(Lebens-)Qualität und Wert in einer 'Müllgesellschaft'?

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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MinaM
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(Lebens-)Qualität und Wert in einer 'Müllgesellschaft'?

Beitrag Fr., 25.07.2008, 19:11

Eben habe ich eine Artikel gelesen über unsere Konsumgesellschaft
Ja es war ziemlich aufrüttelnd mal zu bedenken in welcher Wegwerf- und Müllgesellschaft wir leben.
Wir kaufen heute Dinge minderer Qualität um sie kurze Zeit später wieder gegen andere Dinge ebenso minderer Qualität zu ersetzen.
Wenn man bedenkt das zu unseren (Ur)-Großelternzeiten, Sachen wie Möbel, Gerätschaft, Kleidung zum Teil Lebensanschaffungen waren, die wirklich ein Leben lang halten sollten und auch noch an die nächste Generation weitervererbt wurden.
Ist ja gar nicht mehr vorstellbar so was, die Sachen haben ja heute nicht mehr die Qualität ein Leben zu überdauern, geschweige den mehrere. Die Ikearegale überdauern nicht mal die nächsten paar Jahre. Noch nie gab es auf der Welt soviel Waren an Wertlosigkeit. Und noch nie haben sich Menschen mit soviel wertlosen Ramsch umgeben. Heute freuen sich die Leute noch wenn sie ein besonders günstiges „Müllschnäppchen“ gemacht haben, das noch nicht einmal das wenige Geld wert ist, das sie dafür bezahlt haben.
Das Übermaß an Waren ist anscheinend proportional zu ihrem Qualitäts- und Wertverlust.
Aber es gibt kein zurück mehr aus dieser „Wegwerfartikel-Konsumgesellschaft“.
Würde tatsächlich die Leute sich wieder zum einem Konsumverhalten wie zu Ur-Großelternzeiten besinnen, das Wirtschaftssystem wäre ernsthaft bedroht.
Immerhin ist dieses System Lebens- und Ernährungsgrundlage für viele hundert Millionen Menschen.
Aber ich frage mich ob dieser allgemeine Wert und Qualitätsverfall auch auf andere Bereiche übergegangen ist, zum Beispiel Beziehungen, Freundschaften oder auf das Leben generell ?
Nichts bereuen ist aller Weisheit Anfang.
- Ludwig Börne

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candle
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Beitrag Fr., 25.07.2008, 19:23

Ich entferne das mal, denn die Diskussion geht für mich nur in eine Richtung.

Bye
candle
Zuletzt geändert von candle am Sa., 26.07.2008, 07:56, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Gärtnerin
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Beitrag Fr., 25.07.2008, 20:13

Mein elektrischer Wasserkocher ist 24 Jahre alt und bei mir als großer Teetrinkerin täglich mehrmals in Betrieb, und er läuft und läuft und läuft...

Mein voriger Staubsauger war Jahrgang 1973. Ich habe ihn erst letztes Jahr beim Umzug in meine jetzige Mini-Wohnung ausrangiert und mir einen kleineren zugelegt, aber er funktionierte noch wunderbar. (Ich bedaure schon fast wieder, dass ich ihn zum Müll gegeben habe. )

Mein Fernseher stammt aus der Mitte der 80er Jahre. Er hat nur 15 Programmplätze, keine Fernbedienung und keine Anschlussmöglichkeit für Video- bzw. DVD-Recorder oder dergleichen, aber bis auf zwei kleinere Reparaturen (Netzteil kaputt und Wackelkontakt am Einschaltknopf) war nie etwas kaputt. Die Bildröhre ist noch absolut einwandfrei.

Die Möbel, mit denen ich wohne, stammen zum größten Teil noch aus meinem früheren Jugendzimmer und sind mit 24 Jahren ebenso alt wie mein Wasserkocher.

----> Schlussfolgerung: Früher waren die Dinge wohl tatsächlich langlebiger. Ich fürchte fast, wenn meine Geräte einmal den Geist aufgeben, werde ich kaum noch adäquaten Ersatz finden.

Was die andere Seite des Lebens anbetrifft, so ist sicher vieles schnelllebiger geworden. Man kann zwar versuchen, sich so gut es geht da rauszuhalten, aber irgendwie sind wir doch alle ein Teil dieser Gesellschaft. Wenn ich allein daran denke, wie oft ich in den letzten 10 Jahren den Arbeitsplatz und damit auch den Wohnort wechseln musste - und jedes Mal blieben auch Freundschaften auf der Strecke.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Lucinda
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Beitrag Fr., 25.07.2008, 20:27

Hallo zusammen,
Ich fürchte fast, wenn meine Geräte einmal den Geist aufgeben, werde ich kaum noch adäquaten Ersatz finden.
Das denke ich auch. Die Möbel von heute sind einfach "einfacher". Kaum einer achtet mehr auf Massivholz oder ähnliches. Obwohl der Trend ja angeblich wieder dahin geht. (Bei uns ist ziemlich viel massiv *überleg*....wir leben aber auch auf nem alten Bauernhof ....)

Meine Spülmaschine tats nach drei Jahren plötzlich nicht mehr. (War ein teures Markenprodukt!) Der Mensch, der zum Reparieren rauskam, meinte, ich solle mir ne neue kaufen, die Spülmaschinen heute werden so produziert, dass sie nach spät. 4 Jahren kaputt sind.

Naja, das war vor vier Jahren - sie tuts immer noch, aber nur weil ich mit Trick 27a arbeite. (Ab und zu muß sie mal gekippt werden, damit das Wasser aus dem Auffangbecken ablaufen kann...naja, was man nicht alles rausfindet... )

Schönen Abend!
Lucinda
Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können, wenn man weiß, daß man an seiner Stelle lügen würde.

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Eeyore
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Beitrag Fr., 25.07.2008, 21:31

In dieser Gesellschaft ist der Mensch nichts wert. Wieso sollten dann die Produkte, die man kauft, einen hohen Wert haben?
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Gärtnerin
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Beitrag So., 27.07.2008, 10:34

Ist "die Gesellschaft" denn eine anonyme, fremde Macht, an deren Werten wir überhaupt nichts mitzubestimmen haben?

Ich lasse mir von "der Gesellschaft" nicht meinen Wert geben oder nehmen.

@candle: Ich finde es schade, dass du deinen Beitrag gelöscht hast.
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MinaM
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Beitrag Mo., 28.07.2008, 07:07

Gärtnerin hat geschrieben:Mein elektrischer Wasserkocher ist 24 Jahre alt und bei mir als großer Teetrinkerin täglich mehrmals in Betrieb, und er läuft und läuft und läuft...

Mein voriger Staubsauger war Jahrgang 1973.....

Mein Fernseher stammt aus der Mitte der 80er Jahre.
Das ist ja Wahnsinn, hört sich schon fast nostalgisch an .
Dinge die man mehr als 20 Jahre hat, an denen hängt man auch irgendwie habe ich festgestellt. Erzählen ja eine Lebensgeschichte. Da erinnere ich mich an einen alten aufziehbaren Wecker, dass Ding hatten meine Eltern in den 60er Jahren angeschafft, und es hielt und hielt, weit über meine Jugendzeit hinaus, ich denke er muss gut 25 Jahre gehalten haben. Er wurde nur einmal zum Uhrmacher in Reparatur gegeben (gibts das eigentlich noch, lohnt sich so was noch?)
Und unser alter Fernseher wurde auch lange vor meiner Geburt angeschafft und hielt bis in meine Pubertät hinein, damals zu meinem leidwesen( er war noch schwarzweiß), hat bestimmt auch seine 20 Jahre gehalten. Dagegen habe ich in den letzten 15 Jahren meinen 3ten Fernseher und beim dem gibt es jetzt auch schon Probleme mit dem Bild.....
Ich denke auch, langlebige Dinge kriegt man heut zu Tage gar nicht mehr.
Ich beobachte das auch bei meiner Kleidung. Die Qualität ist so schlecht, das alles nach einigem waschen schon die Form verliert oder nicht mehr so ansehnlich aussieht. Was im Laden mal so schön aussah.
Meine 150 Euro Stiefeletten hatten nach kurzen tragen schon einen Absatz verloren. Es kommt anscheinend nicht mal auf dem Preis an. Meine günstigen Winterstiefel haben nach kurzer Zeit schon hässliche Verfärbungen, so dass ich überlegen muss ob ich sie noch über den nächsten Winter retten kann.
Und Kaffeemaschinen, ich weiß nicht wie viele ich schon gehabt habe. Aber die Zeitspanne zwischen Erwerb und Entsorgung wird anscheinend immer kürzer.
@candle,
Ja, du hast recht. Mit meinen Halbtagsjob habe ich auch nicht gerade so das Geld.
Leider ist es ja so, dass Arbeitslose deswegen nicht Langlebigeres bekommen und gerade sie sind stärker davon betroffen, wenn irgendetwas nicht mehr funktioniert und ersetzt werden muss.
Ich zittere schon jedes Mal wenn ich meinen Kühlschrank abtaue, das es das letzte mal war.
Meine Waschmaschine (4 Jahre alt) beobachte ich auch argwöhnisch.
Lucinda hat geschrieben:die Spülmaschinen heute werden so produziert, dass sie nach spät. 4 Jahren kaputt sind.
Ja, die Hersteller produzieren schon so, dass wir nicht lang Freude an den Sachen haben. Nichts wäre für sie so schlimm als wenn Waren länger als 20 Jahre halten. Wir sollen ja schließlich kaufen.....
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- Ludwig Börne

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Gärtnerin
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Beitrag Mo., 28.07.2008, 18:51

Ich kriege regelmäßig einen Katalog zugeschickt von einem Versand, der sich extra auf langlebige Produkte aller Art spezialisiert hat. Wen es interessiert: http://www.biber.com/
Leider ist das Zeug echt teuer.
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lametissa
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Beitrag Di., 05.08.2008, 07:00

Hallo und guten Morgen!

Mein Fernseher ist locker 15 Jahre alt; mein Partner (unsere Beziehung ist noch KEINE 15 Jahre alt ) will mir immer einen Flachbild- oder Plasmafernseher einreden.
Ich frag mich wozu?? Das sag ich ihm auch. Ob der TV-Müll, den wir größtenteils serviert bekommen aus einem alten Gerät kommt oder aus einem teuren neuen, bleibt doch gleich, oder?

Hab ein Firmenauto - einen Honda Kombi - wollt den anfangs gar nicht, weil er mir zu groß, zu lang erschien. Nun hab ich den duften Typen seit fast vier Jahren und mein Chef sowie natürlich unser Autohändler liegen mir ständig in den Ohren, ob ich denn nicht den neusten haben möchte.
Warum im alles in der Welt??
Hab mein Büro im Haus, und für die paar Ausritte, die ich mit meinem Hondi mache, ist das ein Luxusschlitten. Und nicht nur das! Er entpuppte sich bei dirversen Übersiedlungen auch schon als "kleiner" LKW; also was brauch ich schon wieder nen neuen? Bin höchst zufrieden mit ihm; also, was soll das?!!

Wenn ich sehe, wieviele Leute sich ständig mit neuem Müll umgeben, der sie kurzfristig, nämlich anfangs befriedigt und dann auch wieder nur zu Müll mutiert. Wozu denn bitte!!!

Allerdings darf auch ich feststellen - speziell im Bürobereich - dass die Gerätschaften immer filigraner gebaut werden, dafür immer billiger sind und gleichzeitig früher kaputtgehen.
DAS ist eben das Fundament unserer Wirtschaft. Die Leute müssen kaufen, kaufen, kaufen...
sonst würde - wie oben schon erwähnt - die Wirtschaft zusammenbrechen.

Die Frage ist: ob wir das wirklich wollen
lg Lametissa
Tröste dich, die Stunden eilen,
Und was all dich drücken mag,
Auch das Schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag
(Theodor Fontane)

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MinaM
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Beitrag Mi., 06.08.2008, 22:04

Hallo,
Ich meld mich mal wieder zu dem Thema.
Wie gern hätte ich eine alte Kommode oder einen Schreibtisch meiner Urgroßmutter an dem sie ihre Liebebriefe im Jahre 1900 geschrieben hat.
Und was werde ich mal meinen Urenkeln übergeben können? Einen überholten Flachbildschirm? Oder einen Infrarot-Seifenspender? (Wen's interessiert: gibt's im Moment bei Tchibo zu erwerben! ) oder Gardinen in Canvas-Optik? (Was auch immer das für eine Optik sein mag) Egal, die Werbung verspricht das es schön ist.... also kaufen!!
Oder vielleicht ein Badewannen–Wellnesslicht in 5 verstellbaren Lichtstufen für nur 8,99?

Kaufen, verbrauchen, entsorgen und Müll produzieren!

lg
MinaM

Bleibt mir vielleicht nur meinen Nachkommen ein Tagebuch von mir zu überlassen, oder vielleicht meine Beiträge in diesem Forum
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Hiob
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Beitrag Do., 07.08.2008, 23:00

Hallo MinaM.

So wie du das Konsumverhalten der Menschen beschreibst, so uniform sind doch die Menschen selber. Wenn ich irgendwo (Kuchen essend) an nem Tisch sitze und gefragt werde, was ich mache, was ich bin, wie ich wohne..., konsumieren sie dann nicht meine Gegenwart ebenso? Sie ordnen mich ein, gleichen mich mit einer Karteikartensammlung ab und dann verbuchen sie mich als Bekanntschaft („Leute kennenlernen“, nennen sie das). Ebenso hätten sie mit einem Staubsauger reden können. Wo ist der nächste. Auf zur Party.

Sie erzählen zwar gern davon, wie individuell und frei sie sind, aber was ich sehe, sind Massenmenschen, die auf Massenveranstaltungen gehen, jeden Morgen zur selben Zeit in ein Betonkästchen pilgern, die gleichen Ziele, die gleichen Wünsche und Sorgen haben, die nach Australien, Neuseeland und Kanada wollen die zu Tausenden die selben Farben ihres Vereins tragen, die alle schlank sein wollen (wegen den Gelenken) die unbedingt Flachbildschirme und Notebooks brauchen, die sich als Eltern nicht vom Kleinkind-Handy-Wahn ausschließen können....jetzt kaufen sie alle wieder Bio...selbst über Benzinpreise wird kollektiv gejammert...und dabei sehe ich sie Samstag Vormittag, wo nun kaum einer zum Fahren gezwungen wird, wenn ich mit meinem Beutelchen einkaufen gehe, ein Auto am anderen...sie können sich nichteinmal freiwillig irgendwo ausschließen. „Was? Du hast keinen Therapeuten und gehst auch nicht zu einer Gruppe? Na dir muss es aber dreckig gehen.“

Wenn wir nicht sogar die Konsumbedürfnisse der Masse vorhersagen könnten, wie sollte man dann Investitionsentscheidungen treffen? Für Fabriken für Massenware? Und wer sollte in den Fabriken arbeiten, wenn nicht ein auf Verwertbarkeit getrimmter möglichst gleicher Mensch? „Nennen sie mir doch mal ihre Stärken und Schwächen“, lautet die Frage der ganz schlauen...und wieso wissen sie dann, dass sie als Antwort beinahe immer das gleiche hören? Aber zielt unser Schulsystem, unser Berufsbildungssystem, die heutige Pädagogik und die Bücher, die die Eltern so gern zur Erziehung lesen, zielt das nicht alles darauf ab, einen Massenmenschen zu schaffen?

Scheinbar erzeugt das Denken eine Art Bestrebung, ein altes schönes Erlebnis zu wiederholen, es neu, leicht abgewandelt und vielleicht in gesteigertet Dosis wiederaufzulegen (Ziel/Wunsch). Scheinbar wird damit jedes Konsumgut, jedes Dingschen, was man erreicht, etwas sein, dessen Reiz in der Vergangenheit lag. Möglicherweise ist eine Befriedigung auf diese Weise (durch Erfüllung... von etwas erdachtem und damit bekanntem)garnicht möglich. Möglicherweise führt jede Zielerreichung daher zum neuen Ziel. Der alte Fernseher muss gegen einen größeren, mit dem ich mich identifiziere, ersetzt werden...mein ICH "entwickelt sich" mit dem Konsumgut, mit dem es sich identifiziert. Eine Endlosschleife.

Freiheit scheint die Freiheit in ihrer Freizeitgestaltung, Konsumfreiheit und die Freiheit im Glauben oder in der Wahl einer Lehre oder Ideologie...also Freiheit im Denken.

Aber was daran tatsächlich frei sein könnte...darüber scheint sich keiner Sorgen zu machen.

Sag das mit der ollen Kommode nur nicht zu laut, sonst will jeder sone Kommode haben. Wenigstens für eine Saison.

Viele Grüße
Hiob

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Ayla
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Beitrag Fr., 08.08.2008, 07:44

@all

Konsumkritik ist in ihrem Ansatz immer auch Gesellschaftskritik. Diejenigen, die diese Kritik vortragen, gehen aus von gesellschaftlichen Zuständen, die ihnen missfallen, und sehen deren Ursache im falschen Konsumverhalten der Mehrheit oder meinen zumindest, die Änderung des Konsumverhaltens sei ein taugliches Mittel, um diese Zustände zu ändern. Die Motivationen zur Konsumkritik sind vielfältig, lassen sich aber in zwei Hauptkategorien einteilen:
1) Es wird kritisiert, dass Konsum nicht glücklich macht, was sich dann sowohl gegen die “Konsumgeilheit” der Käufer als auch gegen die Vermarktungsstrategien der Produzenten richtet. Hierfür steht beispielhaft der oben zitierte Wir Sind Helden-Song.
2) Ein anderer Ansatz, der oft politisch organisiert auftritt, beklagt unfaire Wirtschaftspraktiken bestimmter Hersteller und propagiert einen politisch bewussten Konsum als Waffe gegen diese Ungerechtigkeit.
Obgleich beide Arten der Kritik meist in Mischformen daherkommen, sollen sie im folgenden der Klarheit halber getrennt behandelt werden.

Wer mehr lesen möchte: http://www.junge-linke.de/kritik_der_li ... itik_.html

Eine Lösung ist nicht in Sicht, aber ein Gutes hat diese Form der Kritik

Die Kritiker können sich über die konsumgeilen Menschen stellen und sich besser fühlen.


Beste Grüße
Ayla
Das größte Problem mit der Kommunikation ist die Illusion, sie sei gelungen
Alle großen Wahrheiten waren anfangs Blasphemien

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luftikus
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Beitrag Fr., 08.08.2008, 08:09

@Hiob:
ein wenig habe ich den Eindruck, dass Dein Eindruck, es gäbe lauter Massenmenschen überwiegend auf subjektiver Wahrnehmung beruht. Du siehst jemanden Autofahren und denkst: oh, typisch, ein Massenmensch. Aber vielleicht ist diese Eigenschaft auch schon eine der wenigen "typischen" Eigenschaften, und ansonsten ist er sehr eigen in seinen Ansichten und Verhaltensweisen?

Ich selber habe den Eindruck, dass das vermeintliche Massenverhalten bei den meisten Menschen nur partiell zutrifft. Jeder verhält sich gelegentlich mal konform zur breiten Masse (auch Dein "Kuchen essen" gehört dazu, das ist ja auch kein selten auftretendes Verhalten). Beobachtet man die in ein Fußballstadion strömenden Menschen nimmt man nur deren aktuelle Tätigkeit wahr: sie strömen mit der Masse in das Stadion. Aber vermutlich verhalten sie sich schon am nächsten Tag wieder ganz individuell verschieden.

Mein eigenes Verhalten orientiert sich nicht an solchen Aspekten. Ich will mich weder der Masse anschließen noch mich von ihr abgrenzen. Ich verhalte mich so, wie es mir gut tut. Manches davon ist massenkonform, manches wiederum nicht.

Zum Thema "Müllgesellschaft":
am meisten stört mich, dass man derzeit zum wegwerfen gezwungen wird, da viele Produkte gar nicht länger als ein paar Jährchen halten. Und Reparaturen gibt es kaum noch, oder sie sind so teuer wie der Kauf eines Neugeräts. Man denke nur an einen simplen Gegenstandt wie einen Regenschirm. Zu meiner Jugendzeit gab es noch Regenschirmmacher, die kaputte Schirme reparieren konnten. Heutzutage fliegt das Ding in die Mülltonne, sobald ein Stäbchen abgebrochen ist.

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Hiob
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Beitrag Fr., 08.08.2008, 09:09

Hallo luftikus.

Dann kann man sich damit beschäftigen, was es denn tatsächlich ist, „sehr eigen“ zu sein. Es mag etwas geben, was jeder für sich sehr individuell hat, was er bemerkt, es mag auch sein, dass eine große Angst davor besteht, möglicherweise darauf zu stoßen, dass da garnichts individuelles ist......aber ich vermute, dass die meisten Menschen dahin nicht vorgedrungen sind. Das was sie für individuell halten, ist ihre Persönlichkeit, das womit ihr Bewusstsein bereits gefüllt ist. Die heute geradezu zelebriert wird. Wenn man da seine eigene untersucht, wird man möglicherweise ziemlich enttäuscht sein.

Die Verknüpfung des Konsumgutes mit der eigenen Persönlichkeit, das ist hier möglicherweise das entscheidende. Und wer dabei auf Müllgesellschaft kommt, der spricht aus, was ich vermieden hab.
von luftikus:(zum Laufen statt fahren)
ein wenig habe ich den Eindruck, dass Dein Eindruck, es gäbe lauter Massenmenschen überwiegend auf subjektiver Wahrnehmung beruht. Du siehst jemanden Autofahren und denkst: oh, typisch, ein Massenmensch.
Ich sehe silberne, blaue und schwarze Wagen. Wegen dem Wiederverkaufswert. Sehe dunkle Kombis, von Männern, etwa in meinem Alter (was könnte das bedeuten?). Sehe Menschen, die über den Butterpreis jammern, aber Neuwagen kaufen. Ich sehe Ratenzahlungen, sehe Images, die sich der einzelne damit erkauft. (Meine sind völlig unpraktisch...und ganz sicher nicht schwarz.)
sie strömen mit der Masse in das Stadion. Aber vermutlich verhalten sie sich schon am nächsten Tag wieder ganz individuell verschieden.
Ja, sie gehen dann am nächsten Morgen in die Berufsschulen, an ihre Maschinen und in ihre Büros. Sie sehen fern und gehen Freitags zum Japaner und Mittwochs ins Fitnessstudio. Das kann man individuell nennen und ich war der Meinung, dass man das alles so schön relativ und abwägend sehen müsse. Aber um etwas zu erkennen, kann man scheinbar auch versuchen zu erschnüffeln, wie der Betrachter und warum der Betrachter das mal so und mal so und sehr differenziert betrachtet. Ich möchte mir selbst hier nicht vormachen, besonders abwägend und differenzierend zu sein. Möglicherweise ist das der Unterschied. Es gibt in meinen Augen durchaus Dinge, die man zumindest mit dem Maßstab „Lebensfreundlichkeit“ erkennen kann.
Und wenn man es für lebensfreundlich hält, was du um dich herum erlebst, dann werden wir uns nicht verstehen, dann ist alles prima, so wie es ist. Dann wird man weiter „Tipps und Tricks“ gegen Depressionen und Einsamkeit verkaufen.

Liebe Grüße
Hiob

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Gärtnerin
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Beitrag Sa., 09.08.2008, 15:53

Hiob, ich frage mich, weshalb es dich so stört, wie sich "die Menschen" (alle?) in deiner Umgebung verhalten. Lass sie doch so leben wie sie meinen, leben zu müssen. Keiner zwingt dich, beim Konsum- und Massenwahn mitzumachen. Keiner zwingt dich, dein individuelles Denken aufzugeben - das dir unser böses, gleichmachendes Schulsystem anscheinend nicht austreiben konnte.
luftikus hat geschrieben:@Hiob:
ein wenig habe ich den Eindruck, dass Dein Eindruck, es gäbe lauter Massenmenschen überwiegend auf subjektiver Wahrnehmung beruht.
Das kommt mir auch so vor. Denn ich sehe in meiner Umgebung jede Menge Individuen. Gott sei Dank gibt von meinen Kollegen keiner, wenn er morgens zur Arbeit kommt, seine Persönlichkeit an der Eingangstür ab.
luftikus hat geschrieben:Mein eigenes Verhalten orientiert sich nicht an solchen Aspekten. Ich will mich weder der Masse anschließen noch mich von ihr abgrenzen. Ich verhalte mich so, wie es mir gut tut.
Dem schließe ich mich an. Ein zwanghaftes Sich-gegen-die-Masse-abgrenzen-Wollen ist ja auch keine echte Freiheit, oder?
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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