Konfrontativer Therapeut

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sakiri
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Konfrontativer Therapeut

Beitrag Do., 22.02.2024, 22:22

Hallo liebes Forengemeinschaft,

ich bin gerade dabei eine PT anzufangen. Der Therapeut ist Analytiker, macht aber laut eigener Aussage eine Kombi aus Analyse, TP und Gestalttherapie. Der Plan ist, dass ich bald mit anderen bei ihm eine analytische Gruppentherapie beginne, in Kombi mit Einzelterminen. Aktuell sind wir noch dabei, uns per Einzelsitzungen kennenzulernen.

Ich war erst 3 mal bei ihm, aber die letzte Sitzung war richtig, richtig anstrengend für mich. Ich mag den Therapeuten, er erscheint mir professionell, klug, erfahren, manchmal auch witzig, aber er ist einfach extrem konfrontativ. Zumindest nehme ich das so wahr (vielleicht bin ich auch einfach sehr zart besaitet). Es irritiert mich. Ist das normal und irgendeine spezielle Technik? Ich habe bisher kaum Erfahrung mit PA oder TP, deshalb irritiert mich sein konfrontatives Auftreten. Ich bin wahrscheinlich eher "Kuschelkurs" gewohnt.

Meine Probleme liegen vor allem im Bereich geringer Selbstwert, Imposter Syndrome, soziale Ängste, Einsamkeit und vor allem Schweirigkeiten mit Nahbeziehungen. In der letzten Sitzung haben wir über meine aktuelle (schwierige) Datingerfahrung gesprochen. Ich habe ihm erzählt, dass es nicht gut liefe, sich die Person schon wieder halb aus meinem Leben verabschiedet habe, aus meiner Sicht aufgrund eines Missverständnisses, was mich doch sehr traurig macht, wenngleich ich diese Zuneigungsgefühle im direkten Kontakt (also bei den Dates) so nicht spüren konnte. Na jedenfalls hat er mir ziemlich direkt um die Ohren gehauen, dass ich meine Misere selbst fabriziert habe, dass das "Missverständnis" aufgrund meiner Unfähigkeit zwischenmenschliche Zwischentöne richtig zu hören entstanden sei. Das hat gesessen. Er war sehr dafür, dass ich der Frau mal ehrlich sage, was ich eigentlich fühle (dass ich sie vermisse oder so) -- erschien mir too much; ich will ihr ja nicht unnötig mit sowas Hoffnungen mache, wenn ich mich obviously bereits eh ambivalent verhalten habe. Er meinte dann, ich könne natürlich auch einfach "ein Schisser" (!!!) bleiben. Puf. Hat auch gesessen.

Es ging dann noch um die Beziehung zu meiner Mutter und eher frühkindliche Erfahrungen. Er meldete mir dann rück, dass ich die Botschaften, die ich da von meiner Mutter wahrnahm (Ablehnung, ein Alien sein), viel zu stark internalisiert hätte und mein Leben mittlerweile so ausrichte, als stimme die Botschaft. Fand ich prinzipiell eine sehr wertvolle Rückmeldung, aber auch das war mir "zu viel" Feedback auf einmal.

Ich kam völlig desorientiert aus der Sitzung, hatte so viele Zweifel und Unsicherheiten in mir. Viel mehr als vorher. Der negative Selftalk kickt gerade richtig rein. Ich hab Angst, dass wenn es so weitergeht, sich meine Symptomatik verschlimmern wird.

Ist das alles normal für den Beginn einer Therapie? Mir ist bewusst, dass Therapie anstrengend sein kann (muss?), aber puh, ich finds richtig anstrengend.

Soll/kann/darf ich mit ihm darüber sprechen, dass ich seine Art aus der letzten Sitzung sehr konfrontativ fand? Vielleicht kann ich auch einfach nicht mit Kritik/den-Spiegel-vorgehalten-bekommen umgehen.

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SinnIch
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Beitrag Do., 22.02.2024, 22:34

Wäre für mich jedenfalls auch nichts. Find ich mindestens sehr unsensibel, zumal er dich ja noch nicht kennen kann nach der kurzen Zeit. Das mit den Zwischentönen kann er ja offensichtlich selber nicht.
Ich find auch eh besser, wenn man eher vom Therapeuten zu Lösungen geleitet wird statt mit der Nase quasi in was reingeschubst für was man noch gar nicht bereit ist oder vllt auch nicht mal stimmt. Das ist auch nicht das, was ich unter Spiegeln verstehe. Er klatscht dir rücksichtslos um die Ohren, was er da reininterpretiert.
Ansprechen kannst du es auf jeden Fall. Wenn er da nicht mit umgehen kann, kannst du ihn erst recht vergessen.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 22.02.2024, 22:41

Hört sich an als wäre das kein geeigneter Therapeut für dich. Ich bin garnicht sicher ob ich nach so einer Erfahrung überhaupt noch einen Versuch machen würde das zu klären und zu sehen ob er in der Lage ist wenn du sein Verhalten kritisierst er erstens selbstkritisch sein Verhalten hinterfragen kann und zweitens in der Lage ist einen völlig anderen Therapiestil zu fahren.

Du kannst es probieren ob sich das klären und abstellen lässt, ich wäre da aber nur verhalten optimistisch dass er sein Verhalten so ändern wird dass da eine für dich brauchbare Therapie rauskommt.

Und ja, deine Probleme können sich massiv verschlechtern wenn du mit deiner Konstitution so durch die Mangel gedreht wirst. Da könntest du in eine richtig fette Krise reinlaufen und massiv destabilisiert werden. Lass da komplett die Finger davon und such dir jemanden der besser zu dir passt.

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Sakiri
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Beitrag Do., 22.02.2024, 22:52

Na ja, er hatte mit seinen Rückmeldungen ja aber nicht ganz unrecht. Und obwohl ich es super anstrengend fand, hat die Sitzung schon einiges Umdenken bei mir in die Wege geleitet. Vielleicht wollte er mich einfach aus der Reserve locken und "wachrütteln"? Vielleicht ist es ein spezielles Verfahren, nach dem er agiert?

Vielleicht will er mich aber auch einfach loswerden und "wegekeln"? Könnte das auch sein?

Oder er will, dass ich mich gegen ihn wehre/im kontra gebe (das kann ich super schlecht)?

Ihr merkt schon, es rattert in mir. Wie gesagt, er hat mich ziemlich verunsichert.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 22.02.2024, 23:06

Sakiri hat geschrieben: Do., 22.02.2024, 22:52 Na ja, er hatte mit seinen Rückmeldungen ja aber nicht ganz unrecht. Und obwohl ich es super anstrengend fand, hat die Sitzung schon einiges Umdenken bei mir in die Wege geleitet.

Ja, aber der Ton macht die Musik. Das kann alles inhaltlich korrekt sein, aber das lässt sich auch sozialverträglich und nett kommunizieren anstatt es dir mit dem Dampfhammer drüberzubraten.

Und ich lese da jetzt nix von ihm das dir sinnvoll helfen könnte um diese Problematiken zu bessern.

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SinnIch
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 08:10

Was ich immer wieder lese und selber von mir auch kenne, dass man gerne immer hofft, dass ein Therapeut da eine bestimmte Methode hat und das alles schon seinen Sinn hat. Meist überschätzt man da aus meiner Sicht den Therapeuten gnadenlos. Ich hatte selber eine kurze Zeit eine Therapeutin so aus der Richtung, ich war fast jedes Mal nach den Stunden ein Häufchen Elend. Würde ich mir nicht mehr geben wollen.
Was anderes ist es, wenn einer schon einige Stunden hatte, vielleicht total da in seiner Traumwelt nicht merkt, was er da eigentlich tut, vielleicht eh schon einen starken Panzer hat und man ihn dann vielleicht mit Provokation mal in die Realität holt. Aber sorry, nach so kurzer Zeit find ich es einfach nur mies und menschlich auch daneben.

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caduta
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 08:25

Für mich klingt das nach jemandem, der meint seine Besserwisserei anderen unter die Nase reiben zu müssen. Also ziemlich unprofessionell.
Ich frage mich ob er psychologischer Psychotherapeut oder Heilpraktiker ist?

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lisbeth
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 08:41

Ich glaube, dieser Therapeut hat sich Fritz Perls (Begründer der Gestalttherapie) etwas zu sehr zum Vorbild genommen. Es gibt auf Youtube Aufnahmen von Sitzungen (sowohl Perls als auch die Klientin rauchend :eek!: ) und er (Perls) war berüchtigt dafür (und wurde auch dafür kritisiert), dass er Konfrontationen irgendwie als Selbstzweck betrachtete und die Frage, ob das die Klientin/den Klienten in DIESER Situation irgendwie weiter bringt dabei für ihn völlig unwesentlich war.

Weißt du, Sakiri, in der Therapie geht es nicht nur darum, ob das was der Therapeut sagt, Sinn ergibt. Es geht auch um das "wie" - wie ihr miteinander arbeitet, wie er dir unangenehme Wahrheiten (und davon wird es im Laufe der Therapie mehr als genug geben...) übermittelt. Und das hat auch viel mit Respekt und Wertschätzung zu tun.
Ich hab eine abgebrochene Therapie hinter mir, wo es zwischen mir und der Therapeutin komplett eskaliert ist. Inhaltlich hatte sie an manchen Stellen sicherlich Recht. Aber die Art und Weise wie sie es mir vermittelt hat, ging gar nicht und holte mich auch nicht dort ab, wo ich zu dem Zeitpunkt war. In der Nachfolgetherapie hat die Therapeutin manchmal fast genau dasselbe (inhaltlich) zu mir gesagt. Aber der Kontext und die Art und Weise waren stimmig und dann konnte ich auch damit arbeiten und mich damit auseinandersetzen.

Was dieser Therapeut macht: Er würgt dir eins nach dem anderen rein, und sagt aber dabei: Ich mach es doch nur zu deinem Besten. Das ist gaslighting. Das ist nix anderes, wie Eltern die ihre Kinder schlagen und sagen: Ich mache es, weil ich dich liebe.

Ich würde bei diesem Therapeuten nicht weitermachen. Wenn sich das in den ersten Stunden schon so deutlich zeigt, dann wird sich das durch die gesamte Therapie ziehen. Hört sich auch nicht so an, als sei er kritikfähig oder gar mal in der Lage zuzugeben, wenn er vielleicht mal nicht richtig liegen sollte. Was in meinen Augen ein MUSS ist für jede therapeutisch arbeitende Person.
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― Anne Lamott

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 09:41

das sehe ich ganz genauso!
Ein Therapeut muss passen, man muss sich bei ihm wohl und verstanden fühlen.
Und das merkt man in den ersten Stunden sehr genau!

Ich kann hier auch nur raten auf das Gefühl zu hören und jemand anders suchen. Das wird nicht besser, das wird keine hilfreiche Therapie. Denn natürlich sind Stunden auch anstrengend, gar keine Frage. Und es kommt in den besten Therapien mal zu einem Missverständnis. Aber es darf nicht in den ersten Stunden schon so laufen.

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SinnIch
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 10:05

Ja, dem kann ich nur beipflichten, die ersten Stunden sind meistens schon sehr bezeichnend. Gerne mag man dann ja, weil man so froh über Therapieplatz usw. ist, die Stimme übertönen, die sagt, dass man da falsch ist..., kann das total verstehen.

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SinnIch
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 10:24

Ich find ansonsten, dass Therapie auch immer Beziehungsarbeit ist. Und wenn es schon so startet. Konflikte kommen vermutlich eh früher oder später, gerade deswegen brauchts erstmal eine gute vertrauensvolle Basis.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 11:06

Das mit der Beziehungsarbeit kann ich fett unterstreichen. Das ist für mich sogar der Hauptteil, dass ich im Miteinander mit der Therapeutin lerne, wie "Beziehung geht". Und darüber nähern wir uns den anderen Themen an und bearbeiten diese. Das ist ein Miteinander, kein Gegeneinander. Wir - die Therapeutin und ich - gehen gemeinsam auf eine Expedition und erkunden das unbekannte Terrain. Die Therapeutin ist erfahrener auf solchen Expeditionen. Aber wie meine persönliche Landkarte aussieht, weiß sie auch nicht. Sie kann Vermutungen anstellen, weil sie aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung bestimmte Muster kennt. Aber wie die Landschaft nun genau aussieht, das erkunden und erfahren wir gemeinsam. Das ist kein "Geheimwissen", das sie hat und mit mir teilt.

Für mich hat diese extrem konfrontative Haltung auch immer etwas von "ich stelle mich über dich". Der Therapeut wird zum "Allwissenden", der dir Hilfesuchenden zeigt, was "richtig" ist. Teil davon ist sicher meine eigene Zuschreibung. Aber gleichzeitig wird in so einem Konfrontations-Setting auch ganz schnell der Raum eng und deine eigene Wahrnehmung hat keinen Platz mehr. Bei mir war es so, dass mir von der Therapeutin, wenn ich widersprochen habe und gesagt habe, dass ich die Dinge anders sehe, ganz schnell unterstellt wurde, dass ich im "Widerstand" bin. Das wird dann zum Totschlagargument, das alle sinnvolle Auseinandersetzung unterbindet.

Ich bin dann mit meinem Beziehungsmuster (das dem was du als deine Probleme beschreibst nicht unähnlich ist) irgendwann in die innere Unterwerfung gerutscht. Ich habe mich untergeordnet, um dafür im Austausch "Beziehung" zu erhalten. Auch fand ich die ständigen wiederkehrenden Auseinandersetzungen anstrengend und sie haben mich nicht weiter gebracht, im Gegenteil: Es ging mir mit der Zeit immer schlechter.

Ich bin lange - zu lange - geblieben. Auch weil ich glaubte "das muss so" und weil wir verinnerlicht haben, dass wir Schmerzen aushalten müssen, "nur die harten kommen in den Garten" usw.
Therapie ist schmerzhaft und anstrengend genug wenn die Beziehung zwischen dir und dem Therapeuten tragfähig ist. Aber es gibt keinen Grund, sich in so ein Muster zu begeben, das von Anfang an alle deine Trigger drückt. Das ist so als ob du mit Zahnschmerzen zum Hufschmied gehst wie im Mittelalter anstatt zu einem Zahnmediziner der state of the art behandelt. Und ich vermute mal, der Zahnarzt wird alles tun um den Zahn zu erhalten, während der Hufschmied nur seine Kneifzange kennt und es zu Betäubung ein Fass Met gibt.
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Montana
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 11:10

Sakiri hat geschrieben: Do., 22.02.2024, 22:22 Er meldete mir dann rück, dass ich die Botschaften, die ich da von meiner Mutter wahrnahm (Ablehnung, ein Alien sein), viel zu stark internalisiert hätte und mein Leben mittlerweile so ausrichte, als stimme die Botschaft.
Sowas ist halt auch überhaupt nicht hilfreich. Es hört sich an, als hättest du als Kind da etwas gravierend falsch gemacht, dabei stimmt das gar nicht. Du hast dir ein Bild von der Welt und deinem Platz in dieser Welt geschaffen, so wie Kinder das tun, und zwar alle Kinder. Dir jetzt zu sagen, du sollst einfach mal dein Weltbild ändern, nö, das funktioniert leider nicht. Du hast ja schließlich nicht nur von deiner Mutter übernommen, dass an dir etwas verkehrt sei, sondern du hast auch nicht erfahren und in dein Selbstbild integrieren können, dass du gut und richtig und liebenswert bist. Was eigentlich hätte sein sollen. Da nützt es wenig, wenn du rational weißt, dass du nicht schlechter bist als andere Menschen. Die innere Überzeugung konnte sich nie entwickeln.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 11:28

Eben, das sehe ich genauso.
Zwar steht die rein rationale Erkenntnis durchaus am Anfang, sie ist auch wichtig. Aber das allein hilft gar nichts. Ich kann theoretisch alles wissen. Wenn ich es nicht fühle ändert sich da gar nichts.
Das wäre ja auch total einfach wenn es so läuft, dann bräuchte man keine Therapie, sondern nur ein paar Stunden Coaching. Theoretische Erkenntnisse helfen aber leider nicht weiter wenn sie allein dastehen und vor allem nicht wenn sie einem nur so hingeschleudert werden, konfrontativ, als Angriff, ohne Empathie.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 23.02.2024, 11:55

Montana hat geschrieben: Fr., 23.02.2024, 11:10
Sakiri hat geschrieben: Do., 22.02.2024, 22:22 Er meldete mir dann rück, dass ich die Botschaften, die ich da von meiner Mutter wahrnahm (Ablehnung, ein Alien sein), viel zu stark internalisiert hätte und mein Leben mittlerweile so ausrichte, als stimme die Botschaft.
[...]Da nützt es wenig, wenn du rational weißt, dass du nicht schlechter bist als andere Menschen. Die innere Überzeugung konnte sich nie entwickeln.
Wie die anderen schon sagen: Rational ist das alles glasklar. Unsere Verknüpfungen im Gehirn und unsere Gefühle laufen aber nun mal nicht rational ab. Und das lässt sich auch nicht mit Verstand und purer Willenskraft ändern.

Die Argumentation des Therapeuten lässt auch außen vor, dass es für dich (als Kind) möglicherweise überlebenswichtig war, die Botschaften deiner Mutter zu internalisieren, um Schlimmerem (Bestrafung, noch mehr Demütigung) zu entgehen. Und als Kind kannst du solchen Botschaften auch nichts entgegensetzen, denn du bist abhängig und hast auch noch nicht die emotionale und intellektuelle Reife. Der Therapeut vermittelt dir aber - das sei DEIN Fehler gewesen, dass du diese Botschaften internalisiert hast. (Seine Botschaft: Wie "dumm" von dir!) Das lässt die Erkenntnisse der Bindungs- und Traumaforschung komplett außen vor. Und ich wage zu bezweifeln, dass es sinnvoll ist, die eine Falschbotschaft mit der nächsten Falschbotschaft (es ist dein "Fehler", dass du das internalisiert hast...) zu ersetzen.
Zuletzt geändert von lisbeth am Fr., 23.02.2024, 12:08, insgesamt 1-mal geändert.
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― Anne Lamott

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