Hoffnungslos nach Retraumatisierung und widrigen Lebensumständen

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Silberdistel
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 04:24

@Sydney-b
Danke für Deine Beiträge.
Die Idee, erneut umzuziehen, meinst Du sicher nicht ernst....
Ich wüsste nicht, in welche Nähe welches meiner Kinder ich umziehen würde wollen, zumal die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass meine Kinder sich beruflich, privat und räumlich noch verändern werden...
Es ist für mich keine Option, meinen Lebensinhalt, meinen Lebenssinn und mein 'Am-Leben-Bleiben' an die Eventualität von Enkelkindern zu knüpfen.
Ich bin auch nicht auf der Suche nach einer (geringfügigen) Beschäftigung.

Wie schon geschrieben ringe ich tagtäglich um ein winziges Stück Boden unter meinen Füßen, bin ich (re)traumatisiert, leide unter den Folgen (verstärkten Symptomatik) und schaffe es kaum, meinen Alltag zu bewältigen.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 05:55

In manchen Städten gibt es auch Programme von psychosozialen Zentren, wo man weitere Betreuung und Unterstützung erhalten kann. Da gibts auch die Möglichkeit zu übernachten, wenn man es zu Hause nicht mehr aushält. Und die Leute haben ein Nottelefon bei sich, so dass der bzw. die zuständige Person im Notfall erreichbar ist und dann auch zu dir heimkommt. Vielleicht geht das bei dir?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Silberdistel
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 08:22

Liebe Philosophia,
diese Möglichkeit klingt gut.
Solch ein Zentrum gibt es hier leider nicht.
Beim SpDi bin ich bereits vorstellig geworden, habe bzgl. des ambulant betreuten Einzelwohnens angefragt. Dafür stehe ich auf der Warteliste - keine Ahnung, wie lange es dauert, bis es da wieder einen freien Platz gibt.
Die Dame vom SpDi, bei und mit der ich ab und an ein Gespräch habe, kennt sich mit dissoziativen Störungen nicht wirklich aus. Wenn ich vom 'Durcheinander der Stimmen in mir' versuche zu berichten, kommt sowas wie, das hätte ja jeder ( und meint ein innerliches Abwägen von Für und Wider). Oft gehe ich nach solchen Gesprächen verzweifelter als ich kam, und 'diejenigen in mir', die drängen, meinen, "sofort Schluss zu machen" sind lauter als zuvor.
Ich finde mich mit mir selbst, in mir selbst und im Außen zunehmend weniger zurecht (Zeitverluste, Handlungen, an die ich mich später nicht erinnern kann, ich mache etwas in dissoziiertem Zustand, was nicht unerhebliche Folgen für mich hat und frage mich später, wie konnte ich nur...)
Ich erlebe Kontrollverlust, weil 'jemand anderes vorne ist und agiert' und ich es in den Momenten/Zeitspannen nicht mitbekomme. Dies macht mir Angst, macht mich unsicher.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 08:26

Aber dann hast du auf jeden Fall schon mal richtig gute Schritte gemacht!!!! Was auch immer geht: Mal bei deiner Krankenkasse anrufen und fragen, was es noch für Möglichkeiten gibt!
Auf jeden Fall kann ich deine große Unsicherheit verstehen... es ist echt so ätzend, wenn das so schlimm ist. Hast du vielleicht nette Nachbarn, die dir helfen könnten? Oder ist da was ausbaufähig?
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Silberdistel
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 09:10

Danke Philosophia für Dein Verständnis.
Nochmal zur Erinnerung: Ich wohne hier im anderen Bundesland und dem neuen, fremden Ort seit 4 Monaten. Ich habe es bislang noch nicht einmal geschafft, bei einem Hausarzt als Neupatientin aufgenommen zu werden, geschweige denn bei einem Psychiater oder anderen Facharzt. Mit beiden Sturzfolgen (infolge Dissoziation) und Verletzungen musste ich in die Notaufnahme des 25km entfernten Krankenhauses, da die orthopädische Praxis mich nicht genommen hat.
Ich habe mir in den 4 Monaten bereits 3 Selbsthilfegruppen angeschaut. An meinem Wohnort gibt es keine (für Komplextraumatisierte, von Dissoziationen Betroffene mit Depressionen). Für eine SHG habe ich mich entschieden, für die 1 1/2 Stunden SHG bin ich 4 Stunden außer Haus. Das ist das Äußerste, was ich mir gegenwärtig zumuten kann, und so etwas ginge nicht täglich.
Meine Hausnachbarn kenne ich vom Sehen, Grüßen und kurzem Smalltalk. Ein "Mehr" an vertrauensvollen Kontakt braucht Zeit und muss wachsen...
Ich würde gerne (Berg)Wandern, sollte wegen der Sturzgefahr (Dissoziationen) aber nicht unbedingt alleine unterwegs sein, ich würde gerne Tanzen (kein Paartanz), aber mit einer EM-Rente unter 1000€ muss ich auf den Wohngeldbescheid warten, um zu wissen, ob es überhaupt einen klitzekleinen Spielraum gibt neben den Ausgaben für das Lebensnotwendige.

Soweit mal ein kl. Einblick. Ich fühle mich einfach sehr allein mit allem und ohne Unterstützung. Täglich 'kämpfe' ich mit dem "Ich kann nicht mehr".

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 10:52

mir ist jetzt nicht ganz klar wieso du diesen aktuellen Wohnort gewählt hast.
Das ist ja offenbar ein Ort ohne jeden persönlichen Bezug, ohne ordentliche Anbindung, ohne verfügbare Hilfen, ohne Freundinnen etc.

Du bist 15 Mal umgezogen.
Womöglich wäre mittelfristig ein gut durchdachter und geplanter 16. Umzug sinnvoll.
In einen Ort mit Anbindung und verfügbaren Hilfen. In eine Ort, in dem Therpeuten, Gruppen, Kliniken... erreichbar sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Und in dem mindestens eine Freundin oder ein Familienmitglied wohnt und weitere in der Nähe.

Leider ist alles was dir jetzt etwas helfen könnte mit weiterer Aktivität verbunden.
Dennoch wird es auch vor Ort Hilfen geben. Erkundige dich nach dem Orts- oder Bezirkssozialarbeiter, nach Beratungsstellen, auch kirchlichen, nach sozialpsychiatrischem Dienst, nach Nachbarschaftshilfe. Probier es aus, nimm erstmal was du kriegen kannst und bereite dann die nächsten Schritte vor

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Silberdistel
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 11:53

Danke chrysokoll für Deinen Beitrag.
Ich bin in dieses Bundesland gezogen, weil 2 meiner 3 Kinder in diesem leben und die zu überwindende räumliche Entfernung gegenüber vorher zumindest mal geringer ist.
Ja, es ist ein Ort ohne jeglichen persönlichen Bezug für mich (so gesehen hätte ich von meinem vorletzten Wohnort gar nicht wegziehen sollen/dürfen).
Es sprengt den Rahmen, wenn ich die Gründe und Umstände näher ausführe.
Ursprünglich wollte ich nie einem meiner Kinder 'hinterherziehen', weil noch bei keinem mittelfristig (geschweige denn langfristig) absehbar ist, ob sie ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt an ihren gegenwärtigen Wohnorten beibehalten werden.
In der Umgebung meines vorletzten Wohnortes habe ich keinen auch nur halbwegs bezahlbaren Wohnraum gefunden. Und das ist aktuell und wahrscheinlich auch in nächster Zukunft in unserem Land für finanziell schlecht gestellte Menschen ein relativ aussichtsloses Unterfangen.
So gesehen bin ich froh, meine jetzige Wohnung gefunden bzw. bekommen zu haben. Zum einen Kind sind es eine gute Stunde mit dem ÖPNV, zum anderen gute 2 Stunden. Je größer die Stadt, je besser die Infrastruktur und Angebote, desto teurer die Mieten.
Ein Umzug kommt zunächst definitiv für mich nicht in Frage. Von 2 Umzügen innerhalb von 9 Monaten muss ich mich erst mal erholen, auch finanziell.
(Mein 3. Kind lebt in einem noch weiter entfernten Bundesland, dort zu leben kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, auch wenn ich mich als heimat- und wurzelloser Mensch fühle.)

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 12:24

danke für deine Erklärungen silberdistel
Es sind jetzt also einige Tatsachen da, die du nicht verändern kannst. Auch das ist ja dann ein Ausgangspunkt.
Mir hilft es Dinge, die ich nicht ändern kann auch so abzuhaken und irgendwie zu versuchen das Beste draus zu machen.

Ich habe dir ja ein paar Anregungen gegeben wie du vor Ort oder in näherer Umgebung vielleicht doch erstmal an Hilfe gelangen könntest. Diese Einrichtungen haben dann oftmals auch Tipps wie es für dich weiter gehen könnte oder an wen du dich noch wenden könntest.
Ich möchte dich daher nochmals ermuntern dies zu versuchen, auch wenn es dir auf den ersten Blick widerstrebt

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Silberdistel
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 12:42

Danke chrysokoll für Deine Rückmeldung.
Ein wenig Anteilnahme, auch wenn es nur virtuell ist, tut schon gut.

Ja, die Dinge im Außen sind erst mal, wie sie sind, und ich bin sehr bemüht, aktiv zu werden - auch über meine Kräfte hinaus und trotz miserabler Verfassung.
Wie geschrieben, SpDi war/bin ich, ambulant betreutes Einzelwohnen stehe ich auf der Warteliste, SHG gesucht und zunächst mal gefunden, Seniorenbüro im Ort aufgesucht, am sog. Seniorennachmittagskaffee teilgenommen, Zig (Wiederholungs)Anrufe bei verschiedensten Ärzten (leider erfolglos), Psychotherapeutensuche/-Anfragen bislang ebenso vergeblich.
All das aus eigener Kraft, in Eigeninitiative und schwer depressiv (vom Rest rede ich mal nicht).

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Philosophia
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 16:17

Silberdistel hat geschrieben: Fr., 03.11.2023, 09:10 Meine Hausnachbarn kenne ich vom Sehen, Grüßen und kurzem Smalltalk. Ein "Mehr" an vertrauensvollen Kontakt braucht Zeit und muss wachsen...
Das seh ich etwas anders - da muss man auch selbst aktiv sein. Wäre ich nicht aktiv gewesen, würde ich jetzt nicht diese guten Nachbarschaftsverbindungen haben. Ich unterstütze meine Nachbarn auch - ist ein Geben und Nehmen.
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 16:29

@Philospphia, das sehe ich schon auch so. 4 Monate sind nun aber auch noch keine Zeit um abschließend darüber zu urteilen.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 16:35

Na, das war auch nicht aburteilend gemeint. Tut mir Leid, wenn meine Worte so rüberkamen. Ich verstehe, dass 4 Monate keine Zeit sind. Andererseits drückts dich doch aber so und du bräuchtest dringend Unterstützung und gute Kontakte - und gerade bei Nachbarn kann das so toll sein, weil gleich nebenan. Ich wollte dich nur ermutigen, dir vielleicht schon mehr zu trauen, auch wenn du erst 4 Monate da wohnst.
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Silberdistel
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 17:10

Ja sicher.
Vieles schreibt und sagt sich leicht.
Meine momentane Lebenswirklichkeit sieht so aus, dass ich die Hälfte der Tage und Zeit mit starkem körperlichen Krankheitsempfinden buchstäblich darniederliege und die verbleibende Zeit meinen Alltag regle, meinen Hund versorge und mit der Restkraft/Energie, Dinge in die Wege leite, Wege probiere, etwas in Angriff nehme in der Hoffnung, es bringt mich irgendwie weiter bzw. hält mich am Leben.
Klar, in der Akutpsychiatrie "aufzuschlagen", bliebe, wenn nichts mehr geht - ist für mich aber keine Option, denn an meinen Lebensumständen ändert dies auch nichts.
Ich weiß, es ist schwer und schwierig, und nur ich kann irgendetwas ändern - nur, dazu muss ich auch körperlich, seelisch und geistig in der Lage und Verfassung sein. Und hier sehe ich nicht, wie ich diesen Zustand absehbar erreichen könnte (dass ich es alleine schaffen werde, denke ich nicht).

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Silberdistel
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 17:31

Nachtrag: Die Folgen der Retraumatisierung sind immens, so sehr, dass ich mich selbst kaum wiedererkennen. Uns das liegt erst ein gutes Jahr zurück. Wie ich damit umgehen und wie ich dies aufarbeiten und überwinden kann, weiß ich nicht. Auch der vielleicht erste Schritt der 'radikalen Akzeptanz' dass es so geschehen ist, hilft mir nicht.
Ich fühle mich damit nicht nur allein ich bin es.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 03.11.2023, 17:37

ja, verstehe ich schon... ich möchte übrigens sagen, dass ich die Kontakte zu meinen Nachbarn auch in einer nicht so guten Situation gesucht habe. Aber ist ja auch egal - ich habe verstanden, dass das jetzt gerade keine Option für dich ist.
Ich habe gerade auch eine Retraumatisierung erfahren und bin schon mehrfach völlig ausgerastet deswegen... auch körperliche Symptome etc.
Vielleicht hilft es dir, dass du mit solch einer Erfahrung nicht allein bist - auch wenn das Gefühl natürlich ganz individuell ist. Aber ich weiß... wenn bei mir das hochkommt, dann werd ich wer anders, dann will ich nicht mehr, dann stoß ich alle weg, dann ist da nur Panik, Anspannung und Hypervigilanz. Es ist furchtbar. Es ist aber nicht meine erste Retraumatisierung - ich weiß, ich kann es überleben, auch wenn es sich in dem Moment nicht so anfühlt. Ich habe mir jetzt alle Hilfe geholt, die ich brauche - trotzdem muss ich den Schmerz oft allein tragen. Insofern, ja, mit dem Traumaschmerz ist man die meiste Zeit völlig allein - und kaum einer versteht das Unsagbare. Und es ist auch kaum auszudrücken, so dass das zusätzliches Einsamkeitsgefühl fördert...
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