Austausch DIS/DDNOS - Betroffene (Teil 3)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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peppermint patty
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Beitrag So., 11.06.2023, 20:10

Murks - Doppelpost
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peppermint patty
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Beitrag So., 11.06.2023, 20:13

Ich habe mal eine neue Frage:
Gibt es unter euch jemanden der/die bereits eine Traumakonfrontation gemacht hat?
Falls ja, was hat es gebracht bzw. sich verändert? Und wie war der Prozess?

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chrysokoll
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Beitrag So., 11.06.2023, 20:52

ja, ich habe das bereits gemacht - was genau möchtest du wissen?

Es hat so mal ganz neutral beschrieben gebracht dass ich kaum mehr flashbacks habe bzw. von denen nicht mehr so überrollt werde. Dass ich merke, das bringt mich nicht um, ich gehe nicht unter, ich werde nicht verrückt wenn ich die Gedanken zulasse, wenn ich Dinge ausspreche.
Zusammen mit weiterer sehr intensiver Arbeit hat es weniger Dissoziation bewirkt. Manche gravierende Folgen sind ganz weg, also manche heftigen Dissoziationen und Aussetzer.

Aber ich hatte bekanntlich etwas Pech in der Therapie durch Schwangerschaft der Therapeutin etc.
Wir mussten unterbrechen bzw. abbrechen, die Konfrontation und Arbeit konnte nicht fortgeführt werden. Ich bin also wieder ziemlich am Anfang, bei einer neuen Therapeutin.

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peppermint patty
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Beitrag So., 11.06.2023, 21:11

Oh, dass ist schade. Hast du denn das Gefühl, dass du das Beschriebene mitgenommen hast?

Ich frage deshalb, weil meine Thera mich für so weit hielt, Traumakonfrontation zu machen. Das lag daran, dass ich gut funktioniere. Aber auch daran, dass ich vor vier Jahren einen OEG Antrag gestellt habe. Um diesen abschließend bearbeiten zu können musste ich Anfang des Jahres zur medizinischen Begutachtung. Meine Therapeutin meinte, wenn die „Büchse der Pandorra“ schon geöffnet sei, dann können wir dies als Anlass für die Konfrontation nehmen.
Ich selbst sah ehrlich gesagt keine Veranlassung dafür, gerade deshalb nicht, weil ich erst vor ca vier Monaten in der TK zur Stabilisierung war. In dieser Zeit habe ich so viel Schreckliches mit einem Familienmitglied erlebt, dass ich nur minimal stabiler nach 9 Wochen entlassen wurde.
So hatte ich doch wenig Zeit zum Durchatmen.

Dennoch habe ich mich darauf eingelassen, da ich dachte sie wird es schon einschätzen können. Ziel war eben auch mehr Integration zu erreichen.
Nun hatten wir angefangen. Ich habe mir zuhause das Band angehört - mit neuen Drehbuch des Traumas, aber bei mir passiert nichts, außer einem innerlichen Sträuben mir diese Geschichte, die nichts mit mir zu tun hat anzuhören.
Hm, meine Therapeutin meinte ich sei noch zu sehr dissoziiert und bräuchte diese Barriere als Schutz. Insofern haben wir nach 3 Sitzungen abgebrochen. Irgendwie fühle ich mich nun ein wenig wie ein Versagerin.
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chrysokoll
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Beitrag So., 11.06.2023, 21:14

ich denke das "ok" für eine Konfrontation muss immer von einem selber kommen, nicht weil eine Therapeutin das jetzt aufgrund irgendwelcher äusseren Dinge für passend hält.
Es ist natürlich immer eine Gratwanderung zwischen Vermeidung und Destabilisierung.
So rein von mir aus und ohne sanften "Schubs" der Therapeutin wäre ich das nicht angegangen.

Wenn du dich darauf eingelassen hast, was heisst das denn jetzt? Bist du mitten drin oder wie geht es weiter?
Und vor allem wie geht es dir damit?

Ich kann leider für mich auch nicht sagen was wäre wenn... wenn ich das ordentlich hätte abschliessen können.
Das ist unendlich schade, aber nicht zu ändern momentan.
Und ich habe auch noch keine Entscheidung getroffen ob ich da nochmal an die schwierigen Stellen gehe

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peppermint patty
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Beitrag So., 11.06.2023, 21:21

Ich habe meinen Beitrag oben noch etwas ergänzt.

Ich fühle mich komisch, da ich es nicht hinbekommen habe. Aber ich bin auch erleichtert, weil ich selbst kein Gefühl zu diesen Themen habe.
Mit mir passiert einfach nichts, außer in den Stunden und da auch nur beim ersten Mal. Also dieses Drama, die Traurigkeit und der Schmerz bei der Durcharbeitung, da ist nichts.

Irgendwie komisch.

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chrysokoll
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Beitrag So., 11.06.2023, 21:27

ich finde nicht dass du dich wie eine Versagerin fühlen solltest!

Vielleicht ist die Methode mit dem "Drehbuch" und dem Band einfach nicht die Richtige für dich.
Für mich wäre das z.B. auch nichts.
Es gibt da ja verschiedene Möglichkeiten und Ansätze und meine Therapeutin hat mir damals die verschiedenen Vorgehensweisen vorgestellt, mit mir durchgesprochen und mit mir gemeinsam ausgewählt was in Frage kommt.

Wenn du noch zu sehr dissoziierst dann brauchst du Hilfe eben das nicht zu tun. Auch da ist es nicht dein Versagen!
Ich habe ausserhalb der Stunden da gar nichts durchgearbeitet, die Konfrontation lief nur in den Stunden und mit intesiver Unterstützung der Therapeutin und mit allem was möglich war um nicht zu dissoziieren. Sonst hat es ja keinen Sinn.

Hat deine Therapeutin da keine anderen Ideen und Ansätze? Einfach nur "klappt nicht, brechen wir ab" ist ja schon sehr dürftig

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peppermint patty
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Beitrag So., 11.06.2023, 21:34

Ich habe zwei Methoden vorgestellt bekommen. Die mit dem Drehbuch, bei der wir das Trauma normal besprechen (und aufnehmen) und dann jeweils in kleinen Schritten abwandeln. Dieses Prinzip kenne ich so auch aus der Klinik (von meinem Zimmernachbarn) vor ein paar Jahren.
Und EMDR. Aber das war uns etwas zu unsicher, da dies unkontrollierter abläuft.
Ich denke es ist gar nicht die Methode als solche, es ist das ich gar nichts fühle was die verletze pp angeht. So als müsste ich was tun (bearbeiten des Traumas), was mich nicht tangiert, aber anstrengend ist.

Direkt brechen wir ab hat sie nicht gesagt, sondern dass es nicht gut ist diesen Schutz gewaltsam aufzubrechen, wenn er noch benötigt wird.

Ich finde es auch seltsam, dass sie mich nicht gut einschätzen konnte. Das hinterlässt ein fades Gefühl bei mir.

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 12.06.2023, 09:37

Mh die Traumakonfro oder Expo sollte halt auch mit den Anteilen gemacht werden, die beteiligt waren, wundert mich jetzt nicht unbedingt, dass bei dir da nichts "kam", so würde es mir die hier schreibt auch gehen. Und ergeht es auch, wenn ich über traumatische Situationen gesprochen habe, ich lese quasi nur vor, es ist nicht "meine" geschichte, daher habe ich da auch wenig emotionales (das ist ja genau eines der Probleme der DIS, da ist nix integriert). Ich habe nicht mal Mitgefühl oder Empathie den anderen Teilen gegenüber, kognitiv ja, verstehe ich es, aber emotional ist da einfach gar nichts.

Immer lustig wenn man zu hören bekommt "och sie dissoziieren zu viel, das muss erst aufhören", dabei beisst sich da doch katze in den buschel.
..:..

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Montana
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Beitrag Mo., 12.06.2023, 09:49

Sinarellas hat geschrieben: Mo., 12.06.2023, 09:37 Immer lustig wenn man zu hören bekommt "och sie dissoziieren zu viel, das muss erst aufhören", dabei beisst sich da doch katze in den buschel.
Ich zitiere meinen ersten Therapeuten: "Sie sind so nicht therapiefähig, aber Sie können gerne wiederkommen, wenn Sie das Dissoziieren in den Griff bekommen haben. Ich bitte um Verständnis."

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 12.06.2023, 11:03

Sinarellas hat geschrieben: Mo., 12.06.2023, 09:37 Ich habe nicht mal Mitgefühl oder Empathie den anderen Teilen gegenüber, kognitiv ja, verstehe ich es, aber emotional ist da einfach gar nichts.

Immer lustig wenn man zu hören bekommt "och sie dissoziieren zu viel, das muss erst aufhören", dabei beisst sich da doch katze in den buschel.
So wie oben bei dir beschrieben geht es mir auch. Da ist nichts, auch wenn ich das irgendwie schade finde. Genau genommen geht es mich eigentlich gar nichts an.

Ich frage mich nur, wie machen Menschen mit strukturellen dissoziativen Störungen Traumakonfrontation?

Hat noch eine weitere euch Erfahrungen?

Und bringt das wirklich was in Bezug auf Integration?

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 12.06.2023, 11:20

Ums einfach runtergrbochen zu haben: Der Anteil (oder die) welche das Trauma-Erleben haben und stark darunter leiden in die Traumakonfro nehmen oder zumindest begleitend dabei haben, ggf. einen anderen Anteil als Unterstützer zum Sprechen etablieren.
Integration von Hier und Jetzt und damals und Körper und Emotionen und Kognitionen usw. da kann also durchaus viel passieren. Es braucht ein Gesamtbild in der TraumaKonfro, aber nicht für jeden ist das der goldene Gral.
..:..

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 12.06.2023, 11:26

Also meins scheint es nicht zu sein, zumindest noch nicht.

Was ich schade finde ist, dass es irgendetwas mit meiner Therapie macht, weil meine Therapeutin mich falsch eingeschätzt hat. Das verunsichert mich. Mich verunsichert auch, dass sie gelegentlich sagt, dass wir alle Viele sind.
Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich mit dieser Auffassung überhaupt sieht.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 12.06.2023, 12:31

peppermint patty hat geschrieben:Ich frage mich nur, wie machen Menschen mit strukturellen dissoziativen Störungen Traumakonfrontation?

Hat noch eine weitere euch Erfahrungen?
Ja, ich. Ist allerdings recht lange her und zu meiner Zeit gabs diese ganzen "Erkenntnisse" über Trauma/Komplextrauma noch nicht und die DIS wurde noch MPS genannt und in D überwiegend als "Modediagnose mit hysterischer Grundlage" gesehen.

Ich hatte Glück mit meinem Therapeuten, der sich halt auf mich/uns eingelassen hat, mir das anbot, was er wusste und auch auf "Neuland" wagte.

Im Wesentlichen brachte er mir erstmal bei, wie ich/wir selbstwirksamer Trigger, Flashbacks und Dissos abfangen konnte/n. Gelang naturgemäß nicht zuverlässig, da nicht immer der/dieselbe vorne war dann oder mitbeteiligt am Geschehen.
Aber es brachte die Notwendigkeit von "Organisation" ins System und einige Zeit war das einzige Aufgabe : Uns miteinander so abzustimmen, dass nicht dauernd eins abstürzte oder boykottierte etc.

"Liebevoller, behutsamer, sanfter, fürsorgender Umgang" miteinander war allerdings für alle Beteiligten ein sehr sehr rotes Tuch!
Mein Thera ging dann halt auch da mit und ließ mich/uns machen. Und somit lief da sehr viel sehr sehr "nüchtern" bis emotionslos ab. Es war meist ein "Wissen voneinander" und das fanden wir schon sehr schwer, auch wenns nicht immer und gleich um Traumainhalte ging.

Das war mehr "bedürfnisorientiertes Arbeiten", was Anteile brauchten, wenn Aufeinander-Zugehen Wirbel, Umtrieb und Not auslösten. Und wer sich dann innen wann und wie um wen kümmern konnte etc., ohne nach außen (allzu) instabil zu werden.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 12.06.2023, 12:32

Traumakonfrontationen hab ich während der Traumatherapie nur eine gemacht. Bei einem sehr "zentralen" Erlebnis, das sich immer wieder zeigte.
Dabei hat mir mein Thera auch verschiedene Vorschläge gemacht, wie am besten drangehen. Damals war "Filmrolle" in und der von uns besonders gehasste "Tresor".
Mein Thera wurde dann halt kreativ und versuchte es mit Imagination (nach der PITT von Reddemann) und das konnte ich aufgreifen, hab aber dann meine eigene Art der "Phantasien" dazu entwickelt.

Und damit gelang es tatsächlich, grade dieses zentrale Trauma mir zu einem positiven Ende zu "fühlen", weil ich schon als Kind die Fähigkeit/Ressource genutzt hatte, mich in meine Phantasiewelt wegzubeamen und dort zu "leben" : Mit Gefühlen dabei bis zum körperlichen Spüren von Phantasiesituationen. Dadurch konnte ich diese Traumasituation tatsächlich "ganz" abschließen und es wurde nicht mehr angetriggert oder Traumagefühle drängten sich auf etc.

Da hab ich dann nach den genehmigten Stunden (War ne VT mit 40 Std.) für mich genug "Handwerkszeug" bei mir/uns gehabt, dass ich mich mit Rückhalt meiner Gesprächsthera (Die lief über eine ambulante kostenlose kirchliche Einrichtung) an andere Traumasequenzen gewagt hab.

Nach heutigem Wissen wäre das aber ein absolutes NoGo und viel zu riskant, sowas so "frei Schnauze" zu machen.

Für mich/uns wars tatsächlich DER Weg, nicht nur zu Reduktion von Triggern, Dissos und Konsorten, sondern mit der Zeit passierte tatsächlich eher "unabsichtlich" und ungeplant die ein und andere Integration.
Das hat sich aber in Phasen über Jahre hingezogen und war wie gesagt nie "gewollt" oder als Ziel angestrebt von uns.

Mein Thera hat mit DIS an sich auch nicht viel anfangen können. Das hat mich/uns auch sehr gehemmt, aus denselben Gründen, die du grad beschreibst : Sieht er mich/uns überhaupt?!
Ich hatte meist das Bedürfnis, mir ein Schild in den Stunden umzuhängen : Bitte nicht vergessen : Bin NICHT alleine hier!

Er hat halt das versucht zu stützen, zu stärken und abzuholen, was grade sich spürbar/sichtbar/hörbar zeigte für ihn.
Das war aber meistens nicht das/derjenige, der tatsächlich grade "vorne" war.
Gab dann "lustige" Momente : Er versuchte auf ein vermeintliches "Kind" einzugehen und die tatsächlich anwesende Teenie sprang ihm zornig explodierend mit dem Hintern ins Gesicht, weil er sie als Kind abtat.

Es kommt halt drauf an, ob dir deine Thera Sicherheit und Vertrautheit und Da-Sein für dich genug ist, dass du ihr "Unverständnis" als Uno fürs Multipelsein mittragen kannst und willst. Denn grade bei Traumakonfrontationen ist man ja angewiesen auf den Thera.

Und ja, meiner hat sich auch ab und zu "was geleistet" und lag schwer daneben. Musste ich halt dann erstmal ausbaden, aber entscheidend für mich war (und ist immer noch), ob mein Thera seine Fehleinschätzungen oder Fehlreaktionen auch eingestehen konnte und wie "undramatisch" er damit umging. Oder ob ers versuchte, auf mich und meine "Gestörtheit" abzuwälzen. Hätte er sowas auch nur ein einziges Mal versucht, wäre mein Vertrauen weg gewesen und die therapeutische Beziehung im Eimer.

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