen, Ihren neuen Therapeuten nachdrücklich darum zu ersuchen, Sie mit all seinen therapeutischen Möglichkeiten zu unterstützen - vielleicht möchten Sie Ihm auch Ihren Beitrag ausdrucken und mitnehmen? Es wäre aus meiner Sicht ganz wichtig, dass er Ihre Bedenken und Ihre innere Situation verstehen und nachvollziehen kann, sonst kann er Ihnen nicht gut helfen.

In diesem Sinne viel Mut für Ihre aktuellen Kämpfe mit der Depression und Angst, und ich bin sicher, dass Ihnen ultimativ Therapie dabei helfen kann, beides in den Griff zu bekommen! Manchmal benötigt es leider ein gutes Stück Zeit sowie das Glück, an den/die "richtige" Therapeuten/in zu gelangen.

Freundliche Grüße,
R. L. Fellner

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Chancen
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Beitrag So., 05.03.2017, 09:21

Hallo Anve!

Ich kann dir nur raten, die Sache zusätzlich zur Therapie auch selbst in die Hand zu nehmen, und dich mit deinen eigenen Möglichkeiten, die dir zur Beruhigung zur Verfügung stehen, auseinanderzusezten.

Als erstes Buch möchte ich dir "Entspannung als Therapie" (https://www.amazon.de/Entspannung-als-T ... S9FFYAEBSX von Edmund Jacobson empfehlen.

Es gibt viele andere Bücher zu seiner Methode, aber ich würde dir unbedingt (!) empfehlen, dich mit seinem Originalwerk auseinanderzusetzen. Gibt's sicher an deiner Uni-Bibliothek.

Alles Gute!

Chancen


Jenny Doe
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Beitrag So., 05.03.2017, 09:44

Hallo Anve,
Sie sagte ich solle dann noch weitere SSRI ausprobieren, was andres könne sie nicht mehr tun.
Das ist Blödsinn. Angststörungen lassen sich sehr gut psychotherapeutisch behandeln. Natürlich muss man auch nach der Therapie weiterhin das in der Therapie Gelernte anwenden. Es hat seine Zeit gedauert, bis man Angst gelernt hat und es dauert seine Zeit, bis man sie wieder verlernt hat.
Wie hat Dir Deine Therapeutin bisher geholfen bzgl. Umgang mit der Angst? Kannst du das, was Du in der Therapie gelernt hast, auch jetzt anwenden und dir selber bzgl. deiner Prüfungsangst helfen?

Du bist noch jung, du solltest nicht schon jetzt (eigentlich nie) Tabletten schlucken. Such dir einen Therapeuten, von dem du dich verstanden fühlst und der Dir hilft.

Du schreibst, Deine Therapie sei zu Ende. Wie wäre es, wenn Du wegen Deiner Prüfungsangst an der Uni Hilfe suchst und in Anspruch nimmst? Die haben dort Psychologen, die mit dem Thema Prüfungsangst bestens vertraut sind.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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mio
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Beitrag So., 05.03.2017, 13:02

Anve hat geschrieben:Habt ihr eine Idee?
Übrigens, wenn ich in der Prüfung sitze krieg ich eigentlich nie einen Blackout, also das ist nicht das Problem. Es geht mir um die Tage vor der Prüfung. Maximal eine Woche.
Ich würde "die Angst" "auseinandernehmen". Also mir ganz "bewusst" das "worst case" scenario vor Augen halten.

Was würde im Schlimmsten Falle passieren, so Du versagst in der Prüfung? Würdest Du "sterben"? Nein.

Was passiert in den Momenten, wo Dein Körper "unbegründet" so durchdreht? Stirbst Du? Nein.

Das lässt sich anhand von "Lebenserfahrung" ganz gut überprüfen.

Ist hart und anstrengend, ich weiss. Vor allem dann da in den "Momenten" wo es so akut ist dran zu bleiben. Aber es hilft.
Und auch wenn es dauert, irgendwann verändert sich nach und nach was.

Angst ist nichts, wovor "man" weglaufen sollte. Denn dann läufst Du ewig weg. Geh der Angst entgegen und "sprich" mit ihr, es lohnt sich!

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Anve
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 09:03

Das habe ich eigentlich alles schon getan.
Die Therapie hat mir wenig geholfen, würde ich sagen. Es ging hauptsächlich um Verhaltenstherapie, dass ich dann nicht alles liegen lasse und gar nichts mehr tue. Das hat sich auch gebessert, allerdings glaube ich eher weil ich die Angst etwas in den Griff bekommen hab durch eben wie ihr sagt worst case Szenario veranschaulichen und die Wahrscheinlichkeit, dass es Eintritt.
Beispielsweise denke ich direkt daran, dass ich nie nen Job kriege, meine Familie sehr enttäuscht ist, mein Partner mich irgendwann verlässt deswegen, weil ich geistig einfach nicht mehr mithalten kann wenn ich nur noch arbeitslos rumhänge oder in einem niedrigen Job als Pizzafahrer bis an mein Lebensende arbeite. Und das nur weil ich jetzt eine Klausur schreibe..
Das habe ich versucht mit logischen Gedanken zu durchbrechen und das hat auch geholfen. Wohl am meisten von allem.
Nur werde ich dieses Gefühl in der Brust nicht los. Und ich würde so gerne einfach eine Schmerztablette für diesen Schmerz nehmen können. Anfang wusste ich nicht, dass das tatsächlich Angst ist dieses Gefühl in der Brust.
Das einzige was teilweise hilft ist mich ablenken, aver ich muss ja lernen und kann mich nicht die letzte Woche vor der Klausur einfach ablenken.
Ich will keine SSRI nehmen. Das habe ich auch beiden Therapeuten gesagt.
Entspannungsübungen hab ich versucht. Die helfen aber nur für den Moment in dem ich sie mache. Und nicht beim Lernen.
Gibt es nicht ein Medikament, was man ein paar Tage nehmen kann vor der Klausur? Sowas wie eine Schmerztablette für das unangenehme Gefühl?

Bei der psychologischen Beratung der Uni war ich schon. Die rieten mir dazu Sport zum Ausgleich zu machen und Bachblütentropfen zu nehmen. Bachblüten hilft mir gar nichts. Das gab mir meine Mutter schon als Kind. Ist auch eigentlich nur Placebo. Sport mache ich sowieso. Sehr viel mehr kam bei dem Gespräch nicht raus. Es ist jetzt nicht so dass ich wegen der Angst mein Leben nicht auf die Reihe bekomme, aber ich leide 2 Monate im Jahr richtig und das muss doch nicht sein..

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Chancen
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 15:39

Hallo Anve!

Wenn du alle Vorschläge ausschlägst und abtust, und Ausreden findest a la "hab' ich schon/will ich nicht/bringt nix", während du dir vor allem eine Tablette wünschst, die dir das unangenehme Gefühl nimmt, dann verhältst du dich wie ein Risikopatient für Herzinfarkt mit Übergewicht und starken Beschwerden und Leistungseinschränkungen, der weiterhin keinen Sport macht und weiter einfach raucht und trinkt und zuviel isst, während er halt Blutdrucksenker oder Blutverdünner nimmt, damit er seine Symptome in den Griff kriegt. Die Tablettenlösung.

Eine Angststörung ist kein einfacher Kopfschmerz, der mit Aspirin weggeht und wird auch nicht ausgelöst durch ein Bakterium, dem man mit einem Antibiotikum beikommen kann.

Eine Angststörung hat eine Geschichte und eine Bedeutung. Als Betroffener muss man mitunter verschiedene Therapien ausprobieren und lange suchen um die richtige zu finden.

Mein Buchvorschlag war ernst gemeint. Es handelt sich dabei nicht um die Anleitung zu einer bloßen Entspannungsübung (die du eh schon gemacht hast und die dir bloß im Moment hilft, wie du schreibst), sondern vor allem um die Hintergründe, wie sich Anspannung und Angst (u.a. durch Grübeln, Sorgen etc...) im Körper muskulär und neuronal manifestieren und was das für Auswirkungen hat. Weiters, wie sich so ein Angstkreislauf aufrecht erhält, und welche Implikationen das im Hinblick auf die Möglichkeit von Entspannung (und Angstlösung) hat. Wenn du die theoretischen Zusammenhänge verstehst, wirst du anders an die Sache herangehen müssen.
Jacobson geht extra darauf ein, dass seine Entspannungstherapie nichts mit dem zu tun hat, was man gemeinhein unter "Entspannen" versteht. Es handelt sich dabei nicht um eine beliebige Entspannungsübung, sondern um ein große Theorie und ein Konzept. Das Lesen und vor allem dann das Praktizieren wird sehr zeitaufwändig sein. Aber meiner Erfahrung nach kriegt man eine Angststörung nicht eben mal einfach so weg. Falls du derzeit keinen Bock oder keine Nerven für so ein Buch hast, vielleicht magst du dir den Titel notieren und eventuell in ein paar Jahren darauf zurückkommen, falls du keinen anderen, besseren Weg findest, mit deinen Ängsten und Beschwerden umzugehen.

Alles Gute!

Chancen


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 06.03.2017, 15:59

Hallo Anve!
Das habe ich versucht mit logischen Gedanken zu durchbrechen und das hat auch geholfen. Wohl am meisten von allem.
Nur werde ich dieses Gefühl in der Brust nicht los.
Klingt für mich, aus der Ferne beurteilt, so, als würde das, was man Dir an Hilfe angeboten hat, nicht reichen. Vielleicht war bei dir das Therapieverfahren (oder die Therapeutin) das Falsche. Vielleicht ist es bei Dir nicht mit einer Therapie getan, die versucht dir durch Gedankenänderungen zu helfen. Vielleicht brauchst Du eine Therapie, die "unter die Brust" guckt?
Ich habe wegen meiner Angststörung zwei VT gemacht und beide sehr unterschiedlich erlebt. In der ersten wurde unter anderem auch mit kognitiver Restrukturierung gearbeitet. War hilfreich. Aber die Angst war nicht wirklich an der wurzel gepackt worden. Das wusste die Therapeutin auch, die eher klassisch VT arbeitete, und legte mir nahe, zu einem späteren Zeitpunkt noch mal Therapie zu machen. Jetzt bin ich wieder in Verhaltenstherapie. Doch diese Therapeutin arbeitet völlig anders. Bei ihr ist nix mit Kognitiver Restrukturierung oder so. Sie guckt bei mir "unter die Brust" und arbeitet an den diversen Ursachen meiner Angstproblematik.
Vielleicht lässt Du dich einfach mal beraten, wie du weiter vorgehen könntest, welche Therapie für Dich die beste wäre. Deine scheint Dir einerseits geholfen zu haben, andererseits scheint sie an Grenzen gestoßen zu sein, die verhindern, dass auch das Gefühl in der Brust weggeht.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Anve
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Beitrag Di., 07.03.2017, 07:47

Chancen hat geschrieben:Hallo Anve!

Wenn du alle Vorschläge ausschlägst und abtust, und Ausreden findest a la "hab' ich schon/will ich nicht/bringt nix", während du dir vor allem eine Tablette wünschst, die dir das unangenehme Gefühl nimmt, dann verhältst du dich wie ein Risikopatient für Herzinfarkt mit Übergewicht und starken Beschwerden und Leistungseinschränkungen, der weiterhin keinen Sport macht und weiter einfach raucht und trinkt und zuviel isst, während er halt Blutdrucksenker oder Blutverdünner nimmt, damit er seine Symptome in den Griff kriegt. Die Tablettenlösung.

Eine Angststörung ist kein einfacher Kopfschmerz, der mit Aspirin weggeht und wird auch nicht ausgelöst durch ein Bakterium, dem man mit einem Antibiotikum beikommen kann.

Eine Angststörung hat eine Geschichte und eine Bedeutung. Als Betroffener muss man mitunter verschiedene Therapien ausprobieren und lange suchen um die richtige zu finden.

Mein Buchvorschlag war ernst gemeint. Es handelt sich dabei nicht um die Anleitung zu einer bloßen Entspannungsübung (die du eh schon gemacht hast und die dir bloß im Moment hilft, wie du schreibst), sondern vor allem um die Hintergründe, wie sich Anspannung und Angst (u.a. durch Grübeln, Sorgen etc...) im Körper muskulär und neuronal manifestieren und was das für Auswirkungen hat. Weiters, wie sich so ein Angstkreislauf aufrecht erhält, und welche Implikationen das im Hinblick auf die Möglichkeit von Entspannung (und Angstlösung) hat. Wenn du die theoretischen Zusammenhänge verstehst, wirst du anders an die Sache herangehen müssen.
Jacobson geht extra darauf ein, dass seine Entspannungstherapie nichts mit dem zu tun hat, was man gemeinhein unter "Entspannen" versteht. Es handelt sich dabei nicht um eine beliebige Entspannungsübung, sondern um ein große Theorie und ein Konzept. Das Lesen und vor allem dann das Praktizieren wird sehr zeitaufwändig sein. Aber meiner Erfahrung nach kriegt man eine Angststörung nicht eben mal einfach so weg. Falls du derzeit keinen Bock oder keine Nerven für so ein Buch hast, vielleicht magst du dir den Titel notieren und eventuell in ein paar Jahren darauf zurückkommen, falls du keinen anderen, besseren Weg findest, mit deinen Ängsten und Beschwerden umzugehen.

Alles Gute!

Chancen


Ich antworte hier jetzt nur kurz, weil ich eigentlich absolut keine Zeit hab. Ich kenne das Buch, hab aber dazu absolut keine Zeit. Das ist auch keine Ausrede, genauso wenig wie, dass ich eigentlich schon alles von euren Vorschlägen ausprobiert habe.
Und nein, ich will auch nicht der Einfachheit eine Pille, sondern ich frage nach Alternativen, weil mir meine Ärzte SSRI und Benzodiazepine andrehen wollen, was ich aber nicht nehmen will, weil ich finde dass SSRI übers Ziel hinausschießen und benzos nicht nur gefährlich sind, sondern auch sedieren, was ich absolut nicht gebrauchen kann.

Ich frage deswegen nach harmloseren Alternativen. Was soll ich denn machen wenn 2 Therapeuten mir sagen ich soll Tabletten nehmen. Die eine sagt mehr kann eine Therapie aktuell nicht bewirken und DDR andre meint ohne dass ich SSRI nehme macht für ihn eine Therapie erst mal wenig Sinn. Und stellt sich stur. Kann ich ja am allerwenigsten dafür und ist ja wohl genau das Gegenteil von "ich will nichts ändern, sondern ne starke Pille".
Ich arbeite hart an mir, härter wie wohl die allermeisten. Und ich nehme nichts leichtfertig. Trotzdem hätte ich gerne etwas was mir meine Klausurzeiträume erträglich macht ohne dass ich benzos oder SSRI nehmen muss.

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Chancen
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Beitrag Di., 07.03.2017, 09:24

Hallo Anve!

Es tut mir leid, dass du dermaßen unter Stress stehst und dich von deinen Therapeutinnen nicht ernst genommen und verstanden fühlst.
Für eine erfolgreiche Therapie ist es meiner Erfahrung nach unabdingbar, dass man sich in der Therapie gut aufgehoben fühlt und sich ernstgenommen und wertgeschätzt fühlt. Gibt es denn die Möglichkeit, dass du dir eine neue Therapeutin suchst, der du gleich eingangs sagst, dass du weder SSRI noch Benzos nehmen möchtest (und dann von ihrer Reaktion abhängig machst, ob du bei ihr eine Therapie beginnen willst). Vielleicht ist Verhaltenstherapie auch nicht die richtige Richtung für dich, falls es so ist, dass die Therapeutinnen dort generell nur unter der Bedingung arbeiten wollen, dass man Medikation zu Hilfe nimmt.

Eine leichtere Medikation als Antidepressiva oder Tranquilizer gibt es für Angststörungen nur bedingt. Manche trinken Baldrian- oder Melissentee oder nehmen andere Naturprodukte wie Lavendelölkapseln. Wieder andere setzen auf Vitamine (B-Vitamine, die die Nerven stärken). Auch Akupunktur hilft manchen gut. Ob dir sowas helfen könnte, musst du ausprobieren.

Bei Ängsten spielt oft auch die Schilddrüse mit (d.h man könnte sie untersuchen lassen und gegebenfalls medikamentös dort ansetzen, falls da etwas nicht in Ordnung sein sollte).
Ebenso könnte man noch den Vitaminspiegel bzw. Mineralstoffe im Blut checken, weil ein Ungleichgewicht dort auch zu vermehrten Ängsten und Nervosität führen kann. (B-Vitamine, Vitamin D, Magnesium)

Was anderes fällt mir leider selbst auch nicht ein. (Habe ebenfalls eine Angststörung, manifest seit ich ca. 18 bin, mit Pausen von mehreren Jahren dazwischen und Wiederauftreten in Stressphasen).


Nochmal zum von mir empfohlenen Buch (dieser Hinweis richtet sich vor allem an andere, potenziell zukünftige Leserinnen des Threads, da du ja schon gesagt hast, dass das für dich keine Option darstellt): Meines Erachtens ist dieses Buch Pflichtlektüre wenn man Ängste und Panik hat und sie loswerden will. Ich habe bestimmt schon 40 Bücher zum Thema gelesen, und keines war in seiner Konsequenz auch nur annähernd so augenöffnend und hilfreich wie Jacobsons "Entspannung als Therapie" im Original. Ich wünschte, ich hätte es schon mit 18 in die Finger gekriegt. Oder noch früher...

Chancen

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Kaonashi
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Beitrag Sa., 11.03.2017, 09:12

sedieren, was ich absolut nicht gebrauchen kann. -- Quelle: viewtopic.php?f=13&t=38682
Ich finde Sedierung hilfreich, wenn ich bei etwas Angst habe. Es ist ja nicht so, dass man dann nicht mehr denken kann. Im Gegenteil, man kann sogar besser denken, wenn man ruhiger ist.

Benzos können da schon helfen, aber man darf sie halt nur für wenige Tage am Stück nehmen, auf keinen Fall täglich oder auf Dauer. Wenn man vernünftig damit umgeht und sie wirklich nur ganz gezielt für bestimmte Situationen einsetzt, dann sind sie nicht gefährlich. Für sehr labile Menschen mit Suchttendenzen sind sie nicht geeignet.

Ein anderes Medikament, das etwas sediert, ist Opipramol. Aber es wirkt nicht so stark, eher subtil. Bei ganz akuter Angst mit Bauchschmerzen und Durchfall wird es die Symptome nicht komplett beseitigen. Außerdem wirkt es anders als die Benzos nicht sofort, sondern erst nach 3-4 Stunden.

Entspannungsübungen sind gut und wichtig, brauchen aber Zeit. Man muss sie üben, wenn man gerade keine Angst hat, damit sie wirken können, wenn man Angst hat. Ist mir leider nie gelungen, eine Entspannungsmethode dauerhaft anzuwenden, aber ich entspanne mich halt auf meine Weise mit Dingen, die mir gut tun.

Ansonsten hilft mir, die Angst zuzulassen und in den Schmerz (z.B. Bauchschmerz) hineinzufühlen und das Gefühl anzunehmen. Wenn ich mir dann zusätzlich sage, dass das Gefühl zwar da ist und ich es akzeptieren muss, aber ich vor dem, wovor ich Angst habe, eigentlich gar keine Angst haben muss (hier logische Gründe einfügen), dann kann es mit der Zeit auch besser werden.

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