Austausch DIS/DDNOS - Betroffene (Teil 3)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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mosaik_aus_worten
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Beitrag Do., 16.03.2023, 11:31

Sinarellas hat geschrieben: Do., 16.03.2023, 07:22 "wir machen mittlerweile EMDR Traumatherapie und arbeiten mit dem Ego-State-Konzept."
Hilft dir beides denn?
EMDR hilft ganz gut, denke ich. Zumindest scheinen die Flashbacks und Alpträume abzunehmen, aber das haben sie in der Vergangenheit auch phasenweise getan. Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt.
Mit dem Ego-State-Konzept habe ich so meine Probleme. Mir fällt es schwer, einzelne Anteile/Stimmen zu identifizieren und mit ihnen in Kontakt zu treten, die meisten verweigern sich einfach. Außerdem habe ich irgendwie Angst davor, mich/die Anteile besser kennenzulernen, mir macht mein inneres Erleben generell Angst. Ich habe mich auch schon gefragt, ob das Ego-State-Konzept bei diesen Verdachtsdiagnosen überhaupt sinnvoll ist, aber meine Therapeutin meinte, es wäre ein Anfang und man könne ja mal vorsichtig versuchen, mit dem, was da ist (meinen Symptomen) zu arbeiten, egal welchen Namen das nun hat.

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Sinarellas
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Beitrag Do., 16.03.2023, 12:56

Nunja, was soll man tun: Eine versierte Diagnostik ist nicht möglich, man will das Thema nicht ausklammern, also nimmt man den kleinsten gemeinsamen Nenner und das ist dann der Ego-State-Ansatz.
Ließ dich nicht zu sehr in die Diagnosen ein, das verfälscht am Ende nur die Diagnostik und verlängert den Heilungsprozess.
..:..

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chrysokoll
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Beitrag Do., 16.03.2023, 13:19

mosaik_aus_worten hat geschrieben: Do., 16.03.2023, 11:31 Ich habe mich auch schon gefragt, ob das Ego-State-Konzept bei diesen Verdachtsdiagnosen überhaupt sinnvoll ist, aber meine Therapeutin meinte, es wäre ein Anfang und man könne ja mal vorsichtig versuchen, mit dem, was da ist (meinen Symptomen) zu arbeiten, egal welchen Namen das nun hat.
Ich finde eine ordentliche Diagnose immer sehr wichtig und würde auf deiner Stelle darauf bestehen.
Das kann auch ambulant gemacht werden. Wenn deine Therapeutin das nicht macht dann soll sie dir sagen wo und wie das geht. Ich halte es für ein Unding zu behandeln ohne Diagnostik.

Und wenn der Verdacht auf DIS besteht, dann ist Ego-State Arbeit eigentlich nicht richtig, vor allem wenn du nicht gut damit zurecht kommst. Irgendwas machen nur weil es ja vielleicht passen könnte und man vielleicht einen Verdachtsdiagnose hat ist nicht zielführend, finde ich.
Damit vergeudest du viel Zeit. Therapiezeit und Lebenszeit.

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mosaik_aus_worten
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Beitrag Do., 16.03.2023, 13:54

@ chrysokoll

Danke für die Antwort! Ich werde meine Therapeutin nochmal darauf ansprechen.
Zuletzt geändert von Tristezza am Do., 16.03.2023, 14:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote gelöscht. Bitte keine Komplettzitate verwenden, siehe Netiquette.

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Candykills
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Beitrag Fr., 17.03.2023, 10:21

Das Ego-State-Konzept greift nicht tief genug. Das beginnt schon dann bei der Anwendung, weil ein Therapeut, der nach diesem Konzept arbeitet ein anderes Verständnis von Anteilen hat, als wie sie bei einer DIS vorliegen.

Mir selbst in das schon in therapeutischer Arbeit begegnet und ich hatte in den Situationen der Anteilsarbeit immer das Gefühl, dass mein Problem nicht erfasst wird und wiederum das Gefühl, dass der Therapeut nicht erfasst, dass sein Konzept von Anteilen nicht zu meiner Form Anteile passt.

Das führte bei mir zu extrem großer Verzweiflung, weil ich das Gefühl bekam mich nicht genug anzustrengen, es falsch zu machen…
Der Therapeut gibt sich so viel Mühe und ich bin zu blöd das anzunehmen.

Irgendwann sprach ich dann ob meiner chronischen Verwirrung dieses Problem bei einem Traumatherapeuten an, der sofort sagte, dass das ein großer therapeutischer Fehler seitens des Therapeuten ist, der meine Problematik nicht erfasst.
Bis dahin war ich aber bereits gründlich destabilisiert.

Es ist schon wichtig, dass man weiß um welche Form Anteile es sich bei einem handelt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 17.03.2023, 10:44

das muss man unbedingt klären, eben auch darum halte ich ordentliche Diagnostik für so wichtig.
Man würde ja auch nicht akzeptieren dass ein Hausarzt ohne Diagnose "irgendwas" macht, nur weil ihm die Diagnostik zu kompliziert ist.

Eigentlich ist bekannt dass Ego-State-Arbeit bei DIS/pDIS wenn überhaupt nur in sehr abgewandelter Form geht.
Und auch nicht mit allen Patienten.

Ich komme mit einer sehr abgewandelten Form klar, kann aber inzwischen mit den verschiedenen "chrysos" und allen anderen in mir kommunizieren.

Der Therapeut bei mir muss allerdings als erstes verstehen und auch akzeptieren dass es bei mir keine "Anteile" gibt: Für mich wären das Anteile von etwas Ganzem. Und es gibt keine ganze chryso. Das sind verschiedene Personen. Und ja, mir ist natürlich rational klar dass ich nicht mehrere Personen bin. Aber in mir ist das so, in mir fühlt sich das so an, es laufen mehrere davon rum, abwechselnd. Inzwischen kennen die sich mehr oder weniger, das war früher nicht der Fall. Aber es sind keine "Anteile".

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Gespensterkind
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Beitrag Fr., 17.03.2023, 12:07

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 17.03.2023, 10:44 Der Therapeut bei mir muss allerdings als erstes verstehen und auch akzeptieren dass es bei mir keine "Anteile" gibt: Für mich wären das Anteile von etwas Ganzem. Und es gibt keine ganze chryso. Das sind verschiedene Personen. Und ja, mir ist natürlich rational klar dass ich nicht mehrere Personen bin. Aber in mir ist das so, in mir fühlt sich das so an, es laufen mehrere davon rum, abwechselnd. Inzwischen kennen die sich mehr oder weniger, das war früher nicht der Fall. Aber es sind keine "Anteile".
Auch wenn das gerade OT ist: danke für diese Super-Zusammenfassung. Ich hätte das für mich selbst nicht besser in Worte fassen können.
Und das ist glaube ich auch das Problem bei der Ego-State-Therapie. Die ist für vieles echt hilfreich und sinnvoll. Passt überhaupt nicht zu mir.

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Montana
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Beitrag Fr., 17.03.2023, 12:18

Das Ego-State-Konzept geht davon aus, dass grundsätzlich mit allen "Anteilen" eine Kommunikation möglich ist, weil es sowas wie dissoziative Barrieren dort nicht gibt.

Weiter geht es davon aus, dass jeder "Anteil" ein im Grunde vollständiger Mensch ist und sich auch so verhält. Man könnte demnach mit mehreren ihre Standpunkte ausdiskutieren und Kompromisse aushandeln. Wenn einer davon aber z.B. Schmerzen einer chronischen Erkrankung gar nicht fühlt und daher die Erkrankung nicht für real hält, dann muss man erstmal Verständnis dafür wecken, dass die Welt tatsächlich ganz anders erlebt wird. Ego States würden es in gleicher Weise fühlen, weil sie keine Körperempfindungen abgespalten haben. Sie hätten nur einen anderen Umgang damit. Sie wüssten aber, was "fühlen" ist.

Ego-State-Therapie kann bei DIS nicht funktionieren.

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 17.03.2023, 13:51

" Ego-State-Therapie kann bei DIS nicht funktionieren."
Ich mag keine Pauschalisierungen, Ego-State-Therapie wird durchaus auch bei Betroffenen der sekundären strukturellen Dissoziation eingesetzt und für so manche Betroffene der vollausgeprägten DIS kann das hilfreiche Aspekte liefern.
Das was nicht "funktioniert" ist dann vor allem, wenn man an Grenzen stößt und feststellt: Okay mit dem EST Konzept komme ich jetzt nicht mehr weiter, da braucht es dann andere Ansatzpunkte.

Sicher gibt es auch noch ganz andere negative Punkte für Betroffene der DIS, für mich war es auch nie ein Thema, da mit vollausgeprägter DIS keine Anknüpfpunkte in meinem Fall vorhanden sind.

Nur wenn der Therapeut sich nicht auf die Diagnostik einigen kann oder sie schlicht nicht im sek./tert. Bereich sieht, dann macht es schon Sinn zumindest mal mit der EST zu arbeiten, als die Ich-Problematiken völlig zu ignorieren... meine ich zumindest.

Nicht jeder traut sich die Diagnostik des Spektrums zu, so einfach ist sie nicht und es braucht teils Jahre, bis man sich als Diagnostiker im amb. Setting sicher sein kann.
..:..

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Montana
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Beitrag Fr., 17.03.2023, 14:31

Sehe ich anders. Mit einer DIS kann man nicht mal eben Anteile an einen imaginären Tisch setzen und irgendwas besprechen. Das ist unmöglich. Und welchen Sinn sollte es haben, das "mal zu versuchen"?

Da du ja explizit vollausgeprägte DIS ansprichst: wenn eine Amnesie besteht und man auf die Aktivitäten anderer Anteile nur aufmerksam wird, weil sie unerwartete Folgen haben, dann ist da nichts, womit im Sinne von Ego States gearbeitet werden kann.

Es gibt einen guten Artikel dazu. Tante Google mit den Suchbegriffen "dissos ego states", der erste Treffer.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 17.03.2023, 16:28

Montana hat geschrieben: Fr., 17.03.2023, 12:18 Ego States würden es in gleicher Weise fühlen, weil sie keine Körperempfindungen abgespalten haben. Sie hätten nur einen anderen Umgang damit. Sie wüssten aber, was "fühlen" ist.

Ego-State-Therapie kann bei DIS nicht funktionieren.
eben, ich habe z.B. Teile, die gar keinen Körper haben. Keinen kennen. Was soll ich mit denen über Körper ausdiskutieren?
Andere kennen sich nicht oder haben leider immer noch Amnesien.
Das alles funktioniert bei mir wenn überhaupt nur sehr begrenzt

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Sinarellas
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Beitrag So., 19.03.2023, 12:40

" Mit einer DIS kann man nicht mal eben Anteile an einen imaginären Tisch setzen und irgendwas besprechen. "
Du kannst das nicht, das ist also eine hoch individuelle Geschichte. Gibt genügend Betroffene die mit dem imaginativen Konzept tolle erfolge sammeln können, versteh ich jetzt nicht, was Imagination mit EST & DIS zu tun hat, oder dass Anteile Körper nicht wahrnehmen (können).

versteht mich nicht falsch, gibt genügend, bei denen das EST Konzept nichts bringt, aber das Pauschalisieren missfällt mir.
Bleibt doch bitte da bei euch und sprecht davon, dass es für euch offensichtlich keinen Sinn ergibt.
..:..

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Montana
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Beitrag So., 19.03.2023, 13:52

Das ist nicht individuell und beliebig, sondern es hat etwas mit der Natur einer Störung zu tun. Gibt es eine Amnesie für die Handlungen anderer Anteile, dann KANN man die nicht imaginär an einen Tisch setzen und mit ihnen kommunizieren. Das irgendwann mal zu können, ist Ziel einer Therapie, aber nicht der Startpunkt.

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chrysokoll
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Beitrag So., 19.03.2023, 14:10

und die reine Kommunikation der Anteile - so sie denn möglich ist - kann zwar manches erklären, manches verbessern, ist aber noch keine Heilung.
Das kann immer nur Bestandteil einer umfassenderen und individuellen Therapie sein.

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leonidensucher
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Beitrag Sa., 08.04.2023, 21:52

mich hat die Schematherapie - die ja im Endeffekt auch in diese Richtung geht - völlig, und ich meine völlig dekompensieren lassen.
Ich halte jeglichen Ansatz, der davon ausgeht, dass Teile eines Ganzen ohne amnestische Barriere miteinander kommunizieren und dies der "Hauptperson" durch darstellendes Spiel bewusst machbar ist, für vollkommen ungeeignet und maßlose Selbstüberschätzung der entwickelnden Personen nebst Gottvaterkomplex bar jeglichen Wissens über die Natur eines DIS Systems. Und ich sage das so absolutistisch, nachdem die Entwickler der Ego state, der Schematherapie und anderen Ansätzen KEINE ! dis haben. Ich habe nachgefragt. Somit, sorry: da reden Blinde von Farben.

Was funktioniert, ist, einfach annehmen ohne eine These drüber zu stülpen. Deine Therapeutin, Mosaik, sagte es so, dass ich es als Krücke verstehe, was ich gut finde, wenn sie einfach diejenigen, die da sind und sich zeigen wollen (..........) so sein lässt, wie sie sind.

Als ich die in die Schematherapiehölle kam (und die Probleme waren ident zu denen, die candykills und montana und andere hier schilderten) lief ein Versuch in den Niederlanden, Schematherapie bei DIS patienten anzuwenden. Mein letzter Stand war, dass mehrfach dekompensiert abgebrochen wurde.

Ich kann mit einigen Anteilen wunderbar an einem Tisch sitzen, aber das ist nur ein Teil derer, die ich bin. Einige davon kennen sich nicht, andere fraternisieren, ander liegen im Clinch.....
NEVER WASTE A GOOD CRISIS.

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