Zwangsgedanken oder Denkstörung?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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SilentCaustic
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Zwangsgedanken oder Denkstörung?

Beitrag So., 22.10.2023, 15:43

Hallo,

ich habe vor einigen Jahren das gleiche Problem gehabt und weiß nicht wie ich da rausgekommen bin.

Seit Ende Januar habe ich Probleme mit dem Denken. Meine Gedanken fließen nicht mehr richtig. Ich habe immer wieder (wenn es ganz schlimm ist, alle paar Sekunden) so einen leeren Gedanken. Einen Zwangsgedanken ohne Inhalt. Das ist so eine Leere in meinem Kopf, die sich die ganze Zeit, immer wieder aufdrängt. Ich komme davon nicht los und muss das immer wieder denken. Ich weiß nicht, ob das jetzt eine Denkstörung ist, ein Abreißen der Gedanken oder ein Zwangsgedanke. Es belastet mich extrem. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich das nicht aushalte. Ich fühle mich auch so alleine damit, weil ich nicht weiß, was das ist. Meine Aufmerksamkeit befindet sich halt ganze Zeit in meinem Kopf, als würde ich 24/7 meine eigenen Gedanken beobachten oder bewachen. Ich weiß auch nicht ob das von alleine kommt oder ob ich das mache. Wenn einem ein Gedanke kommt, dann kann man doch nichts dafür. Nur, wie man damit dann umgeht, richtig? Oder denke ich das bewusst? Vielleicht ist das ja auch mit einem selbstverletzenden Verhalten gepaart und ich mache das selbst die ganze Zeit. Aber wie höre ich damit auf? Ich kann mir ja nicht vorher aussuchen was ich denke und dann entscheiden. Gedanken kommen doch einfach, da kann ich doch gar nichts für, oder? Den ganzen Tag geht das so. Ich kann mich nich ablenken oder beschäftigen. Möchte ich mich ablenken, dann klappt das erst recht nicht, weil ich mich dann so auf diesen Gedanken konzentriere. Er klebt förmlich fest. Ich kann ihn nicht abschütteln.

Ich hoffe, jemand kann mir helfen oder zumindest sagen, was das ist. Ich grüble Ständig darüber nach, was das ist und wieso ich das mache.

Vielen Dank für eure Zeit.

LG, Silent

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alatan
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Beitrag So., 22.10.2023, 16:13

Wie muss man sich Gedanken ohne Inhalt vorstellen. Für mich heisst etwas nur dann Gedanke, wenn es einen Inhalt hat.

Wer, meinst du, ist für deine eigenen Gedanken verantwortlich, wenn nicht du selbst? Werden sie von jemandem oder etwas anderem hervorgebracht?

Bist du in psychiatrischer Behandlung?

Nach deiner Beschreibung spricht man formal ganz allgemein von einer Denkstörung.

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Candykills
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Beitrag So., 22.10.2023, 16:18

Gedankenabreißen ist für mich, wenn ich Mitten im Gedanken eben den Gedanken verliere und keine Ahnung habe, was der Gedanke war und dementsprechend auch wie der Ochs vorm Berg stehe. Ich höre dann auch mitten im Satz wohl auf zu sprechen, weil ist ja weg.
Zwangsgedanken ist für mich, wenn ich immer wieder um das selbe Thema gedanklich kreise und trotz Ablenkung eigentlich direkt wieder bei dem Thema lande und dieses Kreisen aber eigentlich nicht so strukturiert ist, dass es zu einer Lösung führen könnte.

Was du beschreibst würde ich eher Gedankenarmut bezeichnen. Ich meine das, was du beschreibst zu kennen und bei mir wurde das psychiatrisch so immer bezeichnet und ich finde, dass es dem auch am nächsten kommt. Das heißt aber nicht, dass ich das deshalb bei dir diagnostiziere. Es ist nur meine Assoziation damit.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Beitrag So., 22.10.2023, 16:33

Danke für eure schnellen Antworten.

Also, das fühlt sich so an, als würde ich meine Gedanken die ganze Zeit bewachen und kontrollieren. Als wäre irgendwas nicht in Ordnung, alle paar Sekunden gerate ich in diesen Zustand. Dann driften meine Gedanken ab und paar Sekunden später ist dieser Abriss wieder da. Es ist sehr schwer zu erklären.

Ich denke schon, dass ich eigentlich selbst für meine Gedanken verantwortlich bin, aber wiederum auch nicht, denn wir können ja gar nicht beeinflussen, was uns in den Sinn kommt. Das entscheide ich ja nicht vorher, denn dann ist es schon gedacht bevor ich es entscheiden kann.

Ich bin in psychologischer und psychiatrischen Behandlung, war auch schon zwei Mal in der Klinik deswegen. 2014, als ich deshalb in der Klinik war, hat sich das jedes Mal wie ein Stromschlag im Kopf angefühlt, ich hatte mehrere Panikattacken täglich über ein halbes Jahr lang. Da war dieser Zustand noch deutlich schlimmer. Aber ich weiß nicht mehr, was mir da geholfen hat. Ich weiß ja gar nicht mal genau, was ich habe. Die einen sprechen von Denkstörung, die anderen von Zwangsgedanken. Ich nehme einen Haufen Medikamente, aber irgendwie bringen die mir nicht viel. Sie dämpfen das Ganze evtl. etwas.
Ich weiß leider nicht mehr weiter und weiß auch nicht wie lange ich das noch aushalten kann :-(

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Candykills
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Beitrag So., 22.10.2023, 16:43

Was würde denn passieren, wenn du einfach hinnimmst, dass es so ist. Dass du eben - wie du ganz richtig erkannt hast - deine Gedanken nicht wirklich kontrollieren kannst, außer du tust das versucht ganz bewusst und dann ist ja nix anderes mehr möglich.
Du wirst ja vor irgendwas Angst haben (schreibst ja sogar von Panikattacken), wenn du es nicht einfach "passieren lassen kannst", dass die Gedanken zwischendurch abreißen oder eben ihr Eigenleben führen.
Und das wovor du Angst hast, ist das dann auch wirklich schädlich? Was passiert, wenn das eintritt? Wäre es möglich einfach mal loszulassen und es eintreten zu lassen und abzuwarten, was passiert?
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Beitrag So., 22.10.2023, 16:50

Ich muss es ja wohl oder übel hinnehmen. Aber mir geht es sehr schlecht damit. Mit diesem Gedanken kommt nämlich auch ein sehr schlechtes Gefühl, das ich die ganze Zeit aushalten muss. Ich kann das nur sehr schlecht annehmen. Und was das Loslassen angeht - Ich schaffe das nicht, ich weiß nicht wie das funktioniert, ich bin unheimlich verbissen. Trotz Therapie und Medikamenten bekomme ich das nicht hin. Ich quäle mich durch den Tag und bin einigermaßen froh, wenn ich schlafen gehen kann. Am nächsten Tag geht der Horror dann aber weiter. Ich habe keine Ruhe.

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Candykills
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Beitrag So., 22.10.2023, 17:08

Warum nimmst du denn so viele Medis, wenn die eigentlich gar nicht helfen, also weder die Probleme mindern, noch du dadurch wenigstens entspannter mit umgehen kannst?
Du sollst sie natürlich nicht ohne Absprache absetzen, aber die Medis können je nachdem solche Symptome auch verstärken.

Manchmal wirken Medikamente, vorallem Psychopharmaka auch paradox. Kann ich ein Lied von singen.
Bspw. Zyprexa, dass oft auch bei Angst eingesetzt wird, aber dann auch gleichzeitig zu Ängsten führen kann.

Dementsprechend kann es zumindest Sinn machen auch die Medikamente zu hinterfragen. Mehr hilft nicht unbedingt mehr.
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Beitrag So., 22.10.2023, 17:31

Mit der Zeit wurden mir immer mehr Kombinationen verschrieben. Ich habe sogar einen Tavor-Entzug hinter mir. Momentan setze ich auch eins wieder ab, aber Wirkung und ausschleichen dauert immer sehr lange. Leider haben wir bei mir noch nicht die richtige Kombination gefunden. Ich weiß nicht, ob es überhaupt ein Medikament gibt, das mich da entlasten kann.

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Candykills
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Beitrag So., 22.10.2023, 18:15

Ist eine langwierige Sache das richtige Medikament zu finden!

Verbissen klingt halt auch wieder zwanghaft. Viel Kontrolle.
Kontrolle kann man nicht einfach ablegen, sie ist ein Schutz. Aber vielleicht hilft es eben nach und nach zu merken, dass nicht gleich etwas passiert ohne Kontrolle. Und dazu musst du auch mal loslassen und sei es immer nur für kurze Zeiträume.
So funktioniert Konfrontation.
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Beitrag Mo., 23.10.2023, 06:14

Und die Medikamente bekommst Du in Bezug auf welche gestellte Diagnose?
Ich denke es wäre wichtig, zunächst mal eine Diagnose zu haben, mit der Du Deine Problematik "verstehst". Weil es schon große Unterschiede macht, ob man Denkstörungen im Rahmen einer Schizophrenie, einer Depression, einer Angststörung etc. etc. hat. Denkstörungen treten halt bei sehr vielen Erkrankungen auf.
Man kann dann schon einiges tun, um die eigenen Gedanken zu lenken und zu verändern. Aber das hängt eben von der Diagnose ab.
Ich würde keine Medikamente nehmen die mir schaden (Tavor-Entzug) oder gar nicht helfen.

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Beitrag Mo., 23.10.2023, 08:02

Leider habe ich nicht nur eine Diagnose. Ich habe eine Sozialphobie, eine generalisierte Angststörung, Zwangsgedanken, schwere Depression und psychotische Ansätze.
Das Problem ist ja, dass ich nicht weiß, was ich habe. So ist das dann halt schwierig zu behandeln. Meine Psychologin sagt, dass es was psychotisches hat. Anfangs war sie aber noch für Zwangsgedanken, ebenso wie mein Psychiater und die Ärzte in der Klinik. Ich war dieses Jahr von März bis Juni da.

Es gibt hier einen Beitrag, in dem ich mich wiedergefunden habe. Vielleicht beschreibt es das besser.
viewtopic.php?t=529

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SinnIch
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Beitrag Mo., 23.10.2023, 08:45

Hmm es kommt mir bekannt vor, weiß aber nicht, ob es wirklich das gleiche ist. Mir klingt es nach Zwangsstörung, nur dass deine Zwangsgedanken sich eben auf das Gedankenmachen selber bezieht. Und je mehr du darauf achtest, umso schlimmer wirds.
Ich habe auch mal deine Diagnosen bekommen, wobei bei mir allerdings noch nie von Psychose die Rede war.
Ich nehme ein SSRI gegen Ängste/Zwänge, damit ist es sehr viel besser und die Gedanken hängen nicht mehr so fest.
Schau auch mal hier, ich finde das sehr ähnlich viewtopic.php?t=46734

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SilentCaustic
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Beitrag Mo., 23.10.2023, 11:02

Ja, ich finde auch, dass das ähnlich klingt.

Wie ist es denn bei dir? Wir würdest du es beschreiben? Und hast du darunter sehr gelitten. Ich brauche irgendwas oder irgendwen, der mir sagt, was das ist und dass das hoffentlich wieder verschwindet und welches Medikament hilft. Ich weiß, es wird vielleicht bei jedem anders sein. Aber meine Hoffnung wird immer geringer und ich weiß nicht, wie ich so leben soll :-(

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SilentCaustic
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Beitrag Di., 24.10.2023, 08:01

SinnIch hat geschrieben: Mo., 23.10.2023, 08:45 Hmm es kommt mir bekannt vor, weiß aber nicht, ob es wirklich das gleiche ist. Mir klingt es nach Zwangsstörung, nur dass deine Zwangsgedanken sich eben auf das Gedankenmachen selber bezieht. Und je mehr du darauf achtest, umso schlimmer wirds.
Ich habe auch mal deine Diagnosen bekommen, wobei bei mir allerdings noch nie von Psychose die Rede war.
Ich nehme ein SSRI gegen Ängste/Zwänge, damit ist es sehr viel besser und die Gedanken hängen nicht mehr so fest.
Schau auch mal hier, ich finde das sehr ähnlich viewtopic.php?t=46734
Darf ich denn fragen, was du nimmst?

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SinnIch
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Beitrag Di., 24.10.2023, 08:15

Hallo,

Ich hatte nicht geantwortet, weil ich unsicher war. Man neigt ja gerne dazu was im anderen zu lesen, was man selber zu kennen glaubt, aber vielleicht liegt es daran, dass man sowas auch schlecht in Worte fassen kann.. Ich such mir irgendwie automatisch immer neue Sorgen, an denen ich mich verbeiße und wenn ich das mal nicht habe, empfinde ich das Leere selber plötzlich als beängstigend, habe Angst verrückt zu werden und sowas bis ich wieder was neues Konkretes finde. So eine Idee mit leerem Gedanken könnte auch was sein, auf das ich mich einschießen könnte. Ich fing schon durch den Thread an zu überlegen, wie ich denke, das hab ich mal direkt gestoppt;-)
Wie kam es denn, dass du plötzlich meintest, die Gedanken wären nicht mehr fließend? War da ein konkreter Auslöser, ein Gedanke oder eine Beobachtung?
Ich glaube die laufen nie richtig flüssig.
Ich nehme Paroxetin. Ist vielleicht heute nicht mehr das Mittel erster Wahl, aber bei mir "bewährt".
Aber ich würde nicht von anderen ableiten, vielleicht brauchst du was ganz anderes.

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