ALG1 beendet nun Bürgergeld?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Tobe
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Beitrag Mi., 10.05.2023, 07:25

reddie hat geschrieben: Di., 09.05.2023, 20:44 ...Und du warst bestimmt für deinen Lebensgefährten da. Das war ein Segen für ihn.
Ja, das stimmt schon.
Ich habe vieles auch an eigentlich ärztlichen Leistungen, wie Spritzen, Wundversorgung und Medikamentenanpassungen übernehmen können. So habe ich ihm einige Arztbesuche (auch einen Krankenhausaufenthalt) in der Crona-Zeit ersparen können. Sowie die 24/7-Pflege.
Aber es hat mich auch körperlich und psychisch an meine Grenzen gebracht und auch überfordert.
Ihm zur Liebe, wollte ich dies jedoch durchhalten, solange ich irgendwie kann. Mir war ja auch bewusst, daß uns nur noch diese gemeinsame Zeit bleiben wird.

Wenn ich heute seine alten WhatsApp-Nachrichten durchlese, wo er mir und seinen Freunden seine Dankbarkeit mitgeteilt hatte,
wie froh er darüber ist, daß er mich hat und
er sich keine bessere Frau an seiner Seite vorstellen kann und
nicht wüsste, was er ohne mich machen würde...
treibt es mir immer wieder die Tränen in die Augen.
reddie hat geschrieben: Di., 09.05.2023, 20:44 Und nun müssen wir uns um uns kümmern.
Zwei Jahre habe ich extrem getrauert. Jetzt habe ich zumindest meinen schwarzen Humor wieder.
Meinen bösen Humor, habe ich Gott sei dank nie verloren. Vermutlich auch weil ich damit vieles überspielen kann. Auch in der Therapie passiert mir dies oft.
Vielleicht ist dies auch in gewisser Weise eine “Überlebensstrategie“. Wenn man sich selber nicht mehr ernst nimmt, tut es auch nicht mehr so weh von anderen nicht ernst genommen zu werden.

Anderen zu helfen, sie vor Leid zu beschützen, oder ihr Leid zu mindern, war für mich schon immer wichtiger, als ich mir selbst. Vielleicht auch weil ich dies damals so sehr gebraucht hätte, aber leider nie bekommen habe.
Ich kenne halt die traurige Seite hilfsbedürftig zu sein und keine Hilfe zu bekommen. Und wenn ich dann mal Hilfe bekam und in Anspruch genommen hatte, mich auch sicher fühlte, wurde diese Situation aufs übelste ausgenutzt. Siehe den Vorfall mit 17 Jahren.
Diese Erfahrung hat sich tief bei mir “eingebrannt“.

Bei meinem Therapeuten habe ich auch über 1 Jahr gebraucht ihm zu vertrauen und immer den Fluchtweg (die Türe) im Auge behalten.
Mittlerweile geht dies, doch es ist ein “zartes Pflänzchen“. Vom Kopf her weiß ich zwar ziemlich sicher, daß ich ihm absolut vertrauen kann, doch manchmal verschwindet dieses Gefühl, dieser Sicherheit und Angst macht sich breit. Er weiß dies und geht deshalb auch sehr behutsam damit um. Dies ist mit ein Grund, weshalb es nur langsam vorwärts gehen kann.

Das schlimmste für mich ist, daß ich weiß, daß ich mich selbst heute bei einem “Übergriff“ nicht wehren könnte, weil ich sofort erstarre und dissoziiere. Es war jedes Mal so und wird heute nicht anders sein.

Für mich ist es sehr schwer, mir selbst etwas gutes zu tun. Es ist schon ein Fortschritt, wenn ich mir selber weniger Schaden zufüge (SVV). Ich lehne mich extrem selbst ab, weil ich so bin, wie ich bin. Ein regelrechter Selbsthass.
Es ist auch schwer für mich zu glauben, daß mein Leben noch etwas gutes für mich übrig hat, nachdem was ich alles erleiden musste.
Das erste Mal hatte ich dieses Gefühl, es gibt doch noch etwas gutes, als ich meinen letzten Lebensgefährten kennenlernte. Doch auch er wurde mir auf eine sehr grausame Art genommen.

Ich muss mich leider damit abfinden, den Rest meines erbärmlichen Lebens alleine zu leben.
Ob ich dies dann wirklich schaffen kann, weiß ich nicht.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
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weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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Louna
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Beitrag Do., 11.05.2023, 12:49

Liebe Tobe,

die letzten Monate oder Jahre haben Dir ja vieles abverlangt wo Du an Deine Grenzen gestoßen bist und es ist furchtbar dass Du jetzt so leidest....
Mir tut es richtig weh zu lesen wie schlecht es Dir geht....umso wichtiger wäre es jetzt um Hilfe zu bitten oder einen Termin auszumachen wo Dir geholfen werden kann.
Bitte bitte tue dies auch. Wie soll es sonst anders werden? Ich sehe da wirklich kein Land.... :trost:

In der Therapie geht es mir aber auch so dass ich vieles weg lächele oder in Ironie und Sarkasmus versinke, aber das ist auf Dauer nicht zielführend, das weiß ich und Du weißt es auch.

Es kann aber auch sein dass Du JETZT, wo Du dringend Hilfe brauchst, auch einmal gesehen wirst und Du Hilfe bekommst. Es muss nicht alles so sein wie vor 17 Jahren. Probiere es bitte aus.
Würde ich in Deiner Nähe wohnen, würde ich Dich an die Hand nehmen und zur nächsten Beratungsstelle mit Dir gehen, wenn Du nicht reden kannst, würde ich das für Dich übernehmen, ich würde Dir wirklich liebend gern Hilfe anbieten.

Du magst das Leben derzeit "erbärmlich" finden, aber es gibt wirklich auch richtig schöne Seiten. Die musst Du wieder sehen lernen können. Und ich bin sicher dass Du das wirst.
Hast Du so gar keine Hoffnung mehr?
Magst Du vielleicht den Frühling und die wärmeren Temperaturen?
Ich zum Beispiel mag das gar nicht und mag den Herbst und den Winter. Und der kommt auch wieder, da bin ich sicher. :)

Pass gut auf Dich auf und melde Dich jederzeit!
Herzlich liebe Grüße

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Tobe
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Beitrag Fr., 12.05.2023, 06:30

Liebe Louna,

ich wollte Dich nicht traurig machen.
Es ist leider so, daß ich jeden schocke, wenn ich mal “offen“ schreibe, wie es mir wirklich geht und was ich so denke. Nimm das bitte nicht persönlich.
Mir hilft es manchmal einfach meine Gefühle niederzuschreiben, da ich niemandem sonst davon erzählen kann.
Louna hat geschrieben: Do., 11.05.2023, 12:49 Wie soll es sonst anders werden?
Ich weiß es nicht.
Mit dem Verlust meines Lebensgefährten, habe ich halt alles verloren. Vor allem den Halt in meinem Leben. Es fühlt sich an, wie ein Absturz zurück in mein altes Leben, welches ich jedoch nicht mehr ertrage.
Louna hat geschrieben: Do., 11.05.2023, 12:49 In der Therapie geht es mir aber auch so dass ich vieles weg lächele oder in Ironie und Sarkasmus versinke, aber das ist auf Dauer nicht zielführend, das weiß ich und Du weißt es auch.
Mein Therapeut hat mich da auch schon längst durchschaut und führt mir auch immer wieder vor Augen, wenn ich mich gerade mal wieder selbst abwerte.
Oder ich mit einer automatischen Antwort, wie z.B. “geht schon“ ankomme.
Das ist ein bisschen wie “Katz und Maus“ spielen...
Ich lasse mir immer wieder neue “Ausweichmanöver“ einfallen und er erwischt mich jedes mal.
Manchmal müssen wir dann Beide darüber lachen.
Es wird aber auch schon weniger bei mir.
Er ist halt sehr erfahren in den Dingen.
Louna hat geschrieben: Do., 11.05.2023, 12:49 Hast Du so gar keine Hoffnung mehr?
Wenn ich ganz ehrlich antworte...
Nein, ich habe keine Hoffnung mehr, daß ich mal ein zumindest “normales“ und relativ ruhiges Leben haben werde. Ich wünsche mir eigentlich nur noch Ruhe...
Bis auf die 14,5 Jahre mit meinem Lebensgefährten, habe ich in meinem leben nur gelitten. Wobei ich von dieser Zeit eigentlich nochmal 1 Jahr abziehen muss, durch seine Krebserkrankung.
Und die Zeit mit ihm war auch nicht immer leicht, da wir Beide psychisch nie gesund waren.
Trotzdem war es die beste Zeit im meinem Leben.
Wir hatten uns damals in einem Forum über Depressionen und Suizid kennengelernt, d.h. wir waren beide psychisch am “Ende“ angekommen. Doch er half mir damals aus meiner Horror-Ehe heraus und wir verliebten uns ineinander. So zogen wir dann zusammen und waren 14,5 Jahre ein Paar.

Ich bin kein Mensch der alleine leben möchte und diese Einsamkeit erträgt...
Trotz meiner Vorgeschichte brauche ich die Nähe.
Doch wer will sich schon mit so einem Psycho-Monster wie mir abgeben?

Und jetzt seit Corona sind die Menschen so kalt und unnahbar geworden...
Es gibt nicht mal mehr den “normalen“ üblichen Körperkontakt, wie das man sich mal die Hand reicht, oder wenn man sich näher kennt auch mal eine Umarmung...
Die letzten Umarmungen habe ich auf der Beerdigung von meinem Schatz bekommen.
Das ist jetzt über 20 Monate her...
Das ist einfach nicht mehr meine Welt in der ich leben möchte.
Ich habe bisher nicht mal meinem Hausarzt, oder meinem Therapeuten die Hand geben können.
Für mich ist es sehr schwer, die Menschen als “wahr“ wahrzunehmen, ohne das ich dies auch spüren kann.

Mittlerweile sind die Leute auch ziemlich aggressiv geworden.
Ständig lese ich von Messerstecherein, Schlägerein und Überfällen jeglicher Art.
Ich traue mich kaum noch aus dem Haus und meide jeden realen Kontakt zu anderen Menschen soweit es mir möglich ist.

Früher hatte ich durch meine Arbeit viel Kontakt zu anderen Menschen. Da war ich froh wenn ich nach Hause kam und meine Ruhe hatte.
Und jetzt...
Jetzt gehe ich 1x wöchentlich zu meinem Therapeuten, 1-2x wöchentlich kurz einkaufen und alle 4 Wochen meine AU bei meinem Hausarzt abholen.
Reden tue ich nur noch mit meinem Therapeuten, ein klein wenig mit meinen Wellensittichen und das war´s. Bevor ich zu meinem Therapeuten gehe teste ich jedes mal, ob ich überhaupt noch eine Stimme habe.
...
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
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weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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Tobe
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Beitrag Fr., 12.05.2023, 06:34

...
Ich sitze seit 14 Jahren in einer mir immer noch fremden Stadt...
Doch mittlerweile würde ich mich selbst in meiner Heimatstadt nicht mehr zuhause fühlen.
Ich fühle mich nirgendwo mehr zuhause und mein einziger Halt im Leben ist weggebrochen (verstorben).

Ich ertrage diese Einsamkeit nicht.
Es würde nicht mal auffallen, wenn ich plötzlich nicht mehr wäre...
Niemandem würde dies auffallen und niemand würde mich vermissen.
Mittlerweile bin ich vollkommen unwichtig geworden.
Na gut, meinem Therapeuten würde es schon auffallen, wenn ich zum Termin nicht erscheinen würde...
Er lässt mich nie ohne mindestens zwei Folgeterminen gehen...
Aber was ist das für ein Leben, wenn man nur noch von seinem Therapeuten vermisst würde?

Es liest sich nicht nur traurig, es ist auch traurig.
Ich werde bald 47 und mein Leben ist quasi schon vorbei.
Ich möchte einfach nur noch einschlafen dürfen und nicht mehr aufwachen müssen.
Jede todbringende Erkrankung wäre eine Erleichterung für mich.
Ich weiß, daß kann kein “normaler“ Mensch verstehen...
aber ich bin des (meines) Lebens müde geworden und ich möchte einfach nicht mehr kämpfen müssen.
Ich habe soviel schon in meinem Leben kämpfen müssen.

Bitte nicht falsch verstehen.
Es ist nicht so, daß ich mich aktuell suizidieren möchte.
Aber ich möchte und kann auch nicht mehr kämpfen.
Ich habe einfach keine Kraft mehr dafür und ohne irgendwelche Ziele...
woher soll ich dann noch Kraft schöpfen?

Momentan ist es wirklich so, daß ich nur noch durchhalte, weil mein Therapeut noch Hoffnung und Zuversicht hat, daß es mir mal besser gehen könnte.
Er hat schon so viel investiert in mich und macht mehr, als es für einen Therapeuten üblich ist, so daß ich ihm ein Aufgeben meinerseits nicht antun möchte. Dafür ist er mir mittlerweile zu sehr ans Herz gewachsen.
Nicht falsch verstehen. Ich bin nicht verliebt in ihn. Aber er ist ein sehr wertvoller und liebenswerter Mensch. Er hat eine Familie, eine sehr liebe Frau, die ich schon kennengelernt habe, da sie mit ihm zusammen in der Praxis arbeitet und einen Sohn.
Es würde ihn sehr mitnehmen, wenn ich aufgeben würde.
Und ich möchte niemanden verletzen, auch nicht meinen Therapeuten und ich weiß, es würde ihn verletzen. Keinen Menschen lässt es kalt, wenn sich jemand das Leben aktiv nimmt, den er schon länger und näher kennt.

Ich für mich habe jedoch nichts mehr woran ich festhalten möchte. Ich möchte einfach nur nicht mehr leiden müssen. Ich möchte einfach nur noch Ruhe und kein Leid mehr ertragen müssen.

L.G. Tobe
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Louna
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Beitrag Fr., 12.05.2023, 11:58

Tobe, ich bin nicht geschockt was Du schreibst. Ich bin traurig weil ich mich sehr hilflos fühle und Dich gern unterstützen würde, was ich aber nicht kann....
Es ist ein gutes Zeichen dass Du Dich so gut in Worte ausdrücken kannst, ich finde das toll. :)

Auch wenn Du sonst keine Kontakte hast, aber den Therapeuten siehst Du regelmäßig, das ist etwas Halt. Das klingt nicht lächerlich....wenn es momentan nicht anders geht "nur" für den Therapeuten zu leben, dann ist das OK.
Hast Du denn auch schon einmal in Erwägung gezogen stationär zu gehen? Wenn es auch eine begrenzte Zeit wäre? Wo Du vorher wüsstest, nach 2 oder 4 Wochen wärst Du wieder zu Hause? Das kann Sicherheit geben und den Therapeuten verlierst Du dadurch ja auch nicht. Es könnte sehr entlastend wirken mal raus aus dem Umfeld zu kommen. Mal sich um nichts zu kümmern und alles abzugeben, sodass Du zur Ruhe kommen kannst. Wäre das denkbar? (falls es schon angesprochen wurde und ich es überlesen habe, bitte verzeih)

Da Du kein Land mehr siehst, was ich vollkommen Verstehen kann, wäre das vielleicht eine Überlegung wert.

Du wertest Dich selbst sehr ab. Das finde ich auch traurig. Aber wenn ich Deine Beiträge im Forum lese und Du immer ein hilfreiches Wort hast, erkenne ich Dich ganz ganz anders. Nur mal als Rückmeldung dazu. Ich finde schon, dass darin auch eine große Stärke besteht.

Du wünschst Dir Deinem Arzt oder Therapeuten die Hand geben zu können wegen der Nähe, ich bin froh dass ich es nicht mehr machen muss....so unterschiedlich ist das. Aber wenn Du das gern hättest könntest Du es ansprechen oder aufschreiben, das wäre ein kleiner Schritt minimal Nähe herzustellen die Du Dir so dringend wünschst.

Ich möchte gar nicht darauf eingehen, dass Du Dich unwichtig fühlst oder es niemandem auffallen würde, wenn Du nicht mehr da wärst, denn das füttert Dein Leiden noch mehr, aber ich bin sicher dass jeder im Leben etwas hat oder findet oder es derzeit nicht sieht, was es sich lohnt im Leben zu bleiben.
Es wäre wichtig in der Therapie dran zu arbeiten , aber ich denke diese Baustellen mit dem Geld sind ersteinmal vorrangig, denn wenn das alles weg bricht oder schon weg gebrochen ist und Du keine Kraft und keinen Mut hast, Dich darum zu kümmern, wird es ja immer mehr.
Sag Deinem Therapeuten dass Du Hilfe brauchst bei dem finanziellen Dingen, wenn das geregelt ist, könntet Ihr weiter daran arbeiten ob es Dir besser gehen kann oder auch nicht.

Es gibt einen Weg, Du kannst ihn derzeit leider nicht sehen, aber es gibt auch Hilfe.

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Tobe
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Beitrag Di., 16.05.2023, 21:58

Hallo Louna,
Louna hat geschrieben: Fr., 12.05.2023, 11:58 ...ich bin nicht geschockt was Du schreibst. Ich bin traurig weil ich mich sehr hilflos fühle
...Es ist ein gutes Zeichen dass Du Dich so gut in Worte ausdrücken kannst, ich finde das toll. :)
Ja, schriftlich kann ich mich einigermaßen gut ausdrücken, nur beim Reden klappt das nicht so gut. Ich traue mich nur ganz selten mal, meine wahren Gedanken und Gefühle zu äußern, weil es dann die Menschen traurig und auch hilflos macht. Dies belastet die Menschen dann natürlich auch sehr.

Alleine die Vorstellung einer Klinik löst bei mir schon Panik aus...
Ich sollte ja eigentlich letztes Jahr schon für 3 Monate in eine Reha gehen. Doch das habe ich mit der Rücksprache mit meinem Therapeuten abgelehnt.
Der einzige Ort, wo ich mich einigermaßen sicher fühle, ist leider nur noch meine Wohnung. Alles andere löst bei mir Angst aus. Ich denke auch nicht, daß ich dann nach einem “Kurzaufenthalt“ entlassen würde, die halten mich dann mit Sicherheit für mehrere Monate fest. Das ist der absolute Horror für mich. Außerdem hätte ich auch niemanden, der meine Vögelchen versorgen könnte.

Und naja, ob mein Therapeut dann noch danach da wäre, weiß ich auch nicht. Es ist ja schon so, daß ich die Zeit zwischen den Therapiestunden nur schwer aushalte. Wie soll ich dann mehrere Monate, ohne die einzige Person, der ich vertraue überstehen?
Louna hat geschrieben: Fr., 12.05.2023, 11:58 Du wertest Dich selbst sehr ab. Das finde ich auch traurig. Aber wenn ich Deine Beiträge im Forum lese und Du immer ein hilfreiches Wort hast, erkenne ich Dich ganz ganz anders.
Danke Dir. Mir liegt hat viel daran, anderen zu helfen, das Leid zu mindern und auch die Angst zu verringern. Eigentlich genau das, was ich mir selber immer gewünscht habe und nie bekam.
Louna hat geschrieben: Fr., 12.05.2023, 11:58 Du wünschst Dir Deinem Arzt oder Therapeuten die Hand geben zu können wegen der Nähe, ich bin froh dass ich es nicht mehr machen muss....so unterschiedlich ist das. Aber wenn Du das gern hättest könntest Du es ansprechen oder aufschreiben, das wäre ein kleiner Schritt minimal Nähe herzustellen die Du Dir so dringend wünschst.
Ja, die Empfindungen sind da sehr unterschiedlich. Ich würde ja auch nicht jedem die Hand geben wollen, nur eben bei Menschen die mir wichtig sind habe ich dieses Bedürfnis schon.
Und da ich nicht weiß, wie mein Arzt und mein Therapeut dies ursprünglich gemacht haben und wie diese das empfinden, möchte ich auch niemanden mit meinen Wünschen “überfahren“. Ich habe Beide erst in der Corona-Zeit kennengelernt und weiß eben nicht, wie dies vorher bei ihnen war. Mir wäre es sehr peinlich nach etwas zu fragen, oder darum zu bitten, wenn ich dies eben absolut nicht einschätzen kann, wie sie dazu stehen.
Ich möchte niemandem zu etwas “nötigen“, was demjenigen eigentlich widerstrebt und dieser das dann nur wegen mir macht.

Momentan sehe ich halt absolut keine Chance einen eigenen Lebenswillen und auch Lebenslust zu gewinnen. Ich habe eigentlich immer schon, mein ganzes Leben lang nur für andere gelebt...
Aber selbst dazu habe ich keinen Grund mehr. Ich bin nun vollkommen alleine und nur noch eine Last.

Ich hänge immer noch an dem Bürgergeld-Antrag.
Ich bin mir immer noch unsicher, bei der Frage...
Ich fühle mich gesundheitlich in der Lage, regelmäßig eine Tätigkeit von mindestens 3 Stunden täglich auszuüben.
Und auch was ich bei den Angaben der Nebenkosten und Heizkosten ausfüllen soll.
Mir liegen da ja leider nur die Daten von der NK-Abrechnung 2021 vor.

Am Wochenende habe ich mich dann mal aufgerafft, wieder zum Friedhof zu gehen, da ich ja schon seit Ostern nicht mehr dort war...
Und mir auch klar war, daß die Blumenschalen nicht mehr schön sein können.
Auf dem Hinweg (bergauf) hatte ein körperbehinderter junger Mann dann schon Mitleid mit mir bekommen. Entweder sehe ich mit meinen 46 Jahren schon so alt und hilfsbedürftig aus, oder er dachte, daß ich gleich umfalle. Sicher ist es für mich ein Kampf da hoch zu laufen, aber daß jetzt schon völlig fremde und eigentlich selber hilfsbedürftige Menschen mir ihre Hilfe anbieten und sich davon auch nicht abbringen lassen...
Es war mit sehr unangenehm.

Am Grab traf mich dann der Schock...
vollkommen zugewuchert durch Wildwuchs und das in so kurzer Zeit.
Das eigentliche Vorhaben (kurz die Blumenschalen auszutauschen) artete dann in anstrengender Unkrautentfernung mit den bloßen Händen aus.

vorherBild nachherBild

Danach war ich vollkommen erledigt.
Ich kann heute noch kaum meine Beine und meinen Rücken bewegen und fühle mich wie eine 80-jährige. Morgen muss ich jedoch wieder zu meinem Therapeuten und weiß noch nicht, wie ich den Weg dahin schaffe. Mir tut immer noch alles weh.

L.G. Tobe
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candle.
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Beitrag Di., 16.05.2023, 22:10

Hallo Tobe!
Tobe hat geschrieben: Di., 16.05.2023, 21:58 Ich hänge immer noch an dem Bürgergeld-Antrag.
Ich bin mir immer noch unsicher, bei der Frage...
Ich fühle mich gesundheitlich in der Lage, regelmäßig eine Tätigkeit von mindestens 3 Stunden täglich auszuüben.
Das ist eine rein bürokratische Frage und nicht deine persönlich emotionale Frage! Bitte mache das fertig! Ich hoffe, dass du das wenigstens schon einmal online abgeschickt hast um Zahlungen ab Tag X rückwirkend zu bekommen.
Es gibt im Moment keinen anderen Geldgeber, wenn du nicht von der Rentenversicherung als erwerbsgemindert anerkannt bist. Solange ist das Bürgergeld nötig.
Es gibt einfach keine andere Stelle, die dich sonst unterstützen würde.

Bitte bitte.... mach! :ja:
candle
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reddie
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Beitrag Mi., 17.05.2023, 01:01

https://www.elo-forum.org/threads/welch ... se.231868/

Guck mal hier.

Viele Grüße
reddie


Bluemoon123
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Beitrag Mi., 17.05.2023, 03:42

Tobe hat geschrieben: Di., 16.05.2023, 21:58 Ich bin mir immer noch unsicher, bei der Frage...
Ich fühle mich gesundheitlich in der Lage, regelmäßig eine Tätigkeit von mindestens 3 Stunden täglich auszuüben.
Und auch was ich bei den Angaben der Nebenkosten und Heizkosten ausfüllen soll.
Mir liegen da ja leider nur die Daten von der NK-Abrechnung 2021 vor.
Das mit den 3 Stunden ist ja jetzt schon mehrfach beantwortet. Das wird durchs lânger drüber nachgrübeln jetzt auch nicht anders. Deine Arbeitsfähigkeit oder Arbeitsunfähigkeit wird dann eh noch vom Jobcenter geprüft, bzw die Prüfung veranlasst. Aber so lange das nicht passiert ist, bist du beim Jobcenter - egal ob aktuell krank geschrieben oder nicht.

Bei NK und Heizkosten gehört das rein was du aktuell zahlst. Wenn du noch keine Abrechnung von 2022 hast dann ist das so. Die reichst du dann nach wenn du sie bekommst. Hier ist es absolut üblich, dass die Nebenkosten Abrechnungen erst im Juli kommen. Und dieses Jahr sind die Energieversorger eh später dran mit ihren Abrechnungen. Ich bekomme meine normalerweise im Februar und dieses Jahr hab ich sie erst letzte Woche bekommen. Das Jobcenter ist das gewohnt, dass die Abrechnungen eben erst kommen können wenn sie da sind.

Ich möchte nochmal dran erinnern, dass man den Bürgergeld Antrag nicht rückwirkend stellen kann. Also je länger du wartest umso mehr Geld geht dir verloren und du bist vor allem nicht Krankenversichert! Also gib bitte den Antrag einfach ab wie er ist. Wenn noch was fehlt meldet sich das Jobcenter eh. Wenn du jetzt abgibst, dann ist der Mai noch mit dabei. Wenn du erst im Juni abgibst ist der Mai verloren,

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Tobe
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Beitrag Mi., 17.05.2023, 06:12

Hallo,

ich danke allen von Euch, für die Tipps und Antworten.
Der Link zu dem "elo-Forum", ist echt auch eine sehr gute Hilfe für mich.
Bluemoon123 hat geschrieben: Mi., 17.05.2023, 03:42 Ich möchte nochmal dran erinnern, dass man den Bürgergeld Antrag nicht rückwirkend stellen kann. Also je länger du wartest umso mehr Geld geht dir verloren und du bist vor allem nicht Krankenversichert! Also gib bitte den Antrag einfach ab wie er ist. Wenn noch was fehlt meldet sich das Jobcenter eh. Wenn du jetzt abgibst, dann ist der Mai noch mit dabei. Wenn du erst im Juni abgibst ist der Mai verloren,
Ja, ich weiß...
ich werde den Antrag diesen Monat noch einreichen, versprochen.
Egal, wie weit ich den dann ausgefüllt habe.
Ich habe ihn soweit eigentlich schon komplett vorbereitet, bis auf eben diese zwei Fragen. :red:
Bei den Angaben habe ich halt auch das Problem, das diese aufgeschlüsselt angegeben werden sollen...
Nebenkosten (ohne Heitzkosten) und eben Heitzkosten alleine.
Ich habe jetzt vorerst in das Feld "Nebenkosten (ohne Heitzkosten)" den Gesamtbetrag meiner aktuell überwiesenen NK eingetragen mit dem Zusatz in Klammern (inkl. Heitzkosten). Auch deshalb, weil es ja der Betrag ist, den ich aktuell eben auch real überweise.
Ich bin halt so ein massiver Grübelmensch und möchte nichts falsch machen.
Ich weiß auch, daß ich mir damit selber im Weg stehe und so manches vielleicht auch komplizierter mache, als dies eigentlich ist.
Ich werde dies wegen der Krankenversicherung aber auch nicht aus den Augen verlieren, da dies für mich momentan eigentlich das wichtigste ist, daß es da keine Probleme gibt, auch damit mein Therapeut keine Probleme mit seiner Abrechnung bekommt.

Ich werde dies aber auch nochmal für mein eigenes Sicherheitsgefühl, heute auch noch mit meinem Therapeuten besprechen.

L.G. Tobe
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Beitrag Mi., 17.05.2023, 13:51

Liebe Tobe,

bitte verzeih mir, aber für mich gehörst Du schnellstmöglich stationär in gute Hände. Ich bin mir sicher dass Dein Therapeut Dir da auch helfen würde, wenn nicht sogar auch alles in die Wege leiten würde.
Das Du niemanden für Deine Sittiche hast, ist ja wohl auch etwas was möglich wäre es zu organisieren.
Ich habe 2 Hunde und ein Pferd und war mehrmals stationär ohne jemanden im nahen Umfeld zu haben. Wenn es nicht mehr geht, geht es nicht mehr und ja, ich habe Pensionen bezahlt auch wenn es mir in der Seele weh tat, die Tiere da zu lassen über eine lange zeit, wo ich vorher nicht wusste, wie lange es dauern würde....

Für eine Krisenintervention ist es noch nicht einmal so lange. Bitte bitte bitte hole Dir Hilfe.

Und warum sollte Dein Therapeut danach oder in der Zeit nicht mehr für Dich da sein? Ich hätte auch Kontakt während der Klinikauftenhalte haben können. Warum soll das nicht gehen?

Du musst raus aus Deinem Trott, raus aus Deinem "Alltag", raus aus allem.

Angst vor einem Klinkaufenthalt hat jeder, ich kenne niemanden der da ganz unvoreingenommen hin gereist ist.
Aber Du hast Ausreden, Ausreden warum es nicht geht, das ist furchtbar traurig, dabei denke ich, dass Du im Inneren weißt, dass es notwendig ist, um am Leben zu bleiben.
Für einen Rehaaufenthalt finde ich es derzeit nicht angemessen, aber das sehe ich nur ich so aus Deinen Schilderungen, ich denke das eine Akutklinik eher etwas wäre und schneller Hilfe bietet, dort gibt es auch Sozialberatungen, wo Du nichts machen musst, die Dir alles abnehmen.
Aber Du musst wollen.
Du willst aber nicht!

Du musst nicht mehrere Monate in einer Klinik verbringen, es reichen auch erst einmal 2 Wochen.
Deine negative Haltung ist echt traurig. Du hast jeglichen Lebenswillen verloren, das tut weh. Dabei gibt es Hilfe, auch zeitnah. Das wurde Dir hier schon Mehrfach geschrieben.

Pass auf Dich auf, hier wurde Dir mehrfach Hilfe angeboten, doch wenn Du nichts annimmst, dann tut es nur noch weh, weil es ja tatsächliche Hilfe gibt!

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reddie
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Beitrag Mi., 17.05.2023, 14:20

Naja, zu Hause ist halt die safe zone. Das kann ich sehr gut verstehen.

Du hattest ja Angst, dass die dich in der Klinik gegen deinen Willen länger festhalten. Das passiert nicht so schnell.

Heute wird sehr genau unterschieden zwischen Todeswunsch/Suizidphantasien und tatsächlicher akuter Suizidalität ("Planen Sie Ihren Suizid konkret?).

Der sozialpsychiatrische Dienst hat mich auch wieder gehen lassen, obwohl ich sagte: ich hab den Strick schon gebunden in der Schublade, im Moment aber keinen Vorsatz. Inge Meysel hatte z.B. ihre Zyankali-Kapsel auch immer bei sich.

Alles Gute
reddie

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Louna
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Beitrag Mi., 17.05.2023, 14:32

Genau, reddie, in einer Klink wird niemand "fest gehalten". Das meinte ich auch nicht mit meinem Post, denn es kann jeder wieder gehen (oder meistens) der Freiwillig darein geht.
Ich meine hier aber keine Psychiatrie, sondern eine Traumaklinik oder wenigstens eine Akutklinik, die orientiert ist auf Traumafolgestörungen und / oder Angststörungen und soziale Probleme. Da gibt es viele.

Natürlich, ich wurde auch schon aus der Akutpsychiatrie entlassen, obwohl ich sagte, ich bringe mich jetzt um, nur weil ich mich von keinem Mann untersuchen lassen konnte (körperlich) "Dann tun sie es" wurde mir gesagt und ich bettelte um Hilfe und wurde heim geschickt.

Ich habe für den sozialpsychiatrischen Dienst ein Für und Wider, mal geholfen, mal total für die Tonne, aber es wäre für Tobe eine Anlaufstelle, niedrigschweillig, die einen nicht verurteilen. Was dabei heraus kommt ist was anderes.

Wichtig ist, das irgendwie Hilfe gefunden wird und die gibt es, die wurden hier schon mehrfach genannt, und ich wünsche Tobe alles erdenklich liebe und Gute.
Ich möchte nur helfen, weil Tobe niemanden hat.
Es gibt Hilfe, liebe Tobe, ich hoffe dass der heutige Termin beim Therapeuten etwas hilfreich war. Ich wünsche es Dir sehr sehr sehr sehr!

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Beitrag Do., 18.05.2023, 05:09

Hallo Ihr Lieben,

ich wollte niemanden verärgern.
Ich weiß auch, daß ich irgendwann wohl nicht um eine Klinik drumherum kommen werde, obwohl ich diesbezüglich die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe. Es ist nicht so, daß ich die allgemein übliche Angst, oder nur Unwohlsein bei diesem Gedanken habe. Nein ich habe da richtig Panik davor. Dies hat jedoch in nicht unerheblichem Maße mit meiner Vergangenheit zu tun. Ich habe dies auch andeutungsweise schon mit meinem Therapeuten besprochen.
In meiner Ehe hatte ich mehrfach Freiheitsendzug, Fesselungen und ähnliches erleiden müssen, so daß ich mich vollkommen ausgeliefert fühlte. Ich konnte mich aus eigener Kraft aus dieser Hölle nicht befreien. Ich wollte damals diesen Zustand mit einem Suizid entfliehen. Näheres kann ich hierzu selbst anonym nicht beschreiben.
Dieses Gefühl des absoluten Ausgeliefertseins bekomme ich sofort in Situationen, in denen ich anderen Menschen vertrauen muss und mich dabei auch noch in einer fremden Umgebung aufhalten muss. Selbst anfangs auch bei meinem Therapeuten. Ganz massiv jedoch, wenn ich unter diesen Bedingungen auch noch in einer fremden Umgebung, ohne eine Vertrauensperson übernachten muss.

Es ist nicht so, daß ich seitdem noch nie in einer mir fremden Umgebung übernachtet hätte. Aber eben nie ohne einen Menschen, dem ich absolut vertraue. Der mich in einer Notsituation auch “retten“ würde. Ich weiß ziemlich sicher, daß ich in so einer Situation des Ausgeliefertfühlens momentan vollkommen “durchdrehen“ würde. Somit ist mir ein ungewollter “Freiheitsentzug“ auch in einer Klinik sicher, weil ich ziemlich sicher durch einen Suizid versuchen würde dieser Situation zu entkommen. Ich weiß wie schnell dies geht, daß man in einer Klinik an sein Bett fixiert wird und mit Medikamenten vollgepumpt wird. Das habe ich leider auch bei meinem Lebensgefährten sehen können und dies hat meine Angst davor noch mehr verstärkt. Ich werde diese Bilder und seine Angst nie mehr vergessen können.

Bei ihm konnte ich als seine Vertrauensperson wenigstens noch beruhigend einwirken, habe ihn auch täglich und sehr lange besucht. Dies hätte ich jedoch in meinem Fall leider nicht. Einen Menschen, dem ich vertraue und der in einer solchen Situation irgendwie beruhigend auf mich einwirken könnte, daß alles wieder gut wird und dies nur vorübergehend ist.
Dies würde auch nach der Einschätzung meines Therapeuten aktuell zu einer Retraumatisierung führen.

Hier mal ein Auszug aus einem Attest von meinem Therapeuten...
Bild

Er lässt natürlich nicht vollkommen davon ab, daß ich auch sobald wie möglich eine stationäre Therapie antreten sollte. Doch sieht er Momentan ebenfalls eher das Risiko, aktuell damit alles zu verschlimmern. Für mich ist es sehr Wichtig aktuell das Gefühl der “Freiheit“ zu behalten, wenn ich nicht mehr kann, eben den Suizid immer noch als offenen möglichen Ausweg zu haben. Dies nimmt den “Handlungsdruck“ bei mir heraus. Es ist für “normal“ denkende und fühlende Menschen kaum nachzuvollziehen. Dies ist mir durchaus bewusst und dies ist sicher auch nicht der allgemein übliche Weg mit suizidalen Menschen umzugehen. Dennoch hat mich diese gefühlte “Freiheit“ bisher am Leben gehalten, da ich immer den Plan-B als Ausweg fühle. So ist es mir überhaupt möglich, andere Dinge oder Wege auszuprobieren, da ich gefühlt dann eh nichts zu verlieren habe.

Mittlerweile bin ich mit diesem Wissen und dieser Möglichkeit immerhin schon 46 Jahre alt geworden und dies obwohl ich schon seit dem Teenageralter suizidal bin. So war es mir auch möglich, meinen letzten Lebensgefährten real zu treffen, weil ich eben gefühlt nichts mehr zu verlieren hatte. Und trotzdem hat es damals mehrere Monate gedauert, bis aus dem anonymen Internetkontakt ein reales Treffen stattfand.

Auch habe ich mehr als ein Jahr gebraucht meinem Therapeuten einigermaßen zu vertrauen, so daß er dann auch mehr über mich und meine traumatischen Erlebnisse erfahren dürfte. Und auch da bin ich immer noch sehr zurückhaltend. Ich habe ein massives Problem Menschen vertrauen zu können, dies dauert sehr lange und ich verliere zwischendurch immer wieder dieses Vertrauen.
So war es auch, als mein Therapeut damals eine Klinik empfahl. Ich fühlte mich sofort von ihm abgewiesen, ich dachte sofort er will mich los werden und ich verliere ihn, den einzigen Menschen, dem ich aktuell vertraue.
Es hat mehrere Monate gedauert, bis ich mir seiner Hilfe und Unterstützung wieder sicher fühlte. Wie soll dies dann erst in einer Klinik funktionieren?
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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Tobe
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Beitrag Do., 18.05.2023, 05:12

Hinzu kommt auch noch die Angst, ihn während eines längeren Klinikaufenthaltes zu verlieren, da er auch schon älter ist und eigentlich schon seine wohlverdiente Rente jederzeit antreten könnte. Dazu kommt auch noch die Befürchtung, daß ihm in dieser Zeit gesundheitlich etwas zustoßen könnte. Dies klingt für euch vielleicht sehr abwegig, dennoch habe ich diese Angst.
Dies liegt jedoch auch daran, daß alle Menschen in meinem Umfeld sehr früh gestorben sind und ich deshalb immer die Angst habe, Menschen die mir etwas bedeuten zu früh zu verlieren.
Auf Grund dieser (meiner) Angst, weiß ich auch mehr über den gesundheitlichen Zustand meines Therapeuten, als dies normalerweise üblich ist. Er möchte mir damit auch diese Angst mildern. Dies hilft mir natürlich sehr, dennoch bleibt diese Angst auf Grund seines Alter und meiner medizinischen Erfahrungen leider irgendwie bestehen.

Ich weiß auch, daß dies nicht gut ist, sich von einem Menschen im Leben “abhängig“ zu machen, dennoch ist er momentan der einzige Mensch in meinem Leben dem ich wirklich vertraue.
Ich weiß ziemlich sicher, daß ihr alle meine genannten Ängste und Befürchtungen sicher nicht nachvollziehen könnt. Dennoch hoffe ich auf Verständnis meiner persönlichen Situation.
Es ist bei mir ziemlich komplex, weshalb ich bestimmte Dinge momentan einfach noch nicht angehen oder in Anspruch nehmen kann.

Ich habe einfach wahnsinnige Angst mich irgendwelchen Menschen anzuvertrauen. Ich habe Angst meine Selbstbestimmung und damit auch meine “Freiheit“ zu verlieren. Selbst das eigentliche sonst stabile Vertrauen zu meinem Therapeuten steht immer wieder auf sehr wackeligen Beinen und wird schnell durch meine Gefühle und Gedanken gefährdet. Es ist nicht so, daß mein Therapeut dazu jemals wirklichen Anlass geben würde, dennoch passiert dies leider immer wieder. Aber ich schaffe es bei ihm das Vertrauen auch wieder herzustellen. Es ist halt ein zartes Pflänzchen.

Momentan ist für mich mein Therapeut der einzige Mensch, der meine Ängste versteht und sich auch in meine Situation ganz gut einfühlen kann, auch wenn ich ihm gegenüber zu seinem Schutz und dem Schutz der Therapeutischen Beziehung auch einiges verschweige.
Dennoch habe ich bei ihm das Gefühl, daß er sehr gut nachvollziehen kann, wie ich fühle und was ich aktuell brauche.

Er gibt mir aktuell den Halt im Leben, den ich brauche.
Vielleicht auch dadurch, daß er mir mittlerweile als Mensch viel bedeutet und ich ihm ein Aufgeben meinerseits einfach nicht antun möchte.

Auch wenn ich immer wieder befürchte, ihn zu sehr belasten hat er mir heute erst wieder versichert, daß dies nicht der Fall wäre. Er findet, daß ich sehr fein reflektiert bin. Auch vieles wahrnehme, was andere Menschen nicht wahrnehmen. Dennoch habe ich große Schwierigkeiten ihm alles zu erzählen, was mir auf der Seele brennt. Aber bei ihm habe ich trotz aller meiner Schwierigkeiten das Gefühl, daß er der Mensch ist, dem ich dies erzählen darf ohne das dies für mich Nachteile haben wird. Er ist immer sehr einfühlsam und verständnisvoll und setzt mich dabei auch nicht unter Druck. Momentan denke ich, daß dies der einzige für mich mögliche Weg ist, irgendwie vorwärts zu kommen ohne diese Angst einer Klinik zu haben. Er gibt mich nicht auf und daran halte ich momentan fest.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
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