Therapeut oder Heilpraktiker?

Spezielle Fragen zur Lage in Deutschland
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Candykills
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Beitrag Do., 19.05.2022, 21:03

Psychosen sind inzwischen eine Indikation für Psychotherapie, nur nicht im akuten Zustand.
Und von sinnerfassendem Zitieren scheinst du auch noch nix gehört zu haben.

Ich bin jetzt hier raus, weil's mir ehrlich gesagt völlig egal ist, ob ihr zum HP geht oder nicht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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sariNyr
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Beitrag Do., 19.05.2022, 22:49

Einige haben gute Erfahrungen mit HPs, schlechte mit Therapeuten, bei mir ist es umgekehrt.
Ich habe äußerst übergriffige Erfahrungen mit HPs gemacht. Einmal bin ich nur an einen unpassenden geraten (Kommunikationsprobleme), aber ein anderes Mal bin ich angegraben und eingeladen worden. Und damit hat er genau wieder in die alte Kerbe rein gehauen. Das war übel, insbesondere für den Zustand in dem ich war.

Alle Therapeuten haben sich immer korrekt verhalten. Und hier hätte man konkrete Handhabe, bei HPs ist so etwas immer schwieriger.

Und, ich glaube das schrieb bereits jemand, psychische Krankheiten gehören nicht Heilpraktiker-Hände. Da bedarf es jahrelanger Ausbildung und Ausbildungsbegleitung.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 19.05.2022, 23:16

sariNyr hat geschrieben: Do., 19.05.2022, 22:49 Alle Therapeuten haben sich immer korrekt verhalten. Und hier hätte man konkrete Handhabe, bei HPs ist so etwas immer schwieriger.

Und, ich glaube das schrieb bereits jemand, psychische Krankheiten gehören nicht Heilpraktiker-Hände. Da bedarf es jahrelanger Ausbildung und Ausbildungsbegleitung.

Ich bin von einem Therapeuten mit Kassenzulassung verbal sexuell belästigt worden.

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Griselda
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 07:51

Leute, ich glaube, dass man einfach erfahren sein muss, wenn den richtigen Therapeuten aussucht. Wenn man Pech hat und völlig unerfahren ist/schwer psychisch angeschlagen ist, dann kann es passieren, dass man bei der falschen Person hängenbleibt.

Ich glaube bei HP muss man auch mehr aufpassen. Ein HP muss sich breiter aufstellen um genug Kundschaft zu bekommen. Er wird auch behaupten Dinge zu können, die er wahrscheinlich nie gelernt hat. Ein Kassentherapeut hat immerhin eine zweijährige Ausbildung unter Aufsicht hinter sich.
Bei einem HP bezweifle ich das. Es gibt zweifellos psychologische Naturtalente. Aber ein gewisses handwerkliches Werkzeug braucht es auch.

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_Leo_
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 08:05

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 19.05.2022, 20:55

Eine Psychose kann ein Psychotherapeut grundsätzlich nicht therapieren.
Candy schrieb es bereits das auch Psychosen inzwischen therapeutisch behandelt werden, Deine Behauptung ist also falsch.

Meine Kollegin ist Ergotherapeutin und hat den HP für Psychotherapie. Sie erzählte man können den rein autodidaktisch machen oder kursbegleitend. Sehr vertrauenserweckend 😎. Ich werde sie bei Gelegenheit mal fragen wie das mit der Behandlung von krankheitswertigen Störungen aussieht.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 08:49

_Leo_ hat geschrieben: Fr., 20.05.2022, 08:05
münchnerkindl hat geschrieben: Do., 19.05.2022, 20:55

Eine Psychose kann ein Psychotherapeut grundsätzlich nicht therapieren.
Candy schrieb es bereits das auch Psychosen inzwischen therapeutisch behandelt werden, Deine Behauptung ist also falsch.
Klar kann man eine Person mit medikamentös gut eingestellter Psychose mit Psychotherapie behandeln. Die Symptome Wahn und Hallzuinationen sind dabei durch die Medikamente ja unter Kontrolle

Ja, das Wissen das bei der Heilpraktikerprüfung abgefragt wird kann man sich autodidaktisch oder in Kursen aneignen. Das ist bei dem allgemeinen Heilpraktiker nicht anders.
Eine ggf vorhandene Psychotherapieausbildung erfolgt bei einem Heilpraktiker erst NACH der Heilpraktikerprüfung.
So wie ein Heilpraktiker der zB traditionelle chinesische Medizin oder klassiche Homöopathie anbieten möchte diese Ausbildung zusätzlich zur Heilpraktikerausbildung macht.

Deswegen muss man bei einem Heilpraktiker IMMER individuell prüfen was für eine Ausbildung der hat. Weil es eben welche gibt die sehr umfassende Qualifizierungen haben und welche die nur das blanke Minimum gelernt haben um durch die Prüfung zu kommen.

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Noenergetik
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 08:57

Ich kenne auch Kassentherapeuten, die behaupten Dinge zu können die sich nicht gelernt haben.

Aber natürlich so etwas machen nur HP, ganz klar.🙄

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alatan
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 09:17

Ein Missverständnis ist vielleicht, dass die Heilkunde weit mehr umfasst als irgendwelche Therapietools anzuwenden. Das ist z. B. zu vergleichen im Unterschied zwischen einem Chirurgen und einem Metzger. Letzterem ist durchaus zuzutrauen, dass er gut handwerklich ein Bein amputieren, vielleicht auch einen Kaiserschnitt ausführen kann oder sogar noch schwierigere Dinge. Deshalb hat er aber keine Ahnung von Medizin im umfassenden Sinne, die z. B. komplizierte Differentialdiagnostik, Abwägung aller therapeutischen Möglichkeiten und Alternativen bis hin zur palliativen Versorgung, juristische Verantwortlichkeiten und Risiken etc. pp. beinhaltet.

"Ganzheitliche" Psychomedizin zu betreiben, ist ein äußerst anspruchsvolles Geschäft. Das heißt nicht, das HP das grundsätzlich nicht könnten - sie werden daraufhin aber auch nicht überprüft, sie zahlen für ihren Abschluss, welcher Ausbildung auch immer. Approbierte Psychotherapeuten müssen immerhin etliche Prüfungen bestehen, was wiederum keineswegs bedeutet, dass sie umfassende Psychomedizin beherrschen. Die wichtigsten Dinge sind diese zwei: 1. sich selbst als therapeutisches Werkzeug durchzuarbeiten (daran mangelt es gravierend bei allen genannten Berufsgruppen), 2. rechtzeitig erkennen, wann die eigenen Grenzen erreicht sind und Pat. weitervermitteln (auch das geschieht leider viel zu selten bzw. es sind dann keine entsprechenden Kapazitäten vorhanden und so wird irgendwie "weitergewurschtelt" im besten Fall ohne Erfolg, im schlimmsten Fall mit Verschlechterungen der Symptomatik).


ziegenkind
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 09:22

Psychotherapeut*innen nach dem Heilpraktiker-Gesetz können nach einem 6-wöchigen Kurs, in dem sie v.a. Diagnosen auswendig lernen, einen Test machen. Ich habe einer Freundin geholfen, sich darauf vorzubereiten. Ich hätte den test mit Bravour bestanden - ohne Kurs, mit ein wenig zufälligem Wissen.

HPs bekommen überhaupt keine Ausbildung, keine Supervision im Umgang mit Patient*innen. Letztlich lernen die Wikipedia-Einträge auswendig.

Ja, viele machen Zusatzausbildungen, die aber oft auch sehr sehr esoterisch sind und etwa ums Handauflegen und Energie-Spüren kreisen.

Ich würde niemals zu so einer Person gehen. Sicher, man kann Glück haben und an jemanden geraten, der einfach ein gutes Händchen hat. Aber das ist wirklich Russisch-Roulette. Ich kenne viele HPs, die v.a. von ihren Klient*innen geliebt werden wollen, unheimlich zugänglich und nett sind, aber gerade deshalb davor zurückscheuen, die wichtigen, die Schmerzhaften, die heiklen Dinge anzusprechen.

Ich hab mal bei einem HP Somatic Experiencing gemacht, 2 Stunden lang, weil ich dachte, dass ich über den Fokus auf körperliche Empfindungen noch etwas in Bewegung setzen kann. Ich hab da schnell die Finger von gelassen. Ich bin sofort dissoziiert und in fürchterliche Zustände gekippt. Der Typ hat das überhaupt nicht gemerkt. Als ich ihm das erzählt habe, hat er gesagt, ich soll doch einfach damit aufhören und wollte Business as usual machen. Da bin ich brav in meine Analyse zurück gegangen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 09:59

alatan hat geschrieben: Fr., 20.05.2022, 09:17
"Ganzheitliche" Psychomedizin zu betreiben, ist ein äußerst anspruchsvolles Geschäft. Das heißt nicht, das HP das grundsätzlich nicht könnten - sie werden daraufhin aber auch nicht überprüft,


Zu ganzheitlicher Psychomedizin werden auch Ärzte, sowie psychologische und ärztliche Psychotherapeuten nicht ausgebildet und auch nicht geprüft.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 10:07

ziegenkind hat geschrieben: Fr., 20.05.2022, 09:22
Ja, viele machen Zusatzausbildungen, die aber oft auch sehr sehr esoterisch sind und etwa ums Handauflegen und Energie-Spüren kreisen.


Ja, und deswegen muss man sich bei diesen genau erkundigen welche Ausbildung sie gemacht haben und was ihr Arbeitsansatz ist.


ziegenkind
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 10:07

Vielleicht noch ein Wort zu dem Durcharbeiten der eigenen Macken: Psychoanalytiker*innen machen eine mindestens 700 Stunden dauernde Analyse bei Supervisor*innen. Klar, da können sie auch einfach nur die Beine baumeln lassen. Aber immer hin, es ist Pflicht. Und theoretisch können Supervisor*innen sie aus der aufwendigen und teuren Ausbildung rauskegeln, wenn sie das Gefühl haben, dass sie nicht mitmachen.

Nix davon muss ein HP machen. Der ist in 6 Wochen fertig auf die Menschheit losgelassen zu werden. Zugelassene Therapeutinnen studieren 4-5 Jahre, machen danach eine 2-3 Jahr dauernde Ausbildung bei älteren Kolleg*innen an einem Ausbildungsinstitut und ihre eigene Analyse.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 10:10

Und trotzdem gibt es massig Menschen bei denen die Probleme durch die Psychoanalsye nicht verbessert oder sogar noch verschlimemrt wurden.

Sehr viele Psychoanalytiker scheinen also nicht in der Lage zu sein zu diagnostizieren für wen die Psychoanalyse geeignet ist und für wen nicht oder alternativ taugen sie überhaupt nichts.

Lange Ausbildungszeit bedeutet nicht automatisch dass die Person mit höherer Wahrscheinlichkeit gute Arbeit abliefert. Weil dann müssten Analysen automatisch immer bessere Ergebnisse bringen als Verhaltenstherapie. Weil die Ausbildung ja viel länger war.


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Beitrag Fr., 20.05.2022, 11:26

Münchner-Kindl, klar, ich hab ja auch betont, dass eine Ausbildung noch keine Garantie ist. Ich würde gleichwohl denken, jemand der nicht einfach so vor sich hintherapiert, sondern dabei beobachtet und begleitet worden ist, der hat vielleicht schon das ein oder andere nützliche gelernt - z.B. darüber, wie man mit unterschiedlichen Typen von Patient*innen und nicht nur mit unterschiedlichen Typen von Störungen umgeht. Die gute psychoanalytische Literatur ist ja auch voll von Schilderungen von Fallverläufen. Ich finde das schon irgendwie beruhigend, dass die das alles gelesen haben müssen und nicht nur die WIkipedia-Definition von PTBS kennen.

Auch klar, es kann immer schief gehen, weil (i) Thera trotz Ausbildung ein Depp ist (ii) Thera und Patient nicht zueinander passen (iii) Patient zu tief verletzt/gestört ist.

Meine Therapie ist gut gelaufen. Aber ich weiß, es gab mehrere Punkte, an denen sie hätte schief gehen können, indem ich weggelaufen wäre oder re-traumatisiert worden wär. Und im Nachhinein denke ich, niemand hätte Schuld gehabt, wenn das passiert wäre. Ich hatte eine schwere Geschichte und eine schwere Störung. Es gehörte auch ein bisschen Glück und Zufall dazu, dass mir und meiner Therapeutin das nicht in den Händen explodiert ist. Geholfen hat dabei sicherlich jenseits aller Fachkunde auch ein gutes emotionales Band, das ich von Anfang an gespürt habe.

Gleichzeitig weiß ich, dass meine Thera auch viel Fachwissen brauchte, um zu wissen, wie und warum ich mitunter so und so reagiert habe und v.a. auch, um sich nicht frustrieren zu lassen und die zunächst winzigen Veränderungen in meinem gestörten Verhalten zu sehen und zu würdigen. Ich selber dachte oft, ich dreh mich in einem schmerzhaften Kreislauf, da komme ich nie raus, das geht immer so weiter. Aus viel späteren Gesprächen mit meiner Thera weiß ich mittlerweile, dass sie gerade mit Blick auf Veränderungen auch in der Literatur beschriebene Muster wieder erkannt hat. Gott sei Dank hat sie mir das damals so nicht gesagt. Ich wäre ausgerastet.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Candykills
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Beitrag Fr., 20.05.2022, 12:29

Münchnerkindl, ich war letztes Jahr monatelang in einer Soteria und dort gab es auch psychotische Patienten, die keine Medikamente, sondern nur psychotherapeutische Verfahren und enge Betreuung bekamen, auch wenn das sicher der seltenere Fall ist. In der Soteria wird aber generell ein Minimum an Medikamenten angestrebt bei Psychosen.
Du redest halt hier von einigen Dingen, von denen du scheinbar überhaupt keine Ahnung oder zumindest keine Erfahrung hast und schon gar nicht auf dem neuesten Stand bist.
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