Panik vor Therapieende

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lisbeth
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 09:43

Ganz grundsätzlich nochmal:

Habt ihr denn im Laufe der Therapien auch an Stabilisierungsmethoden und -techniken gerabeitet? Hast du inzwischen Erfahrung, was dir in Ausnahmesituationen gut hilft, damit du aus scheinbar unerträglichen emotionalen Zuständen wieder besser herausfindest? Hast du da aktuell Zugriff drauf, versuchst du es zumindest das anzuwenden? Wenn nein, warum nicht?
Und, um einem gängigen Missverständnis vorzubeugen: Skills und Stabilisierungstechniken sorgen nicht unmittelbar dafür, dass die blöden Gefühle komplett weg sind. Sie helfen mir dabei, den Moment zu überstehen wo sich die Welle gefühlt immer weiter auftürmt und dann über mich rüberschwappt. Und im nächsten Moment (der manchmal aber auch Stunden entfernt sein kann :anonym: ) hat sich die Lage dann schon wieder verändert. Nicht normalisiert, aber zumindest verändert. Und ich bin vielleicht wieder ein klein wenig mehr handlungsfähiger als ich es war als ich mitten in der Emotionswelle war.

Ich würde mich an deiner Stelle auch mal prophylaktisch bei einer psychosomatischen Akutklinik deiner Wahl auf die Warteliste setzen lassen - für alle Fälle. Damit du, falls du weiter dekompensierst zeitnah aufgenommen werden kannst. Vielleicht kommt ja auch die Klinik wo du schonmal warst in Frage? Bei der Klinik in der ich zweimal war, war es zB so, dass ich als "Wiederholungspatientin" (auch wenn der erste Aufenthalt schon mehrere Jahre her war) schneller drankam als eine Neuanmeldung.

Und: Kann dein Therapeut dich vielleicht an eine PIA (Psychiatrische Institutsambulanz) in deiner Nähe überweisen? Damit du dort eine Andockstelle hast für Psychiatrische Unterstützung und stabilisierende Gespräche?

Weitere Ideen für Netzwerk: Gibt es in deiner Region einen Krisendienst? Eventuell wäre auch das eine erste Anblaufstation in Krisensituationen.
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 09:46

Libellenflügel hat geschrieben: Di., 12.03.2024, 23:20 Rückfallprophylaxe bei jemand Neuem hält er nicht für sinnvoll, da ich extreme Vertrauensprobleme habe und mich schwer öffnen kann.
aha, ER hält das für nicht sinnvoll. Nett.
DU entscheidest das und ich würde dir tatsächlich raten zu nehmen was möglich ist.
Er hat das richtig verbockt, das ist echt schief gelaufen. Erst Exposition anfangen und dann abbrechen mit "ach hoppla, klappt doch nicht, ach übrigens, ich geh weg" ist praktisch ein Kunstfehler.
Das nützt dir aber jetzt auch nichts, ich kann dir nur wünschen und raten nach vorne zu schauen und für dich rauszuholen was eben geht.
Es ist auch in Bezug auf Folgetherapie nichts in Stein gemeißelt, es gibt immer mehrere Möglichkeiten, das musste ich leider auch lernen.

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Montana
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 09:55

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 13.03.2024, 09:14 Grosse psychiatrische Krankenhäuser und Uni-Kliniken bieten sowas häufig an. Die vermitteln unter anderem auch geeignete Therapien.
Eher nicht. Es gibt, realistisch betrachtet, keine Stelle, die in großem Stil geeignete Therapien vermittelt, weil Therapieplätze generell Mangelware sind.

Sowas passiert im Kleinen. Ich habe selber einige vermittelt, mehrere Therapieplätze und einen Platz bei einem Psychiater ohne Kapazitäten für Neuaufnahmen. Das läuft über "Ich kenn da jemanden und frage mal nach". Und es funktioniert nur, weil da nicht jeden Tag zehn Leute nachfragen. Und Leute, die solche Kontakte haben, trifft man evtl. in einer kleinen Beratungsstelle (das Glück hatte ich selber) oder in einer SHG (da trifft man z.B. mich) oder zufällig ganz woanders im Leben (ich habe auch eine Frau vermittelt, die ich am anderen Ende von D kennengelernt habe und die zufällig aus meiner Ecke kam).

Darum würde ich die Fühler in alle Richtungen ausstrecken. Je mehr, desto besser. Auf keinen Fall erwarten, dass eine einzige große Anlaufstelle eine Lösung bieten kann. Können die nicht, weil da so viele Menschen hinkommen.
Zuletzt geändert von Montana am Mi., 13.03.2024, 10:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Montana
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 10:00

Man kann sich nicht einfach so auf die Warteliste einer Klinik setzen lassen. Dafür braucht man zumindest mal eine Überweisung für ein ambulantes Vorgespräch, und dann wird entschieden, ob man auf die Warteliste aufgenommen wird. Auch auf ein Vorgespräch wartet man erstmal. Daher ist es wirklich ratsam, das mal zeitnah anzugehen. Sieht man sich erst um, wenn die Hütte brennt, dann wird es ganz schwierig.

Solche Kliniken nehmen aber niemanden, der akut suizidal ist. Da wäre ich mit Äußerungen in der Richtung ganz vorsichtig. Wenn die also fragen, dann bist du natürlich überhaupt nicht gefährdet. Schließlich wird sich bis zum Ablauf der Wartezeit ohnehin viel getan haben und das kann man jetzt noch gar nicht absehen. Es gibt keinen Grund, dich nicht auf eine Warteliste zu nehmen.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 10:02

Genau so wie Montana das sagt ist es leider!
Es gibt keine zentrale Stelle, das sind alles kleine Schritte, halb geheime Informationen, einzelne Leute und Stellen die weiter helfen und Zufälle, Glück. Und leider ist Hartnäckigkeit gefordert von Leuten die einen Therapieplatz brauchen. Gerade auch in Traumatherapie.
Aber es ist nicht unmöglich!
Deshalb rate ich da auch immer, mehrgleisig zu fahren und strukturiert und beharrlich vorzugehen. Also nicht nur vielleicht mal ne Selbsthilfegruppe oder dann vielleicht mal schauen ob es eine Beratungsstelle gibt.
Sondern JETZT alles angehen. Das kostet Zeit, Energie, Nerven, Kraft. Aber es lohnt sich!

Es gibt Ausbildungsinstitute für Psychotherapeuten, die bieten Zusatzqualifikationen in Traumetherapie an. Die suchen durchaus Patienten, aber auch das wird nirgendwo ganz offiziell kommuniziert, weil die sonst überrant würden.

Meine Therapeutin z.B. (und viele andere die ich kenne) haben gar keine Homepage und auch nirgendwo einen Hinweis dass sie Traumatherapie machen. Das ist alles nur über Erfragungen und Tipps zu erfahren

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lisbeth
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 10:06

Montana hat geschrieben: Mi., 13.03.2024, 10:00 Dafür braucht man zumindest mal eine Überweisung für ein ambulantes Vorgespräch, und dann wird entschieden, ob man auf die Warteliste aufgenommen wird.
Bei mir lief das - bei beiden Aufnahmen - ohne Vorgespräch. Hängt vermutlich von der Klinik ab. Aber genau, die Einweisung brauchts auf alle Fälle. Die sollte aber auch der Therapeut ausstellen können.
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Montana
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 10:08

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 13.03.2024, 10:02 Meine Therapeutin z.B. (und viele andere die ich kenne) haben gar keine Homepage und auch nirgendwo einen Hinweis dass sie Traumatherapie machen. Das ist alles nur über Erfragungen und Tipps zu erfahren
Das ist bei meinem auch so.

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Beitrag Mi., 13.03.2024, 10:10

lisbeth hat geschrieben: Mi., 13.03.2024, 10:06 Hängt vermutlich von der Klinik ab. Aber genau, die Einweisung brauchts auf alle Fälle. Die sollte aber auch der Therapeut ausstellen können.
Genau, das erfragt man am besten bei der Klinik. Oft gibt auch die Homepage Hinweise.

Dass ein Therapeut eine Einweisung ausstellen könnte, habe ich noch nie gehört. Ich war in zwei solcher Kliniken, und da brauchte es für die Vorgespräche eine Überweisung und für die Aufnahme eine Einweisung, beides vom FACHarzt, also weder Hausarzt noch Therapeut hätten die ausstellen können.

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Beitrag Mi., 13.03.2024, 10:31

Seit 2017 dürfen Psychotherapeuten Klinikeinweisungen ausstellen. Machen die meisten trotzdem nicht, weshalb auch immer und verweisen lieber auf den Facharzt (Psychiater). Da es hier keinen Facharzt gibt, würde ich mir in der Situation der TE die Einweisung vom Therapeuten ausstellen lassen. Das ist das mindeste was er jetzt noch tun kann und sollte.
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 12:22

Ah, danke für die Aufklärung. Dann ist das wirklich eine gute Idee. Es reicht halt dann leider nur noch für den ersten Kontakt, weil man für die Aufnahme in einem anderen Quartal schon wieder eine neue braucht. Aber immerhin.

Ach, und damit hätte sich doch das Thema mit der Einweisung gegen den Willen der TE erledigt, oder? Soll er eine Einweisung ausstellen, und DU überlegst dir und entscheidest selbst, wo und wann du in eine Klinik gehen möchtest. Und wenn du es dann doch nicht willst, dann sagst du halt wieder ab. Aber nimm es in die Hand, dann wird er auch beruhigt sein, dass du das hinbekommst, dich zu kümmern. Es ist (ich glaube jemand erwähnte das schon?) halt auch nicht hilfreich, in einer Allgemeinpsychiatrie zu landen. Also da, wo es Dank gesetzlichem Versorgungsauftrag immer irgendwie einen Platz gibt, ein Sammelbecken für alles, oft ohne Therapieangebote.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 12:43

Montana hat geschrieben: Mi., 13.03.2024, 12:22 Es reicht halt dann leider nur noch für den ersten Kontakt, weil man für die Aufnahme in einem anderen Quartal schon wieder eine neue braucht. Aber immerhin.
Stimmt so nicht. Die Einweisung bleibt auch übers Quartal hinaus gültig.
. Eine Einweisung ist grundsätzlich so lange gültig, bis der Behandlungsfall vom Krankenhaus abgeschlossen wird (auch: vorstationäre Untersuchung und Behandlung).
Quelle: KV Hessen
https://www.kvhessen.de/praxis-manageme ... Behandlung).
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 13:23

Ja, nur ist das Ärzten und Kliniken gern mal egal, wie lange eine Überweisung oder Einweisung eigentlich gültig wäre. Da habe ich schon Diskussionen geführt. Letztendlich entscheiden die das, und wenn man das gewünschte nicht abliefert, dann hat man einfach Pech gehabt.

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Montana
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 13:25

PS: irgendwelche Obergrenzen wird es aber schon auch geben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei Wartezeiten von 1 bis 2 Jahren wirklich keine neue Einweisung braucht. Obwohl das natürlich schwierig werden kann, wenn man bei einem Therapeuten dann längst nicht mehr ist, weil die kassenfinanzierte Therapie gar nicht so lange läuft.

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Libellenflügel
Helferlein
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 20:57

Ich bin verwirrt und weiß gerade nicht so recht, wie ich weiter vorgehen soll.
Soll ich das Thema mit dem Vertrauensbruch vor Weihnachten noch mal ansprechen? Oder besser abhaken (was wohl nicht so einfach geht)?

Der Gedanke an einen Klinikaufenthalt fällt mir echt schwer. Nicht, weil ich es mir für mich nicht vorstellen könnte, ich bin verzweifelt und weiß nicht mehr, wie ich mit mir selbst umgehen soll und würde gerne Hilfe annehmen.
Aber ich lebe allein mit meiner Tochter. Sie ist zwar schon 15 Jahre alt, hat aber unsere Trennung schwer verkraftet und musste durch meine Depression in den vergangenen Jahren viel einstecken, was sich auch psychisch ausgewirkt hat. Ich habe mich zwar immer mit der Kraft, die mir zur Verfügung stand, um sie gekümmmert, es war mir das Wichtigste, dass meine Kinder nicht das erfahren müssen, was ich erfahren habe. Aber ob ich das immer geschafft habe? Vermutlich nicht.
Ich müsste sie alleine zurück lassen, schon wieder. Es gibt natürlich den Vater, aber sie hat kaum Kontakt zu ihm und müsste wochenlang von zuhause weg.
Außerdem ist sie im letzten Schuljahr, sie hat Abschlussprüfungen und ich möchte sie jetzt nicht belasten, ich möchte, dass sie sich auf ihren Abschluss konzentrieren kann. Ich möchte ihr das jetzt nicht kaputt machen. Und ich müsste das mit ihr besprechen, dann würde sie sich Sorgen machen. Ich muss noch so lange durchhalten.
Sie ist der Hauptgrund, der gegen die Klinik spricht. Nur für sie beiße ich die Zähne zusammen. Ansonsten sprich natürlich vieles dafür und vielleicht kann ich mich mal nach den Wartezeiten verschiedener Kliniken umhören.


@münchnerkindl:
Tatsächlich wurde erst kürzlich in der Nachbarstadt eine Akut- Traumaambulanz gegründet. Ich weiß aber nicht, ob ich da richtig wäre, ist ja eher für aktuelle Traumata gedacht.
Und ich habe den Gedanken, den wahrscheinlich viele andere auch haben: meine Traumata sind nicht schlimm genug....habe ich überhaupt die Berechtigung, meine Erfahrungen so zu bezeichnen?

@lisbeth:

Ich stelle es mir selbst auch schwierig vor, diese paar Stunden der Rückfallprophylaxe bei einem neuen Therapeuten zu machen. Bis ich alles erzählt und Vertrauen gefasst habe, sind die Stunden schon um.
Ich würde mich tatsächlich lieber auf eine neue Therapie konzentrieren, aber wie gesagt bin ich unsicher, ob ich die bekomme.
Nein, Wut war nie da. Aber die spüre ich generell kaum. Er hat mich zur NET auch nicht überredet, wir haben gemeinsam überlegt, ob wir es machen und ich habe mich dafür entschieden. Allerdings wusste ich da noch nicht, was noch kommen würde....
Ich spüre hauptsächlich Angst, Trauer, Einsamkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Schuld....alles vermischt zu diesem großen Schmerz in mir.
Allerdings, nun, da wir diese lange Pause haben, kommt so etwas wie Trotz in mir hoch. " Ich werde dir zeigen, dass ich dich nicht brauche". Aber es ist wenig überzeugend.
Eben bemerke ich, dass ich ihn in Schutz nehmen möchte. Es ist schon seltsam, dass ich sein Versäumnis, seine Fehler nicht so sehen kann wie ihr....

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SinnIch
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Beitrag Mi., 13.03.2024, 21:03

Wäre dann nicht Tagesklinik eine Idee? Dann wärst du nachmittags wieder zuhause.

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