Therapeut schlägt stationären Aufenthalt vor

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CrystalSky
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Therapeut schlägt stationären Aufenthalt vor

Beitrag Do., 30.12.2021, 19:49

Hallo zusammen,

ich bin neu hier, lese aber schon etwas länger ab und zu mit und hoffe, dass ich hier einen Rat erhalten kann.

Ich bin momentan in meiner zweiten Verhaltenstherapie, die zwischenzeitlich pausiert worden war, weil es mir besser ging und ich über einen gewissen Zeitraum sozusagen alleine "klarkommen" sollte. Ich sollte mich bei meinem Therapeuten melden, wenn es mir wieder schlechter ging.
Tatsächlich bin ich dann in eine massive Krise abgerutscht und der Tag kam schneller, als ich gehofft hatte,

Während des "Notfallgesprächs" hat mein Therapeut die Möglichkeit eines stationären Klinikaufenthaltes ins Spiel gebracht. Er möchte die Therapie, die ich jetzt bei ihm habe, nicht verlängern. Was ich jetzt sogar verständlich finde, weil ich mir auch nicht wirklich habe helfen lassen (ich fühle mich gerade richtig schlecht, dass ich diesen Therapieplatz und den davor so verschwendet habe).

Ich habe nun im Januar einen Termin bei der Hausärztin, wo ich ohnehin hin muss, um das Ergebnis einer anderen Untersuchung zu besprechen.
Ich habe mich mal ein wenig informiert und herausgefunden, dass es wohl einen Unterschied zwischen der akuten Aufnahme und einer geplanten Aufnahme gibt? Mein Therapeut meinte zwar, man könnte jederzeit in so eine Notaufnahme gehen, aber meine Vorstellung war immer, dass das insbesondere für akut selbstgefährdende Personen zutrifft. Ich bin mir aber relativ sicher, dass ich mir nichts antun werde.

Ich soll aber nun zumindest mal mit der Hausärztin über weitere Optionen reden (die andere, die er in den Raum gestellt hat, war die Einnahme von Antidepressiva).

War hier vielleicht schon mal jemand an so einem Punkt? Wie lief das mit dem Klinikaufenthalt, falls ihr einen gemacht habt? Wie lange wart ihr dort und hat es euch geholfen?

Ich freue mich auf den Austausch!

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malerin
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Beitrag Do., 30.12.2021, 22:18

Hallo CrystalSky,

es gibt noch eine 3. Möglichkeit und das wäre die Tagesklinik. Könnte mir vorstellen, dass du da eher einen Termin freien bekommst.
In Deutschland habe ich gehört, dauert es derzeit (oft) 1 - 1 1/2 Jahre, bis man einen Aufnahmetermin in einer Klinik bekommt.
Bei mir war es vor sehr langer Zeit so, dass ich etwa 3 - 6 Monate gewartet habe, bis ich in eine Klinik aufgenommen wurde, das Vorgespräch war aber nach ca. 3 Monaten (ist aber schon über 10 Jahre her). Ich war damals 3 Monate in einer Klinik.
Wenn du kurzfristig in eine Klinik sollst, geht es wahrscheinlich nur über die Notaufnahme oder evtl. in eine Tagesklinik (du gehst morgens ca. 8/9.00 Uhr zur Klinik und gehst ca. 16/17 Uhr nach Hause).

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Gespensterkind
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Beitrag Fr., 31.12.2021, 10:27

Ich war schon öfter stationär. Über die Notaufnahme kommst Du in der Regel in eine psychiatrische Klinik zur Akutbehandlung. Es gibt dann aber auch die Möglichkeit, von dort aus weiter verlegt zu werden.
Wenn Du in eine psychosomatische Klinik möchtest (also Schwerpunkt Psychotherapie) läuft das in der Regel über ein Vorgespräch und Wartezeit. Die Wartezeit ist je nach Klinik + Krankheitsbild unterschiedlich.
Ich habe in der Regel nach dem Vorgespräch ca. 3-4 Monate gewartet, es geht auch ein bisschen nach Dringlichkeit.
Manchmal ist es auch hilfreich, wenn die einweisende Ärztin/Arzt anruft.
Es kommt erst mal drauf an, was Du brauchst und von einem Klinikaufenthalts möchtest- dann kann man die richtige Klinik aussuchen.
Die psychiatrischen Kliniken nehmen allerdings meist nur nach Einzugsgebiet auf. Das ist bei psychosomatischen Kliniken anders.

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Malia
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Beitrag Fr., 31.12.2021, 10:55

Eine lange Wartezeit ließ sich bei mir verkürzen, indem ich "auf Abruf" für eine Aufnahme bereit war.
Das hieß, wenn jemand vorzeitig abbrach, konnte ich innerhalb weniger Tage "einziehen".
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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CrystalSky
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Beitrag Fr., 31.12.2021, 12:22

Hallo zusammen!

Vielen Dank für die Antworten!

Tatsächlich war auch meine Befürchtung, dass sie Wartezeiten ähnlich lang sein würden wie die Wartezeiten auf einen regulären Therapieplatz.

Was ich brauche....hm. Darüber habe ich jetzt ziemlich lange nachgedacht. Mir fällt es momentan extrem schwer, nicht zu grübeln, manchmal fühle ich mich, als wäre ich gar nicht "da", sondern so in meinem Gedankenchaos, dass mich dort niemand erreichen kann.

Wir haben verschiedene Techniken besprochen, die mir eigentlich helfen sollen. Mein Fehler war, dass ich mich da irgendwie nicht drauf einlassen konnte. Was eine Zeitlang gut funktioniert hat, war dieser Realitätsabgleich, also dass man sich fragt, ob es für das, was man denkt, irgendwelche Anzeichen gibt. Mittlerweile fühlt sich mein Realitätssinn aber so an, dass ich quasi IMMER denke "ja, aber was, wenn du das-und-das übersieht und es doch so schlimm ist, wie du gerade denkst und du es nicht mal MERKST?"

Vielleicht hätte ich in der Therapie auch mehr machen müssen, vielleicht war ich aber irgendwie auch noch nicht so weit, vielleicht ging es mir nicht "schlecht genug", vielleicht ist so eine ambulante Therapie auch nicht das Richtige gewesen. Vielleicht ist es auch eine Kombination aus all dem.

Meine Vermutung wäre deshalb, dass mir eventuell eine Therapie in einem stationären Umfeld, vielleicht auch in einer Tagesklinik, mir vielleicht besser helfen könnte.

Eine psychiatrische Klinik hat dann eher den Schwerpunkt auf einer medikamentösen Behandlung, oder liege ich da jetzt falsch? Findet dort dann gar keine Psychotherapie statt? Oder gibt es da auch ein umfassendes Therapieprogramm? So wie ich das gelesen habe, haben psychosomatische Kliniken ja z.B auch Dinge wie Körpertherapie und anderes, was zum Therapieplan gehört.
So ein Tagesplan wäre für mich glaube ich ganz sinnvoll, weil ich große Schwierigkeiten habe, zu strukturieren und zu planen, und diese Pläne dann auch durchzuziehen. Lustigerweise war das mal anders.

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Gespensterkind
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Beitrag Fr., 31.12.2021, 13:35

Auch in größeren psychiatrischen Kliniken gibt es offene Stationen mit eher psychotherapeutischem Schwerpunkt. Aber natürlich darf es da auch - wenn erforderlich- um Medikamente gehen.
Aber bezüglich Psychiatrische Klinik hast Du wie gesagt - zumindest in Deutschland - wenig Wahlmöglichkeit. Du kannst also schon jetzt schauen, welche Psychiatrie für Dich zuständig wäre und was für Stationen oder Therapie sie anbieten (auf der Homepage), weil Du außerhalb Deines Einzugsgebietes fast nicht in anderen psychiatrischen Kliniken aufgenommen wirst.

Was Du beschreibst klingt aber so, dass Du auch ganz gut mit einer Tagesklinik oder eine psychosomatischen Klinik zurechtkommen könntest, bzw. ob das nicht das Richtige für Dich wäre. Tagesstruktur und lernen, mit den eigenen Gedanken und mit sich selbst fürsorglicher umzugehen, das ist in einem psychotherapeutischen Setting oft besser zu erlernen.

Im Übrigen glaube ich gar nicht, dass Du zu wenig in den vorherigen Therapien "mitgemacht" hast oder es zu wenig annehmen konntest. Ich glaube, so etwas braucht einfach sehr lange und viele Wiederholungen, bis man wirklich es schafft (und sich traut) etwas zu verändern. Das ist nicht Dein Versagen, wenn Du das Gefühl hast, dass Du da noch mehr brauchst. Deine Probleme hast Du schließlich auch nicht erst seit gestern. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst - manchmal braucht man auch einfach eine andere Therapie/einen anderen Therapeuten.

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Beitrag Mo., 03.01.2022, 20:36

CrystalSky hat geschrieben: Do., 30.12.2021, 19:49

War hier vielleicht schon mal jemand an so einem Punkt? Wie lief das mit dem Klinikaufenthalt, falls ihr einen gemacht habt? Wie lange wart ihr dort und hat es euch geholfen?

Ich freue mich auf den Austausch!
Also wenn du dich entscheidest in eine Klinik zu gehen, solltest du dir die Unterschiede zwischen den Kliniken klar machen. Psychiatrische Akutstation, andere psychiatrischen Stationen, psychiatrische Tagesklinik.
Und dann gibt es das Ganze noch mal als Psychosomatik (Akutstation, andere Stationen, Tagesklinik).
Dann ist auch die Frage, ob die Station auf deine Probleme spezialisiert ist.

Ich denke, sich vorher gut zu informieren, was da die Unterschiede sind, beugt falsche Erwartungen und Enttäuschungen vor.
Im Idealfall kannst du dir die Klinik und das Therapieprogramm vorher anschauen und sehen, ob es was für dich ist.
Ich bin absolut dafür, dass man wenn möglich mitentscheidet.

Außer du wilost jetzt einfach nur schnell akut stationär. Dann erwarte allerdings keine tiefergehende Therapie.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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CrystalSky
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Beitrag Mo., 24.01.2022, 15:44

Hallo zusammen,

ich wollte mich jetzt auch noch mal melden...

Tatsächlich war ich nun eine Weile aufgrund starker akuter Probleme auf einer geschlossenen Station und wurde dann auf eine offene verlegt. Hier werde ich nun tatsächlich medikamentös eingestellt und bekomme auch verschiedene Angebote, von Sport über Entspannung bis hin zu Gesprächen.

Ich weiß noch nicht genau, ob es mir wirklich helfen wird, aber bis jetzt fühle ich mich hier schon mal ganz gut.
Vielen Dank für eure Beiträge!

LG
CrystalSky

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Philosophia
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Beitrag Mo., 24.01.2022, 16:09

Alles Gute dir! Du, bezugnehmend auf deine Worte oben. Es ist nicht unbedingt dein "Fehler", wenn du dich nicht auf diese Übungen der VT einlassen magst. Vielleicht ist dein Weg ein anderer. Mir haben solche Techniken früher auch nicht geholfen. Ich brauchte erst eine analytische Therapie um reif für verhaltenstherapeutische Ansätze zu werden.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


pandas
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Beitrag Mo., 24.01.2022, 19:28

Hi Crystal, positiv, dass es doch geklappt hat, in eine stationäre Klinik zu kommen, etwas überraschend, dass es zunächst die geschlossene würde.
Wie lange musstest du denn auf die Aufnahme nun warten?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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CrystalSky
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 13:17

Ich war 1,5 Wochen auf der geschlossenen Station und wurde dann auf die offene verlegt.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 26.01.2022, 14:36

Philosophia hat geschrieben: Mo., 24.01.2022, 16:09 Alles Gute dir! Du, bezugnehmend auf deine Worte oben. Es ist nicht unbedingt dein "Fehler", wenn du dich nicht auf diese Übungen der VT einlassen magst. Vielleicht ist dein Weg ein anderer.

Kann auch sein, dass es für dich einfach nicht die geeigneten Übungen waren. "Realitätscheck" alleine bringt bei mir rein garnichts ohne eine Methode wie ich mich aus einer negativen Spirale wieder rausbegeben kann. Im Gegenteil, wenn ich mir das vor Augen führe ohne dass es mit einer Methode funktioniert da rauszukommen bin ich nur noch frustrierter und fühle mich als hätte ich versagt.
Und dieser ganze "Achtsamkeitskram" mit Bewusstsein auf Körpergefühle lenken, Atem beobachten etc, das treibt mich die Wände hoch.

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CrystalSky
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Beitrag Di., 01.02.2022, 13:08

So hab ich das tatsächlich noch nicht gesehen, aber dieses Gefühl des Versagthabens kenne ich tatsächlich sehr gut. Vielleicht war es tatsächlich bislang nicht das Richtige.

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Philosophia
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Beitrag Di., 01.02.2022, 13:12

Wahrscheinlich sogar.
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 01.02.2022, 14:13

CrystalSky hat geschrieben: Di., 01.02.2022, 13:08Vielleicht war es tatsächlich bislang nicht das Richtige.

Ja. Weil bloss weil etwas als "therapeutisch" verkauft wird heisst noch lange nicht dass diese spezifische Technik/Methode die passende für dich ist.

Aber es ist auch von therapeutischer Seite einfacher zu sagen, "dann hast du dich halt nicht genug angestrengt" oder "ich habe mein Ding gemacht, damit sind sie behandelt, tschüss"als "meine Methode war für sie nicht geeignet, da muss ich was anderes für sie finden oder sie an passende Stellen weiterverweisen"

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