Was kann ich in einer Analytischen Therapie wirklich erwarten?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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Philosophia
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Beitrag Fr., 28.02.2020, 19:09

Na ja, wenn du immer nur bei der Kränkung bleibst, die dabei entstehen kann, wenn nicht so schöne Seiten an einem selbst sichtbar werden, dann ists unnütz, die Therapie weiterzumachen. Aber du könntest auch damit arbeiten - denn das ist Sinn und Zweck der Sache. Zu sehen, so oder so möchte ich nicht mit anderen umgehen (zum Beispiel), oder so und so möchte ich nicht über Menschen denken. Und dann zu gucken, wie möchte ich leben, wie mich verhalten. Ist es nötig, dass ich das alte behalte. Wozu war das Alte gut. Und Verständnis aufbringen, dass das mal ganz ganz wichtig war, nun aber nicht mehr. Es ist deine Entscheidung, wie du damit umgehst und was du damit anstellst. Aber es ist wichtig, seine dunklen Ecken zu kennen, um gut mit sich und anderen umgehen zu können - so meine Erfahrung. Und du musst auch nicht gleich wissen, was du dagegen tun kannst - vielleicht ists auch besser so zu formulieren: was du damit anstellen kannst. (Und nicht dagegen)
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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_leer_
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Beitrag Fr., 28.02.2020, 20:12

Ok, es ja schon so, dass ich motiviert bin bei der Analyse mit zu machen, aber es fällt mir halt schwer aus einer negativen Gedanken-Spirale heraus zu kommen. Natürlich denke ich schon sehr stark nach, weshalb dem so ist und versuche damit zu arbeiten, aber es gelingt mir häufig dann nicht, diese negativen Gedanken zu überwinden. Ich denke halt, ich kann so etwas nicht mehr sinnhaft betrachten, wenn ich in so einer Phase bin. Deshalb hätte ich mir halt kurzfristig mal was pragmatisches gewünscht, um eine Situation zu entschärfen und wieder "normal" denken zu können.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 28.02.2020, 20:32

Analyse und Verhaltenstherapie sind zwei völlig unterschiedliche Therapieformen, beide mit Vor- und Nachteilen.
Das merkst du grade ganz deutlich.

Und ja, es gibt Analytiker die nicht so ganz der reinen Lehre anhängen, aber normalerweise halten die sich arg zurück.

Für mich war das nicht die richtige Therapieform, aber teils profitiert hab ich trotzdem, fand es aber viel langatmiger und härter

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Philosophia
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 07:50

Das mit den Gedankenspiralen kenne ich! Aber das ist auch irgendwie normal, wenn man dazu tendiert, ebensolche Gedanken zu haben. Und auch das ist "gut", denn darin liegt auch eine Chance, die Gedankenspiralen zu verlassen. In der Verhaltenstherapie heißt es ja nur, dass Gedanken wie Wolken am Himmel vorbeiziehen, dass man durch entgegengesetztes Handeln ne Besserung erzielt, dass Gedanken die Gefühle machen - alles sehr kognitiv und rational. Also ist auch einfach ein Gedankenstopp möglich. Das kann funktionieren, wenn Verhaltensmuster nicht komplex sind, aber mir hat das nie langfristig geholfen, weil es in mir nix verändert hat. Wenn du jetzt in der Analyse richtig unter deinen Gedanken zu leiden beginnst, ist dort genug Raum und Zeit, sich das anzugucken und dann ein anderes Gefühl zu kriegen durch das Bewusstwerden der Vorgänge. Mir gab das Sicherheit und Kontrolle über mich.
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_leer_
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 19:12

Ich verstehe schon, was du meinst, aber ist es dem Therapeuten dann ganz recht, dass diese Probleme nicht mit einer direkt Hilfe für den Moment gelindert werden? Denn letztendlich heißt es ja nicht, dass man nicht trotzdem analytisch weiter arbeiten kann, nur weil man ein Werkzeug in die Hand bekommt mit dem man sich kurzfristig aus dem "Sumpf" holen kann. Das bedeutet ja auch nicht, dass man damit die Ursache in den Griff bekommt und an der Ursache wird ja auch nicht geändert, denn hierfür macht man ja die Analyse. Fühlt sich halt dann ein bisschen so an, als ob man im Krankenhaus keine Schmerzmittel bekommt, obwohl es unerträglich weh tut. Begründung wäre dann, die Schmerzmittel ändern gar nichts an ihrer Krankheit, diese braucht einfach nur die nötige Zeit bis sie verheilt ist und deshalb verweigern wir ihnen die Schmerzmittel.

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peppermint patty
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 19:43

_leer_ hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 19:12 Fühlt sich halt dann ein bisschen so an, als ob man im Krankenhaus keine Schmerzmittel bekommt, obwohl es unerträglich weh tut. Begründung wäre dann, die Schmerzmittel ändern gar nichts an ihrer Krankheit, diese braucht einfach nur die nötige Zeit bis sie verheilt ist und deshalb verweigern wir ihnen die Schmerzmittel.
Meiner Auffassung nach hast du Analyse damit recht gut beschrieben. Ich würde noch ergänzen, es wird jedes Medikament verweigert, welches dir (direkt) helfen könnten. Es wird ausschließlich auf deine Selbstheilungskräfte vertraut, egal, ob diese in ausreichender Menge vorhanden sind oder nicht. Ich schreibe aus eigener Erfahrung.

Ehrlich gesagt, klingst du für mich nicht wie jemand, der mit einer analytischen Therapie glücklich werden kann, da du sehr um Antworten und direkte Unterstützung ringst. Dein Analytiker scheint dir das nicht bieten zu können oder zu wollen - sprich - er arbeitet strikt abstinent, egal was du dir von ihm erhoffst und wie sehr du auch weiterhin um Antwort ringen wirst. Für mich wäre das (auch) nichts.

Ich finde es unfair, dass er dir nicht erklärt hat wie er arbeitet. So hättest du im Vorfeld bereits gewusst worauf du dich einlässt und eine bewusste Entscheidung treffen können.

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_leer_
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 20:15

Mein Analytiker sagt immer (eventuell auch um seine Methode zu verteidigen?), dass nur die Analyse mich nachhaltig stärken kann/mir hilft meine Probleme in den Griff zu bekommen. Alles andere wären nur kurze und kleine Hilfen, die nur für einige Zeit helfen. Er bezieht sich dabei auch immer auf andere Therapien, die ich seit 2011 immer gemacht habe, die allesamt keine Analyse waren. Es stimmt tatsächlich, dass ich dabei nicht nachhaltig glücklich wurde. Aber zumindest war es so, dass es mir von 2014 für ca. 2 oder 3 Jahre schon gut ging und ich mich nicht Problematisiert gefühlt habe. Nur sind die Probleme dann halt zurück gekommen.
Aber eins stimmt zumindest, ich fühle mich oftmals eher etwas beschränkt, mit dieser Methode umzugehen oder weiß nicht so recht, wie ich damit arbeiten muss und mir wird auch generell da wenig gesagt, wie es funktionieren soll, dass ich daraus etwas lerne. Muss viel mit mir alleine ausmachen.

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peppermint patty
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 20:30

_leer_ hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 20:15 Mein Analytiker sagt immer (eventuell auch um seine Methode zu verteidigen?), dass nur die Analyse mich nachhaltig stärken kann/mir hilft meine Probleme in den Griff zu bekommen. Alles andere wären nur kurze und kleine Hilfen, die nur für einige Zeit helfen.
Das sind unseriöse Heilsversprechen, die er gar nicht abgeben DARF. Leider sind viele Analytiker sehr arrogant bzw. extrem narzisstisch und halten ihre Methode für die einzige Wahre. Das lassen sie auch gerne heraushängen - ich habs selbst schon oft erlebt.
Menschen, die erfolgreich eine Analyse absolviert haben sind nicht für immer problembefreit und können auch weiterhin Krisen durchlaufen, genauso wie Patienten anderer Verfahren. Viele Patienten fragen sich auch nach erfolgter Analyse, wie sie nun mit den Problemen und destruktiven Muster umgehen sollen, die sie erkannt haben. Einsicht heißt ja nicht gleich Lösung.

Meiner Auffassung nach scheint dein Analytiker nicht nur narzisstisch, sondern auch sehr manipulativ zu sein.

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_leer_
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 20:33

Ok, nein. Das hat er nicht versprochen. Er hat nie was davon gesagt, dass ich nach seiner Therapie frei von Problemen bin. Er meinte lediglich, dass z.B. eine Verhaltenstherapie das Problem nicht angeht, sondern nur die Symptome bereinigt, aber nicht Ursache. Im Umkehrschluss, es heilt die Ursache nicht, wenn du nur mit Werkzeugen arbeitest, aber die Probleme nicht nachhaltig verstehst. So in etwa hat er es ausgedrückt (sinngemäß).
Zuletzt geändert von _leer_ am Sa., 29.02.2020, 20:40, insgesamt 2-mal geändert.

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 20:39

Wenn er sagt, dass nur die Analyse dich nachhaltig stärken kann, geht er eindeutig zu weit. Der Mann ist Psychoanalytiker - nicht Prophet.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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_leer_
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 20:41

Für mich klang dass, wie er es wirklich gesagt hat, schon plausibel, ich kann es halt schlecht rüber bringen. Andererseits fühle ich mich auch manchmal labil, so dass wenn jemand etwas gut formuliert es schnell gut für mich klingt.
peppermint patty hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 20:30 Viele Patienten fragen sich auch nach erfolgter Analyse, wie sie nun mit den Problemen und destruktiven Muster umgehen sollen, die sie erkannt haben. Einsicht heißt ja nicht gleich Lösung.
Geht die Analyse denn soweit, dass man lediglich nur die Erkentnise bekommt und dann damit alleine gelassen wird?

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peppermint patty
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 20:45

_leer_ hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 20:41 Geht die Analyse denn soweit, dass man lediglich nur die Erkentnise bekommt und dann damit alleine gelassen wird?
Nein, die Analyse (die es "so" ja gar nicht gibt - aber dein Analytiker scheint sehr abstinent zu sein und damit klassisch zu arbeiten) gibt die keine Erkenntnisse, die musst du dir schon selbst erarbeiten. Was du bekommst sind hier und da Deutungen, die dir helfen können eigene Erkenntnisse zu generieren. Oder du bekommst Deutungen aufgedrückt. je nachdem.

Und klar, was du aus den Erkenntnissen machst bleibt natürlich auch dir selbst überlassen.
Zuletzt geändert von peppermint patty am Sa., 29.02.2020, 20:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Sa., 29.02.2020, 20:47

Hmm, dann ist es entweder wirklich so, dass die Analyse dazu führt, dass ich komplett meine Einstellung verändere, ich am ende bitterliche enttäuscht bin, dass ich so lange da mit gemacht habe oder ich vorher abbreche und mir doch was pragmatischeres suche. Bisher habe ich mir immer direkte Hilfen gewünscht und dass mich jemand stabilisiert. Aber es entspricht auch der Wahrheit, dass ich obwohl es mir mal 2 oder 3 Jahre gut ging, wieder in Therapie bin, da ich ja irgendwie meine Probleme wieder bekommen habe.
Ich habe auch einige Mal in der Vergangenheit und bei dem Therapeuten, wo ich vorher Probesitzungen hatte, immer wieder zu hören bekommen, dass eine Analyse eventuell was für mich wäre. Deshalb bin ich bei der Analyse gelandet.

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peppermint patty
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 20:55

_leer_ hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 20:47 Bisher habe ich mir immer direkte Hilfen gewünscht und dass mich jemand stabilisiert.
Da wäre es natürlich gut gewesen, wenn dir der Therapeut gezeigt hätte, wie du dich selbst stabilisieren kannst. Das wäre nachhaltiger gewesen. Und es hätte bedeutet, dass du Selbstverantwortung gelernt hättest.
_leer_ hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 20:47 Aber es entspricht auch der Wahrheit, dass ich obwohl es mir mal 2 oder 3 Jahre gut ging, wieder in Therapie bin, da ich ja irgendwie meine Probleme wieder bekommen habe.
Das hätte dir auch nach einer Analyse passieren können. Sieht man doch schon jetzt wie sehr sie dir hilft. ;)
Oder wie sehr die Äußerungen des Analytikers Wirkung zeigen?

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Beitrag Sa., 29.02.2020, 20:57

Was genau meinst du damit, "wie sehr die Äußerungen des Analytikers Wirkung zeigen" ?

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