Querulant/paranoid oder Selbstsicherheit - wie unterscheiden?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Charlie Foxtrott
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Querulant/paranoid oder Selbstsicherheit - wie unterscheiden?

Beitrag Mi., 13.12.2023, 17:53

Liebe Leute,
ich mache mir Sorgen, dass ich zu paranoid bzw. eine Querulantin bin. Die einen (Ex-Therapeutin, ehemalige Vorgesetzte, Freunde, Ex-Lehrer) sagen, ich solle mehr zu mir stehen und für meine Rechte eintreten, die anderen (Ex, Chefin, Therapeut Nr. 1) meinten, ich sei zu paranoid und narzistisch. Wie finde ich nun heraus, was stimmt? Ich hatte mal eine Kollegin, die musste ca. 1 x/Woche eher gehen, weil sie zum Anwalt musste und hing morgens erst mal in der Beschwerdehotline, weil der Bus 5 min Verspätung hatte oder so. Ich will auf keinen Fall so werden.
Ich schreibe mal ein paar Situationen auf, teils von mir, teils von ihr, der Anonymität halber gemischt:
• An der Haltestelle oder Ampel jemanden darauf hinweisen, dass er zu nah an einen rangerückt ist (mit Körperkontakt).
• Auf der Straße nur jedem 2. Menschen ausweichen (man bumping) https://www.spiegel.de/panorama/man-bum ... 4af699339b
• Einen falschen Therapiebericht reklamieren (nicht erbrachte Leistungen, falsche Stundenzahl)
• Eine Klage wegen 50 c Betriebskosten anstrengen
• Beschwerde wegen 5 min Zugverspätung
• Im Freibad den Badeanzug auf den Maschendrahtzaun hängen und dann das Bad wegen des Lochs verklagen
In Karriereratgebern heisst es ja auch, man solle nicht gegen Narzisten kämpfen, um sich vor dem scharfen Gegenwind, der einen dann erwartet, zu schützen. Wie finde ich das richtige Maß?

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 19:06

hast du denn eine Diagnose in der Richtung?
Es hat ja wenig Sinn sich da irgenwas anzudichten. Und ich finde es hat noch weniger Sinn wild irgendwelche fremden Beispiele zu mischen, wer soll da was beurteilen?

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Candykills
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 20:41

Die letzten 3 Sachen finde ich schräg.
Wenn du diese also gemacht hast, dann kann ich dir zwar keine Diagnose geben (will ich auch nicht), aber ich fände es komplett überzogen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sydney-b
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Beitrag Mi., 13.12.2023, 23:38

Zu Punkt 1:
Kann man so handhaben.
Kommt aber auch darauf an: Steht man in einer großen Menschenmenge, dann ist es fast nicht möglich, auszuweichen.
Ist genügend Platz vorhanden, dann gibt es keinen Grund, warum eine fremde Person einem so nah auf die Pelle rückt, dass es zu Körperkontakt kommen muss.

Zu Punkt 2: Warum sollte ich absichtlich mit jemanden zusammenstoßen wollen?
Dabei könnte ich mich verletzen. Deshalb würde ich freiwillig ausweichen, falls mir eine Person entgegenkommt, die in ihr Handy starrt und mich deshalb nicht bemerkt oder komplett in ein Gespräch vertieft ist oder was auch immer.

Zu Punkt 3: wäre ich mir sicher, dass zu viele Stunden abgerechnet worden sind, würde ich auch nachfragen, wie man darauf kommt.

Zu den letzten 3 Punkten: Was soll mir das bringen?
Und was soll das mit Narzissmus zu tun haben?

Für mich hat keines deiner Beispiele irgendwas mit Narzissmus zu tun.

Die meisten Punkte (wenn man sich so benimmt) würde ich als eher „ungesund“ einstufen.

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Gespensterkind
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Beitrag Do., 14.12.2023, 07:39

Ich verstehe nicht so ganz, um was es Dir genau geht?
Ich würde jetzt nicht die einzelnen Situationen analysieren wollen, weil ich dazu nun auch nicht sagen kann, ob das krank oder gesund oder schräg oder sonst was ist. Ich kenne Dich ja gar nicht.
Möchtest Du eine Diagnose? Dann solltest Du zu einem Arzt/Psychologen etc. gehen, der Diagnostik macht.
Möchtest Du etwas verändern?
Möchtest Du anders sein, als Du Dich verhältst?
Stört es Dich selbst?
Was genau stört Dich?

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Minniemaus
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Beitrag Do., 14.12.2023, 09:55

Zu den Beispielen die du nennst denke ich: Falschen Therapiebericht an KK reklamieren - klar, unbedingt. Das kann weitreichende Folgen haben und ist finanziell wichtig.

Ich gebe zu dass ich selber gelegentlich Leute "man-bumpe" (cooles Wort, wieder was gelernt) die im überfüllten Bahnhof oder Innenstadt im Gehen auf ihr Handy glotzen oder mitten in Durchgängen stehen bleiben (z.B. oben an der Rolltreppe). Fühle mich aber selber nicht wirklich gut dabei. Mein eigenes Stresslevel steigt, unangenehme z.T. auch physisch schmerzhafte Begegnungen sind die Folge. Man kann die Frage stellen ob man sich das alles selbst antun will.

Alle anderen Beispiel: Die sind definitiv kleinlich oder lassen sich easy vermeiden indem man selber etwas besser macht, das einen echt nix kostet (von der Person an der Ampel einen Schritt wegtreten, Badeanzung woanders aufhängen) und deswegen andere zu kritisieren oder von ihnen etwas zu verlangen finde ich tatsächlich querulantisch.

Da wo es dich betrifft: Überleg doch mal was du davon hast, dich so zu verhalten. Bist du gestresst und musst bei anderen Dampf ablassen? Fühlst du dich in deinem Leben generell zu wenig "gesehen" oder wertgeschätzt? Bist du rasch verunsichert wenn die Dinge nicht ganz genau so laufen wie du es dir vorstellst? Hast du negatives erlebt und deswegen eine dauerhaft negative Einstellung zum Leben oder zu anderen Menschen allgemein?
Ich hatte mal einen psychisch sehr belastenden Job (mit verhaltensauffälligen Jugendlichen), auch mit sehr stressigen Arbeitszeiten. Während dieser Zeit verhielt ich mich oft auch so. Als ich die Stelle wechselte und mein Stress damit reduzierte und ich mehr Positives erlebte, war es wieder kein Problem mehr, mit anderen nachsichtig zu sein bzw. solche "negativen" Alltagserfahrungen gar nicht mehr zu erleben - weil sich solche Dinge dann gar nicht mehr als "Störung" wahrnahm.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Do., 14.12.2023, 09:58

Ja, ich hatte einen Verdacht auf paranoide Persönlichkeitsstörung. Aber nur deshalb, weil meine "Aufwuchsbedingungen" in der Kindheit isoliert betrachtet wurden und allein aus dem Grund meine Gewalterfahrungen als ausgedacht stigmatisert wurden. Okay, das ist Geschichte.
Was ich will, ist, mir den Raum nehmen, der mir zusteht, wortwörtlich räumlich und auch sonst.
Nun ist es ja so, dass gerade Narzisten besonders laut schreien, wenn man ihnen Grenze setzt. Bin ich also Gaslightning-Opfer von Narzisten oder setze ich reale Rechte durch? Dass man aus der Ferne die Frage nicht statistisch lösen kann, ist mir klar. Aber evtl. ein Stimmungsbild.
Und nein, die letzten 3 Bsp. sind nicht von mir.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 14.12.2023, 10:27

Woher stammt dieser Veracht auf die paranoide Persönlichkeitsstörung denn? Wer hat das formuliert?
Ich halte sehr sehr wenig von irgendwelchen Verdachtsdiagnosen auf Zuruf. Und ich halte eine fundierte Diagnostik für unabdingbar. Ich habe am eigenen Leib erfahren was solche Verdachtsdiagnosen auslösen können.
Ich bekam irgendwann mal eine Boderline-Diagnose, ohne jede Diagnostik, einfach so weils aus Sicht der Behandler passend war. Und mit dieser sehr unguten Diagnose wurde ich dann herumgereicht. Und oh Wunder, mir ging es nie besser, die therapeutischen Strategien wirkten überhaupt nicht. Tja, war ja auch die komplett falsche Diagnose.

Hast du jetzt eine Diagnostik durchlaufen?
Soweit ich mich erinnere bist du in Therapie, wie sieht der Therapeut das?
Und vor allem: Was konkret stört dich an dir, an deinem alltäglichen Verhalten? Welche Rückmeldungen bekommst du von nahen Menschen, auch auf Nachfrage?

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Do., 14.12.2023, 16:31

chrysokoll hat geschrieben: Do., 14.12.2023, 10:27 Woher stammt dieser Veracht auf die paranoide Persönlichkeitsstörung denn? Wer hat das formuliert?

Und vor allem: Was konkret stört dich an dir, an deinem alltäglichen Verhalten? Welche Rückmeldungen bekommst du von nahen Menschen, auch auf Nachfrage?
Formuliert hat das ein Ex-Therapeut, der sich auf meine Kindheit versteift hatte. Ich hatte Angst vor nem Typen, der sitzt jetzt für sehr lange, es musste erst jemand sterben. Bei Therapeut Nr. 2 war ich dann entsprechend vorsichtig, was aber aus Erfahrung der Vortherapie war.
Therapeutin Nr. 3 sieht das nicht so, Diagnose kptBS erscheint mir passend, hat auch schnell sehr gute Erfolge gebracht.
Aktueller Anlass: Hatte vor kurzem Selbstsicherheitstraining und habe jetzt Angst, dass ichs beim Grenzen setzen übertreibe. Die Reaktionen der Menschen, die begrenzt werden, sind ja auch nicht immer nett und einsichtig.
Rückmeldungen bekomme ich eben ganz auseinander gehende, von viel zu egoistisch bis viel zu unterwürfig. Warum so uneinheitlich? Mit der Therapiegruppe, in der ich war, habe ich mich super verstanden, die waren alle so berechenbar.
Ganz anders als die in der Rehaklinik (auch Borderliner darunter), worauf ich mit Totalrückzug reagiert habe, um bloss nichts falsch zu machen und niemanden zu kränken.


montagne
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Beitrag Sa., 30.12.2023, 02:10

Die Situationen, die du beschreibst wirken unangetastet und dadurch stressig für DICH.
Wenn du dich damit wohl fühlst, ist es doch okay.
Jeder hat halt so seine Werte
amor fati

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