Einmal mies aufgewachsen bleibt das Leben auch so!?

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Steffi83
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 48

Einmal mies aufgewachsen bleibt das Leben auch so!?

Beitrag So., 01.01.2023, 15:55

Hallo zusammen,

ich wünsche euch ein gutes neues Jahr!

Eigentlich will ich heute hier nicht schreiben, aber nur weil ein neues Jahr anfängt sind ja leider nicht alle Probleme weg.

Ich bin, wie wahrscheinlich viele hier, in sehr unschönen Verhältnissen aufgewachsen. Unemotionale Eltern, jeder isoliert für sich ausser zum Mittagessen oder so. Ich hatte Angst in meinem.sogenannten zuhause, Gewalt gegen meine Mutter oder uns Kinder gab es zwar nicht oft aber die Angst davor ,dass wieder..schlimmer Ton, keinerlei Geborgenheit, kein Interesse an unseren Noten, wie es geht usw. Emotionale Vernachlässigung...dauerhaft so sagt es auch meine Therapeutin.

Jedenfalls ich komme drauf weil ich ja diese Begleiterin hatte, die ich teils beruflich, teils privat kenne und ja das war nicht gut. Ich kam da in eine Abhängigkeit an der ich auch arbeite nun und merke wie mich zur Zeit und in den letzten Wochen Dinge so unglaublich verletzen oder eifersüchtig machen. Da gibt es 2 die sie seit einmal 4 Jahren und einmal 11 Jahren kennen. Beide sind 37. Mit der die sie seit ca. 11 Jahren kennt hatte sie auch mal Gespräche und seit ca. 4 Jahren sind die beiden auch sowas wie befreundet, schätzen sich sehr. Ich hatte schon bevor ich Mit ihr Gespräche hatte den Wunsch ihr näherzukommen also so als gute Bekannte und ich weiß sowas passiert ist eben je nach Sympathie usw. und lässt sich nicht steuern. Sie ist aber insgesamt behütet, geborgen und auch mit Bildung usw. aufgewachsen ist eine sympathische, begabte, kluge Frau die mit allen gut kann.

Ich denke mir klar, das ist doch glasklar, Menschen die so sind, sind nicht dermaßen unsicher und bedürftig und was weiß ich, die sind angenehm eben weil sie soweit gut aufgewachsen sind. Da ist Familie usw. und daneben auch noch diese Frau, Mitte 50, die sie sehr mag. Klar. Mir geht's nicht um eine eventuelle Freundschaft oder so zu ihr, okay ja ich hätte das gerne, aber das ist nicht mein Fokus. Ich kann doch nicht ständig rumheulen, weil sie nach ihr schaut, gerne mit ihr Zeit verbringt und ich könnte dann sofort in Tränen ausbrechen, bin unglaublich verletzt und merke wie logisch das ist, dass ich solche Dinge nie so haben werde.

Werbung

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4614

Beitrag So., 01.01.2023, 20:27

Das Leben muss nicht mies bleiben. Wir hatten einfach keine gute Starthilfe. Aber auch wir können lernen, wachsen und uns ändern. Das ist aber anstrengend. Ich muss immer noch vieles ganz neu lernen. Das nervt. Das ist anstrengend. Das ist ungerecht. Doch möglich ist es. Mein Leben hat sich in den letzten 10 Jahren sehr zum Guten entwickelt.
Aber noch mal zum Verständnis: Wenn diese Begleiterin mit diesen zwei, auf die du eifersüchtig bist, auch (professionelle?) Gespräche geführt hat, dann haben die doch sicher auch ihre Probleme, oder?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Steffi83
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 48

Beitrag So., 01.01.2023, 22:06

Ja, natürlich hast du da recht und klar bin ich nicht nur unfähig und sehe ja in so manchen Bereichen auch wie gut ich mit Menschen kann und sie mag.

Probleme anderer Art. Ich weiß nichts konkretes aber es war mehr im beruflichen Bereich, so Richtung reinwachsen, Coaching. Familiär hatten beide, so sagen sie aus selbst, gute Bedingungen, ein gutes aufwachsen, auch wenn bei einer der Vater gerade im beruflichen Bereich bestimmte Erwartungen hat, so in die Richtung geht das. Aber es geht ja auch um.mich, meine Eifersucht, das mich solche Dinge so sehr verletzen und ich das Gefühl habe da nicht rauszukommen.

Benutzeravatar

Shukria
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 44
Beiträge: 1503

Beitrag Mo., 02.01.2023, 10:19

Du löst das nur indem du dich stärker auf Dinge/Kontakte fokussierst die du selber steuern kannst und dich breiter in deinen gelingenden Kontakten aufstellst.

Also Leute treffen, ansprechen, einladen, gleichberechtigte Beziehungen und dich vor allem selber um dich kümmern.

Klar solange du erwartest/erhoffst das sich noch jemand anderes um dich kümmert wirst du immer eifersüchtig reagieren wenn du diese Versorgung bei anderen miterlebst. Du spürst ja in dem Moment sehr hart deinen eigenen Mangel/Defizit.

Das wird erst besser wenn du selber dich gut versorgst und das für dich dich genauso beschützend anfühlt als würde es von jemand anderem kommen.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Steffi83
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 48

Beitrag Mo., 02.01.2023, 11:14

Ja, ich verstehe was du meinst und das ist auch was worin ich mich üben will...aber dieses Gefühl wer um was kämpfen muss und wer nicht bleibt und fühlt sich ungerecht an...während dann eine die sowieso eine Mutter hatte die da war und ist quasi noch eine zweite anzieht odee dritte die sie auch bemuttert, direkt mag usw wirken wohl andere, wie ich, so als naja da will man das lieber nicht, das ist zu anstrengend odee was auch immer. Selbst wenn es unbewusst geschieht, man spürt da ist mehr was eben erst mal nicht angenehm erscheint.

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4614

Beitrag Mo., 02.01.2023, 11:44

Wir können doch auch einfach hier mal festhalten: Das ist ja auch verdammt ungerecht. Damit hast du eben auch Recht.
Die Frage bleibt aber leider trotzdem: Was fängst du jetzt damit an?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3711

Beitrag Mo., 02.01.2023, 15:11

Hier kann ich Philosophia nur zustimmen: Ja, es ist und bleibt ungerecht.
Aber die Frage ist ob man da verhaftet bleibt, das immer wieder bedauert und da stecken bleibt.
Oder eben doch versucht aus der schlechten Ausgangsposition das Beste zu machen. Das ist mal mehr, mal weniger schwer, das geht mal mehr, mal weniger gut. Und ja, man darf da leiden, sich bedauern, wütend sein etc.
Ich finde es aber wichtig sich zu überlegen was geht, was helfen könnte. Und dabei auch nicht zu sehr auf andere zu schielen, sondern sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Also was ich will, wie ich das kriegen kann. Das klingt jetzt sehr egoistisch, aber Menschen wie wir sind eher zu wenig egoistisch.

Und meine recht banale Erfahrung ist auch: Sobald es mir besser geht spüren das auch andere. Dann hab ich was "anzubieten", dann mögen andere was mit mir zu tun haben.

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 11966

Beitrag Di., 03.01.2023, 05:58

Steffi83 hat geschrieben: So., 01.01.2023, 22:06 Aber es geht ja auch um.mich, meine Eifersucht, das mich solche Dinge so sehr verletzen und ich das Gefühl habe da nicht rauszukommen.
Und genau das hat überhaupt nix mit den Bedingungen unter denen man aufgewachsen ist zu tun, schlägt sich aber sehr wohl in den aktuellen Beziehungen und allen zwischenmenschlichen Begegnungen negativ nieder denn damit bewirkst du, dass empfindsame Menschen automatisch auf Distanz zu dir gehen, ganz egal ob du Prinzessin oder Aschenputtel bist.

Ob man mies aufgewachsen ist oder nicht entscheidet man meistens selbst. Deine Eltern haben sich für Noten nicht interessiert, andere Eltern legen auf Noten sehr viel Wert, beides kann natürlich als mies empfunden oder bezeichnet werden, bloß was nützt es?
Was der eine als Vernachlässigung empfindet ist für den anderen die große Freiheit.
Im Endeffekt entscheidest alleine Du über dein Leben und deine Entwicklung, ja das ist anstrengend und ja das kann auch schmerzhaft sein.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4908

Beitrag Do., 05.01.2023, 21:45

Es ist mit Sicherheit nicht so, dass man alles selbst in der Hand hat und man nur seine Einstellung ändern muss, damit das Leben läuft.
Aber ein Stück weit hat man halt schon Einfluss drauf. Und dann braucht man auch noch einen Funken Glück dazu.

Manchmal passiert es einem einfach, dass Gefühle relativ einseitig sind. Ob Liebesbeziehung, Freundschaft...
Das tut weh und das passiert wahrscheinlich selbst dem größten Glückspilz auf Erden mal. Das hat nichts damit zu tun, ob man gut aufgewachsen ist oder nicht.

Also nur weil diese Freundschaft vielleicht keine Aussicht auf ein happy end hat, heißt das nicht, dass es nicht auch funktionierende, passende Freundschaften für dich gibt. Im Moment suchst du nur anscheinend bei der falschen Person danach.
Es läge also jetzt an dir zu schauen, wo du vielleicht sonst Freundschaften aufbauen kannst. Und da bieten sich halt ganz klassisch immer Selbsthilfegruppen, Sportvereine, Tagesstätten, Spieleabende oder was dich eben interessiert oder dir Spaß machen könnte, an.
Das sind Schritte die du aktiv gehen kannst, um dein Leben zu verbessern.
Und dann braucht es halt noch diesen Funken Glück, dass das alles auch fruchtet und darauf hat man halt nicht so viel Einfluss. Und es ist tatsächlich so, dass es scheinbar so ist, dass es manche Menschen viel einfacher im Leben haben, als viele andere.
Aber ich kann dir versichern, dass der Schein trügt, denn das ist das, was uns vielleicht das Fernsehen vermittelt und vielleicht die Gesellschaft hier, in der wir leben.
Aber wenn du mal global guckst, dann wird dir sehr schnell klar, dass die verdammte Mehrheit der Menschen eigentlich eine große A*schkarte gezogen hat. Und trotzdem gibt es viele Menschen darunter, die mit aller Kraft versuchen das Beste aus ihrem Leben zu machen, trotz aller Widrigkeiten. Trotz Krieg, Armut, Hunger, Gewalt.

Vielleicht ist also die Frage nicht, wie du über deine Vergangenheit denkst, sondern welche Ziele (realistische?) du dir für die Zukunft setzt. Dein Leben muss nicht mies bleiben, aber es wird vermutlich auch nie außerordentlich fantastisch.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

Sydney-b
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 50
Beiträge: 3511

Beitrag Do., 05.01.2023, 21:50

Wow, so schön beschrieben, Candy! 🤗


Natusik
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 322

Beitrag Do., 05.01.2023, 22:35

Steffi83,
wenn du wüsstest, wie sehr ich mit dir mitfühle. Ich bin ohne Elternliebe aufgewachsen, obwohl ich beide (leiblichen) Eltern habe.
Auch nach einer Therapie habe ich immer noch Probleme mit mir selbst.
Manchmal versinke ich in Selbstmitleid, manchmal bin ich mir sicher, dass ich auch ohne Elternliebe in der Kindheit ein normales Leben führen kann.
Eins weiß ich sicher: Die Narben aus der Kindheit werden mich immer begleiten...
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 11966

Beitrag Fr., 06.01.2023, 06:14

Ich glaube nicht, dass es viele Menschen gibt, die von sich behaupten würden, optimal aufgewachsen zu sein.
Wenn man das Thema anspricht, finden da zumindest in meinem Umfeld, so gut wie alle irgendein mehr oder weniger großes Haar in der Suppe.
Ich kenne da große Familien und da gibt es Geschwister die unter gleichen Bedingungen aufwuchsen, die einen hadern und stecken fest, die anderen haben das verarbeitet und führen ein erfolgreiches, zufriedenes Leben.
An den Lebensbedingungen alleine dürfte es also eher nicht liegen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4908

Beitrag Fr., 06.01.2023, 09:11

Aber das würde ja implizieren, dass jedes Kind die gleiche Stellung innerhalb einer Familie hat und das ist einfach Blödsinn. Geschwister können in der selben Familie völlig unterschiedlich aufwachsen und haben so auch völlig unterschiedliche Voraussetzungen ihr Leben zu meistern. Hinzu kommt dann vielleicht noch eine Disposition oder eine höhere Sensibilität.

Also nein: ein und die selbe Familie bedeutet nicht gleiche Voraussetzungen.

Und bei vielen im Forum gehts es auch nicht nur um schlechte Noten, sondern wirklichen Missbrauch, in egal welcher Form.
Es ist aber wohl auch erwiesen, dass EINE gute Bindung in der Kindheit enorm viel auffangen kann und deutlich bessere Voraussetzungen schaffen kann für ein traumatisierten Kind.
Es ist komplex.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 11966

Beitrag Fr., 06.01.2023, 09:55

Ich bin nur auf das eingegangen was die TE geschrieben hat, von wirklichem Missbrauch steht da nix.

Aber ansonsten hast du in vielem Recht.

Jedoch:
Es gibt auch diverse Dispositionen gegen die auch die fürsorglichsten Eltern nix ausrichten können.
Die Formel Probleme im Leben = beschizzene Eltern gehabt
geht auch nicht automatisch auf.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Steffi83
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 48

Beitrag Sa., 07.01.2023, 23:32

Naja, "nur" weil es kein Missbrauch war kann es einem trotzdem mies ergangen sein. Ich wollte damit sagen, dass meine Eltern sich nicht für uns Kinder interessiert haben, gar nicht..seien es Noten, Zähne, sonst was man war möglichst still und ist nicht aufgefallen und sowieso waren alle fast immer isoliert für sich. Ich hatte schlicht Angst in meinem zuhause. Emotionale Vernachlässigung, am besten sie hätten schlicht keine Kinder bekommen. Auch körperliche Gewalt mitbekommen und selbst erlebt. Ist ja auch kein Wettbewerb hier...jedenfalls hatte ich als Kind und Jugendliche keine erwachse Bezugsperson, niemand dem ich da was sagen konnte, einfach sein und geborgen, geliebt.

Sicher kann ich trotzdem nun anders reagieren, muss mich nicht reinsteigern und eben nicht jeder kann gleich gut mit jedem, das ist ja auch normal. Das krasse ist wohl gerade dieses darüber sprechen, dieses mittendrin sein und das was mir so gefehlt hat haben zu wollen. Sicher das geht nicht. Aber allein der Gedanke mit wem sie sich wann sie und wie toll versteht...naja sie wirkt eben auch entsprechend anziehend auf mich, auch bereits vor den Gesprächen.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag